Ecuador & Galapagos 2014

"Land der Kontraste"

Diesmal fiel die Wahl unseres Reiseziels auf ein relativ kleines südamerikanisches Land, das voller Vielfalt steckt. Es liegt mitten auf der Äquatorlinie und erhielt dadurch den klangvollen Namen Ecuador. Es grenzt an Kolumbien, Peru und den Pazifik. Hier findet man das reichbesiedelte hügelige Küstengebiet, das Andenhochland mit seinen wunderschönen wilden Vulkanen und alten von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Städten, den tropischen immergrünen Regenwald des Amazonasbeckens und natürlich die Galapagos-Inseln mit ihrer einzigartigen Tierwelt, die ca. 1000 km von der Küste entfernt im Pazifik liegen.
Diese Kontraste reizten uns besonders und so entstand eine Reise voller Vielfalt, die im Nachhinein zu einer der schönsten Reisen wurde, die wir je gemacht haben.
Zu Anfang lag unser Hauptaugenmerk auf den Galapagos-Inseln, die wir per Segelboot bereisen wollten. Doch je weiter ich mich in das Land einarbeitete, desto mehr rückten auch andere Gebiete ins Visier. Wir können doch nicht in dieses unglaubliche Land gehen, ohne den Regenwald zu sehen und unsere geliebten Vulkane. So entstand mit Hilfe unseres Reisepartners Leguan-Reisen, nach und nach eine Reise voller Kontraste. Wir entschieden uns für die Sacha-Lodge am Rio Napo im Amazonasbecken, um den tropischen Regenwald hautnah zu erleben. Wir mieteten ein Auto um die Straße der Vulkane zu erkunden, deren Weg führte uns von Quito zuerst in den Norden über Otavallo nach Ibarra, zum Vulkan Cotopaxi (5900 m), nach Banos mit dem Vulkan Tunguahura (5016 m), weiter zum Vulkan Chimborazo (6310 m - höchster Berg Ecuadors), nach Cuenca und zum Abschluss nach Guayaquil in der Pazifikküsten-Ebene. Von dort aus würde uns ein Flieger auf die Galapagos-Inseln bringen, wo wir an Bord unseres Segelschiffes der „Mary Anne“ gehen würden.
So sah zumindest unser Plan aus. Ob auch alles so geklappt hat, wie wir es uns gewünscht haben, könnt ihr im nachfolgenden Bericht lesen.…
Freitag, 31.10.2014
1. Tag

Um 3.40 Uhr schrillte mein Wecker. Noch völlig schlaftrunken stellte ich ihn ab. Endlich war es soweit, der Tag unserer Reise in ein neues Abenteuer war gekommen. Wieder einmal stand der Abschied von unseren Katzen bevor. Diesmal wirkte unser Pauli besonders betroffen. Er war sehr leise und ruhig, hob traurig schauend den Kopf und wollte seine Ruhe, während Micky unser kleiner Wirbelwind wie wild durch die Wohnung schoss und schon mal nach etwas Fressbarem Ausschau hielt. Lucy war diesmal relativ relaxt und blieb schlafend auf ihrem Lieblingsplatz liegen. Wie immer fiel mir der Abschied von unseren Katzen besonders schwer und auch diesmal verdrückte ich mir die Tränen. Wir knuddelten die Süßen noch einmal und verließen die Wohnung. Natürlich hatte ich etwas vergessen und musste noch einmal hoch. Ich knuddelte die Miezen ein letztes Mal, dann konnte es losgehen.
Als wir am Flughafen ankamen, öffneten gerade die Schalter der KLM. Die Reisetaschen waren schnell aufgegeben und wir verabschiedeten uns von Chris Mutti, die uns zum Flughafen gefahren hatte.
Bei McCafé gab es erstmal das dringend benötigte Koffein. Chris war auch noch etwas müde und hatte aus Versehen zwei Mokka und einen Milchkaffee geordert. Für uns natürlich kein Problem. Kurze Zeit später war auch schon Boarding, der Flieger nach Amsterdam war brechend voll. Leider hatte es dichten Nebel und so verzögerte sich der Abflug. Da wir nur ca. 1,5 Stunden zum Umsteigen Zeit hatten, waren wir etwas nervös und schauten immer wieder auf die Uhr. Nach ca. 30 Minuten hoben wir endlich ab und landeten bei dunstigem Wetter um 8.50 Uhr auf dem Amsterdamer Flughafen. Als wir endlich aus dem Flieger kamen, hatten wir nur noch 45 Minuten Zeit, um unseren Anschlussflug nach Quito zu bekommen. Fast schon im Dauerlauf hetzten wir durch den Amsterdamer Flughafen. Zum Glück war der Flughafen gut beschildert und der Weg zwar weit aber einfach erkennbar. Die Passkontrolle wurde von einem Automaten erledigt. Am Gate war es voll und eine lange Schlange stand vor dem Eingang. Wir verfielen leicht in Panik, denn hier wurde noch einmal das Handgepäck durchleuchtet. Zum Glück gab es die Priority Lane, so dass wir um 9.50 Uhr im Flugzeug saßen. Auch dieser Flug war ausgebucht und die Bestuhlung in der Boing 777 mit 3-3-3 nicht so toll, aber dafür war der Beinabstand zum Vordersitz ausreichend. Wir flogen ja zum ersten Mal mit KLM und waren positiv überrascht. Das Essen war besser als gedacht und es gab sogar ein Eis als Zwischenmahlzeit. Der Service war auch sehr nett. Da es ein Tagesflug war, schauten wir ein paar Filme und vertrieben uns so die Zeit.
Auf fast direktem Weg flog unsere Maschine die Machu Picchu (ein Fingerzeig?) ihrem Ziel Quito, der Hauptstadt Ecuadors entgegen. Quito liegt nur 20 km südlich des Äquators und ist auf 2850 m die höchstgelegenen Hauptstadt der Welt, deren historische Altstadt aus der spanischen Kolonialzeit von der UNESCO 1978 zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Über Südamerika schauten wir immer wieder aus dem Fenster doch über den Anden türmten sich die Wolken zu riesigen Bergen auf und wir konnten nichts erkennen. Kurz vor Quito lichteten sie sich etwas und wir landeten bei wunderbarem Fotowetter. Über den Bergen hing eine riesige Gewitterfront, von der Sonne im schönsten Licht beschienen. Wow, das war ja eine Begrüßung. Für die Passkontrolle und eine weitere Durchleuchtung des Gepäcks am ecuadorianischen Zoll vergingen noch einmal 45 Minuten und dann standen wir im Empfangsbereich des Flughafens, wo schon ein Fahrer des Hotels mit Namensschild auf uns wartete. Bei schönstem Sonnenuntergang mit rotglühenden Wolken fuhren wir der Hauptstadt Ecuadors entgegen und lernten gleich einmal die berühmte Rushhour kennen. Autos über Autos schlängelten sich in Richtung Stadt. Unser Fahrer fuhr über allerhand Nebenstrecken in die Altstadt. Überall standen Straßenstände an denen gegrillt wurde. An den Ampeln boten Straßenverkäufer ihre Ware oder Scheibenwaschdienste an. Die Fahrweise der Ecuadorianer war sehr rasant und sportlich, Rücksicht auf andere Autos wurde hier nicht genommen. Die Hupe diente der Kommunikation. Da verwunderte es einen schon am ersten Tag, dass wir keine Unfälle gesehen haben. Die abenteuerliche aber auch sehr interessante Fahrt dauerte noch einmal 1,5 Stunden, dann kamen wir endlich in der Straße unseres Hotels - Casa el Eden an.
Sind wir hier wirklich richtig, wunderten wir uns, denn überall am Straßenrand standen sehr dürftig bekleidete Damen oder Herren in Damenkleidung rum. Unsere Stimmung schwankte zwischen Belustigung und Verwunderung, aber auch nach mehrmaligem Blinzeln, standen die Damen immer noch am Straßenrand und genau daneben hielt unser Taxi. Das waren eindeutig Prostituierte. Die ist ja hässlich wie die Nacht, war Chris Kommentar. Ich hatte Mühe den offenen Mund wieder in den Griff zu bekommen und nickte nur stumm, die Frau war wahrscheinlich ein Mann. Unser Fahrer läutete und die Tür öffnete sich. Ein adrett gekleideter Herr mit einem liebenswerten Lächeln öffnete und lotste uns und unser Gepäck ins Innere des Hauses. Wieder stand mir der Mund offen. Gerade noch im Getümmel des Straßenstrichs standen wir nun in einer Oase der Ruhe. Ein kleiner Gang brachte uns in einen mit Glas überdachten Innenhof (Patio). Mario unser Wirt begrüßte uns herzlich und zeigte uns voller Stolz sein Hotel, das 100 Jahre alt ist und führte uns in unser Zimmer. Es lag im ersten Stock mit einem kleinen Balkon zur Straße hin. Vom Lärm bekam man dank der Doppelfenster nichts mit. Die Dusche war perfekt ins Zimmer eingebaut und mit einer Glasfront vom Schlafraum abgetrennt. Viele Fenster und hohe Wände ließen das Zimmer sehr hell und freundlich wirken. Wir waren hin und weg.
Wir machten uns etwas frisch und ließen uns von Mario ein Lokal empfehlen. Gleich um die Ecke sei das Theatrum (Café del Teatro) im National Theater, ein sehr gutes, etwas teureres Restaurant.
Da wir nicht mehr weit laufen wollten, reservierte Mario uns dort einen Tisch und 5 Minuten später saßen wir an einem toll gedeckten Tisch im ersten Stock mit Blick auf den Plaza Teatro. Rote Samtvorhänge, Kerzen und Kronleuchter zauberten eine stimmungsvolle Atmosphäre. Wir waren eindeutig nicht richtig angezogen, schoss es mir durch den Kopf. Mit uns war nur ein anderes europäisches Paar dort. Mit Spannung schauten wir in die Speisekarte und entschieden uns für Shrimp Ceviche, ein typisches südamerikanisches Gericht. Dabei wird roher Fisch in Zitronensaft eingelegt und mit gekochten Shrimps verfeinert. Rote Zwiebel, Koriander, Petersilie und etwas Chili runden das Gericht ab. Als Hauptgericht gab es frisch gegrillte ecuadorianische Prawns (Garnelen) auf Kartoffelpüree mit Mais und Pesto und überbackenen Seebarsch auf Bohnenmus – ein Traum für jeden Gaumen. Leider war für eine Nachspeise überhaupt kein Platz mehr. Sehr zufrieden mit der nötigen Bettschwere verließen wir das Lokal und begaben uns auf dem Rückweg. Wieder hatten wir eine Begegnung der dritten Art. Diesmal kam uns ein Mann mit langer strohblonder Perücke, super Mini und High Heels entgegen. Das allein war schon ein komischer Anblick, aber am besten war der Bierbauch, der unter dem Shirt hervor blitzte und frech über den viel zu kurzen Rock hing. Was war denn hier nur los. Aber klar wir hatten vergessen, dass Halloween war und die Mädels sich besonders hübsch gemacht hatten. Das erklärte so einiges!
Um ca. 20.30 Uhr nach einem langen Tag fielen wir hundemüde in unser Bett und schliefen sofort ein.

Übernachtung: Casa el Eden, Quito

Samstag, 01.11.2014
2. Tag

Um 6 Uhr in der Früh erwachten wir voller Tatendrang. Nach einer kurzen Dusche warfen wir einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne lachte uns entgegen. Noch vor dem Frühstück wanderten wir zur Basilika von Quito (Basilica del Voto Nacional; Basilica of the National Vow). Der Bau dieses beeindruckenden neugotischen Gebäudes wurde Anfang des 19. Jahrhunderts begonnen und 1924 abgeschlossen. Die römisch-katholische Kirche schaut dem Notre Dame in Paris aber auch dem Kölner Dom sehr ähnlich. Leider war gerade Messe und so durften wir nicht in den Innenraum, so betrachteten wir erst einmal ehrfurchtsvoll dieses gigantische Bauwerk von außen. Neben der beeindruckenden Architektur, faszinierten uns besonders die ungewöhnlichen Wasserspeier, die aus den Bögen der Kirche schauten. Es sind allesamt Darstellungen von ecuadorianischen Tieren wie Gürteltieren, Leguanen, Delfinen und Galapagos-Schildkröten. Den Innenraum wollten wir uns ein anderes Mal anschauen, denn mittlerweile meldeten sich unsere Mägen, denn es war Frühstückszeit.

Das Frühstück wurde von Mario und seiner Frau Blanca zubereitet. Es gab frische Semmeln mit Marmelade und immer zwei frisch gepresste Obstsäfte aus einheimischen Früchten. Blanca wollte uns so die exotischen Früchte Ecuadors näher bringen. Die Säfte wurden entweder mit Milch oder Wasser zubereitet und waren absolut lecker. Wir hatten bisher weder die Namen gekannt, noch die Früchte irgendwo gesehen und waren schwer beeindruckt. Neben den bekannten Guaven, gibt es in Ecuador die Tomate de Arbol oder Tamarillo. Sie sieht fast wie eine Tomate aus und schmeckt auch ein wenig danach. Dann gab es noch einen Saft der Chirimoyo oder Cherimola mit hellem Fruchtfleisch und vielen kleinen schwarzen Kernen. Der Saft wird oft mit Milch zubereitet und war ebenfalls sehr lecker. Unsere persönlichen Lieblingssäfte wurden schnell der Morasaft, eine brombeerähnliche Frucht (Maulbeere), deren Saft einfach unbeschreiblich lecker ist und die Naranjilla oder Lulo, eine orange runde Frucht mit gelben Fruchtfleisch und vielen kleinen weißen Kernen, deren Geschmack in Richtung Passionsfrucht geht. Auch die Rühreier wurden von Blanca lecker zubereitet und mit viel Koriander gewürzt. Eigentlich sind wir beide nicht so die Korianderfans, aber hier schmeckte es uns ausgezeichnet.
Gut gestärkt gingen wir in die Altstadt. Am Plaza Grande im Herzen der Altstadt war es noch sehr ruhig und nur wenige Leute waren unterwegs. Der Platz ist von Palmen gesäumt und von vielen historischen Gebäuden wie dem Bischofssitz, dem Präsidentenpalast und der Kirche La Catadral eingefasst. Auch schon am Morgen zeigten Polizisten Präsenz und wir fühlten uns sehr sicher. So schlenderten wir ein paar Runden um den Plaza Grande und ließen die kolonialen Bauten auf uns wirken. Weiter spazierten wir zum Plaza de San Francisco wo wir direkt vor der sehr alten und weitläufigen Kirche (Iglesia de San Francisco) standen, deren Wände aus den Resten des Inkapalastes Huayna Capac erbaut wurden, der sich an gleicher Stelle befand. Über eine Steintreppe gelangten wir auf den beeindruckenden Platz und genossen die Ansicht dieser eindrucksvollen Kirchenfassade. Viele Tauben tummelten sich hier und drehten immer wieder Runden um den Platz.

Plaza de la Independencia - Plaza Grande, Quito, Ecuador Cathedral of Quito, Ecuador Cathedral of Quito, Ecuador Palacio de Carondelet am Plaza Grande, Quito, Ecuador Plaza an der Kirche San Francisco (Iglesia de San Francisco), Quito, Ecuador Kirche San Francisco (Iglesia de San Francisco), Quito, Ecuador Kirche San Francisco (Iglesia de San Francisco), Quito, Ecuador Kirche San Francisco (Iglesia de San Francisco), Quito, Ecuador
Von hier aus lächelte uns die Jungfrau Quitos an, die hocherhaben auf dem Hügel El Panicillo (Brötchen-Hügel) steht. Langsam näherten wir uns dem Hügel und begannen mit dem Aufstieg. Hier merkten wir deutlich die Höhe und schon nach kurzer Zeit waren wir nass geschwitzt und keuchten die Treppenstufen hoch, der Jungfrau entgegen. Vorbei ging es an einigen ärmeren Häusern. Noch vor zwei Jahren war es fast unmöglich hier alleine entlang zu laufen, denn es wurden immer wieder Touristen ausgeraubt. Erst, als sich Polizisten als Touristen verkleidet, ausrauben ließen, konnten die Gauner festgenommen werden. Es wurde wieder friedlich am Berg und man konnte alleine den Aufstieg wagen. Je höher wir kamen, desto besser wurde die Aussicht und schon bald waren wir hoch über den Dächern Quitos. Waren wir gerade noch allein unterwegs, tummelten sich hier oben schon die Touristen und die Verkaufsstände öffneten langsam. Ein Panflötenspieler spielte wunderschön auf seiner Panflöte und so summten bekannte Melodien durch unsere Köpfe, während wir die Jungfrau umrundeten. Die La Virgen de Quito trägt eine Sternenkrone, hat Flügel und hält eine Kette in der Hand. Sie steht auf einem Drachen der auf einer Weltkugel liegt und wacht über die Stadt.
Von hier oben hatten wir einen guten Rundumblick auf die Stadt die in einem Talkessel liegt. Auf der einen Seite schauten wir auf die Altstadt mit ihren historischen Gebäuden, links dahinter türmten sich die Hochhäuser des „neuen“ Quito auf. Davor stand prächtig auf einer Anhöhe unverkennbar „unsere“ Basilika und zu allen anderen Seiten stapelten sich Häuser die Berge hinauf. Die Ausmaße der Stadt waren echt beeindruckend.

Auf dem gleichen Weg gingen wir wieder zurück in die Stadt. Schon beim runter gehen, fiel uns der riesige völlig anders aussehende Friedhof auf und spontan beschlossen wir, ihn uns etwas näher anzuschauen. Je näher wir dem Friedhof kamen, desto größer wurde der Trubel. Klar, es war Allerheiligen und so waren Hunderte von Katholiken auf dem Weg zum Friedhof. Wir folgten den Massen vorbei an Futterständen, wo knusprig gebratenen Schweine mit dekorativen Äpfeln im Maul und andere ecuadorianische Köstlichkeiten angeboten wurden, weiter an Blumen- und Kerzenständen entlang, bis wir vor dem Eingang zum Friedhof standen, der eher an ein riesiges Parkhaus als an einen Friedhof erinnerte. Ein geschwungener Weg führte uns Ebene für Ebene hinauf bis ans Tageslicht. Überall waren dicke Wände in denen übereinander Grabtüren angebracht waren. Alles war sehr bunt und farbenfroh. Leute richteten die Gräber her und überall wurde verziert, gemalert und verschönert. Eine Musikkapelle spielte. Die Atmosphäre war heiter und ausgelassen. Der ganze Komplex war verwirrend und wir brauchten schon eine lange Zeit bis wir den Übergang zum Freigelände fanden. Auch hier waren wieder hohe Mauern in denen viele Särge Platz fanden. Die Leute brauchten Leitern, um ihre Angehörigen zu besuchen. Wir liefen staunend über den Friedhof, der so ganz anders war und vor Leben strotzte.

Mittagspause machten wir im Café Plaza Grande, wo wir mal wieder Ceviche aus Shrimps und Fisch bestellten. Dazu wurde knuspriger Mais und Chips gereicht. Jetzt um die Mittagszeit merkte man deutlich das Wochenende bzw. den Feiertag, denn überall tummelten sich Menschenmassen. Eisverkäufer liefen mit selbstgemachten Eis durch die Straßen, Getränke wurden angeboten und bei den Schuhputzern herrschte Hochbetrieb. Befremdlich wirkten auf uns die Hundeverkäufer, die mit zwei Welpen auf dem Arm durch die Straßen liefen und die Kleinen anboten. Weitere Welpen hatten sie in einer Tasche dabei. Die Kleinen waren furchtbar süß aber für unseren Geschmack viel zu früh von der Mutter getrennt. Da die Ecuadorianer sehr tierlieb sind, liefen entsprechend viele Leute mit Welpen herum, deren Niedlichkeit man kaum widerstehen konnte. Andere boten wiederum Klamotten für die Hunde an, sehr farbenfroh und scheußlich. Selbstverständlich hatten sie Modells dabei, die uns jedes Mal einen mitleidigen Schmunzler entlockten. Sie liefen mit Schirmmützen, Schuhen, Kleidern oder Mänteln bekleidet herum….
Durch die Höhe und die Sonne brummte mir ganz schön der Kopf und so machten wir erst einmal eine Pause in unserer Oase, der Casa el Eden.
Später ging es wieder zurück zum Plaza Grande. Dort genossen wir einen exzellenten Cappuccino bzw. Mokka mit leckerem Fruchtsaft in einem Café am Erzbischofspalast.

Zum Abendessen hatten wir einen Platz im El Ventanal, einem tollen Restaurant mit Aussicht auf Quito reserviert, wo wir mit der Managerin, einer Deutschen, ins Gespräch gekommen sind. Dorthin begaben wir uns am späten Nachmittag und bestiegen somit unseren dritten 3000er an diesem Tag. Ist schon witzig wie schnell das in Quito geht, aber bei einer mittleren Höhe von 2850 m ist das ja nicht wirklich eine Leistung. Leider war vom Vulkan Cotopaxi nichts zu sehen und es war insgesamt eher zugezogen. Wir hofften auf die blaue Stunde, die sich hoffentlich zeigen wird. Daheim hatte Chris schon nach Bildern von Quito in der blauen Stunde gesucht und nichts gefunden. So standen wir rechtzeitig auf der Dachterrasse und harrten der Dinge die da kommen würden.
Langsam wurde es dämmrig und die Lichter der Stadt erwachten zum Leben. Die Wolken lichteten sich etwas und zogen sich auf die umliegenden Berge zurück. Je blauer die Stunde wurde, umso schöner wurden die Farben. So leuchtete der Himmel bald blau lila und die Wolken schimmerten in verschiedenen rosa Tönen. Unter uns lag die Altstadt und vor uns leuchtete die Jungfrau Quitos. Wow, war das schön! Als die Sonne weg war wurde es ganz schön kalt und so fanden wir es super, als wir als Aperitif vom Restaurant einen heißen Canelazo serviert bekamen. Er besteht aus Wasser, Zimt, Nelken, Naranjillasaft und einem Zuckerrohrschnaps. Er erinnert etwas an einen weißen Glühwein und schmeckt nicht nur sehr lecker, sondern wärmt auch noch durch.
Zum Essen waren wir im unteren Restaurant ganz alleine und genossen die Aussicht durch die Glaswand. Als Vorspeise hatten wir Shrimps und Thunfisch ausgesucht - sehr appetitlich angerichtet und als Hauptgericht verspeiste Chris ein Uruguay-Steak mit einer gefüllten überbackenen Kartoffel und ich ein leckeres Steak mit Shrimps in Portweinsoße auf Kartoffelpüree. Satt und sehr zufrieden wanderten wir den Hügel hinab zum Hotel zurück, wo wir noch ein Glas Wein tranken. Ein perfekter Tag ging ebenso perfekt zu Ende.  

Übernachtung: Casa el Eden, Quito

Sonntag, 02.11.2014
3. Tag
Da es an diesem Morgen bewölkt war, blieben wir bis zum Frühstück auf unserem Zimmer. Leider hatten wir uns am Vortag einen starken Sonnenbrand eingefangen und das trotz Sonnencreme. So schauten wir mit roten Gesichtern in den Spiegel und waren ganz froh, dass sich die Sonne hinter den Wolken versteckt hatte. Eigentlich hätten wir an diesem Morgen die Fahrt mit der Teleferico (einer Luftseilbahn) machen wollen, die einen vom Stadtrand auf die Ostseite des Vulkans Pinchincha auf 4000 m Höhe bringt. Von dort aus kann man den Vulkan besteigen oder auch einen schönen Spaziergang hoch über der Stadt machen. Doch bei dichten Wolken machte das natürlich überhaupt keinen Sinn und so beschlossen wir, uns ein paar Kirchen Quitos näher anzuschauen.
Nach dem leckeren Frühstück gingen wir hinauf zur Basilika. Auch diesmal war wieder Messe aber der Sicherheitsmann schickte uns nach hinten, wo wir für 2 Dollar den linken Turm hinauf steigen durften. Als erste Station hielten wir vor einem wunderschönen runden Buntglasfenster. Auf der anderen Seite konnten wir in die Kirche hinab schauen und der Messe zusehen. Besonders schön war die Musik, die mit Gitarre begleitet wurde. Da bekam ich schon eine Gänsehaut, denn es klang wundervoll in dieser Kirche. Auf den Turm führte uns eine sehr steile Treppe. Hoch oben wurden wir mit einer grandiosen Aussicht auf Quito belohnt und witziger Weise verzogen sich gerade die Wolken und die Sonne kam raus. Aber auch im Inneren des Turms waren wir begeistert, denn wir konnten hoch oben hinter den Uhren entlanglaufen und wo kann man das schon?!
Dann entdeckten wir auch noch einen Übergang zur anderen Seite. Über einen langen Steg konnten wir direkt über das Kirchenschiff gehen. Alleine das war schon gigantisch. Auf der anderen Seite führten Eisentreppen weiter hinauf und schon hatten wir Aussicht auf die beiden gegenüberliegenden Türme und die Uhren hinter denen wir gerade noch entlang gewandert waren. Über eine weitere steile Treppe gelangten wir an den höchsten Punkt des hinteren Turms. Das war ein Spaß und noch dazu diese wunderbare Aussicht über die Stadt. Wir waren völlig begeistert und konnten uns kaum trennen. Wir waren jetzt schon auf einigen Kirchen aber diese hier hat uns mit Abstand am meisten beeindruckt.
Zurück auf den Boden besichtigten wir noch die Ruhmeshalle der Staatschefs und liefen noch etwas um die Basilika herum.

Danach wanderten wir noch einmal in die Stadt, aber da war an diesem Tag ein endloser Trubel. Viele Straßen waren wegen Radfahrern gesperrt und Menschenmassen walzten durch die Altstadt. An jeder Ecke standen Bands, Clowns und Straßenverkäufer. Polizisten waren überall vertreten und Reisegruppen wurden von sachkundigen Führern durch die Straßen geschleust. Eigentlich wollten wir uns heute auch die bekannteste Kirche Quitos anschauen, die La Compania de Jesus, doch ausgerechnet an diesem Sonntag war sie geschlossen und so sahen wir uns nur die beeindruckende Fassade an. Weiter ging es zur Künstlerstraße La Ronda, eine schmale Gasse mit Gebäuden aus dem 17. Jahrhundert wo wir allerhand Kunsthandwerk besichtigten und zahlreiche Restaurants den hungrigen Touristen lockten. Weiter ging es zum Plaza und der Kirche Santo Domingo. Die Kirche war innen wieder sehr pompös und in hellen Türkis-Tönen gehalten mit allerhand Wandmalereien. Auch hier war gerade wieder eine Andacht.
Nach all dem Gewusel brauchten wir dringend eine Kleinigkeit zum Essen und einen Kaffee und so setzten wir uns ins Café de Fragile im Erzbischofspalast. Hier ruhten wir unsere glühenden Füße etwas aus und genossen die Ruhe im Inneren des Patios.
Zurück im Hotel war erst einmal Ausruhen angesagt. Chris machte uns ein paar Mangos zurecht, die er für 1 US$ von einer Indianerin abgekauft hatten. Doch richtig zur Ruhe kamen wir auch nicht, denn von unserem Balkon aus, konnten wir den Prostituierten am Straßenrand zuschauen. Besonders Chris war sehr beeindruckt und schon nach kurzer Zeit hatte er heraus, wohin sie mit ihren Freiern verschwanden. Er hatte den besonders markanten unter ihnen zum Teil sogar Namen gegeben. So hatten wir ein „Es“, eine „Hässlich wie die Nacht“ und einige mehr. Dann rief er mich, denn mehrere Polizisten kamen auf Motorräder daher und vertrieben die Mädels. Einen Unfall beobachteten wir auch noch, den die Polizei sehr unkompliziert regelte, denn der Autofahrer, der das Rad angefahren hatte, musste dem Burschen etwas Geld geben und schon waren alle wieder glücklich.
Um ca. 17.30 Uhr wanderten wir wieder die Stufen und steilen Straßen zum El Ventanal hinauf. Heute hatte zwar das Restaurant geschlossen, aber von der Hängebrücke aus war die Aussicht ebenfalls sehr gut. Es war zwar noch bewölkter als am Vortag, aber wir wollten es trotzdem versuchen. So standen wir auf der Hängebrücke und genossen den Sonnenuntergang. Durch einen kleinen Spalt kam noch einmal etwas Sonne durch und die Wolken verfärbten sich golden orange bis hin zu Lilatönen. War das ein Schauspiel! Wieder waren wir völlig begeistert von dem Farbenspiel und den Lichtern der Stadt.

