Peru 2016

"Ein Lebenstraum"

Jeder Mensch hat Träume und im Laufe seines Lebens entwickeln sich aus manchen Träumen Lebensträume. „Das muss ich einmal mit eigenen Augen sehen, dort möchte ich einmal im Leben verweilen, das möchte ich einmal berühren…“ Ein Lebenstraum meines Opas war es, einmal den Sand der Komoren unter seinen Füßen zu spüren, doch nie machte er sich auf den Weg, um seinen Traum zu verwirklichen. Da uns das nicht passieren sollte und wie ihr ja wisst, Reisen unsere Leidenschaft ist, formte sich in meinem Kopf mal wieder die Silhouette eines Landes. Hinzu kam, dass Chris schon seit seiner Jugend von Machu Picchu träumte und unser Flieger 2014 nach Ecuador den klangvollen Namen dieser Inka-Ruine trug. Das war für mich ein Zeichen, endlich diesen mystischen Ort zu besuchen, um mir ein eigenes Bild zu machen. So erwachte der Traum von Peru zum Leben und die Reiseplanung begann. Doch es war kein Leichtes, diesem Traum Leben einzuhauchen, denn fast keiner wollte uns ein Auto vermieten. „Der Bus ist das Transportmittel Nr. 1 in Peru, Selbstfahren ist nicht möglich, da es keine Ausschilderung gibt und es viel zu gefährlich ist, am besten ist eine Gruppenreise oder ein Fahrer nebst Reiseleiter…“ Diese Sätze und vieles mehr bekamen wir immer wieder zu hören. Doch nichts davon sagte mir zu, denn durch unsere Fotoausrüstung käme eine Busreise nicht in Frage. Ich hatte auch keine Lust, meinen Urlaub mit einem Fremden in einem kleinen Auto bzw. auf der Rückbank zu verbringen und eine Gruppenreise war für uns sowieso keine Option. Daher sah es anfangs gar nicht gut aus. Doch so schnell ließ ich mich nicht abschrecken und suchte im Netz nach Reiseberichten individuell Reisender, aber auch da fand ich entweder Reisegruppen, Busreisende oder Aussteiger mit dem eigenen Fahrzeug, die alle Zeit der Welt hatten. Irgendwann stieß ich auf das Reisebüro "Tourismus Schiegg", wo Frau Fichtl mir erklärte, das Selbstfahren in Peru überhaupt kein Problem sei (wenn man Erfahrung als Selbstfahrer hat) und sie schon einige Mietwagenreisen in Peru vermittelt hat. Sie machte uns ein gutes Angebot für einen SUV mit Allrad, die Flüge mit der KLM bzw. LAN, ein paar Hotels, einen Flug mit einer „sicheren“ Fluglinie über die Nazca-Linien und eine 8 tägige Reise in den Manu-Nationalpark. Mittlerweile hatte ich nämlich schon einige Reiseführer studiert und festgestellt, dass Peru mehr zu bieten hat, als Machu Picchu, den Titicacasee und die Nazca-Linien.  So konnte ich die Reise individuell gestalten und griff auf ein paar Bausteine der Agentur zurück. Die Reise wurde immer kompakter, da ich unbedingt den Norden und den Süden von Peru erkunden wollte. Dank Frau Fichtl wurden unsere Tagesetappen auch nicht zu lang, denn trotzdem man es eigentlich besser weiß, geht man immer von europäischen Straßenverhältnissen aus. Im Nachhinein ist es relativ sicher, sich nach den Fahrtzeiten der Überlandbusse zu richten, damit kommt man auf alle Fälle gut hin.
Irgendwann stand die Reise komplett und die Vorfreude stellte sich ein, doch sie wurde stark getrübt, als wir kurz vor unserem Abflug von brutalen Raubüberfällen mit Todesfolgen in Lima lasen. Auch wenn keine Touristen involviert waren, schrillten bei uns die Alarmglocken und zu dem Respekt vor einem neuen Reiseziel mischte sich Furcht. Als ob das noch nicht genug wäre, wurde auch noch für das Gebiet um Puerto Maldonado der Notstand ausgerufen, da hier illegal mit Quecksilber nach Gold gewaschen wird und das Quecksilber jahrelang ungefiltert in die Flüsse floss und somit Menschen, Tiere und Pflanzen verseucht seien. Nach kurzer Recherche stellten wir zu unserer Erleichterung fest, dass der Notstand ein Gebiet an der Grenze zu Brasilien betraf und unser Reisegebiet des Manu Nationalparks nicht betroffen war, aber ein fader Beigeschmack blieb.
Trotzdem hofften wir auf unser Reiseglück, packten unsere Taschen, auch wenn wir dem Abreisetag mit gemischten Gefühlen entgegensahen.

Donnerstag, 26.05.2016
1. Tag

Da war er mal wieder -  der Abreisetag. Diesmal waren wir schon lange vor dem Wecker um 5.00 Uhr morgens wach. Trotz der Ängste und Sorgen hatte ich wie ein Stein geschlafen, während Chris sich durch die Nacht quälte. Wir packten noch etwas zusammen, schmusten ein letztes Mal mit den Katzen.
Um 6.30 Uhr fuhren wir zu Chris Bruder, der uns diesmal zum Flughafen brachte. Leichter Nebel lag über den Feldern, als wir uns dem Flughafen näherten. Die KLM-Schalter waren schon besetzt und wir konnten sofort unsere Taschen aufgeben, von denen keine über
23 kg wog.
Bei McDonald‘s schlürften wir unseren traditionellen Kaffee und genossen dazu ein Nuss-Nougat-Croissant. Danach gingen wir durch die Sicherheitsschleuse, vor der sich eine lange Menschentraube gebildet hatte, die jedoch schnell abgefertigt wurde. Dann waren wir an der Reihe und hielten mal wieder kurzfristig den Verkehr auf. Aber diesmal gab es nichts zu beanstanden und wir konnten passieren.
Der Flug nach Amsterdam war kurz und problemlos. Wir landeten auf Gate C und mussten dann auf F6, was wir dank Chris Stechschritt in 15 Minuten schafften. Mit hängenden Zungen „flogen“ wir durch die Passkontrolle und reihten uns in eine sehr lange Schlange vor dem Gate ein. Nach einer weiteren Pass- und Bordkarten-Kontrolle, durften wir in den Flieger, der sehr voll war. Leider hatte er eine 3-4-3er Bestuhlung und als sich ein schmächtiger Asiate lächelnd neben Chris setzte, verflog unsere Hoffnung auf einen freien Sitz. Dummerweise zog der Asiate seine Schuhe aus und ein unangenehmer Geruch zog „lächelnd“ zu uns rüber. Anfangs schaute ich natürlich Chris böse an, der aber vehement verneinte. Zum Glück tat die Klimaanlage bald ihr Bestes und es wurde erträglicher.
Das Essen war relativ gut. Natürlich gab es Pasta oder Hühnchen. Wir probierten beides. Gleich nach dem Einsteigen startete unser persönliches Bordunterhaltungsprogramm und James Bond tobte über die Leinwand. Danach schauten wir noch Mockingjay 2 zusammen an. Während Chris sich von weiteren Filmen ablenken ließ, las ich und döste ein wenig. Die Zeit verflog nahezu. Zwischendurch gab es wieder leckeres Eis und zum Abendessen ein Pizzastück, das richtig gut schmeckte. Wir landeten um 18.00 Uhr auf dem Aeropuerto Internacional Jorge Chávez, am Pazifischen Ozean, der ca. 10 Kilometer vom Stadtzentrum Limas entfernt ist.
Die Einreise ging erstaunlich gut und schnell von statten. Nach 20 Minuten hatten wir unser Gepäck, die Passkontrolle war geschafft und auch der Zoll hatte uns passieren lassen. In einigen Reiseberichten hatte ich von einem Buzzer gelesen, den man drücken musste, aber den suchten wir vergeblich. Stattdessen gingen Männer mit Hunden am Gepäck entlang und einer schlug bei einer Frau an. Gespannt schauten wir, was sie denn dabei hatte. Nach einigem Hin und Her zog sie zwei dicke Orangen aus der Tasche und musste diese abgeben. Der Hund bekam eine Belohnung und zog weiter von Tasche zu Tasche.
Als wir aus dem Zoll kamen, wartete schon unser Fahrer auf uns. Während wir ins Hotel fuhren, erzählte er uns einiges zu Lima, den Straßenverhältnissen und Peru. Als wir nach der Sicherheitslage fragten, erklärte er uns, dass es Viertel gibt, in die kein Tourist gehen sollte, aber Miraflores und auch das alte Stadtzentrum seien dagegen sehr sicher. Das klang ja schon mal sehr gut und die Sorgen der letzten Tage verblassten langsam. Um ca. 19.00 Uhr waren wir in unserem Hotel, trotzdem die Fahrt durch Lima ganz schön heftig war. Aus zwei Spuren wurden schnell mal Vier, ständig hupte jemand und der Stärkere setzte sich immer gnadenlos durch. Chris war heilfroh, dass er an diesem ersten Tag noch nicht fahren musste.
Unser Hotel, das Tierra Viva Miraflores Larco, lag nur ein paar Gehminuten vom Meer entfernt. Wir verstauten schnell unsere Sachen und schon ging es runter ans Wasser. Wir landeten im Einkaufscenter Larcomar, wo es neben sämtlichen teuren Markennamen auch unzählige Restaurants und Fastfood Ketten gibt. Hier hörten wir das Rauschen der Wellen und konnten von der Steilküste auf die darunterliegende Straße und das Meer schauen. Natürlich hatten wir Appetit und so betrachteten wir interessiert die Speisekarten einiger Restaurants. Wir entschieden uns für das Restaurant Mangos und gingen hinein. Zuerst führte uns eine Treppe hinab und dann wieder hinauf. Wir waren schon gespannt, wo wir landen. Einige Plätze waren innen, doch die meisten und schönsten Plätze waren außerhalb in einem kleinen Garten mit Blick hinab von der Steilküste auf das Meer und die Straße. Das Restaurant war absolut voll und uns wurde erst einmal ein Platz an der Bar zugewiesen. Da wir uns schon vor der Reise auf einen Pisco Sour, dem Nationalgetränk Perus gefreut hatten, bestellten wir sogleich zwei Varianten mit Mango und Maracuja und verkürzten uns die Wartezeit. Nach ca. 15 Minuten bekamen wir einen tollen Tisch ganz am Rand des kleinen Gartens zugewiesen. Hier waren wir fast alleine und hatten eine umwerfende Aussicht auf die Steilküste und das Meer. Natürlich aßen wir nach Jahren des Entzugs endlich wieder Ceviche (kleingeschnittener, roher Fisch, der ca. 15 Minuten in Limettensaft mariniert wird) und ein weiteres bekanntes Gericht Perus, das Lomo Saltado (ein Pfannengericht aus zartem Rindfleisch, Tomaten, Zwiebeln, Reis und Kartoffeln). Das war richtig lecker und eine super Einstimmung auf unseren Urlaub.
Weder auf dem Weg zum Meer noch zurück hatten wir ein komisches Gefühl oder kamen uns beobachtet vor. Wir fühlten uns sicher und wohl und die Hoffnung auf einen tollen Urlaub in einem faszinierenden Land keimte wieder auf.

Übernachtung: Hotel Tierra Viva Miraflores Larco, Lima
Freitag, der 27.05.2016
2. Tag
Nach einer gut durchschlafenen Nacht saßen wir am Morgen um 6.00 Uhr beim Frühstück. Es war sehr kühl und heftiger Küstennebel ließ uns gerade noch so die Umrisse der Nachbarhäuser erkennen. Das Buffet war gut und der Kaffee super. Besonders die kleinen Semmeln schmeckten klasse und die frischen Fruchtsäfte waren sehr gut. So konnte der Tag beginnen und gut gestärkt wanderten wir zum Miraflores Boardwalk an die Küste vor. An der Steilküste reiht sich ein Park an den anderen, so kann man einige Kilometer durch schöne Parkanlagen wandern oder auch joggen. Immer wieder gibt es Fitnessgeräte und etliche sportliche Südamerikaner kamen uns walkend und joggend entgegen. Gepflegter Rasen, Blumen, Palmen und andere grüne Bäume bestimmen hier das Bild. Fleißige Parkmitarbeiter halten die Anlagen sauber und kümmern sich um den Müll und die Pflanzen. Alles ist sehr sauber und ordentlich. Besonders gut gefiel uns der Parque del Amor (Park der Liebenden) mit seiner riesigen roten Skulptur eines küssenden Paares mit dem Namen El Peso (Der Kuss) von Victor Delfin, die von einer gewellten Mauer mit Trencadis-Mosaik, in die Sitzplätze eingearbeitet sind, umrahmt wird. Überall stehen schöne Sprüche, wie z.B. „Liebe ist das Licht des Lebens”.
Immer wieder wanderte unser Blick hinab zum Pazifik, wo sich große Wellen am Strand brachen. Wir entdeckten das bekannte Gourmetrestaurant „La Rosa Nautica”, das in einem Pavillon auf Stelzen am Ende eines langen Piers im Meer steht. Die Steilküste ist einfach toll. Durch den Nebel wachsen auf den Felsen allerhand grüne Pflanzen und es gibt immer wieder Treppen hinab zum Meer. So schlenderten wir bis zum Parque El Faro (Leuchtturm Park) vor. Schon von weitem erblickt man den Leuchtturm. Auch diese Parkanlage ist sehr gepflegt. Unterwegs sahen wir den Start und Landeplatz der Paraglider von Lima, wo wir etwas später einen jungen Burschen beim Testflug beobachten konnten. Es sah einfach spektakulär aus, wie er mit seinem Gleitschirm über der Steilküste glitt und wieder punktgenau auf dem Rasen landete. Die Zeit verging wie im Fluge. Im Laufe des Vormittags sammelten sich auch immer mehr Menschen an, die einen trieben Sport, andere spazierten, so wie wir und wieder andere arbeiteten. Wir beobachteten einen Hundesitter, der mit ca. 10 Hunden unterwegs war. Es war unglaublich wie gut die Hunde hörten und er trainierte sie weiter. So saßen alle Hunde auf ihnen zugewiesenen Plätzen und nur der von ihm angesprochene reagierte auf sein Kommando. Natürlich gab es dafür eine Streicheleinheit bzw. ein Leckerli. So konnte er auch eine große Hundegruppe steuern und wie es aussah, hatten die Hunde auch noch ihren Spaß.
Mittags holten wir uns ein Sandwich und einen frischen Fruchtsaft im Einkaufszentrum Larcomar. Während wir aßen, beobachteten wir die Leute um uns herum und genossen die Wärme der Sonne.

Am späten Nachmittag brachte uns ein Taxi zur Plaza de Armas im alten Stadtviertel Limas ca. 7 km von Miraflores entfernt. Über eine mehrspurige Schnellstraße kamen wir zügig dorthin. Die Plaza besteht aus einem sehr gepflegten Platz mit schönen Häusern im Kolonialstil, dem Präsidentenpalast und der Kathedrale von Lima. Wir fotografierten ein wenig und kamen an eine Brücke, über die es ins angrenzende Armenviertel von Lima ging. Obwohl wir es zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, blieben wir beide stehen und kehrten um, was wohl eine gute Entscheidung war, denn nicht selten werden hier Touristen ihres Geldes entledigt. Doch davon lasen wir jedoch erst später. An diesem Nachmittag gingen wir zurück und schlenderten durch die Einkaufspassage, wo wir in einem Starbucks Café Rast machten und auf die Dämmerung warteten.
Schön strahlte der Platz im Licht der Laternen. Noch immer waren viele Menschen unterwegs und Polizisten patrouillierten auf dem Platz.
Als es richtig dunkel war, wollten wir nach Miraflores zurück, doch es war gar nicht einfach, ein Taxi zu bekommen. Entweder wurden wir ignoriert, oder der Taxifahrer weigerte sich, nach Miraflores zu fahren. Es kam nur ein „No“ und weg war er. Langsam wurden wir etwas unruhig. Entweder war weit und breit kein Taxi oder der Fahrer wollte nicht fahren. Dann endlich hatten wir Glück und ein Taxi hielt direkt vor uns an und ließ Gäste aussteigen. Chris fragt und der Fahrer willigte ein. Schnell saßen wir im Taxi und fuhren auf der Schnellstraße zurück in Richtung Miraflores. Kurz vor dem Ziel ging dann gar nichts mehr. Die Straße war gnadenlos verstopft. Das war sicherlich ein Grund, warum kaum ein Taxifahrer dorthin fahren wollte. Unser Fahrer quetschte sich irgendwie durch, doch wir kamen nur langsam voran. Immer wieder wechselte er die Spur, nahm Ausfahrten, um gleich darauf wieder die Abfahrt auf die Schnellstraße zu fahren und betätigte kräftig die Hupe. Auch hier sahen wir wieder, der Stärkere und Frechere gewinnt. Wir brauchten für die 7 km trotzdem 45 Minuten, bis wir vor unserem Hotel standen.
Schnell geduscht und schon waren wir wieder unterwegs. Wir gingen ins Restaurant „Punta Azul“, das ausgebucht war. Zusammen mit anderen Gästen mussten wir ein wenig warten, bis wir einen Tisch bekamen, aber die Warterei hatte sich gelohnt, denn das Essen war fantastisch und der Pisco Sour, der Beste, den wir auf unserer 5 wöchigen kulinarischen Peru Reise getrunken haben. Schon am zweiten Tag waren wir vom peruanischen Essen absolut begeistert. Chris wurde zum freiwilligen Ceviche- und Lomo Saltadoverkoster, während ich immer mal wieder etwas anderes probierte.

Übernachtung: Hotel Tierra Viva Miraflores Larco, Lima

Samstag, der 28.05.2016
3. Tag

Nach einem guten Frühstück checkten wir morgens um 6.30 Uhr aus dem Hotel aus. An diesem Morgen bekamen wir unser Auto und Chris war schon ganz aufgeregt. Um ca. 7.00 Uhr fuhr unser Auto vor, ein brauner Toyota RAV 4, ein wirklich schönes Auto mit genug Platz für uns und unser Gepäck. Die Scheiben waren leicht getönt und unser Gepäck verschwand unter einer Abdeckung im Kofferraum. Am meisten begeisterte Chris jedoch, dass der Wagen überall Kratzer und kleine Dellen hatte und sogar die Windschutzscheibe wies einen Steinschlag auf. Ein neues Auto wäre uns bei dem Verkehr und den wilden südamerikanischen Fahrern ein Graus gewesen. So waren wir rundherum zufrieden. Die Übergabe durch National verlief professionell und schnell. Um 7.30 Uhr konnte unser Abenteuer Stadtverkehr Lima beginnen. Da Chris selbst ein guter und zügiger Fahrer ist, passte er sich schnell der Fahrweise der anderen an und wir kamen gut auf die Schnellstraße in Richtung Panamericana voran. Der Verkehr war trotzdem dicht und zäh. Wir kamen aber trotzdem gut voran und brauchten für 20 km Innenstadt und 20 km Vorstadt nur eine Stunde. Es war schon im Taxi faszinierend, aber wenn man selbst fährt bzw. mitfährt war es schon ein Spektakel. Die Busse fuhren wir die Henker. Sie überholten zum Teil mit Höchstgeschwindigkeit ohne zu bremsen, um gleich darauf rechts anzuhalten und die Spur dicht zu machen. Manchmal hielten sie auch gleich auf der mittleren Spur und so lernten wir schnell, dass die linke Spur die Schnellste und Beste ist. Aber auch die anderen Autofahrer waren unglaublich. Sie saßen einem fast im Kofferraum, überholten links und rechts – am besten gleich beides auf einmal, wenn es ginge – um Sekunden später abzubiegen. Gnadenlos drängelten sich die Fahrer in die eh schon dichten Spuren und wenn man selbst nicht dem Vordermann sehr dicht drauffuhr oder hupte, wurde man fast schon von der Fahrspur gedrängt. Vorrausschauende Fahrweise oder gar Rücksichtnahme gab es einfach nicht. Auch auf Fußgänger wurde keinerlei Rücksicht genommen und Verkehrsschilder waren nur ein Straßenbeiwerk oder Schmuckstück. So gab es innerorts Schilder mit 35 km/h doch nicht einmal sahen wir ein Auto oder einen Bus, der nur annähernd diese Geschwindigkeit fuhr. Außerhalb der Ortschaften galt für alle Fahrzeuge 90 km/h, aber auch daran hielt sich fast niemand. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei ca. 100-120 km/h und nach einer Gewöhnungsphase passten wir uns dem fließenden Verkehr an.
Kaum hatten wir die Städte hinter uns, wurde auch der Verkehr erträglich und wir fuhren auf der „Panamericana“, der Haupttransitstrecke von Ecuador nach Chile, in Richtung Norden. Wir passierten die erste Mautstelle „Peaje“ in Richtung Norden. Die Regelung ist einfach, der Verkehr in Richtung Lima muss nichts bezahlen und alle anderen wurden zur Kasse gebeten. So sollte man immer etwas Kleingeld dabei haben. Die erste Maut kostete 7,10 Sol also knapp 2 Euro. Wichtig ist es, das Ticket aufzuheben, denn darauf stehen Notfallnummern, über die man kostenlose Hilfe bekommt, sollte man einen Unfall oder einen Panne haben.
Auch an diesem Morgen hing der Küstennebel über uns wie ein grauer Schleier. Als die Straße uns über ein höhergelegenes Gebiet führte, sahen wir erstmals das Schild „Zona de Nebelina“, das hier absolut berechtigt war, denn die Sicht wurde immer schlechter und der Nebel immer dichter. Bald fuhren wir mit gesetzten Warnblinkern maximal 40 km/h und konnten nur noch ca. 10 m sehen. Wie aus dem Nichts tauchten andere Autos im Nebel vor uns auf, kaum zu erkennen, aber zum Glück konnten wir  ihnen auszuweichen. Das war ganz schön anstrengend. Sobald die Straße wieder hinab zum Meer führte, lag der Nebel über uns und die Sicht war wieder gut.
Etwas weiter in Richtung Norden kamen wir durch ein Obst- und Gemüseanbaugebiet. Hier wurde überall im Ort frisches Obst angeboten. Woanders war die Tomatenernte in vollem Gange und fleißige Arbeiter krochen gebückt über die langen Felder. Dann wechselte das Bild wieder und lange Küstengebieten bzw. Minengebiete beherrschten das Landschaftsbild.
Leider wurde die anfangs zweispurige Straße auf Grund von Bauarbeiten einspurig und es ging durch den Schwerlastverkehr wieder etwas zäher voran. Besonders die Orte und kleinen Städte waren sehr interessant, denn zu dem Verkehr kamen jetzt auch noch Motortaxis, kleine überdachte dreirädrige Motorräder mit einer Kabine, in dem Passagiere transportiert wurden. Meist waren viel zu viele davon unterwegs und die waren noch frecher als andere Autofahrer und drängten sich hupend und schimpfend zwischen die Autos. Natürlich hielten sie immer wieder an, nachdem sie einen genötigt hatten. Wenn man nicht aufpasste, stand man ‚Wut schnaubend‘ hinter einem solchen Gefährt, dass einem auch noch die Abgaswolke ins Auto blies. Trotzdem oder auch gerade darum war die Fahrt sehr abwechslungsreich und interessant.
Eigentlich hatten wir an diesem Tag einen Abstecher nach ‚Caral‘ geplant, der ältesten bekannten Stadtsiedlung auf dem amerikanischen Kontinent, die seit Juni 2009 Teil des UNESCO-Welterbes ist. Doch leider war der Küstennebel so dicht und die Siedlung liegt nur 25 km landeinwärts, so dass wir schweren Herzens beschlossen, die Besichtigung dieser tollen Ruinenstadt ausfallen zu lassen.
Hier war die Landschaft auch wieder sehenswert, denn farbige Hügel wechselten sich mit der Wüste ab. Chris stellte fest, dass man hier locker Mad Max oder andere Endzeitfilme hätte drehen können.
Mittags setzte sich dann endlich die Sonne durch und der Nebel löste sich auf. Gleich sah alles viel freundlicher aus. Das Meer glitzerte in der Sonne und Dünen zogen sich an der Küste entlang.
Immer wieder passierten wir Mautstellen, Baustellen und die Straße wechselte von relativ kurzen zweispurigen Abschnitten auf einspurig. So auch die Landschaft von Wüste zur landwirtschaftlichen Nutzfläche, zu Mienen und wieder zur Wüste. Die Straße zog sich und die Stunden vergingen.

Um 17.00 Uhr kamen wir endlich in Trujillo an. Sie ist die Hauptstadt der Region La Libertad und wichtigste peruanische Stadt nördlich von Lima. Unser Hotel „La Libertador“, ein hübscher rot-weißer Kolonialbau liegt direkt an der Plaza de Armas. Chris parkte unser Auto davor und ich flitzte schnell hinein, da wir erst noch einen Parkplatz organisieren mussten. Die nette Dame an der Rezeption half mir und sofort sprintete ein Angestellter zu Chris und half ihm, das Auto zu entladen und auf einem „ausgelagerten“ hoteleigenen Parkplatz unterzubringen. Derweil füllte ich unsere Anmeldeformulare aus. Unsere Pässe und das Einreisezettelchen wurden kopiert.
Unser Zimmer lag im dritten Stock mit einem riesigen Kingsizebett und Poolblick. Dadurch war es sehr ruhig. Doch wir hielten uns nicht lange auf, sondern gingen auf die große gepflegte Plaza. Üppige Grünanlagen mit vielen Blumen waren liebevoll angelegt und gut bewacht. Niemand durfte den Rasen betreten, jeder Verstoß wurde mit einem Pfiff aus einer Trillerpfeife geahndet, egal ob der Übeltäter ein Erwachsener, ein Kind oder ein Hund war. Dazu liefen mehrere „Parkwächter“ herum, die man an ihren Warnwesten erkannte. Reinigungspersonal beseitigte sofort jeden Müll und so war es sehr sauber. Viele Menschen tummelten sich auf der Plaza. Meist ältere Fotografen suchten nach Models, um sich ein paar Sol zu verdienen, Zuckerwatteverkäufer und viele andere Händler liefen an den Touristen vorbei und boten ihre Waren feil. Es gab wirklich viel zu sehen. Wir blieben natürlich bis zum Sonnenuntergang und warteten die blaue Stunde ab. Es war einfach toll. Erst gingen langsam die Laternen an, dann wurden die Häuser wie die Kathedrale und die umliegenden Kolonialbauten angestrahlt und boten einen fast schon kitschig schönen Anblick.
Da wir nach dem langen Fahrtag nicht mehr umherlaufen wollten, aßen wir in unserem Hotel, dem Restaurante Las Bovedas. Das Essen war gut, aber etwas fad gewürzt. Dafür war das Personal absolut nett und zuvorkommend. Wir bekamen sogar unseren Begrüßungsdrink -  einen Pisco Sour aus der Bar - an den Tisch geliefert. Unser Kellner sprach sehr gut Englisch, aber er war wohl der einzige, denn als eine größere amerikanische Reisegruppe mit 45 Personen ankam, war er mitsamt unserer Piscos wie vom Erdboden verschwunden. Wir  machten schon Witze und sahen ihn gedanklich, unsere Piscos schlürfend am Pool sitzen… Jedenfalls tauchte er kurz darauf wieder auf und erklärte uns die Situation. Als die Amerikaner im Restaurant einfielen, waren wir zum Glück schon fertig.
Wir schlenderten noch einmal über die Plaza und suchten das Restaurant „El Celler de Cler“, das wir nach einigem hin und her auch fanden. Wir beschlossen, auf dem schönen Balkon noch einen Pisco Sour zu trinken. Die Mädels dort waren absolut liebenswert und das Essen an den anderen Tischen sah sehr gut aus. So reservierten wir kurzerhand einen Tisch für den nächsten Abend.

Tagesstrecke: 565km, ca. 9,5 h Fahrzeit
Übernachtung: Hotel Libertador Trujillo

Sonntag, der 29.05.2016
4. Tag

In den großen Betten hatten wir hervorragend geschlafen. Das Frühstücksbuffet war abwechslungsreich und die Auswahl sehr gut.
Als wir einen Blick vor die Tür warfen, rissen wir erstaunt die Augen auf, denn draußen versammelten sich viele Menschen. Gruppen davon hatten gleiche oder ähnliche Kleidung an. Die Menschen formierten sich. Später sahen wir, dass die Personen nach Berufsgruppen, Schulen und Vereinen aufgeteilt waren. Blaskapellen spielten. Auf einem fast schon Karnevalsanhänger, der von einem VW Käfer gezogen wurde, standen die Schönsten der Schönen, wie nach einer Misswahl, in wunderschönen bunten Kleidern mit Schärpen. Es war eine Show, aber auch ein riesen Trubel. Trotzdem schauten wir uns fast den ganzen Umzug an, der mich ein wenig an die Maiumzüge in der ehemaligen DDR erinnerte.

Zum Glück stand unser Auto auf einen bewachten Platz in einer Nebenstraße, denn die ganze Plaza de Armas war für den Verkehr gesperrt worden. So konnten wir ohne Probleme losfahren. Unser Ziel an diesem Vormittag war die Die Huaca de la Luna (Tempel des Mondes) im Moche-Tal. Sie ist eine Pyramide und besteht aus luftgetrockneten Lehmziegeln (Adobe). Sie befindet sich am Fuß des Berges Cerro Blanco und besteht aus vier durch Mauern und Plattformen miteinander verbundenen Pyramiden, die für vier verschiedene Bauphasen stehen (vom 3. bis zum 8. Jh. n. Chr.). Gegenüber ca. 500 m entfernt befindet sich die Sonnenpyramide (Huaca del Sol). Die Huaca de la Luna ist durch ihre farbigen Wandmalereien und Friese bekannt, die mythische Persönlichkeiten, Tiergestalten und anthropomorphe Wesen sowie Sonnen, Sterne, florale und abstrakte Motive zeigen. Man darf die Pyramide nur geführt besichtigen und so begleitete uns eine Studentin durch die beeindruckende vielschichtige Pyramide. Die Verzierungen und Farben waren wirklich wunderschön und zum Teil noch sehr gut erhalten. Wir waren richtig beeindruckt. Vorher hatten wir uns noch das Museum angeschaut, in dem tolle Fundstücke ausgestellt sind. Die Huaca de la Sol ist leider für den Besucher gesperrt und kann nur von außen besichtigt werden. Hier ist noch viel zu tun und zu erforschen und leider fehlt Peru bzw. der Region das Geld dazu. So verwittert sehr viel und manches kann nur spärlich mit Dächern geschützt werden.
Auf dem Gelände sahen wir auch unseren ersten Peruanischen Nackthund, den wir fälschlicherweise für einen an Räude erkrankten Hund hielten, da er nur ein paar Haarbüschel am Kopf und am Schwanz hat. Die Rasse soll sehr alt sein und einer spontanen Mutation entstammen. Die Hunde, gehören heute zum nationalen Kulturgut in Peru. Sie galten wohl schon vor 1000 Jahren als besondere Haustiere und wurden wegen der ihnen zugesprochenen Heilwirkungen gegen Krankheiten verehrt und geschätzt. Wir hatten so einen Hund jedenfalls vorher noch nie gesehen und fanden ihn sehr interessant.
Danach fuhren wir nach Chan Chan, der ehemaligen Hauptstadt des präkolumbischen Chimú-Reiches, die sich an der Pazifikküste befindet. Chan Chan entstand etwa um 1300 und erstreckt sich noch heute über eine Fläche von 28 km². Sie war vermutlich die größte Stadt der damaligen Zeit auf dem südamerikanischen Kontinent und eine der größten der Welt, die aus Lehm errichtet wurde. Zu ihrer Blütezeit beherbergte sie etwa 60.000 Einwohner und hatte ein ansehnliches Vermögen an Gold, Silber und keramischen Kunstgegenständen angehäuft.
Heute sind nur noch riesige Flächen von Lehmbauten in mehr oder weniger schlechtem Zustand und einige Festsäle vorhanden, denn leider hat El Niño, der in den letzten Jahren immer stärker auftrat, sehr viel zerstört. Es wurde immer wärmer und viel mehr Regen fiel, hinzu kamen heftige Stürme, die die Lehmziegel nahezu schmelzen ließen und die Küstengebiete immer weiter in Wüsten verwandelten.
1986 wurde Chan Chan von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Gleichzeitig wurden die Ruinen durch die immer schwerer werdenden Zerstörungen auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt.
Wir kauften unsere Tickets und gelangten über eine weitere Kontrolle in die Anlage. Hier durften wir uns ohne Guide frei bewegen. Fasziniert folgten wir dem markierten Weg vorbei an dem komplett restaurierten Komplex aus Kammern, Tempeln, Kreuzgängen und Wohneinheiten. Wir bestaunten die für die Chimú-Kultur typischen Friese mit zahlreichen Ornamenten und Abbildungen des Meeres. Da auf der Eintrittskarte noch andere Tempel inbegriffen waren, machten wir uns nach der Besichtigung auf den Weg, um sie anzuschauen, aber leider hatte keiner der Ruinen geöffnet.

Zurück im Hotel sprangen wir kurz in den Pool, um den Staub der Ruinenstädte runterzuspülen. Danach spazierten wir über die Plaza bei schönstem Sonnenschein, denn der Küstennebel hatte sich im Laufe des Vormittags aufgelöst. Danach wanderten wir durch die Fußgängerzone und tranken in einem kleinen Café einen Cappuccino. Hier im Norden sind nicht allzu viele Touristen unterwegs, so wurden wir neugierig von allen Seiten beäugt.
Schon am Nachmittag hatte Chris an der Rezeption nach einer Möglichkeit gefragt, um auf das Hoteldach zu gelangen, und ein netter Angestellter zeigte uns den Weg. Natürlich verbrachten wir an diesem Abend den Sonnenuntergang und die Dämmerung hier oben. Der Himmel hatte sich leicht rosa gefärbt, ehe es immer dunkler wurde. Wir standen inmitten zahlreicher Länderflaggen und genossen das Schauspiel von oben. Der ganze Platz sah bezaubernd aus, als überall die Lampen angingen und alles in ein warmes Licht tauchten. Links von uns wurde die Santa Maria Kathedrale angeleuchtet und der eh schon gelbe Farbton strahlte richtig. Wir genossen die Blaue Stunde in Ruhe mit vielen Fotos.
Für unser Abendessen hatten wir ja einen Tisch auf dem Balkon von El Celler de Cler reserviert. Der Tisch war  total schön eingedeckt mit Kerze und die nette Kellnerin vom Vorabend begrüßte uns freudig. Wir kamen uns ein wenig wie VIPs vor, besonders als dann auch noch die Küchenchefin kam und uns beriet. Jedenfalls waren das Essen und der Service erstklassig und wir fühlten uns sauwohl. Hier wären wir gerne noch ein zweites Mal hingegangen. Aber auch so beendete das leckere Essen den schönen Tag perfekt.