Zum Essen gingen wir an diesem Abend ins Café Plaza Grande. Hier bestellen wir gute ecuadorianische Vorspeisen und als Hauptgericht nahm Chris Spanferkel und ich Seebarsch. Der Kellner erzählte uns, dass er total auf Modern Talking stehe. Aber er sagte auch gleich dazu, dass das die meisten Deutschen nicht verstehen können – wir auch nicht. ;-)
Das Essen war nicht ganz so gut wie an den letzten beiden Abenden, aber am Sonntag hatten fast alle Restaurants geschlossen und so waren wir froh, überhaupt noch ein Lokal gefunden zu haben, dass an geöffnet hatte.
Um ca. 20 Uhr waren wir zurück im Hotel, packten noch unsere Taschen und tranken ein Glas Wein zum Ausklang des Abends.

Übernachtung: Casa el Eden, Quito

Montag, 03.11.2014
4. Tag

Wir bekamen schon um 6.30 Uhr Frühstück, da wir um 8 Uhr am Flughafen sein sollten. Der Taxifahrer wartete schon, während wir uns noch von Mario und Blanca verabschiedeten. Unser Aufenthalt in dieser wunderschönen liebevollen Oase der Ruhe hatte uns super gefallen. Auch die Mädels waren eher eine Zugabe und überhaupt nicht störend, denn sie ließen uns in Ruhe und wir sie. Quito selbst hat uns so gut gefallen, wie wir es uns vorher nie erträumt hatten. Es lag sicher an der Stadt und den netten Menschen, aber auch an dem genialen Wetter. Wir hätten uns noch einen Tag mehr gewünscht, um den Ausflug auf den Vulkan noch machen zu können, aber man kann halt nicht alles in eine enge Zeitplanung quetschen und manches muss man sich für eine weitere Reise aufheben.
Unser Taxi brachte uns in Rekordgeschwindigkeit von 40 Minuten zum Flughafen. Der Junge war wohl Rallyefahrer in seiner Freizeit. Hier fanden wir uns am Schalter der Avianca Airline ein und warteten auf unseren Ansprechpartner der Sacha Lodge. Der zweite Teil unserer Reise konnte beginnen und wir waren schon sehr gespannt auf unser Amazonasabenteuer.

Witziger weise war unser Ansprechpartner, der auch die Flugtickets dabei hatte, ein Deutscher (Mike) und noch dazu einer der Manager der Sacha Lodge. (sprich Sascha). Er begrüßte uns und verteilte die Flugtickets. Beim Blick auf unsere Ticket stellten wir fest, dass wir mal wieder getrennt sitzen müssen. Doch das Personal im Flieger erwies sich als sehr unkompliziert und so tauschten erst einmal alle Leute die Plätze. Der Flug dauerte nur ca. 25 Minuten und in dieser Zeit überflogen wir schneebedeckte Vulkangipfel, die aus den Wolken schauten. Diese Giganten üben immer wieder eine besondere Faszination auf uns aus und so hingen wir gebannt an den Fenstern und genossen die Aussicht. Kurz darauf ging es schon wieder hinab ins stark bewölkte feucht warme Amazonasgebiet, wo wir in der Hafenstadt Puerto Francisco de Orellana (Coca) landeten, auch als Coca bekannt. Diese Stadt war einst die dreckigste und gefährlichste Stadt Ecuadors, erzählte uns Mike. Doch auch hier hatte sich in den letzten Jahren einiges getan und von dem einst gefährlichen Flair war nichts mehr spürbar. Der Flughafen war sehr klein und überschaubar. Mit uns waren fast nur Touristen gelandet, die meisten davon gehörten, so wie wir, zur Sacha Lodge. Wir warteten auf unser Gepäck und wurden von einem Bus zum Office nahe dem Fluss und Bootsanleger gefahren. Dort hatten wir 45 Minuten Zeit, den Ort ein wenig zu erkunden. Wir gingen erst einmal zum Fluss entlang der kleinen Promenade, die gerade im Entstehen war. Eine riesige Brücke führte über den Fluss. Hier im Ort fließen der Rio Napo und der Rio Coca zusammen. Die Leute leben vom Tourismus und den Ölförderanlagen. Während wir am Fluss entlang schlenderten entdeckten wir einen kleinen Markt, den wir neugierig erkundeten. Hier wurde hauptsächlich Essen angeboten. So standen überall kleine Grills und es duftete nach frisch gegrilltem Fisch, der zum Teil in Palmenblättern gegart wurde. In einer Schüssel schlängelten sich dicke Larven der Rüsselkäfer, die dann auf einen Holzspieß geschoben und lebendig über die Glut kamen. Dabei bewegten sie sich noch sehr lange. Das war schon ein etwas makabrerer Anblick. Etwas weiter die Straße hinunter trafen wir auf einen kleinen Fisch- und Gemüsemarkt. Hühnerküken saßen in Käfigen und warteten auf Besitzer oder ausgewachsene Hühner auf ihre Bestimmung. In einem Park waren auf einer Bühne Betten aufgebaut und ringsherum standen kleine Pavillons. Jedenfalls gab es viel zu entdecken und die Zeit verflog nur so.
Zurück im Office erklärte uns ein Guide den Reiseverlauf zur Lodge. Die Sacha Lodge befindet sich in einem 2300 ha großen privaten Schutzgebiet im ecuadorianischen Regenwald des Amazonasbeckens und ist nur mit dem Boot auf dem Rio Napo zu erreichen. Gemeinsam gingen wir zum Bootsanleger und kletterten mit unserem Handgepäck in ein überdachtes und sehr langes Motor-Kanu, das Platz für ca. 30 Personen bot. Als alle ihre Schwimmwesten an hatten, ging die Fahrt auch schon los, denn vor uns lagen 80 km auf dem sedimentreichen Rio Napo, dem größten Amazonaszufluss Ecuadors. Die Fahrt ging mit 50 km/h ziemlich flott flussabwärts voran. Immer wieder musste der Bootsführer dabei treibenden Bäumen oder Sandbänken ausweichen. Vorbei ging es an vereinzelten Häusern der indigenen Bevölkerung, Ölförderanlagen und Regenwald soweit das Auge reicht. Immer wieder kamen uns Fähren mit Schwertransportern zur Ölgewinnung entgegen. Verschiedengroße und schnelle Passagierkanus, Fischer und viele andere kleine und größere Boote passierten wir. Es war schon faszinierend was es alles auf dem Fluss zu sehen gab. Das Wetter war hochinteressant die Sonne schien und gleichzeitig hing eine riesige Gewitterfront vor uns. Das sah wirklich beeindruckend aus. Trotzdem es vieles zu bestaunen gab, zog sich die Fahrt ganz schön und so waren wir froh, als wir nach ca. 1,5 Stunden den Bootsanleger zur Sacha Lodge erreichten. Ein Schild der Lodge hieß uns willkommen.
Wir verließen unser Kanu und gaben die Schwimmwesten am Bootsanleger ab. Jetzt lag noch ein ca. 2 km langer Wanderweg durch den Regenwald bis zum Pilchicocha-See, Schwarzwasserlagune, vor uns. Endlich konnten wir auch die Geräusche des Dschungels hören und so vernahmen wir erstmals das laute Brüllen der Brüllaffen, die sich gegenseitig anzufeuern schienen und immer ohrenbetäubender wurden. Blätter wackelten und Zweige fielen von den Bäumen, aber leider ließ sich kein Affe blicken. Blattschneideameisen liefen über den Weg und zahlreiche Vögel zwitscherten. Es gab so viel zu entdecken und so wurde der Weg nicht lang. Auf halber Strecke begann es erst zu donnern und dann zu regnen und wie durch Zauberhand stand ein Mitarbeiter der Lodge bereit und verteilte Ponchos, die uns und unser Handgepäck vor dem Regen schützten. So stapften wir den restlichen Kilometer durch den feuchten Wald und standen bald an einem weiteren Bootsanleger. Hier kletterten wir in Kanus, die aus Baumriesen entstanden sind und wurden zur anderen Seite der Lagune gepaddelt. Leider regnete es relativ stark und manch ein heftiger Donnerschlag ließ uns die Luft anhalten. Zum Glück passierte nichts und wir kamen dank der Ponchos relativ trocken in der Lodge an.
Hier erwarteten uns die Mitarbeiter und reichten uns einen Willkommensdrink und Snacks. Neben einer Einweisung bekamen wir unsere Guides für die nächsten Tage zugewiesen. Wir waren in der Gruppe zusammen mit einem anderen deutschen Paar, Jens und Andrea, aus Berlin. Unser spanischer Guide war Oscar, der Naturführer Pancho und Mauri, ein Schweizer, unser Übersetzer. So hatten wir das „Rundumsorglos-Paket“ bekommen.
Wir gingen über ein Holzstegsystem, das uns durch üppigen Regenwald führte, bis zu unserem Bungalow Nr. 28. Die Wände waren zum Teil aus Holz und zum Teil aus Maschendraht. So hörten wir immer die Geräusche des Dschungels. Im Raum gab es eine Trockenbox in die wir unsere Tablets und Handys legten. Das Teil war genial und einfach, denn unter einem löchrigen Brett in der Holzkiste war einfach eine Glühlampe angebracht, die Tag und Nacht leuchtete und durch die Wärme die Sachen trocknete bzw. trocken hielt. Der Bungalow war schlicht aber gemütlich und gefiel uns auf Anhieb.

Für uns begann der Tag eher ruhig, denn wir hatten Zeit bis nach dem Abendessen und so erkundete Chris die Lodge und das Schmetterlingshaus, während ich die Tasche auspackte und ein wenig in der Hängematte auf dem Balkon abhing und den Blick in den Regenwald genoss. Es summte überall und die Blätter und Blüten waren schwer und feucht vom Regen wie auch die Luft. Schon vom Nichtstun stand einem der Schweiz auf der Stirn, denn die Luftfeuchtigkeit war sehr hoch.
Zum Sonnenuntergang gingen wir zur Lagune. Bedrohliche Gewitterwolken hingen über dem Regenwald. Es roch feucht und nach zahlreichen Blüten. Chris holte uns einen eisgekühlten Weißwein und so genossen wir einen der schönsten Sonnenuntergänge während unseres Aufenthalts in der Lodge. Dazu gaben die Brüllaffen ein Konzert und die Zikaden musizierten. Was für eine Geräuschkulisse.
Zum Abendessen saßen wir mit Oscar und Mauri gemeinsam am Tisch und ließen uns das Buffet schmecken.
Um 20.30 Uhr ging es dann los auf unsere Nachtwanderung. Neben den obligatorischen Gummistiefeln war die Grundregel ja nichts anzufassen und die Hände an der Kamera, der Taschenlampe oder am Körper zu halten. So ging es gut gerüstet zu einer kleinen 30 Minuten Wanderung durch den Urwald. Oscar und Pancho entdeckten auch die kleinsten Insekten und so sahen wir Stabheuschrecken, Riesenheuschrecken, verschiedene Spinnen inklusiver einer Tarantel. Das war echt faszinierend. Die Geräusche kamen uns nachts noch viel lauter vor. Es war ein schönes Erlebnis, einzig die Mücken waren sehr lästig, aber dank Mückenschutz blieben sie einigermaßen auf Distanz.
Zurück an der Lodge suchten wir am Schmetterlingshaus noch nach Schlangen, aber wir konnten keine entdecken. Um ca. 21 Uhr kamen wir geschafft aber zufrieden an unserem Häuschen an, ratschten noch ein wenig, ehe wir dank der unbeschreiblich schönen Nachtgeräusche in einen tiefen Schlaf fielen.

Übernachtung: Sacha Lodge, Amazonas, Ecuador

Dienstag, 04.11.2014
5. Tag
Um 6 Uhr wurden wir durch ein lautes Klopfen aus unseren Betten geworfen. Hatten wir gut geschlafen! In der Nacht hatte es fest geregnet und noch immer tropfte es von den Blättern.
Schnell sprangen wir in unsere Klamotten und gingen etwas eher zum Frühstücken zur Lagune. Über uns war blauer Himmel, doch über der Lagune lag dicker Nebel der sich langsam lichtet und die Sonne schon erkennen ließ. Es plätscherte und summte wieder, Vögel zwitscherten, Täubchen gurrten. Wir machten unzählige Bilder und grinsten voller Begeisterung.
Nach dem Frühstück stiegen wir ins Kanu. Noch immer hing der Nebel über der Lagune. Die Atmosphäre war mystisch und zauberhaft. Die Ruhe, die uns umfing konnte man fast greifen, nur das Paddel plätscherte sanft. Immer weiter kämpfte sich die Sonne durch und vertrieb den Nebel. Ein kleiner Seitenarm, der Anaconda Creek, führte uns weg von der Lagune und schon bald tauchten wir tief in den Regenwald ein. Wir entdeckten Vögel in den Bäumen, hörten weiter entfernt die Brüllaffen und sahen sogar zwei grün-gelbe Papageien. Ein riesiger blauer Bananenfalter kam auf uns zu geflogen und umkreiste das Boot. Wow, war das klasse. Bisher hatten wir diese wunderschönen, zarten Geschöpfe nur in Schmetterlingshäuser gesehen und nun flatterte einer davon um unsere Köpfe.
Wir kamen an einen kleinen Steg, wo wir das Kanu verließen und zu Fuß weiter durch den Regenwald liefen. Oscar und Pancho erklärten uns einige Bäume des Regenwaldes. Wir hielten an einem beeindruckenden Kapokbaum oder auch Wollbaum (Ceiba pentandra), der ca. 50 m hoch und von riesigen Brettwurzeln gestützt wurde. Der Baum kann bis zu 75 m hoch werden und ein Alter von 300-400 Jahre erreichen. Durch das Klopfen mit einem dicken Ast auf die Brettwurzeln können sich die Indianer bis zu einem Kilometer weit unterhalten.
Sie zeigten uns eine Stelzenpalme (Socratea exorrhiza), die auch als „Walking Palm / Wanderpalme“ bezeichnet wird. Diese Palmenart steht auf bis zu 2 m hohen Stelzwurzeln und kann bis zu 20 m hoch werden. Sie soll ihren Standort durch das Absterben und Erneuern ihrer Wurzeln bis zu 4 cm im Jahr verändern können.
Eine weitere Palme war die Pfirsichpalme (Bactris gasipaes). Sie wird bis zu 20 m hoch und der Stamm ist dicht mit Stacheln besetzt. Die Früchte kann man nach langem Kochen essen oder Öl daraus gewinnen und aus dem Stamm werden die begehrten Palmherzen geerntet.
Wir lernten einen Hymenaea-Laubbaum kennen, dessen Harz (Copal) von den Indianern als Weihrauch genutzt wird und auch so roch. Industriell wird es auch für hochwertige Farben und Lacke verwendet. Ein anderer Baum hatte so hartes Holz, das daraus früher Eisenbahnschwellen gemacht wurden. So betrachteten wir staunend die unterschiedlichen Bäume.
Die Zeit verging wie im Flug und schon standen wir wieder am Schmetterlingshaus und sahen uns die Larven, Raupen und unterschiedlichen tropischen Falter an. In einer Pflanze hatte sich eine dicke Tarantel ein gemütliches Häuschen gebaut und wartete geduldig auf „Kundschaft“.
Im Schmetterlingshaus war es noch schwüler als draußen und schon bald floss uns der Schweiß in Strömen am Körper hinab.
Auf dem Zimmer tauschten wir die Gummistiefel gegen Sandalen ein und genossen einen kleinen Snack an der Schwarzwasserlagune. Noch vor dem Mittagessen hielten wir es nicht mehr aus und sprangen voller Elan in die Lagune. Dazu wurde extra ein kleiner Steg mit 4 Liegestühlen angelegt und mit einem Rettungsring als Badestelle ausgewiesen. Das Wasser war sehr sedimentreich und dunkelbraun. Tagsüber halten sich die Kaimane im Schilfgürtel auf, denn sie jagen nur nachts. Die Piranhas sind klein und lassen den Menschen in Ruhe, angeblich sollen sie Vegetarier sein, wurde uns schmunzelnd erklärt. Trotz dieser unlustigen  Badegefährten war das stellenweise kühle Wasser einfach nur erfrischend. Mittlerweile türmten sich schon wieder die Wolken am Himmel auf und rückten bedrohlich näher. Nach dem Baden gingen wir kurz aufs Zimmer und dann wieder zur Lagune vor.
Kaum waren wir beim Mittagessen angekommen, ging ein enormer Platzregen runter. Es goss wie aus Kübeln und trotz Schirm kam niemand trocken an. Wir hatten Glück und konnten die anderen schmunzelnd beobachten.
Zurück auf dem Zimmer schien erst noch die Sonne, dann ging ein neuerliches Gewitter los. Die Blitze erhellten den Himmel und ohrenbetäubender Donner ließ uns zusammenzucken.  Kurz darauf kam die Sonne wieder raus, alles glänzte feucht und die Vögel zwitscherten wieder. Das Schauspiel genoss ich von der Hängematte aus und die Geräusche wiegten mich in den Schlaf. Als ich wach wurde, schien schon wieder die Sonne und wir gingen noch einmal zur Lagune vor.

Um 16 Uhr trafen wir uns wieder mit unseren Guides und liefen erneut durch den Regenwald. Es ist schon faszinierend wieviel Medizin der Urwald hergibt. Auf dieser Wanderung lernten wir das Verbandszeug der Natur kennen, Blutstiller, Fäden zum Nähen kleiner Wunden und vieles mehr. Die Natur ist eine große Apotheke und die Indianer nutzen sie. An einem Bootssteg angekommen paddelten wir wieder durch eine schöne Lagune. Die Nachmittagssonne schien und tauchte die Palmen und Bäume in ein tolles Licht. Wir sahen und hörten Stirnvögel und sahen einige ihrer riesigen kalebassenähnlichen Nester. Wir entdeckten einen kleinen Baumfrosch und sahen zahlreiche andere tropische Vögel. Zu Fuß ging es wieder zur Lodge zurück, wo wir bei einem Glas Weißwein einen weiteren schönen Sonnenuntergang genossen.
Das Abendessen war wieder in Buffetform, diesmal war der Truthahn besonders schmackhaft und blieb uns sehr positiv in Erinnerung. Zum Abschluss tranken wir in der Bar einen Pisco Sour zusammen mit Andrea und Jens und quatschten noch einige Zeit. Der Pisco Sour ist ein südamerikanischer Cocktail, der aus Traubenschnaps, Limettensaft, Zucker, aufgeschlagenem Eiweiß, Eis, etwas Zimt und ein paar Tropfen Angostura Bitter besteht und sehr erfrischend ist.
Wieder ging ein toller Tag zu Ende.

Übernachtung: Sacha Lodge, Amazonas, Ecuador

Mittwoch, 05.11.2014
6. Tag
An diesem Morgen wurden wir schon um 5 Uhr geweckt. Nach einem guten Frühstück mit tollen Fruchtsäften, war um 6 Uhr Aufbruch. Wir wurden durch die Lagune gepaddelt und wanderten wieder die 2 km bis zum Bootsanleger. Dort wartete schon ein Motorkanu auf uns. An diesem Morgen fuhren wir zum Yasuni Nationalpark, um dort die Papageien an der Salzlecke am Fluss zu beobachten. Leider waren wir sehr weit weg, aber schon aus einiger Entfernung konnten wir das Gezeter der Papageien hören. Wir sahen Mülleramazonen (Amazona farinosa), Gelbscheitelamazonen (Amazona ochrocephala) und Braunkopfsittiche (Aratinga weddellii) die auch Weddelsittiche genannt werden.
Danach fuhren wir in das Sani-Dorf, ein Show Dorf der Indianer. Sie wohnen hier nicht, aber sie bringen hier den Touristen ihr Leben mit und in der Natur näher. Wir besuchten eine Schule, in der Kinder von 4-14 Jahren unterrichtet wurden. Eine Indianerin begleitete uns und zeigte uns Yucawurzeln, die eine wichtige Nahrungsgrundlage der Bevölkerung sind. Wir ernteten und aßen Zuckerrohr und Palmherzen, sahen wie Palmenblätter zum Dachdecken genutzt werden und die Stiele zum Flechten von Körben. Oscar flocht für uns zwei Frauen ein hübsches Stirnband. Wir gingen an Ananaspflanzen, Kaffeesträuchern und Kakaogewächsen vorbei.  Wir lernten falschen Kakao kennen, dessen Kerne man rösten und nur so essen kann.
Die Indianer hatten auch eine Schildkrötenzucht und halfen die vom Aussterben bedrohten Tiere zu züchten und wieder auszuwildern. In Fischteichen züchteten sie die eigenen Fische, die wir dann gleich in einem Gemeinschaftshaus auf dem Grill wiederfanden.
Hier bekamen wir typisches indianisches Essen serviert, das wir schon in Coca auf dem Markt gesehen hatten. Fisch mit Palmenherzen in aromatischen Palmenblättern gegrillt, Yuca, falschen Kakao, Kochbananen und natürlich die gerösteten Larven der Rüsselkäfer. Jens weigerte sich vehement die Larven zu kosten, aber Andrea machte den Anfang und beteuerte, dass sie echt gut schmecken. Das ließ sich Chris nicht zweimal sagen und schon verschwand die erste Larve in seinem Mund. Auch er bestätigte, dass sie echt gut schmecken und er schob gleich noch eine Larve hinterher. Ich zierte mich zuerst noch etwas, aber dann sagte ich mir, dass sie auch nur aus Eiweiß bestehen und ich esse ja auch Shrimps. Also schaute ich nicht so genau hin und biss in die Larve. Schnell den Kopf weggespuckt und das Teil gekaut. Es schmeckte geröstet, leicht salzig und besser als gedacht. Mein Lieblingsessen würde die Larven zwar nicht werden, aber wenigstens hatte ich sie probiert. Zum Abschluss des Essens gab es Schokolade, die richtig gut schmeckte. Sie war von den Frauen selbst hergestellt worden. Eine Variante war Bitterschokolade und eine Vollmilch. Die dunkle Schokolade war gut, aber die Vollmilch war klasse.
Mittags fuhren wir wieder zurück zur Lodge. Während der Fahrt im Schnellboot schliefen fast alle und auch ich war nach kurzer Zeit im Land der Träume.
Am Bootsanleger ging es dann wieder die 2 km durch den Regenwald zur Lodge. Wir beobachteten Blattschneideameisen, die künstlerisch viel zu große Blattschnipsel über ihren Köpfen balancierten, ein Marmorreiher stand am Weg und Brüllaffen waren wieder lauthals zu hören. Am Bootsanleger ging es wieder mit dem Kanu über die Lagune. An den Holzpfählen unseres Essenraumes entdeckten wir beim Vorbeipaddeln Mini- Fledermäuse, die wie eine Holzmaserung aussahen und somit perfekt getarnt waren.
Endlich konnten wir die Gummistiefel von den Füßen streifen, die hätten wir an diesem Vormittag echt nicht gebraucht und hörten fast unsere Füße aufjauchzen vor Freude. Schell das Badezeug angezogen und schon schwammen wir wieder zusammen mit Jens und Andrea in der Lagune.
Zum Mittagessen gab es unter anderem Shrimps mit Koriander und Knoblauch. War das ein Genuss. Während wir aßen, entdeckte Chris eine Schnappschildkröte auf einer Wurzel und auf ihrem Kopf saß ein Schmetterling. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie Chris verschwunden war und mit der Kamera bewaffnet vom Zimmer zurückgelaufen kam. Noch schneller lag er neben der Theke am Boden und fotografierte liegend die Schildkröte, die verzweifelt versuchte den lästigen Schmetterling loszuwerden. Doch der ließ sich nicht so schnell vertreiben und landete immer wieder auf dem Kopf bzw. am Auge der Schildkröte bis sie die Nase voll hatte und ins Wasser sprang. Nach der Anstrengung sprang Chris auch noch einmal in die Schwarzwasserlagune und ich legte mich ein wenig hin.

Um 16 Uhr trafen wir uns wieder am Bootsanleger. Am heutigen Nachmittag wollten wir über die Lagune zu einem Aussichtsturm paddeln. Diesmal fuhren wir den Orchideen Creek entlang. Es ging an falschen Mangroven vorbei durch dichten Urwald. Wieder war es still nur die Geräusche der Natur waren um uns herum und das leise Eintauchen der Paddel. Wir genossen die Bootstour. Kurz vor dem Anleger entdeckte unser Naturguide Pancho Kapuzineraffen (Cebus) und Totenkopfäffchen (Saimiri) in den Bäumen über uns. Die neugierigen Kapuzineraffen kamen sogar näher und beäugten uns vorsichtig, während sich die Totenkopfäffchen mit ihren langen Schwänzen und den hellen Gesichtsmasken eher im Hintergrund aufhielten.
Ein kurzer Pfad brachte uns zu dem Aussichtsturm, der ca. 45 Meter hinauf in den Baumwipfel führte. Dazu war eine Treppe geschickt um einen riesigen Kapokbaum gebaut worden. Staunend bestiegen wir den Baum und gelangten schon bald in seine Krone. Hier oben thronten Bromelien auf den Ästen und Stirnvögel hatten ihre Nester in luftiger Höhe gebaut. Unser Naturführer Pancho entdeckte mit seinem Spektiv auch den kleinsten Vogel und zeigte uns neben den Stirnvögeln, einem leuchtend roten Kardinal und andere kleine Ziervögel.
Am Himmel waren wieder dicke Nachmittagswolken, aber auf einmal kam die Sonne hervor und der Regenwald leuchtete in warmen Farben.
Zurück im Boot turnten immer noch die Äffchen hoch über uns durch die Baumkronen. Sie suchten langsam ihre Schlafplätze auf und ein Gerangel und Geschrei um die besten Plätze war zu hören.
Mit dem Sonnenuntergang paddelten wir über die Schwarzwasserlagune. Es war so friedlich hier, die Zikaden hatten ihr Abendlied angestimmt und überall um uns herum plätscherte es. Die ersten Fledermäuse zogen ihre Runden auf der Jagd nach Insekten und vereinzelte Vogelrufe durchdrangen den Wald. Hinzu kam ein wunderschöner farbendroher Sonnenuntergang.  Daraufhin genehmigten wir uns in der Bar erst einmal einen Pisco Sour. Genau das Richtige nach diesem ereignisreichen Tag.
Zum Abschluss gab es noch an der Schwarzwasserlagune ein Barbecue, das wir uns schmecken ließen. Ausnahmsweise gesellte sich an diesem Abend auch Pancho zu uns, der sonst lieber in der Mitarbeiter-Kantine aß. Der Regenwald mit seiner feuchten Hitze machte uns müde und schon bald verabschiedeten wir uns und gingen zu unserem Bungalow.