Tagesstrecke: 50 km
Übernachtung: Hotel Libertador Trujillo

Montag, der 30.05.2016
5. Tag
Nach einem guten Frühstück brachen wir an diesem Morgen um 7.00 Uhr auf. Es war wie fast jeden Morgen in Küstennähe neblig, feucht und kühl. Doch die Sonne ließ nicht lange auf sich warten und kämpfte sich um 9.00 Uhr durch den Nebel. Anfangs war die Straße noch zweispurig aber schon 30 km nach Trujillo wurde sie wieder einspurig. Dafür passierten wir wieder eine Mautstelle nach der anderen. Die Landschaft war karg und zog sich an der Küste entlang.
Um ca. 11.00 Uhr kamen wir in Chiclayo an. Natürlich war es noch viel zu früh zum Einchecken, aber wir versuchten unser Glück trotzdem, in der Hoffnung, dass nicht alle Zimmer ausgebucht seien. Das klappte leider nicht, aber wir durften unsere Taschen abstellen und die Toilette benutzen. Kurz darauf kämpften wir uns wieder durch den dichten Stadtverkehr, um uns die Pyramiden von Túcume anzuschauen. Kurz vor dem Ortsausgang wurde mir auf einmal siedend heiß, als ich feststellte, dass meine Bauchtasche fehlte. Mist, die hatte ich doch glatt in der Restauranttoilette des Hotels vergessen. Chris fluchte, aber er kämpfte sich wieder brav durch den Stadtverkehr zum Hotel zurück. Dort angekommen schoss ich wie ein Torpedo auf die Toilette und schaute mich suchend um. Ein riesiger Stein fiel mir vom Herzen. Die Tasche war noch da und mit ihr auch unser Geld. Strahlend und sehr erleichtert ging ich zum Auto zurück. Jetzt musste Chris zwar noch mal durch den Stadtverkehr, aber diesmal war es irgendwie nur halb so wild.
Gut 30 km später waren wir in Túcume, wo sich auf einem riesigen Gebiet 26 Pyramiden aus ungebrannten Lehmziegeln aus vorkolumbianischer Zeit befinden. Diese Stätte wird von den Einheimischen auch „Purgatorio“ (das Fegefeuer) genannt. Die höchste Pyramide auch „Huaca 1“
ist ungefähr 30 m hoch. Noch größer und beeindruckender ist die „Huaca Larga“. Mit einem Grundriss von 700 mal 280 Meter zählt sie zu den größten Pyramiden der Welt. Man vermutet, dass die Huacas (Tempelberge) ursprünglich von den Mochicas für religiöse Rituale erbaut wurden.
Wir gelangten über das Museum zu den Pyramiden. Ein Weg führte von einer Pyramide zur nächsten. Leider war die Huaca 1 wegen Arbeiten geschlossen. Aber auch so war sie sehr eindrucksvoll.
Von einem Aussichtsberg hatten wir einen guten Überblick über das Tal und die vielen Pyramiden. Es war sehr heiß und die Sonne brannte gnadenlos. Trotz eincremen und Kopfbedeckung hatten wir schon bald einen Sonnenbrand. Für die Besichtigung brauchten wir ca. 3 Stunden, wobei wir uns auf die großen Pyramiden beschränkten.

Um ca. 14.30 Uhr waren wir zurück am Hotel und diesmal konnten wir unser Zimmer beziehen. Unser Auto stand in einem großen Hof sehr sicher und vor neugierigen  Blicken geschützt. Im Hotelrestaurant tranken wir gemütlich einen Cappuccino. Später spazierten wir in die Stadt und schauten uns die Plaza de Armas an. Damit ja niemand den Rasen betreten kann, war er mit Ketten geschützt und leider war die Iglesia Santa Maria, die Kathedrale von Chiclayo, eingerüstet. So begnügten wir uns mit der Besichtigung und wanderten im Abendlicht zum Hotel zurück. In einem Supermarkt (Metro) kauften wir noch etwas Wein und ein paar Knabbereien ein.
Abends hatten wir einen Tisch im Restaurant „Tipico la Fiesta“ gebucht. Ein Taxi brachte uns dorthin. Die Fenster waren vergittert und man gelangte erst nachdem Klingeln ins Innere. Dort war es jedoch sehr gemütlich. Wir bekamen einen schönen Tisch in Nähe der Bar zugewiesen. Das Essen war sehr gut, aber am meisten gefiel uns, dass der Pisco Sour direkt am Tisch zubereitet wurde.
So ging der Tag sehr gemütlich zu Ende und nach einer kurzen Rückfahrt mit dem Taxi lagen wir in unserem Bett.

Tagesstrecke: 290 km ca. 4 h Fahrzeit
Übernachtung: Hotel Casa Andina Select Chiclayo

Dienstag, 31.05.2016
6. Tag

Nach einem hervorragendem Frühstück starteten wir an diesem Morgen schon vor 7.00 Uhr, denn wir hatten einen weiten Weg hoch hinauf in die Anden vor uns.
Küstennebel lag wieder wie ein graues Tuch über uns und hüllte die Landschaft ein. Doch schon um 8.00 Uhr setzt sich die Sonne durch und es wurde freundlicher. Nach 100 Kilometern auf der Panamericana verließen wir diese Richtung Nord Osten. Mittlerweile war es sonnig, grün und bergig. Es wirkte hier alles sehr trocken. Die kleinen Flüsse führten kaum Wasser. Kakteen wuchsen zwischen den Bäumen und Sträuchern.
Die Straße schlängelte sich bis auf 2000 m die Berge hinauf. Tiefe Täler und malerische Bergdörfer wechselten sich ab. Immer wieder gingen Esel, Schafe oder Kühe die Straße entlang. Wir fuhren über den 2137 m hohen Pass „Abra de Porcuya“, einen der niedrigsten der Anden. Auch hier wurde permanent an der Straße gearbeitet und so mussten wir immer wieder anhalten und warten. Trotz der Pare = Stopp Schilder hupen die Südamerikaner genervt. Also Geduld ist wirklich nicht ihre Stärke. An einer etwas längeren Straßensperre wurden immer wieder Lebensmittel, Getränke und Obst angeboten. Das Geschäft schien sich zu lohnen, denn Knabbereien und Getränke verschwanden in den wartenden Autos. Wir hatten alles dabei. Als es endlich weiter ging, hupte und knatterte irgendwo ein Auto – ohrenbetäubend laut. Was für eine coole Hupe. Das musste der Laster vor uns sein, dachten wir. Die Hupe war echt der Hammer, aber warum stellte der Fahrer sie nicht ab und machte dauerhaft Lärm. Das Geräusch blieb auch immer gleich laut… Irgendwann meinte ich zu Chris: „Ich glaube, wir sind das!“ Mit einem ungläubigen Schulterzucken stoppte Chris den Wagen und wir lauschten. Jetzt war es noch viel lauter, wieder hupten wir anhaltend, dann kam ein keckerndes Jukebox Geräusch, um gleich darauf wieder von dem Hupen abgelöst zu werden. Wenn wir jetzt noch gehüpft wären, hätten wir glatt in einer Komödie mitspielen können… Wie auch immer - Chris hatte irgendwie die Alarmanlage aktiviert und brauchte ein wenig, bis er das Auto wieder im Griff hatte.
Je weiter wir nach Osten kamen, desto vegetationsreicher wurde die Gebirgslandschaft, wobei uns der Amazonas-Quellfluss Rio Marañon eine Zeitlang begleitete, der später vom Rio Utcubamba abgewechselt wurde. Hier merkten wir auch deutlich, dass wir in den Bergen des Amazonas unterwegs waren, denn es war warm und überall wunderbar grün. Immer wieder entdeckten wir Wasserfälle. Die Berge waren von buntem Gestein oder mit Pflanzen bewachsen. Auch die Temperatur stieg stetig bis auf schwülwarme 33°C. Vögel zwitscherten und ab und zu konnten wir sogar Papageien entdecken.

Immer wieder kamen wir an Stopps von zivilen Sicherheitsleuten vorbei, die etwas Geld erbaten. Wobei wir uns fragten, ob es nötig war, die Straße zu sichern, oder ob sich die Männer auf diese Art und Weise etwas Geld dazuverdienten. Auch Mautstellen kamen ab und an. Dafür war die Straße tadellos.
Die letzten knapp 5 km Kilometer bis zur Gocta Lodge, unserem heutigen Ziel auf 1800 Höhenmetern, fuhren wir auf einer Schotterpiste, die anfangs zwar eng aber noch sehr gut war. Kurz vor unserem Ziel war jedoch die Straße aufgerissen und Bauarbeiten in Gange. Solange es halbwegs trocken war, war die Straße passierbar, aber was wäre bei starkem Regen, fragten wir uns. Jedenfalls waren wir froh, dass unser Auto Allrad hatte und uns gut durch die tiefen Fahrspuren der Baustellenfahrzeuge brachte.
Die Gocta Lodge war gar nicht so einfach zu finden. Gab es weiter vorne noch Schilder, war direkt an der kleinen Straße zur Lodge gar nichts und wir fuhren erst einmal vorbei. Der zweite Versuch klappte dann aber und wir erreichten unsere Bleibe. Ein netter zweistöckiger Bau lag vor uns. Wir schnappten unsere Taschen und checkten ein. Da wir noch etwas früh dran waren, war das Zimmer noch nicht fertig. So erkundeten wir erst einmal den Garten und Poolbereich. Hier war es wirklich idyllisch und wir fühlten uns sofort wohl. Hinter dem Pool entdeckten wir den Gocta Wasserfall, wunderschön in die zerklüftete Bergwelt eingebettet. Bei genauerer Betrachtung sahen wir noch zwei weitere kleinere Wasserfälle in den Bergen. Wir tranken einen Kaffee und genossen die tolle Landschaft. Um 15.00 Uhr war dann unser Zimmer im 2. Stock fertig und wir konnten nach oben. Dummerweise fehlte jedoch die Balkontür bzw. das Glas, aber das sollte noch repariert werden.
Wir verbrachten den Rest des Tages am Pool, lasen und genossen das sommerlich schöne Wetter. Auf der Wiese vor dem Haus grasten Lamas und vervollständigten das Bild einer idyllischen Berglandschaft. Ein weiterer Wasserfall rechts von der Lodge war wohl übergegangen und braunes Wasser schoss in die Tiefe. Später war er nur noch ein dünnes Rinnsal, aber an diesem Nachmittag sehr eindrucksvoll.
Zum Sonnenuntergang genossen wir unseren Pisco Sour in dieser Idylle. Zwei weitere Autos fuhren auf den Hof. Das wäre ja eigentlich nicht so etwas Besonderes, aber der eine Wagen war ein knallrotes Mercedes 280 SL Cabriolet (Bj. 1956) und wir fragten uns, wie der Fahrer wohl durch die Baustelle gekommen sei. Chris war auf alle Fälle hin und weg und lief verzückt um das Auto herum.  Dabei kam er mit dem Fahrer ins Gespräch und der erzählte ihm, dass er mit dem Wagen schon drei Mal in Indien, in Südafrika und Südamerika unterwegs gewesen ist. Diesmal ging es von Kolumbien über Ecuador nach Lima. Jetzt war sogar ich beeindruckt.
Um ca. 18.00 Uhr wurde dann unsere Scheibe im Zimmer ersetzt.
Das Abendessen genossen wir auf der überdachten Terrasse bei leichtem Regen. Chris aß Lomo Saltado – was sonst - und ich ein Schweinesteak mit einer Kartoffelmaisbreimischung (Taco Taco), was sehr gut schmeckte. Doch diesmal gewann eindeutig Chris Lomo Saltado, dass eine geniale Rauchnote hatte und das Beste war, dass wir in ganz Peru gegessen haben.
Später lauschten wir den Nachtgeräuschen auf unserem Balkon bei einem Glas Rotwein, ehe wir um ca. 21.00 Uhr ins Bett fielen.

Tagesstrecke: 423 km, ca. 7,5 h
Übernachtung: Gocta Lodge, Cocachimba

Mittwoch, der 01.06.2016
7. Tag

Es war so friedlich hier. Grillen zirpten, Vögel zwitscherten und ein paar Hähne krähten. Wir saßen frühmorgens auf unserem Balkon und genossen diese Idylle. Unter uns lagen die Lamas im Gras. Es schien, als ob sie die morgendliche Ruhe genauso genossen wie wir. In unserem Blick lag der Gocta Fall von dichten Wolken eingerahmt.
Nach einem guten Frühstück brachen wir um 7.30 Uhr auf nach Kuélap, eine altperuanische Festungsstadt. Sie thront an der Ostflanke der Anden 3100 m über dem Utcubamba-Tal auf einer Bergkuppe. Diese Festung wird auch als Machu Picchu des Nordens bezeichnet. Sie ist jedoch älter und größer als Machu Picchu. Kuélap wurde weit vor der Inka-Zeit vom Volk der Chachapoya erbaut, die in den Tälern Mais, Bohnen, Linsen und Kartoffeln anbauten. Die Chachapoyas waren hellhäutig und groß, sie wurden von den Inkas auch Wolkenmenschen genannt. 2011 wurde die Ruinenstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Alleine schon die Anfahrt war spektakulär. Anfangs fuhren wir auf der Teerstraße am Utcubamba Fluss entlang. Die Straße war schmal, aber zweispurig, dafür war sie stellenweise in die Felsen gehauen, so dass wir in einer Art Halbtunnel fuhren. Das war schon sehr beeindruckend. Immer wieder lagen herabgefallenen Steine und Felsbrocken auf der Straße und wir hoffte, dass unser Felsendach hielt. Später zweigten wir auf eine sehr schmale Straße ab, am Morgen war hier noch fast kein Verkehr. Dann kam der Abzweig nach Kuélap. Auf einer einspurigen Straße schraubten wir uns in zahlreichen Serpentinen 37 km die Anden hinauf. Vor jeder Kurve hupten und lauschten wir auf ein Gegenhupen. Trotzdem standen wir mehrfach Kühlerhaube an Kühlerhaube mit einem riesigen Baufahrzeug und mussten uns nach einem Ausweichplatz umschauen, denn nur selten hupten die Laster. Also reckten wir vor jeder Kurve die Hälse, um notfalls schnell bremsen zu können. Je höher wir kamen, desto tiefer lag das Tal unter uns. Wir kamen an der Baustelle für die neue Seilbahn vorbei, die demnächst die Strecke von ca. 30 km auf Luftlinie 2 km verkürzen soll. Irgendwie waren wir hin und hergerissen zwischen dem Gedanken, dass es gut für die Touristen sei, denn bisher kamen sie nur mit dem eigenen Auto, per Taxi oder Kleinbus zur Anlage und dem Gedanken, dass diese Festungsanlage in Zukunft vielleicht ähnlich überlaufen sein wird wie Machu Picchu.
Um 10.00 Uhr erreichten wir den Eingang bzw. den Parkplatz wo wir die einzigen Besucher waren. Für 20 Sol erstanden wir unser Eintrittsticket und wanderten los. Ein schöner befestigter Weg führte uns näher und näher an die Mauern der Festung heran. Man geht ca. 20 Minuten, oder kann mit einem Pferd den Weg zurücklegen. Die Anlage hat täglich von 8.00 – 16.00 Uhr geöffnet.
Der Weg war schon atemberaubend. Es ging stetig leicht bergauf und das in einer Höhe von über 3000 m. Nach einer Weile konnten wir die Festungsmauern erblicken. Sie waren von tiefhängenden Wolkenfetzen eingerahmt und es nieselte leicht. Ab und zu kam ein „Wolkenloch“ und die Umrisse der Mauern wurden etwas klarer. Ehrfurchtsvoll blieben wir stehen und betrachteten diese riesige Festungsanlage. Während die Augen die Mauern erkundeten, erwartete man fast, die Umrisse eines Chachapoya Kriegers zu erblicken, der nach Feinden Ausschau hält.
Dieser Ort war eindeutig magisch und strahlte eine mystische Energie aus. Dann endlich standen wir direkt vor der mächtigen 20 Meter hohen Mauer aus polierten Kalk- und Sandstein. Darin befindet sich die 600 m lange und 120 m breite Ruinenanlage. Hinein kommt man nur über drei extrem schmale und somit gut zu verteidigende tunnelartige Eingänge. Hier musste jeder Ankömmling, egal ob Freund oder Feind, einzeln hinauf.
Da der erste Eingang gesperrt war, umrundeten wir die Mauern weiter bis zum zweiten Eingang. Hier begrüßte uns der Torwächter mit Handschlag und kontrollierte noch einmal unsere Karten. Dann durften wir passieren. Über eine sehr schmale Treppe mit schlüpfrigen Stufen kletterten wir langsam und sehr vorsichtig nach oben und erreichten die erste Ebene. In der Anlage sind 450 Ruinen von Rundhäusern auf zwei Ebenen zu entdecken. Darunter erkennt man  Wohnstätten, öffentliche Gebäude und religiöse Plätze. Erst 1475 gelang es den Inka-Kriegern die Anlage einzunehmen, und das Volk der Chachapoya zu unterwerfen. Mächtige Bäume, Wurzeln und Bromelien haben im Laufe der Zeit die Anlage erobert, wie einst die Inkas, und verstärkten das mystische Bild zusammen mit den Nebel- und Wolkenfetzen, die tief über den Mauern hingen. Was für ein genialer Ort!

Zuerst erkundeten wir die obere Ebene, in der der Torreón über den Felsen thront mit dem Sector del Castillo. Von hier oben hatten wir eine eindrucksvolle Aussicht in die umliegenden Täler. Danach eroberten wir die untere Ebene mit ihren verwunschenen Rundhütten, in deren Mitte Lamas grasten.  Begeistert wanderten wir bis zum Templo Mayor und unsere Kameras glühten. Noch immer waren wir alleine und erst nach und nach kamen einige Touristengruppen. Hatten wir noch Narrenfreiheit, wurden jetzt die Wächter aktiver und wiesen die Menschen immer wieder zurück auf die Wege.
Wir genossen derweil unsere Brotzeit bei Sonnenschein und einer Wahnsinnsaussicht. Dieser Ausflug hatte sich wahrlich gelohnt und er alleine ist schon eine Tour in den Norden wert. Als wir fertig waren und uns auf den Rückweg begaben, fing es auf einmal heftig an zu regnen, so dass wir unsere Ponchos herausholen mussten. Die wunderbare Festung verschwand mit dem Regen wieder in den Wolken und verstärkte damit noch ihren mystischen Charakter.

Die Rückfahrt wurde heftig und wir brauchten für die 37 km gut eine Stunde. Es regnete immer wieder und das zum Teil sehr stark. Zu einer Herausforderung wurde die Zufahrt zum Hotel, denn die lockere Erde der Baustelle hatte sich in eine Schlammsuhle verwandelt. Natürlich ging es auch noch bergauf. Vor uns hing ein Wagen im Schlamm fest und wir mussten warten. Der Wagen hatte kein Allrad und schlingerte den verschlammten Weg hinauf um kurz darauf steckenzubleiben. Der Fahrer kletterte aus dem Wagen und  stand bis zu den Knöcheln im Schlamm. Hinter uns hatte sich ein weiteres Fahrzeug eingefunden, ein Kleinbus aus dem unsere vier Engländer kletterten, die wir auch schon kurz in Kuélap gesehen hatten. Sie sahen sehr lustig aus, denn die Frauen hatten sich bunte Plastiktüten um die Schuhe gewickelt und gingen damit durch dem Schlamm. Sie wollten zu Fuß die knapp 2 Kilometer zum Hotel zurücklegen, da der Kleinbus keine Chance hatte, durch den Schlamm zu kommen. Zum Glück konnte der Wagen, der vor uns den Weg versperrte, zurücksetzten und machte uns den Weg frei. Dann versuchte Chris sein Glück. Er fuhr an und unser Auto kämpfte sich ohne Mühe durch den Schlamm. Nach der ersten Steigung kamen wir um die Kurve und gleich zur nächsten Herausforderung, denn mitten auf dem Weg stand ein Laster quer. Chris scherte geschickt aus und wir schlingerten gekonnt um den Laster herum durch den Schlamm. Etwas weiter den Berg hinauf sammelten wir die zwei „Mercedes SL Fahrer“ auf, die dankbar einstiegen. Die anderen Zwei passierten wir kurz darauf, aber  für sie hatten wir leider keinen Platz mehr im Auto. Chris holte sie später schnell noch ab, denn bis zum Hotel bei aufgeweichter schlammiger Straße und Nieselregen war die Wanderung kein Vergnügen.
Nach diesem Fahrspaß durch den Schlamm saßen wir auf der Terrasse zusammen und quatschten mit den Engländern, die uns einen Pisco für den Fahrdienst spendierten. Es war ein sehr lustiger Nachmittag, unter anderem als einer der Engländer für Chris einen zweiten Pisco bestellte und rief: „one more Pisco for my son“.
Nach der wohlverdienten Dusche gab es wieder ein sensationelles Abendessen. Als Vorspeise ließen wir uns knusprige Käse-Kartoffelbällchen mit Avocado Creme schmecken. Als Hauptgang hatte ich Hühnchen in Erdnusssoße mit Salat und Chris, wie ihr sicher schon vermutet habt, Risotto mit Lomo Saltado. Was für ein Genuss! Durch den Regen hatte es ganz schön abgekühlt, so dass wir nur noch kurz den Abend auf dem Balkon ausklingen ließen.

Tagesstrecke: 171 km
Übernachtung: Gocta Lodge, Cocachimba

Donnerstag, der 02.06.2016
8. Tag

An diesem Morgen wurden wir durch schönsten Sonnenschein geweckt. Nebel hing in den Bergen und zauberte eine grandiose Stimmung. Die Lamas lagen wieder verträumt auf dem Rasen und Vögel zwitscherten. Ein Kolibri sauste um die Blumen herum und tauchte mit dem Schnabel in die Blüten ein.

Nach dem Frühstück fuhren wir kurz zum Tickethäuschen und kauften für 10 Sol p. P. unsere Eintrittskarten für den Naturpark Gocta Fall, den wir heute besuchen wollten. Hier kann man auch einen lokalen Guide buchen oder auf eigene Faust den Wasserfall erkunden. Wir unterschrieben in einem Buch, dass uns die Gefahren bekannt seien und wir alleine gehen. Der Weg zu dem Bassin am Fuße des Wasserfalls dauert ca. 2 Stunden. Er ist 5,5 km lang und führt bergauf und bergab.

Anfangs liefen wir an zahlreichen Feldern mit Mais und Zuckerrohr vorbei. Unterwegs trafen wir immer wieder auf fleißige Bauern. Später führte der Weg durch üppigen Regenwald am Fluss entlang, um sich kurz darauf in luftige Höhe zu erheben und an einer Geröllwand entlang zu führen. Hier wurde auch vor Steinschlag gewarnt, aber das Wetter war gut und von eventuellen Gerölllawinen war weit und breit nichts zu sehen. Ein paar Arbeiter schleppten schwere Dachplatten zum Fuße des Wasserfalls, wo sie eine Hütte bauten. Da wir schon mit unserem leichten Gepäck zu kämpfen hatten, war das schon eine Leistung.

Als wir am Fuße des Wasserfalls ankamen, waren wir echt beeindruckt. Der Gocta Wasserfall gilt mit seinen 771 m als dritthöchster Wasserfall der Welt. Er hat zwei Stufen und wir standen nun an der unteren deutlich höheren Stufe und blickten hinauf. Die Gischt spritzte uns ins Gesicht und es war richtig kalt, aber auch sehr eindrucksvoll. Wir hielten uns eine Weile auf und genossen den mächtigen Wasserfall aus nächster Nähe, dann machten wir uns auf den Rückweg. Unterwegs trafen wir auf einen jungen Südamerikaner mit einer Führerin, die fragte Chris nach dem Weg hinauf zur Mittelstufe. Sie erklärte und der Junge übersetzte für uns ins Englische. Nach ca. einem Kilometer standen wir am Abzweig, den wir auf dem Hinweg überhaupt nicht gesehen hatten. Mir hätte eigentlich auch die 11 km-Tour gereicht, denn das viele Auf und Ab war schon kräftezehrend, aber Chris wollte unbedingt die mittlere Stufe sehen und überredete mich. Also kletterten wir den matschigen Weg erst einmal bergab zum Fluss hinab, den wir über eine fetzige Hängebrücke überquerten. Das Wasser floss über die mächtigen Steine und schäumte weiß unter uns. Da war jetzt schon so eine Geschwindigkeit drin, wie würde es dann erst nach einem heftigen Regenguss sein, fragte ich mich. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich das noch herausfinden würde…

Jedenfalls folgten wir dem kleinen, schlammigen und sehr schmalen Pfad, der uns steil den Berg  hinauf führte und schon bei trockenem Wetter extrem rutschig und anstrengend war. Chris schnitzte mir daraufhin zwei Stöcke, denn leider hatten wir keine Wanderstöcke mitgenommen. Mit den Stöcken ging es gleich viel besser und die Angst abzurutschen war gebannt.
Wir kamen an einen schönen Aussichtspunkt mit Blick auf den Wasserfall. Hier war auch ein Schild, das auf den Entdecker Stefan Ziemendorff, einen deutschen Entwicklungshelfer, verwies, der den Fall 2002 während einer Expedition in dem wilden Naturreservat entdeckte und ihn 2006 mit einem peruanischen Forschungsteam vermessen hat. Wir setzten uns auf die von der Sonne vorgewärmten Steine, tranken etwas Wasser und ließen die Geräusche der Natur und die Aussicht auf den Wasserfall auf uns wirken. Den Platz merken wir uns für den Rückweg vor und machen hier Brotzeit, meinte Chris. Aber vorerst lag noch etwas Strecke vor uns und so kämpften wir uns weiter den Berg hinauf. Als wir endlich oben ankamen, entdeckten wir ein Schild, auf dem waren 1,8 weitere Kilometer angezeigt, die wir noch bewältigen mussten. Doch zum Glück ging der Weg fast nur noch ebenerdig bis zum Wasserfall. Dafür fing es nach ca. einem Kilometer an zu regnen. Nieselte es zuerst noch,  so folgen schon bald darauf dicke Tropfen und es wurde immer schlimmer. Schnell warfen wir unsere Ponchos über und gingen so den letzten Kilometer im strömenden Regen. Ich mochte gar nicht an den Abstieg denken, denn der Weg war stellenweise gerade mal einen Fuß breit und ja schon auf dem Hinweg sehr matschig. In kürzester Zeit sammelte sich Wasser in kleinen Pfützen, die immer größer wurden. Wir mussten schon auf ebener Strecke aufpassen, dass wir nicht ins Rutschen kamen.
Kurz vor dem Wasserfall war ein kleiner Unterstand in dem schon andere Wanderer vor dem Regen Zuflucht gesucht hatten. Wir stellten uns kurz unter, aber dann wollten wir doch noch zum Wasserfall. Ich schaute ihn mir kurz an, kapitulierte aber vor einer nassen rutschigen Holztreppe und ging wieder zurück zum Unterstand. Während ich im Trockenen wartete, erkundete Chris weiter die zweite Stufe des Wasserfalls, aber auch er kam bald darauf noch etwas nasser zurück. Im Unterstand gab es unsere Brotzeit, denn an dem schönen Aussichtspunkt war es sicher nicht mehr heimelig. Kurz darauf machten wir uns auf den Rückweg, zusammen mit einer Gruppe junger Leute und ihren zwei Führern. Während sie zu der „schönen“ Aussicht gingen, wo wir eigentlich Brotzeit machen wollten, überholten wir sie und begaben uns auf den steilen Abstieg. Nur sehr mühsam und mithilfe der Stöcke war der Abstieg für mich machbar.

Ich traute meinen Augen kaum, als zwei junge Männer im Sprint an uns vorbei liefen. Mit offenen Mündern sahen wir ihnen hinterher, als sie um die nächste Kurve schossen. Zwei andere überholten uns auch noch, aber nicht laufend, während alle anderen genauso vorsichtig wie wir den Abstieg meisterten. Irgendwann kamen wir, von innen nassgeschwitzt und außen regennass, am Fluss an, der jetzt doppelt so viel Wasser führte, das noch schneller floss und eine braune Farbe hatte. Wir konnten uns kaum verstehen, so laut war das Getöse der brodelnden Wassermassen. Der Wasserfall lag mystisch dahinter inmitten der Wolken. Aber auch er war mittlerweile doppelt so breit und schoss nur so über die Kante.
Auch unterwegs war aus dem netten kleinen Bergfluss an der Brücke, der den Hang hinablief, ein ordentlicher Wasserfall geworden. Waren vorher noch moosbewachsenen Steine vom Wasser umspült, sahen wir jetzt nur noch Wasser.
Als wir an der Geröllwand ankamen, waren die fleißigen Arbeiter gerade dabei, die Überreste einer Schlamm bzw. Steinlawine zu beseitigen, die durch den heftigen Regen kurz vorher abgegangen war. Riesige Felsen blockierten stellenweise den Weg, die die Arbeiter zum Teil mit Holzlatten via Hebelwirkung den Hang hinabbeförderten. Wir konnten zum Glück vorsichtig durchhuschen und unseren Weg fortsetzen.
Der zog sich vielleicht. Immer wieder ging es lange Abschnitte bergauf, die wir uns nach dieser Mammuttour mehr schleppten, als sie freudig zu bewältigen. So kamen wir nach weiteren 4,5 Kilometern endlich wieder an der Lodge an. Hier reinigten wir erst einmal unsere Schuhe unter dem Wasserhahn im Garten, dann ging es hinauf aufs Zimmer und ab unter die heiße Dusche. Was für eine Wohltat! Hinzu kam die Erleichterung, dass alles gut gegangen war, denn der aufgeweichte schmale rutschige Weg, war alles andere als ungefährlich. Vor unserer Wanderung hatte uns nämlich die Rezeptionistin noch gesagt, dass der Weg gut machbar sei, aber bei Regen auf keinen Fall gegangen werden soll, da er einfach zu gefährlich wäre. Aber zum Glück waren wir nur müde und erschöpft und würden sicher am nächsten Tag einen heftigen Muskelkater haben.
Jedenfalls gab es erst einmal einen wohlverdienten Kaffee und später einen Pisco Sour. Natürlich kam auch wieder die Sonne raus, als ob sie nie weggewesen wäre und die Umgebung leuchtete im schönsten Abendlicht.
Am Abend aßen wir noch einmal das geniale Lomo Saltado. Danach krochen wir fix und alle in unsere Betten.

Gocta Wasserfall Wanderung: ca. 25 km, reine Gehzeit ca. 6:20, gegangene Höhenmeter 1500 m (laut GPS)
Übernachtung: Gocta Lodge, Cocachimba

Freitag, der 03.06.2016
9. Tag

Nach einem zeitigen Frühstück, checkten wir aus und begaben uns auf den Weg nach Cajamarca, unserem heutigen Tagesziel. Zuerst ging es wieder durch die schlammige aufgeweichte Baustelle, die bergab kein Problem für unser Auto war. Einen Teil der Strecke kannten wir schon, denn es war anfangs der gleiche Weg wie nach Kuélap. Es war schon sehr eindrucksvoll, wie die Straße in den Felsen gehauen war, trotzdem waren wir froh, als wir die Halbtunnel hinter uns hatten.
Wieder einmal führte uns unsere Straße die Berge hinauf. Wir passierten kleine Bergdörfer, die idyllisch in die Landschaft gebettet waren. Pferde und Kühe grasten auf den Koppeln, ab und zu trafen wir auf eine Lama- bzw. Alpakaherde. Je höher wir kamen, desto schöner wurde es. Die Straße war wieder schmal, aber diesmal geteert. Mittlerweile beherrschten wir die Hup- und Kurvenfahrten schon sehr gut. Wir kamen auf 3600 m über den Calla Calla Pass bei Leymebamba. Hatten wir auf der einen Seite eine tolle Bergsicht, so fuhren wir auf der anderen Seite erst einmal in dichten Nebel hinein. Der lichtet sich jedoch schnell und wir hatten wieder freie Sicht auf die atemberaubende Landschaft. Auf einmal stand mitten auf der Straße ein Laster vor uns, um ihn herum einige Bauarbeiter, die hier offensichtlich arbeiteten. Die Straße war noch enger und mittlerweile einspurig, so dass wir anhielten und nach einer Möglichkeit suchten, den Wagen zu passieren. Sofort halfen uns die Arbeiter und wiesen uns ein. Chris klappte, wohlgemerkt elektrisch, die Spiegel von unserem Toyota ein und fuhr vorsichtig los, während ich skeptisch aus dem Beifahrerfenster den Laster anschaute, um notfalls stoppen zu können. Da ich vor lauter Anspannung auch noch die Luft anhielt, waren wir sicherlich noch etwas schmaler und passten gerade so durch die Lücke. Danach schnappte ich erst einmal nach Luft und schon fuhren wir weiter. Ab dem Pass ging es nur noch bergab bis auf 900 m. Die Berglandschaft war einfach wunderschön. An einigen Stellen konnten wir unsere Straße sehen, die sich in Serpentinen den Abhang hinab schlängelte. Die Berghänge hinauf zogen sich mosaikartig Felder und kleine Dörfer. Straßen waren wie feine Narben in die Hänge gebaut. Wolken türmten sich am Himmel und hingen zum Teil an den Bergspitzen fest. Es war unbeschreiblich schön.
Dann endlich hatten wir das Tal erreicht und fuhren durch Balsas über den Fluss Marañón, um gleich darauf wieder in Serpentinen den nächsten Berg zu bezwingen. Diesmal hatten wir deutlich weniger Spaß, denn die Fahrerei auf einer einspurigen Straße ohne Sicht auf den Verkehr, war echt anstrengend und nervenraubend, auch wenn die Landschaft grandios war. Die Außentemperaturen waren mittlerweile auch auf 34°C angestiegen. Wieder ging es steil bergauf bis auf 3060 m bei kühlen 18°C.

Nach diesem neuerlichen Pass fuhr es sich etwas angenehmer, es ging zwar noch etwas bergauf und bergab, aber weitläufiger und mit weniger Höhenunterschieden.
Kurz vor Cajamarca passierten wir die Baños del Inca ca. 7 km östlich des Ortes. In den Thermalbädern soll schon Atahualpa, der letzte Herrscher des Inkareiches, gebadet haben. Der ganze Ort sah sehr touristisch aus. Hätten wir mehr Zeit gehabt, hätten wir uns hier sicherlich ein Bad gegönnt, aber so schauten wir uns nur kurz um und fuhren dann weiter zu den Ventanillas de Otuzco. Das sind mit der Hand in das Vulkangestein hineingeschabte Felsennischen oder „Fenster“, die als Grabstätten der Cajamarca dienten. Wissenschaftler vermuten, dass die ersten Gräber vor ca. 3500 Jahren fertiggestellt wurden. Die meisten der Felsengräber sind schlicht und einfach. In den aufwendigeren und verzierteren sollen die Herrscher der Cajamarca bestattet gewesen sein. Man vermutet, dass die Felshöhlen später von den Inkas als Kornspeicher benutzt wurden und sie die Toten anderswo bestattet haben, denn sie wurden leer entdeckt.
Die Felsengräber liegen direkt an der Straße mitten in einem Vorort von Cajamarca auf 2780 m. Wir zahlten den Eintritt von 5 Sol pro Person und wanderten an den Felsen entlang und betrachteten das Werk längst vergangener Mühen, denn das Vulkangestein ist extrem hart und es kostete sicher mehr als nur Mühe, diese Felsnischen anzulegen. Leider stand die Sonne über den Felsen und die Gräber wurden nicht vom Licht angestrahlt, was sicherlich schöner ausgeschaut hätte. Das Gelände war klein  und übersichtlich, wir brauchten für den Rundgang nur ca. 20 Minuten und waren schon um 16.00 Uhr auf dem Weg zu unserem Hotel in der Stadt Cajamarca.

Die Stadt wurde von den Inkas gegründet und ist historisch bedeutsam, denn hier nahmen die Spanier den letzten Herrscher Atahualpa im Jahre 1532 gefangen. Heutzutage ist  Cajamarca hauptsächlich wegen seiner Minen, Milch- und Käseprodukte und seiner schönen Kirchen im Barockstil bekannt.
Durch den dichten Stadtverkehr kämpften wir uns wieder einmal bis zur Plaza de Armas vor, wo unser Hotel laut den GPS- Koordinaten in einer Seitenstraße liegen sollte. Da es sich ziemlich staute, stieg ich schon vorab aus und suchte nach dem Hotel Costa del Sol Wyndham. Vergeblich! Nirgends deutete auch nur ein kleines Schild auf unser Hotel hin. Als ich mich immer weiter von der Plaza entfernte, drehte ich um und ging zum Auto zurück. Irgendwann blockierte ein Touristenbus die Fahrbahn und wir fragten den Fahrer nach dem Weg. Zum Glück kannte er das Hotel und erklärte uns, dass wir zur Plaza zurück mussten, denn es sei direkt dort. Wieder kämpften wir uns durch die engen Straßen und das Einbahnsystem, bis wir erneut an der Plaza ankamen. Diesmal hatte sich der Stau aufgelöst, wir hatten gute Sicht und entdeckten unser Hotel schnell am Straßenrand. Vorher waren wir dank unpräziser Koordinaten nur eine Straße zu früh abgebogen, darum hatten wir unser Hotel nicht entdeckt. Chris parkte am Straßenrand und ich fragte nach einem Parkplatz. Wieder half ein freundlicher Hotelmitarbeiter, während ich eincheckte.
Unser Zimmer lag im zweiten Stock und war sehr klein, aber sauber und ruhig. Wir stellten schnell unsere Sachen ab und gingen hinaus auf die Plaza de Armas, wo sich wie in allen Städten zahlreiche Menschen tummelten. Pünktlich zum Sonnenuntergang fing es zu regnen an. Waren wir anfangs etwas enttäuscht darüber, fanden wir es schnell klasse, denn der gesamte Platz glänzte super schön im Schein der Laternen. Wir fotografierten noch bis die blaue Stunde vorüber war und gingen wieder zurück ins Hotel.
Unseren Willkommensdrink einen Pisco Sour nahmen wir in der Hotelbar ein und gingen danach in das Restaurant Salas, wo wir fast als einzige Touristen einen letzten Platz bekamen. Hier war es dann soweit und Chris bestellte Cuy (Meerschweinchen), das hier die Spezialität sein soll, während ich mich ans Lomo Saltado hielt. Als Vorspeise hatten wir frittierte Schweinefleischstücke. Als die Vorspeise kam, musste ich schon etwas schlucken, denn es war locker eine vollwertige Portion. Leider war das Fleisch dermaßen trocken, dass wir ganz schön zu tun hatten. Dann kam das Hauptgericht und so ein armes halbes Meerschwein lag mit Kopf und Zähnen auf Chris Teller. Alleine schon bei dem Anblick verging mir der Appetit und ich verzichtete darauf zu kosten. Chris meinte es schmeckt wie etwas fettes Hühnchenfleisch, aber es war so wenig an dem armen Tier dran, dass es sich eigentlich gar nicht lohnte. Meine Portion war dafür unbezwingbar groß und so teilte ich gerne mit dem hungrigen Mann an meiner Seite.

Tagesstrecke: 355 km, ca. 8 h
Übernachtung: Hotel Costa del Sol Wyndham, Cajamarca

Samstag, der 04.06.16
10. Tag

Während ich noch bei einem zweiten Kaffee die Aussicht von unserem Frühstücksbuffet auf die Plaza de Armas genoss, lief Chris schon wieder mit der Kamera bewaffnet draußen herum. Die Sonne war gerade über die Berge geklettert und tauchte die Häuser ringsherum in ein warmes Licht. So kam jeder von uns auf seine Kosten und war zufrieden.
Nach dem Auschecken und Beladen des Autos machten wir uns auf den Weg zum archäologischen und geologischen Park Cumbemayo, der ca. 20 km südöstlich von Cajamarca liegt. Dabei machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Cerro Santa Apolonia, von wo wir eine tolle Aussicht über die Stadt hatten. Die Straßenhändler waren gerade dabei ihre Stände aufzubauen und es herrschte ein geschäftiges Treiben. Wieder einmal gab es viele wilde Hunde, die uns ein wenig begleiteten, als wir die Aussicht genossen.

Eigentlich hatten wir gedacht, dass die 20 km schnell zu bewältigen wären, aber wir hatten mal wieder nicht bedacht, dass die Straße eine Schotterpiste voller Schlaglöcher, eng, kurvig und steil sein könnte. So brauchten wir für die paar Kilometer fast eine Stunde und kamen um 8.20 Uhr am Park auf 3500 m an. Im Park gibt es ein 8 km langes Aquädukt (Bauwerk zum Wassertransport) aus der Pre-Inka Zeit. Aber nicht nur das zog uns an diesen Ort, sondern auch die fantastische Landschaft mit ihrem  „Bosque de Rocas“. Hier gibt es wirklich einen ganzen Wald voller Felsformationen aus Vulkangestein, die durch Erosion ihre Form über die Jahre verändert haben und wie bizarre Zapfen in der Landschaft stehen. Mit Fantasie erkennt man Tiere und Gesichter. Es war einfach toll, durch die Felsen zu laufen und zu klettern.

Viel zu schnell verging die Zeit und wir mussten uns auf den Rückweg machen, denn unser Tagesziel war Chimbote ans Meer. Dazu mussten wir die Anden verlassen und wieder ans Meer hinab fahren. Doch erst einmal waren die 20 Kilometer Schotterpiste zurück nach Cajamarca dran. Brav folgten wir unserem Navi durch die Seitenstraßen des Ortes bis wir auf einmal vor einer Treppe standen. Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Erst wurden die Straßen immer enger und dann sollten wir auch noch Treppe fahren. Nein Frau Garmin, das machen wir nicht, auch wenn dieser Weg sicherlich der kürzeste war. Also zurück und auf der Hauptstraße durch den Ort bis zur richtigen Straße nach Chimbote.
Wieder ging es durch schöne Berglandschaft und langsam schraubten wir uns hinab. Der Himmel war blau und die Sonne lachte. So machte das Fahren Spaß… jedenfalls solange, bis wir an eine Baustelle kamen. Hier staute sich schon ordentlich der Verkehr und als brave Deutsche stellten wir uns hinter einen Lastwagen. Aber wenn wir glaubten die südamerikanischen Kleinwagen würden das auch so machen, täuschten wir uns gewaltig. Einer nach dem anderen fuhr an uns vorbei und stellte sich vorne ganz links an den breiten Seitenstreifen, wo auch ein Verkaufsstand war. Je länger wir warteten, desto mehr Autos häuften sich dort an, so dass sie stellenweisen schon fast in Zweierreihe am Straßenrand standen. Zum Glück hatten sie so viel Verstand, dass sie die Gegenfahrspur frei ließen, denn sonst wäre das Chaos perfekt gewesen. Aber auch hinter uns staute sich der Verkehr und die Schlange wurde immer länger. Jeder stieg aus und lief auf der Straße herum, kaufte eine Kleinigkeit am Stand ein oder verschwand mal kurz in den Büschen. Nach gut einer Stunde um 12.37 Uhr tat sich endlich was und in Sekundenschnelle waren alle Menschen aufgeräumt, auch wenn sie sich in die Autos stapeln mussten. Zum Teil war es erstaunlich, wie viele Personen aus einen Auto stiegen, bei einem Kombi wurde auch der Kofferraum genutzt und bis zu 5 Personen kletterten alleine aus dem hinteren Wagenteil. Ich glaube, in dem einen Auto saßen 8 Leute. Als alle in Startposition waren, konnte die Rallye beginnen. Chris zog seine Handschuhe an, schloss den Reißverschluss an seinem Rallyeanzug, rückte den Helm zurecht und überprüfte noch einmal unsere Startposition. Leider lagen wir im mittleren Bereich, aber das musste ausreichen. Als die Fahnen geschwenkt wurden, röhrten die Motoren und im Schnellstart fuhren wir an – zusammen mit allen anderen Vordränglern, die sich geschickt und mehr als frech vor uns einreihten. Aber als deutscher Rallyeteilnehmer schlug Chris sich tapfer und wir überholten den einen oder anderen Fahrer. Wer zögerte verlor und schon waren wir an ihm vorbei. Waren es anfangs nur die Laster und Busse, so folgten bald einige von den Vordränglern. Legte einer einen Boxenstopp ein, gehörte er uns und zielsicher flogen wir an ihm vorbei. So gewann das deutsche Rallyeteam Position für Position zurück. Auch wenn wir nicht als erste durchs Ziel schossen, waren wir gut dabei und nicht einer überholte uns!!!!!!!!! Auch wenn es nicht fürs Podest reichte, hatten wir uns gut gegen die südamerikanischen Teams behauptet.
Mit viel Spaß und Humor flogen wir den Berg hinab - der Küste entgegen. Je näher wir dem Meer kamen, desto dunstiger wurde es. Da war er wieder, der Küstennebel, den wir so gar nicht vermisst hatten, nach dem schönen Wetter an diesem Tag. Doch wider Erwarten hielt sich die Sonne wacker und an der Küste war es schön. Auf der Panamericana nahm auch der Schwerlastverkehr wieder zu und Chris überholte zig Lastwagen und Überlandbusse. Wie brausten an Trujillo vorbei und kamen unserem Ziel Chimbote langsam näher. Je später es wurde, desto schöner und wärmer wurde das Licht, aber da wir unbedingt im Hellen ankommen wollten, gab es keine Pausen. Leider kamen wir in eine Polizeikontrolle und ein junger Polizist verlangte unsere Papiere. Da es weder am Auto noch an den Papieren etwas auszusetzen gab, hielt er uns so lange auf und erzählte etwas auf Spanisch, das wir nicht wirklich verstanden, bis Chris ihn fragte was er wolle. Da kam es - eine freiwillige Spende. Wir dachten, wir hören nicht richtig. Da leider unser Spanisch rudimentär war und er keine Anstalten machte, uns fahren zulassen und die Sonne immer weiter in Richtung Horizont verschwand, gab Chris ihm etwas Geld und wir durften weiter fahren. Das war echt schade und wieder einmal wünschte ich mir, dass ich Spanisch mehr beherrscht hätte, denn Peru braucht vieles, aber ganz sicher keine Korruption und die schon gar nicht bei der Polizei, die einem im Notfall helfen soll. Doch wir ärgerten uns nicht lange, denn viel zu schön versank die Sonne als rotglühender Ball im Meer. Dank der Polizeikontrolle, die uns ca. 15 Minuten kostete, kamen wir in der Dämmerung im Ort an. Chimbote war irgendwie nicht gerade heimelig, aber zum Glück lag unser Hotel etwas außerhalb in Richtung Meer in einem eingezäunten Wohnviertel. Wir konnten unser Auto sogar in die Garage fahren und bekamen ein sehr schönes Zimmer. Zwei junge Männer hielten die Stellung und schauten Fußball. Nach dem langen Fahrtag beschlossen wir im Hotel zu essen. Wir bestellten Ceviche, das sehr scharf aber auch sehr lecker war und Steak, das sehr dünn aber auch richtig gut war und gingen danach zufrieden ins Bett. Das Zimmer war groß und geräumig und alles wirkte auf den ersten Blick sehr neu, aber auf den zweiten hätte es schon etwas sauberer sein können. Ein paar Wollmäuse, Kalkränder im Bad und ein paar Haare fielen uns auf, ohne dass wir genauer geschaut hätten. Doch für eine Zwischennacht, war das Hotel ausreichend und richtig nett waren die zwei Handtuchschwäne auf dem Bett. Mit uns war nur noch ein chinesischer Gast im Hotel, aber der machte Lärm für sehr viele. Er telefonierte lautstark mit dem Handy und rannte so durch das Hotel.

Tagesstrecke: ca. 450 km Fahrzeit ca. 7:45 h + 40 km Park Cumbemayo ca. 3:30 h mit Fahrt und Wanderung
Übernachtung: Hotel Brilia, Chimbote

Sonntag, der 05.06.2016
11. Tag

Nach einem etwas dürftigen Frühstück, das aus Omelette und Toast bestand, checkten wir um 7.00 Uhr aus und fuhren los. Der Küstennebel hatte wieder die Oberhand und graue Schleier bedeckten das Land. Alles wirkte wieder etwas trostloser.
Wir fuhren ein Stück die Panamericana zurück in Richtung Norden, ehe unsere Straße landeinwärts abzweigte. Es wurde wieder sehr ländlich und wir fuhren an zahlreichen Feldern und kleinen Dörfern vorbei. Die ersten Gespanne kamen schon mit Zuckerrohr oder Mais beladen von der Feldarbeit zurück. Menschen fegten die Plätze vor ihren Häusern oder gingen auf die Felder hinaus.
Bei meiner Recherche im Internet war ich auf einen landschaftlichen Leckerbissen gestoßen, den Cañón del Pato, der auch als Entenschlucht (Duck Canyon) bezeichnet wird. Diese Schlucht in den nördlichen Anden wird vom Rio Santa durchflossen, sie ist 500 m lang und 2000 m tief. Sie liegt zwischen zwei Gebirgsketten, der Cordillera Negra und der schneebedeckten Cordillera Blanca, die an ihren engsten Stellen bis auf 6 m zusammentreffen. Der besondere Kick sind dabei natürlich die einspurige Schotterpiste und die ca. 35 Tunnel, die man während der Fahrt passiert.
In der Ferne konnten wir schon die Andenausläufer erkennen. Ein breiter Fluss, der Rio Santa, begleitete uns. In dem fruchtbaren Tal wurde hauptsächlich Reis angebaut, aber auch Mais und Paprika, die gerade geerntet wurden und zum Trocknen auslagen. Als die Berge näher rückten und wir im breiten Tal des Flusses unterwegs waren, lichtete sich der Nebel und die Sonne kam heraus. Die Berge waren richtig bunt und leuchteten in allen möglichen Erdtönen. Immer wieder mussten wir anhalten und staunten über die Schönheit der Natur um uns herum. Neben uns rauschte der Fluss und die Berge wurden immer mächtiger. Wir passierten auch schon ein paar Tunnel bis wir im Ort Huallanca ankamen. Hier gibt es ein riesiges Wasserkraftwerk, das die Energie des wassereichen Rio Santa zur Stromerzeugung nutzt, um die Regionen Cajamarca, Lambayeque, La Libertad und Áncash mit Strom zu versorgen.
Die Fahrt bis in diesen Ort war schon beeindruckend, doch danach wurde die Straße noch enger und es ging weiter hinauf in die Berge. Jetzt kam ein Tunnel nach dem anderen und wieder hieß es erst hupen, dann fahren, denn die Tunnel waren so eng, dass nur ein Fahrzeug hindurchpasste. Das war wieder richtig nervenaufreibend, doch wir hatten Glück und gerade im Tunnel begegnete uns kein Fahrzeug. Trotzdem war erstaunlich viel Verkehr. Mit Kleinbussen und Taxis waren zahlreiche Einheimische unterwegs. Wir wunderten uns schon etwas, denn die Strecke wurde als verkehrsarm bezeichnet. Aber es war Sonntag und nicht irgendeiner, denn an diesem Sonntag fand die Stichwahl des zukünftigen Präsidenten für Peru statt. Keiko Fujimori, die Tochter des wegen Menschenrechtsverletzungen verurteilten früheren Präsidenten trat gegen den Ökonom und Ex-Wall-Street-Banker Pedro Pablo Kuczynski in einem Kopf an Kopf Rennen an, das, wie wir später erfuhren, Pedro Pablo Kuczynski mit 50,1 Prozent der Stimmen gewann. In allen größeren Orten war dadurch der Teufel los, die Menschen kamen von überall in ihren Sonntagskleidern, um an der Wahl teilzunehmen. Alle Orte, Häuser und Gegenden waren mit Wahlplakaten geschmückt und sehr viele Häuserfassaden in Wahlfarbe und Partei Slogans gestrichen. Wir wurden sogar stellenweise umgeleitet, da ein Ortskern gesperrt war und Volksfeststimmung herrschte.
Die Fahrt war super schön, spannend und wahrlich ein landschaftlicher Leckerbissen. Jeder, der etwas Zeit übrig und Spaß am Autofahren auf engen kurvenreichen Straßen hat, sollte sich diesen Canyon nicht entgehen lassen. Wir würden ihn immer wieder fahren, so gut hat er uns gefallen.
Wir tankten in Caraz. Mittlerweile waren wir vom Meer auf 2290 m angestiegen. Doch das war noch nicht alles. Auf guter Teerstraße schraubten wir uns langsam weiter in die Höhe bis wir in Yungay auf 2500 m ankamen. Der Ort wurde erst 1970 gegründet. Er entstand nach einem verheerenden Erdbeben, das einen Bergsturz an der vergletscherten Nordwestflanke des Huascarán-Massivs auslöste und den „alten“ Ort fast vollständig unter Schutt, Geröll und Eis begrub.
Das heutige Yungay wurde nach der Katastrophe vom 31.05. 1970 ca. 1,5 Kilometer nördlich des Unglücksortes wiedererbaut. Es entstand aus einem Lager, das von Hilfskräften zu Versorgungszwecken aufgebaut wurde. Heute erinnern nur noch ein paar Mauerreste und ein Gedenkbau auf dem Campo Santo von Yungay „viejo“ (dem alten Yungay) an die Katastrophe.
Auch in diesem Ort war die Hölle los. Unzählige Menschen in ihren Sonntagskleidern tummelten sich auf dem Marktplatz, von dem aus unsere Straße hinauf zu unserem Tagesziel - der Llanganuco Mountain Lodge - abzweigte. Doch sie war alles andere als überzeugend, denn eine misserable enge Schotterpiste führte erst einmal mitten durch den Ort hindurch steil bergauf. Eine Beschilderung gab es nicht. Doch unser Navi beharrte auf diesem Weg. Chris war übervorsichtig und fragte lieber nach. Eine junge Frau bestätigte die Beharrlichkeit unseres Navis und so machten wir uns skeptisch auf den Weg. Anfangs fuhren wir Schrittgeschwindigkeit, dann als wir das Dorf hinter uns gelassen hatten und erfolgreich zahlreiche Menschen, Autos, Hühner und andere Tiere passiert hatten, wurde der Weg etwas besser und es ging schneller voran.  Immer wieder fuhren wir durch kleine Bergdörfer bis in die luftige Höhe von 3500 m, wo laut unserem Navi die Lodge liegen sollte. Aber auch hier gab es keine Ausschilderung und nirgends war ein Wegweiser.

Also folgten wir dem Navi und standen auf einmal am Ufer der Laguna Keushu mit Blick auf den 6395 m hohen Südgipfel des  Huandoy. Was für ein Anblick! Leider zog es leicht zu und die Wolken verdichteten sich am Gipfel. Trotzdem war die Aussicht genial. Doch vorerst galt unsere Aufmerksamkeit dem Aufspüren unserer Lodge und so fuhren wir den Weg wieder ein Stück zurück und zweigten an anderer Stelle ab. Diesmal waren wir richtig, doch wir kamen oberhalb der Lodge raus und hatten einen schönen Blick auf das Haus, das irgendwie noch im Bau war, denn im Garten neben einem Flachbau standen Pfeiler in die Höhe und etwas weiter rechts stand ein höheres Haus, das auch nicht wirklich fertig wirkte. Unser Auto war hier natürlich weit zu hören und so stand auf einmal Chris vor uns, begleitet von zwei wunderschönen Rhodesian Ridgeback Hunden, Shackleton und Dinar. Er grinste und meinte, dass der Parkplatz unten sei und wir uns dort treffen würden. So fuhren wir den Weg zurück und bestätigten, dass die Lodge mit dem Auto nicht so leicht zu finden sei. Doch mittags um 13.00 Uhr hatten wir es geschafft und standen vor unserer neuen Bleibe. Auf dem Parkplatz grasten zwei Lamas, wobei Blanca, das Mädel, sehr touristenfreundlich war, während ihr schiefzahniger Gefährte mit Menschen nichts anfangen konnte und lieber Gras fraß als schmuste.
Chris begleitete uns zu unserem Zimmer in dem dreistöckigen Bau, wobei die obere Etage eindeutig noch eine Baustelle war. Das störte uns jedoch nicht. Unser Zimmer lag im ersten Stock. Nach einem kleinen Eingangsbereich, wo wir für unsere Taschen Abstellflächen hatten, kam ein schönes großes Zimmer mit einem kuschligen Bett und einem Holzofen. Ein kleiner Balkon ließ den Blick über die Dörfer und mosaikartigen Felder unter uns schweifen. Rund herum waren Berge. Eine geniale Aussicht. Ein kleines gemütliches Bad zweigte vom Schlafzimmer ab. Wir hatten einen eigenen Boiler und damit immer warmes Wasser, das hier aus einer Quelle kommt und Trinkwasserqualität hat. Wir waren begeistert von unserem schönen Zimmer und der Aussicht.
Vorne am Haupthaus trafen wir wieder auf Chris und die Hunde, er prüfte erst einmal mittels einem kleinem Fingergerät unsere Sauerstoffsättigung im Blut, denn auf dieser Höhe kann man schnell der Höhenkrankheit erliegen. Aber bei uns war alles okay. Wir sollten viel trinken - möglichst 6 Liter, sagte er uns noch, denn nur Flüssigkeit hilft zur Anpassung an die Höhe. Gesagt getan. Wir tranken so viel wir konnten und das bei jeder sich bietenden Gelegenheit.  

Da es noch früh am Tag war, beschlossen wir noch einmal zur Lagune zu wandern und sie zu umrunden. Leider zog es immer mehr zu, doch vorerst hatten wir noch Sonnenschein und spazierten durch die einzigartige Berglandschaft. Das Wasser der Lagune war milchig-grün. Eine südamerikanische Großfamilie stand am Ufer mit zwei Autos und Kinder tollten über die Steine.
Wir hielten und links und fanden schnell den von Chris beschriebenen Weg, der uns langsam auf einen Hügel hinauf führte. Von hier aus hatten wir einen schönen Blick auf die Lagune. Die Vegetation war herrlich grün, Blumen blühten und Vögel schwirrten umher. Oben angekommen trafen wir auf Stefan und Lara aus München und quatschten dort eine Zeitlang mit den Beiden, ehe wir weiter die Lagune umrundeten. Leider fing es an zu nieseln und wieder einmal packten wir kurzfristig unsere Ponchos aus, aber zum Glück beruhigte sich das Wetter gleich wieder und wir wurden nicht wirklich nass. Wir fühlten uns durch die ungewohnte Höhe leicht angetrunken und etwas schwindlig, aber das war zum Glück alles.
Zurück an der Lodge ließen wir uns eine Wanne ein und badeten, was für eine Wohltat. Abendessen gab es um 18.30 Uhr. Mit Stefan und Lara waren wir an diesem Tag die einzigen Gäste. Es gab eine sehr gute Süßkartoffelsuppe und dann Spagetti Bolognese. Das Essen war ganz gut, aber irgendwie hätte ich hier eine etwas andere Küche erwartet. Dafür war die Nachspeise - ein Schokokuchen - sehr fein. Da Chris uns für den nächsten Tag ein Taxi bestellt hatte und wir früh los mussten, zogen wir uns bald darauf in unser Zimmer zurück, in dem ein Feuerchen im Ofen den Raum erwärmte und gingen ins Bett. Eigentlich schliefen wir recht gut, aber da wir sehr viel Wasser getrunken hatten, mussten wir dementsprechend oft aus unserem kuschlig warmen Bett hinaus.

Tagesetappe: 216 km, 6 Stunden
Übernachtung: Llanganuco Mountain Lodge auf 3500 m

Montag, der 06.06.2016
12. Tag

Nach einem rustikalen Frühstück mit Eiern, Obst und sehr gutem Kaffee aus der Bodum Kanne, wartete um 8.00 Uhr das Taxi auf uns. Von Chris hatten wir noch Wanderstöcke bekommen, unser Lunchpaket war im Tagesrucksack verstaut und die Fotoausrüstung gepackt. Wir waren also bereit für diese anstrengende Wanderung, die uns von 3900 m auf 4600 m bringen sollte. Doch erst einmal fuhren wir mit dem Taxi in den Huascarán Nationalpark hinein.
Wir hätten natürlich auch selber mit dem Auto fahren können, doch Chris riet uns ab, das Auto unbewacht über 6-8 Stunden stehen zu lassen. Es sei wohl schon hin und wieder ein Auto aufgebrochen bzw. die Scheibe eingeschlagen worden.
Die Fläche des Parks erstreckt sich auf 3400 km² jenseits der 4000 m Höhengrenze entlang der Cordillera Blanca, der höchsten Gebirgskette des amerikanischen Kontinents mit einer Länge von 180 km. Die Fläche wurde 1975 abgesteckt und zum Nationalpark erklärt. Er umfasst 41 Flüsse, 663 Gletscher, 269 Seen und 27 schneebedeckte Berge. Seit 1985 ist der Huascarán Nationalpark UNESCO Weltkulturerbe.
Eine buckelige Piste brachte uns bis zum Eingang und Chris war froh, dass wir unser Auto und vor allem die Reifen schonen konnten. Wir zahlten 10 Sol p. P. Eintritt. Hier am Eingang kann man auch Kleinigkeiten an Wegzehrung kaufen oder die Toilette benutzen.
Nach diesem kurzen Stopp ging es in den Nationalpark hinein. Stetig ging es bergauf. Wir passierten mit einigen Fotostopps die Lagunas Llanganuco auf 3680 m. Die beiden milchig-grünen Seen liegen eingebettet in ein Gletschertal zwischen den Bergen Huandoy und Huascarán. Die Einheimischen nennen sie auch Laguna Chinancocha und Laguna Orconcocha, also männlicher und weiblicher See.
So gelangten wir bis auf 3900 m unserem Ausgangspunkt für die Wanderung zur Laguna 69.

Wir schulterten unsere Rucksäcke, schnappten die Wanderstöcke und die Kamera und schon waren wir unterwegs. Erst einmal ging es ein paar Meter bergab, dann durch einen kleinen Wald mit einem schönen Bergfluss bis zu einem Campingplatz, der mit einem Tor abgesperrt war, damit die Pferde und Esel im Tal bleiben. Das überkletterten wir und hielten uns am Campingplatz rechts. Dort folgten wir einen schönen ebenerdigen Pfad am Fluss entlang, der sich ins Tal verzweigte. Neben uns ragten die Felswände der Berge in die Höhe. Auf den saftigen Wiesen grasen Pferde und eine Eselbande kam uns auf dem Weg entgegen. Hier alleine war es schon so schön, dass wir nur langsam vorwärts kamen. Schon hier im Tal überholten uns zahlreiche junge Leute, aber das war uns egal, denn der Weg war das Ziel. Sollten sie nur rennen, wir genossen die Schönheit der Landschaft in vollen Zügen. Außerdem hatten wir noch nicht viel Zeit, uns an die Höhe anzupassen und schon hier „unten“ war die Luft dünn. Dann kamen die ersten Serpentinen und es ging steil bergauf. Rechts und links sahen wir schöne Wasserfälle mit glasklarem reinem Bergwasser. Überall blühten Blumen und Vögel zwitscherten. Was für ein schöner, aber anstrengender Weg! Immer wieder hielten wir an, Chris zum Fotografieren und ich zum Luft holen, denn ich merkte die Höhe ganz schön heftig, doch die Schönheit der Natur ließ mich langsam immer weiter gehen.

So kamen wir auf das nächste Hochplateau, das mit einem kleinen See, der Laguna Pequeña, begann und dann durch Felsen in ein Tal weiterführte. Hier oben auf 4400 m war es noch etwas karger, aber die Wiesen waren saftig grün, Kühe grasten und viele Blumen blühten. Auch hier floss wieder ein kleiner Bach, den wir ein paar Mal querten. Dann kam die letzte Herausforderung. Wieder ging es in Serpentinen, die uns auf 4600 m steil nach oben brachten. Jeder Schritt kostete Kraft, aber irgendwie ging es immer weiter bergauf. Nach jeder Kurve hofft man, dass das Ziel in Sicht kommt. Doch wieder sah man nur Felsen und es ging weiter bergauf. Ich trottete so vor mich hin und konnte erstmals nachempfinden, warum die Bergsteiger in den Mount Everest Filmen so stoisch vor sich hinlaufen, denn man muss seine Kraft einteilen. Kurz vor dem Ziel kam uns ein junger Engländer entgegen und meinte, nur noch 5 Minuten, dann hätten wir es geschafft. Das gab Kraft und ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus. Dann nach einer letzten Kehre hatten wir es geschafft und sahen erstmals die Lagune 69. Das Wasser hatte eine einzigartige azurblaue milchige Farbe. Was für ein wunderschöner Kontrast zu den schroffen grauen Felsen der Berge. Dahinter blitzten die mächtigen Eiswände des Chacraraju uns entgegen. Dieser Berg zählt zu den schönsten, aber auch schwierigsten 6000er der Cordillera Blanca. Für diesen Anblick hatte sich jeder Tropfen Schweiß und jeder mühsame Atemzug gelohnt.

Während Chris begeistert fotografiert, lag ich am Ufer der Lagune und sog diese Schönheit in mich auf. Wir waren schon an vielen traumhaften Plätzen dieser Welt, doch diese Lagune mit ihrer einzigartigen Farbe, zählt ganz bestimmt für uns mit zu unseren schönsten Plätzen der Welt, neben dem Peyto Lake in Kanada, dem Wonder Lake in Alaska, dem Torres del Paine Nationalpark in Argentinien und ein paar anderen landschaftlichen Leckerbissen.
Geschützt durch den Windschatten der Felsen verspeiste ich mein Thunfischsandwich, das nach den Strapazen des Weges einfach himmlisch schmeckte und meine Batterien wieder auflud. Irgendwann gesellte sich auch Chris zu mir. Nachdem er etliche Bilder von der Lagune gemacht hatte, ließ auch er sich auf die Felsen am Ufer gleiten und genoss für eine kurze Pause die Aussicht bei seinem Mittagsandwich. Fast eine ganze Stunde verbrachten wir an dieser wundervollen Lagune, ehe wir uns auf den Rückweg machten.

Der Weg hatte nichts von seiner Schönheit verloren und so ließen wir uns Zeit. Die Stöcke waren gerade bei Heruntergehen klasse, denn auf den kleinen losen Steinen, rutschte einem schnell mal der Fuß weg, doch so hatte ich genügend Halt und kam gut und sicher voran. Unterwegs kamen uns Pferde mit zwei „sehr kräftigen“ amerikanischen Mädchen darauf entgegen. So kann man natürlich auch zur Lagune kommen, aber so fühlt man sicherlich nicht den Stolz, diese Herausforderung aus eigener Kraft geschafft zu haben. Darum schauten wir die Zwei eher mitleidig an und die armen Pferde gleich noch mehr, als wir ihnen Platz machten.
Da das Tal mittlerweile schon im Schatten lag, kamen wir unten ohne größere Fotostopps zügig voran und waren nicht die Letzten, die am Taxi ankamen. Die letzten Meter zum Taxi hinauf strengten noch einmal etwas an, aber dann ließen wir uns absolut zufrieden in die Sitze fallen. Was für ein genialer Tag bei bestem Wetter.

Freudestrahlend kamen wir an der Lodge an, wo Chris uns mit dem Rhodesian Ridgeback Dinar entgegen kam und seltsam traurig wirkte. Er erzählte uns, dass  Shackleton am Morgen nach dem Essen umgefallen war und total aufblähte. Alles was sie taten war vergebens und dieser tolle Hund starb. Er hatte wahrscheinlich eine Magendrehung, die gerade bei großen und älteren Hunden ein Problem sein kann. Shackleton war ein wunderschöner, riesiger Rhodesian Ridgeback mit einem außergewöhnlichen Namen und einer liebenswerten Art, den es nun nicht mehr gab. Es tat uns furchtbar leid.
So verlief der Abend etwas ruhiger und wir lernten Charlie den Besitzer der Lodge nicht kennen, der um seinen treuen Weggefährten trauerte. Trotzdem war die Lodge voll, denn neben uns, Stefan und Lara, waren noch 4 Franzosen angekommen.
Nach dem Abendessen zogen wir uns schon bald in unser Zimmer zurück und packten noch ein wenig. Hier oben in der Lodge wäre ein Tag länger besser gewesen bzw. zwei weitere Nächte in Huaraz, denn von dort aus hätte man noch einige Exkursionen in die  Cordillera Blanca machen können.

Wanderung Laguna 69: 13,4 km ca. 6 h mit Fotostopps und Pausen, ca. 820 Höhenmeter
Übernachtung: Llanganuco Mountain Lodge auf 3500 m

Dienstag, 07.06.2016
13. Tag

Von Chris hatten wir uns schon am Abend unsere Frühstückspakete geben lassen, denn an diesem Morgen brachen wir schon um 5.50 Uhr auf. Unser Ziel war Lima, aber vorher wollten wir uns noch unbedingt den Pastoruri Gletscher im Nationalpark Huascarán anschauen.
Doch zuerst mussten wir die knapp 20 km lange Schotterpiste zurück ins Dorf Yungay. Dafür brauchten wir ca. 40 Minuten. Die Menschen stehen hier mit der Sonne auf und so waren viele schon unterwegs, versorgten ihre Tiere oder gingen auf die Felder. Jedenfalls war schon allerhand am Straßenrand los. Ab Yungay waren wir wieder auf guter Teerstraße unterwegs und kamen sehr gut voran. Wir passierten Huaraz, die größte Stadt im Santa-Tal, die schon viermal von Lawinen getroffen wurde und ebenfalls am 31.05.1970 stark zerstört wurde.
Wir fuhren durch den Ort hindurch weiter bis zu unserem Abzweig zum Nationalpark Huascarán und dem Pastoruri Gletscher, wo wir wieder 10 Sol Eintritt bezahlten. Wieder näherten wir uns der atemberaubenden Bergwelt mit ihren grünen Tälern und sanft dahin fließenden Flüssen auf guter Schotterpiste. Hier entdeckten wir erstmalig die Riesenbromelien „Puya Raimunda“ am Straßenrand. Sie werden bis zu 12 m hoch und blühen nur einmal in ihrem Leben nach über 100 Jahren mit ca. 20000 Blüten an einer Rispe. Danach sterben sie.
Diese Pflanzen waren wirklich gigantisch und ganze Wälder standen am Straßenrand. Einige von ihnen blühten und einige starben schon ab.
Weiter ging es in Serpentinen bergauf bis zum Abzweig des Pastoruri Gletschers und hinein in die Berglandschaft.