Übernachtung: Sacha Lodge, Amazonas, Ecuador

Donnerstag, 06.11.2014
7. Tag
Auch an diesem Morgen standen wir um 5 Uhr auf und trafen uns nach dem Frühstück an der Choza, dem Treffpunkt. Wieder ging es ca. 30 Minuten durch den Regenwald. Doch gleich am Anfang zeigte uns Oscar Nachtaffen (Aotus, Aotidae), die aus einer Höhle hoch oben in einem Baum rausschauten.  Leider konnten wir kein Foto machen, da sie einfach zu weit oben waren. Aber durch das Spektiv konnten wir die Kleinen mit den riesigen Augen und der kleinen Nase sehr gut erkennen. Sie beäugten uns genauso staunend wie wir sie und erinnerten uns ein wenig an Mini-Möpse.
An diesem Morgen wartete ein besonderes Highlight auf uns, denn wir würden hoch über den Baumwipfeln durch den Regenwald laufen. Dazu wurden vor einigen Jahren 3 Stahltürme gebaut. Eine Hängebrücke verbindet sie und so kann man auf 300 m die Baumwipfel in einer Höhe von 36 m erforschen. Über 180 Stufen gelangten wir auf den ersten Turm hinauf und ragten somit über das Blätterdach des Dschungels. War das klasse. Leider war es gerade an diesem Morgen stark bewölkt, aber zumindest regnete es nicht. Pancho hatte wieder sein Spektiv dabei und zeigte uns Brüllaffen, die versteckt in den Bäumen saßen und sich liebevoll umarmten. Wir sahen 4 Weißbrusttukane (Ramphastos tucanus), die über die Wipfel flogen, einen Rabengeier (Coragyps atratus), Stirnvögel, viele kleine farbenfrohe Sänger und als absolutes Highlight entdeckten wir Springaffen (Callicebus), die sich in einem Baum an schmackhaften roten Früchten satt fraßen. Ein Affe hatte sogar ein Baby auf dem Rücken, doch leider waren auch sie gerade noch so mit dem Fernglas zu erkennen.
Dabei gingen wir langsam von Turm zu Turm und genossen die Aussicht von hier oben. So eine Perspektive wird einem nicht so oft geboten und wir waren schwer beeindruckt. Auf der Hängebrücke zu gehen war dabei ein Erlebnis für sich, denn es schwankte ganz schön und war sehr ungewohnt zu laufen, aber man gewöhnte sich schnell daran. Wir hatten unseren Spaß und machten immer wieder begeistert Bilder.
Pünktlich als wir den letzten Turm verließen, fing es an zu regnen. Wir warteten noch etwas, aber der Regen ließ nicht nach und so machten wir uns auf den Rückweg. Unterwegs entdeckte Pancho im Wald ein Haubenkauz (Lophostrix cristata) Paar. Diese ca. 40 cm großen Eulen sehen durch ihre weißen „Augenbrauen“, die sich von der Gesichtsmitte bis in die Ohrbüschel ziehen, sehr hübsch und eigenwillig aus. Bis dato hielt sich der Regen noch zurück, aber gerade als Chris das Stativ und die Kamera aufgebaut hatte, eine einigermaßen gute Fotoposition gefunden hatte, fing es das Schütten an. Schnell zogen wir wieder unsere Ponchos über, denn so ein Platzregen im Dschungel geht schnell bis auf die Haut. Hinzu kamen unzählige Mücken, die sich gierig auf uns stürzten. So schnell konnten wir uns gar nicht einschmieren, wie wir aufgefressen wurden.
So mussten ein paar Bilder reichen und wir stapften durch den Regen und den aufgeweichten Boden zurück zur Lodge. An diesem Morgen waren wir zum ersten Mal so richtig froh über unsere Gummistiefel, denn ohne sie wären wir sicher im Matsch versunken. So machte die Wanderung trotz heftigem Regen auch noch Spaß. Wir kamen uns ein wenig wie kleine Kinder vor, die nach heftigen Regen durch die Pfützen patschten und mächtig Freude dabei hatten.
Schon unterwegs  stellte Chris fest, dass sein einer Gummistiefel total undicht war und zurück am Bungalow kippte er ca. einen  halben Liter Wasser aus dem Stiefel. Wir sahen zum Fürchten aus. Pitschnass und von oben bis unten mit Schlamm bespritzt. Darauf gab es erst einmal einen  Snack an der Schwarzwasserlagune. Der Regen hatte sich mittlerweile etwas beruhigt, aber es tröpfelte weiter den ganzen Vormittag lang. Dafür waren die Grüntöne und die Blüten des Regenwaldes wunderschön anzuschauen.
Um 14 Uhr trafen wir uns gut gestärkt vom Mittag zum Piranha angeln. In der Lagune leben zwei Arten - der rote und der weiße Piranha. Unsere Angeln bestücken wir mit Rindfleisch – so viel zu dem Argument, dass die Piranhas Vegetarier sind…. Kaum hatte Chris seine Angel im Wasser, schon hing ein Fisch am Haken und stolz zog er ihn aus dem Wasser. Schneller war nur Oscar. Ich fütterte meine Fische eher, denn es zupfte an der Leine, ich zog an - der Piranha lachte sich kaputt und das Fleisch war weg. Egal, Spaß hat es trotzdem gemacht. Auch unser Freund der Hauskaiman war zur Stelle und versuchte, die von den Touristen wieder ins Wasser geworfenen Piranhas zu fangen.
Danach sind wir noch etwas zum Relaxen aufs Zimmer und um 16 Uhr trafen wir uns an der Choza zu unserem Abendspaziergang. Die Regenwolken hingen tief, so waren die Gummistiefel auch am Nachmittag willkommen. Auf unserer Wanderung kamen wir an einem riesigen Avocado Baum vorbei. Wir fanden einen Kern im Gras, der enorme Ausmaße hatte. Die Frucht mochte keiner von uns auf den Kopf bekommen. Kurz darauf blieb Pancho abrupt stehen und deutete auf einen Baum im Wald. Nur mit viel Mühe erkannten wir mehrere Nasenbären (Nasua), die sehr scheu waren und gleich darauf im Wald verschwanden. Hoch oben in den Bäumen erklang immer wieder das Konzert der Brüllaffen, das sich anhörte als ob ein Sturm durch die Baumwipfel preschte. Der Wald war sehr dicht, weiter oben luftig und unten stark verwachsen. Wir bekamen noch einmal eine Lektion in Urwaldkunde und so zeigte uns Pancho wie er aus einem Palmenblatt Garn herstellt, das man gedreht nicht zerreißen kann. Er gewann aus einem Baum Drachenblut, das gut gegen Rheuma, Gelenkschmerzen und Magenbeschwerden sein soll, zeigte uns eine Liane, die man gestampft als Köder zum Fischfang nutzt. Die Fische werden dadurch betäubt und können eingesammelt werden. Zum Zusammennähen einer Schnittwunde kann man eine Ameisenkönigin verwenden. Dazu lässt man sie in den zusammengepressten Schnitt beißen und  kann damit die Schnittöffnung schließen. Sie wird auch als Chirurgenameise bezeichnet. Dummerweise muss man ihr den Kopf abtrennen sonst würde sie wieder loslassen. Eine andere Palme hatte so viele Stabwurzeln, dass man sich darin z.B. vor einen Jaguar verstecken kann, mit den Blättern wieder einer anderen Palme werden Dächer gedeckt, indem man sie flechtet. Diese Dächer halten 10 Jahre. So wurde auch die Sacha Lodge gedeckt. Auch wenn das Wetter nicht so mitgespielt hat an diesem Nachmittag, war die Wanderung wieder sehr lehrreich und interessant. Unser Weg führte uns zum Bootsanleger des Pilchicocha-Sees, wo wir in ein bereitstehendes Kanu stiegen und über die Schwarzwasserlagune zurück zur Lodge paddelten.
Zum Sundowner blieb diesmal die Sonne hinter den dichten Wolken verborgen. Unser Pisco Sour schmeckte uns trotzdem.

Nach dem Abendbuffet, das wieder ganz hervorragend war, gingen wir noch einmal zum Bootsanleger und machten im Kanu unsere Nachtfahrt auf der Suche nach Kaimanen. Jeder hatte seine stärkste Taschenlampe dabei und so paddelten wir nah am Ufer entlang und suchten nach Augen, die im Licht leuchteten. Hier in der Lagune leben zwei Arten von Kaimanen, der Brillenkaiman, der bis zu 2,5 m groß werden kann und der Schwarze Kaiman, der eine Größe von 3,5-4 m erreichen kann. Wir sahen zwar mal ein paar Augen leuchten, aber meist nur von Babykaimanen, die wir nicht allzu lange belästigten, da wir nicht wussten, ob die Mama vielleicht in der Nähe weilte. Es war spannend mit dem Boot leise durchs Wasser zu gleiten, den Geräuschen der Nacht zu lauschen und nach Kaimanen Augen Ausschau zu halten. Viel zu schnell legten wir wieder an. Unsere letzte Aktivität in der Lodge ging zu Ende. Etwas traurig waren wir schon. Es war ein besonderes Erlebnis für eine Zeit in den feucht warmen Regenwald abzutauchen, der uns mit seinen Geräuschen aber auch der Ruhe, dem satten Grün und den bunten Vögeln und Tieren tief berührt hat. So hatten wir eine wunderbare Zeit, die wir mit viel Spaß und Humor in einer tollen Gruppe verbringen durften. Doch unsere Reise ging weiter und die Straße der Vulkane wartete schon auf uns.

Übernachtung: Sacha Lodge, Amazonas, Ecuador

Freitag, 07.11.2014
8. Tag
Nach einem guten Frühstück brachen wir um 6 Uhr auf. Zuerst verabschiedeten wir uns noch von Pancho, der uns mit seinem Wissen begeistert hat und von Mauri, der uns mit seinen netten Schweizer Dialekt und seiner liebenswerten unkomplizierten Art ans Herz gewachsen ist. Oscar begleitete uns noch zum Flieger nach Coca. Mit den Kanus ging es über die Lagune und weiter zu Fuß zu den Schnellbooten. Dicke Regenwolken hingen am Himmel. Der Rio Napo hatte noch mehr Wasser als zuvor und die Strömung war ganz schön heftig. Da wir gegen die Strömung fuhren, brauchten wir für den Rückweg gut 2 Stunden. Im Office stand unser Gepäck bereit und wir hatten noch etwas Zeit. Chris lief wieder zu seinem Markt, doch ich blieb diesmal im Office und mailte nach Hause.
Ein Bus brachte uns wieder zum Flughafen und wir checkten ein. Dann hieß es warten, denn weit und breit war kein Flieger zu sehen. Nach einer 2 stündigen Verspätung ging es dann endlich von Coca in Richtung Quito. Der Landeanflug war der Hammer, denn wir waren bis kurz vor Quito noch unter 1000m, erst dann stieg der Flieger in Loops hoch bis auf 2600 m, um auf dem Flughafen landen zu können. Das war mal ganz anders, als sonst beim Landen.

Angekommen in Quito liefen wir gleich zu unserem Autovermieter Avis. Auch hier spielte die Zeit gegen uns, denn das Kartenlesegerät wollte bei Avis partout nicht funktionieren. Ich nutzte die Zeit und holte uns beim Amazon Café zwei starke Cappuccino. Als ich auf den Kaffee wartete, entdeckte ich Minischweineohren, die mussten natürlich auch mit. Endlich um 15.15 Uhr war alles erledigt und ein Mitarbeiter brachte uns zum Auto. Da der Hyundai SUV nicht da war, erhielten wir ein kostenloses Upgrade, einen großen Toyota SUV, der uns auf Anhieb sehr gut gefiel. Wir markierten zusammen mit dem Mitarbeiter jeden Kratzer, verstauten unser Gepäck und starteten das Navi. Endlich waren wir unterwegs in Richtung Norden. Leider hatten wir so viel Zeit durch die Verspätung des Fliegers und am Avis Schalter verloren, dass wir den Ausflug an den Äquator strichen und stattdessen sofort in Richtung Ibarra fuhren. Die Entscheidung erwies sich als goldrichtig, denn schon bald standen wir im Stau, den emsige Straßenverkäufer nutzten, um ihre Ware anzubieten. Es war nur eine Baustelle, die einspurig mit einer Ampel geregelt wurden. Aber eine knappe halbe Stunde haben wir dadurch auch wieder verloren. Die Strecke war stark befahren und zog sich. Wir kamen am Cayambe Vulkan vorbei, der sich trotz dichter Wolken ein wenig zeigte.
Die ganze Strecke fuhren wir auf einer Höhe von 2000-3000m. Unsere Ohren waren ständig zu und es rauschte leicht.
In Otavallo war Rushhour und wir bewegten uns im Schneckentempo durch die Stadt. Die Landschaft war toll. Bergdörfer zogen sich bis an die Hänge der Vulkane. Wo keine Dörfer waren, befanden sich unzählige Felder, die wie Flickenteppiche aneinander geknüpft waren – umrandet von hohen Bergen und Vulkanen. Trotz der vielen Wolken am Himmel, blitzte immer wieder die Sonne heraus und beleuchtete spotmäßig die Berge. Erst bei Ibarra zog es richtig zu. Der Weg zu unserer Unterkunft wäre ohne Navi fast nicht zu finden gewesen, aber dank unserem treuen Weggefährten, nahmen wir die richtige Straße und fuhren 5 km steil und abenteuerlich bergauf. Anfangs hatten wir kaum Sicht. Wir fuhren durch die Wolken, die direkt an unserem Berg „klebten“. Je höher wir kamen, desto besser konnten wir sehen, bis wir auf einmal durch die Wolken kamen und freie Sicht auf Teile der Stadt und die Lagune unter uns hatten.
Nach einer Kurve entdeckten wir den Eingang zu unserer Unterkunft La Estelita, die auf 2750 m hoch über der Stadt liegt. Die Anlage war sehr gepflegt. Im Restaurant meldeten wir uns an und bekamen Zimmer Nr. 12. Leider konnte hier niemand englisch, aber mit ein paar Brocken Spanisch sowie Händen und Füßen bekamen wir das auch so hin.
Ein junger Mann führte uns am Pool vorbei, der mit einer atemberaubenden Aussicht über die Stadt liegt, zum Gästewohnbereich. Wir bekamen gleich das Eckzimmer im Erdgeschoß. Ein schöner großer Raum liebevoll eingerichtet mit einem tollen Badezimmer und sehr viel Platz. Hier könnten wir es auch länger aushalten. Chris war erst skeptisch, warum ich ausgerechnet hierher nach Ibarra wollte, aber nun verstand er mein Ansinnen und freute sich genauso wie ich über die tolle Unterkunft mit der fantastischen Aussicht hoch über der Stadt.
Kaum waren wir eingezogen, ging auch schon die Sonne unter und wir standen mit unserer Kamera draußen zum Fotografieren. Dichte Regenwolken hingen an den Berghängen, doch Ibarra lag wolkenfrei im Tal unter uns. Kirchenglocken und Musik klangen zu uns hinauf. Als die Dämmerung einsetzte, gingen die Lichter der Stadt an und es begann zu leuchten. Wir waren wie verzaubert von diesem wunderschönen Anblick und fotografierten bis es absolut dunkel war und Wolken den Blick auf die Stadt versperrten.
Erst jetzt merkten wir, dass wir ganz schön hungrig waren. Den ganzen Tag hatten wir bis auf ein sehr zeitiges Frühstück nur ein paar Schweineohren gegessen. Also ab ins Restaurant. Chris hatte uns einen tollen Tisch in einer halbrunden Nische reserviert. Hier hatten wir eine geniale Aussicht und unsere Ruhe. Auch das Essen war klasse, aber bei dem Ambiente war es nicht allzu schwer, uns zu begeistern. Die Crêpes mit Shrimps und die Avocado mit Hühnchen waren super und unser Hauptgericht überbackenes Rindersteak und Filetsteak waren zart, gut gewürzt und sehr schmackhaft. Der Tag war anstrengend und dementsprechend müde fielen wir in unsere großen kuschligen Betten.

Übernachtung: La Estelita, Ibarra, Ecuador

Samstag, 08.11.2014
9. Tag
Um 5 Uhr fing mein Wecker Chris an zu quatschen und erzählte mir, dass die Aussicht auf die Stadt heute noch viel schöner sei, als am Vortag. „Das kann nicht sein“ nuschelte ich noch völlig schlaftrunken, aber die Neugier siegte. Ich kletterte verschlafen aus dem Bett und tapste zum Fenster. Es war noch sehr dunkel draußen. An diesem Morgen war der Himmel mit Schäfchenwolken übersäht und Nebelfetzen hingen an den Bergen. Über der Stadt schaute immer wieder der Vollmond aus den Wolken. Was für ein Ausblick!
Unter uns die Stadt leuchtete genauso schön wie am Vorabend und der Vulkan Imbabura (4630 m), der uns gegenüber lag, zeigte sich in voller Pracht. Chris hatte nicht zu viel versprochen und begeistert schauten wir dem Schauspiel zu. Je heller es wurde, desto mehr lösten sich die Wolken auf und bei Sonnenaufgang war der Himmel fast wolkenfrei. Die Stadt unter uns erwachte zum Leben und Geräusche drangen an unsere Ohren. Immer wieder kamen auch andere Touristen vorbei und machten ein paar Bilder. Etwas nervig waren ein paar junge Russen, die sich genau vor unsere Kamera stellen mussten, um ein paar Funbilder zu machen, dabei hätten sie um Haaresbreite die Kamera umgerissen und das obwohl genug Platz für alle da war.
Um ca. 7 Uhr rissen wir uns von dieser Traumkulisse los und gingen frühstücken. Ab 9 Uhr hätte es Buffet gegeben, aber so lange wollten wir nicht warten, das Wetter war einfach zu schön und wir wollten los. So bekamen wir ein A la Carte Frühstück mit frischem Mora- und Naranjillasaft, Obst, Semmeln mit Käse oder Marmelade, Omelett und sehr gutem Kaffee.
Wir machen noch ein paar Bilder von der tollen Anlage und schon ging es los zurück in Richtung Quito.
Unser Ziel an diesem Morgen war die Lagune von Cuicocha, die bei Otavalo am Fuße des Vulkans Cotacachi liegt und zum Naturschutzgebiet Reserva Ecologica Cotacachi-Cayapas gehört, die wir um 10 Uhr erreichten. Die Lagune befindet sich auf ca. 3200 m und hat einen Durchmesser von rund 3 km. In ihr liegen zwei sehr fotogene Inseln, die Isla Teodoro Wolf und Isla Yerovi. Diese Lagune kann man in 5-6 Stunden umwandern mit einem ca. 14 km langen Fußmarsch. Soviel Zeit hatten wir leider nicht, aber wir entschlossen uns bis zum Aussichtspunkt über die Lagune zu wandern, da man von dort aus die Inseln freier sehen kann. Doch zuerst wanderten wir zu dem Hotelkomplex, wo wir uns nach dem Weg erkundigten und noch 2 Flaschen Wasser kauften. Es ging steil bergauf und wieder merkten wir die ungewohnte Höhe ganz schön. Wir schwitzten und keuchten, aber die Wanderung war wunderschön und die Aussichten einfach klasse. Trotz dichter Wolken schaute immer wieder die Sonne heraus und es war angenehm warm. So wandern wir bis auf 3500 m Höhe und erreichten unser Ziel den Mirador. Hier entschlossen wir uns umzukehren und wanderten zurück zu unserem Auto.
Kurz vor unserem Auto verweilten wir noch einmal und genossen den unglaublich schönen Ausblick auf die Lagune und die umliegende Landschaft an einem kleinen Aussichtspunkt.
Insgesamt sind wir knapp 11 km gelaufen mit rund 2,5 h reiner Gehzeit. Dabei haben wir durch das auf und ab rund 550 Höhenmeter hinter uns gebracht. Eine anstrengende, aber sehr lohnende Wanderung, wenn das Wetter mitspielt.

In Otavallo besuchten wir noch kurz den bekannten Samstagsmarkt „Mercado Indigena“ auf dem Plaza de los Ponchos. Hier kann man Webeartikel aller Art, Hüte, Ponchos, Bilder, Schmuck, Keramik, Obst, Gemüse, Gewürze und vieles mehr erhandeln. Der Markt war sehr farbenfroh, die Verkäufer und Bewohner sind in ihrer Tracht gekleidet und Menschenmassen schlenderten durch die Verkaufsgassen. Chris kaufte eine riesige Ananas, aber am wichtigsten war uns ein Supermarkt, in dem wir Wasser einkauften. Unsere Beute brachten wir zurück zum Auto. Da wir noch einen weiten Weg vor uns hatten, hielten wir uns nicht lange auf, sondern machten uns relativ schnell wieder auf den Weg in Richtung Cotopaxi Nationalpark.

Unser GPS führte uns auf der E 35 an Quito vorbei. Nahe der Hauptstadt wurde der Himmel immer dunkler und ein Wolkenbruch ging runter. Blitze zuckten vom Himmel und ohrenbetäubender Donner erschall. In kürzester Zeit stand die Straße unter Wasser. Neben uns fuhr ein Auto durch eine Pfütze und ein Schwall Wasser ergoss sich über unsere Scheibe. Mindestens drei Sekunden sahen wir beide überhaupt nichts mehr. Wir waren wie erstarrt vor Schreck. Zum Glück passierte nichts und wir blieben in der Spur und das bei 60 km/h. Kurz darauf krachte es brutal und neben uns schlug ein Blitz in den Hügel ein. Wir sahen sogar die verschiedenen Farben des Blitzes, denn er leuchtete blau und rot. Das war nah! Kurz darauf verpassten wir unsere Abfahrt und mussten wenden. Dadurch sahen wir noch ein übel zugerichtetes Auto. Der hatte bestimmt auch Wasser auf der Scheibe, aber nicht so viel Glück wie wir. Zum Glück beruhigte sich das Wetter bald wieder und es lief nur noch das Wasser die Straße hinab und die Gullideckel sprudelten nur so.
Diesmal erwischten wir auch die Abfahrt und befanden uns nun auf dem richtigen Weg. Dabei kamen wir durch eine kleine Ortschaft, in der an jeder Straßenecke gegrilltes Meerschweinchen angeboten wurde. Chris wollte in Ecuador unbedingt die Spezialität Meerschweinchen probieren. Das hatte ja schon in Quito nicht geklappt und auch diesmal spielte die Zeit gegen uns, denn der Weg war einfach noch zu weit und er hatte überhaupt keinen Hunger. So fuhren wir weiter, was eine gute Entscheidung war, denn der Zufahrtsweg zum Cotopaxi Nationalpark und der Hazienda Santa Ana war heftig. Ungleichmäßiges Kopfsteinpflaster machte den Weg zu einer Herausforderung für Mensch und Auto. Schnell fahren konnte man nicht, denn dann wurde das Geruckel unerträglich. Langsam fahren war zwar besser, aber da kamen wir überhaupt nicht mehr vorwärts. Der Weg sah so aus, als ob willkürlich Steine hingeworfen worden sind, die dann durch die Autos ungleichmäßig fest gefahren wurden. In einer kleinen Ortschaft atmeten wir auf, denn da war die Straße geteert. Leider hielt die Freude nicht lange an, denn kaum waren wir aus dem Dorf heraus, begann der Pflasterweg aufs Neue. Irgendwann wechselte der Weg dann in einen Feldweg über. Das wäre zwar besser gewesen, wenn es nicht geregnet hätte und zig Schlaglöcher prall mit Wasser gefüllt nun vor uns lagen. Es war, als ob die Straße nie enden würde. Für 25 km brauchten wir über eine Stunde. Langsam wurden wir unruhig, vielleicht waren wir ja falsch…. Die Sonne senkte sich immer weiter dem Horizont entgegen. Was sollten wir nur machen. Aber noch waren wir nicht am Ziel bzw. an den auf unserem gespeicherten GPS Punkt angekommen. So tuckerten wir dahin. Als wir um eine Kurve kamen schnappte ich laut nach Luft und rief: „ Schau mal!“ Vor uns lag in voller Pracht der 5897 m hohe Cotopaxi, ein wunderschöner schneebedeckter Vulkan. Chris schaute irritiert von der Straße auf und sah ihn immer noch nicht. „Da vorne, schau doch, wie wunderschön!“ rief ich noch einmal. Dann hatte er ihn entdeckt und hielt erst einmal das Auto an. Begeistert betrachteten wir den perfekten Kegel, angestrahlt vom letzten Sonnenlicht und der schlechte Weg war augenblicklich vergessen. Jetzt galt unsere Aufmerksamkeit nur noch dem Cotopaxi und wir hielten nach einer guten Fotostelle Ausschau. Dabei passierten wir die Hazienda, die irgendwie verlassen wirkte. Darum müssen wir uns später sorgen. Jetzt war erst einmal der Vulkan wichtig. Ca. 6 Kilometer weiter fanden wir dann eine schöne Stelle, wo wir freie Sicht auf den Vulkan hatten. Leider war die Sonne schon weg, aber ein intensives Leuchten ließ die Landschaft erstrahlen und zauberte ein wunderschönes Licht, trotzdem die Sonne schon hinter dem Horizont verschwunden war. So war nicht nur der Cotopaxi wunderschön anzuschauen, auch der gegenüberliegende Berg leuchtete in warmen Farben. Davor grasten auch noch Alpakas auf einer Weide. Was für ein Anblick!

Mit der Dämmerung rissen wir uns von dieser Traumlandschaft los und fuhren zurück zu unserer Unterkunft, die unbeleuchtet und wie verlassen vor uns lag. Ähm, was machen wir nur, wenn da niemand ist, fragten wir uns, denn zum Schlafen im Auto wird es sicher auf 3600 m viel zu kalt ohne Schlafsäcke oder Decken. Zum Glück kam alles anders als wir befürchtet hatten, denn durch das heftige Unwetter war der Strom ausgefallen und eine Kerze flammte erst auf, als wir vor der Tür standen.
Neben einem weiteren Paar waren wir die einzigen Gäste und so bekamen wir ein großes Dreibettzimmer. Wobei ich ja sagen muss, dass die Einzelbetten groß genug für zwei Personen waren und somit war es eigentlich ein 6 Personen Zimmer. Da es schon dunkel war, bekamen wir ein paar Kerzen und duschten erst einmal heiß bei Kerzenschein. Der Strom ließ auf sich warten, aber irgendwie fanden wir es lustig und sehr romantisch. Wenn es doch nur etwas wärmer gewesen wäre.
Um 19 Uhr wurden wir zum Essen gerufen. Im Essensraum gab es dank einem kleinen Notstromgenerator sogar Licht. Hier war sehr schön gedeckt und war deutlich wärmer als im Zimmer.
Als Vorspeise bekamen wir eine sehr gute Hühnersuppe serviert. Das Hauptgericht Huhn bzw. Schweinesteak mit einer sehr leckeren Cognacsoße, Gemüse und Kartoffeln schmeckte uns ausgezeichnet. Die Nachspeise krönte ein Eis. So waren wir bald rundherum satt und zufrieden und verabschiedeten uns bald ins Bett. Als wir gerade im Zimmer waren, klopfte es an die Tür und wir bekamen noch zwei Wärmflaschen gereicht. So kuschelten wir uns schnell in die dicken flauschigen Federbetten.
Leider konnten wir beide durch die Höhe nicht besonders gut schlafen. Chris bekam Kopfweh und wir lagen beiden viel wach in der Nacht.

Übernachtung: Hazienda Santa Ana, Cotopaxi, Ecuador

Samstag, 09.11.2014
10. Tag
Eigentlich wollten wir schon zur Dämmerung an unserem Fotoplatz am Cotopaxi stehen, aber als unser Wecker klingelte, kam schon Tageslicht durch die Vorhänge von draußen herein. Etwas irritiert sahen wir auf die Uhr und hatten eine ganze Stunde verschlafen. Jetzt wurden wir schnell - sprangen in die Klamotten und schon saßen wir im Auto. Das ganz frühe Morgenlicht hatten wir zwar verpasst, aber der Vulkan lag wolkenfrei vor uns und wurde von der Sonne angestrahlt. Auch an diesem Morgen hatten wir wieder sehr viel Glück mit dem Wetter und waren voll begeistert.
Wir fuhren bis zum Parkeingang und sahen, dass der Park eh erst um 8 Uhr öffnet.
Um 7 Uhr saßen wir bei einem super guten Frühstück mit frisch gebackenen Semmeln, Käse, Schinken, Marmelade, Müsli frischem Obstsaft und einem sehr gutem Omelett. Die Hazienda hat uns sehr gut gefallen, auch wenn wir am nächsten Morgen immer noch keinen Strom hatten. Die Leute waren super nett, das Essen klasse und das Zimmer riesig.
Pünktlich standen wir am Parkeingang zum Cotopaxi Nationalpark und wurden registriert. Hier in Ecuador mussten wir nirgends Eintritt zahlen. Es wurde immer nur das Kennzeichen aufgeschrieben und unsere Passnummern. So einen Service ist man ja gar nicht mehr gewöhnt und zu der Freundlichkeit der Leute kam eindeutig noch dieser positive Aspekt dazu.
Vom Unwetter des Vortages standen überall Pfützen, aber ansonsten war es klar und die Sonne lachte. Erste kleine Wolken hatten sich an der rechten Seite des Cotopaxi gesammelt, aber bisher war die Sicht auf den Vulkan frei und er war einfach nur wunderschön anzuschauen. Immer wieder mussten wir einen Fotostopp einlegen. Wir besuchten auch die Lagune Limpiopungo auf 3830 m, die man auf einem 2,6 langen Rundweg umwandern kann, aber langsam wurden die Wolken dichter und so fuhren wir lieber weiter im Park herum, um Bilder vom Cotopaxi zu machen. Dabei kamen wir einer Herde Wildpferde etwas näher, die uns neugierig beäugte. Die Pferde ließen uns sogar relativ nah heran, ehe sie sich abwandten und über die Ebene verschwanden.
Eine Serpentinenstraße führte uns gut 7 km bergauf und brachte uns direkt an die Flanke des Vulkans. So gelangten wir auf 4630 m Höhe. Hier oben war die Luft sehr dünn, aber das schien den Menschenmassen, die sich hier angesammelt hatten nichts auszumachen. Auch wir waren im Bann des Berges und betrachteten voller Ehrfurcht seine schneebedeckte Kuppe. Dabei entdeckten wir einige Bergsteiger, die das schöne Wetter nutzten, um den Cotopaxi zu bezwingen. Die meisten anderen so wie wir auch, begnügten sich damit, ihn anzuschauen, bzw. wanderten noch bis zur José-Ribas-Schutzhütte. Wir blieben in Parkplatznähe, denn als wir uns etwas umsahen, entdeckten wir einen Andenfuchs, der die Touristen anbettelte und sehr zutraulich war. Natürlich wurde er unser ausgewähltes Model für die eindrucksvolle Bergwelt im Cotopaxi Nationalpark.
Auf dem Weg hinab, hielten wir noch bei einem Esel, der das spärliche Grün fraß und sich kaum dabei stören ließ. Als die Wolken immer dichter wurden und vom Cotopaxi fast nichts mehr zu sehen war, machten wir uns auf den Weg zum Parkausgang auf der anderen Seite des Vulkans. Unterwegs kauften wir uns noch eine Coca Tee, den hätten wir zwar eher oben gebraucht, aber auch so schmeckte er gut und wärmte uns durch.