Den Parkplatz auf 4800 m erreichten wir um 9.00 Uhr morgens. Hier standen zig Zelte der peruanischen Armee, die hier eine Übung am Gletscher hatten.
Ein Indianer bot uns Pferde an, doch wir wollten den Weg lieber gehen. Eigentlich sollte hier oben ein Gasthaus sein, aber bis auf den Mann, der hier Pferde vermietet, war leider alles geschlossen und so gingen wir an etlichen Häusern vorbei, bis wir den Weg erreichten, der uns zum Gletscher führte. Noch einmal ging es bergauf und wir wanderten langsam von 4800 m auf 5000 m Höhe. Solange man sich nicht bewegte, merkte man die Höhe fast nicht, aber sobald man etwas bergauf wanderte, wurde die Luft wieder knapp. Aber mittlerweile hatten wir uns schon etwas mehr an die Höhe gewöhnt und kamen gut zurecht. Der Weg war gepflastert und recht schön angelegt. So wanderten wir am Geröllfeld des Gletschers entlang, wo auch einige Dinosaurier aus Metall standen, bis wir ihn nach einer letzten Kuppe vollständig zu sehen bekamen. Das ewige Eis leuchtete in zartem Blau und ein schöner See lag zu unseren Füßen, in dem sich die Eismassen spiegelten und kleine Eisberge schwammen. Wir umwanderten ihn ein wenig und erklommen noch den letzten Meter, so dass wir offiziell auf 5001 m standen und die Gletscherwelt betrachteten. Das blaue Eis und die schroffen Felsen bilden einen unglaublich schönen Kontrast und wieder einmal standen wir fasziniert vor einem Jahrhunderte alten Überbleibsel, das einem durch die Höhe und Schönheit den Atem raubte. Ein Grummeln lag in der Luft und schon löste sich etwas Eis und kalbte in die Lagune. Am anderen Ufer standen zwei Männer und ließen eine Drohne fliegen, deren Bilder ich zu gerne gesehen hätte.
Die Soldaten machten gerade eine Übung und mussten das Eis erklimmen und weit den Gletscher hinauf kraxeln. Wir sahen sie als kleine Strichmännchen und hörten die Stimmen. Auf einem Rundweg gingen wir zu unserem Auto zurück. Die Häuser waren immer noch geschlossen und bis auf ein paar wenige Wanderer hatten wir keine anderen Touristen gesehen.

Wir fuhren den gleichen Weg die Serpentinen hinab, an Felsmalereien vorbei und den interessanten Bromelien, die wir uns aus der Nähe anschauten. Ein toller Ausflug, für den ich gerne noch etwas länger Zeit gehabt hätte, denn die Landschaft war überwältigend schön und der Nationalpark hat sicher noch mehr zu bieten. Doch unsere Zeit war begrenzt und so waren wir um 12.00 Uhr zurück auf der Teerstraße, die uns noch längere Zeit auf 4000 m durch die Kulisse der hohen schneebedeckten Berge führte, ehe sie uns in Serpentinen hinab ans Meer brachte.

Dort kehrten wir zurück auf die Panamericana und fuhren Lima entgegen. Um zu unserem Hotel zu gelangen, mussten wir einmal durch Lima hindurch bis zum Stadtteil Barranco, der im Norden an Miraflores grenzt und ebenfalls an der Steilküste des Pazifiks liegt.
Gut 50 km vor Lima wurde der Verkehr sehr dicht. Wir hängten uns an einen Bus auf der linken Spur und kamen dadurch sehr gut voran, bis wir ihn an einer Mautstelle verloren. Aber auch danach kamen wir gut zurecht, denn unser Navi führte uns zielsicher durch den zähen Verkehr der Riesenmetropole, bis wir unseren Stadtteil erreichten. Mittlerweile war es 18.00 Uhr und dunkel draußen. Also nichts wie ab ins Hotel und dann zum Essen. Doch leider stimmten wieder einmal die Hotelkoordinaten nicht und wir standen etwas hilflos in einer Straße herum.
Während Chris zu Fuß nach unserem Hotel schaute, suchte ich mit Google Maps nach der richtigen Straße und wir fanden beide gleichzeitig unser Hotel, das genau am Ende der Straße lag, die rechts von uns abzweigte.
Vor dem Eingang konnten  wir unser Auto parken und gingen in das „Second Home“ Hotel hinein. Wow, hier war es wie in einem Museum. Tolle Gemälde hingen an den hohen Wänden, schicke alte Möbel verzierten die Räume und polierte Holzböden glänzten im Licht. Alles war sehr gepflegt und sauber. Unser riesiges Zimmer (Nr. 2) war im ersten Stock und hatte Meerblick nebst einem kleinen Balkon und einem schicken Bad, das man über einen separaten Raum erreichte. Doch für langen Aufenthalt war keine Zeit, denn wir hatten Hunger und stürzten uns sofort wieder in die Stadt. Über einen kleinen Park gingen wir in Richtung Meer und landeten im Restaurant Xavier auf der Terrasse mit Meerblick. Anfangs ging es noch, aber dann kühlte es doch ziemlich ab und wir begannen zu frieren. Ich hatte zum Glück meine dickere Jacke dabei und gab Chris meine schwarze Strickjacke mit Lochmuster. Sie saß etwas eng und war trotz der Farbe feminin, so dass er etwas seltsam wirkte, aber ihm war nun wärmer und ich hatte meinen Spaß. Er gönnte sich einen Eimer Pisco in Form eines großen runden Glases. Nun war sein Aussehen wirklich perfekt mit Lochstrickjacke und Cocktailglas. Ich war da bescheidener und nahm ein normales Glas zu meinem normalen Aussehen.
Als wir dem Kellner unsere Essenswünsche vortrugen, wurde sein Gesicht ernst und er schaute uns abschätzend an. Dann meinte er, dass wir lieber nur das Ceviche mit den frittierten Tintenfischringen, die Prawns und den Lachs in Maracujasoße nehmen sollen, denn das Lomo Saltado würden wir nicht mehr schaffen. Wir hatten zwar Hunger, aber beschlossen auf den Kellner zu hören und waren absolut froh, als wir die Größe der Portionen sahen. Nie und nimmer hätten wir das Fleisch noch geschafft, egal wie ausgehungert wir gewesen wären. Selbst so waren die Portionen kaum zu schaffen, aber sie schmeckten so gut, dass wir uns bemühten und dem Kellner super dankbar waren.
Nach dem Essen kam noch eine bildhübsche Katze vorbei und schmuste mit uns.
Wir spazierten noch kurz zur Steilküste vor und gingen über eine Treppe auf halben Weg zum Meer hinab, denn wir mussten uns noch etwas bewegen. Dann wanderten wir zurück in unser Zimmer und gingen bald darauf ins Bett.

Tagesetappe: 561 km
Übernachtung: Second Home, Lima

Mittwoch, 08.06.2016
14. Tag

Um 6.45 Uhr saßen wir schon beim Frühstück – natürlich als erste und einzige Gäste, alle anderen schliefen sicher noch, aber vor uns lag wieder eine weite Fahrstrecke und wir fuhren lieber zeitig durch Limas Stadtverkehr, auch wenn es diesmal nach Süden ging.
Das Frühstück war zumindest für mich sehr lecker, denn es gab knusprige Semmeln mit einer genialen Heidelbeermarmelade. Chris bekam wenigstens Eier und aß die Semmel mit Butter. Käse oder Wurst gab es leider nicht. Eine hübsche schwarze Katze ließ sich von mir streicheln und wir betrachteten noch mal bei Tageslicht das schöne alte Haus mit seinen massiven Möbeln und den wunderschönen Gemälden. Danach checkten wir aus und kämpften uns aus Lima hinaus. Anfangs war die Straße noch dreispurig und wir kamen gut voran. Später wurde sie zweispurig, was auch noch super war und uns vorwärts brachte.

Doch nach 180 Kilometern wurde die Straße einspurig und blieb es auch.
Leider war auch an diesem Morgen der Küstennebel wieder besonders dicht und die Sicht sehr eingeschränkt. So verzichteten wir auf die Besichtigung der antiken Stadt Pachacámac, die wir uns gerne angeschaut hätten, da sie nahe unserer Route lag.
Unterwegs streiften wir die Hafenstadt Pisco, die schon vorab von etlichen Weinfeldern umrahmt wurde. Hierher stammt ursprünglich der Weinbrand Pisco, die Grundlage unsere neuen Lieblingsgetränkes Pisco Sour. In den straßennahen Dörfern gab es zig Stände, die Pisco in allen Größe anboten. Doch der Verkehr war chaotisch und so hielten wir nicht an, sondern fuhren weiter. Vor uns fuhr ein LKW mit so eiernden Reifen, dass wir fast hypnotisiert wurden und mit ebenso eiernden Augen hinterher fuhren. Zum Glück überholten wir ihn bald, wie unzählige andere Lastwagen auf der Straße.
Irgendwann kämpfte sich die Sonne durch den Nebel und es wurde warm und richtig schön. Wir passierten viele Baumwollfelder, aber auch Mais, Zuckerrohr und andere landwirtschaftliche Anbaugebiete.
Als wir in Ica ankamen, beschlossen wir, uns die Oase Huacachina  anzuschauen. Sie wird von bis zu 100 m hohen Sanddünen umrahmt, die zu den größten des Landes zählen. Ein unterirdischer Andenfluss, der mineralhaltiges Wasser führt, speist die Oase. Dadurch wurde sie lange Zeit als Heilbad genutzt. Seit einigen Jahren geht der Wasserspiegel jedoch zurück. Hier findet man vor allem junge Leute, die die preiswerten Hostels und Hotels bewohnen. Überall spielt Musik und viele Restaurants laden zum Verweilen ein.
Wir ließen unser Auto in einer Seitenstraße stehen und spazierten am Ufer der Lagune entlang. Während Chris unser Auto im Auge behielt machte ich ein paar Bilder und schaute den Kindern beim Bootfahren zu.
Später holten wir uns noch zwei Kaffee und Kuchen und schon ging die Fahrt in Richtung Nazca weiter, unserem Ziel für diesen Tag.

Nazca ist eine kleine beschauliche Stadt mit ca. 23.000 Einwohnern an der Mündung des Flusses Nazca direkt an der Panamericana. Nach ihr wurden auch die berühmten Scharrbilder (Geoglyphen) benannt, die in der gleichnamigen Ebene liegen. Man findet auf einer Fläche von 500 km² gerade, bis zu 20 km lange Linien, Dreiecke und trapezförmige Flächen. Des Weiteren gibt es Figuren mit einer Größe von zehn bis mehreren hundert Metern, wie Bilder des bekannten Kondors oder Kolibris, des Affen oder des Astronauten. Oft sind die Linien nur wenige Zentimeter tief. Durch ihre Größe sind sie nur aus der Entfernung zu erkennen, wie z. B. von den Hügeln in der Umgebung, einem Turm, oder aus Flugzeugen.

Wir kamen direkt am Torre Mirador de las Lines de Nazca an, einem Metallturm mit einer Aussichtsplattform. Unten saßen ein paar Händler. Wir zahlten 5 Sol Eintritt und ein Mann zeigte uns Fotos der Scharrbilder, die wir von hier aus entdecken konnten. Wir stiegen die Stufen empor und schauten uns um. Unter uns lagen die Hand und der Baum, relativ gut zu erkennen. Trotzdem war die Perspektive nicht optimal und wir freuten uns schon auf den Flug über die Linien am nächsten Tag. Von hier oben genossen wir die Aussicht auf die lange gerade Panamericana, die Bergketten im Hintergrund und die einzigartigen Bilder im Wüstensand.

Danach fuhren wir weiter nach Nazca, einer netten kleinen Stadt mit ungewohnt wenig Verkehr. Wir checkten ins Casa Andina Hotel ein und bekamen ein ruhiges Zimmer im dritten Stock.
Da das Wetter sehr schön war, beschlossen wir, uns noch an diesem Tag den Friedhof von Chauchilla anzuschauen. Er liegt 30 km außerhalb der Stadt. Dazu fuhren wir ca. 21 km in südliche Richtung, bis eine staubige sehr gute Sandpiste nach links abzweigte, der wir weitere 7 km folgten. Dann kamen wir am Gräberfeld von Chauchilla an. Ein staubiger kahler, vegetationsarmer Ort inmitten einer Wüste aus Sand und Stein, der von bunten Bergen umrahmt wird.
An einem kleinen Parkplatz zahlten wir 8 Sol Eintritt und parkten unser Auto unter einem Schattendach. Wir folgten den angelegten Wegen im Wüstensand zu gemauerten Erdlöchern, in denen Schädel und Knochen von Mumien, teilweise noch mit Haaren und einigen wenigen bis zu 1000 Jahren alten Grabbeigaben zu sehen sind. Die Toten wurden in Hockstellung und in Stoffe gewickelt beigesetzt. Grabräuber und Schatzsucher haben hier jahrelang gewütet und skrupellos die Gräber geplündert. Dabei blieben nur die Knochen der Toten zurück, von denen man noch heute etliche im Sand entdecken kann.
Es war dort schon etwas schaurig, aber auch irgendwie schön. In vielen Gräbern sahen wir die skelettierten Mumien Erwachsener und zum Teil auch Kinder. Sie wirkten so friedlich und die Atmosphäre war angenehm, so dass man nicht das Gefühl hatte, die Ruhe der Toten zu stören.
An diesem Nachmittag glaubte ich fast, dass Chris für National Geographics unterwegs war, oder einen Mumienbildband erstellen wollte, denn er lichtete die Gebeine von allen Seiten ab, lag für die möglichst beste Perspektive auf dem Boden herum und war dermaßen fasziniert, dass ich ihn kaum von den Gräbern weg bekam.
Mit dem Wetter hatten wir unheimlich Glück, denn oft fegt hier der Wind gnadenlos über den Sand, aber an diesem Tag war es warm und windstill.
Auf dem Weg zurück hielten wir noch an einem kleinen Friedhof in der Wüste. Hier waren Gräber aus der heutigen Zeit und die Grabbeigaben waren eher witzig und sicher für Grabräuber uninteressant, denn es waren Coke- oder Spriteflaschen bzw. Inca Kola. Das ist eine giftig gelb aussehende Cola Marke aus Peru, die hauptsächlich aus dem Zitronenstrauch Hierba Luisa besteht. Ihr Geschmack ist gewöhnungsbedürftig und erinnert ein wenig an Kaugummi. Die Peruaner stehen drauf und auch Chris fand immer mehr Gefallen an diesem Getränk, während ich es weniger mochte.
Abends besuchten wir das Restaurant „Mamashana“ und wurden aufs Beste von Clara bedient. Sie plapperte immer wieder auf Spanisch auf uns ein und redete mit Händen und Füßen mit uns, bis wir alles verstanden hatten. Hier probierten wir erstmals einen peruanischen Chardonnay und fanden ihn recht lecker. Als Vorspeise gab es einen Avocado-Hühnchen-Salat mit Karotten und Kartoffeln und als Hauptspeise aß ich Fisch mit Knoblauchsoße und Chris …. nein kein Lomo Saltado, sondern  diesmal  Steak mit Champignonsoße und Pommes. Es schmeckte alles super lecker, so dass wir beschlossen morgen wieder zu Clara zum Essen zu gehen.

Tageskilometer: 440km, ca. 7 Stunden
Übernachtung: Casa Andina Select Hotel, Nazca

Donnerstag, der 09.06.2016
15. Tag
Nach einem relativ guten Frühstück – leider ohne frischen Saft, dafür aber mit knusprigen Semmeln, gingen wir eine Runde über die Plaza de Armas. Die Kirche dort war zwar nicht so beeindruckend wie an anderen Plätzen, aber dafür durchzogen den Rasen die Nasca Linien, was sehr schön aussah.

Um 9.00 Uhr wurden wir mit vier anderen Gästen zu unserem Flug abgeholt und zum Flughafen hinaus gefahren. Dort checkten wir mit unseren Pässen ein und wurden nebst Ausrüstung gewogen. Danach zahlten die anderen ihre Tax von 25 Sol, die bei  uns aber schon im Preis inbegriffen war, denn wir hatten das Gesamtpaket schon in Deutschland gebucht. Unsere Fluglinie war die Aerodiana. Sie hatten als einzige einen 12 Personen Flieger. Wir bekamen noch eine kleine Einweisung zu den Nazca-Linien, die erst 1924 durch Passagiere entdeckt wurden, die in Linienflügen über die Wüste flogen.
Die Scharrbilder entstanden durch die Entfernung der oberen Schicht, dem sogenannten Wüstenlack unter dem sich ein Eisen und Manganoxidgemisch befand. So hoben sich die Linien beigegelb vom restlichen Wüstenlack hervor. Von 1949 bis zu ihrem Lebensende 1998 erforschte die deutsche Mathematikerin Maria Reiche die Linien und machte sie dadurch weltbekannt. Sie setzte sich für deren Schutz und Erhalt ein und versuchte sie ein Leben lang zu entschlüsseln. Durch ihr Bemühen wurden die Linien 1994 von der UNESCO als „Linien und Bodenzeichnungen von Nazca und Pampa de Jumana“ zum Weltkulturerbe erklärt.
Nach der kurzen Einführung gingen wir durch die Sicherheitsschleuse und weiter zu unserem Flieger, der einen neuen und sehr guten Eindruck machte. Jeder hatte einen Fensterplatz und schon ging es los zu unserem 30 minütigen Flug über die Geoglyphen. Das Wetter war uns wohl gesonnen. Die Sonne schien und es war kaum Wind. So konnte unser Pilot die tiefere Route über die Linien nehmen und wir waren etwas näher dran. Die Figuren waren gar nicht so leicht zu entdecken, denn entweder waren sie relativ klein oder sehr groß. Doch unser Pilot sagte immer rechtzeitig die jeweilige Figur und Seite an, so dass man genug Zeit hatte sie zu entdecken. Zuerst flogen wir am Wal vorbei. Weiter ging es zum Astronauten, der an einem Hügel klebte und uns zuzuwinken schien. Weiter ging es zum Kolibri, den Kondor und dem Affen. Es war wirklich toll und irgendwie auch unvorstellbar, wie Menschen vor langer Zeit diese Figuren gemacht haben und dazu noch dermaßen präzise.
Mittlerweile konnte die Entstehung und der Zweck der Linien mit hoher Wahrscheinlichkeit geklärt werden. So nimmt man an, dass sie durch Fruchtbarkeitsrituale entstanden, die zwischen 800 und 600 v. Chr. angelegt und durch periodische Klimaschwankungen veranlasst wurden.

Nach einer Mittagspause im Hotel und dem Restaurant „La Encantada“, wo wir uns Cevice und Aji de Gallina (ein sehr leckeres Hühnchengericht) schmecken ließen, begaben wir uns auf unseren Nachmittagsausflug. Wir wollten die Pyramidenstadt Cahuáchi besichtigen, die ein ehemaliges Kulturzentrum der Nasca  war. Sie befindet sich 46 Kilometer westlich der Stadt. Eine staubige Piste, die an einigen Aquädukten vorbei führte, zog sich durch den Wüstensand und führte uns an Dünen vorbei. Auch hier gibt es einen Chauchilla ähnlichen Friedhof, aber er ist weit weniger gut restauriert. Überall lagen zahlreiche Knochen im Wüstensand. Sie leuchteten weiß und mehr oder weniger gut erhaltenen Schädel schauten uns an. Es war fast unmöglich, auf keinen der herumliegenden Knochen zu treten, so dicht beieinander lagen sie. Wieder hatten Grabräuber ganze Arbeit geleistet und nicht nur die Ruhe der Toten gestört, sondern auch noch totales Chaos hinterlassen. Doch anders als in Chauchilla hatte sich bisher niemand um die Gräber bzw. Toten gekümmert und so lagen die Knochen den Gezeiten, dem Wind und der Sonne ausgeliefert herum und verfielen allmählich.
Einige Kilometer später erreichten wir die Pyramidenstadt Cahuáchi, die als größte Zeremonialstätte aus präkolumbischer Zeit bekannt ist. Hier sollen Priester, Wahrsagungen und Prophezeiungen vorgenommen haben. Auf einem Gebiet von 24 Quadratkilometern findet man 6 Stufenpyramiden aus luftgetrockneten Ziegeln sowie 40 andere Gebäudereste. Die größte Stufenpyramide war ca. 30 m hoch. Für ca. 500 Jahre war dieser Ort ein wichtiges kulturelles Zentrum, ehe es wahrscheinlich nach einer heftigen Flut und einem Erdbeben zerstört wurde. Die Nazca versiegelten die Überreste der Anlage, die im Laufe der Zeit  im Wüstensand verschwanden.
Ein gut restaurierter Komplex war kostenlos zu besichtigen und ehrfürchtig wanderten wir durch die Pyramidenstadt.
Auf dem Rückweg fanden wir an einer anderen Stelle ein paar gut erhaltene Schädel mit Haaren, die auf einen kleinen Sandberg „angerichtet“ lagen. Es wirkte fast so, als würden sie lachen. Hier hatte jemand auch ein paar Knochen dazu drapiert. Auch ein paar Keramikscherben lagen herum. Wieder empfanden wir es makaber und faszinierend zugleich.
Wir schauten uns noch kurz „Pueblo Viejo“ die Überreste einer alten Siedlung auf dem Rückweg an.

Dann fuhren wir ca. 6 km an Nazca vorbei weiter zum Kanalsystem von Cantayo. Hier haben die Bewohner von Nazca vor ca. 2000 Jahren ein einzigartiges System von unterirdischen Aquädukten zur Bewässerung entwickelt und konnten so dem harten Leben in der Wüste trotzen. In der Region Nazca existieren nach wie vor mehr als 30 Aquädukte.
Wir zahlten 10 Sol Eintritt und gingen an einem mit Steinen eingefassten Kanal entlang, in dem in ca. 2 m Tiefe das Wasser lief. Dieser Kanal lief unterirdisch weiter bis zu einem mit Steinwänden eingefassten Loch im Boden, das spiralförmig in die Tiefe führte und sich dabei verengte. So konnten wir ebenso kreiselförmig in die Tiefe laufen, wo es immer enger und kühler wurde. In relativ kurzem Abstand kam ein Loch nach dem anderen. Auf dem Gebiet waren bis zu 19 Löcher zu finden. Diese sind durch Gänge miteinander verbunden, die zur Säuberung dienen. Die Löcher haben einen Durchmesser bis zu 20 Meter, ihre Wände bestehen aus aufgestapelten Steinen, damit Grundwasser durch die Wände in den Kanal gelangen kann. Dieses von den Inkas in Nazca ausgeklügelte aus den Bergen gespeiste Bewässerungssystem (Puquios) versorgt noch heute die Bauern der Umgebung mit Wasser.

Zurück in Nazca kaufen wir noch Getränke und Früchte ein. Wir spazierten noch einmal über die Plaza de Armas und schauten das farbige Wasserspiel an. Zum Abendessen gingen wir wieder ins Restaurant „Mamashana“ zu Clara, Diesmal aß ich gegrilltes Fischfilet in Shrimp Soße und Chris mal wieder Lomo Saltado. Das Essen war sehr gut und der Abend lustig.

Als wir dann müde und kaputt nach dem langen, eindrucksvollen Tag in unseren Betten lagen und langsam ins Land der Träume abdrifteten, erschall auf einmal extrem laute Musik. Es wirkte fast so, als ob jemand in unserem Zimmer die Musik voll aufgedreht hätte, doch es war außerhalb ganz in der Nähe eine moderierte Veranstaltung. So hörten wir mal jemanden lauthals auf Spanisch reden und sofort danach dröhnte die Musik wieder durch unser Zimmer. Der Spaß währte bis weit nach Mitternacht und dementsprechend „gut“ schliefen wir.

Übernachtung: Casa Andina Select Hotel, Nazca

Freitag, der 10.06.2016
16. Tag

Nach einem zeitigen Frühstück brachen wir um 6.40 Uhr auf. Die Sonne kletterte gerade erst über den Horizont und tauchte die Bergspitzen in warmes Licht. Eine kerzengerade Straße führte uns durch die graubraune hügelige Sandwüste zurück ans Meer, wo der Küstennebel schon lauerte. Doch die Sonne hatte an diesem Morgen die größere Ausdauer und verbannte den Nebel ins Innland, wo er als Dunst auf seine Chance wartete.
Immer wieder sahen wir auf unserer Reise Kreuze am Straßenrand, doch an diesem Morgen konnten wir erstmals ein völlig zerstörtes Taxi betrachten. Die Motorhaube war zerknautscht und von der Fahrgastzelle war nichts mehr übrig. Da hatte es sicher keine Überlebenden gegeben und demnächst würde mindestens ein neues Kreuz am Straßenrand erscheinen.

Die Straße führte durch eine zerklüftete Felslandschaft. Wir entdeckten tolle Steinbögen an Land und im Meer. Kakteen wuchsen in den Felsen. Hier waren sogar die Orte schön und nicht so trostlos wie sie zum Teil im Norden erschienen. Dünen zogen sich endlos am Meer entlang. Ab und zu lag etwas Wüstensand auf der Straße.  Wir fuhren entweder fast direkt am Meer oder die Straße führte hinauf in die Felslandschaft. Einmal brachte uns die Straße in ein grünes, fruchtbares Tal hinein. Hier machten wir Brotzeit ehe es weiter ging. Die Strecke war schön und sehr abwechslungsreich. Wieder ging es durch beigegelbe Dünen. Darin lagen eingebettet - mitten in der Wüste – fruchtbare Felder, die fast bis ans Meer reichten.

167 Kilometer vor unserem Ziel Arequipa führte die Straße endgültig vom Meer weg. Wir fuhren wieder in die Berge hinauf, bis wir ein Hochplateau auf 1000 m erreichten. Es wurde von schneebedeckten Bergen und Vulkanen eingefasst. Leider war es sehr dunstig an diesem Tag, aber trotzdem war die Landschaft grandios. Doch auch hier war sehr viel Schwerlastverkehr. So fuhren unzählige Lastwagen vor uns, zum Teil im Konvoi mit Nummern beschriftet. Chris rieb sich schon die Hände und wollte in seine Rennfahrerklamotten springen, als sich auf einmal die Straße teilte und der gesamte Schwerverkehr nach links wegfuhr, während wir, ein paar andere PKWs und nur sehr wenige LKWs die rechte Spur benutzten. Wir passierten einige Mienenzufahrten inmitten bunter Berge, hinter denen sich uns die schneebedeckten Riesen entgegenstreckten. Die Straße war toll mit vielen Kurven und einigen Engstellen.
So näherten wir uns Arequipa. In einem Vorort, der direkt auf unserem Weg lag, führte eine sehr enge  Straße einen Hügel hinauf zu einer kleinen Kirche - Mirador de Sachaca, von der man eine schöne Aussicht auf die Stadt und die umliegenden Vulkane hat. Da dies einer der Orte war, die wir besuchen wollten, versuchten wir einen Weg dort hinauf zu finden, aber das war gar nicht so einfach, denn unser Navi führte uns immer nah dran und sofort wieder weg. Manchmal wurde die Straße so eng, dass wir kaum noch mit unserem Auto hindurch passten und einmal landeten wir in einer einspurigen Sackgasse, die so schmal war, dass ich dort nie wieder hinausgekommen wäre, da wir unser Auto wenden mussten. Doch Chris schaffte das alles problemlos. Nach einigen weiteren Irrfahrten ließ er das Auto stehen und ging zu Fuß, um nach dem richtigen Weg zu schauen, den er zum Glück auch fand. Jetzt war es auf einmal ganz einfach und schon standen wir hoch oben vor dem Parkplatz der Kirche, deren Glockenturm wir hinaufstiegen. Die Aussicht war schön, aber da es sehr diesig war, machten wir nur ein paar Bilder und fuhren dann weiter nach Arequipa.

Die Stadt liegt auf 2300 m und hat ca. 844 407 Einwohner. Ihr besonderes Flair verdankt sie ihrem historischen Stadtzentrum, das 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, sowie den Vulkanen, die sie umgeben. Schon von weitem fällt einem der schöne Kegelvulkan Misti (5822m) auf, aber auch der Chachani (6057m) und der kleinere und entferntere Picchu Picchu sehen sehr eindrucksvoll aus.
Arequipa wird auch als die „weiße Stadt“ bezeichnet, was sich wahrscheinlich auf die hellere Hautfarbe der einstmals im Stadtzentrum lebenden spanischstämmigen Bevölkerung bezog, die es den Einheimischen verboten, in der Innenstadt zu leben und nicht, wie früher vermutet, auf das weiße Sillar-Gestein vulkanischen Ursprungs, mit dem viele der alten historischen Gebäude im Zentrum Arequipas erbaut wurden.
Der Verkehr in Arequipa war okay und so kamen wir langsam aber gut im Stadtzentrum an, denn unser Hotel, das Katari, befindet sich direkt an der Plaza de Armas, gegenüber der historischen Kathedrale der Stadt.
Während Chris unser Auto in einer Parkgarage unweit des Hotels verstaute, checkte ich ein. Unser Zimmer lag in der 4. Etage. Es war total hübsch. Über einen kleinen Vorraum mit Sofa und Sesseln kam man zum Schlafraum, wo wir sogar Sicht auf die Kathedrale hatte. Das Bad hatte eine Whirlpool-Badewanne. Doch der Grund warum wir uns für dieses Hotel entschieden hatten, war die Dachterrasse, von der aus man einen tollen Blick auf die Plaza de Armas hat. Dort setzten wir uns erst einmal hin und tranken einen Cappuccino mit Aussicht. Dazu ließen wir uns einen leckeren Muffin schmecken. Die Sonne lachte vom Himmel und es war richtig warm. Gegenüber betrachteten wir durch die Kronen der Palmen hindurch die Kathedrale von Arequipa. Sie ist einzigartig in ganz Peru, da sie kein Längs- sondern ein Querschiff hat, das die ganze Seite der Plaza ausfüllt. Ihr Bau wurde 1629 begonnen, doch ihr endgültiges Aussehen bekam sie 1844, als sie nach einem Brand wieder aufgebaut wurde. Leider wurde sie 1868 bei einem Erdbeben stark beschädigt. Auch 2001 ließ ein weiteres Erdbeben den linken Glockenturm einstürzen, der bis 2004 wieder aufgebaut wurde.
Einzig die fast schon unzähligen Tauben waren zu viel des Guten, denn man konnte kaum einen Schritt machen, ohne das Gefühl zu haben, gleich auf eine Taube zu treten. Natürlich fütterte auch jeder die Vögel. So standen Kinder mit Körnern in den Händen da - von Tauben überhäuft. Sobald jemand etwas aß, kamen unzählige Vögel angeflogen. Natürlich gab es auch kranke Tiere, die aufgeplustert in einer Ecke saßen. Auch auf diesem Platz waren neben den Tauben sehr viele Menschen und natürlich war auch hier der Rasen wieder Sperrzone. Ein schöner Brunnen spuckte Wasser in der Mitte, Blumenrabatten säumten die Rasenflächen und Palmen wogen sich sanft im Wind. Auch an allen anderen Seiten der Plaza standen helle Kolonialbauten mit Säulengängen.
Direkt am unteren Ende der Plaza befindet sich auch die Iglesia de la Compañía. Sie wurde 1595 bis 1698 für die Jesuiten gebaut. Beim Betrachten der Fassade kann man unterschiedliche Elemente der indigenen wie auch der spanisch-katholischen Kultur bewundern.
Während Chris zur „blauen Stunde“ auf die Plaza de Armas ging, um ein paar Bilder zu machen, blieb ich auf der Dachterrasse und genoss die Aussicht von oben.

Danach schlenderten wir zum Zig Zag Restaurant, in dem Fusionsküche (Anden- & Alpenküche kombiniert) serviert wird. So wird die Kombination unterschiedlicher Esskulturen und Kochkünste sowie die Vermischung klassischer Regional- und Nationalküchen bezeichnet. Zum Glück hatten wir vorreserviert, denn das Lokal war ausgebucht. Unser Tisch nahe dem Fenster war sehr schön eingedeckt und die Atmosphäre urig und gemütlich. Eine Spezialität hier sind die Fleischgerichte auf dem heißen Stein. Dazu bekommt man dann einen Riesenlatz um, was immer wieder an den Tischen zu Erheiterung führte. Das Essen war wirklich sehr gut. Als Vorspeise ließen wir uns Buscetta von Lachs und Forelle schmecken. Zum Hauptgang aß Chris - mit Latz - Alpakasteak vom heißen Stein und ich Rindergeschnetzeltes in Senfsoße auf Risotto. Sehr fein! Für eine Nachspeise war leider kein Platz mehr. Satt und zufrieden schleppten wir uns in unser Hotel zurück, wobei wir vorher noch traditionsgemäß im Pisco-Museum einen Pisco tranken.

Tageskilometer: 575 km
Übernachtung: Katari at Plaza de Armas, Arequipa

Samstag, 11.06.2016
17. Tag
Auf der schönen Dachterrasse genossen wir neben der tollen Aussicht ein Frühstück à la carte mit frischem Fruchtsaft, Obst, Joghurt, Brot, Käse und Omelette. Dazu gab es einen super guten Kaffee. Die Sonne lachte schon um 7.00 Uhr morgens vom Himmel und es versprach, ein toller Tag zu werden.

Nach einem kurzen Gang über die Plaza, wanderten wir weiter zu unserem morgendlichen Ziel, dem Kloster Santa Catalina, einem der wichtigsten religiösen Kolonialbauwerke. Das Kloster und die Kirche sind der heiligen Katharina von Siena geweiht. Hier leben noch immer ca. 20 Nonnen in einem Seitenflügel der Klausur.
Das Kloster wurde 1579 auf Beschluss des Stadtrates von der wohlhabenden Witwe María de Guzmán gegründet. Auf einem Gebiet von 20.426 m² entstand diese eigene Welt mitten in der Innenstadt. In jener Zeit gaben die reichen Familien ihre zweite Tochter für „Gott und Himmelreich“ ins Kloster. Hier sollen bis zu 150 Frauen aus „gutem Hause“ als Nonnen zusammen mit ihren ca. 300 Bediensteten gelebt haben. Ca. alle 4 Jahre wurden 8 neue Novizinnen mit einer stattlichen Mitgift aufgenommen. Erst nach 1871 nahm das Kloster auch mittellose Frauen auf. 1970 wurde das Kloster erstmalig renoviert und gab seine „Schätze“ -  wie englische Teppiche, spanische Seidenvorhänge, Silber, feinstes Porzellan und vieles mehr -  der Öffentlichkeit preis. So fand man eine autarke mittelalterliche Stadt mitten im heutigen Arequipa vor.
Das Kloster kostete 40 Sol Eintritt. Im Inneren konnte man sich einen Führer nehmen oder alleine durch das Kloster streifen. Da wir in Ruhe alles erkunden wollten, entschieden wir uns dafür, alleine zu gehen und erkundeten ca. 1,5 Stunden das Kloster. Der Innenbereich zeichnet sich durch seine in lebhaften Tönen getünchten Mauern aus. Der eine Innenhof war hauptsächlich rot, während der nächste Bereich blau war. Dazu kamen strahlend weiße Mauern. Wir liefen durch wunderschöne Säulengänge, kleine verspielte Innenhöfe mit liebevollen Details, tollen Gärten und Waschgelegenheiten. Wir waren fasziniert und entdeckten viele Einzelheiten in den Räumen. Auf Tafeln erfuhren wir welche Nonne hier gelebt und was sie gemacht hat. Besonders hatten es uns die Kochstellen und Wasserfiltersysteme angetan, die in jedem „Haus“ vorhanden waren.
Als wir wieder außerhalb der Mauern waren, kam es uns so vor, als ob wir ein anderes Jahrhundert besucht hätten. Es war so still und angenehm dort.

Als absolutes Kontrastprogramm besuchten wir anschließend den Mercado San Camillo, einen der bekanntesten Märkte der Stadt, dessen Dach von Gustave Eiffel, dem Erbauer des Eifelturms, konstruiert wurde. Hier findet man alles von Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Brot usw. bis hin zu Klamotten und Haushaltswaren. Hier tobte das Leben und wir schoben uns mit zig anderen Leuten durch die Gänge. Es wurde gefeilscht, geprüft und gekauft.
Besonders faszinierte uns das reiche Angebot an Kartoffeln. Wir hatten noch nie so viele unterschiedliche Sorten gesehen. Die meisten Kartoffeln stammen aus den Anden und auch nur hier gedeihen sie. Sie hatten lustige Formen und Farben von gelb über pink bis zu den normalen Erdtönen.  Chris hatte wieder einen „Fotoflash“ und sauste begeistert mit der Kamera von Stand zu Stand.

Mittags aßen wir im Restaurant Chicha. Da wir nicht viel Hunger hatten, entschieden wir uns für zwei Vorspeisen.  Chris nahm mal wieder Ceviche. Ich aß Rocoto Relleno, ein typisches Gericht aus Arequipa. Es ist eine Art scharfe Paprikaschote, die mit einer Mischung aus Rindfleisch, Zwiebeln, Erdnüssen, Knoblauch und verschiedenen Gewürzen gefüllt war. Dazu gab es Kartoffelgratin. Das Essen war so gut, das wir gleich für abends einen Tisch reservierten.
Danach gingen wir zu dem bekannten Aussichtspunkt Yanahuara, wo man einen tollen Blick durch die Bögen einer Mauer auf den Vulkan Misti hat. Hier oben kann man auch eine hübsche 1750 erbaute Kirche besichtigen, die jedoch meistens geschlossen ist. An diesem Samstag hätten wir es fast geschafft sie anzuschauen, denn kurzfristig war die Tür offen. Als wir uns jedoch von der schönen Aussicht losgerissen hatten, war die Tür schon wieder verschlossen. Dafür kamen an diesem Nachmittag sehr viele Hochzeitspaare hier hinauf und ließen sich vor den Bögen und in dem kleinen Park fotografieren. Eine witzige mexikanische Mariachi Band machte Musik. Es hatte schon ein wenig Volksfestcharakter und gefiel uns richtig gut.
Nach dem Spaziergang gönnten wir uns im Crepissimo einen guten Cappuccino. Natürlich mussten wir hier unbedingt einen Crêpe  probieren, der sehr lecker war. Zurück im Hotel saßen wir auf der Dachterrasse, lasen und genossen die tolle Aussicht.

Zur Dämmerung gingen wir diesmal beide in die Stadt und fotografierten. Während Chris sich auf die Plaza de Armas konzentrierte, ging ich in die kleinen  Gassen hinter der Kathedrale und war begeistert von den schönen Motiven, die sich mir hier boten.
Um 19.30 Uhr saßen wir wieder im Restaurant Chicha por Gaston Acurio, unserem neuen Lieblingsrestaurant in Arequipa. Wir kosteten eine schmackhafte Flusskrebs Suppe, aßen frittierte Flusskrebse mit verschiedenen Dips dazu und waren wieder begeistert von dem raffinierten Geschmack.
Bevor wir in unser Hotel zurückgingen, setzten wir uns noch auf eine Bank an der Plaza de Armas und schauten dem Treiben träge zu. Die Tauben waren größtenteils weg nur einige wenige schliefen an der Mauer des Brunnens gekuschelt, ihre Köpfe ins aufgeplusterte Gefieder geschoben.
Ein schöner Tag in einer schönen Stadt ging zu Ende.

Übernachtung: Katari at Plaza de Armas, Arequipa

Sonntag, 12.06.2016
18. Tag
Nach einem letzten Frühstück bei schönstem Sonnenschein auf „unserer“ Dachterrasse, checkten wir aus und beluden unser Auto. Hier in Arequipa hätten wir es auch länger ausgehalten, so gut hatte es uns gefallen.

Wir fuhren in Richtung Norden, wo der Verkehr wieder dichter wurde. Auch Motortaxis gab es hier wieder, die rücksichtslos durch die Gegend knatterten. Eine einspurige Straße, viele Baustellen und noch mehr Verkehr erwarteten uns. Wie schön war es doch in der verkehrsberuhigten Stadt und wie leise im Vergleich. Für ca. 16 km brauchten wir gut eine Stunde, aber dann waren wir außerhalb der Stadt.
In Serpentinen ging es wieder einmal hinauf auf eine Hochebene von 4000 m Höhe. Hier durchquerten wir das Naturreservat Pampa Cañahuas. Vor uns erstreckte sich die grasbewachsene Pampa, auf der wir frei lebenden Vicuñas entdeckten. Hinter den riesigen Weideflächen erstrecken sich die Vulkane in luftige Höhe. Eine absolute Traumstraße inmitten einer Traumlandschaft, wenn nicht so viel Verkehr gewesen wäre, der ein Anhalten nur an wenigen Stellen möglich machte. Während der Weg rechts nach Puno führt, nahmen wir den linken Weg nach Chiway. Ab da waren wir fast alleine unterwegs und konnten anhalten, wann und wo immer wir wollten ohne LKW-Konvois.
An einer Lagune sahen wir Blesshühner, die mit ihren Jungen durch das Wasser schwammen. Riesige Herden Lamas bzw. Alpakas futterten sich durch die Pampa. Die meisten hatten Junge dabei. Auch hier entdeckten wir immer wieder wilde Vicuñas.

Durch eine atemberaubende Landschaft schraubten wir uns langsam immer weiter in die Höhe bis wir auf 4.910 Meter den Patapampa Pass – Mirador de los Andes Tramo de la Cordillera Volcanica en los Andes Centrales - erreichten und mit ihm den höchsten Punkt. Hier war die Luft dünn. Frauen saßen an Verkaufsständen und boten Alpakawaren an. Es war empfindlich kühl hier oben und ein eisiger Wind wehte. So waren die Wollsachen auf einmal sehr attraktiv und kuschelig. Wir erstanden zwei Schals und jeder eine Strickjacke, mit typischen Muster, die wir sofort anbehielten.

Im Hintergrund rundete die Szenerie ein spektakuläres Bergpanorama auf die umliegenden Vulkane, wie den 6288 m hohen Ampato und dem aktiven Vulkan Sabancaya (5.976m), ab. Es war gigantisch, besonders durch die Rauchfahne auf dem Sabancaya. So ein aktiver Vulkan übt auf uns immer wieder eine besondere Faszination aus und wir hielten ständig an, um die tolle Vulkankulisse zu fotografieren.

So ging es immer weiter, bis wir nach knapp 100 Kilometern erstmals in das Colca-Tal schauen konnten und weit unter uns den kleinen Ort Chivay entdeckten. Der Colca Canyon ist einer der tiefsten Canyons der Welt. Vom Rande der Schlucht aus ist er 1200 m tief und vom höchsten Berggipfel bis zu 3400 m. Der Grand Canyon ist dagegen „nur“ 1800 m tief.
Aber dieser Canyon ist nicht nur tief, sondern er versorgt die Bevölkerung mit wichtigen Lebensmitteln. Auf terrassenförmigen Feldern, die sich vom Boden der Schlucht bis in luftige Höhen ziehen, wird Gemüse und Getreide angebaut. Einige der Terrassen stammen tatsächlich noch aus der Inkazeit. Ist der Canyon anfangs noch breit, verengt er sich, je weiter man in das Tal vordringt.
Kurz vor dem Ort Chivay ist ein Stopp, an dem man den Eintritt von 70 Sol p. P. für den Canyon bezahlt. Hier erhält man auch ein Ticket, das man unbedingt aufheben muss, denn es wird an den Höhepunkten, wie dem „Cruz del Condor“, wo man frühmorgens Andenkondore beobachten kann, kontrolliert. An diesem Nachmittag war unser Ziel der Ort Yanque und so bogen wir gleich nach der Kontrollstelle nach links ab und fuhren am Canyonrand entlang der Killawasi Lodge entgegen. Im Canyon war schon viel Schatten und trotzdem war die Aussicht auf die Felder und in die Tiefe der Schlucht super schön.
Unser Navi loste uns mal wieder sehr eigenwillig durch den Ort und so brauchten wir etwas länger bis wir die kleine schöne Lodge am Ortsrand fanden.  Im Innenhof konnten wir unser Auto abstellen. Ein super netter Mitarbeiter wies uns ein und zeigte uns unseren Bungalow, der eine tolle Aussicht auf die umliegenden Felder und Berge hatte. Auf einer kleinen Terrasse genossen wir bei einem Kaffee unsere letzten Kekse, dazu gab es eine Mango und Maracujas.
Da schon sehr viel Schatten im Canyon war, beschlossen wir an diesem Nachmittag, einen Badestopp in dem kleinen kommunalen Thermalbad einzulegen. Die Handtücher bekamen wir von der Lodge und eine genaue Wegbeschreibung. So fanden wir den Fluss und die drei Thermalbäder. Wir stellten unser Auto auf einen Parkplatz an einer Brücke ab. Links war das Thermalschwimmbad mit einem riesigen Becken voller Kinder und Erwachsener. Das war uns eindeutig zu heftig und so gingen wir rechts einen kleinen Weg zum Fluss hinab, den wir über einige lose Bretter querten. Über kleine gemauerte Becken waren nur ein paar grüne Segeltücher als Schattendach gespannt. Alles war sehr rustikal, aber authentisch. Der Eintritt ist für die Einheimischen frei, aber wir Touristen zahlten 15 Sol p. P. Anfangs waren wir ganz allein, später kamen noch mehrere Einheimische. Das Wasser war wirklich sehr warm und so mussten wir immer mal wieder an die frische Luft, um etwas abzukühlen. Dunkle Wolken hatten sich über der Schlucht gebildet, aber zum Glück gab es keinen Regen und sie verzogen sich bald wieder. Trotzdem kühlte es empfindlich ab. Das kam uns aber in dem heißen Wasser gerade recht und wir genossen es gleich noch mehr.
Zurück in unserem Bungalow sahen wir den letzten Sonnenstrahlen zu, die langsam hinter den Bergen verschwanden. Wir saßen auf der Terrasse und Chris holte uns zwei Pisco zum Sundowner. Hier saßen wir so lange bis uns der kalte Wind ins Zimmer trieb.

Abends aßen wir gemütlich im hoteleigenen Restaurant. Chris gönnte sich ein Alpaka Saltado und ich ein Hühnchen-Stew mit Tomaten und Quinoa.

Übernachtung: Killawasi Lodge,Yanque

Montag, 13.06.2016
19. Tag

Nach einem sehr zeitigen Frühstück brachen wir um 6.20 Uhr auf zur Hauptattraktion, dem „Cruz del Condor“, wo mehrere Aussichtsplattformen einen unglaublich schönen Blick in die Schlucht ermöglichen. Hier sollen ja morgens zwischen 8.00 -10.30 Uhr die Kondore aus der Schlucht aufsteigen und ihre Flugkünste darbieten.
Der Andenkondor (Vultur gryphus) ist ein Neuweltgeier (Cathartidae). Die Männchen sind mächtige Vögel mit ca. 15 kg und einer Flügelspannweite bis zu 3 m. Sie sind pechschwarz mit an der Oberseite weißen bis silbern weißen Handschwingen und Deckfedern sowie einer weißen Halskrause. Der Kopf ist nackt und rötlichbraun. Ein wulstiger Kamm bedeckt die Kopfoberseite. Die Weibchen sind schmaler und haben keinen Kamm. Doch egal ob Männchen oder Weibchen, sie sind Akrobaten der Lüfte und wunderschön in der Thermik der Schlucht anzuschauen.
Der Weg dorthin war zwar nur ca. 35 km, aber er zog sich ganz schön, bedingt durch die Schotterpiste und einige kurze Fotostopps, die wir immer wieder einlegten.
Kurz vor dem Aussichtspunkt wurde dann unser Ticket kontrolliert. Zum Glück hatten wir es im Auto, denn sonst hätten wir nicht weiter fahren dürfen bzw. ein neues Ticket kaufen müssen.
Wir stellten unser Auto ab und waren, wie nicht anders zu erwarten, die ersten am Platz. Wir entschieden uns für die untere Aussichtsplattform, während sich die anderen Touristen, die nach und nach eintrudelten, auf dem höchsten Punkt sammelten. Pünktlich um 8.00 Uhr ging die Show los und die ersten Kondore kamen langsam zu uns hinauf. Sie glitten am vorderen Aussichtsfelsen vorbei bis zu uns hinüber. Anfangs kamen die Jungvögel, die leicht an ihrem braunen Federkleid zu erkennen waren. Danach erhoben sich immer mehr Altvögel in die Lüfte. Was für ein Schauspiel! Zuerst flogen sie noch unter uns in der enge der Schlucht, bis sie sich immer höher in den Himmel erhoben. Besonders die erwachsenen Kondore nutzten die Thermik und zogen ihre Runden. Ab und zu setzten sich ein paar Jungvögel auf einen Felsen und ruhten kurz aus, bis sie sich von neuem in die Schlucht stürzten. So abrupt das Schauspiel begonnen hatte, so schnell endete es. Schon um 9.00 Uhr waren die meisten Kondore weg und nur noch ein paar Nachzügler waren vereinzelt zu entdecken.

Wir waren sehr zufrieden mit diesem Morgen und erkundeten den Canyon noch weiter bis zu seinem Ende. Immer wieder legten wir Fotopausen ein und waren begeistert von der Schönheit der Natur an diesem tollen Platz. Im Hintergrund ragten Vulkane in die Höhe. Das wäre sicher auch noch ein Gebiet, das sich zu erkunden lohnte, dachten wir mit einem sehnsuchtsvollen Blick in Richtung Tal der Vulkane.

Mittags ließen wir uns unsere Brotzeit am „Cruz del Condor„ schmecken. Jetzt war es so viel ruhiger als am Morgen. Die letzten „Verkäufer“ wurden gerade eingesammelt und dann hatten wir die spektakuläre Schlucht für uns alleine. Auf dem Rückweg fuhren wir noch die anderen Aussichtspunkte an. Jetzt war die Schlucht schön ausgeleuchtet. Am Punkt „Wayra Punka“ gefiel uns die Aussicht am besten. Tief ging der Blick in den Canyon hinab. Unter uns funkelte das Wasser. Die meisten der terrassenförmigen Felder waren schon abgeerntet und lagen frisch umgegraben im Schein der Sonne. Auf anderen Feldern wurden Pflanzenreste verbrannt und auf manchen stand noch etwas Mais. Wir saßen im Schatten des Unterstandes und genossen die Aussicht, lasen ein wenig in unseren Büchern und warteten so zwei Stunden auf das Nachmittagslicht. In der Sonne war es ziemlich heiß und im Schatten brauchte man eine Jacke. Zum Glück hatten wir ja unsere neuen Strickjacken dabei, die uns vor dem kühlen Wind schützten. Gerade als wir uns aufrafften, um ein paar Bilder zu machen, zündet ein Bauer sein Feld an und dicker weißer Rauch stiegt auf, wie am Morgen die Kondore. Zum Glück dauerte es nicht lange und der Rauch verzog sich wieder. So fotografierten wir immer wieder bis wir zurück in Yanque waren. Auf der Plaza machten wir noch einen Stopp und schauten uns die alte Kirche an. Eigentlich wollten wir hier noch einen Kaffee trinken, aber leider gab es keinen Strom und damit auch keinen Kaffee. Hier waren schon seit ein paar Tagen Feierlichkeiten. So liefen allerhand angetrunkene Männer herum. Schon morgens erklangen Blasmusik und Salutschüsse.
Zurück in der Lodge saßen wir wieder vor unserem Bungalow und genossen das letzte warme Licht des Nachmittags, ehe die Schatten bis zu uns vordrangen und es empfindlich kalt wurde.
Abends aßen wir wieder lecker im Restaurant und fielen bald darauf in unsere Betten. Aber an diesem Abend sollten wir nicht so schnell Schlaf finden, denn irgendwo im Dorf war Disko und davon hatten wohl auch die Nachbarorte noch etwas, denn es war wieder einmal unbeschreiblich laut mit Ansagen wie auf dem Jahrmarkt und dröhnender Musik bis um 4.30 Uhr morgens.

Tageskilometer: 140 km
Übernachtung: Killawasi Lodge,Yanque

Dienstag, 14.06.2016
20. Tag

An diesem Morgen mussten wir den schönen Colca Canyon wieder verlassen. Doch vorher fuhren wir noch einmal zum „Cruz del Condor“, denn wir wollten unbedingt den Kondoren noch einmal zuschauen. Diesmal blieben wir oben an den Felsen. Doch wir mussten länger warten. Die laute Musik hatte wohl auch die Vögel beim Schlafen gestört und so verspäteten sie sich. Dafür flog ein Kolibri herum und naschte an den Blüten. Diese kleinen Vögel faszinierten uns schon immer, aber diesmal konnten wir den kleinen Kerl richtig gut beobachten, denn er flog direkt vor uns zu einer Blüte. Mit unzähligen Flügelschlägen stand er in der Luft und trank den Nektar, um gleich darauf eine nächste Blüte anzufliegen.
Etwas später sahen wir noch drei Karakaras oder auch Geierfalken, die als Ersatzspieler für die Kondore antraten und versuchten sich als diese auszugeben, aber sie wurden enttarnt und trotzdem genauso bejubelt.

Dann um 8.30 Uhr kamen die Andenkondore doch noch und zogen ihre Runden in der Schlucht. Das Schauspiel dauerte nur kurz, denn schon um 9.00 Uhr waren die meisten Vögel verschwunden und wir verabschiedeten uns vom Colca Canyon, der uns so gut gefallen hatten.

Bei schönstem Wetter schraubten auch wir uns wieder in die Höhe am fotogenen Patapampa Pass vorbei, wo wir wieder anhielten und noch ein paar kuschlige Schals erwarben und einige Bilder von der rauen, unbeschreiblich schönen Vulkanlandschaft machten.
Unser Ziel an diesem Tag war der Titicacasee, dessen klangvoller Name schon so viele Jahre eine verlockende Wirkung auf uns hatte. Buntbekleidete Andenbewohner, die in Schilfbooten Fische fangen oder auf kleinen Inseln auf dem höchsten schiffbaren See der Welt leben, tauchten immer wieder in unseren Gedanken auf und lockten uns dorthin. Voller Erwartung und Vorfreude fuhren wir diesem neuen Ziel entgegen.
Auf der Hauptstrecke Richtung Puno nahm auch der Schwerlastverkehr wieder zu. LKW-Konvois mit zum Teil 10 Schwerlastern waren zu überholen. Dabei blieben wir auf einem Hochplateau von 4400-4500 m und passieren einen Pass mit 4528 m. Flamingos standen klein und rosa an einer Lagune, die Landschaft war wüstenähnlich und karg.

In Santa Lucia einem kleinen Ort mit einer Tankstelle wurde mal wieder Maut von 3,90 Sol kassiert.
Kurz vor dem Titicaca-See mussten wir durch die große Stadt Juliaca, die überregional durch ihre preiswerten Textilprodukte bekannt ist.  Diese Stadt galt früher als recht gefährlich, aber davon merkten wir nichts. Unser Navi führte uns leider nicht außen herum, sondern mitten durch den Ort - auf anfangs guter, breiter mehrspuriger Straße, die immer enger wurde und dann als Einbahnstraße durch das Gewirr der Stadt führte. Aber irgendwie kamen wir durch und am anderen Ende der Stadt gelangten wir wieder auf unsere breite Straße.
Bevor wie Puno erreichten, änderten wir wieder die Fahrtrichtung und fuhren zu den bekannten Grabtürmen von Sillustani, die sich auf der Halbinsel Umayo am gleichnamigen See befinden und auf einer Höhe von 3.897 m liegen. Die Chullpas (Garbtürme) sind runde bis zu 12 m hohe Türme. Sie wurden ca. 1000 vor Christus vom Volk der Colla errichtet. Die Türme bestehen aus quadratischen Steinblöcken, die ohne Mörtel aufeinandergesetzt wurden und bis heute den Stürmen und Wetterbedingungen dieser Region trotzen. Hier wurden bedeutende Persönlichkeiten von 15 Generationen der Vorinkazeit bestattet.
Doch wie fast überall haben Grabräuber die Türme geplündert, die jedoch einen 4 kg schweren Schatz übersahen, der erst 1970 geborgen wurde. Zum Glück sind einige Türme noch sehr gut erhalten.
Unterhalb der Grabtürme hat sich ein großer Komplex bestehend aus Parkplatz und zig Verkaufsständen gebildet. Alles recht neu und modern. Wir zahlten unsere 10 Sol pro Person und stellten unser Auto ab. An sehr vielen bunten Verkaufsständen vorbei, wanderten wir durch den Ort und  gingen einen Hügel hinauf. Hier oben kamen wir den faszinierenden Türmen endlich nah. Unglaublich was hier erschaffen wurde. So schlenderten wir begeistert von einem Turm zum nächsten. Die größte Chullpa in Sillustani ist die Chullpa de Legarto („Eidechsen-Chullpa), die mit ihren 12 Metern Höhe gleichzeitig der höchste Grabturm ganz Südamerikas ist. Manche Türme sind leider eingefallen und andere wurden nie fertiggestellt. Bei einer Chullpa ist sogar noch die steinerne Rampe sichtbar, über die das Baumaterial an seinen Platz gebracht wurde. Jetzt am Nachmittag war die beste Zeit, denn das Licht wurde sanft und tauchte die Türme in ein warmes Licht. Leider ärgerten uns die Wolken etwas und verhüllten immer wieder die Sonne. Doch ab und zu setzte sich die Sonne durch und so lohnte sich das Warten. Dank vieler anderer Touristen fühlten wir uns hier sehr sicher und gut aufgehoben.
Durch den Ort Puno hindurch führte uns unser Navi eine extrem steile Straße hinab. Als wir an der Kante standen, konnten wir nichts außer unserer Motorhaube sehen. Dafür hatten wir von hier oben einen schönen Blick über den Ort und auf den Titicaca-See. Danach brachte uns unser Navi gut durch den Ort bis zu unserem Hotel dem Libertador, das sich etwas außerhalb auf der Insel Esteves befindet. Es liegt direkt am See mit einem Panoramablick von den Anden bis nach Bolivien. Das war auch unser Auswahlkriterium. Auch wenn der Bau außen nicht sehr schön ist, herrschte innen eine freundliche angenehme Atmosphäre.
Das Zimmer war zwar nicht riesig, aber völlig okay und die Aussicht traumhaft schön. Wir blickten direkt auf den See. Als Aufmerksamkeit gab es kleine Kuchenspezialitäten, die wie gerufen kamen, denn wir waren sehr hungrig und hatten den ganzen Tag über kaum etwas gegessen. Umso mehr freuten wir uns auf das Abendessen.
Doch vorher hatte Chris noch etwas Schwierigkeiten, den geplanten Bootsausflug für den morgigen Tag zu buchen. Eigentlich hatte er es via Mail schon vom Colca Canyon aus probiert, aber niemand hatte geantwortet. So versuchte er es wieder - diesmal über Skypr, aber auch das funktionierte nicht. Frustriert ging er zur Rezeption, wo ihm eine nette Angestellte half und ruckzuck war der Ausflug per Telefon gebucht.
Die Suppe war gut, aber das Alpaka-Carpaccio war der absolute Hit. Meine Hauptspeise Rocoto Relleno war auch gut, aber Chris Alpaka Ribs waren richtig lecker. Leider war die Portion sehr übersichtlich. Trotzdem waren wir satt und zufrieden. Als der Kellner die Rechnung brachte, erhielten wir noch 5% Rabatt und einen Teller voller Pralinen. Das versöhnte uns mit dem hohen Preis für das Essen ein wenig. Richtig geärgert habe ich mich dann doch noch, denn wir bestellten an der Bar noch einen Pisco für 29 Sol. Das war der teuerste der Reise. Okay, das Hotel war sehr gehoben, da bin ich schon bereit mehr zu zahlen, aber als das Glas kam, dachte ich zuerst, das wäre ein Spaß, denn es war ein etwas größeres Schnapsglas mit sehr wenig Inhalt. Zum Glück war Chris schlauer und hatte einen Mango-Pisco bestellt und bekam die doppelte Menge.
Ein sehr schöner Tag ging zu Ende und zufrieden fielen wir schon bald in unsere Betten.

Tageskilometer: 418 km
Übernachtung: Hotel Libertador Lago Titicaca Puno

Mittwoch, 15.06.2016
21. Tag

Um 5.30 Uhr klingelte unser Wecker und Chris sauste los, um die Dämmerung zu fotografieren, während ich noch alles für unseren heutigen Bootsausflug zusammensuchte. Ein super schöner Sonnenaufgang lag über dem See. Tiefblauer Himmel und ein oranger Streifen am Horizont. Erste Boote fuhren über den See. Es war absolut idyllisch, aber auch sehr kalt.
Dann kam das Beste, denn von 6.00 – 7.00 Uhr war Frühstück. So ein Buffet hatten wir während der ganzen Reise nicht und Chris fühlte sich im Paradies. Er wusste gar nicht, was er zuerst essen sollte: Gulasch mit Pilzen, Kartoffel oder Eier, knusprige Semmeln mit Salami, Käse oder Schinken, Croissants mit Nutella oder Obst. Es war alles da was das Herz begehrte und noch viel mehr. Dazu gab es super guten Kaffee.

Um 7.10 Uhr wurden wir zusammen mit einem Schotten abgeholt und zum Boot gebracht. Wir waren die ersten und konnten uns unsere Plätze im Boot aussuchen. Ca. 18-20 Leute fuhren mit uns. Es war noch richtig kalt an diesem klaren Morgen und ein eisiger Wind wehte uns um die Ohren. Da blieb ich lieber im Boot, während Chris hinaus ging und während der Bootsfahrt fotografierte.

Unser erster Stopp war auf der Insel Taquile, die ca. 45 km von Puno entfernt ist. Die Insel ist 5,5 km lang und bis zu 1,6 km breit. Hier wohnen etwa 1700 Einwohner, deren Muttersprache Quechua ist. Die Bevölkerung lebt in einer Genossenschaft, ohne Polizeipräsenz, da sie sich nach dem aus der Inkazeit stammenden Gebot "Ama suwa, ama llulla, ama qilla" (nicht stehlen, nicht lügen, nicht faul sein) richten. Sie versorgen sich durch Fischerei und hauptsächlich durch den Kartoffelanbau. Eine Besonderheit sind die strickenden Männer auf der Insel, die für ihre hochwertigen Strick- und Webeprodukte berühmt sind. Diese Textilkunst wurde 2005 von der UNESCO in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen und 2008 in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit übernommen.
Nachdem unser Boot angelegt hatte, wurden wir vom „Bürgermeister“ begrüßt und wanderten über die Insel bis zu einer Familie, wo wir die Männer und Frauen beim Weben und Stricken beobachten konnten. Hier lernten wir auch, dass die Männer für ihre Mützen ca. 3 Monate Zeit zum Stricken benötigen. Unverheiratete Männer haben einen Weißanteil am oberen Mützenrand. Hängt der Zipfel mit der Bommel links sind sie ungebunden, rechts in festen Händen und tragen sie ihn mittig, dann steht eine Hochzeit bevor. Die Menschen hier binden sich fürs Leben. Für die Hochzeit strickt die Frau ihrem Mann eine Tasche. Die Sachen stammen noch von den Spaniern aus Andalusien. So tragen sie weiße Hemden, einen breiten Gürtel, Pluderhosen, Westen und ihre Mützen. Die Frauen kleiden sich ähnlich, aber mit schwarzen Röcken. Sie machten noch Musik für uns und tanzten, danach boten sie uns ihre Strickwaren an. Nachdem wir uns verabschiedet hatten wanderten wir durch ein schönes Steintor zum Strand. 

Weiter ging es zu unserer Mittagsinsel, wo wir bei einer Familie ein einheimisches Hochzeitsessen bekamen. Das Essen wird traditionell in der Erde gegart und schmeckte hervorragend. Natürlich machte unser Wirt in seiner traditionellen pinkfarbenen Kleidung eine Zeremonie und bedankte sich bei der Erde für die Lebensmittel. Wir aßen Kartoffeln, Bohnen, Hühnchen und Fisch – alles unterschiedlich tief in die Erde eingebuddelt und mit heißen Steinen perfekt gegart.

Um 15.00 Uhr legten wir dann auf einer schwimmenden Insel an, wo noch immer 5 Familien leben, denn auf den meisten Inseln leben die Menschen nur noch tagsüber für die Touristen. Die Mehrzahl der Urus, so hießen die Inselbewohner, leben inzwischen auf dem Festland, wo sich auch die Friedhöfe befinden. Derzeit gibt es auf dem See ca. 49 „schwimmende Inseln“, die aus getrocknetem Totora-Schilf hergestellt werden. Aus dieser Pflanze werden auch die Schilfboote und Häuser auf den Inseln hergestellt. Die Inseln befinden sich 5 km westlich vom Hafen Puno.
Der Inselchef erklärte uns, wie so eine Insel gebaut wird und wie wartungsintensiv sie ist. Sie leben von der Fischerei und verdienen sich durch Verkauf von bunten Decken, Kissen und anderen Kleinigkeiten an die Touristen etwas dazu. Ich machte eine Fahrt in einem Totora-Touristenschiff um die Insel mit und spendete so etwas Geld für die Menschen dort. Chris blieb auf der Insel und fotografierte dort. Als ich zurück war, zeigte er mir zwei Katzen und ein paar Blesshuhn-Küken. Man sah, dass die Menschen hier noch lebten, denn neben riesigen Lautsprecherboxen gab es auch einen Fernseher in den Häusern.  Die Kinder waren natürlich nett und total lieb. Sie nahmen uns an die Hand und führten uns durch ihre Häuser. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, winkten sie uns noch lange nach.

Um ca. 16.00 Uhr waren wir am Hafen und ein Fahrer brachte uns zurück ins Hotel, wo wir die Dämmerung fotografierten. Für viel Geld gab es wieder wenig zu essen und schon bald zogen wir uns auf unser Zimmer zurück und ließen den langen Tag ausklingen.

Übernachtung: Hotel Libertador Lago Titicaca Puno

Donnerstag, 16.06.2016
22. Tag

An diesem eisigen Morgen genossen wir zusammen unseren letzten Sonnenaufgang am Titicacasee. Wieder war es wunderschön. Die ersten Boote fuhren zu den Uros Inseln und spiegelten sich in der Dämmerung. Ab und zu hörte man ein leichtes Plätschern, leise Vogelrufe erklangen. So standen wir mit klammen, kalten Fingern an den Kameras und drückten immer wieder den Auslöser, nebenbei versuchten wir unsere tiefgekühlten Hände in den Jackentaschen etwas aufzuwärmen und traten von einem Fuß auf den anderen - vor Kälte zitternd. Warum tut man sich das an, wird sich der eine oder andere fragen. Doch wenn dann die Sonne langsam über den Horizont klettert und mit ihrem Licht die ersten wärmenden Strahlen sendet, Farben langsam das Grau vertreiben, spätestens dann weiß man es und geht zufrieden in die Wärme des Hotels zurück.

Bei einem exzellenten Frühstück wurden wir langsam wieder warm und ließen durch die Panoramafenster unsere Blicke über den See schweifen. Auf Wiedersehen Titicacasee, du hast uns nicht enttäuscht und deine landschaftliche Faszination bleibt, trotz einiger negativer Seiten wie die extreme Armut der Menschen, die Überfischung, die Vergiftung des Wassers durch Industrie und Landwirtschaft. Man kann nur hoffen, dass sich hier von Seiten der Regierung etwas tut, denn sonst wird es diesen See mit seinen Bewohnern irgendwann nicht mehr geben.
Um 7.00 Uhr morgens ging es dann los, doch zuerst mussten wir die Scheibe frei kratzen. Auch das Gras glitzerte gefroren in der Sonne. Diesmal wies unser Navi uns einen weit weniger steilen Weg durch Puno, der Stadt Juliaca entgegen. Wieder fanden wir keinen Weg um die Stadt herum, doch diesmal war unser Weg noch schlechter, denn er wurde zu einer Schlaglochpiste. Dafür war er zweispurig bzw. südamerikanisch vierspurig. Unser Auto hoppelte brav mitten durch die Schlaglöcher hindurch, denn ein Ausweichen war nur bedingt möglich. Zu allem Überfluss kam auch noch eine Umleitung – natürlich eine einspurige Erdpiste voller Steine, aber auch die bewältigte unser Auto mit Bravour. Endlich um 8.00 Uhr ließen wir die Stadt Juliaca hinter uns. Rechts und links am Straßenrand waren unschön Müllberge aufgetürmt.
Dafür war die Landschaft jenseits Stadt wieder wunderschön. An einigen Seen entlang der Straße konnten wir immer wieder Flamingos entdecken. Schneebedeckte Berge rückten langsam näher. Hier auf der Hochebene sahen wir viel Landwirtschaft und Viehzucht. Über den Abra la Raya Pass, der mit seinen 4312 m auch die Grenze der Regionen Puno und Cuzco ist, ging es weiter in Richtung Urubamba, unserem heutigen Ziel.
Doch zuerst hielten wir noch an den Ruinen von Raqchi. Hier erstreckt sich mitten im Ort eine 80 ha große Ruinenanlage, die auch unter dem Namen Templo de Viracocha bekannt ist. Diesen Ort hatten die Inka ihrem gleichnamigen Schöpfergott geweiht, der mit einer Statue im Tempel stand. Der zentrale Tempel ist das einzige Monument des Inkareiches, das Säulen aufweist. Einige Hinweise wie die ungleichmäßigen Steine und die Verwendung von Mörtel sowie das Satteldach lassen Archäologen vermuten, dass  die Stätte noch aus der Präinkazteit stammt und mit der Tiwanaku-Kultur in Zusammenhang steht. Neben dem Tempel befinden sich hier viele Häuser und runde Lagersilos. Einige wurden restauriert. Leider waren mit uns ganze Busscharen vor Ort, aber dank der Größe der Anlage fand man immer wieder ein paar Plätze, an denen man allein durch die Ruinen streifen konnte.