Auf der Panamericana, die mit wenigen Lücken Alaska mit Feuerland verbindendet, fuhren wir in Richtung Latatunga. Die Straße war dreispurig ausgebaut verjüngte sich aber vor jeder Ortschaft auf eine Spur. Dadurch ging es in den Orten ziemlich zu und der Verkehr quälte sich schleppend durch die engen Straßen.
Irgendwann sahen wir in weiter Ferne den rauchenden 5000 m hohen Tungurahua, der ca. 10 km südlich von Baños liegt, unserem Ziel für den heutigen Tag. Leider hatten wir auf der vielbefahrenen Straße keine Chance anzuhalten und ein Bild vom Vulkan zu machen.
Auf der Straße nach Baños fuhr ausgerechnet die Polizei mit eingeschaltetem Blinklicht hinter uns und vor uns schlich ein Laster die kurvenreiche Straße entlang. Natürlich war Überholverbot und es kamen immer wieder Fahrzeuge entgegen. Autos hinter uns nahmen von der Polizei keinerlei Notiz und überholten fleißig. Das trauten wir uns nicht und tuckerten hinter dem LKW her. Chris war sogar relativ ruhig und gelassen, aber alles andere wäre auch sinnlos gewesen.
Wir folgten unserem Navi, das uns durch Baños leitete bis kurz vor dem Rio Ulba, wo eine Straße 6 km den Berg hinauf führte bis zur Hotelanlage des Luna Ratun, wo wir einen Bungalow reserviert hatten. Die Anlage liegt wunderschön auf einer Felsklippe oberhalb von Baños. Wir checkten ein und brachten unser Gepäck auf das Zimmer, das sich in einem Zweiparteienbungalow befand. Der Zimmer war einfach klasse, die Wand hinter dem Bett zierte ein Vulkan, aber wir waren ja auch im Vulcanobereich untergebracht. Frische Blumen standen im Bad und im Wohn-/Schlafbereich. Neben dem Bett befanden sich eine gemütliche Sitzecke und ein Kamin. Viel Zeit uns umzuschauen hatten wir jedoch nicht, denn schon flitzten wir zum Café del Cielo, wo wir uns aus den 35 Kaffee Spezialitäten etwas aussuchten und dazu süße Crêpes bestellten.
Zurück im Zimmer sprangen wir in unsere Badesachen und gingen in den Poolbereich, der sich oberhalb des Cafés befindet. Der Poolbereich besteht aus einem größeren Pool und mehreren kleineren heißen Pools. Von fast allen Pools aus hatten wir eine tolle Aussicht auf Baños und die Bergwelt. Als die Sonne endgültig hinter den Bergen verschwunden war, wurde es ziemlich kalt und ein eisiger Wind wehte. Da blieb ich gerne bis zum Hals im warmen Wasser sitzen und genoss die Aussicht. Als die Dämmerung einsetzte machte Chris sich in Badehose ans Fotografieren während ich weiter im warmen Wasser sitzen blieb und das Schauspiel so genoss. Zum Glück ließ mit dem Sonnenuntergang auch der Wind nach und so konnte MANN es schon eher aushalten.
Als es dunkel war, genossen wir noch etwas die Wärme der Pools und Whirlpools. Dann gingen wir aufs Zimmer und duschten in unserem tollen Badezimmer. Mit noch feuchten Haaren flitzten wir ins Restaurant, denn im Zimmerpreis war das Abendessen dabei.
Zuerst gab es einen Pisco Sour, denn so ein gelungener Tag musste würdig beendet werden. Zu unserer Überraschung konnten wir unser Abendessen  al la carte bestellen und bekamen eine große Speisekarte gereicht, aus der wir uns Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise aussuchen durften. Wir entschieden uns für Shrimp Ceviche sowie Avocado mit Shrimp Cocktail als Vorspeisen. Als Hauptgang bestellte Chris ein Rinderlendensteak mit Pilz Soße und ich Gambas mit Knoblauch. Das Essen war absolut klasse und passte perfekt als Tagesabschluss. Als Nachspeise entschieden wir uns für eine Passionsfrucht Mousse, die in einem Becher mit zwei Löffeln kam und mit Herzchen verziert war. Ein wunderbarer Tag ging zu Ende. Im Bungalow kuschelten wir uns noch in die gemütliche Sitzecke, tranken Wein und gingen noch einmal die Erlebnisse des Tages durch.

Übernachtung: Luna Ratun Adventure Spa, Baños, Ecuador

Montag, 10.11.2015
11. Tag
Eigentlich wollten wir zur Dämmerung schon auf dem gegenüberliegenden Berg sein, um den Sonnenaufgang über Baños zu genießen, aber als wir die Augen aufschlugen, tröpfelte es und dichte Wolken hingen an den Bergen. So kuschelten wir uns wieder in unsere Betten und schliefen bis 7 Uhr aus.
Das Frühstück gab es im Café del Cielo, wo wir hoch über Baños bei toller Aussicht mit tiefhängenden Regenwolken unser Frühstück genossen. Der Kaffee war natürlich super, aber auch der frischer Mora- und Naranjillasaft und diesmal vor allem der Mora-Joghurt  schmeckten hervorragend. Es gab auch wieder Omelett, frische Semmeln und Obst.
Um 8.45 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Straße der Wasserfälle, denn das Wetter war hierfür geradezu perfekt. Dazu folgten wir der Straße von Baños nach Puyo, die eine der dramatischsten Straße der Region ist. Sie verläuft entlang der Schlucht des Rio Pastaza und führt an zahlreichen Wasserfällen vorbei. Dabei  muss man immer wieder durch dunkle Tunnel fahren, um gleich darauf wieder das saftige Grün des Tales zu erblicken.
Ungefähr 18 km hinter Baños liegt der bekannte Wasserfall Pailon del Diablo, den wir ganz schön suchen mussten, da er nicht sehr gut ausgeschildert war. Aber nach ein paar Wendemanövern fanden wir den richtigen Eingang bei Rio Verde und folgten dem gepflasterten Weg in den Ort. Dort parkten wir unser Auto für 1 US$. Wir schlenderten den Weg entlang, der uns stetig und relativ steil nach unten führte. Oh je, den Weg müssen wir auch wieder zurück, aber vorerst war er angenehm zum Laufen. Nach einer Weile kamen wir zum Wasserfall. Den Eintritt von 1,5 US$ bezahlt man hier gleich vor Ort an einem großen Haus. Der Wasserfall war schon gewaltig, aber irgendwie haute er uns nicht um. Oberhalb war er verbaut und direkt an dem Fall konnte man einen vernagelten Tunnel sehen. Jedenfalls führte ein schmaler Tunnel näher an den Fall heran und Chris kroch hinein. Mir war es eindeutig zu eng uns zu nass, so verzichtete ich darauf, aus einer Nische auf den Fall herab zu schauen und wartete stattdessen lieber auf Chris.
Sehr gut gefiel uns die Hängebrücke, von der man aus weiterer Entfernung eine gute Sicht auf die Schlucht und den Wasserfall hatte. Die ganze Zeit waren wir fast allein unterwegs. Das Wetter hatte sich beruhigt und so langsam kam die Sonne durch die Wolken.
Der Rückweg war ganz schön anstrengend zumal es dank der Sonne ganz schön dampfig wurde. Schweißgebadet kamen wir am Auto an. Wir beschlossen hier umzukehren und wieder in Richtung Baños zurück zu fahren. Wir hielten noch am Wasserfall Manto de La Novia, einem schönen Doppelwasserfall auf der anderen Seite der Schlucht. Etwas näher heranzukommen, wäre schon schön, dachten wir uns und begutachteten die kleine Gondel, die uns für 1,5 US$ über die Schlucht fahren würde. Kurz überlegt und schon ging es los. Das war ein Spaß in 100 m Höhe ca. 500 m über die Schlucht zu fahren. Vor dem Wasserfall hielten wir an und konnten ihn noch einmal in ganzer Pracht betrachten. Auf der gegenüberliegenden Seite hielten wir kurz und schwebten dann wieder zurück zum Ausgangspunkt. Das war ein Spaß, auch wenn es schon etwas heikel war, so über eine riesige Schlucht zu gondeln mit einem Geländer auf Hüfthöhe. Doch der Spaß war es wert und zufrieden ging es zurück nach Baños.
Hier fuhren wir über die Brücke ‚Puente San Francisco‘ und eine sehr enge Straße den Berg hinauf. Sie war so eng, dass Chris vor jeder Kurve hupte, falls uns ein Fahrzeug entgegen käme, denn die Kurven waren viel zu eng für zwei Autos nebeneinander. Die Straße führt an vielen Weiden und Feldern vorbei. Der Mais stand gut und fleißige Arbeiter liefen durch die Felder. Je höher wir kamen, desto spektakulärer war die Aussicht. Leider versteckte sich der Vulkan Tungurahua hinter dichten Wolken, nur ab und zu blitzte mal ein wenig von seinem Gipfel durch. An einer breiteren Stelle halten wir und ließen die spektakuläre Aussicht auf das Tal, Baños und die Bergwelt auf uns wirken. Dann kehrten wir um und fuhren zurück in unser Hotel, wo wir noch schnell den Schweiß abduschten und dann auscheckten. So gut das Hotel war, aber an der Rezeption wäre noch V erbesserungspotential. So beschäftigten sich drei Leute mit einem Gast der einchecken wollte und niemand beachtete uns. So zog sich das Auschecken über eine  halbe Stunde, da hätten wir uns nicht so beeilen müssen. Egal das Café del Cielo öffnete eh erst um 13 Uhr und so kamen wir dort planmäßig an, denn wir wollten noch einmal ein paar leckere Crêpes essen. Auch die herzhaften Crêpes waren super lecker, aber die Wartezeit absolut ungerechtfertigt, denn wir warteten über eine Stunde auf unser Essen. Dank der tollen Aussicht war das Ganze nicht so wild, aber da wir auch an diesem Tag noch einen weiten Weg vor uns hatten, wurde wir nach 14 Uhr etwas unruhig.
Im Ort fotografierten wir noch schnell die Basilika de Nuestra Señora de Agua Santa, die der "lieben Frau vom heiligen Wasser" geweiht ist. Dieser Frau werden mehrere Wunder zugeschrieben, die in der Kirche als Malerei gezeigt werden. Leider war für eine Besichtigung keine Zeit mehr, aber auch von außen war die Basilika eindrucksvoll.

Die Fahrt aus Baños heraus ging diesmal super. Chris fuhr schlimmer oder besser als die Einheimischen, so lagen bald alle Verkehrshindernisse hinter uns und wir hatten freie Fahrt auf der kurvenreichen Strecke und erreichten schnell die Panamericana, der wir bis Riobamba folgten. Leider war das Wetter an diesem Tag nicht sehr freundlich zu uns und so begleiteten uns dicke Regenwolken. Bei Riobamba verließen wir die Panamericana und fuhren unserem Ziel dem Vulkan Chimborazo entgegen, der mit seinen 6310 m der höchste Berg Ecuadors ist.
Wieder einmal führte uns unser Weg immer höher in die Anden hinauf. Die Dörfer wurden spärlicher und Felder bzw. Weiden säumten den Weg. Leider hingen die Regenwolken wie festgetackert an den Bergen und so konnten wir nur wenig vom Vulkan Chimborazo erahnen. Doch irgendwie passte die trostlose Stimmung zu der kargen Landschaft und den tief hängenden Wolken. Wir kamen uns vor wie auf dem Dach der Welt, wo nichts mehr kommt und unendliche Weiten das Auge des Betrachters fesselt. Die Luft war sehr dünn und es ging immer noch höher. Auf unserer rechten Seite passierten wir eine Lodge, die Mountain Lodge. Chris gefiel sie gleich sehr gut und er meinte, dass das genau das Richtige für uns gewesen wäre, aber wir hatten ja die Lodge Estrella de Chimborazo gebucht. Irgendwie stimmten mal wieder die Koordinaten nicht und so fuhren wir suchend immer weiter. Mittlerweile waren wir auf 4200 m angekommen. Hoffentlich ist die Lodge nicht hier oben, denn dann würden wir wohl kaum ein Auge zu machen in dieser Nacht. Doch dann kam auf der rechten Seite ein Gebäude. Ist das unsere Lodge? Schaut irgendwie nicht so heimelig aus. Wir fuhren zu dem großen Tor und ein Wachmann kam uns entgegen. Er erklärte uns mit Händen und Füßen, dass sie jetzt schließen und wir morgen wieder kommen sollen. Auf unsere Fragen wo denn nun die Lodge sei, erklärte er uns, dass wir ein Stück den Berg hinunter fahren müssten. Chris freute sich, denn natürlich war die Mountain Lodge unsere Unterkunft. Sie lag auf 3900m sehr urig und rustikal vor uns. Ein Haupthaus in der Mitte und zwei Gästehäuser an der Seite. Wir waren die einzigen Gäste und wurden sogleich von einem liebesbedürftigen Hund und einem jungen Mann begrüßt. Überall lag Schnee auf dem Gras und es nieselte leicht. Im Gästehaus war für uns ein Zimmer hergerichtet und wir hatten sogar ein eigenes Bad. Aber wieder einmal war es so kalt, dass wir gar nicht ans Duschen denken wollten. Auch hier hatten wir keinen Strom und so kuschelten wir uns erst einmal in die dicken Federbetten und wärmten uns etwas auf. Kurz bevor es dunkel wurde, kam zum Glück der Strom wieder und wir holten uns noch eine Elektroheizung aus dem Nachbarzimmer. Damit wurde es etwas wärmer. Wir lasen und vertrieben uns die Zeit bis zum Abendessen. Sehr kurz kam noch einmal die Sonne heraus und zauberte etwas Farben in die Wolken, aber genauso schnell verschwand sie auch wieder.
Um 19 Uhr gab es Abendessen und wir wanderten warm eingepackt zum Haupthaus vor. Im Vorraum zogen wir brav die Schuhe aus und schlüpften in unsere mitgebrachten Hausschuhe. Wow, war das urig hier drinnen. Die Hütte erinnerte an eine rustikale Berghütte in den Alpen und bot Platz für locker 30 Personen. Überall hingen Kuhglocken, Geweihe und Bilder. Bunte Tischdecken lagen auf den Tischen. In einem großen Kamin brannte ein Feuer und es roch nach Rauch und Holz. Davor war sehr liebevoll ein Tisch für uns gedeckt. Es gab eine leckere Graupensuppe, als Hauptgericht dünne Rindersteaks mit Kartoffeln und Rohkostsalat. Dazu tranken wir Bier, denn der Wein war mal wieder horrend teuer. Die zwei Jungs waren echt nett und verwöhnten uns entsprechend.
Nach dem Essen gingen wir zurück auf unser Zimmer, in dem schon die zwei Heizungen glühten, so dass es langsam heimelig wurde. Wir schauten noch bis ca. 21 Uhr Bilder an und kuschelten uns zufrieden in unsere Betten.

Übernachtung: Mountain Lodge Estrella del Chimborazo, Ecuador

Dienstag, 11.11.2014
12. Tag
Voller Hoffnung auf besseres Wetter öffneten wir früh am Morgen unsere Augen, doch leider war und blieb es zugezogen. So kuschelten wir uns wieder ein und schliefen bis 6.30 Uhr weiter. Wir hatten beide recht gut geschlafen, auch wenn Chris wieder Kopfweh wegen der Höhe hatte und eine Kopfschmerztablette brauchte. Ich hatte zum Glück nichts und war sogar gut erholt aufgewacht. Kleine Hasen saßen draußen im Gras und knabberten an den Halmen. Es war feucht und sehr grün.
Nach einem leckeren rustikalen Frühstück mit Croissants, Eiern, gutem Kaffee und frischen Baumtomatensaft, machten wir uns auf den Weg zum Nationalparkeingang.
Kurz nachdem wir unsere Lodge hinter uns gelassen hatten, mussten wir gleich stoppen, denn Vikunjas grasten nah am Straßenrand. Während ich im Auto blieb, schnappte Chris sich die Kamera und ging los, um ein paar Bilder von den Vikunjas zu machen. Als er wieder kam, lag so ein selbstgefälliger Blick in seinen Augen und strahlend gab er mir die Kamera. Er hatte das Glück, dass die Vikunjas in den Wolkenfetzen standen und ihn sehr nah heran ließen. Na das war doch schon mal was.
Wir fuhren weiter bis zum Eingang und wurden wieder einmal registriert. Hier kann man mit dem Auto bis auf 4800 m hoch fahren und natürlich machten wir das auch. Als wir unterwegs waren wurde es immer weißer und schon bald fuhren wir durch frischen Schnee.
Unterwegs überholten wir noch einen Kleinbus, der mit seinen Sommerreifen ganz schön zu kämpfen hatte und uns vorbei ließ. Oben angekommen hätten wir noch weiter den Berg hinaufgehen können, aber die Sicht hinderte uns daran. So liefen wir nur etwas herum und gönnten uns mal wieder einen Cocatee im höchsten „Café“ Ecuadors, das eher eine Bretterbude war. Vor lauter Übermut machten wir eine Schneeballschlacht, ehe wir uns gut gelaunt wieder auf den Rückweg begaben.
Wir fuhren noch weiter durch den Park, aber leider wurde das Wetter nicht wirklich besser. Der Chimborazo blieb für uns Wolken verhüllt. Um ca. 11 Uhr verließen wir die Einsamkeit des Vulkans mit seinen freundlichen Vikunjas und fuhren unserem heutigen Ziel Cuenca entgegen.
Bevor wir wieder auf die Panamericana trafen, führte uns unser Weg noch durch malerische Bergdörfer und Berge, die bis oben mit Feldern bestellt waren.
Zurück auf der Hauptstraße bekamen wir etwas von den Ausläufern des gestrigen Unwetters mit, denn eine Schlammlawine hatte Teile der Straße mit einer festen klebrigen Schlammmasse überzogen. Emsige Arbeiter waren gerade dabei, die Straße wieder frei zu räumen. Uns drehten sogar kurz die Reifen durch, aber zum Glück konnten wir ohne Probleme passieren und unseren Weg nach Cuenca, der drittgrößten Stadt Ecuadors, fortsetzten. Die Wolken wurden immer dichter und zum Teil sahen wir keine 20 m. Witziger weise fand an diesem Tag auch noch eine Autoralley statt. Zig Rallyewagen mit Reklame beklebt und sauber röhrenden Motoren rauschten an uns vorbei, dabei achteten sie nicht auf den Verkehr, sondern nur auf sich selbst. Es war der Wahnsinn!!! Dank der dicken Wolken sah man sie zwar nicht, aber man hörte sie und schon flogen sie wie die Blitze an uns vorbei. Sowas steckte natürlich an und so setzte Chris seine Rennfahrermütze auf, zog die Sonnenbrille tief ins Gesicht und drückte fest das Gaspedal durch. Auch unser Motor heulte auf, oder war ich das, als ich in den Sitz gedrückt wurde? Jedenfalls machte es ihm einen Mordsspaß und es  einem Rennfahrer ganz schön schwer an uns vorbei zu kommen, aber etwas Einsatz muss schon sein.
Bei Alausi machten wir einen kurzen Boxenstopp, so dass ich ein paar Bilder von dem heiligen Petrus machen konnte, der hoch über der Stadt thront. Dann ging es auch schon weiter. In einem Bergdorf standen sämtliche Begleitfahrzeuge der Ralley vollgepackt mit Ersatzreifen und Mechanikern am Straßenrand herum. Das war schon ein Schauspiel, doch danach wurde die Sicht mal wieder immer schlechter und wir fuhren oft mehr nach Gefühl als nach Sicht. Immer wieder musste ich Chris erinnern, dass er nicht für die Ralley angemeldet ist und auch keinen Preis bekommen würde, außer er bringt uns sicher nach Cuenca.
Irgendwann verließen wir die Panamericana, denn wir wollten uns die Ruinen von Ingapirca anschauen. Das sind die am besten erhaltenen Ruinen in Ecuador, die die Canari ursprünglich als Observatorium benutzten.
Trotz des Wetters war hier einiges los und Chris besorgte uns die Eintrittskarten für 6 US$ p.P. während ich unsere Jacken organisierte und den Schirm suchte. Auch hier hingen die Wolken sehr tief und es hätte jeden Moment los regnen könne. Aber zum Glück blieb es trocken.
An einem Häuschen mussten wir noch einmal warten bis uns der Wachmann durchließ. Er fand es wohl nicht so toll, dass wir ohne Führer die Ruinen besichtigen wollten, aber genau das hatten wir vor und so ließ er uns nach ein paar Minuten widerwillig durch. Schon von weitem sah man neben den vielen kleinen Mauern das Herzstück der Anlage, den Sonnentempel, der einstmals für religiöse Rituale und Sonnenbeobachtungen genutzt wurde. Auf Tafeln waren immer wieder auf Spanisch und Englisch Erklärungen angebracht, so dass man überall etwas nachlesen konnte. Die Bauweise faszinierte uns, denn die Wände waren aus riesigen Steinen, die ohne Mörtel fest aufeinandersaßen und total glatt waren. Leider saß uns mal wieder die Zeit im Nacken, denn vor uns lagen noch 80 km und die Fahrt bis dahin war ja sehr anstrengend gewesen. So machten wir uns bald wieder auf den Weg. Unser Navi führte uns auf einer abenteuerliche Nebenstraße zurück auf die Panamericana. Zum Glück lag die Schlechtwetterfront hinter uns und so verlief der Rest der Fahrt normal verrückt mit den riskanten Überholmanövern der Ralleyfahrer diesmal auf der anderen Straßenseite. Zum Glück gingen die Pferde diesmal nicht mit Chris durch und er blieb auf unserer Seite der Straße und wendete das Auto nicht halsbrecherisch, auch wenn es ihn schon in den Fingern bzw. dem Gasfuß gejuckt hätte.
In Cuenca leitete uns das Navi perfekt zu unserem Hotel, dem Forum Hotel, wo wir unsere Sachen ausluden und Chris das Auto auf einen nahegelegenen Parkplatz fuhr.
Unser Zimmer war relativ klein, aber dafür sehr chic und sauber mit einem schönen Bad. Einziger Wehrmutstropfen waren die nicht vorhandenen Außenfenster, denn das Zimmer hatte nur ein Fenster, das zum verglasten Innenhof hinaus ging und davor konnte jeder vorbei gehen und ins Zimmer schauen. Durch den Regen der vergangenen Tage hatte es Probleme mit der Stromleitung gegeben und so arbeitete ein Handwerker genau vor unserem Zimmer, aber dafür gab es wenigstens Strom. Der Aufenthaltsraum schräg gegenüber von unserem Zimmer hatte jedoch zwei Fenster. Hier standen ein Flügel und sehr schöne Antiquitäten. Überall im Hotel waren wunderschöne Blumensträuße aufgestellt.  Da merkte man mal wieder, dass man in Ecuador dem Land der Rosen und Blumen war.

Wir reservierten einen Platz im Tiestos, einem der bekanntesten Restaurants in Cuenca und machten uns nach einer Dusche sogleich auf den Weg. Dumm nur, dass wir uns um eine Stunde in der Zeit geirrt hatten und erstmal vor einer verschlossenen Tür standen. So schlenderten wir noch etwas durch die Gassen und tranken bei einem Italiener gegenüber der neuen Kirche einen Pisco Sour.
Zurück im Tiestos wartete schon unser Tisch auf uns und ein Kellner begleitete uns zu unseren Plätzen. Er sprach zwar fast kein Englisch, aber wieder einmal bekamen wir alles mit Händen und Füßen geregelt. Als erstes kamen 10 kleine Schüsseln mit unterschiedlichen Dips und Weißbrot dazu. Das fing ja schon mal gut an und wir kosteten uns durch. Dann entschieden wir uns als Hauptgericht für das Fleischmenü mit Weinbegleitung. Was dann kam schaffte uns beide völlig, denn es folgten 5 verschiedene Rindfleischspezialitäten in verschiedenen Soßen. Auch wenn es immer nur kleine Medaillons waren hatte ich schon nach den ersten beiden Gängen genug, aber natürlich kosteten wir alles durch. 1. knusprige Medaillons in Butter, 2. in Champignonsoße, 3. in Blauschimmelsoße, 4. in Tomaten-Käse-Soße und 5. mit Tomate überbacken.  …. Und als ob das noch nicht reichen würde, kam als Abschluss ein Schokomoussekuchen  mit Passionsfruchtsorbet. Das allein hörte sich nicht nur super an, sondern schmeckte auch absolut klasse, aber das Beste war der verzierte Teller mit Blüten aus Himbeermarmelade und Schokostiel. Zum Glück mussten wir noch ein paar Meter bis zum Hotel zurück laufen, sonst wären wir sicherlich geplatzt. Wie Max und Moritz fielen wir mit dicken Bäuchen in unsere Betten, zwar etwas überfuttert, aber dafür rundherum zufrieden.

Übernachtung: Forum Hotel, Cuenca, Ecuador

Mittwoch, 12.11.2014
13. Tag
Um 7 Uhr gingen wir zum Frühstück und wollten vorher noch unsere Wäsche an der Rezeption abgeben. Hier lernten wir Thomas den Inhaber kennen. Schnell stellten wir fest, dass er aus Deutschland kam und sozusagen im Nachbarort von uns aufgewachsen ist. Er erzählte uns, dass er die Wäsche nach nebenan in eine Wäscherei geben würde, die einen Festpreis berechnen. So günstig hatten wir noch nie eine große Ladung Wäsche gewaschen bekommen, das war schon mal ein super Service. Von Thomas erhielten wir aber auch viele andere tolle Tipps rund um Cuenca. Nebenbei frühstückten wir mit leckerem Cappuccino, frischem Obst und Säften, frischer Salami und Schinken, knusprigen Semmeln und einem besonders gutem Omelette.  Hier merkte man eindeutig die deutsche Handschrift.
Da das Wetter an diesem Morgen nicht ganz so gut war, nahmen wir uns Zeit und lauschten begierig Thomas Tipps. Nach dem Frühstück gingen wir zum Parque Abdón Calderón, in dessen Mitte sich 8 riesige Araukarien befinden. Hier stehen auch die alte und die neue Kathedrale von Cuenca. Die alte Kirche ist mittlerweile ein Museum und so gingen wir erst einmal in die neue Kathedrale oder Catedral de la Inmaculada. Hier sieht man wieder einmal wie klein der Mensch doch ist, denn diese Kirche bietet 10000 Gläubigen Platz. Ehrfürchtig betrachteten wie dieses riesige Bauwerk aus hellem und rosafarbenen Marmor. An einer Seite konnte man Tickets für den Aufstieg in den Turm kaufen und da wir sehr gerne Cuenca von oben betrachten wollten, befanden wir uns sogleich beim Aufstieg. Doch diesmal ging es nicht ganz so hoch und schon bald genossen wir ganz für uns alleine den Ausblick über Cuenca. Hier sahen wir auch die Stadtrundfahrtbusse und beschlossen auf Thomas Empfehlung hin, die Südtour zu machen, die uns auf den Aussichtsberg Turi bringen würde.  Für 5 US$ erstanden wir zwei Tickets für die Fahrt um 10 Uhr und schlenderten bis dahin noch etwas durch die Gassen bis zur Kirche Santo Domingo.
Das Glück war uns mal wieder hold und so blieben wir an diesem Morgen die einzigen Gäste und bekamen eine Stadtrundfahrt ganz individuell auf Englisch. Wir saßen beide oben im offenen Bus und genossen die Fahrt. Dabei war es wichtig, dass man auf keinen Fall aufsteht und wenn dann nur gebückt, denn immer wieder gehen extrem tief die Stromleitungen quer über die Straße, so dass man sich ducken musste. Das hier noch nie was passiert ist, grenzt schon an ein Wunder. Zuerst fuhren wir eine Runde um den Park und betrachteten die Kirchen aus luftiger Höhe, dann ging es durch die engen Gassen bis zum Aussichtsberg Turi, wo wir eine Pause machten. Unser Reiseleiter ging mit uns in ein Geschäft, wo wir einen Canelasso bekamen. Hier gab es zwar allerhand zu kaufen, aber es zog uns zur Aussichtsterrasse mit Blick über der Stadt. Weit unter uns erstreckte sich Cuenca rings von Bergen umschlossen und doch offen und weit. Die neue Kathedrale konnten wir sofort entdecken, denn sie lag geradeaus vor uns. Durch Cuenca fließen 4 Flüsse und es gibt 52 Kirchen, wovon wir etliche von hier oben aus sehen konnten. Auch hier war die Polizei präsent und wir fühlen uns sehr sicher. Hunde schauten nach Fressbaren und wurden sogar von den Polizisten gestreichelt. So verging die halbe Stunde schnell und schon fuhren wir wieder in die Stadt. Wieder mussten wir ständig die Köpfe einziehen.