Danach folgte ein Ort dem anderen und die Straße führte uns ins Urubamba-Tal. Wir fuhren auf direktem Wege zu unserer Unterkunft, der Lizzy Wasi Lodge, die etwas abseits der Hauptstraße am Inkatrail liegt. Die Straße war dementsprechend klein und eng und wir brauchten etwas, bis wir die Klingel am Tor fanden. Lizzy öffnete uns und war sehr erstaunt, dass wir mit dem Auto unterwegs waren. Das kommt hier nicht oft vor, meinte sie. Wir parkten im Innenhof und Lizzy zeigte uns unser Zimmer. Das zweistöckige Haus war liebevoll in den Garten gebaut. Unser Zimmer war groß hell und hatte zwei riesige Betten.
Neben Lizzy, die uns mit viel Herzlichkeit begrüßte, gab es hier auch Katzen und ein hübscher Kater ließ sich von uns streicheln. Dabei merkten wir mal wieder, wie sehr wir unsere Süßen daheim vermissten. Wir plauderten etwas mit Lizzy, die uns viele gute Tipps gab und machten uns dann auf den Weg zu dem Salinas de Maras, einem riesigen Salzterrassenfeld, das an den steilen Hängen des Urubambatals liegt.
In Serpentinen ging es wieder einmal hoch hinaus auf eine Hochebene. Immer wieder hatten wir eine schöne Aussicht auf die Stadt im Tal. Schneebedeckte Berge zogen unsere Blicke magisch an. Neben der Straße erstreckten sich reife Kornfelder.
Ca. einen Kilometer nordwestlich des kleinen Ortes Maras befinden sich die spektakulären Salzterrassen.  Wir zahlten am Eingang 10 Sol und durften dann passieren. Der Wächter war extrem nett und winkte uns hinterher. Gleich nach der ersten Kurve konnten wir auf die Salzterrassen hinab schauen. Der Anblick war einfach unglaublich. Unter uns lagen in den unterschiedlichsten Weiß-, Hellblau-, Grün- und Brauntönen die Salzterrassen, perfekt in die dunkelbraunen Hänge des Berges hineingebaut. Sie leuchteten richtig grell. Schon zu Zeiten der Inka wurde hier Salz gewonnen. Dieses Labyrinth aus Terrassen ist ca. 1000 Jahre alt. Das extrem salzhaltige Wasser kommt aus den Bergen und fließt in einem dafür angelegten schmalen Kanalsystem in die Becken. Dank der Sonne verdunstet das Wasser und zurück bleiben die weißen Salzkristalle. Hier oben wehte ein kalter, heftiger Wind, so dass man aufpassen musste und lieber nicht zu nah an die Kante heran ging.
Der Weg führte uns weiter hinab zum Eingang zu den Terrassen. Auf einem kleinen Parkplatz stellten wir unser Auto ab und durch ein Gewirr an Verkaufsständen, wo neben Klamotten, Tüchern und Schals natürlich auch Salz in allen möglichen Variationen angeboten wurde - von Speisesalz bis zu Badesalz, von Schokolade bis hin zu kleinen Salzfiguren.
Hier arbeiten verschiedene Familien und jedem Salzbauern gehören 5-10 Becken, die er bewirtschaftet. Diese Leute sind sehr arm und führen ein hartes Leben, denn währen der Regenzeit liegen die Becken brach und können nicht bewirtschaftet werden.
Ein fußbreiter Pfad führte durch das Labyrinth von Salzfeldern, so dass gerade eine Person ihn betreten konnte. Zwischen den Feldern gab es jedoch immer wieder Ausweichstellen, so dass Arbeiter und Touristen sich nicht gegenseitig behinderten. Chris lief wie eine Gazelle geschickt den Weg entlang, doch mir waren hier viel zu viele Leute und ich bekam Angst und fühlte mich in meine Jugend zurück versetzt, wo ich schon heftige Probleme mit dem Schwebebalken hatte. Ich kann überall gehen oder klettern solange ich auf einer Seite Halt habe, aber wenn es links und rechts nach unten geht, wird mir schwindlig und ich werde total unsicher. Außerdem ging es stellenweise bis zu zwei Metern hinab. So ließ ich Chris ziehen und begab mich zurück nach vorne, wo der Weg etwas breiter war und nicht so viele Menschen herumliefen. Sehr schön sah man die unterschiedlichen Reifephasen der Salzfelder. In etlichen stand das Wasser, andere hatten bräunliche Salzsole, wieder andere waren voller Salzkristalle und einige wurden gesäubert und waren leer. Ab und zu sah man junge Männer, die schwere salzgefüllte Säcke auf ihren Schultern schleppten. Andere kontrollierten den Zufluss und reparierten Schwachstellen. Hier durfte jeder kreuz und quer durch die Felder spazieren. So suchte ich mir einen andren Weg und verweilte auf einer Bank, wo ich auf Chris wartete. Zusammen erkundeten wir noch ein wenig einen weiter unten gelegenen Bereich, wo weit weniger Touristen herumliefen.

Zurück auf der Straße fuhren wir noch weiter in Richtung Cusco auf einer landschaftlich schönen Straße bis hin zu dem kleinen Ort Chinchero, wo wir kurz vor Sonnenuntergang ankamen. Hier war ein Sommersitz der Inkas und der 10. Inka Túpac Yupanqui soll hier seinen Lieblingssitz gehabt haben. In der Ortsmitte thront eine alte Kirche aus der Kolonialzeit, deren Fundament noch aus der Inkazeit stammt. Am Hang unterhalb der Kirche und der Plaza de Armas sind noch sehr viele Mauerreste zu sehen.
Doch um zur Kirche zu gelangen, mussten wir erst einmal Eintritt zahlen. Wir kauften für 140 Sol Ein Ticket, das für fast alle Sehenswürdigkeiten im Urubambatal gilt. Schnell spurteten wir den Hang hinauf bis zur Kirche, auf der das letzte Licht lag. Auf der Plaza de Armas boten viele Frauen Strick- und Webwaren an. Doch dafür hatten wir erst einmal kein Auge, denn das Licht schwand schnell.
Die alte Kirche war auch von innen sehr schön. An der Decke konnte man Originalgemälde bewundern. Leider durften wir hier drinnen nicht fotografieren.
Danach gingen wir zu den Mauerresten, auf denen gerade noch etwas Licht war und streiften darin herum. Von hier aus sahen wir, dass die Busse auf die gegenüberliegende Seite fuhren und dort hielten. Das war sicher ein großartiger Anblick. Natürlich suchten wir den Weg und dank unseres Navis fanden wir ihn auch und standen in der Dämmerung gegenüber der Kirche. Von hier aus konnte man die ganze Anlage überblicken, die sehr beeindruckend aussah.

Auf dem Rückweg zur Lodge hatten wir richtig Pech und ein Polizeiauto fuhr mit Rotlicht vor uns. Natürlich trauten wir uns nicht vorbei und tuckerten dem Auto mit 80 km/h hinterher. Da wir jedoch bis auf ein Abendessen nichts mehr vorhatten, war Chris recht entspannt.
In der Stadt angekommen, suchten wir nach dem Restaurant Paca Paca und unser Navi leitete uns mal wieder durch das Gewirr aus engen Einbahnstraßen. Dabei versenkten wir fast unser Auto, denn dank Straßenarbeiten war ein sehr tiefer Abwasserkanal, der quer durch die Straße ging, nicht abgedeckt worden. Wir sackten bis zur Achse durch und kamen nur dank unserem Allrad wieder heraus. Doch zum Glück war nichts passiert und wir fuhren weiter. Dumm war nur, dass plötzlich die Straße endete und das mitten in einem Sandberg und es keine Möglichkeit gab weiter zu fahren oder die Straße zu verlassen…. So mussten wir wieder zurück – auch wieder über den offenen Abwasserkanal, was wir zum Glück ein zweites Mal erfolgreich schafften. Jetzt hatten wir genug und fuhren erfolglos zurück in unser Hotel, wo wir uns von Lizzy ein Taxi rufen lassen wollten. Doch nicht mit Lizzy, denn natürlich fuhr sie uns selbst hin, was wir absolut nett fanden. Dumm schauten wir nur, als sie genau an einem Haus kurz vor dem Kanal hielt und uns raus ließ. Nee, oder?!!! So nah waren wir dran und hatten leider das extrem kleine Schild nicht gesehen. Über einen Hinterhof ging es eine Treppe hinauf in den zweiten Stock, wo wir uns in dem gemütlichen Gastraum einen Tisch suchten. Ein großer Pizzaofen stand in der Ecke und lauter Herzen hingen von der Decke. Eine liebevolle nette Einrichtung. Hier war es urgemütlich und wir fühlten uns gleich wohl. Die Leute hier waren absolut nett. Zu unserem Aperitif bekamen wir frisch geröstete Maiskörner, die noch etwas warm waren und verführerisch dufteten. Als Vorspeise aßen wir knusprige Hühnerbällchen mit Soße, die total lecker schmeckten. Ich  bestellte Forelle mit Quinoakruste in Passionsfruchtsoße und Chris ein deftiges Rindersteak mit Champignonsoße. Beides war sehr gut und mehr als zufrieden beendeten wir den Tag mit einem Pisco Sour.

Übernachtung: Lizzy Wasi Lodge, Urubamaba

Freitag, 17.06.2016
23. Tag

Da wir uns an diesem Tag viel vorgenommen hatten, frühstückten wir schon um 6.30 Uhr. Natürlich waren wir mal wieder die ersten und einzigen an diesem Morgen. Alle anderen schliefen noch.

Da es uns bei den Salinas de Maras so gut gefallen hatte, fuhren wir auch an diesem Morgen als erstes dorthin. Ich war anfangs nicht so überzeugt, aber Chris wollte unbedingt die Salzterrassen in einem anderen Licht sehen, was eine sehr kluge Entscheidung war. Denn wir waren alleine. Kein anderer Tourist war hier und die ganzen Salzterrassen gehörten uns und den Arbeitern. Auch das Licht war einfach klasse. Diesmal wagte ich mich viel weiter vor, denn es war niemand anderes da und ich konnte langsam Schritt für Schritt gehen. Das machte sogar richtig Spaß.

Als die ersten Touristen kamen, packten wir zusammen und fuhren zu den Inka-Terrassenanlagen von Moray. Diese kreisförmigen und konzentrischen Terrassen liegen unterschiedlich hoch. Jede hat dabei ein eigenes Mikroklima. Man vermutet, dass die Inkas hier ein Agrarversuchsfeld bewirtschafteten und die Einflüsse des Mikroklimas auf den Pflanzenwuchs erforschten. Wir waren total beeindruckt, was die Inkas hier geschaffen hatten und liefen einmal um die Senken herum.

Nach dieser eindrucksvollen Besichtigung fuhren wir in Richtung Ollantaytambo zu dem Tempel in den Bergen, den uns Lizzy empfohlen hatte. Diese Tempelruine ist relativ unbekannt. Doch dank der guten Wegbeschreibung von Lizzy fanden wir den richtigen Parkplatz für unser Auto und wanderten an den Bahnschienen entlang bis zu dem Schild wo ein Spaßvogel einen grinsenden Schweinekopf aus Gummi auf einen Kaktus gesteckt hatte. Somit war der Einstieg leicht zu finden. Wir kraxelten über ein Geröllfeld langsam in die Höhe, kamen an Terrassen vorbei und entdeckten erste Anzeichen von menschlichen Behausungen. Auf Ministufen ging es langsam sehr steil bergauf bis wir vor einer bebauten Halbhöhle standen. Leider waren wir an diesem Tag nicht alleine und mussten uns den Ort mit drei Mädchen und zwei Jungen teilen, die den Ort erkundeten, um ihn vielleicht Touristen als Tour anzubieten.
Ein großer Stein, der vielleicht einmal als Altar genutzt wurde, war am Eingang und Mauerreste eines Hauses bildeten rechts den Abschluss der Höhle. Ein weiteres Haus bzw. die Reste davon erkundeten wir neben der Höhle. Leider waren hier viel Müll, Feuerreste und auch Uringeruch. Wirklich schade, dass die Menschen so wenig Respekt vor der Vergangenheit haben und solch faszinierenden Ort verschmutzen.
Nachdem die Jugendlichen weg waren, genossen wir die Höhle noch etwas für uns alleine. Die Aussicht von hier oben in die Schlucht war klasse. Danach machten wir uns auf den Weg zurück zum Auto, wo wir zum Glück ohne auf dem Geröll auszurutschen ankamen.

Weiter ging es nach Ollantaytambo, wo wir uns den Ort und die Ruinenanlage anschauen wollten. Diese kleine Stadt ist noch ein Original aus der Inkazeit. Die Häuser, Inka-Terrassen und engen Gänge der Stadt sind noch in ihrem ursprünglichen Zustand. Die engen geraden Straßen bilden 15 Blocks, die je einen Eingang zu einem Innenhof haben, der wiederum von Häusern umrahmt ist. Einige Häuser bestehen aus perfekten dunkelrosa Inka-Mauern. Hier gab es Verwaltungs-, Landwirtschafts-, Militär-, und religiöse Einrichtungen der Inka.
Ein imposantes Inka-Bauwerk mit sehr starken Mauern thront an der Bergflanke. Hierher zog sich auch Manco Cápac II. (der einzige bedeutende Inka-Herrscher (1533–1544) nach der Eroberung des Inkareichs und der Ermordung Atahualpas durch die spanischen Eroberer) nach dem Fall Cuscos an die Konquistadoren zurück, um seine verbliebenen Soldaten zu sammeln. Leider lag die Anlage schon fast völlig im Schatten, aber die Stufen waren so steil und anstrengend, dass wir bald froh darüber waren. Die Aussicht auf den Ort und die gegenüberliegende Seite waren klasse und auch durch die Ruinen zu wandern, war ein tolles Gefühl. Hier haben die Inkas gelebt und ein beeindruckendes Bollwerk hinterlassen. Wir gewannen schnell an Höhe und ließen die Reisegruppen hinter uns.
Von hier oben sahen wir weitere Ruinen an einem Berghang gegenüber, wobei es sich um die Vorratsspeicher der Inka handelt, denn durch die kühlen Winde und die Schattenlage am Berghang konnten hier über längere Zeiträume Lebensmittel perfekt gelagert werden.

Wir wanderten von einem Komplex zum nächsten, immer wieder begeistert von den Baukünsten der Inka, bis wir über die landwirtschaftlichen Terrassen wieder nach unten kamen. Fasziniert betrachteten wir auch das Wassersystem, das wie überall, die Anlage mit Trink und Brauchwasser versorgte und die Terrassen bewässerte.  Während wir die Anlage erkundeten, wurde es merklich immer voller. Von unten sahen wir Menschenmassen auf den Stufen, die sich wie Ameisen langsam in die Höhe arbeiteten. Der Parkplatz war auf einmal brechend voll und wir sehr froh, dass unsere Besichtigungstour zu Ende war.

Da es noch etwas Zeit bis zur Dämmerung war, fuhren wir noch einmal nach Chinchero, doch diesmal gleich auf die gegenüberliegende Seite, wo wir ein paar Bilder im Abendlicht von der Anlage machten.

Noch bei Tageslicht kamen wir bei Lizzy an und erzählten ihr von unserem Tag. Nachdem wir geduscht hatten, fuhr uns Lizzy ins Restaurant Tres Keros, wo ein schöner eingeheizter Kamin für eine angenehme Wärme sorgte.  Nebenbei lief der Fernseher auf Hochtouren, denn an diesem Abend spielte Peru gegen Kolumbien im Südamerika-Cub, doch leider verloren sie.
Nach dem Essen bestellte Chris ein Taxi und wir schauten nicht schlecht, als Lizzy wieder vor der Tür stand und uns abholte.
Zurück im Hotel verewigte ich mich noch an der Wand im Aufenthaltsraum, die als Gästebuch dient. Danach gingen wir aufs Zimmer, packten noch unsere Sachen zusammen und waren einstimmig der Meinung, dass unser Aufenthalt hier viel zu kurz war und wir gerne noch etwas länger bei Lizzy und im Urubamba-Tal geblieben wären, denn es gäbe noch einiges zu erkunden.

Übernachtung: Lizzy Wasi Lodge, Urubamaba

Samstag, 18.06.2016
24. Tag

Nach einem zeitigen Frühstück verabschieden wir uns von Lizzy und machen uns um 7.00 Uhr auf den Weg in Richtung Cusco. Trotz Bewölkung kämpfte sich die Sonne durch. Leichter Nebel lag im Tal. Zu dieser Uhrzeit waren wir fast alleine unterwegs.
Unser erstes Ziel am Morgen war der Ruinen- und Terrassenkomplex von Pisac, der von den Inkas auf einen Bergvorsprung erbaut wurde. Somit thront die Anlage ca. 300 m über dem Dorf. Sie erstreckt sich über mehrere Kilometer. Hier kann man neben den weitläufigen Terrassenfeldern Häuser, Paläste und Tempel besichtigen. In der Mitte des Tempelbereiches befindet sich ein senkrechter Felszacken das Intiwatana. Hier sollte die Sonne angebunden sein. Wir fuhren direkt zum Parkplatz an der Anlage und waren um 8.00 Uhr morgens so ziemlich die einzigen Besucher. Fast schon einsam streiften wir durch den weitläufigen Komplex. Die Terrassen lagen wunderschön im Morgenlicht und die Aussicht auf die Ruinen, das Dorf und das Valle Sagrado waren einfach atemberaubend. Wir liefen fast 1,5 Stunden umher, begeistert von der Baukunst dieser einst lebendigen Stadt.

Um 9.30 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg in Richtung Cusco. Wir stoppten kurz am Mirador Taray, einem sehr schönen Aussichtspunkt auf das Valle Sagrado, der leider erst nachmittags im besten Licht liegt und machten ein paar Bilder. Weiter ging es nach Tombo Machay einem Wasserheiligtum der Inka. Hier wird Wasser in Kanälen über terrassenförmige Ebenen geleitet. Dafür wurde der natürliche Felsen bearbeitet und Mauerwerk eingearbeitet. Über Nischen in den Felsen gelangt das Wasser zu den Wasserspielen.
Auf dem Weg dorthin fotografieren wir zwei Frauen mit ihren Lamas. Etwas weiter den Weg hinab zu den Wasserspielen bestürmten uns Händler mit Schals und Tüchern. Man merkte, dass man nah an Cusco war.
Nach der Besichtigung fuhren wir weiter nach Puca Pucara dem roten Fort, das ebenfalls eine alte Inka-Anlage sein soll. Eigentlich weiß jedoch niemand so genau, was diese Ansammlung von Mauern und Treppen zu bedeuten hat, denn es sind keine Gebäude erkennbar. Eventuell handelte es sich um eine Verteidigungsanlage, die strategisch auf einem kleinen Hügel platziert wurde. Wir schauten uns die Mauerreste an und spazierten durch die Gänge. Nebenbei entdeckten wir eine kleine Höhle, die vielleicht einmal als Vorratsspeicher diente.

Weiter ging es nach Kenko. Diese Kultstätte auch wak’as galt in der Mythologie der Inka als Eingang zur Unterwelt. Hier wurden religiöse Zeremonien ausgeübt, Opfer dargebracht und Tote auf ihre letzte Reise geschickt. Auf Grund der bizarren Steinformationen kombiniert mit Stufen, Formen und Symbolen strahlte dieser Ort eine besondere Atmosphäre aus. Hier findet man Steinblöcke und Brunnen unterschiedlichster Bedeutung. Jeder diente einem besonderen Zweck.
Besonders interessant fanden wir eine Höhle, die von außen fast nicht zu sehen war. Senkrechte Felsen sowie ein großer Felsbrocken verbargen den Eingang. Dies war ein heiliger Ort der Priester. Einen großen Altar kann man heute noch betrachten. Hier wurden Opfer dargeboten und Tote einbalsamiert, deren Körper den Berggeistern geopfert wurden.
Fasziniert wanderten wir durch den Berg an Steinen und kamen fast am Parkplatz wieder raus. Durch einen Lautsprecher hallte uns etwas blechern schöne Inkamusik entgegen und ein als Inka verkleideter Peruaner stand für Fotos bereit. Zuerst gingen wir vorbei, doch dann wendete Chris und kaufte eine CD, denn die Musik war wirklich schön.

So kamen wir langsam und stetig unserem Ziel Cusco immer näher, doch bevor wir die Stadt eroberten, mussten wir natürlich noch einen Abstecher zur Inka-Festung Sacsayhuamán machen, die hoch über der Stadt thront. Die Anlage liegt auf 3500 m und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie wurde teils durch die spanischen Eroberer und teils durch Erdbeben stark beschädigt, so dass heute noch ca. ein Drittel besichtigt werden kann. Bis heute weiß niemand so genau, welchen Zweck der Komplex diente. Riesige mörtel- und fugenlose Zickzackmauern wiesen auf einen Verteidigungszweck hin, während anderen Bauformen eine eher religiöse Bedeutung zugesprochen wird. Auf einem großen Platz hinter den Mauern wird noch heute jährlich am 24.06. das Sonnenfest – Inti Raymi – gefeiert. Dafür wurde schon bei unserem Besuch fleißig eine Arena mit Sitzgelegenheiten aufgebaut.
Wir schlenderten durch die Anlage und genossen die Aussicht auf die Stadt. Von hier oben konnten wir gut auf die Plaza de Armas schauen. Auch hier wimmelte es von Menschen und der Platz war definitiv gesperrt. Bühnen wurden aufgebaut. Okay, dort irgendwo wäre unser Hotel und das Auto wollten wir auch noch abgeben, ging es uns durch den Kopf. Aber auch dafür würde es schon irgendwie eine Lösung geben. Jetzt genossen wir die Wärme des Tages und die Schönheit der Anlage. Wir schauten uns die natürliche Felsenrutsche an, auf der Kinder ihren Spaß hatten, spürten die Wärme der Mauern und deren Mächtigkeit. Was für ein toller Ort! Da wir gerade vor Ort waren, fuhren wir noch weiter zur Christusstatue, dem Cristo Blanco, der mit ausgebreiteten Armen hoch über der Stadt steht. Da ja Samstag war, trafen wir hier natürlich auch wieder auf einige Hochzeitspaare, die sich vor der Statue bzw. vor der Stadt fotografieren ließen.

Danach fuhren wir nach Cusco hinab. Die Stadt war einst Hauptstadt des Inkareiches, wurde von den Spaniern erobert und belagert, als  Manco Cápac II 1535 einen Aufstand gegen die Spanier organisierte und dabei fast völlig zerstört. Durch die Gründung Limas durch Pizarro verkam die Stadt zur unwichtigen Kolonialstadt. Hier wurde 1692 die älteste Universität Perus gegründet. Doch erst mit der Entdeckung Machu Picchus im Jahre 1911 wurde Cusco wieder zu einer bedeutenden Stadt und damit zu einem wichtigen Touristenzentrum. 1950 zerstörte ein heftiges Erdbeben große Teile der Stadt, nur die von den Inkas errichteten Grundmauern der Paläste und Tempel, die schon die Zerstörung durch die Spanier überstanden hatten, hielten wieder. Ein weiteres verheerendes Erdbeben zerstörte ca. 90 Prozent der 1950 wieder aufgebauten Kirchen und Häuser. 1983 wurden die erhalten gebliebenen Ruinen sowie die Innenstadt mit ihren Kolonialbauten zum UNESCO- Weltkulturerbe erklärt.
Unser Navi führte uns ins Herz der Stadt. Doch leider stimmten die GPS Angaben mal wieder überhaupt nicht und so standen wir etwas abseits der Plaza de Armas an unserem zukünftigen Hotel, dem Fallen Angel, und musterten ratlos den Stadtplan. Durch die Feierlichkeiten auf der Plaza konnten wir nicht wirklich mit dem Auto nach dem Hotel suchen. So ließ mich Chris kurzerhand im Auto sitzen, denn wir standen nur halblegal auf einem gesperrten Parkplatz und machte sich zu Fuß auf die Suche nach unserem Hotel. Nach gefühlten Stunden, die sich jedoch auf ca. 30 Minuten beliefen, kam er wieder, im Schlepptau einen jungen Mann, der unser Auto zurück nach Lima bringen sollte. So mussten wir nicht mehr nach einem Parkplatz für unser Auto suchen, denn eigentlich sollte es erst am Abend abgeholt werden. Unser Retter fuhr uns so nah es ging an die Plaza de Armas heran. Hier packten wir schnell unser Zeug aus, während er mit einem Polizisten verhandelte und gingen schon mal zum Hotel, dem Plaza de Armas, das, wie eigentlich der Name schon verriet, sich genau an der Plaza befand. Doch es war gut versteckt und wenn man nicht wusste, dass es einen blauen Balkon besitzt und sich gegenüber der Kathedrale befindet, tut man sich schon etwas schwer, es zu finden. Überall wimmelte es von Menschen, Bühnen wurden aufgebaut und Lichter getestet.
Während Chris unser Auto übergab, checkte ich schon mal ins Hotel ein. Unser Zimmer lag im 3. Stock, es war klein, aber sauber.
Wir gingen in das Café, das zum Hotel gehörte und bekamen einen schönen Platz auf dem Balkon. Mit leckerem Kuchen und Kaffee schauten wir dem Treiben auf der Plaza zu. Um 17.00 Uhr gingen wir zu einer kleinen Reiseagentur, wo wir schon mal die Einweisung für den Manu-Nationalpark bekommen sollten. Da wir 15 Minuten zu früh dort waren, führte uns ein netter Mitarbeiter auf einen Balkon, von wo aus wir einen schönen Ausblick auf die Stadt hatten. Da ertönte ein lautes Quieken und als wir uns über die Balkonbrüstung lehnten, sahen wir wie eine Frau ein Meerschweinchen schlachtete… Nein, ich werde wohl nie Meerschweinchen essen!!!
Die Einweisung ging schnell und wir erhielten alle wichtigen Information für unseren geplanten Amazonas-Trip.
Um 18.20 Uhr kam ein Mitarbeiter der Agentur Coltur zu uns ins Hotel und brachte uns unsere Tickets für Machu Picchu, denn am nächsten Morgen wollten wir ja sehr früh nach Machu Picchu aufbrechen. Der junge Mann war sehr freundlich und hilfsbereit. Er gab uns auch seine Telefonnummer, falls wir Probleme hätten.
Zum Abendessen gingen wir ins Restaurant „Morena Peruvian Kitchen“. Schon das Personal war super nett und das Essen ganz hervorragend. Es war eine Mischung aus peruanischer und asiatischer Küche. Aber es schmeckte nicht nur klasse, es wurde auch dementsprechend angerichtet. Wir waren satt und sehr zufrieden. Ca. 20.30 Uhr waren wir wieder im Hotel zurück, nachdem wir uns durch die Menschenmassen gekämpft hatten. Uns gegenüber spielte eine Band auf der Bühne. Die Musik war eine Mischung aus Folklore und Rock. Auf den Monitoren lief eine Werbung für Cusceña, dem Bier aus Cusco, die hier wohl auch einiges finanziert hatten.

Um dem Treiben gut folgen zu können, hatte Chris nachgefragt, ob man uns zwei Plätze auf dem Balkon reservieren könnte. Aber dank seines rudimentären Spanisch, waren wir uns unsicher, ob es geklappt hatte. So schauten wir uns auf dem vollen Balkon um und entdeckten tatsächlich zwei reservierte Plätze, die für uns waren. Strahlend nahmen wir Platz und konnten nun von unserem Logenplatz dem Geschehen auf der Plaza interessiert mit einem Pisco in der Hand folgen. Unter uns tummelten sich immer mehr Menschen und aus allen Himmelsrichtungen schoben noch mehr Leute auf den Platz, denn im Laufe des Abends sollte hier ein Feuerwerk stattfinden. Bis dahin spielte jedoch Musik. Nach einer kurzen Ansage begann dann endlich das Feuerwerk direkt über der Cusceña Leuchtreklame auf einem kleinen Berg. Goldregen, wunderschöne sich verändernde Farbfächer, aufeinander abgestimmte explodierende Sterne in allen möglichen Farben, selbst Smileys erhellen unsere Gesichter und führten zum gewünschten Effekt. Schnell aufeinander folgende Schüsse färben den Himmel in schillernde Farben. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Das Feuerwerk war richtig lang. Doch damit nicht genug, nach einem farbenprächtigen Finale bei schönster Musik begann eine Lasershow mit Illuminierung der Kirchen. Wow, war das klasse. Selbst die Massen unter uns schienen zu verharren und den Atem anzuhalten. Dann um 22.00 Uhr war die Show vorbei und der Abbau begann wieder. Doch mit dem Ende der Show kam das Nachtleben erst richtig in Schwung, denn die Menschenmassen sortierten sich neu und die Nachtschwärmer grölten die ganze Nacht durch die Straßen. Da unser Hotel strategisch günstig lag, bekamen wir natürlich alles mit, fast so, als ob unsere Betten mitten auf der Straße standen. Nett fand ich, dass uns das Zimmermädchen Ohropax auf das Kopfkissen gelegt hatte. Die halfen zwar nicht viel, aber sie dämpften den Lärm und ich konnte etwas Schlaf finden nach diesem langen und aufregenden Tag.

Übernachtung: Hotel Plaza de Armas, Cusco

Sonntag, 19.06.2016
25. Tag

Etwas übernächtigt und sehr früh standen wir an diesem Morgen auf. Wir frühstückten um 6.00 Uhr und liefen noch einmal kurz durch die Stadt, wo wir ein paar witzige lebensgroße Pappfiguren bewunderten.

Wir waren schon etwas aufgeregt, denn ein absolutes Highlight – die Fahrt nach Machu Picchu - stand kurz bevor. Ein Mitarbeiter des Hotels fuhr uns um 7.15 Uhr zum Bahnhof Poroy und bot an, uns nach unserem 2-Tagesausflug auch wieder abzuholen. Einen Teil unseres Gepäcks hatten wir im Hotel deponiert, denn man sollte maximal 5 kg pro Person in den Zug mitnehmen. Durch die Fotoausrüstung waren wir natürlich „minimal“ schwerer und hatten uns im Voraus schon ziemlich den Kopf zerbrochen, wie wir das anstellen sollten. Dank dem Reisebüro Schiegg hatten wir jedoch eine Sondergenehmigung, doch als wir sahen, was die anderen so alles mitschleppten, hätten wir die nicht gebraucht, denn mit einer kleinen Reisetasche und zwei Fotorucksäcken waren wir deutlich unter dem Durchschnitt, was die Gepäckmenge betraf.
Der Bahnhof war echt schick und modern. An einem Stand holte mir Chris sogar einen Cappuccino. So verging die Zeit bis unser Zug eintraf sehr schnell. Wir verstauten unser Gepäck im vorderen Teil des Waggons und nahmen unsere Plätze ein, wo wir in einem Stuhlzwischenraum perfekt die Rucksäcke hinstellen konnten. Leider mussten wir rückwärtsfahren und so zogen Felder, Bauernhöfe und eine schöne Berglandschaft rückwärts an uns vorbei. Bis zum Bahnhof von Ollantaytambo brauchten wir gut 2 Stunden. Doch hier rissen langsam die Wolken auf und die Sonne kam heraus. Jetzt wurde die Fahrt gleich viel angenehmer. Wieder ging es durch eine wunderschöne Berglandschaft, Inkaruinen zogen an uns vorbei und wir konnten sogar einen kurzen Blick auf den Inka-Pfad erhaschen, auf dem ein paar Touristen gerade entlang gingen. In diesem Moment und bei dem schönen Wetter hätten wir gerne getauscht und den Weg nach Machu Picchu zu Fuß zurückgelegt. Langsam aber sicher kamen wir unserem Ziel - den sagenumwobenen Ruinen - immer näher. Die Inkas erbauten sie im 15. Jahrhundert auf 2430 m. Sie liegen auf einem Bergrücken zwischen den Gipfeln des Huayna Picchu und des Machu Picchu ca. 75 km nordwestlich von Cusco. Den Baubefehl soll der Inkaherrscher Pachacútec Yupanqui um 1450 herum erlassen haben. Er schuf die Grundlage zur Ausdehnung des Inkareiches und führte den Kult um den Sonnengott Inti ein.
In Machu Picchu wurden auf Terrassen 216 Steinbauten wie Tempel oder Wohnungen errichtet, die über Treppen und Stufen verbunden sind. Die Stadt besitzt eine auch heute noch funktionierende Wasserversorgung und Regenwasserableitung. Hier sollten einst bis zu 1000 Menschen gelebt haben.
Machu Picchu wurde 1983 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Doch vorerst lief unser Zug um 12.15 Uhr im Bahnhof von Agua Calientes ein. Wir schnappten unsere Taschen und liefen einmal quer durch den Ort bis zu unserer Pension, dem Panorama B&B, wo uns unser Gastgeber Christophe schon erwartete. Er zeigte uns unser Zimmer im vierten Stock, das uns auf Anhieb super gefiel. Hier am Ortsrand hatten wir einen schönen Blick auf den Urubamba Fluss und in das Tal hinein. Ringsherum die hohen Berge. Aber lange hielten wir es nicht aus, denn die Ruinen zogen uns magisch an. So saßen wir schon um 13.15 Uhr im Bus und fuhren durch das Tal bis zu einer Brücke. Hier musste man auch entlang, wenn man zu Fuß nach Machu Picchu wollte. Gleich rechts neben der Straße sahen wir respektvoll den schmalen Pfad, den täglich Hunderte von Menschen gingen. Wir saßen bequem im Bus und ließen uns chauffieren. Fast in jeder Kurve kam uns ein Bus entgegen und geschickt wichen die Fahrer einander aus. Wir fuhren durch dichten Wald mit viel Grün und hohen Bäumen. Zwischen den Bäumen konnten wir immer wieder einen Blick hinab in das Tal werfen, das langsam immer kleiner unter uns lag. In der letzten Kurve konnten wir einen ersten Blick auf die Ruinen erhaschen, die sich majestätisch am Hang erstreckten und uns zu begrüßen schienen. Unsere Aufregung stieg, denn gleich waren wir da und konnten Chris Lebenstraum verwirklichen und mit eigenen Augen die legendären Ruinen von Machu Picchu betrachten.

Doch zuerst mussten wir uns noch durch den Eingang kämpfen. Hier war sogar am Nachmittag noch einen Schlange, doch es dauerte nicht lange, dann wurden unsere Pässe und Eintrittstickets kontrolliert und wir waren auf dem Gelände. Nach einer kurzen Wanderung konnten wir endlich die Ruinen betrachten, die im schönsten Nachmittagslicht vor uns lagen. Es war irgendwie wie in einem Traum – unfassbar und überwältigend zugleich.
Natürlich wollten wir zuerst die Ruinen aus der Ferne besichtigen und so ging es wieder einen Pfad mit zahlreichen Steinstufen steil bergauf. Wir schwitzten und keuchten ganz schön, doch ohne Fleiß kein Preis und so erklommen wir die Stufen bis zu den ersten renovierten Häusern. Schon von hier aus war die Aussicht auf die Stadt gigantisch, aber für den noch besseren Blick mussten wir noch etwas weiter keuchen. Dann war es geschafft und die Ruinenstadt lag unter uns, dahinter der 2701 m hohe Huayna Picchu. Hier oben von den Terrassen aus war die Aussicht auf die Stadt wunderschön und es war genug Platz für alle.

Auch das Wetter meinte es an diesem Tag gut mit uns. Die Sonne schien und Wolken waren am Himmel. Begeistert klickten unsere Kameras. Je später es wurde, desto wärmer wurde auch das Licht. Wir wanderten erst über die Terrassen zum Eingang in die Ruinen und erkundeten dann die Häuser, begeistert von der Jahrhunderte überdauernden Baukunst der Inkas. Wir sahen Wohnhäuser, Tempel und viele Terrassen. Wanderten Pfade und Stufen bis wir wieder auf dem Weg zum Ausgang waren. Doch Chris wollte unbedingt noch einmal im späten Nachmittagslicht hinauf auf die Terrassen, um noch ein letztes Mal an diesem Tag auf die Anlage schauen zu können. So kämpften wir uns die riesigen Steinstufen hinauf, die die Inkas in Handarbeit gefertigt hatten. Oben schnauften wir erst einmal tief durch und genossen die Aussicht, bis uns um 17.00 Uhr die Aufpasser so langsam in Richtung Bus scheuchten. Dabei war das Licht so schön und wir waren mittlerweile fast alleine hier. Doch die Aufpasser wollen Feierabend machen und vehement drängen sie uns, die Anlage zu verlassen. So saßen wir kurz nach 17.00 Uhr im Bus und fuhren den Berg hinab ins Tal zurück, wo wir nach ca. 30 Minuten ankamen.

Unsere Pension war nicht weit weg und Christophe begrüßte uns. An unseren strahlenden Augen sah er schon, wie gut es uns gefallen hatte. Er empfahl uns das Restaurant El Indio Feliz und reservierte uns einen Tisch dort. Doch zuerst spülten wir den Staub des Tages in der Dusche runter.
Durch den Ort vorbei am illuminierten Brunnen und einer kleinen Kirche schlenderten wir zum Restaurant, das uns auf Anhieb super gefiel. Es sah aus wie ein riesiges Piratenschiff und wir gingen an Bord. Der Besitzer hatte einst ein Weltumsegelung gemacht und sein Restaurant dadurch einem Schiff nachempfunden. Aber nicht nur das Ambiente war klasse, auch das Essen schmeckte sehr gut wie auch der wohlverdiente Pisco. Durch den Ort ging es wieder zurück zu unserem Zimmer.

Übernachtung: Panorama B&B, Aguas Calientes

Montag, 20.06.2016
26. Tag

Nach einer kurzen Nacht sitzen wir schon um 4.15 Uhr beim Frühstück und knabbern an einer Semmel. Mehr ging um diese Uhrzeit einfach noch nicht. Schon um 4.30 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Bus. Viele, vor allem junge Menschen, kamen uns mit Stirnlampen entgegen. Sie machten sich zu Fuß auf den Weg. Dann kam der Schock, denn obwohl der erste Bus erst um 5.30 Uhr startete, tummelten sich hier schon unglaublich viele Menschen. Wir liefen die Schlange (ca. 250 Leute) bis zu ihrem Ende ab und stellten uns an. Gespannt warteten wir die Stunde ab, doch dank der Massen vor und auch nach uns verging die Zeit wie im Fluge. Es war unglaublich, wie viele Touristen hier im Ort untergekommen waren. Wir kamen in den 9. Bus als zweites Paar. Wieder ging es auf holpriger Piste in Serpentinen hoch zu den Ruinen. Es war noch dunkel und so konnten wir uns entspannt zurücklehnen und noch etwas dösen. Auch hier am Eingang stapelten sich die Leute. Es dämmerte bereits und war kalt und neblig mit leichtem Nieselregen. Müde und fröstelnd gingen wir jedoch zuerst zu den Toiletten, denn in der Anlage gab es keinerlei Möglichkeit dazu. Auch hier hatte sich schon eine Schlange gebildet und niemand kam. Es dauert noch ein paar Minuten, bis endlich geöffnet wurde. Dann konnte es losgehen und wir stellten uns in die Schlange vor dem Eingang. Wahnsinn, wie viele Menschen hier warteten. Einige total verschwitzt und halbnackt, andere in dicke Jacken gehüllt und fröstelnd. Es ging ziemlich schnell und schon waren wir wieder in der Anlage. Den Weg zu den Terrassen kannten wir ja schon und jetzt beim zweiten Mal war er immer noch anstrengend, aber nur noch halb so wild.
Schon am Vortag hatten wir uns unsere persönliche „Foto-Terrasse“ ausgesucht, auf der wie den Sonnenaufgang abwarten wollten und so stellten wir uns dorthin. Zäher Nebel verhinderte die Sicht auf die Ruinen. Nur ab und zu konnte man die Silhouetten schemenhaft erkennen. Langsam wurde es immer heller, aber es war immer noch nichts zu sehen. Irgendwann holte ich mein Sitzkissen und meinen Kindel heraus und setzte mich hin und las. Als ich aufblickte hatte sich der Nebel gelichtet und Teile der Ruinen lagen mystisch unter uns. Schnell sprang ich zur Kamera und machte ein paar Aufnahmen. So schnell das Loch im Nebel entstanden war, so schnell schloss es sich auch wieder. So zog sich der Morgen dahin. Doch es war spannend und mystisch und man kam sich vor wie ein Beobachter, der durch ein Zeitfenster auf das Leben in Machu Picchu einen Blick werfen konnte. Durch den Nebel war lange nichts von der Sonne zu sehen. Doch irgendwann setzte sie sich durch und es wurde wärmer. Wieder waren wir absolut begeistert. Dank unseres netten Aufpassers konnte Chris am Morgen ungehindert mit dem Stativ fotografieren, was hier leider nicht immer funktioniert, wie wir am nächsten Morgen feststellen mussten.

Doch vorerst genossen wir das Licht und die Sonne. Später zogen wir immer weiter nach oben und wanderten dann zur Inkabrücke, zu der ein schöner Pfad durch den Regenwald führte. Immer wieder konnten wir in das Tal blicken und weit unter uns das Wasser des Urubamba Flusses sehen. An den Bergen hingen noch immer Nebelfetzen. Hier waren nur wenig Touristen unterwegs. Doch leider roch es auf dem ganzen Weg nach Urin. Wieder einmal fragten wir uns, warum man auf dem Gelände keine Toilette errichtet hatte.
Die Inka Brücke an sich war gesperrt und konnte nur durch ein Tor betrachtet werden. Hier führte der Weg direkt an einer Steilwand über eine schmale Mauer in der einige Meter fehlten und mit Holzbohlen überbrückt waren. Bei einer Bedrohung durch Feinde konnten die Inkas die Bohlen wegnehmen und niemand konnte sich nähern. Nach all den Jahren sah sie nicht wirklich vertrauenserweckend aus und trotzdem waren wir wieder einmal erstaunt wie geschickt die Inkas ihre Anlage geschützt hatten.
Auf dem Weg zurück kurz vor dem Gate kam uns ein Pärchen entgegen und hinter ihnen ging ein riesiger Hund. Sind hier Hunde erlaubt, fragte ich mich und noch während ich mich das fragte verwandelte sich der Hund vor meinen Augen in einen Bär. Träumte ich etwa? Doch Chris aufgeregte Worte: „Mach schnell ein Bild“, holten mich zurück in die Realität und ich bemühte mich trotz Aufregung und Weitwinkelobjektiv ein brauchbares Bild von dem schwarzhaarigen Gesellen hinzubekommen. Irgendwie spürten wir instinktiv, dass das hier eine besondere Begegnung war. Später erfuhren wir, dass es sich um einen Brillen- oder Andenbären (Tremarctos ornatus) handelte. Dieser Bär ist die einzige in Südamerika vorkommende Bärenart. Er ist auf Grund des immer weiter fortschreitenden Lebensraumverlustes vom Aussterben bedroht. Weltweit gibt es nur noch ca.
25 000 Tiere und in Peru ca. 6000. Er hat ein schwarzes Fell und eine auffällige helle Gesichtsfärbung, von der sein Name stammt. Er ist Allesfresser und lebt vorzugsweise in den Gebirgen. Da ein ausgewachsenes Männchen bis ca. 1,9 m lang werden kann und ein Gewicht von bis zu 175 kg auf die Waage bringt, handelte es sich entweder um ein junges Männchen oder ein kleines Weibchen, die ausgewachsen nur bis zu 80 kg wiegen. Der Bär lief direkt an uns vorbei und verschwand dann im Hang. Mit noch immer offenen Mündern starrten wir in das dichte Grün. Hatten wir das jetzt wirklich erlebt? Freudestrahlend kamen wir am Gate an, wo wir gleich nachfragten und den „Namen“ des Bären erfuhren. Wir sahen den Bären später sogar noch einmal. Als wir auf einer der oberen Terrassen saßen und die Aussicht auf die Ruinen genossen, stöberte er im Gebüsch herum und erfreute auch noch ein paar andere Touristen.

Die Mittagszeit verbrachten wir im Schatten, etwas abseits des Geschehens. Hier konnten wir auch in Ruhe unser Lunchpaket verzehren, das wir uns von der Lodge mitgenommen hatten. Hier war kein Aufpasser, denn auf dem Gelände gibt es nicht nur keine Toiletten, hier ist auch das Essen verboten. Mit uns hatten sich auch noch ein paar andere Touristen eingefunden und auch ein paar Lamas suchten hier Schatten und erbeuteten den einen oder anderen Apfel von den Touristen. Sie waren echt schlau, erst grasten sie friedlich in der Nähe, aber sobald etwas raschelte wurden sie aufdringlich und kamen vehement immer näher und schnüffelten die Tüten ab, sehr zur Belustigung der Leute. Nur ein Kleinkind fand das überhaupt nicht lustig und schrie sich die Seele aus dem Leib. Doch je lauter es schrie, desto neugieriger wurde das Lama und kam immer näher, bis die Eltern sich erbarmten und das Kind wegbrachten. Leider zog es an diesem Tag immer mehr zu und so ließ die dichte Bewölkung keinen Sonnenstrahl mehr zu. Wir gingen noch einmal durch die Ruinen und begaben uns dann zum Bus. Schon um 17.00 Uhr waren wir zurück im Ort, nach einem langen und wunderschönen Tag voller Mystik und tollen Begegnungen auf den Spuren der Inkas.

Chris hatte schon am Vortag wieder einen Platz im Restaurant El Indio Feliz reserviert und wieder aßen wir ganz hervorragend in unserem Bootsrestaurant. Besonders mein Mangohühnchen war klasse, aber auch Chris Steak schmeckte super.
Wir ließen den Tag noch einmal Revue passieren und waren absolut zufrieden.

Übernachtung: Panorama B&B, Aguas Calientes

Dienstag, 21.06.2016
27. Tag

Nach der langen Schlange am vergangenen Morgen standen wir natürlich heute noch eher auf. So klingelte der Wecker schon um 3.45 Uhr. Gestern hatten wir schon unsere Sachen gepackt und verstauten sie heute nur noch bei Christophe, da wir das Zimmer bis 10.00 Uhr räumen mussten, aber noch zu den Ruinen fahren wollten.
Während ich schlaftrunken an meinem Frühstück knabberte und den lebensweckenden Kaffee trank, machte Chris sich schnell ein Brot und ging schon mal um 4.00 Uhr los, um sich in die Schlange zu stellen. Ich ging ca. 15 Minuten später nach. Auch an diesem Morgen war es stark bewölkt, kein Stern war zu sehen und es war feucht kühl. Nach Chris Ausschau haltend schlenderte ich zur Bushaltestelle, wo sich schon wieder einen ansehnliche Schlange gebildet hatte. Doch diesmal musste ich nicht weit gehen, als mir Chris entgegen winkte. Ich stellte mich zu ihm in die Schlange relativ nah an der Bushaltestelle und wartete. Während er nach etwas zu Essen Ausschau hielt, kam ich mit zwei netten New Yorkern ins Gespräch, die schon ganz aufgeregt waren.

Diesmal saßen wir im 2. Bus und waren noch bei völliger Dunkelheit am Eingang. Doch wieder stellten wir uns zuerst an die Toiletten an. Leider dauert es ewig, bis sie öffneten. Aber auch an diesem Morgen lief nichts davon, denn der Nebel ging bis zum Boden und es war noch weniger zu sehen als gestern. Wieder nieselte es doch diesmal etwas stärker. Wir gingen jedoch erst einmal durch die Pass-Eintrittskontrolle und zogen dann unsere Ponchos an. Diesmal saßen der Nebel und die Wolken hartnäckig auf den Bergen und hüllten uns wie ein Umhang aus feuchter Gaze ein. Alles erschien wie durch einen Filter und man sah fast die Hand vor Augen nicht. Doch dann endlich riss ein erstes Loch in den Nebel, durch das sich die Sonne kämpfte und eine megamystische Stimmung zauberte. Wow, an diesem Morgen war es fast noch schöner als gestern. Der Kampf um die Ruinen dauerte lang und war zäh, bis sich die Sonne dann noch durchsetzte und die Landschaft in ein schönes Licht tauchte. Der Huayna Picchu schaute nur sehr zart durch den Nebel während die Nebelschwaden durch die Ruinen zogen und von der Sonne beschienen wurden. Leider war unser Aufpasser an diesem Morgen überhaupt nicht nett und verbot Chris das Stativ, das bei dem Wetter aber absolut unentbehrlich war. Eine Zeitlang ignorierte Chris den Typen und diskutierte mit Händen und Füßen, wechselte den Standort und entzog sich den Blicken. So konnte er es etwas hinauszögern, aber irgendwann packte er dann doch das Stativ weg und fotografierte freihändig. Den restlichen Morgen über genossen wir nur noch auf einer Terrasse die Aussicht und beobachteten die Menschen. Immer wieder pfiffen die Aufseher, einer ging zu weit an die Abzäunung – Pfiff, einer aß – Pfiff, ein anderer baute sein Stativ auf – Pfiff. So ging das den ganzen Morgen. Lustig war eine Frau, die auf der Wiese neben uns ein Feuerchen anzündete und gleich eine ganze Aufpasser-Riege angelaufen kam. Das Feuer war in einer Schale und sollte wohl zur Meditation dienen. Nun ja, sie machte es aus und gut war‘s. Ein paar temperamentvolle südamerikanische jugendliche Mädels legten sich noch mit einem Aufpasser an und diskutierten mit Händen und Füßen, weil sie auf den alten Steinen Bilder machen wollten und die Absperrbänder geflissentlich übersahen. Doch der Höhepunkt war eine junge Frau, die auf den Steinen poste und auf einmal verschwunden war, weil sie ca. 2 m abstürzte. Mama und Papa sprangen gleich hinterher. Ihr  war zum Glück nichts passiert, nur der Schock war heftig. Tja, irgendeinen Grund mussten die Absperrbänder ja haben…  Ein paar Tage später stürzte ein Deutscher an den Ruinen in den Tod, weil er unbedingt ein Foto machen musste, auf dem er hoch sprang… Für dieses Bild zahlte er den höchsten Preis. An diesem Morgen sahen wir zum Glück nur solche kleine Verstöße und waren zum Teil belustigt und schüttelten zum Teil den Kopf. Einiges konnten wir absolut nicht verstehen, wie das Essensverbot, anderes war absolut angebracht, wie das Verbot, auf den alten Steinen herumzuklettern. Doch letztendlich hatten hier andere das Sagen und wir mussten es akzeptieren, ob wir es gut fanden oder nicht.

Der 12.00 Uhr Bus brachte uns zurück in den Ort, wo wir unseren Rucksack fertig packten und noch eine Runde durch die Stadt gingen. Wir landeten im Restaurant Tree House, das bis zu diesem Tag geschlossen hatte und aßen dort gut zu Mittag. Um 15.00 Uhr waren wir am Bahnhof und stiegen in unseren Zug, der um 15.20 Uhr den Bahnhof verließ. Wieder saßen wir rückwärts. Doch diesmal hatten wir Glück und niemand setzte sich zu uns. So konnten wir die Plätze wechseln und vorwärts fahren. Vorbei ging es an Inkaruinen durch eine wunderschöne Landschaft. Der schneebedeckte Berg Nevada Veronica fiel uns besonders durch sein pyramidenförmiges Aussehen auf. Durch die tollen Panoramafenster konnten wir wirklich sehr gut die Landschaft betrachten. Damit die Zeit nicht zu lang wird, fand noch eine Showeinlage mit Clown und Modenschau statt, wo uns tolle Alpakasachen präsentiert wurden. Es war lustig und sehr kurzweilig.

Um 19.00 Uhr liefen wir wieder im Bahnhof von Poroy ein, wo eigentlich unser Fahrer auf uns warten sollte. Doch niemand war vor Ort. Suchend wanderten wir am Bahnhof umher. Alles anderen verschwanden so nach und nach, bis nur noch wir übrig waren. Dabei stritten sich die Taxifahrer schon fast um uns. Nach ca. 20 Minuten war immer noch kein Fahrer in Sicht und so entschieden wir uns mit dem Taxi nach Cusco in unser Hotel zu fahren. Leider war auch unsere Wahl nicht so gut. Wir kamen zwar sicher in Cusco an, aber das Taxi roch dermaßen nach Urin, dass wir die ganze Zeit über das Fenster offen lassen mussten. Dann warf uns der Fahrer noch kurz vor der Plaza aus dem Auto. Aber durch den Gestank waren wir ganz froh, noch etwas durch die kühle Nacht laufen zu können.
Im Hotel erfuhren wir von dem treulosen Angestellten, dass er uns angeblich vergessen hatte!
Wir packten noch unsere Taschen um, denn am nächsten Morgen würde es gleich los zu unserem nächsten Abenteuer in den Amazonas gehen.

Übernachtung: Hotel Plaza de Armas, Cusco

Mittwoch, 22.06.16
28. Tag

Um 6.00 Uhr früh wurden wir vom Hotel abgeholt. Im Dunkeln stand vor uns ein etwas marode aussehender Kleinbus, der uns stark an „Hummeldumm“ erinnerte. Außer uns waren schon alle Teilnehmer unserer Abenteuertour versammelt. Die Kleingruppe bestand aus 8 Touristen, 4 Schweizern und 4 Deutschen, unserem Guide Carlos, dem Koch Luis und dem Busfahrer. Zu unserem Schreck waren wir mit Abstand die Ältesten in der Gruppe.
Zusammen sitzen konnten wir auch nicht mehr, denn die Zweierplätze waren schon alle vergeben. So nahmen wir die Einzelplätze auf der rechten Seite und machten es uns bequem.
Los ging die Fahrt in den artenreichsten Regenwald der Welt, den Manu Nationalpark. Er ist bekannt wegen seines intakten Regenwaldes und der beeindruckenden Fauna. Der Manu schützt mehr Pflanzen und Tierarten als jedes andere Schutzgebiet auf der Erde. Hier leben mehr als 1000 verschiedene Vogelarten. Man findet hier die größte bekannte Mineralienlecke für Papageien und das größte südamerikanische Landsäugetier, den bis zu 250 kg schweren Tapir. Man kann Riesenotter beobachten, mit Glück einen Jaguar sichten und zwölf verschiedene Affenarten inklusive der attraktiven Kaiserschnurrbart-Tamarine zu sehen bekommen. So lautete jedenfalls die Werbung unseres Veranstalters vor Ort (Amazontrailsperu), den wir über das Reisebüro Schiegg gebucht hatten. Waren wir anfangs noch voller Vorfreude und Hoffnung so änderte es sich bald und man hätte diese Episode auch „Reise der Entbehrungen“ oder „Von 8 die auszogen, das Fürchten zu lernen“ nennen können. Da es allen von uns ähnlich ging, konnten wir es nicht einmal unserem fortgeschrittenen Alter zuschreiben. Es war schlicht und ergreifend so! Natürlich war nicht alles schlecht. So zum Beispiel Carlos. Er war ein super guter Reiseleiter und als Biologe perfekt geeignet mit seinem umfassenden Wissen und seiner liebenswerten Art. Auch unser Koch Luis war prima. Er zauberte jeden Tag zwei warme Mahlzeiten ohne Kühlschrank und besonders viele Vorräte oder Einkaufsmöglichkeiten. Unser erster Fahrer Americo war ebenfalls hervorragend, wenn auch das Auto zu wünschen übrig ließ. Auch die Bootsfahrer machten einen guten Job. Aber das Preis-Leistungsverhältnis der Reise stimmte in unser aller Augen überhaupt nicht.
Anfangs fuhren wir durch die Vorstädte von Cusco. Wir erfuhren, dass jeder Ort seine Spezialität hat, wie Schweine, Hühner, Meerschweinchen oder Brot. Im Brot-Ort Oropesa deckten wir uns mit runden süßen Brotleibern ein, die sehr lange frisch bleiben. Leider, denn das Brot schmeckte uns gar nicht, da es einfach zu süß war und eine Konsistenz von Burgerbuns hatte.
Ein paar Kilometer weiter gab es im Dorf Huancarani Frühstück. Der Kaffee war ein dickflüssiges Konzentrat, das mit Wasser aufgegossen wurde und echt gut schmeckte. Dazu gab es leider nur Milch-Instantpulver. Zum Glück gab es hier auch einmalig Toast und Käse neben dem süßen Brot und der extrem übersüßten Marmelade, der man keinen Geschmack zuordnen konnte. Hatte uns Peru bisher mit seinen Speisen überzeugt, war dies hier ganz eindeutig eine andere Klasse.
Wir fuhren weiter und ließen so nach und nach die Orte hinter uns. Den nächsten Stopp machten wir in Ninamarka, dem Friedhof von Puno. Dieser liegt ca. 20 Tagesmärsche von Puno entfernt. Hier findet man 30 Grabtürme auch Chullpas der Aymara, einem indigenen Andenvolk. Wir erkunden ein wenig die Türme, von denen wir schon größere in Sillustani gesehen haben. Aber auch die kleineren Türme beeindruckten uns sehr, zumal sie sehr gut erhalten waren und scheinbar willkürlich in der Felslandschaft errichtet wurden.
Die Straße war mittlerweile Schotter und sehr staubig. Leider war unser Bus alles andere als staubdicht und so hatten wir mit Staubschwaden zu kämpfen, die unaufhaltsam den Innenraum eroberten. Atmen war nur noch durch ein Tuch oder ähnliches erträglich.
Natürlich zog sich die Straße und irgendwann kamen wir in dem kleinen Andenort Paucartambo an, der einst die letzte Inkastadt vor dem Dschungel war. In der Dorfkirche befindet sich eine „Maria“- Statue, die hier Carmen genannt wird. Das ist ja noch nicht verwunderlich, aber die Statue wurde im Dschungel gefunden und dann in das Dorf gebracht. Leider war die Kirche geschlossen und so konnten wir sie nur von außen betrachten. Dafür schauten wir uns auf dem Markt Statuen von den Spaniern an.

Leider wurde die Straße nicht besser und so ging es staubig weiter. Zum Glück änderte sich irgendwann der Untergrund und der Staub war weg, damit wurde auch das Atmen im Bus wieder erträglich und alle atmeten im wahrsten Sinne des Wortes auf.
Das Landschaftsbild hatte sich völlig geändert. War es erst noch hochgebirgig karg, braun und sonnig, so war es jetzt bergig, grün und stark bewölkt. Vögel zwitscherten und Wasserfälle plätscherten. Immer wieder ließ Carlos den Bus halten und wir wanderten etwas durch die Landschaft. Mittags hielten wir direkt an der Straße, wo wir nach einer kurzen Wanderung auch aßen. Das Essen war einfach aber schmackhaft.
Mit der Dämmerung kamen wir bei unserem Tagesziel der Bamboo Lodge im Kosñipata-Tal an. Den hier in der Gegend berühmten und gepriesenen Cock-of-the-Rock Hahn bzw. Andenklippenvogel oder Roten Felsenhahn (Rupicola peruviana) hatten wir leider nur schemenhaft während der Fahrt im schlechten Licht gesehen.
Jeder bekam seine eigene Hütte, die auf Pfählen stand und mit Gazefenster gegen Insekten und anderes Kriechzeug ausgestattet war. Leider waren die Fliegengitter alles andere als dicht und im Inneren war es empfindlich kalt durch die fehlenden Fenster. Dafür hatten wir jedoch fließendes Wasser. An der Dusche hingen noch Kabel herum, die von einem rudimentären und fehlgegangenen Versuch, einen Boiler anzuschließen, zeugten. Alles war leicht marode, roch muffig und war feucht. Willkommen im Dschungel! Wir machten uns etwas frisch und lasen ein wenig in Decken eingewickelt bis es Abendbrot gab. Zum Glück war immer heißes Wasser für Tee da, so konnten wir uns wieder etwas aufwärmen, ehe wir früh in unsere Betten gingen.

Übernachtung: Bamboo Lodge

Donnerstag, 23.06.2016
29. Tag

Vor dem Frühstück erkundeten wir mit Carlos die Umgebung unserer Hütten. Wir hatten mitten in einer Coca-Plantage geschlafen. Der Coca-Anbau ist legal in Peru, die Ernten müssen jedoch der Regierung verkauft werden. Die Weiterverarbeitung zu Kokain oder dessen Vorprodukte ist jedoch illegal. Der Cocastrauch (Erythroxylum coca) ist eine immergrüne Strauchpflanze, die bis zu 2,5 Meter hoch werden kann, Ihre Blätter sind wechselständig, elliptisch bis spatelförmig. Sie werden 5 bis 15 cm lang. Geerntet werden natürlich die Blätter. Sie enthalten ca. 0,5 bis 2,5 % Alkaloide, die bis zu drei Viertel aus Kokain bestehen, was diese Pflanze so begehrlich macht. Das Kauen der Coca-Blätter ist ungefährlich und gehört in Südamerika seit Jahrhunderten zum täglichen Leben. Die Blätter sind reich an Kohlenhydraten, Calcium, Proteinen, Eisen, Vitamin A und Vitamin B2. Sie werden zum Genuss, als Nahrungsergänzungsmittel sowie für kultische, spirituelle und medizinische Zwecke genutzt. Sie bekämpfen Hunger, wirken gegen Müdigkeit und Kälte und helfen hervorragend gegen die Höhenkrankheit, da sie die Sauerstoffaufnahme im Blut verbessern. Sowie mit vielen Dingen im Leben ist auch diese Pflanze gesund, aber als Droge in einen schlechten Ruf gekommen.
Jetzt standen wir hier und betrachteten diese unscheinbaren Blätter, die illegal horrende Preise einbringen würden und schon zu Kriegen geführt hatten. Dabei wirkten sie so harmlos und alles andere als gefährlich. Trotzdem war uns wohler, als wir die Plantage verließen, denn der illegale Handel mit den Blättern blüht auch hier.
Über eine staubige Piste ging es zum Hafen Atalaya, der auf ca. 600 m liegt. Unterwegs hielten wir immer wieder an, wenn es interessante Vögel oder Pflanzen zu sehen gab. Vom Aussichtspunkt Mirador Atalaya, oberhalb des Hafenortes, konnten wir zum ersten Mal auf den Rio Alto Madre de Dios schauen. Ein großer breiter Fluss, der uns in den Manu Nationalpark bringen würde.

Im Ort verließen wir unseren Bus, liehen uns Gummistiefel und kauften in einem Kiosk noch etwas ein. Danach nahmen wir unsere Plätze im motorisierten Kanu ein, wo wir zu zweit oder dritt zusammen saßen. Die Sitze waren absolut hart und unbequem trotz dünner Auflagen, aber anfangs waren wir noch sehr euphorisch und begeistert von der Flusslandschaft. Dank Niedrigwasser kamen wir nur sehr langsam voran und unsere Bootsführer mussten ganz schön Navigationsarbeit leisten. Aber wir kamen überall gut durch. Eine erholsame Pause machten wir an einem Natur-Thermalbad, Shintuya Hot Springs. Marco, Manu und Christian sprangen sofort ins warme Wasser und genossen die Abwechslung. Ich wollte mich eigentlich nicht ausziehen, aber ließ mich dann doch überreden. Das Wasser war herrlich warm und ich war echt froh, mich nicht weiter gesträubt zu haben. Nach ca. einer Stunde ging die Fahrt auf dem Fluss weiter.

Unser Mittagessen - so eine Art Rinderbeinscheibe - aßen wir unterwegs auf dem Wasser, bzw. wir versuchten, während der extra verlangsamten Fahrt zu essen. Das war ganz schön schwierig, zumal wir nur eine Gabel hatten. Die Essensreste bekam der Fluss, der diesmal reichlich gefüttert wurde. Nach gut 4 Stunden auf dem Wasser ohne Möglichkeit, die Füße zu vertreten, kletterten wir etwas steif und geschmerzt aus dem Boot. Wir hatten unser Ziel, die Hummingbird Lodge, erreicht. Über einen sehr steilen Weg kletterten wir die Uferböschung hinauf und wurden zu unseren Bungalows begleitet. Hier teilten sich immer zwei Paare einen dünnwandigen und hellhörigen Bungalow, aber zumindest hatte jeder sein eigenes Bad mit kalter Dusche. Auch hier waren die Fenster wieder aus Gaze, die dringend mal erneuert werden müsste, aber insgesamt war der Bungalow etwas heimeliger.
Nach dem Abendessen gingen wir auf eine Nachtwanderung rund um die Anlage herum und entdeckten ein paar nachtaktive Tiere wie Frösche, einige Spinnen und andere Insekten.

Übernachtung: Hummingbird Lodge

Freitag, 24.06.2016
30. Tag

Neuer Tag, neues Glück. Nach einem bescheidenen Frühstück mit dem ekligen süßen Brot, das ich schon nicht mehr essen konnte, verstauten wir die Taschen wieder im Boot und es ging weiter.
Nebel lag über dem Fluss und wieder war es empfindlich kalt. Inmitten des Nebels ging die Sonne auf und ließ den Fluss golden leuchten. Aber es dauerte lange an diesem Tag, bis die Sonne den Nebel vertrieben hatte und es etwas wärmer wurde.

Wir fuhren in die Reservatszone des Manu Nationalparks. Hier erreichten wir die Mündung des Rio Manu und nach kurzer Fahrt die Parkstation in Limonal, wo wir uns in ein Buch eintragen mussten und unser Permit kontrolliert wurde. Wir bekamen einen fetzigen Stempel in unsere Pässe. Ich entschied mich für einen Otter und Chris natürlich für einen Jaguar. Weiter ging die Fahrt flussaufwärts in den Manu Nationalpark hinein. Wieder war es megaanstrengend, zumal es so kalt war, wie man es sich vom Regenwald eigentlich nicht vorstellen kann. Aber wir hatten etwas Pech, denn uns begleitete eine Kaltfront. Doch zum Glück sahen wir auch ein paar Tiere wie sehr scheue Capybaras (Wasserschweine), die sogleich panisch im Busch verschwanden, ein paar Kaimane (Caiman crocodylus) am Strand, einige kleine Schildkröten und ein paar Vögel. Carlos entdeckte einen Jaguarplatz, an dem vor kurzem noch eines dieser prächtigen Tiere geschlafen hatte, aber leider sahen wir nicht einmal ein Haar von dem scheuen Jäger.

Für den Nachmittag hatte Carlos noch eine Überraschung für uns, denn niemand hatte sich für den Cocha Salvador (Altwassersee) eingetragen und so hielten wir kurz vor der Unterkunft dort an und wanderten durch den grünen Regenwald ca. 15 Minuten bis zu einer schönen Lagune, wo ein Holzkatamaran vor Anker lag. Dieser Katamaran war recht lustig denn eigentlich waren es zwei Kanus mit einer Plattform darauf, auf der Bänke festgenagelt waren. Wir nahmen Platz und einer unsere Bootsfahrer und Carlos ruderten uns durch die Lagune. Wir suchten nach der hier endemischen Riesenotter-Familie (Pteronura brasiliensis), die sich an die Menschen und das Boot gewöhnt hatten und etwas weniger scheu sein sollten. Endlich hatte auch die Sonne richtig Kraft und wir schwitzten heftig. Trotz einreiben mit Insektenschutz bekamen wir alle einige Mückenstiche ab. Selbst Vicky und Max, die total vermummt herumgelaufen sind, um sich vor den bissigen Viechern zu schützen hatten einige Stiche auf dem Körper. Doch egal, wir fanden die Otter und waren alle hellauf begeistert. Endlich einmal Tiere, die man auch etwas länger beobachten konnte. Sie ließen sich von uns nicht stören und jagten Fische und spielten miteinander im Wasser. Ich liebe diese Tiere und war völlig begeistert. Als wir langsam zum Anlegeplatz zurück fuhren, verfolgten sie uns und kamen freiwillig richtig nah ans Boot heran. Es war so schön, wie sie immer wieder auftauchten, nach uns schauten und etwas näher tauchten, kurz aus dem Wasser schauten und dann weiter den Abstand verringerten. Die Stunde genossen wir sehr und wären gerne noch etwas länger geblieben. Am späten Nachmittag kamen wir im Albergue Casa Matsiguenka an, die in typischer Machiguengabauweise errichtet wurde. Unsere Bungalows waren für drei Parteien. Während der Mittlere sehr dunkel war, waren die Randzimmer etwas geräumiger und heller. Diesmal war die Kaltwasserdusche außerhalb des Hauses und wir mussten einige Schritte bis zu den Gemeinschaftsduschen und Toiletten gehen. Zum Glück war es an dem Tag recht warm und so fiel diesmal die Kaltwasserdusche nicht so schwer und tat richtig gut.
Um 6.00 Uhr gab es Abendessen, das Luis wieder für uns gemacht hatte und das wieder gut schmeckte. Danach ging es gleich ins Bett, denn nach diesem langen anstrengenden Fahrtag auf dem Wasser in dem unbequemen Boot waren wir so richtig müde.

Übernachtung: Casa Matsiguenka Lodge, Manu Nationalpark

Samstag, 25.06.2016
31. Tag

Sehr früh starteten wir an diesem Morgen, denn wir wollten noch einmal zu der Lagune fahren und  die Otter beobachten. Nebel zog über das Wasser und auch an diesem Morgen war es empfindlich kalt, so dass wir unsere Jacken enger um uns zogen. Dafür durften wir einen super schönen farbenfrohen Sonnenaufgang erleben.
Wie auch am Vortag gingen wir ca. 15 Minuten durch den dichten Regenwald und kletterten auf das Katamaran. Ohne Motor war es einfach toll. Wir lauschten den Geräuschen des Dschungels, hörten das Plätschern des Wassers, das Rufen der Vögel, das Surren der Insekten und waren einfach froh, da zu sein. Wir sahen sogar ein paar Hoatzins (Opisthocomus hoazin), auch Schopfhuhn, Zigeunerhuhn oder Stinkvogel, die frech durch die Bäume hüpften. Nach einiger Zeit fanden wir auch die Otter, aber die waren an diesem Morgen voll mit dem Jagen beschäftigt, so dass wir sie anfangs nur aus weiter Ferne beobachten konnten. Doch mit der Zeit fingen die fleißigen Jäger ein paar Fische und fraßen sie an einigen alten Wurzeln, die aus dem Wasser ragten. Ein Reiher versuchte, ihnen etwas abzuluchsen und stellte sich dabei sehr geschickt an. Auch die Jungtiere bettelten die Eltern an, aber sie sollten selbst jagen, denn die Eltern gaben nichts ab oder nur sehr wenig. Es war einfach idyllisch und schön. Doch nach einer Stunde mussten wir zurück, denn die nächste Gruppe wollte auf das Katamaran.