Zurück im Hotel besorgte Chris von Thomas ein riesiges Messer und machte uns die Ananas aus Otavallo zurecht. War die zuckersüß und lecker! Von Thomas bekamen wir noch den Tipp unsere Schokolade für Deutschland im hiesigen Supermarkt zu kaufen, denn dort wäre sie günstiger und auf keinen Fall schlechter als im Spezialgeschäft. So wanderten wir am Nachmittag bis zum Fluss vor und über eine Brücke bis zum Supermarkt. Unterwegs kamen wir mal wieder an einem Zoogeschäft vorbei, in dessen Auslage kleine Hundewelpen lagen. Unserer Meinung nach waren die Kleinen viel zu jung und müssten noch bei ihren Mamas sein, aber danach fragte hier niemand und so lagen die Kleinen auf Gittern rum und warteten auf neue Besitzer. Das ging echt unter die Haut.
Im Supermarkt kauften wir jede Menge Schokolade ein und futterten gleich eine auf dem Rückweg. Da der Nachmittag so „anstrengend“ war und es auch noch zu regnen anfing, belohnten wir uns mit einem guten Kaffee und schauten den Tropfen zu, die nur so von der Markise flossen. Zurück im Hotel pausierten wir bis ca. 17.30 Uhr, dann brachte uns ein Taxi zurück zum Turi Aussichtspunkt, wo wir den Sonnenuntergang und die blaue Stunde fotografierten. Wieder einmal war es toll zu erleben, wie die Lichter der Stadt und die Wolken zu leuchten begannen.
Um 19 Uhr brachte uns unser Taxi in ein von Thomas empfohlenes Restaurant. Komisch, alles dunkel, hoffentlich war das die richtige Adresse. Aber drinnen rührt sich was und kurze Zeit später wurde aufgesperrt. Wir konnten uns einen Tisch aussuchen. Das Fleisch ist hier aus Uruguay, das bekannt ist für seine hervorragende Qualität. Wir entschieden uns für 2 Chorizos, 450 g Filet und 450g Lende. Das sind die kleinsten Portionen. Wieder kamen Dips in drei Schüsseln mit Brot dazu. Dann für jeden von uns ein großer Teller Kartoffeln mit Käsesoße und das Fleisch, das auf 2 Holzkohletischgrills serviert wurde. Dazu gönnten wir uns einen Rotwein. Das Essen vom Vortag war schon sehr gut, aber das hier war mindestens genauso gut, super zart, toll gewürzt und genauso viel. Wieder rollten wir mehr aus dem Lokal, als das wir gingen. Ein Taxi brachte uns ins Hotel zurück, wo wir um 21 Uhr sehr satt in die Betten fielen.

Übernachtung: Forum Hotel, Cuenca, Ecuador

Donnerstag, 13.11.2014
14. Tag
An diesem Morgen begrüßte uns mal wieder die Sonne, aber das sahen wir erst, als wir zum Frühstück gingen. Schnell gegessen und schon ging es los in die Stadt. Bei blauem Himmel waren die Sehenswürdigkeiten und Kirchen gleich noch viel schöner anzuschauen. Diesmal gingen wir auch in die alte Kirche, die als Museum wunderbar hergerichtet war und einige Szenen aus dem Leben Jesus zeigte. Danach liefen wir noch zum Fluss runter, um ein paar Bilder von den alten Häusern, den Brücken und dem Wasser zu machen. Um 12 Uhr verabschiedeten wir uns von Thomas und fuhren los.

Weit war unser Weg an diesem Tag nicht, denn kurz hinter Cuenca beginnt der Nationalpark El Cajas. Ein hochgelegener Park mit einer sehr reizvollen Landschaft aus zerfurchten Höhenrücken, tiefeingeschnittenen Täler und über 240 Lagunen. Hier wurden wilde Lamas wieder angesiedelt und geschützt. Es gibt einige markierte Pfade und wir wollten eigentlich in dem Park ein wenig wandern gehen. Jedenfalls hatten wir sozusagen vor dem Parkeingang ein Zimmer im  Hotel Dos Chorreras auf 3600 m Höhe gebucht. Doch als wir dorthin kamen und unser Buchung vorzeigen, ernteten wir nur verständnislose Blicke. Wir hätten doch storniert, hieß es. Ähm, nein, wir hatten zwar storniert, aber wieder neu gebucht, stellten wir das Missverständnis richtig. Tja, bei ihnen sei es anders angekommen und jetzt sei eine Tagung von Nestle Ecuador und alle Zimmer sind ausgebucht. Das konnte doch nicht wahr sein. Jetzt sollten wir nach Cuenca zurück fahren und dort wieder übernachten. Eine sehr nette Rezeptionistin setzte sich für uns ein, während ein Mann nur die Schultern zuckte und sich wegdrehte. Jedenfalls bekamen wir nach einigem hin und her doch noch ein Zimmer im Haupthaus hoch oben in der Mansarde. Das war vielleicht schön und sehr groß. Wir richteten uns etwas ein und fuhren dann in den Park. An einer Lagune entdeckten wir sogar ein paar Lamas, die sehr fotogen posierten. Leider wurde das Wetter immer schlechter. Wir meldeten uns zwar im Park an, aber auf eine Wanderung bei Nieselregen auf über 4000 m hatten wir dann doch keine Lust mehr. So fuhren wir den Park ein wenig ab und drehten dann am Parkausgang um und fuhren wieder zurück in unsere Unterkunft, wo wir im Restaurant ein Stück Kuchen und Kaffee bestellten. Hier war alles sehr professionell und auf riesige Busladungen ausgelegt. Die Souvenirs waren sehr schön, aber die Preise gesalzen. Trotzdem konnten wir nicht widerstehen und kauften etwas Käse ein, denn wir hatten ganz schön Hunger nach dem mickrigen Kuchenstück im Restaurant.
Am Abend suchten wir vergeblich nach einem Anzeichen für Restaurantbetrieb, doch als wir an der Rezeption nachfragten war schnell ein Tisch bei den Nestle Leuten aufgestellt und wir konnten unser Essen wählen. Chris entschied sich für ein Menü mit Suppe, Forelle (das ist die Spezialität hier)mit Champignonsoße und Kokoskuchen. Mir war schon den ganzen Nachmittag nicht gut und so nahm ich nur ein Forellengericht, in dem ich mehr herumstocherte, als dass es mir schmeckte. Jedenfalls gingen wir nach dem Essen auf unser Zimmer und bald darauf ins Bett.

Übernachtung: Hostería dos Chorreras, Cuenca, Ecuador

Freitag, 14.11.2014
15. Tag

An diesem Morgen ging es mir leider noch schlechter und so hatte ich fast gar nichts von dem umfangreichen Frühstück. Während Chris sich durch das Buffet mit Bratkartoffeln, gebackener Forelle, Eiern und vielem mehr schmatzte, knabberte ich an einer Scheibe Tost und trank Schwarztee dazu.  Um ca. 9.45 Uhr checken wir aus und fuhren in den Park. Gleich am Parkeingang sahen wir eine  Lama-Familie, die am Straßenrand fraß. Wir fuhren noch einmal zur Lagune, doch dort stapelten sich Schulbusse und es wimmelte nur so von Kindern und Lehrern und Touristen.  Da es mir immer noch nicht gut ging und die Menschenmassen nicht gerade zu einer langen Wanderung um die Lagunen inspirierten, machten wir nur ein paar Bilder und fuhren weiter in Richtung Guayaquil unserem Ziel für den heutigen Tag.
Der Park war wieder schnell durchfahren und es ging immer weiter bergab. Die Fernsicht war an diesem Morgen wunderschön, so lag unter uns ein Nebelmeer aus dem in weiter Ferne (150 km) der Vulkan Chimborzo herausragte. Friedlich lagen die Dörfer an den Berghängen und Felder zogen sich bis zu den Bergspitzen hinauf.
Bei ca. 1800 m tauchen wir in das Nebelmeer ein und es begann wieder eine Fahrt mit sehr eingeschränkter Sicht, wo man gerade noch so die Rücklichter der Autos erkennen konnte. Bei ca. 500 m waren wir endlich durch den Nebel. Hier war alles sehr grün und es war stickig feucht warm. Das Landschaftsbild war geprägt von Bananen- und Kakaoplantagen. Reis- und Zuckerrohrfelder zogen vorbei. So kamen wir unserem Ziel langsam immer näher. Eine Polizeikontrolle hielt uns kurz auf, aber nach einem Blick in die Papiere und unseren bescheidenen Spanischkenntnissen durften wir passieren.

In Guayaquil war es sehr warm, so drehten wir die Fenster bei 32 Grad runter. Der Verkehr war sagenhaft. Wir tuckern in einem riesigen Stau langsam bis zu unserem Hotel dem Palace in Schrittgeschwindigkeit. Nach den tollen und abwechslungsreichen Unterkünften der letzten Woche waren wir ein wenig enttäuscht, denn das Hotel war etwas älter mit Teppichen und wirkte leicht abgewohnt, aber alles war sauber und das Zimmer groß. Für ein Stadthotel ganz okay. Das Wetter war hier auch deutlich besser als unterwegs, so waren zwar dicke Wolken am Himmel, aber die Sonne schaute immer wieder mal durch.
Natürlich hielt es uns nicht lange im Hotel und wir zogen gleich los zum Leguanpark (Parque Seminario) wo man grüne Landleguane aus der Nähe betrachten kann. Der Park ist eine kleine Oase in der Millionenstadt, auf den zahlreichen Parkbänken sitzen Rentner und lesen Zeitung, Eis- und Wasserverkäufer ziehen ihre Runden und natürlich dreht sich alles um die zig Leguane. Sie werden gefüttert, leider auch mit allerhand ungesundem Zeug wie Keksen oder Chips. Fast jeder fasst sie an, was sie geduldig über sich ergehen lassen. Manch einer hatte den Dreh raus und kraulte sie. Da sah man ihnen an, dass sie Spaß daran hatten. Wir sahen zwei bei der Paarung und etliche, die sich mit den Tauben um Brotreste stritten. Selbstverständlich schauten wir uns auch die Kathedrale (Catedral Metropolitana de Guayaquil) im neugotischen Stil an, die sich gleich hinter dem Park befindet. Danach wanderten wir weiter zum Malecón 2000, einem ehemalige Hafendamm, der zur Uferpromenade ausgebaut wurde. So entstand eine riesige Flaniermeile, die sehr viel zu bieten hat für Familien, den Spaziergänger bis hin zu Kulturinteressierten, denn hier werden immer wieder Konzerte aufgeführt. Da ich immer noch nicht so fit war, gingen wir nach der Besichtigung langsam zum Hotel zurück. Auf den Weg dorthin mussten wir einen Stopp im Sweet und Café einlegen, dem ecuadorianischem Starbucks, wo wir einen leckeren Cappuccino und einen Walnusskuchen genossen.
Zurück im Hotel packten wir unsere Taschen für den morgigen Flug.

Kurz vor 18 Uhr fiel Chris ein, den Rückgabetermin fürs Auto zu checken und stellte fest, dass wir das Auto erst ab 8 Uhr morgens zurückgeben könnten. Das würde schwierig werden, denn wir sollten schon um 7 Uhr am Flughafen sein. Jetzt wurde Chris hektisch, anstatt dort nachzufragen, sprintete er los und wollte den Wagen mal schnell am Flughafen abgeben. So schnell konnte ich gar nicht schauen, wie er verschwunden war und ich packte weiter. Dumm war nur, dass wir an diesem Abend mit Andrea und Jens, die wir in der Sacha Lodge kennengelernt hatten, verabredet waren und somit einen gewissen Zeitdruck hatten. Als ich um 19.15 Uhr immer noch nichts von ihm hörte, wurde ich unruhig, dann kam einen SMS: „bin gerade erst am Flughafen“. Super, um 19.30 Uhr waren wir mit den beiden verabredet. Na das konnte ja heiter werden. Ich schrieb also eine SMS an die Zwei, die ging aber nicht raus, so wurde ich noch unruhiger. Schließlich beschloss ich, dass ich mir ein Taxi nehme und schon mal zum Restaurant fahre. Chris wollte auch gleich zum Restaurant fahren, so kam es, dass wir zwar mit ca. 20 Minuten Verspätung aber doch noch ganz passabel am Restaurant ankamen, wo die Beiden schon auf uns warteten. So wurde nach anfänglichen Schwierigkeiten doch noch ein lustiger Abend in netter Gesellschaft. Da wir parallel auf der Straße der Vulkane unterwegs waren und auch noch einige Unterkünfte gleich hatten, gab es viel zu erzählen und die Zeit verflog nur so. Jens hatte übrigens das gleiche Autoproblem wie wir, aber er rief bei Avis an und sie sagten ihm, dass er das Auto abstellen könne. Das hätten wir auch etwas einfacher haben können. Egal, Ende gut alles gut. Zum Hotel gingen wir zu Fuß zurück und genossen den milden warmen Abend.

Übernachtung: Hotel Palace, Guayaquil, Ecuador

Samstag, 15.11.2014
16. Tag

Um 5.30 Uhr waren wir wach, aber der bestellte wake up call blieb aus. Der kam erst, als wir in der Rezeption anriefen und ein Taxi bestellten, selbstverständlich vom gleichen Rezeptionisten. ;)
Um 6.15 Uhr starteten wir zum Flughafen, den wir 30 Minuten später erreichten. Am Flughafen erwartete uns eine Frau der Reederei unseres Bootes der Mary Anne, die uns alles Wichtige erzählte und uns die Einreisekarten und Zollerklärungen für Galapagos gab. Dann checkte sie uns bei Avianca Air ein und war auch schon wieder verschwunden. Chris tauschte noch Geld, weil wir für die Einreise auf Galapagos 100 US$ pro Person zahlen müssen. Danach gingen wir erst einmal Kaffee trinken, da wir noch nicht gefrühstückt hatten. Um 8 Uhr kamen dann Andrea und Jens, die auch auf die Galapagos Inseln fliegen würden. Wir stellten sogar fest, dass sie die Plätze vor uns im Flieger hatten. Manchmal ist die Welt doch sehr klein.
Das Boarding erfolgte pünktlich und schon ging es los. Die zwei Stunden Flugzeit vergingen sehr schnell, da auch noch im Flieger ein kleines Frühstück serviert wurde.
Unsere Zeit in Ecuador war nur so verflogen. Das Land mit seinen freundlichen Menschen hat uns einfach nur super gefallen. Wir kamen sehr gut mit der Höhe klar und stellten mal wieder fest, dass die Zeit mit dem eigenen Auto, also die Unabhängigkeit, genau unser Ding ist. Für die Straße der Vulkane hätten wir sehr gerne noch etwas mehr Zeit gehabt, denn dort gibt es noch einige Vulkane und Plätze die absolut sehenswert sind, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Jetzt freuten wir uns jedoch auf die nächste Etappe unserer Reise die sagenumworbenen Galapagos Inseln, die wir mit einem Segelschiff erkunden würden.

Die vulkanisch aktiven Galapagosinseln liegen ca. 1000 km westlich von Ecuador im Pazifischen Ozean. Ihre einmalige Flora und Fauna wurde von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. So ist heute fast die gesamte Fläche des Inselarchipels ein Nationalpark, der unter strengem Naturschutz steht. Diese Inselgruppe zu erforschen war schon lange unser Traum und voller Vorfreude näherten wir uns diesem Inselparadies.
Wir landeten pünktlich auf der Flughafeninsel Baltra. Schon beim Anflug sahen wir einige Inseln und im Hafen konnten wir die drei Masten der Mary Ann im Wasser erkennen.
Nach den Einreiseformalitäten wurde unser Gepäck von einem super netten Hund ab geschnüffelt, der nach getaner Arbeit mit einem Tennisball belohnt wurde.
Als wir in die Empfangshalle kamen, wartete Carolina, unserer Reiseleiterin, für die nächste Woche schon auf uns. Da wir noch etwas Zeit hatten, bis wir zum Hafen gefahren wurden, verabschiedeten wir uns noch von Jens und Andrea, die auf Santa Cruz blieben und schlenderten im Flughafen durch die zahlreichen Geschäfte, wo man T-Shirts, Plüschtiere und vieles mehr kaufen konnte.
Um 11 Uhr brachte uns ein Bus zum Hafen, wo wir von einem Panga (Zodiac, bzw. Schlauchboot) zum Schiff gefahren wurden. Unsere Herzen schlugen höher, je näher wir dem Schiff kamen, denn genauso hatten wir es uns vorgestellt. Kein anderes Boot im Hafen konnte mit diesem wunderschönen Segelschiff mithalten. Auch wenn die Segel nicht gesetzt waren, strahlte das Schiff in schlichter Eleganz. Wow, was für ein Anblick! An Bord wurden wir noch einmal begrüßt und jeder bekam seine Kabine zugeteilt. Unsere Kabine war genau in der Mitte vom Schiff. Sie war zwar nicht sehr groß, aber im Inneren waren ein Doppelstockbett, ein Schrank und ein paar Stauflächen unter dem Bett. Das untere Bett war groß genug, um darin zu zweit zu schlafen. Das Bad war geräumig und absolut ausreichend. Da wir nicht vorhatten zu viel Zeit in der Kabine zu verbringen, war das Zimmer in Ordnung. Ich füllte unsere Schränke und Schubladen und schon ging es wieder nach oben, denn die Sirene ertönte und bei diesem Signal sollten wir mit unseren Schwimmwesten an Deck erscheinen. Nach der Sicherheitsbelehrung gab es erst einmal Mittagessen und danach erkundeten wir noch etwas das Schiff.
Unsere Gruppe war eine bunte Mischung aus Engländern, Australiern, Amerikanern und Deutschen. Wir waren 13 Leute, also drei weniger als die Maximalanzahl.
Nach dem Tanken ging es endlich aus dem Hafen hinaus und unsere Tour hatte so richtig begonnen. Es war ein tolles Gefühl vorne am Schiff zu stehen und über die Wellen zu gleiten. Der Wind blies in die Haare und wir hatten das Gefühl vollkommender Freiheit.
Um 16 Uhr startete unser erster Ausflug. Mit den Pangas ging es in den Mangrovenwald Caleta Tortuga auf der Insel Santa Cruz. Sie ist mit 986 km2 die zweitgrößte und bevölkerungsreichste Insel nach Isabella.
Auf den Lavafelsen am Ufer entdeckten wir einen Lavareiher (Butorides sundevalli), das ist ein kleiner völlig dunkler Vogel mit einem blaugrauen Schopf, der auf den Felsen nach kleinen Fischen, Krabben oder Insekten Ausschau hielt. Rote Klippenkrabben (Grapsus grapsus) liefen geschickt über die Felsen. Waren die hübsch, dieses Rottöne auf den schwarzen Felsen bildeten einen tollen Kontrast. Leider waren sie etwas ängstlich, so dass ein gescheites Bild von ihnen zu einer Herausforderung wurde, noch dazu von einem wackeligen Schlauchboot aus. Zum ersten Mal sahen wir einen Blaufußtölpel (Sula nebouxii), der mit seinen leuchtend blauen Füßen sehr fotogen war.
In den Mangrovenarmen entdeckten wir einen kleinen Weißspitzen-Riffhai, der zwischen den Stelzwurzeln der roten Mangroven gut geschützt seine „Kindheit“ verbringt.
Angestrengt schauten wir auf das Wasser, dann kam plötzlich ein Kopf aus dem Wasser und schnappte nach Luft. Eine Grüne Meeresschildkröte oder auch Suppenschildkröte (Chelonia mydas) kam zum Atmen an die Oberfläche. Dann sahen wir noch viele mehr. Immer wieder schauten sie aus dem Wasser, um Luft zu holen. Sie kommen in diese ruhige Meeresbucht, um sich zu paaren. Wir hatten das Glück zwei Schildkröten bei der Paarung zu beobachten. Es wirkte fast so, als ob er sie ertränken will. Die Arme hatte Mühe Luft zu bekommen und reckte immer wieder ihren Hals aus dem Wasser. Was für ein Erlebnis!
Als wir zum Schiff zurück fuhren wurde es gerade von den letzten Sonnenstrahlen beleuchtet, bevor die Sonne endgültig hinter dem Horizont verschwand.
An diesem Abend war für uns draußen gedeckt. Es war zwar etwas frisch, aber ein Abendessen unter dem Sternenhimmel der Galapagosinseln war einfach grandios. Es gab eine leckere Suppe als Vorspeise und Thunfisch als Hauptgericht. Nach der Nachspeise waren wir so müde, dass wir uns bald verabschiedeten und in unsere Kojen fielen.
Sonntag, 16.11.2014
17. Tag

Jeden Morgen stand Chris pünktlich zum Sonnenaufgang auf, schnappte sich sein Buch und ging an Deck. Am Anfang war ich noch ein paar Mal dabei, aber im Laufe der zwei Wochen blieb ich meist im Bett und schlief. So auch an diesem Morgen, denn es war bewölkt und die Sonne kam nicht wirklich durch.
Um 7 Uhr gab es draußen Frühstück. Wir waren immer noch unterwegs und schaukelten im Wind der Insel Genovesa, die auch Tower genannt wird, entgegen.
Um 8 Uhr morgens fuhren wir mit den Pangas zur Darwin Bay, eine große Bucht an der Flanke eines erloschenen Schildvulkans.
Diese Insel war vor allem als Vogelparadies bekannt, aber auf ihr sollte es auch andere Tiere geben. Wir waren schon sehr gespannt und konnten die Anlandung an dem kleinen weißen Sandstrand kaum erwarten. Carolina erzählte uns viel zu den Tieren und den Inseln, aber sie fasste es immer präzise zusammen und ließ uns unseren Freiraum. Das war wirklich toll und nicht jeder Guide hätte so viel Vertrauen.
Wir folgten einem Pfad am Strand entlang zu einigen hier nistenden Gabelschwanzmöwen (Creagrus furcatus). Ein Paar war von ihrem fast schon flüggen Jungen umringt, das immer wieder lautstark nach Futter bettelte, bis es etwas bekam. Ein paar Möwen hatten es sich auf einem Felsen gemütlich gemacht und beäugten uns verschlafen. Weiter ging es zu einer großen Rotfußtölpel-Kolonie (Sula sula) zwischen denen Bindenfregattvögel (Fregata minor) und einige Nazcatölpel (Sula granti) brüteten. Im Laufe der Zeit rissen die Wolken immer mehr auf und es wurde sonnig. Das Wasser leuchtet Türkis und kurze Zeit später war der Himmel wolkenfrei. Unglaublich, es sah am Morgen so wolkenverhangen aus, dass wir nie und nimmer mit einem so schönen Tag gerechnet hätten.

Zurück am Strand sahen wir einen Seelöwen, der sehr relaxt vor uns lag und nicht einmal aufschaute, als wir uns ihm näherten. Ein Brauner Pelikan (Pelecanus occidentalis) fischte in der ruhigen Bucht und putzte später sein Gefieder auf den Lavafelsen. Hier entdeckten wir auch unsere ersten Meerechsen (Amblyrhynchus cristatus) auf den Lavafelsen im Meer. Diese kleinen Drachen hatten uns schon immer fasziniert und wir freuten uns, sie endlich einmal aus der Nähe betrachten zu können. Eine Echse hatte es sich auf den Felsen gemütlich gemacht und wurde sogleich als Model von Chris auserkoren.
Es war unglaublich wie zutraulich die Tiere hier waren. Sie hatten überhaupt keine Angst und schauten uns nur aus großen Augen vertrauensvoll an. Wunderschön war es hier und viel zu schnell verging die Zeit. Was für eine Vielfalt an Leben es hier auf diesem kleinen Strand zu entdecken gab.

Um 10 Uhr waren wir wieder zurück an Bord. Jetzt wurden die Schnorchel Ausrüstung und die Wetsuits verteilt und Carolina gab uns eine kurze Schnorchel Einweisung. Um 11 Uhr war es dann soweit. Die Pangas brachten uns zu den steilen Klippen der Insel und wir durften ins Wasser. Chris und ich waren die einzigen ohne Wetsuit, aber es war nicht kalt und für uns völlig okay. Die Insel mit ihren Steilklippen war schon sehr eindrucksvoll, aber auch unter Wasser gab es eine Menge farbenfroher Fische zu entdecken. Wir sahen Papageienfische an Korallen knabbern, ein Kofferfisch beäugte uns mit großen Augen und viele andere kleine Fische schwammen um uns herum. Das Wasser schien recht nährstoffreich, denn die Sicht war nicht sonderlich gut. Auf den Felsen konnten wir Tölpel nisten sehen und Krabben liefen umher. Die Zeit verging recht schnell und schon waren wir zurück an Bord und duschten erst einmal das Salzwasser ab.
Um 14.30 Uhr fuhren wir an den gleichen Felsen mit den 2er Kajaks entlang. Neben den nistenden Vögeln sahen wir auch einige Galapagos-Seelöwen (Zalophus wollebaeki) auf den Klippen liegen. Das Paddeln machte uns mächtig Spaß, es war einfach klasse in den Wellen zu schaukeln und alleine die Felsen zu erkunden.
Wir blieben in der Darwin Bucht landeten aber am Nachmittag auf Prince Philip ́s Steps an. Da die Wellen ganz schön hoch waren, hatte unser Panga leichte Schwierigkeiten mit der Anlandung. Doch mit etwas gutem Willen und einem beherzten Schritt standen wir trockenen Fußes auf den Lavafelsen. Eine Steintreppe führte uns nach oben auf die Steilklippen. Wir durchquerten einen Balsambaumwald, in dem wir immer wieder auf brütende Nazcatölpel trafen. Manchmal musste man echt aufpassen, dass man auf keinen der Vögel tritt, aber falls man ihnen doch mal zu nahe kam, wussten sie sich zu helfen und zwickten einen ins Bein. Nach dem Wald gelangten wir auf ein Lavaplateau. Hier kreisten tausende von Tölpeln und Fregattvögeln über uns. Doch die Besonderheit auf dieser Insel waren die Galápagos-Ohreulen (Asio galapagoensis), die es hier geben sollte. Carolina ging voraus und suchte die Felsen nach den kleinen Eulen ab, die sich darauf spezialisiert hatten, den großen Vögeln einen Teil der Beute abzujagen. Dann stoppte sie plötzlich und zeigte weit entfernt auf einen Felsen. Selbst durch das Fernglas hatte ich Mühe, die kleine Eule zu erkennen. Schade, denn die hätten wir wirklich gerne aus der Nähe gesehen. Carolina gab sich große Mühe und entdeckte für uns eine zweite Eule, die ebenfalls weit entfernt war. So hielten wir uns an die zutraulichen Tölpel und machten begeistert Aufnahmen. Als ich irgendwann zu den anderen schaute, sah ich sie alle an einer Stelle stehen und Carolina tippte sich an die Lippen. Schnell schlossen wir auf und sahen direkt zu unseren Füßen in einer kleinen Vertiefung eine Eule sitzen. Alle waren mucksmäuschenstill, nur die Schreie der unzähligen Vögel waren zu hören. In den rötlichen Felsen war die kleine Eule fast nicht zu sehen, denn farblich war sie perfekt getarnt. In ihren Fängen hatte sie einen kleinen Vogel, den sie langsam rupfte. Dabei betrachtete sie uns immer wieder, aber wir waren wohl keine Gefahr und so fraß sie entspannt. Leider war es wieder ziemlich bewölkt, doch auf dem Rückweg kam die Sonne durch und ließ die Lavalandschaft in einem warmen Licht erstrahlen. Dahinter ruhte eine dunkle Wolkenwand. Das sah richtig beeindruckend aus. Natürlich waren wir die letzten und als wir einen kleinen Canyon überquerten entdeckte Chris relativ weit unten eine weitere Galápagos-Ohreule. Sie schaute total neugierig von unten zu uns herauf, bewegte den Kopf hin und her und kam langsam immer höher. Wieder standen wir wie gebannt da und kosteten das Schauspiel bis auf die letzte Minute aus, dann folgten wir den anderen zurück zum Strand. Kaum waren wir an Bord, als unser Kapitän auch schon den Anker lichtete, er hatte sogar zwei Segel gesetzt, da es immer noch recht windig war. An der Bar waren Häppchen aufgebaut und so ließen wir uns nach dem tollen Tag gefüllt Champignons und Empanadas zu einem Caipirinha schmecken.
Da es auch am Abend noch sehr windig war und die Wellen etwas höher, aßen wir drinnen und gingen zeitig in unser Zimmer.

Montag, 17.11.2014
18. Tag

Nach einem leckeren Frühstück bei bewölktem Himmel fuhren wir mit den Pangas zur Vulkaninsel Bartolomé, die nahe der Ostküste Santiagos bzw. der Sullivan Bucht liegt. Die Insel ist sehr klein (1,2 km2) und auf nur 114 m liegt der begehbare Gipfel mit einer fantastischen Aussicht.
Gleich beim Anlegen wurden wir von Klippenkrabben begrüßt, die leuchtend rot auf der getrockneten dunklen Lava umherliefen. Ein Holzstegsystem führte uns langsam den Berg hinauf. Lavaechsen saßen auf Steinen. Hier war es endlich einmal anders herum, denn die Männchen waren eher von schlichter Farbe und die Weibchen hatten einen leuchtend roten Kehlkopf.
Hier gab es unzählige Schweißschlackekegel mit regelmäßiger konischer Form mit steilen Flanken und stumpfen Spitzen sowie kleinere Hornitos. Das sind kaminartige Ausbruchskegel, die entstehen, wenn aus einem Lavastrom aufsteigende Lava durch die bereits erhärtete Kruste nach oben gepresst wird. Sie sahen Türmen ähnlich und waren oft nur wenige Meter hoch. Wir sahen Pahoehoe-Lavaflüsse deren Oberfläche im Gegensatz zur ʻAʻā-Lava oder Brockenlava sehr glatt ist, so dass sie gut betreten werden kann. Auf der Lava findet man mittlerweile einiges an Pflanzen wie die Pionierpflanze Tiquilia, ein kleines graues Gewächs oder Lavakakteen.
Wir betrachteten nicht nur die Lavabrocken, sondern konnten sie auch anfassen. Dabei waren wir erstaunt, wie leicht sie doch waren. Sie waren nicht nur schwarz sondern hatten verschiedene Braunrosttöne, da sie voller Eisen sind. Die Insel ist wunderschön und lädt zum Innehalten ein. Vom Gipfel hat man eine unglaubliche Aussicht auf den bekannten Pinnacle Rock und eine von weißen Sandstränden eingefasste Landzunge mit dem kräftigen Grün der Vegetation dazwischen. Gegenüber sieht man auf Santiago und wenn man sich dreht erstreckt sich die Kraterlandschaft Bartolomés vor dem türkiesblauen Meer. Natürlich kam pünktlich die Sonne heraus und beleuchtete die faszinierende Landschaft. Was vorher noch etwas trist wirkte, leuchtete jetzt in kräftigen Farben.
Unten am Steg entdecken wir einen Unterwasserkrater im seichten Wasser, Seelöwen schwammen in der kleinen Bucht und unzählige rote Krabben liefen über die Vulkanklippen. Wir konnten uns fast nicht losreißen von dieser wunderschönen Landschaft.

Zurück an Bord gab es wie nach jedem Landgang eine kleine Erfrischung bestehend aus Wasser, Saft und frischen Obst. Neben unserem Schiff lagen noch zwei weitere Boote in der Bucht, wie auch die National Geographic, die wir zwar interessiert beäugen, aber mit der wir um nichts in der Welt tauschen würden, denn wir waren nach wie vor begeistert von unserem Segelschiff.
Um 11 Uhr fuhren wir mit den Pangas am Pinnacle Rock vorbei zum Schnorcheln. Hier war es etwas klarer und die Unterwasserwelt war einfach nur faszinierend. Bunte Fische schwammen an uns vorbei, Papageienfische leuchteten uns entgegen und wir entdeckten sogar einen Rochen. Plötzlich deutete Chris auf den Meeresboden auf einen Weißspitzen-Riffhai (Triaenodon obesus). Er tauchte sogleich und versuchte ihn mit der GoPro zu filmen, aber der Hai hatte keine Lust auf ein Shooting und verschwand schnell in den Tiefen des Meeres. Etwas später sah ich zwei weitere Haie. Einer schwamm weg und ich hinterher. So glitten wir eine Zeitlang gemeinsam durch das Meer. Ich hatte früher immer Angst vor Haien, aber diesmal faszinierten sie mich nur, diese eleganten Jäger der Tiefe. Dann entdeckte Sue noch drei weitere Riffhaie. Was für ein Ausflug!
Zurück an Bord duschten wir das Salzwasser ab und gingen dann zum Mittag essen. Diesmal schmeckte es besonders gut, denn es gab Nudeln mit Pesto und anderen Soßen, dazu wurde Knoblauchbrot gereicht. Nach dem Mittag faulenzten wir an Deck, lasen und genossen den schönen Tag.
Am Nachmittag landeten wir auf Santiago in der Sullivan Bay gegenüber von Bartolomé an. Hier gingen wir über ein relativ junges Lava Feld (um die 100 Jahre) Die Lava war hier noch schwarz und glänzend. Wieder sahen wir die verschiedenen Formen der Lava, manchmal in Brockenform und dann wieder glatt fließend und etwas auf geschoppt. Überall waren kleine Hornitos zu sehen. Irgendwie wirkte es fast so, als ob die Lava gerade erst erkaltet wäre und man aufpassen musste, dass man nicht mit dem Fuß einsinkt. Das Lavafeld war klasse und wir begeistert von den Formen. Besonders gut gefielen uns die schwarzen hochglänzenden Stücke, die ein wenig wie Edelsteine wirkten. Wieder sah man vereinzelt Pionierpflanzen zwischen der Lava und am Rand wuchsen Mangroven. Lavaechsen flitzten umher. Zurück am Strand sahen wir eine Meerechse, die sich in der Sonne wärmte. Sie war relativ groß und bewegte sich nicht, nur ab und zu zwinkerte sie verschlafen mit den Augen. Chris war noch auf dem Lavafeld, als ich ihn rief. Carolina hatte uns erzählt, dass die hier relativ selten zu finden sind. Ich sagte zu ihm: „Schau mal, die musst du unbedingt fotografieren.“ Er ging noch zwei Schritte auf den kleinen Kerl zu seinen Füßen zu und meinte: „der ist viel zu weit weg, das lohnt überhaupt nicht!“ Schmunzelnd zeigte ich auf die Meeresechse zu seinen Füßen. Man konnte richtig das Erstaunen in seinen Augen sehen. Schon fiel er auf die Knie und landete im Sand. Auge um Auge. Am weißen Sandstrand hatten wir dann noch etwas Zeit zum Baden, Schnorcheln oder Relaxen. Chris fotografierte erst noch seine Freunde die roten Krabben und sprang dann mit seiner Schnorchel Ausrüstung ins Wasser. Ich blieb lieber an Land und genoss die Aussicht auf das türkisblaue Wasser, die schwarzen Lavasteine und die Sonne.
An Bord gab es eine Runde Caipirinha für alle und dazu gegrillte Fleischspieße. Wir saßen in der Abendsonne und genossen den Sonnenuntergang, der an diesem Abend besonders spektakulär war.
Unser Kapitän spendierte zum Abendessen Wein für alle. Es gab ein schmackhaftes Fischgericht und als Krönung Eis zum Nachtisch.
Wieder waren wir so müde und geschafft von dem ereignisreichen Tag, dass wir schon um 21 Uhr in unsere Kojen fielen und schon bald gewiegt durch das Schaukeln des Schiffes im Land der Träume weilten.

Dienstag, 18.11.2014
19. Tag
Als Chris an diesem Morgen leise das Zimmer verließ, wurde ich wach und konnte nicht mehr einschlafen. Schnell angezogen und Zähne geputzt, dann folgte ich ihm. Gerade als ich an Deck kam, verschwand die Sonne hinter einer Wolkenschicht, die orange leuchtete. Die Kühle des Morgens ließ einen leicht frösteln, doch als nach kurzer Zeit die Sonne wieder raus kam, wurde es warm.
In den letzten Tagen hatten wir uns mit Dirk und Bärbel angefreundet, das waren die anderen Deutschen an Bord. So verbrachten wir die Mahlzeiten gemeinsam und hatten viel zu erzählen. Als wir in der Morgensonne saßen, entdeckte Bärbel eine Schildkröte, die ihren Kopf aus dem Wasser hob. Sofort standen wir an der Reling und beobachteten sie, bis sie genug Luft geholt hatte und wieder abtauchte. Daneben sprang noch ein Fisch aus dem Wasser.
Frühstück gab es um 7 Uhr. Leider zog es wieder zu und dicke Wolken waren am Himmel. An diesem Morgen landeten wir auf Rábida an, einer kleinen Insel, die nur wenige Kilometer von der Südküste Santiagos entfernt aus dem Meer ragt. Das Landschaftsbild ist geprägt durch rote eisenoxidhaltige Lava und silbergraue Balsamwälder. Die Lavapartikel hatten sich auch in den Sand gemischt, darum war hier der Strand ebenfalls rot. Viele Seelöwen lagen am Strand. Sie hatten Junge, die ca. 5 Monate alt waren. Wieder einmal faszinierte uns die fehlende Scheu vor uns Menschen sowie die nichtvorhandene Aggressivität. Das hatten wir schon ganz anders bei Seelöwen erlebt.
Im Inneren der Insel befindet sich eine Lagune in der früher Flamingos waren. Doch leider hatten die Landechsen das Wasser verunreinigt und die Flamingos suchten sich eine neue Lagune.
Über einen angelegten Weg wanderten wir bis auf die andere Seite der Insel und wieder zurück. Carolina erzählte uns viel zu den Pflanzen und Tieren hier.

Schon um 10.30 Uhr ging es zum Schnorcheln. Wir sprangen von den Pangas und bewegten uns in Richtung Strand. Da schoss ein Seelöwe auf uns zu. Ganz nah glitt er an mir vorbei. Drehte sich lässig und ließ Luftblasen aufsteigen. Wie eine kleine Meerjungfrau posierte er im Wasser und forderte uns zum Spielen auf. Bald darauf kam ein zweiter junger Seelöwe dazu. Sie spielten mit den Wasserblasen, die sie uns „zuwarfen“, tauchten geschickt unter uns durch und drehten sich immer wieder. Es war einfach nur überwältigend. Man vergaß alles um sich herum und war auf einmal eins mit dem Meer. Wieder einmal schlich sich ein glückliches Grinsen auf unsere Gesichter, das gar nicht mehr weichen wollte. Natürlich sahen wir auch wieder bunte Fische, doch die waren ausnahmsweise an diesem Tag nebensächlich. Viel zu schnell verging die Zeit und wir mussten zurück an Bord. Dort gab es leckeres Mittagessen, aber die Gespräche drehten sich nur um die Seelöwen und alle wirkten wie kleine Kinder, denen man eine riesige Freude gemacht hatte. Nach dem Essen hisste die Crew die Segel, denn es ging ein strammer Wind, der zum Glück auch die Wolken vertrieb. Jetzt war unser Schiff noch schöner und majestätischer. So sollte ein Segelschiff aussehen, auch wenn unser Kapitän nicht alle Segel ausrollen ließ. Wir genossen das Gleiten auf dem Meer, lasen und faulenzten in der Sonne.

Um 15.30 Uhr landeten wir auf Santa Cruz am Dragon Hill im Nordwesten der Insel. Eine tolle Landschaft mit Sträuchern, Bäumen und riesigen Baumopuntien, Galapagos Baumwolle und anderen Gewächsen. Hier hatten wir die Chance Landleguane zu sehen. Ihre Population wurde durch wilde Hunde stark dezimiert, so wurden einige der überlebenden Tiere eingesammelt und in einer Aufzuchtstation vermehrt und wieder ausgewildert. Gleichzeitig wurden die Hunde vehement bekämpft und so kann man heutzutage wieder eine stattliche Anzahl der gelben Landleguane bewundern. Wenn man die Augen offen hielt, sah man ein paar Leguane unter den Kakteen oder auf Pfaden herumlaufen. Wir gingen einen steinigen Weg auf einen kleinen Hügel und umrundeten die Bucht bei schönstem Wetter. Um ca. 17.30 waren wir wieder an Bord und genossen die gebackenen Shrimps zu unserem Caipirinha.
Nach dem Abendessen ließ Carolina die Lichter löschen und wir saßen in absoluter Dunkelheit und betrachteten den fantastischen Sternenhimmel. Unser Freund der Orion kam gerade hinter dem Horizont hervor und begleitete uns durch die Nacht. Es war so schön und relativ lau, dass wir noch lange an Bord saßen.

Mittwoch, 19.11.2014
20. Tag
Zum Frühstück um 7.15 Uhr weckte mich Chris. Ich hatte die Nacht nicht gut geschlafen, da die Klimaanlage bzw. der Ventilator ausgefallen war und es so stickig im Zimmer wurde, so dass ich den Schlaf in der Früh nachholen musste. Verpasst hatte ich nichts, denn es war zugezogen.
Um 8.45 Uhr landeten wir wieder auf Santa Cruz an diesmal auf Los Bachas, wo die Meeresschildkröten zur Eiablage hinkommen. Dahinter befinden sich zwei Lagunen in denen man Flamingos entdecken kann. Wir hatten Glück und sahen frische Spuren von Schildkröten, die hier schon ihre Eier abgelegt hatten und auch in einer Lagune entdeckten wir drei Flamingos in weiter Ferne.
Das Wetter riss wie jeden Morgen auf und wir blieben diesmal am Strand. Jeder machte das, wozu er Lust hatte, Strandspaziergänge, Baden oder Fotografieren. Wir beobachteten einen braunen Pelikan, der in der Bucht nach Fischen Ausschau hielt und plötzlich wie ein Stein vom Himmel ins Meer schoss, um gleich darauf mit einem Fisch im Schnabel wieder hoch zu kommen. Er blähte seinen Schnabel auf uns schüttelte den Fisch in den Rachen. Dabei war es ihm total egal, ob neben ihm Menschen badeten oder nicht, er fischte weiter. Auf den schwarzen Lavafelsen tummelten sich wieder die Roten Klippenkrabben und Chris ging verzückt auf Modeljagd, während ich etwas las und den Morgen bzw. die Aussicht genoss. Meeresechsen ließen sich von der Sonne trocknen. Auf den Lavafelsen sah man sie fast nicht, dafür am weißen Sandstrand umso besser. Chris hatte alle Hände voll zu tun, aber auch ich musste ab und zu ein paar Bilder schießen. Die Sonne hatte ordentlich Kraft, so dass wir immer wieder ins kühle Meer sprangen. Es war ein richtig schöner gemütlicher Morgen. Um 11.20 Uhr ging es zurück aufs Schiff, wo wir duschten und um 12 Uhr Mittag aßen.
Nachmittags schnorchelten wir an einigen steilen jedoch nicht sehr hohen Felsenklippen. Kaum waren wir im Wasser, als zwei junge Seelöwen an uns vorbei schossen. Sie wendeten und kamen noch einmal vorbei und verschwanden dann im Meer. Ein Hai lag in einer kleinen Höhle, er kam raus und schwamm ein wenig mit uns mit, bis auch er im Meer verschwand. Ich entdeckte wenig später einen weiteren Seelöwen, der träge im Wasser lag und Chris mit Luftblasen an blubberte und sich faul etwas hin und her drehte, aber sonst zu nichts Lust zu haben schien. Später sahen wir noch einen Hai und als Krönung tauchte eine Meeresschildkröte auf und tauchte langsam unter uns durch. Das Riff war nicht so schön, dafür aber beeindruckend, da es steil in die Tiefe führte wenn auch leider die Sicht nicht sehr gut war. Wieder fraßen zig Papageienfische an den Korallen und viele andere bunte Zierfische schwammen am Riff entlang. Wir sahen sogar noch einen Trompetenfisch. Diesmal wurde mir mit der Zeit ganz schön kalt und ich kühlte ziemlich aus. An Bord gab es zum Glück gleich eine Tasse heiße Schokolade, die mich wieder etwas durchwärmte. Doch am besten half natürlich eine heiße Dusche.
Am Nachmittag fuhren wir mit den Pangas an der felsigen Küste Baltras entlang. Wir sahen einige Blaufußtölpel und auch einen Kanadareiher, der uns abwartend anschaute. An diesem Nachmittag hatte es schon früh zugezogen, aber als wir die Insel entlang fahren riss es plötzlich auf und die Sonne kam noch einmal durch. Die Opuntien und auch die Felsen leuchten richtig. Carolina entdeckte noch zwei Rochen im Meer, die elegant durch das Wasser glitten. In diesem Moment wünschten wir uns unsere Taucherbrillen und hätten am liebsten die Köpfe unter die Wasseroberfläche gesteckt.
Als wir zurück zum Schiff fuhren, lag es wunderschön im Abendlicht vor uns. Unser Bootsführer machte sogar noch eine Ehrenrunde, damit wir das Schiff von allen Seiten fotografieren konnten.
Den Sundowner genossen wir an Bord mit Blick auf viele Boote, die im Hafen von Baltra vor Anker lagen. Zum Abendessen gab es Gerilltes mit klasse Kartoffeln in Käsesoße. Danach löschten wir wieder das Licht und betrachteten den wunderschönen Sternenhimmel.
Donnerstag, 20.11.2014
21. Tag
Plötzlich ging die Kabinentür auf und Chris stand vor dem Bett. „Schau schnell raus ein toller Sonnenaufgang ist gerade.“ Schnell flitze ich an Bord. Pink Orange leuchtet noch ein Streifen des Himmels und die Sonne geht gerade auf. Es war wunderschön auch wenn ich den leuchtend roten Himmel verpasst hatte. Fregattvögel kreisten über dem Schiff und ließen sich im Wind treiben. Einer landete auf dem Mast und schaute auf uns herab. Als die Sonne kurz darauf hinter den Wolken verschwand, fing ich im Wind an zu frösteln und holte mir schnell mein Jeanshemd. Wir lasen in unseren Büchern und genossen den Morgen.
Um 8 Uhr ging es mit den Pangas zur 13 ha großen Insel Plaza Sur – South Plaza. Sie liegt vor der Ostküste von Santa Cruz. Die Insel ist eine langgestreckte Insel, die auf einem landschaftlich schönen Lavaplateau liegt. Im Norden landeten wir an einer flachen Felsenküste an. Überall wuchsen große Baumopuntien umrandet von grünroten Galapagos-Sesuvien, eine fleischige Kriechpflanze. In mitten der Sesuvien brüteten Gabelschwanzmöwe (Creagrus furcatus). Auf dieser Insel hatte es auch eine große Population an Landleguanen. Diese kleinen Drachen waren gelb mit dunkleren Körpern und sehr gelben Füßen. Überall wohin wir blickten, konnten wir Iguanas entdecken. Einer fraß an einem Kakteenblatt, als ein anderer dazu kam. Wir erwarteten einen Kampf um das Futter, aber die zwei fraßen friedlich zusammen. Andere Landleguane hielten sich im Schatten der Bäume auf.
Ein Weg führte uns weiter in den Süden der Insel bis zu deren Küste, die hier bis zu 25 m in die Höhe ragte. Wunderschön leuchtete das türkisblaue Wasser der Bucht und davor standen die riesigen Kakteenbäume. Die felsige Küste bot den vielen Seevögeln Nistmöglichkeiten. Sie glitten elegant über dem Meer dahin. Wir wanderten bis zu einer Landzunge und dann wieder zurück zu unserer Anlandungsstelle. Immer wieder sahen wir auch Seelöwen oder deren Babys, die ein Schläfchen in der Sonne machten. Zurück am Meer trafen wir auf viele Meerechsen, die zum Teil aus dem Wasser kamen und sich von der Sonne trocknen bzw. aufheizen ließen.
Im Wasser spielten junge Seelöwen mit einem Stein. Immer wieder nahm einer den Stein auf und „warf“ ihn dem anderen zu. Dabei bewegten sie sich so sicher und elegant im Wasser, dass man einfach sah, dass sie genau dort hingehören. Sie hatten sichtlich Spaß und wir auch.
Zurück an Bord legten wir gleich ab und fuhren in Richtung Santa Fe. Wir kamen an den Gordon Rocks vorbei, die vor der Schwesterinsel Plaza Norte liegen. Auf den Inseln kann man Galapagos Seebären sehen, außerdem nisten dort einige Seevögel, während andere sie als Ruheplatz nutzen.
Bei Santa Fee schnorchelten wir. Wieder sahen wir Rochen und viele bunte Fische, eine Schildkröte schwamm an uns vorbei. Christian wurde von einem jungen Seelöwen besucht. Er biss spielerisch immer wieder in die Kamera und spielte mit Chris. Dabei poste er richtig. Chris filmte zwar mit der GoPro, aber in solchen Momenten hätten wir schon gerne eine Unterwasserkamera gehabt.
Am Nachmittag sahen wir uns die Insel Santa Fe näher an. Sie liegt auf einem flachen Lavaplateau. Am Strand lagen Seelöwen mit ihren Jungen herum. Besonders nett fanden wir eine frisch panierte Seelöwenmama mit ihrem sauberen Jungtier. Andere lagen in Reih und Glied in der Sonne.
Auf der Insel wachsen riesige Baumopuntien und einige Scalesien. Lavaechsen (Microlophus albemarlensis) huschten über die Steine. In einer kleinen geschützten Bucht spielten Seelöwenbabys miteinander. Hier musste man sich schon arg zusammen reißen, um die Kleinen nicht anzufassen, denn sie waren so vertrauensvoll und kamen einem oft viel zu nahe. Wieder gingen wir mit einem zufriedenen Lächeln zurück an Bord und genossen unseren Sundowner. Die Sonne ging zwar hinter den Felsen der Insel unter, aber dafür leuchtete der Himmel in der Dämmerung fast Lila. Es sah einfach toll aus. Zum Abendessen gab es leckeren Thunfisch und Tiramisu als Nachtisch.
Freitag, 21.11.2014
22. Tag
Nach dem Frühstück landeten wir auf Punta Suárez auf der Insel Española an. Die Insel liegt auf einem flachen spärlich bewachsenen Lavaplateau. Die Basaltlava von Española gehört mit zu den ältesten Gesteinen des gesamten Archipels.
Als wir an Land gingen sahen wir einen Galapagosbussard (Buteo galapagoensis) auf einem Schild sitzen. Wie alle Tiere zeigte auch er überhaupt keine Scheu. Es war wieder so idyllisch. Sehr viele Seelöwen lagen träge am Strand, Seelöwenbabys planschten im Wasser und Rote Klippenkrabben flitzten geschäftig über die Lava. Neugierige freche Spottdrosseln begleiteten uns.
Leider hat jedes Paradies auch seine Schattenseite. Hier lagen es ein paar Robbenbabys, die am Verhungern waren. Sehr dünn mit noch größeren Augen schauten sie uns vertrauensvoll an, so dass einem das Herz schwer wurde. Ein anderes Baby war schon verstorben, an ihm fraß ein Bussard. Hier in diesem riesigen Nationalpark, mischt sich der Mensch nicht ein, jedenfalls nicht in die intakte Natur. Von Menschen eingeschleppte Feinde wie Katzen, Hunde, Ziegen und Esel werden dezimiert, um die Einzigartigkeit der Inseln und ihrer Bewohner zu erhalten. Die Natur wird sich selbst überlassen mit ihrer Grausamkeit und Schönheit, so dass dieses Paradies hoffentlich noch lange Zeit im Gleichgewicht bleiben wird.
Am Strand hatte es besonders farbenfrohe Meeresechsen. Auf dem grauen Grundton waren Rotschattierungen und auch Türkis, so sahen die Burschen hier besonders hübsch aus. Sie lagen zu Dutzenden am Strand, auf den Felsen und sogar mitten auf dem Weg.
Über einen, wie Chris so schön festgestellt hatte, „schlecht gefliesten“ und dadurch sehr unebenen Weg, wanderten wir auf die Südseite der Insel. Dort hatten vor kurzem noch Albatrosse gebrütet. Doch die meisten waren schon flügge und nur mit Mühe konnten wir noch ein paar Nachzügler und ausgewachsene Vögel entdecken. An der Felsenkante sahen wir die Startbahn der Albatrosse und warteten ein wenig. Es kam wirklich ein Vogel angewatschelt, nahm Anlauf und stürzte sich todesmutig über die Kante, um gleich darauf im Aufwind zu schweben. Aus dem gerade noch ungeschickt wirkenden Vogel war jetzt ein Künstler der Lüfte geworden, der elegant in der Thermik schwebte.
Wir wanderten ein wenig die Steilküste entlang bis zu einer Nazca Tölpel Kolonie. Hier wurde gerade geflirtet was das Zeug hält, andere Paare waren schon beim Nestbau und wieder andere hatten schon ein Ei im Nest. Mittendrinn entdeckten wir Blaufußtölpel, dessen fast schon erwachsenes Junges, bettelte die Mama an und bekam Futter. Es schaute schon irre aus, wie weit das Junge den Schnabel in den Hals des Altvogels steckt, um auch ja genug Futter zu bekommen.
Auf der Insel gab es auch ein eindrucksvolles „Blasloch“ (eingebrochene Lava mit einem Verbindungskanal zum Meer), durch das die Wellen immer wieder Wasser in den Kanal drückten und dann bis zu 20 m in einer Fontäne nach oben schoss. Das sah echt toll aus.
Lavaechsen kletterten über die Steine und einer setzte sich auf einer kleinen Lavaarch in Pose. Hier auf Española leben die größten Vertreter der insgesamt 7 auf Galapagos vorkommenden Arten.

Zurück an der Anlande Stelle sahen wir in einer geschützten Bucht einem „Kindergarten“ von Seelöwenbabys zu, die sichtlich Spaß hatten, indem sie Meeresechsen jagten und aus dem Wasser trieben. Alles wurde zum Spielen benutzt, selbst die Roten Klippenkrabben wurden beäugt und sobald sie sich bewegten verfolgt. Es war total niedlich anzuschauen. Auch die Spottdrosseln umschwirrten uns weiter frech.
Auch der schönste Ausflug geht einmal vorüber und so kamen wir nach drei Stunden, die viel zu schnell verflogen waren, wieder zurück aufs Schiff.

Nach dem Mittag ging es zum Schnorcheln. Auch diesmal war das Riff wieder sehr steil und die Sicht nicht so gut. Trotzdem entdeckten wir wieder zwei Seelöwen, die mit einer toten Languste spielten. Chris bekam wieder Wasserblasen ins Gesicht und einer biss mir spielerisch in die Flossen. Zwei Goldrochen schwammen an uns vorbei. Nach ca. 40 Minuten fuhren wir zurück zum Schiff, wo schon heißer Kakao auf uns wartete. Schnell noch umgezogen schon ging es wieder zu unserem Nachmittagslandgang, auch auf Española aber in der Gardner Bay. Der Sandstrand war strahlend weiß und viele Seelöwen lagen am Strand. In der Bucht nahe den Weibchen pattrollierte ein dominantes Männchen und wachte über seinem Harem. Wir genossen die Tiere, das türkisfarben schimmernde Wasser der Bucht und machten einen schönen Strandspaziergang. Chris hüfte immer wieder ins Meer. Leider hatten wir hier nur eine Stunde Zeit. Zurück an Bord legte unser Kapitän gleich ab, denn wir wollten bis zum Abend in Santa Cruz sein. So lasen wir in der Sonne, genossen das Meer und quatschten mit Dirk und Bärbel, deren Reise sich dem Ende zuneigte. Wir waren sehr froh, dass wir noch eine weitere Woche an Bord verbringen würden, denn wir hatten noch lange nicht genug.
Um 19 Uhr gab es den obligatorischen Abschiedscocktail. Neben allen Gästen würden uns auch Carolina und der Kapitän verlassen sowie ein Teil der Crew.
Zum Abendessen gab es leckeres Steak mit Pilz Soße, Reis und Gemüse und als Nachspeise Eis. Danach saßen wir noch lange draußen an diesem Abschiedsabend bei funkelndem Sternenhimmel.
Samstag, 22.11.2014
23. Tag

An diesem Abschiedsmorgen war noch einmal ein fantastischer Sonnenaufgang. Chris sah das ganze Schauspiel, ich mehr den Rest. Genau in der aufgehenden Sonne schaukelte ein Boot, das sich als Motiv natürlich sehr schön machte.

Nach dem Frühstück wurden wir an Land von Santa Cruz gebracht. Eine Besonderheit dieser Insel sind einige gut erhaltene zum Teil sehr große Lavatunnel, die oft über 100 Meter lang und mehrere Meter breit sind. In dem kleinen beschaulichen Hafenstädtchen Puerto Ayora gibt es eine Vielzahl an Souvenirgeschäften, Restaurants und einige Hotels. Hier sind auch die Charles-Darwin-Forschungsstation und der Sitz der Nationalparkverwaltung.
Am Anleger verabschiedeten wir uns herzlich vom Rest der Gruppe. Mittlerweile war es stark bewölkt und sah sogar etwas nach Regen aus. Trotzdem war es warm. Da wir alleine an Bord blieben und die neue Gruppe erst gegen Nachmittag eintreffen würde, hatten wir an diesem Tag ein Sonderprogramm mit privater Reiseleiterin. Am Pier von Puerto Ayora erwartete uns darum schon Daniela, die uns auf Anhieb sympathisch war. Wir kletterten in den Jeep und schon starteten wir zu unserer ersten Farm. Hier auf der Insel war es sehr grün. Wir kamen durch ein paar kleine Ortschaften, die meist nur aus ein paar Häusern bestanden. Schon unterwegs sah ich meine erste Riesenschildkröte und zeigte sie begeistert Christian. Nach kurzer Zeit bogen wir links ab und auf einer Schotterpiste ging es zur Farm. Überall auf den Weiden sahen wir Schildkröten und witzige Schilder wiesen auf sie hin. Auf dem Farmgelände parkten wir und wanderten nach einer kurzen Registrierung über das Gelände. Wahnsinn, so viele Schildkröten waren hier zu sehen. Sie ließen sich durch uns nicht stören und fraßen sich durch die saftigen Wiesen. Einige sehr alte Exemplare erkannte Daniela an ihrem glatten Panzer, während die jüngeren viel kleiner und ihre Panzer noch leicht geriffelt waren. Als wir an einen kleinen schlammigen Tümpel kamen, trauten wir unseren Augen kaum, denn er war voll mit Riesenschildkröten, die sich wohlig im Schlamm aufhielten und die Kühle des Wassers genossen. Zwei kabbelten sich etwas, was in Zeitlupe recht gelassen aussah. Ansonsten hörte man eher das Schaben der Panzer aneinander, wenn sie aneinander vorbei wollten oder das Schnaufen dieser Giganten. Wir gingen lange über das Gelände und konnten gar nicht genug von den Urzeitriesen bekommen, doch Daniela hatte noch einen Lavatunnel in petto. Ob wir ihn sehen wollen, fragte sie uns. Na klar. Fast schon unscheinbar lag er mitten auf dem Gelände der Farm. Über eine Treppe kamen wir ins kühle Innere des Tunnels. Wow, war der groß. Zum Glück brannten Lampen in seinem Inneren und so konnten wir viel von der Lava und dem Gestein erkennen. Es war schon gigantisch, wenn man sich vorstellt, dass dadurch einmal Unmengen an Lava geflossen sind und wir jetzt darin spazieren gingen. Wir tranken noch einen Tee an der Rezeption und Chris kletterte noch in einen Schildkrötenpanzer, wie sicher zig Tausend Touristen vor ihm.

Danach fuhren wir zu einer weiteren Farm mit dem klangvollen Namen Manzanilla. Die Farm erhielt ihren Namen von den hier wachsenden Manchinelbäumen, einer Wolfsmilchart, dessen Blätter und Früchte an Äpfel erinnern. Doch dieser Baum ist einer der giftigsten Bäume der Welt. Der Genuss seiner Früchte ist absolut tödlich und bei Regen sondert er eine Art Milch ab, die ätzend ist, wenn sie auf die Haut gelangt. Fast schon ehrfürchtig betrachteten wir diesen harmlos wirkenden Baum und seine Früchte und machten einen großen Bogen darum. Doch auch hier galt natürlich unser Hauptaugenmerk den riesigen Schildkröten, die hier wieder in großer Anzahl über das Gelände liefen. Leider waren sie scheuer und fauchten gleich wenn man ihnen etwas zu nah kam. Auf dem Gelände hatte es zwei sehr schöne Lagunen, die durch starken Bewuchs mit Wasserpflanzen rot aussahen. Auch dort waren wieder einige Schildkröten zu finden, die sich im Wasser abkühlten und durch die Wasserpflanzen einen Blumenkranz auf dem Kopf oder Panzer hatten.
Hier auf dieser Farm aßen wir auch zu Mittag und sahen schon mal den Rest unserer neuen Gruppe und unsere neue Reiseleiterin Martha. Sie war etwas älter, sah aber nett aus. Diesmal war das Gruppenbild total anders. Bestand unsere erste Gruppe aus eher etwas älteren Menschen, so war sie jetzt eine Mischung aus Familien und viel mehr jüngeren Menschen.
Doch vorerst hatten wir an diesem Tag unseren eigenen Plan und wurden noch nicht der Gruppe vorgestellt.
Nach dem Essen ließ uns Daniela noch einmal alleine die Farm erkunden. Wir zogen los und gingen wieder die uns bekannten Wege ab zu den Lagunen. Dabei konnten wir noch einmal ein paar recht nette Bilder von den Schildkröten machen. Auch das Wetter hatte längst aufgeklart und die Sonne schien. Wieder war aus dem anfänglich schlechten Wetter ein super schöner warmer Tag geworden.

Nach der Farm fuhren wir zu den Los Gremolos (Zwillingskrater). In Wirklichkeit sind es keine richtigen Krater, sondern zwei riesige Einsturztrichter an deren Rand ein Weg entlang führt. Überall wuchsen Scalesia Bäume, so dass das Bild von einem immergrünen Nebelwald geprägt war. Es war einfach klasse am Rand der Einsturztrichter entlang zu wandern und dabei in die Tiefe zu schauen. Am zweiten Trichter konnten wir an einer Stelle sogar auf das Meer schauen und das mitten vom Hochland aus. Es war richtig schön. Darwinfinken umschwirrten uns und Insekten summten.
Zurück in Puerto Ayora hatten wir noch gut eine Stunde Zeit, um uns die Stadt anzuschauen und etwas shoppen zu gehen und das im schönsten Nachmittagslicht. So durchstöberten wir die Geschäfte und erkundeten den Fischmarkt, auf dem zig Hummer auf hungrige Touristen und Einheimischen warteten. Tische und Stühle wurden gerade aufgebaut. Wie gerne hätten wir hier gesessen und den Abend verbracht bei einem leckeren Hummer, aber unser Schiff wartete ja auf uns.
Um 17 Uhr waren wir zurück am Pier und verabschiedeten uns von Daniela, mit der wir einen tollen Tag verbracht hatten und die uns mit ihrem umfangreichen Wissen begeistert hatte. Am Pier erfuhren wir, dass die Gruppe schon an Bord war. So hatten wir unser eigenes Panga, das uns zurück aufs Schiff brachte, gesteuert von unserem ehemaligen Barmann, der nun Bootsführer war.
Hier lernten wir auch gleich die neue Gruppe etwas besser kennen, denn Martha war gerade bei der Sicherheitsbelehrung und danach stellten wir uns alle vor.
Diesmal waren wir die einzigen Deutschen an Bord. Ansonsten waren wieder Engländer, Amerikaner und Australier mit dabei.
Zum Abendessen setzten sich Christopher, Liza und ihr Sohn Jack zu uns und wir hatten einen entspannten Abend mit dem Paar aus Maine.
Sonntag, 23.11.2014
24. Tag
Um 6.30 Uhr kam Chris putzmunter in die Kabine und weckte mich. Wie kann der Mann nur jeden Morgen so munter sein, schoss es mir durch den Kopf, während ich mich mühsam aus dem Bett rappelte. Hatte ich gut geschlafen, dementsprechend verpeilt war ich auch noch. Nach einem gewohnt guten Frühstück, kletterten wir um 8 Uhr an den Strand der Insel Florena am Punta Cormorán. Der Strand war relativ dunkel und in ihm schimmerten hübsche grüne Olivinkristalle. Seelöwenbabys lagen kuschelnd auf den Steinen, rote Krabben liefen herum wie überall und Blaufußtölpel saßen auf den Felsen. Wir gingen ein wenig am Strand entlang und wandten uns dann hinter den Küstendünen einer Lagune zu, die von Mangroven umsäumt ist. Martha war wie ein gefülltes Buch voller Wissen, dass sie gerne preis gab, doch es gab so viel zu sehen, so dass wir nur mit einem halben Ohr ihren weitläufigen Ausführungen folgten und statt dessen die Flamingos beobachteten, die zu 6. am Rand der Lagune standen. Dann fingen sie an zu gehen und schlenderten langsam auf uns zu. Unglaublich nicht einmal die Flamingos hatten hier Angst. Sie kamen immer näher und gingen mit der schlichten Eleganz einer Tänzerin auf uns zu. Als sie vorbei stolziert waren, rissen wir uns los und liefen auf einem angelegten Weg auf die andere Seite der Insel zu einer weißsandigen Bucht. Hier in den Dünen legen die Meeresschildkröten ihre Eier ab und schon aus der Entfernung konnten wir ihre Spuren deutlich erkennen.
Auf dem Weg zum Strand sahen wir etwas liegen und sich winden. Zuerst dachten wir an eine Schlange, aber es war ein kleiner Aal, den die Wellen zu weit hinausgetragen hatten und der nun verzweifelt nach dem Weg zurück ins Wasser suchte. Leider durfte ihm niemand helfen, da sich ja in die Natur nicht eingemischt wird. In solchen Situationen fällt es mir unheimlich schwer, solche Regeln zu akzeptieren und wiederwillig murrend wandte ich mich ab. Ich wollte mir auf keinen Fall seinen Todeskampf anschauen. Während wir am Strand waren, dachten wir die ganze Zeit an den Aal und unsere Hilflosigkeit. Ich kann verstehen, dass man sich in bestimmte Dinge auf keinen Fall einmischt, ich kann nachvollziehen, dass man versucht das Gleichgewicht auf den Inseln wieder herzustellen und darum die Feinde der „Ureinwohner“, die von Menschen eingeschleppt wurden, bekämpft – auch wenn es mir schwer fällt, denn auch diese Tiere haben es sich nicht ausgesucht. Ich kann auch verstehen, dass man die netten Spottdrosseln nicht mit Wasser versorgt, damit sie nicht verlernen es sich selbst zu suchen. Ich kann ebenfalls verstehen, dass man hier auf keinen Fall die Tiere berühren darf, egal wie zutraulich sie sind und wie nah sie einem kommen. Aber ich kann nicht verstehen, wenn ein Meerestier hilflos nach Luft schnappend an Land liegt, dass man ihm nicht helfen darf. Wo führt sowas hin? Lassen wir demnächst auch einen Delphin oder Wal sterben? Auf den Inseln hier wohl schon…. Als wir später zurück kamen war der Aal jedenfalls weg. Keine Ahnung ob sich jemand erbarmt hatte und dem Tier geholfen hat, oder ob ein Vogel eine besonders dicke Beute gemacht hatte. Wir hofften auf Ersteres, auch wenn es vielleicht nicht dem Naturschutzregeln der Inseln entsprach.
Aber auch in dieser Bucht hatte es noch etwas Besonderes, denn hier am seichten Sandstrand waren unzählige Stachelrochen im flachen Wasser. Ab und an hob auch eine Meeresschildkröte ihren Kopf zum Luftholen aus dem Meer. Hier durften wir natürlich nur bis zum Knöchel ins Wasser gehen, denn die Rochen kamen sehr nah an den Strand, so dass es auf Knöchelhöhe schon brenzlig werden konnte. Das Erlebnis war jedoch klasse und lenkte uns von den trüben Gedanken vorher ab.
Zurück an Bord gab es Obst, Nüsse und Saft. Um 11 Uhr gingen wir an der Teufelskrone - „Devil´s Crown“ schnorcheln, das sind die Überreste eines aus dem Meer ragenden Vulkankegels, an dem sich unter Wasser unzählige Korallen und bunte Fische angesiedelt hatten. Hier hat man auch die Möglichkeit einen Bogenstirn-Hammerhai mit eigenen Augen zu sehen, aber so viel Glück hatten wir nicht. Wir hatten leider sehr mit der extremen Strömung zu kämpfen. Sie war so stark, dass wir zum Teil nur unter Aufbietung unserer gesamten Kräfte nicht von der Stelle kamen. Das war echt heftig. Da bewunderten wir den kleinen Jack, der mit seinen 10 Jahren wie ein Fisch im Wasser umherflitzte. Trotzdem sahen wir Gelbschwanz-Grunzer, Gelbschwanz-Doktorfische, Papageienfische und viele andere kleine bunte Fische. Die Krönung war jedoch ein riesiger Rochen, den hatten wir uns auch verdient!
Zum Mittag gab es unser Lieblingsessen von letzter Woche – nämlich ecuadorianisch. Maisbällchen mit Erdnusssoße, Ceviche, leckeres Schweinefleisch und vieles mehr.
Im Meer entdeckte Kate zwei Delphine. Anfangs meinten wir, sie macht Spaß, aber später konnten wir sie auch sehen. Schon an diesem ersten Tag fühlten wir uns besonders zu den beiden Engländerinnen Kate und Hannah hingezogen und so kam es, dass wir schon bald zusammen hingen und sehr viel Spaß miteinander hatten. Beide hatten einen trockenen Humor und ähnliche Ansichten wie wir, so dass wir uns schon bald auch ohne Worte verstanden und zusammen eine super schöne Woche an Bord erlebten.
Um 14.30 Uhr landeten wir auf Florena in der Post Office Bay an. Nach einem kurzen Spaziergang standen wir auch schon vor dem Namensgeber, einem alten Postkasten bzw. Post Fass, denn in einer rostigen Tonne lagerten unzählige Postkarten und Briefe, die Touristen hier hinterlegt hatten. Martha hatte uns vorab auch schon Postkarten gegeben, die wir ausgefüllt hatten und ebenfalls zu dem Stapel legten. Natürlich suchten wir die Postkarten auch durch, denn die Tradition verlangt es, dass Reisende die Post anderer Reisenden mit nach Hause nehmen und dort abgeben. Wir fanden das eine echt tolle Tradition und waren schon gespannt, wann und ob die Post jemals den Weg zu uns zurückfinden würde. Witziger weise waren wir kaum drei Wochen daheim, als unsere Postkarte im Postkasten lag – danke noch einmal dem netten Postboten. Die Tradition wurde erfüllt und wir haben nun ein super schönes Erinnerungsstück an einen perfekten Urlaub daheim.
Wir gingen noch an einigen Überresten einer Norwegersiedlung aus den 20er Jahren vorbei und kamen zu einer Lavahöhle. Martha hatte uns schon vorgewarnt, so dass wir feste Schuhe und unsere Stirnlampen dabei hatten. Über eine Holzleiter ging es in die Tiefe und es wurde steil und sehr dunkel. Die Höhle war riesig und sehr hoch. An ihrem Ende stand Wasser, denn sie ist mit dem Meer verbunden und je nach Gezeit, steht das Wasser unterschiedlich hoch. Das war ein richtig fetziger Ausflug, spannend und abenteuerlich.
Am Strand hatten wir noch etwas Zeit. Chris ging sogleich schnorcheln. Ich hatte eigentlich nicht so sehr Lust, aber als ein Seelöwenbaby aus dem Wasser schaute, war ich überzeugt und sprang auch hinein. Leider war das Kleine viel zu schnell wieder weg und hatte keine Lust zum Spielen. Dafür entdeckte Chris eine Schildkröte, die gemütlich fraß und sich überhaupt nicht von uns stören ließ. Jeder, der einen Schnorchel dabei hatte, stürmte ins Wasser und beobachtete die Schildkröte. Dazu schien die Sonne und es war richtig warm. Wir waren begeistert. Der Ausflug hatte sich in jeglicher Hinsicht gelohnt.
Zurück an Bord duschten wir das Salzwasser ab und machten es uns an Deck gemütlich, denn zum Abend ließ unser neuer Kapitän die Segel setzen und wir glitten über das Meer. Trotz des Windes war es schön warm und wir genossen die letzten Sonnenstrahlen.
Montag, 24.11.2014
25. Tag
Wir ankerten vor Puerto Ayora im Hafen von Santa Cruz. Nach einem zeitigen Frühstück brachten uns die Pangas an den Anleger. Martha führte uns durch den Ort. An dem kleinen Fischmarkt machten wir einen Stopp. Hier sortierten die Fischer gerade ihren Fang und nahmen ihn aus. Pelikane warteten geduldig hinter ihnen auf die Fischreste. Ein Seelöwe tapste langsam auf die Fischer zu und reihte sich zu den Pelikanen ein. Reiher kamen angeflogen. Über uns kreisten Fregattvögel. Auch sie wollten etwas von der Gratismahlzeit abbekommen. Die Szene wirkte fast wie einstudiert. Frische Fische türmten sich auf den Tischen und Langusten lagen zum Kauf bereit. Alles war sehr frisch und selbst zu der frühen Morgenstunde lief einem das Wasser im Munde zusammen. Hinzu kam noch ein total süßer Hund, dem jedoch unsere Streicheleinheiten noch besser gefielen und so begleitete er uns durch den Ort bis zur Charles Darwin Forschungsstation unserem Ziel an diesem Morgen. Hier durfte der Hund nicht mit hinein und ein Mann brachte ihn wieder in den Ort zurück. In der Forschungsstation arbeiten Wissenschaftler aus der ganzen Welt. Hier befindet sich das Zuhause für viele Landschildkröten und Leguane. Zuchtprogramme und Wiederauswilderungsversuche starten hier. Ein Teil des Geländes ist für den Besucher zugänglich. Wir schauen uns die Schildkröten und Gehege an. Hier leben auch einige Hybriden zusammen in gleichgeschlechtlichen Gruppen.
Am ehemaligen Gehege von Lonesome George (er starb am 24. Juni 2012 und wurde ca. 100 Jahre alt) sahen wir eine Gedenktafel und zwei kleine Weibchen. Leider hatte er sich nicht mehr fortpflanzen können und starb als einer der letzten seiner Art. In anderen Gehegen konnten wir die ganz Kleinen beobachten. Wenn man die Handtellergroßen Schildkröten so ansah, konnte man kaum glauben, dass daraus einmal diese Giganten werden.
Nach der Besichtigung der Forschungsstation hatten wir Freizeit und erkundeten den Ort. Chris und ich gingen in eine Bar einen Morasaft trinken und schauten von dort aus dem Treiben auf der Straße zu.
Mittags trafen wir uns wieder alle am Pier, wo ein Seelöwe relaxt herumlag und sogleich zur Attraktion wurde.
Mittagessen gab es an Bord. Am Nachmittag machten wir einen Ausflug zur Tortuga Bay, wohin uns ein schmaler gepflasterter Pfad (3km) durch einen Baumopuntienwald zu einem schönen weißen Sandstrand führte. Darwinfinken und Spottdrosseln begleiteten uns und kleine Echsen huschten überall über die Steine.
Die Wellen trafen hier ungebremst auf den Strand und boten sich zum Surfen an. Wir warfen unsere Handtücher in den Sand und sprangen nach dem schweißtreibenden Weg sofort ins kühle Nass. War das schön. In den Dünen lagen Meeresechsen herum und ein brauner Pelikan kreiste in der Bucht. Etwas weiter weg entdeckte Chris das Gerippe eines Seelöwen im seichten Wasser. Da langsam die Flut kam, wurden die Wellen immer höher, so dass ich etwas später lieber an Land blieb und mich von der Sonne trocknen ließ. Chris hatte dagegen seinen Spaß und stürzte sich immer wieder in die Wellen.
Der Rückweg ging frisch gekühlt etwas leichter. Wir wanderten alleine durch den Ort bis zum Anleger und gaben unterwegs unsere nassen Handtücher bei der Reederei ab. Um 17.15 Uhr waren wir wieder an Bord und genossen den Sonnenuntergang im Hafen bei einem Drink.
Abends schauten wir wieder in den traumhaften Sternenhimmel, wo unzählige Sterne funkelten und begrüßten unseren Freund den Orion, der schon aufgegangen war. Ein langer Tag ging zu Ende und wir zufrieden in unser Bett.
Dienstag, 25.11.2014
26. Tag
Bei rauer See schaukelten wir der Insel Isabella entgegen und so hatte ich nicht wirklich gut geschlafen. Isabella ist mit 4588 km² die größte Insel im Archipel. Sie besteht aus 5 Schildvulkanen von denen drei noch aktiv sind. Nur der Süden der Insel ist besiedelt. Wir fuhren mit den Pangas zur Punte Moreno, wo sich ein relativ junges ausgedehntes Lavafeld befindet. Von hier aus konnten wir die Vulkane Cerro Negra und Cerro Azul bewundern, die sich majestätisch über dem Lavafeld erhoben.
Die Anlandung war bei Ebbe nicht ganz so einfach, aber unser Bootsführer kannte den richtigen Weg und so mussten wir erst noch über glitschige Steine und durch Mangroven kraxeln, bis wir auf dem eigentlichen Lavafeld waren.
Hier war Martha in ihrem Element. Sie war ein wandelndes Lavalexikon und so wurde von uns das Lavafeld kurzerhand in Laberfeld umgetauft. Natürlich war alles hochinteressant, aber kein Mensch konnte sich die ganzen Infos merken und so waren es zwei ziemlich laaaange Stunden, die wir über das Lavafeld marschierten. Sehr schön sah man wieder die unterschiedlichen Lavaarten. ʻAʻā-Lava oder Brockenlava, die mit scharfkantigen, ungleichmäßig geformten, zackigen Brocken durchsetzt ist und Pāhoehoe-Lava mit ihrer glatten Oberfläche, so dass sie nach dem Erkalten gut betreten werden kann. Zwischen der Lava wuchsen Kakteen und in den Spalten kleine Scalesia Pflanzen. Am Rand hatten sich sehr viele Mangroven angesiedelt und umrandeten die schwarze Lava mit einem grünen Saum. Inmitten des Lavafeldes befanden sich Brackwasser-Lagunen, die Lebensraum für einige Tiere bieten und mit sich mit ihren immergrünen Rändern schon fast schrill hervorheben. Wir sahen Fische im Wasser und einige Flamingos. Die Fische kommen bei starker Flut herein und bleiben in den Becken. Hier haben sie keine Feinde und können richtig groß werden.
In einer Lagune nah am Meer könnte man sogar ab und zu Haie sehen, die mit der Flut dort hineingelangen, aber leider hatten wir kein Glück. Dafür sahen wir einen Seelöwen ganz entspannt im Meer herum schwimmen, während wir auf unser Panga warteten.
Zurück an Bord fuhren wir gleich zum Schnorcheln. Kaum glitt ich ins Wasser, schon schnappte ich nach Luft, denn das Wasser war sehr eisig. Binnen Sekunden war ich ausgekühlt und fing an zu zittern. Ab und zu kam mal eine etwas wärmere Strömung, aber das reichte nicht, um mich wieder aufzuwärmen. Hinzu kam ein sehr planktonreiches Wasser, so dass wir kaum Sicht hatten. Trotzdem hatten wir auch Glück an diesem Tag, denn Chris entdeckte eine schwimmende Meerechse, die geschickt durch das Wasser glitt, um in einer kleinen Bucht an Land zu gehen. Wir sahen mehrere Schildkröten und einige Fischschwärme.
Mit Hilfe einer heißen Dusche war ich aber schnell wieder auf Betriebstemperatur und so saßen wir an Deck und segelten ca. drei Stunden über das Meer. Unser Kapitän musste zwar den Motor zu Hilfe nehmen, da der Wind zu wenig Kraft hatte, aber es war trotzdem schön.
Am Nachmittag machten wir mal wieder einen Ausflug mit dem Panga in die Mangroven von Isabella. Wir kamen an einem Felsen vorbei auf dem Blaufußtölpel, Meeresechsen und Pinguine saßen. Uns begleiteten 6 Pinguine durch das türkisblaue Wasser. Sie hatten sichtlich Spaß daran und warteten immer wieder auf uns. Einmal kamen sie sogar direkt ans Schlauchboot heran und beäugten uns neugierig.
In den Mangroven entdeckten wir eine neue Seelöwenart – die Affenseelöwen, die sich an ein Leben in den Mangrovenlagunen angepasst haben. Ca. 12 Tiere leben hier konstant, sie schlafen in den Ästen der Mangroven und ernähren sich von den Fischen hier. So ist das Leben für sie ruhiger und ungefährlicher.
Genauso interessant waren die zig Schildkröten, die immer wieder an unserem Boot vorbeischwammen und ab und zu zum Luftholen den Kopf aus dem Wasser hoben. Es war ein Ratespiel, wo sie auftauchen und eine Herausforderung, ein gescheites Bild von ihnen zu machen. Vereinzelt entdeckten wir auch Pinguine in den Lagunen der Mangroven. Ein Brauner Pelikan saß fotogen auf einem Ast und ein Lavareiher brütete gut versteckt in dem Zweiggewirr der Mangroven. Die Zeit verflog mal wieder und schon bald wurde es relativ dunkel, da die Sonne tief am Himmel stand.
Auf dem Weg zurück zum Schiff, stand die Sonne hinter der Mary Anne und es sah sehr beeindruckend aus.
An Bord gab es wieder ein paar Snacks. So ließen wir uns zu einem Gin Tonic Empanadas, Käse und Salami schmecken. Auch unser Abendessen war sehr gut. Wir blieben noch etwas an Bord und genossen den Abend, bevor wir todmüde in unsere Betten fielen.
Mittwoch, 26.11.2014
27. Tag
An diesem Morgen war ich ausnahmsweise einmal pünktlich zum Sonnenaufgang munter und ging sogleich an Deck. Doch leider ging die Sonne hinter einem Vulkan auf und so dauerte es ziemlich lang, bis sie zu sehen war.
Frühstück gab es an diesem Morgen schon um 6.45 Uhr, denn um 7.30 Uhr landeten wir schon am Strand der Urbina Bay auf Isabella an. Da hier die Wellen ungebremst an den Strand gingen, war die Anlandung etwas rauer und so waren unsere Hosenbeine leicht nass. Das war aber nicht wirklich wild, denn es war wie immer warm. Hier sollte es Landleguane und Riesenschildkröten geben. Doch wir sahen leider erst einmal nichts außer Sträuchern und Akazienarten. Zur Unterhaltung macht jedoch ein junger Galapagos Bussard auf sich aufmerksam, indem er am Strand umherlief und direkt auf uns zukam. Was für ein schönes Tier und er war so neugierig. Auch ihm fehlte wieder die Scheu vor uns, aber er hatte ja auch Flügel mit denen er sich im Notfall in die Lüfte erheben konnte.
Ein Weg führte uns ins Innere der Insel und nach einiger Zeit entdecken wir unter Büschen einen gelben Landleguan. Dann, als ob der Bann gebrochen war, sahen wir noch einige dieser goldgelben Leguane. Schildkröten ließen sich jedoch überhaupt keine entdecken. Wir schauten alle mit Argusaugen, aber bis auf ein paar Spuren – nichts. Erst kurz vor dem Strand entdeckte Kate zwei Schildkröten, die weiter weg und sehr gut versteckt im Gestrüpp lagen. Doch wir waren glücklich, denn wir hatten sie gesehen und wanderten zufrieden an den Strand zurück.
Hier lagen Handtücher für uns bereit und wir konnten entweder schnorcheln, schwimmen oder faulenzen. Wir hatten unsere Taucherbrillen und Schnorchel mitgenommen und stürzten uns ins Wasser. Ich sah nur ein paar kleine silbrig schimmernde Fische und ein paar bunte größere, die an den Korallen naschten, aber Chris hatte mal wieder Glück und entdeckte einen Rochen.
Um 10 Uhr waren wir zurück an Bord. Unser Kapitän ließ die Segel setzen und ein Panga ins Wasser. Jetzt durften wir ins Schlauchboot und umrundeten unser Schiff, das in voller Pracht mit gehissten Segeln vor uns lag. Was für ein fantastischer Anblick. Die Sonne stand hoch am Himmel und so sah unser Boot von allen Seiten einfach nur toll aus. Natürlich liefen die Kameras heiß, aber bei so einem Model war das natürlich kein Wunder.
Danach segelten wir übers Meer. Wir entdeckten einen Wal, doch leider hatte er keine Lust auf Menschen und verschwand schnell in den Tiefen des Meeres. So saßen wir in unseren Liegestühlen und ließen den Blick über das Meer wandern, immer auf der Suche nach etwas Interessanten.
An unserem Ankerplatz vor der Insel Fernandina dürfen alle vom Boot aus ins Wasser springen. Natürlich hatte Kate das vom Kapitän erbeten und wer konnte ihr schon nein sagen. Also standen alle, Chris voran, bereit, um von der Reling ins Meer zu springen. Aber auch Hannah, Jack und sein Papa Christopher sprangen immer wieder ins Wasser. Alle hatten sichtlich einen Mordsspaß.
Fernandina ist die westlichste Insel des Archipels. Sie liegt zusammen mit ihrer Nachbarinsel Isabella direkt auf dem Hot Spot, das ist ein lokal begrenztes Gebiet mit einer hohen Wärmeströmung im Erdmantel. Die Insel besteht aus einem riesigen sehr aktiven Schildvulkan und ist ca. 643 km² groß.
doch bevor wir uns Fernmandina bzw. Punta Espinosa, dem einzigen für die Besucher freigegebenen Anlandeplatz näher ansahen, gingen wir erst einmal schnorcheln. Da unser Kapitän mit uns ins Wasser ging, dachten wir uns schon, dass dieser Platz etwas Besonderes sei und wir wurden nicht enttäuscht. So viele Schildkröten wie dort hatten wir bisher noch nicht gesehen. Einige schwammen weg, aber die meisten ließen sich durch die bunten Schnorchler überhaupt nicht stören. Sie fraßen gemütlich weiter, schwammen zum Teil extrem nah an uns vorbei und schauten uns aus ihren weisen Augen abschätzend an. Es war einfach nur unglaublich, aber das war noch nicht alles, denn neben mir plumpste auf einmal etwas ins Wasser, das sich bei genauerer Betrachtung als Kormoran herausstellte. Sein Körper war eine einzige windschnittige wasserumhüllte Fläche und damit schoss er zu Boden und schnappte sich direkt neben mir einen Fisch. Ich war begeistert. Etwas später tauchten noch zwei junge Seelöwen auf und spielten mit uns. Sie warfen uns wieder Wasserblasen vor die Taucherbrillen, tauchten unter uns durch und forderten uns zum Spielen auf. Man merkte ihnen die Lebensfreude so richtig an, wenn sie uns geschmeidig umrundeten, an die Flossen stupsten und immer wieder aus einer anderen Richtung vor uns auftauchten. Sie erinnerten uns ein wenig an Meerjungfrauen, die mit ihrem Scharm die Seeleute in die Tiefe lockten, denn am liebsten wären wir mit ihnen mitgeschwommen.
Am Nachmittag landen wir an einer Treppe an und kamen trockenen Fußes an Land. Wir trauten unseren Augen kaum, denn vor uns lag eine Bucht gefüllt mit Hunderten von Meeresechsen, alle nebeneinander und mit dem Gesicht der Sonne zugewandt. Sie brauchten die wärmenden Sonnenstrahlen um ihren Körper nach dem Fressen im Meer wieder aufzuheizen und hier stapelten sie sich praktisch in der Bucht. Wir waren verzückt und kamen kaum mit den anderen mit, dabei gab es natürlich noch viel mehr zu entdecken. So spielten Seelöwen im Wasser und flugunfähige Kormorane standen auf den Felsen und trockneten sich das Gefieder. Pinguine flitzten im Wasser herum. Bei der hohen Echsendichte sahen wir auch ein paar mumifizierte Echsen. Über die Lavafelsen gingen wir bis zu einem Walskelett. Die Knochen waren schon sehr weiß und ausgeblichen und leuchteten richtig auf den schwarzen Felsen. Um uns herum wuchsen Mangroven. Die Zeit verging so schnell, dass wir erst nach Sonnenuntergang zum Schiff zurückkamen. Als wir uns mit dem Panga dem Schiff nähern, leuchtet dahinter der Erdschatten blau lila.
An Bord gab es an diesem Abend einen Kokosnusscocktail, der sehr lecker schmeckte. An diesem Abend war Barbecue und so saßen wir noch einige Zeit an Deck und genossen den milden Abend. Wir waren alleine in der kleinen Bucht und nur unser Schiff beleuchtete das Wasser. Als ich einen Blick nach unten warf, blieb mir fast der Atem stehen. Unter mir glitzerte alles. Es sah aus als ob ein Sternenhimmel unter Wasser leuchtete. Wie gebannt starrte ich in die Tiefe. Solch eine Schönheit hatte ich lange nicht mehr gesehen. Auch Chris, der sich irgendwann zu mir gesellte, war ergriffen und zusammen schauten wir lange Zeit in die Tiefe und gedachten einer lieben Freundin, die uns an diesem Abend sehr nah war. Chris verglich das von den Lampen zum Schimmern gebrachte Plankton mit Unterwasserglühwürmchen, was ich sehr schön fand. Noch immer ergriffen, gingen wir irgendwann in unser Bett.
Donnerstag, 27.11.2014
28. Tag
Um 7.30 Uhr landeten wir trockenen Fußes auf den Felsen der Bucht Tangus Cove auf Isabella an. Die Bucht bekam ihren Namen von einem alten britischen Kriegsschiff. Sie war ein sehr beliebter Anlaufpunkt von Piraten und Walfängern, die auf den Felsen den Namen ihres Schiffes und die Jahreszahl verewigten. Ein schöner Weg führte uns durch Trockenvegatation wie Balsamwälder, vorbei an Galapagos Baumwolle und anderen endemischen Sträuchern. Dabei begleiteten uns Darwin-Finken und Galapagos Spottdrosseln. Wir wanderten am Darwin See vorbei, der uns mit seinem grünblauen salzigen Wasser sehr gefiel bis zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf die Lavafelder des Darwin Vulkans.
An unserem 136 m hohen Gipfel machten wir natürlich ein Erinnerungsbild von unserer Vierergruppe.
Auf dem Rückweg kam sogar mal etwas die Sonne raus, ehe sie wieder hinter den Wolken verschwand. Da wir gerade am Darwin See vorbei kamen, sahen wir das Wasser so richtig schön dunkelgrün leuchten.
Auf der Mary Anne hatten wir wieder die Möglichkeit von Deck ins Wasser zu springen und diesmal machte sogar Martha mit. Danach wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe ging ins Schlauchboot und die andere durfte Kajak fahren. Wir entschieden uns zuerst ins Kajak zu steigen und paddelten zusammen mit Kate und Hannah durch die Bucht an der Küste entlang. Hier hatte es ziemlich hohe Wellen und man musste aufpassen, nicht zu nah an die Felsen zu kommen. Immer wieder schwappten Wellen über das Kajak auf uns, aber das erhöhte nur den Spaßfaktor. Wir sahen Tölpel und Robben auf den Felsen sowie unsere Freunde die Roten Klippenkrabben. Aber auch im Wasser hatten wir Glück und entdeckten 7-10 Goldrochen, die zusammen wie Ufos durch Wasser glitten.
Danach stiegen wir ins Schlauchboot um, wo wir zwei Schildkröten bei der Paarung sahen. Wieder sah es so aus, als ob er sie ertränken wollte, denn sie schnappte immer wieder nach Luft. Ein paar Pinguine schwammen an uns vorbei und wir entdeckten einen schwimmenden Leguan und fischende Kormorane. Echsen saßen auf den Felsen. Ohne Kamera genossen wir die Szenerie, denn bei  den hohen Wellen, wäre das Fotografieren eh kein Vergnügen gewesen. An Bord warteten schon Nüsse und Obst auf uns.
Wir duschten das Meerwasser ab und genossen später unser Mittagessen frischen Fisch mit Pilzreis und Gemüse. Als Nachtisch gab es super leckeren Schokokuchen mit Walnüssen.
Am Nachmittag schnorchelten wir an einer weiteren tollen Stelle - Punta Vicente Roca, wo wir Massen an Schildkröten sahen. Wir hatten fast das Gefühl an einen Schildkrötenparkplatz zu sein. Einige lagen einfach nur am Grund herum, andere fraßen oder schwammen. Gerade im flachen Wasser war es schwierig ihnen auszuweichen. So schwamm eine Schildkröte genau in mich hinein. Ihr Panzer war glitschig. Es war einfach unglaublich, egal wohin wir schauten, wir sahen riesige Meeresschildkröten.
Ein ausgewachsenes Seelöwenweibchen kam auch vorbei. Sie redete sogar mit uns und stieß Luftblasen aus. Spielen wollte sie zwar nicht, aber wir waren doch exotisch genug, das sie uns beobachtete und mit uns redete. Sie blieb jedoch eher auf Abstand. Etwas später schießt ein Pfeil an mir vorbei. Natürlich nur im übertragenen Sinne, denn es war wieder ein blitzschneller Kormoran, der direkt neben mir einen Fisch erbeutet. Diesmal stieß ich Luftblasen aus – vor Begeisterung. Auch sein Körper war wieder in eine Schicht aus Luftblasen gehüllt, so dass er silbrig schimmerte. Dieser Nachmittag hatte es wirklich in sich.
An diesem Tag unternahmen wir noch einen weitere Schlauchbootfahrt entlang der felsigen Küste. Als wir uns mit den Pangas vom Schiff entfernten sahen wir erst einmal wie riesig hier die Steilküste war. Unser Schiff sah auf einmal ganz klein aus. Wir sahen verschiedene Vögel in den Felsen. Blaufußtölpel ruhten sich vom Fischen aus, Meeresechsen verweilten unsere Freunde die Roten Klippenkrabben liefen auf den Felsen umher und Seelöwen schauten uns verwundert an. Die Küste war sehr rau, aber auch sehr schön. Wir fuhren mit den Schlauchbooten in eine riesige Höhle hinein. Hier schimmerte das Wasser wunderschön blau und die Felsen reflektierten das Licht. Es war klasse.

Doch damit war noch nicht genug, denn an diesem Nachmittag querten wir den Äquator. Alle sollten sich irgendwie als Seeräuber verkleiden. Oh je, sowas war ja eigentlich gar nichts für uns, aber als alle lustig verkleidet umher liefen, zauberte auch ich aus meinen Tüchern ein paar Kopfbedeckungen und eine Augenklappe für Chris. So fielen wir in den Piratenmassen gar nicht mehr auf. Es war sehr lustig als sich alle so angezogen an Deck einfanden. Fast auf der Äquatorlinie fanden wir uns alle beim Kapitän ein und schauten auf die Anzeige des GPS. Als wir auf dem Äquator waren, gab es einen Cocktail für alle und dann gab es Tumult, denn die Mannschaft kam als Piraten verkleidet mit Neptun dazu. Martha spielte hervorragend und schützte ihre Leute. Natürlich mussten wir alle die Äquatortaufe über uns ergehen lassen und Meerestiere imitieren. Chris und ich sollten Galapagostauben spielen. Super, wie spielt man denn eine Galapagostaube??? Dazu gab es Blut zu trinken – Morasaft total versalzen.... damit waren wir getauft und die Party konnte beginnen. Die Jungs von der Mannschaft hatten genauso viel Spaß wie wir. Am besten war unser Koch, der als Neptuns Tochter mitkam. Soviel gelacht hatten wir lange nicht mehr. Da an diesem Abend auch noch der vierte Donnerstag im November war, war für unsere Amerikaner ein besonderer Tag, denn es wurde Thanksgiving gefeiert. Dazu durften wir alle unsere Rose und unseren Dorn benennen – also das was uns freut und was uns ärgert. Das dauerte dann etwas länger, aber Tradition war Tradition. Die Mannschaft aß auch zu Abend mit uns und natürlich gab es einen riesigen Truthahn, der fantastisch schmeckte. Wir feierten noch mit den Mädels bis spät nachts.

Freitag, 28.11.2014
29. Tag
An diesem Morgen fiel das Aufstehen noch etwas schwerer als sonst, denn mir fehlten definitiv ein paar Stunden Schlaf.
Nach dem Frühstück fuhren wir mit den Kayaks durch die Buccaneer Cove bei Santiago. Fast zwei Jahrhunderte diente die Insel mit ihren hohen Tuffklippen und der feinsandigen Bucht Piraten als idealer Unterschlupf. Auf den schön strukturierten Felsen sahen wir Seelöwen und Tölpel und im Wasser viele bunte Fische. Ganze Schwärme schwammen unter uns. Später fuhren wir mit den Pangas raus zuerst an der felsigen Steilküste entlang. Doch das war an diesem windigen Tag mit hohen Wellen nicht wirklich ein Vergnügen. Immer wieder schwappten Wellen über das Boot und schon bald waren wir alle nass und fingen dank dem Wind an zu frieren. Trotzdem waren die steilen Klippen eindrucksvoll und wir entdeckten die üblichen Klippenbewohner, wie Seelöwen, Rote Krabben und Tölpel. Auch ein paar Schnecken hingen an den Felsen.
Zurück in der ruhigen Bucht, sprangen wir dann von Bord und gingen schnorcheln. Die Fischschwärme waren immer noch da. Es war unglaublich, denn wenn man sich ruhig hielt und langsam bewegte, wurde man ein Teil vom Schwarm und konnte mit den Fischen mitschwimmen. Sie fraßen abgelöste Wasserpflanzen und Plankton, das sich an der Oberfläche gesammelt hatte. Gelbschwarz schimmernd im türkisblauen Wasser, was für ein Anblick. Unter dem Schwarm aus relativ großen Fischen, hatte sich ein Schwarm kleiner Fische gesammelt und konnte im Schutz der Großen ungestört fressen. In den Felsen waren kleine Höhlen, die wir erkunden konnten. Die Wellen waren zwar etwas nervig, aber es machte Spaß. Ich entdeckte auch einen Hai und schwamm eine Zeitlang mit ihm, bis er in der Ferne verschwand. Leider war auch an diesem Tag das Wasser ziemlich kalt, so dass ich nach einer Zeit ins Panga kletterte und in ein wärmendes Handtuch kuschelte. Chris schnorchelte noch weiter und entdeckte zusammen mit Martha einen Weißspitzenriffhai. Vom Panga sah das ziemlich lustig aus, denn alle schossen herbei und schnorchelten wie ein Pfeil dem Hai hinterher. Der tat uns fast etwas Leid mit ca. 10 Leuten im Genick. Doch er suchte rasch das Weite. Als wir wieder an Bord waren, legten wir gleich ab und fuhren zu unserer nächsten Anlandestelle.
Vor Ort durften wir noch einmal schnorcheln, da es hier viele Seelöwen gab. Aber leider kam die Flut gerade und die Wellen waren viel zu hoch und heftig. Wir sahen zwar ein paar Seelöwen, aber die flitzten nur an uns vorbei. Es war einfach zu gefährlich, so dass Martha den gutgemeinten Versuch wieder abblies und uns alle zurück in die Pangas holte.
Um ca. 15 Uhr landeten wir an einem flachen Sandstrand in einer kleinen Bucht an. Hier wanderten wir an der rauen Bucht entlang. Überall lagen Meeresechsen in der Sonne. Sie reihten sich wieder einmal alle auf mit dem Gesicht ins Licht und sogen die Wärme der Sonne auf. Der Tierreichtum war hier unglaublich. Neben den zahlreichen Echsen sahen wir auch Reiher, Möwen und Seelöwen mit sehr vielen Kleinen. Ein Galapagos Bussard saß auf einem witzigen Felsen und hielt nach etwas Fressbarem Ausschau. Später beobachteten wir, wie ein Seelöwe auf ihn zu robbte und ihn verscheuchte. Eine Seelöwen Mama kam mit ihrem Kleinen über die Felsen an den Strand. Das Kleine quengelte die ganze Zeit, aber die Mama wollte es erst einmal von den Felsen weglocken, ehe es etwas zu Futtern gab. Riesige Wellen brachen sich an den Felsen. Es war einfach fantastisch anzuschauen. Die ganze Zeit begleitete uns die Sonne und es war herrlich warm. Eine begehbare Felsenarch lag über dem Meer und in der kleinen Bucht sammelte sich das Wasser. wenn die Wellen groß genug waren spritzte es richtig hoch durch ein Loch im Lavagestein. Das sah richtig klasse aus. Immer wieder boten sich einem neue Motive und wie immer verging die Zeit viel zu schnell. Zurück an Bord gab es einen letzten Caipi zum Sonnenuntergang. Die Sonne verschwand als riesiger Ball hinter einer schmalen Uferlinie und der Himmel leuchtet orange.
So verging der letzte Abend. Natürlich gab es noch einen Verabschiedungscocktail und ein leckeres Abschiedsessen zusammen mit Hannah und Kate. Wir packten noch unsere Tasche bis spät abends und fielen dann todmüde ins Bett.
Samstag, 29.11.2014
30. Tag

Jetzt war es da, der Abschiedsmorgen, etwas traurig packten wir die restlichen Sachen zusammen, aber zum Glück hatten wir ja noch eine Anlandung. So versammelten wir uns um 5.45 Uhr morgens in der Dämmerung an den Pangas und setzten zur Insel North Seymour über. Der Himmel war stark bewölkt, doch ein wenig rosa Farbe leuchtete an den Wolkenrändern. Über uns kreisten unzählige Fregattvögel um uns zu begrüßen. Die Insel liegt in der Nähe der Flughafeninsel Baltra und ist 5,9 km² groß. Sie liegt auf einem Lavaplateau und hat einen sehr schönen Bestand an Galapagos Balsambäumen. Doch die Hauptattraktion war für uns die große Fregattvogelkolonie, die hier ihren Brutplatz hat. Die ganze Reise schon hofften wir, endlich einen Fregattvogel mit aufgeblasenem Kehlsack zu sehen und nun hatten wir die Chance dazu.

Nach einer rauen Anlandung auf den Lavaklippen der Insel sammelten wir uns an Land und gingen gemeinsam auf die Kolonie zu. Immer wieder passierten wir Seelöwen. Langsam wurde es auch etwas heller, so dass wir mehr als nur die Umrisse erkennen konnten. Manche Seelöwen lagen sogar mitten auf dem Weg. Die Kleinen waren einfach zu süß. Sie schauten mit großen Augen, schmusten mit der Mama oder tranken die fettreiche Milch. Ein Kleines war besonders schmusebedürftig. Immer wieder stieß es mit dem Kopf die Mama an, gab herzerweichende Töne von sich und kuschelte richtig. Wir konnten uns kaum losreißen, so rührend war die Szene.
Bei den Fregattvögeln war jedoch auch was geboten. Endlich sahen wir ein paar Herren mit weit geblähtem rotem Kehlsack, die entweder um ein Weibchen buhlten oder das betörte Weibchen weiter beeindruckten. Dabei hatte einer sogar seine Flügel schützend um die Partnerin gelegt. Andere hatten schon ein Junges und kümmerten sich liebevoll um die kleine Flauschkugel. Jedenfalls waren sehr viele Fregattvögel noch auf den Nestern und so gab es sehr viel zu sehen.
Etwas weiter Insel einwärts gab es noch eine Blaufußtölpelkolonie, aber die war in den letzten Jahren stark geschrumpft und so gab es nur wenige Vögel dort. Auch auf dieser Insel gab es die gelben Landechsen und wir sahen ein paar Exemplare. Wie immer verging die Zeit viel zu schnell und wir mussten an Bord zurück. Dort frühstückten wir ein letztes Mal mit etwas Wehmut, denn die Zeit auf Galapagos war einfach nur genial gewesen. Neben den wunderbaren Inseln, dem perfekten Schiff und der super Besatzung waren es auch die Menschen, die wir hier kennenlernten, die diese Reise zu etwas besonderen machten.
Auf der Flughafeninsel hatten wir noch etwas Zeit und so kauften wir natürlich die obligatorischen Galapagos T-Shirts und eine Plüschschildkröte für den Fotorucksack ein. Bald darauf war Boarding und wir flogen Guayaquil entgegen. Der Flug startet zwar etwas verspätet und war ein wenig turbulent, aber wir landeten gut in Guayaquil.

Dort gingen wir zu Fuß zu unserem Hotel - Holiday Inn Guayaquil Airport, das in Sichtweite lag und checkten ein. Eine nette Rezeptionistin gab uns noch eine gute Restaurantempfehlung und schon durften wir auf unser Zimmer. Das Hotel war echt schick und das Zimmer auch. Schön groß und geräumig mit einem Freiluftpool in einem der oberen Stockwerke, den wir gleich mal aufsuchten und uns etwas abkühlten, denn in der Stadt hatte es locker 35°C.
Später gingen wir raus und ließen uns von einem Taxi zum Cerro Santa Ana fahren, wo wir uns mit Hannah und Kate verabredet hatten. Zum Hügel hinauf führte eine Treppengasse mit 400 Stufen durch das bunt bemalte Stadtviertel von Las Penas. Zu beiden Seiten waren kleine Bars, Cafés und Galerien, so dass der Aufstieg dermaßen abwechslungsreich war, dass wir die Stufen kaum bemerkten. Schon vorab hat man einen schönen Ausblick auf die Stadt und vor der letzten Treppenreihe sah man schon den blauweißen Leuchtturm. Oben angekommen sieht man eine Kapelle - Capilla del Cerro Santa Ana, von der man einen prächtigen Blick über den Rio Guayas und große Teile der Stadt hat. Auf dem Leuchtturm winkten uns schon Kate und Hannah entgegen. Wir genossen die Aussicht und verabredeten uns mit den Beiden zum Abendessen in dem empfohlenen Restaurant. Während die Mädels sich frisch machen gingen, blieben wir auf dem Hügel und genossen den Sonnenuntergang natürlich mit einem Caipi, den wir in der kleinen Piratenbar gleich unterhalb des Leuchtturms bekamen. Der Sonnenuntergang war schön und die blaue Stunde über Guayaquil noch viel schöner. Die Farben der Dämmerung waren einfach toll. Als es dunkel war, gingen wir die Stufen wieder hinab, um uns ein Taxi zu angeln. Das erwies sich jedoch schwerer als gedacht, denn wir gingen leider zur falschen Seite weg. Doch nach einem kleinen Umweg durch ein paar einsame Gassen der Stadt kamen wir wieder an den Fluss und bekamen auch sogleich ein Taxi, das uns zu dem Restaurant bringen sollte. Chris hatte zwar sein Navi dabei, aber die Akkus waren leer. So konnten wir dem Taxifahrer zwar den Namen des Restaurants - Red Crab - sagen, aber es nicht selbst sehen. Er brachte uns zu einer riesigen Passage mit vielen Restaurants, durch die wir erst einmal liefen und versuchten uns zurechtzufinden. Doch leider gab es dort kein Restaurant. Nach einigem hin und her und Rumgefrage, sagte uns ein Kellner, dass das Restaurant ca. drei Kilometer weiter vorne liegt. Oh je und wir waren jetzt schon zu spät dran. Wir liefen zum Ausgang der Passage und auf die Straße und versuchten ein Taxi zu bekommen, doch die Autos rauschten alle an uns vorbei. Nach einigen Minuten auf der Straße geschah dann das Unerwartete und ein Taxi kam und hielt auch noch an. Der Taxifahrer lieferte uns vor dem Restauranteingang ab, so dass wir nach dieser Odyssee mit fast einer Stunde Verspätung bei den Mädels ankamen. Zum Glück waren sie auch nicht ganz pünktlich und so konnte der Abend verspätet beginnen. Das Essen war oberlecker und wir futterten Langusten ohne Ende. Dazu kicherten und lachten wir den ganzen Abend.

Später ließen wir uns durch ein Taxi zurück zu unserem Hotel bringen, das die Mädels dann weiter in ihr Hotel brachte. Ein super schöner letzter Tag ging zu Ende.

Übernachtung: Holiday Inn Airport, Guayaquil, Ecuador

Sonntag, 30.11.2014
31. Tag

Wir hüpften noch vor dem Frühstück in den Pool und genossen die morgendliche Kühle beim Schwimmen. Danach gab es ein sehr gutes Frühstücksbuffet im Hotel.
Auch hier waren die frischen Obstsäfte wieder einmal hervorragend und es schmeckte alles vom Müsli, über die Eier bis zum Obst. Gut gesättigt ließen wir uns von einem Taxi in die Stadt bringen. Auch an diesem Morgen bestiegen wir noch einmal den Cerro Santa Ana und machten ein paar Aufnahmen bei Tageslicht.
Am frühen Morgen waren wir noch fast alleine unterwegs, aber auch jetzt schon war an allen Kurven Polizisten zu sehen und wir fühlten und gut aufgehoben. Bei unserem Weg hinab, sahen wir zig Katzen und da so langsam unsere Sehnsucht riesengroß war, kamen wir natürlich an keiner vorbei. Besonders nett war eine hübsche graue Katze vor einer blauen Häuserfassade. Sie schmuste mit uns und war ein williges Model.
Im Anschluss liefen wir über die Uferpromenade Malecón 2000, wo wir an einem Weihnachtsmarkt vorbei kamen. Das war einfach nur schrill. Bei hochsommerlichen Temperaturen schauten uns bärtige Weihnachtsmänner an und auf dem Weihnachtsmarkt wurde sehr bunte Weihnachtsdeko verkauft. Uns war so gar nicht weihnachtlich zumute, aber wir fanden es sehr lustig. Kleine Tänzerinnen traten auf und die Eltern fotografierten stolz ihre Kleinen. Weiter vorne zierte ein riesiger Weihnachtsbaum die Uferpromenade und darum herum war ein kleiner Weihnachtsmarkt mit Fahrgeschäften aufgebaut.

So schlenderten wir bis zum Iguanapark vor, wo wir völlig zufällig wieder auf Kate und Hannah trafen.

Wir gingen zusammen noch einen Kaffee trinken und fuhren dann zurück ins Hotel.
Dort packten wir unser Zeug zusammen und gaben es an der Rezeption ab. Da unser Flug erst am Abend ging, wollten wir noch zum Parque Historico Guayaquil und ließen uns von einem Taxifahrer mittags dorthin bringen. Der Eintritt in den Park war wieder einmal kostenlos. Wir wurden registriert mussten jedoch nichts bezahlen. Das war wieder unglaublich. Mit einem freundlichen Lächeln wurden wir in den Park gewinkt und schon ging unsere Tour los. Über einen erhöhten Weg gingen wir durch einen richtigen Wald aus exotischen Pflanzen, dabei kamen wir an verschiedenen Gehegen von Wildtieren vorbei, aber auch Papageien waren immer wieder in den Bäumen zu finden.
Danach kamen wir zur städtischen architektonischen Zone, wo zahlreiche Häuser bzw. ganze Straßen im typischen kolonialen Stil des frühen 20. Jahrhunderts nachgebaut waren. Die Häuser konnte man auch von innen besichtigen. Wir kamen uns vor, als ob wir einen Zeitsprung gemacht hätten. Besonders die riesige Bar erinnerte an ein koloniales Ecuador und man erwartete fast, dass einem ein Barkeeper einen Drink hinstellen würde. Vor den Häusern saß ein Paar in kolonialer Kleidung - sehr hübsch anzuschauen.

Danach befanden wir uns in einer weiteren Zone, nämlich die der Traditionen. Hier sahen wir  typischen Bambushäuser der Küstengebiete, die erhöht über dem Boden standen, zum Schutz für die Tiere und  wegen den starken Regengüssen, Tabakanbau, Kakaoplantagen und vieles mehr. Es war sehr interessant, aber auch sehr warm und voll, so dass wir den Ausflug schneller beendeten als gedacht.

Wir wanderten in ein Einkaufszentrum, das wir an der Straße entdeckt hatten. Es war einfach nur abartig, denn alle Einwohner Guayaquils, die nicht im Paque Historico waren, waren dort versammelt. Es war ein Tumult. Wir kamen kaum durch die Massen und waren schon nach kurzer Zeit fix und alle. Das ging gar nicht, so ließen wir uns zu einem anderen Einkaufszentrum bringen. Wir hatten schon gedacht schlimmer geht nimmer, aber schlimmer geht immer! Dort war noch mehr los, aber wir hatten auch war anderes im Sinn. Wir suchten nämlich die Noe Sushi Bar, die wir auch fanden und wo wir wider Erwarten einen Tisch bekamen. Wir bestellten uns allerhand exotisch klingende Röllchen und hatten ein wunderbares ruhiges Mittagessen. Die Südamerikaner verstehen wirklich etwas von Sushi und so waren wir wieder einmal positiv überrascht.
Danach holten wir unser Gepäck aus dem Hotel und wanderten langsam zum Flughafen, wo wir noch einen Kaffee tranken, nachdem wir unser Gepäck aufgegeben hatten. Ansonsten verlief alles planmäßig. Das Flugzeug war sehr voll und wir hatten Plätze in der Mitte. Das störte uns aber nur wenig, denn wir waren ja auf einem Nachtflug. Wir schauten etwas Fernsehen und schliefen irgendwann ein. In Amsterdam verabschiedeten wir uns von Hannah und Kate, die leider bis abends auf ihren Weiterflug nach Bristol warten mussten und gingen zu unserem Terminal. Von dort aus brachte uns ein Zubringer sicher nach München, wo schon Chris Mutti auf uns wartete. Eine durch und durch perfekte Reise war zu Ende gegangen. Wie schon am Anfang gesagt, war sie eine unserer abwechslungsreichsten und schönsten Reisen überhaupt. Eines Tages werden wir zurückkehren und Ecuador noch einmal intensiver bereisen, denn dieses Land hat uns begeistert mit seiner Vielfalt und Freundlichkeit, dem super Essen und den frischen Säften. Vom Meer bis in schwindelerregende Höhen, rauchende Vulkane, hohe Berge und tropische Regenwald, Artenvielfalt und freundlichen Menschen - Ecuador hat alles zu bieten.

Auf Reisen gleichen wir einem Film, der belichtet wird. Entwickeln wird ihn die Erinnerung.
Max Frisch (1911 - 1991)