Um 9.00 Uhr waren wir zurück an der Unterkunft und bekamen unser Frühstück. Diesmal hatte Luis sich selbst übertroffen, denn es gab leckeren Kinoasaft, Eier mit Würstchen, Maniok und Avocado.
Danach führte uns Carlos ca. einen Stunde durch den Regenwald, wo wir unter anderem Klammeraffen (Ateles) sahen und sogar etwas beobachten konnten. Seit ich in Afrika einen jungen Spideraffen gesehen und gestreichelt hatte, war ich total von diesen liebenswerten Tieren begeistert und so beobachtete ich sie besonders gerne in ihrer natürlichen Umgebung und in Freiheit.
Auch mittags übertraf sich Luis wieder, es gab Aji de Gallina mit Reis, Maniok und goldenen Kartoffeln aber auch Schweinesteak sowie Teigtaschen mit Banane. Danach waren alle hundemüde und schliefen, während ich brav meine Memoiren schrieb, auf die ich heute zum Glück zurückgreifen konnte, denn das Gedächtnis ist trügerisch und würfelt gerne man ein paar Details durcheinander.
Die zwei Stunden Pause verflogen geradezu und etwas schlaftrunken versammelten sich die 8 Getreuen zum Nachmittagsdschungelspaziergang. 2,5 Stunden liefen wir durch das dichte Grün des Regenwaldes. Es war schwül an diesem Nachmittag und unzählige Mücken fielen über uns her. Wir sahen wunderschöne Urwaldbäume, wieder Klammeraffen (Ateles) und ein paar Kapuzineraffen (Cebinae) hoch oben in den Ästen. Meistens hörten wir sie eher, denn gegen den hellen Himmel waren sie meist nur als dunkle Flecken auszumachen. Ameisen liefen uns über den Weg, ein Frosch verschmolz fast mit seiner braunen Umgebung, so dass wir ihn ohne Carlos sicher nicht gesehen hätten und wir entdeckten sogar eine Schlange, die sich schnell ins schützende Unterholz verzog.

So wanderten wir fast bis zum  Salvador See, wo die Otter wohnen. Doch kurz vorher nahmen wir einen anderen Weg und gelangten zurück ans Ufer, wo schon unser Boot auf uns wartete und uns zur Unterkunft zurück brachte.

Abends gab es Gulasch mit Reis, Kartoffeln und Bohnenbrei, was wieder super schmeckte. Danach saßen wir noch einige Zeit zusammen, denn Marco erzählte eine Anekdote nach der anderen und wir hatten viel Spaß.

Übernachtung: Casa Matsiguenka Lodge, Manu Nationalpark
Sonntag, 26.06.2016
32. Tag

Um 6.30 Uhr frühstückten wir leckere Pfannkuchen, die mit Obst und Erdnussbutter gefüllt waren und begaben uns gut gesättigt auf unser Folterboot. Wieder ging es zwei Stunden flussaufwärts bis zur Biologischen Station Pakitza, die Grenze zur intangiblen Zone des Manu Nationalparks. Hier wollten wir eine Wanderung zu einer Lehmlecke machen, aber das schlechte Wetter der letzten Zeit hatte den Weg unpassierbar gemacht. Carlos bekam jedoch die Erlaubnis etwas weiter in die Sperrzone hinein zu fahren um nach Tieren Ausschau zu halten. Eigentlich wäre ich lieber gegangen, denn meine Beine schmerzten vom Sitzen fürchterlich, aber so eine Gelegenheit, etwas weiter in den Nationalpark hineinzufahren, bekommt man ja nicht alle Tage. So biss ich die Zähne zusammen und wir setzten die Fahrt flussaufwärts fort. Angestrengt suchten wir das Ufer ab, aber bis auf ein paar wenige Kaimane, ein paar Geier, die einen toten Kaiman fraßen, ein paar Affen, die in den Ästen tobten und eine Hand voll Vögel sahen wir nicht viel. Auf einmal verlangsamte unser Boot die Fahrt. Carlos und unser Bootsführer redeten aufgeregt und schauten noch angestrengter. Irgendwas tat sich am anderen Ufer und wirklich Carlos hatte einen Jaguar entdeckt, der gerade noch auf einer Sandbank lag und die Sonne genoss. Ich konnte sein helles Fell erkennen und die typischen schwarzen Punkte. Lässig erhob er sich und schlenderte ins Gebüsch. Dort legte er sich hin und beobachtete uns. Leider war er sehr weit weg. Unsere Bootsführer legten an einer Sandbank an und wir verließen das Boot. Carlos wollte uns durch sein Spektiv den Jaguar zeigen. Aber der Weg zu dem Spektiv erwies sich als unpassierbar, denn der Untergrund war schlammig und wir sackten immer weiter in den Schlamm ein. Besonders Chris, der dem Spektiv am nächsten war, wurde immer kleiner, bis der Schlamm fast in seine Gummistiefel sickerte. Ich versuchte erst gar nicht die kleine Anhöhe zu erklimmen, sondern betrachtete schmunzelnd das „Schlammcatchen“. Vicky half nämlich gerade Chris, der langsam in einer unangenehmen Situation steckte und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Gummistiefel saß fest und nur mit viel Kraft und Mühe schaffte er es mit Hilfe von Vicky aus dieser Miesere. Ihr Stiefel saß daraufhin ebenfalls fest und Vicky stand in grünen „Leuchtesocken“ auf einem Brett, das unser Bootsführer zu unserer Rettung gebracht hatte. Max machte sich lustig über Vicky und Chris, weil sie soooo schwer waren, das sie im Schlamm versinken und wollte daraufhin elegant nach hinten weg. Dabei versank er bis zu den Knien im Matsch. Woraufhin wir anderen noch mehr lachen mussten. Denise ging es ähnlich. Sie hüpfte irgendwann auf einem Bein im Schlamm herum und drohte umzufallen, doch ihr Mann Tschäggi half ihr und stecke dabei auch fast fest. Nur unsere Leichtgewichte Manu und Marco konnten elegant über den zähen Schlamm laufen, ohne allzu sehr zu versinken. Es war urkomisch und wir konnten uns kaum halten vor Lachen. Natürlich war der Jaguar längst über alle Berge. Ich sah ihn vor mir, wie er kopfschüttelnd und sehr irritiert in den Regenwald schlenderte und musste gleich noch mehr lachen.
Etwas später entdeckten wir noch eine frische Tapir-Spur, aber leider war auch der Verursacher nirgends zu entdecken. Dafür kletterten ein paar Brüllaffen am Ufer herum.

Um 12.00 Uhr waren wir zurück an der Casa Matsiguenka Lodge, wo wir eine Stunde verschnaufen konnten. Am Nachmittag fuhren wir mit dem Boot einige Kilometer flussabwärts und legten an. Diesmal war das Erklimmen des Ufers eine echte Herausforderung, denn es war extrem steil und sehr rutschig. Aber alle von uns kamen sauber und heil oben an. Wir wanderten zum  Cocha Otorongo einem Altarm des Flusses, wo sich ein Beobachtungsturm befindet. 18 Meter stiegen wir den Turm hinauf. Von hier oben hatten wir eine tolle Aussicht. Kaimane schwammen im Wasser. Rot-blaue Papageien flogen laut rufend hoch über uns. Carlos stellte immer wieder sein Spektiv ein. So konnten wir die Tiere etwas näher betrachten. Klammeraffen hingen in so bizarren Posen in den Bäumen, dass jeder Jogalehrer neidisch geworden wäre. Sie fraßen sehr entspannt Blüten von Bäumen und hingen dabei ab. Auch den einen oder anderen kleinen Vogel, den wir normal nie entdeckt hätten, konnte uns Carlos durch sein Spektiv zeigen.
An diesem tollen Ort verbrachten wir eine ganze Weile, dann gingen wir durch den Wald zurück zum Fluss – doch zum Glück auf einem anderen Weg, denn vor dem steilen Abstieg zum Boot hätte mir schon etwas gegraut. Hier war es jedoch flach. Das Boot schaukelte sanft in den Wellen. Abendrot lag über dem Wasser und spiegelte sich wunderschön. Der Sonnenuntergang wurde immer farbenprächtiger und begleitete uns. Unterwegs schimmerte das Wasser und es sah so aus, als ob wir im flüssigen Gold schwimmen würden.

Zurück in der Lodge gingen wir alle duschen. Wir kamen uns ein wenig vor, wie im Ferienlager. Alles wurde gemeinsam gemacht und die Unterkünfte waren zwar durch Wände getrennt, aber so hellhörig, als ob wir alle in einem Schlafsaal schlafen würden.
Nach dem Abendessen ging es wieder einmal auf eine Nachtwanderung. Tschäggi, Denis und Manu, die heftige Ohrenschmerzen hatte, blieben zurück. Wir anderen hatten uns gut eingeschmiert gegen die lästigen Moskitos und folgten leise Carlos. Irgendwie lag etwas Besonderes in der Luft und wir waren sehr still. Neben den üblichen Kriechtieren und Insekten entdeckte Chris einen Vogel auf dem Boden, der uns ängstlich mit großen Augen ansah. Als Marco ein Bild machen wollte, flog er auf einmal auf, und wir erschreckten alle ordentlich. Carlos entdeckte noch ein paar Salamander und einen Iguana. Doch das Highlight der Wanderung kam zum Schluss. Wunderschön in perfekter Jagdhaltung hatte sich eine Amazonas Baumboa (Hundskopfboa oder Gartenboa lat: Corallus hortulanus) um einen Ast gewickelt und harrte der Dinge die da kommen. Wow, sowas hatte ich noch nie gesehen. Eine bildhübsche Schlange in freier Natur. Wir beobachteten sie eine ganze Zeit. Danach machten wir uns hochzufrieden auf den Rückweg. Diese Nachtwanderung war die Beste von allen und hatte sich wirklich gelohnt.

Übernachtung: Casa Matsiguenka Lodge, Manu Nationalpark

 

Montag, 27.06.2016
33. Tag

Um 6.00 Uhr morgens war alles gepackt und die Taschen standen abfahrbereit. Schnell noch gefrühstückt und dann ging es los auf Pirschfahrt – dachten wir jedenfalls. Doch diesmal machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es regnete leicht. So saßen wir fröstelnd mit unseren Ponchos in der ersten Reihe und wurden immer nasser. Der Regen peitschte uns ins Gesicht und es war richtig kalt. Wir bekamen zwar noch eine  Plastikplane, aber auch die nützte nur bedingt. So schipperten wir die zwei Stunden, die uns und unseren geplagten Bandscheiben wie 4 Stunden vorkamen bis zu der Rangerstation. Hier wurden wir kurz kontrolliert, ob wir nicht einige exotische Tiere aus dem Nationalpark schmuggeln würden… Wir schauten alle etwas verdattert, denn wir wären froh gewesen, wenn wir die Tiere ohne Spektiv hätten sehen können… wie sollten wir die denn fangen und schmuggeln??? Aber Regel ist Regel, da es bei uns nichts zu holen gab, außer klammen nasskalten Fingern und pitschnasse Köpfe, zog der Ranger sich schnell zurück und weiter ging die Folterfahrt auf dem Rio Manu. An dessen Mündung machten wir einen Stopp im Dorf Boca Manu, wo wir kurz den Dorfladen besuchten und Manu zum Arzt ging. Zum Glück war ein junger Mediziner aus Lima vor Ort und schaute sich ihr Ohr an. Hier hatten sich einige Larven eingenistet und der Arzt entfernte sie und spülte das Ohr. Derweil kauften wir Bier und Nüsschen ein. Dabei wurden wir von den Dorfbewohnern genauso neugierig betrachtet, wie wir sie musterten. Das Leben hier ist schon sehr einfach, aber mit einem Arzt und einem Geschäft vor Ort ist das Dorf sicher ein größerer Ort. Hunde spielten und Kinder fetzten über das Fußballfeld. Durch den Regen war alles matschig und aufgeweicht, doch zum Glück hatte er nachgelassen und es trocknete langsam ab.

Danach fuhren wir auf dem Rio Madre de Dios weiter flussabwärts. Zum Glück dauerte die Fahrt nicht mehr ganz so lange. Am Nachmittag erreichten wir die Manu Birding Lodge, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen würden. Wir streckten unsere müden geplagten Knochen und waren froh, endlich aus dem Boot zu kommen. Durch die Fahrt taten mir der Rücken und die Beine so weh, dass ich ständig Schmerzen hatte und gar nicht mehr wusste, wie ich mich bewegen soll. Ich hätte schreien können.
Unser Zimmer lag in einem doppelstöckigen Holzhaus, das in einem tropischen Garten lag. Hier war alles etwas komfortabler und wir hatten endlich sogar eine warme Dusche, die wir gleich ausgiebig testeten. Eine Stunde später, gab es schon um 17.00 Uhr Abendessen. Danach wanderten wir 2,5 km durch den Regenwald. Durch den aufgeweichten Boden war es eher eine Kletter-Matsch-Partie als eine Wanderung, denn immer wieder ging es über Holzplanken durch tiefe Pfützen. Nach ca. einer Stunde kamen wir an der Salzlehmlecke an. Hier stand es, ein großes Holzhaus auf Stelzen, das wir über eine Leiter erklommen. Oben gab es eine Toilette und auf dem Boden lagen Matratzen mit einem Moskitonetz darüber und sehr lustigen Kinderlaken. Da wir absolut ruhig sein mussten und es schon dunkel war, schliefen wir alle schnell ein. Leider tat sich gar nichts, denn es war viel zu kalt und feucht. So schliefen wir bis 3.00 Uhr, dann weckte uns Carlos und wir wanderten schlaftrunken wieder zurück zur Lodge, wo wir um 4.00 Uhr morgens hundemüde in unsere Betten fielen.

Übernachtung: Manu Birding Lodge
Dienstag, 28.06.2016
34. Tag

An diesem Morgen wäre eigentlich ein Highlight für uns gewesen, denn es stand der Besuch der Ara-Salzlecke auf dem Plan. Im Programm stand: „Früh morgens fahren wir mit dem Boot zur großen Ara- und Papageien-Salzlecke. Von einer Beobachtungsplattform aus beobachten wir Schwärme von bunten Aras (Ara chloroptera, Ara macao), Sittichen und kleinen Papageienarten, wie sie angeflogen kommen, um den Lehm am steilen Flussufer zu essen. Mit dem Spektiv können wir alle Details sehen. Frühstück auf der Plattform. Danach können wir eine weitere Wanderung durch den Wald um Blanquillo machen, um nach Affen und Vögeln Ausschau zu halten oder in Maquisapayoj wandern.“
Tja, das wäre schön gewesen, aber leider hatte uns niemand rechtzeitig darauf hingewiesen ,dass zu dieser Jahreszeit so gut wie keine Papageien an die Lecke kommen würden, da es viel zu viel Drumherum zu fressen gab und Samen den Job des Lehms übernahmen. Trotzdem sollte das Spaß pro Person 80 Dollar extra kosten und das war uns einfach zu viel Geld. So verzichteten die meisten von uns. Nur Max, Tschäggi und Denise machten sich mit Carlos zeitig auf den Weg, während wir anderen bis 7.00 Uhr ausschlafen durften.

Nach dem Frühstück trafen wir uns mit Raul, der mit uns eine Dschungelwanderung machte. Marco und Manu, die beide super Spanisch sprachen, übersetzten für uns. Wir sahen nicht viel, dafür ärgerten uns die Moskitos wieder ausgiebig. Zum Glück waren wir nur eine Stunde unterwegs, danach hatten wir Freizeit und konnten verschnaufen.

Ich las auf der Terrasse, während Chris mit der Kamera auf Kolibri-Jagd ging. Die kleinen flotten Vögel umschwirrten die Blüten der Pflanzen hier, doch sie waren so schnell, dass es wirklich eine Herausforderung war. Einige der Kolibris waren so klein, dass ich sie anfangs für Hummelschwärmer hielt.
Um 13.00 Uhr kamen die anderen wieder. Sie waren zufrieden, aber hatten die Papageien nur sehr weit entfernt in den Bäumen gesehen. Dafür konnten sie auf dem Weg zur Lecke drei Faultiere beobachten.

Am Nachmittag wanderten wir diesmal schon um 16.30 Uhr los. Jeder hatte ein Doggybag dabei. Wieder ging es durch den Primärwald bis zur Säugetier-Lecke. Diesmal kamen wir noch im Hellen an. Unterwegs hatten wir noch in einem hohlen Baum kleine Vampirfledermäuse (Desmodontinae) betrachtet. Sie sind leider gar nicht beliebt, denn sie trinken wirklich Blut und übertragen auch noch Tollwut. Trotzdem sahen die kleinen Gesellen echt putzig aus. Sie schauten uns aus großen Augen an, bereit, um kurze Zeit später in die Nacht aufzubrechen.
Auf der Plattform nahm jeder wieder seine Matratze ein und verspeiste noch sein Abendessen. Es gab Lomo Saltado. Sehr lecker, aber leider viel zu wenig Soße. Danach lasen wir noch etwas und mussten dann wieder das Licht ausschalten. Doch auch diese Nacht tat sich nichts. Wir schliefen bis ca. 23.00 Uhr und schleppten uns dann müde zur Lodge zurück. Carlos meinte es besonders gut und ging noch einen Umweg, den keiner von uns gebraucht hätte, denn wir waren einfach nur übermüdet.

Zurück in der Lodge lagen wir noch lange wach. Ich hatte schon einen Greul vor morgen, denn da würden wir wieder einige Zeit auf dem Boot verbringen müssen und danach noch viele Stunden auf der Straße, bis wir endlich in Cusco zurück wären.

Übernachtung: Manu Birding Lodge

Mittwoch, 29.06.2016
35. Tag

Wir starteten früh am Morgen, denn ein langer Tag lag vor uns. Wieder nahmen wir unsere Plätze in dem mittlerweile verhassten Boot ein. Mir tat schon beim Hinsetzen alles weh. Los ging die Fahrt flussabwärts in Richtung Colorado einem kleinen Goldwäscherdorf, das wir nach ca. 2,5 Stunden erreichten. Unterwegs hielten wir noch kurz an dem Zugang zur Ara-Lecke, denn hier hatten die anderen am Vortag zwei Faultiere gesehen, aber leider waren sie mittlerweile weg.
In Colorado legten wir an und verabschiedeten uns von den Bootsfahrern. Es warteten schon ein paar Autos auf uns, die uns über Land zum Fluss Rio Inambari brachten, den wir wieder mit einem Boot passierten. In Santa Rosa auf der anderen Fluss-Seite wartete schon wieder ein Kleinbus für die Fahrt nach Cusco auf uns. Leider gab es kein freudiges Wiedersehen mit Americo, zwei neue Fahrer erwarteten uns und der Spaß begann. Während der eine sehr langsam fuhr, so dass wir das Gefühl hatten nie in Cusco anzukommen, fuhr der andere wie ein Henker, so dass wir oftmals in den Kurven mit zwei Reifen in der Luft hingen und das Auto verdächtig ächzte und quietschte. Aber wenigstens war die Straße geteert, denn vor lauter in den Sitz krallen, hätten wir keine Hand mehr frei gehabt, um uns vor dem Staub zu schützen. So tuckerten oder bretterten wir auf der asphaltierten Transoceanica durch Nebelwald hinauf in die Anden, wo wir mittags zum Glück im Schatten eines schönen Dorfes Rast machten und zu Mittag aßen. Auch das gestaltete sich als etwas schwierig, denn entweder musste man im Stehen essen oder sich in die pralle Sonne auf Parkbänke setzen. So schön es war, wieder die Sonne zu sehen, ihre Kraft in der Höhe der Anden war schon gewaltig und so zogen wir dann doch den Schatten vor und mühten uns im Stehen mit dem Essen ab.
Unser Weg brachte uns immer weiter hinauf in die Anden bis auf 4300 m. Jetzt kam zu den Fahrern noch ein anderes Problem, denn das Auto war alles andere als höhentauglich. Bei der kleinsten Steigung – und es ging ja ständig bergauf – hatte der Motor keine Kraft mehr und wir wurden immer langsamer. Es ging so weit, dass sogar Lastwagen an uns vorbeizogen und die tuckerten normalerweise die Berge hinauf. Es fehlte nur noch, dass Radfahrer uns überholten. Am liebsten hätten wir den Karren angeschoben. So wurde es langsam dämmrig. Eigentlich hätten wir am Nachmittag einen schönen Blick auf den fünfthöchsten Berg Perus - den Ausangate (auch Auzangate, Quechua: Awsanqati) - haben sollen, den hatten wir nun in der Dämmerung. Der Ausangate  ist 6384 m hoch und befindet sich südöstlich von Cusco am westlichen Rand der Cordillera Vilcanota.

Die Stimmung wurde immer gedrückter. Wir wollten einfach nur noch ankommen, aber mit dem Auto und den Fahrern war das echt eine Tortur. Zum Glück siegte unser aller Galgenhumor und da Max sich den Namen Rambo verdient hatte, wollten wir ihn überreden zu schieben. Wir hätten nur noch Superman oder den Flash gebrauchen können, aber man musste halt nehmen, was man hat. So scherzten wir bis wir um ca. 20.00 Uhr in Cusco bestgelaunt ankamen, wo wir als Vorletzte an unserem Hotel abgesetzt wurden.
Eine sehr intensive Reise, die jedoch unserer Meinung nach viel zu überteuert war, ging zu Ende. Wir fragten uns, wie in einem Land wie Peru, wo der monatliche Durchschnittsverdient bei ca. 200 US$ liegt ein Reisepreis von 1590 US$ pro Person, für eine einwöchige Reise in unterdurchschnittlichen Bussen und Unterkünften, gerechtfertigt ist. Für den Preis hätte jeder von uns mehr erwartet, da waren wir uns alle einig.
Das Hotel Fallen Angel lag nahe der Plaza de Armas und ist ein Boutique-Hotel mit vielen tollen Bildern von hervorragenden Künstlern und absolut genialen Kleinigkeiten und Accessoires. Um zum Zimmer zu kommen, muss man erst einmal durch das Restaurant. Hier hingen überall Schweine mit Engelsflügel oder Engel von der Decke. Tische sind aus alten gusseisernen Badewannen mit Glasplatten und darin schwimmen Goldfische und liegen Lichterketten. Wir wussten gar nicht, wo wir zuerst hinschauen sollten und beschlossen, gleich hier zu essen. Barbara wies uns im Innenhof, wo ein riesiger Engel stand, ein und kam mit einem roten Schlüsselpuschel zu uns. Wir hatten das Standard-Zimmer gebucht. Gerade als sie uns den Schlüssel geben wollte, verschwand sie noch einmal und kam kurz darauf mit einem weißem Schlüsselpuschel zurück. Sie schaute uns an und sagte, dass wir Glück hätten, normalerweise bekommt jeder sein gebuchtes Zimmer, aber ein älteres Paar könne nicht über die Treppe zum Bett und hätte gerne das kleine Zimmer. Sie führte uns in eine riesige Suite, die alleine schon ein Museum hätte sein können. Eine Küche mit Retrokühlschrank und Sitzecke, eine riesige Couch über der tolle Bilder hingen und ein Vorhang, hinter dem sich das Bad und die Treppe nach oben in den Schlafraum befanden. Wow, war das toll hier und so groß. Wir waren hin und weg und überließen unser Zimmer gerne dem älteren Paar.

Das Restaurant war sehr voll und so saßen wir anfangs an einem etwas zugigen Tisch, dann wechselten wir in die Bar, wo es gleich viel gemütlicher war. Das Essen schmeckte sehr gut und so hatte der lange Tag noch ein angenehmes Ende gefunden.

Übernachtung: Fallen Angel - The Small Luxury Guest House, Cusco

Donnerstag 30.06.2016
36. Tag

An diesem Morgen schliefen wir aus, denn Frühstück gab es erst ab 8.00 Uhr. So genossen wir unser schönes Zimmer und lasen ein wenig, bis es an der Tür klopfte und uns unser Frühstück im Zimmer serviert wurde. Zu einem frischen Obstsaft gab es leckeres poschiertes Ei mit Gemüse und Salat, dazu frische Semmeln mit Marmelade und Butter.
Danach spazierten wir noch etwas durch unser tolles Hotel und inspizierten die vielen Details und Bilder bei Tageslicht. Der riesige gefallene Engel im Innenhof, aber auch die Bilder und Ausstattung waren wirklich etwas Besonderes und absolut nach unserem Geschmack. Bisher waren fast alle Hotels auf dieser Reise auf irgendeine Art und Weise klasse, aber dieses hier schoss wirklich den Vogel ab. Uraltes Gemäuer mitten in der Stadt und perfekt gestaltet. Da würde kaum ein anderes Hotel in Cusco mithalten können.

Danach machten wir noch etwas die Stadt unsicher. Wir schlenderten durch die schönen Gassen bis wir zu der San Cristobal Kirche kamen. Hier kauften wir uns ein Ticket, mit dem man einige Kirchen der Stadt besichtigen konnte und durften auf den Glockenturm, von dem wir eine schöne Aussicht über die Stadt hatten und sogar den schneebedeckten Ausangate (6384m) sehen konnten.
Zurück an der Plaza de Armas erfreuten wir uns an der schönen Kathedrale, die übrigens eine der größten Kirchen Südamerikas ist.
Mitten auf dem Platz steht ein schöner Brunnen, der leider im Zuge der Cusco Feierlichkeiten „eingemauert“ war. Auf ihm thront die Inka-Statue „Pachacutec“. Er war der 9. und einer der  einflussreichsten Inka-Herrscher aller Zeiten. Cusco wurde nach seinen Plänen entworfen und das  Zentrum der Stadt in Form eines Pumas angelegt.

Wir gingen über die Plaza und stürmten gleich den nächsten Glockenturm, den der Jesuitenkirche, von dem wir wieder eine schöne Aussicht über den Platz und die Kathedrale hatten.

Wir wanderten weiter durch die Stadt und gelangten zum Mercado Central de San Pedro. Hierher gehen vor allem die Einheimischen und  man bekommt wirklich alles, von frischen Fleischwaren, Brot, Obst und Gemüse, Klamotten, Blumen und vieles mehr. Selbst frisch gebratene Meerschweinchen wurden angeboten. Es war faszinierend, diese Vielfalt zu betrachten und auch die verschiedenen Gerüche, wobei ich nicht durch die Fleischstände gehen konnte, denn hier roch es verstärkt nach frischem Blut und das ging auch am späten Vormittag noch gar nicht. Christian hatte damit gar keine Probleme und schlenderte sichtlich angetan durch die Stände.

Mittags gingen wir zu Mr. Soup und bestellten uns eine Andenkartoffelsuppe und eine Tom Kha Gai Suppe, die ganz hervorragend schmeckte.
Nach einer weiteren nachmittäglichen Runde über die Plaza de Armas ließen wir uns ein Taxi kommen und uns zur Cristo Blanco Statue bringen. Von hier oben hat man wirklich eine tolle Aussicht über die Stadt und die umliegenden Berge. Auch an diesem Nachmittag kamen immer wieder Reisebusse vorbei, die ihre Insassen für einen kurzen Fotostopp ausspuckten und danach wieder in Richtung Cusco verschwanden. Wir waren froh, dass wir genug Zeit hatten und zuschauen konnten, wie sich die Farben veränderten. So wurde aus dem späten Nachmittagslicht langsam die Dämmerung bis es schließlich dunkel war. Mit der Dunkelheit wurde es auch wieder empfindlich kalt und schon bald hatten wir alles an, was wir dabei hatten. Leider war weit und breit kein Taxi zu bekommen. Da hatte Chris die geniale Idee, in einem Tourbus nachzufragen und siehe da, gegen einen kleinen Obolus nahm uns der Bus mit und setzte uns an der Plaza de Armas wieder aus. Das hatte vielleicht gut geklappt!

Abendessen ging es ins Uchu Peruvian Steakhouse wo wir schon am Nachmittag einen Tisch reserviert hatten. Die Steaks schmeckten hervorragend, dazu gab es fetzige Soßen zum Dippen und super gute Kartoffelspalten. Zum Abschluss des Abends gingen wir noch durch die Stadt, wo immer noch unzählige Leute unterwegs waren. Dabei begegneten wir zwei Kindern, die mit Trommel, Gitarre und Panflöte wunderschön in der tollen Gasse Hatunrumiyoc mit den „Twelve Angled Stone“ musizierten. Die Musik gefiel nicht nur uns und so bildete sich schnell eine Menschentraube um die Kinder herum und lauschten ihnen.
Im Piscomuseum tranken wir noch einen guten Pisco Sour, ehe wir nach dem schönen Tag zurück in unser Zimmer kamen.

Übernachtung: Fallen Angel - The Small Luxury Guest House, Cusco

Freitag, 01.07.2016
37. Tag

Am Morgen wanderten wir wieder durch die Stadt bis zum Museum-Tempel Korikancha, dem Sonnentempel der Inka. Hier wurden einst religiöse Zeremonien und Opfergaben durchgeführt. Hier feierten die Inka auch das alljährliche Fest zu Ehren der Sonne, das sogenannte „Inti Raymi“. Dieses Fest findet ja auch heute noch am 24.06. statt, doch wir hatten es um ein paar Tage verpasst und nur den Auftakt vor unserem Machu Pichu-Besuch mitbekommen.
Leider wurde nach der Invasion der Spanier der Tempel bis auf die Grundmauern zerstört. Aus den restlichen Steinen wurde die Kirche „Santo Domingo“ erbaut, die sich direkt über dem Sonnentempel befindet. Wir betrachteten ehrfurchtsvoll die uralten Steine. Im Inneren der Kirche sangen gerade wunderschön Kinder. Auch ihnen lauschten wir begeistert.

Danach besuchten wir noch ein paar schöne Aussichtsplätze wie den Mirador de San Blas mit der gleichnamigen Kirche. Hier fand gerade ein schöner Künstlermarkt statt, über den wir schlenderten. In einem Hinterhof kauften wir zwei schöne peruanische Tischdecken, die uns in Zukunft an diesen wunderbaren Urlaub erinnern werden.
Mittags aßen wir noch einmal im Uchu Peruvian Steakhouse, aber diesmal nur ein paar Vorspeisen. Dazu gab es den leckersten peruanischen Mangolassi überhaupt.
Am Nachmittag machten wir wieder die Straßen Cuscos unsicher und begegneten ein paar echt netten Hunden. Hier sahen wir auch immer wieder fetzige alte „Käfer“, wobei es uns ein hellblauer super gepflegter VW besonders angetan hatte. Wir suchten noch einmal unsere Lieblingsaussichtsplätze auf und landeten zum späten Nachmittagslicht wieder auf der Plaza de Armas. Ständig wurde Chris von Schuhputzern angesprochen, denn an seinen Turnschuhen hatten sich vorne die Gummis abgelöst und standen ab. Außerdem waren die Schuhe extrem dreckig und so ließ er sich überreden, seine Schuhe pflegen und reparieren zu lassen. Die Turnschuhe wurden echt super. Die Gummis hielten und die Turnschuhe sahen wieder schwarz aus. Der Spaß hatte umgerechnet 3 Euro gekostet und die Schuhe hielten sogar noch eine weitere Reise.

Die blaue Stunde verbrachten wir auf der Plaza de Armas. Es war wie immer ein besonders schönes Schauspiel als die Lichter angingen und die Gebäude im Licht der Dämmerung beschienen.
Diesmal hatten wir einen Tisch im Marcelo Batata Restaurant reserviert, wo wir auch wieder hervorragend zu Abend aßen.

Übernachtung: Fallen Angel - The Small Luxury Guest House, Cusco

Samstag, 02.07.2016
38. Tag

Auch die schönste und abwechslungsreichste Reise geht einmal zu Ende und da war er nun der Tag unserer Abreise. Wir genossen ein letztes gutes Frühstück in unserem tollen Zimmer und suchten noch einmal ein paar Plätze in der Stadt auf, die wir noch nicht angeschaut hatten. So landeten wir an der Kirche und dem Kloster San Francisco am gleichnamigen Platz, auf dem auch wieder viele Verkaufsstände aufgebaut waren. Nachdem wir ein wenig durch die Stände geschlendert waren, wollte Chris das Museum besichtigen. Leider durfte man es nicht alleine anschauen, sondern nur mit einem Führer. Das war aber in dem Fall auch gut so, denn so kamen wir in die Katakomben, wo noch immer Knochen aufbewahrt werden und konnten wunderschöne Gemälde bewundern. Hier befindet sich auch eines der größten Gemälde Südamerikas. Es ist 12 x 9 m groß und beinhaltet den Stammbaum der Franziskaner mit 683 Personen und 226 Familienwappen. Es wurde von dem Maler Juan Espinoza gemalt. Auch die südamerikanische Variante des Abendmahls von Leonardo Da Vinci bewunderten wir. Hier wurde Meerschweinchen zum Essen gereicht. Damit haben die Maler, indigene Elemente mit in die christlichen Bilder einfließen lassen, denn so sollte sich die indigene Bevölkerung mit der neuen Weltanschauung identifizieren können.
Viel zu schnell verflog der Vormittag. Mittags gingen wir noch einmal ins Uchu Peruvian Steakhouse und aßen ein paar Vorspeisen, dann brachte uns ein Taxi zum Flughafen. Mach es gut Peru, du wunderschönes vielfältiges Land mit einer unschlagbaren Küche, die ihresgleichen sucht. Schweren Herzens nahmen wir Abschied.
Ein Inlandsflug brachte uns über die Anden nach Lima, wo wir in die KLM eincheckten und über Amsterdam nach München flogen.

Eine der schönsten Reisen überhaupt war leider zu Ende. Zum Glück erwiesen sich alle unsere Bedenken und Ängste, die wir vorab hatten, als ungerechtfertigt. Peru ist in der letzten Zeit sehr viel sicherer geworden. Wir hatten nie ein schlechtes Gefühl oder fühlten uns bedroht oder ausgekundschaftet. Fast überall war ein großes Aufgebot an Polizei, das einem ein Gefühl der Sicherheit gab. Wir wurden nie belästigt oder bedrängt, sondern trafen meistens auf sehr zurückhaltenden Händler und Einheimische. Einzig ein einzelner korrupter Polizist erleichterte uns um etwas Geld, aber das war der einzige Wermutstropfen auf unserer individuellen Reise mit dem Auto quer durch Peru. Jeder, der unabhängig dieses Land erkunden möchte, können wir nur dazu ermuntern, sich alleine auf den Weg zu machen. Wir konnten uns mit Händen und Füßen verständigen und trafen auf viele liebenswerte Menschen, wie unsere Kellnerinnen aus Trujillo und Nasca oder Lizzy aus Urubamba.
Viele neue Gedanken und Pläne wurden während der Reise geboren und warten nun auf ihre Umsetzung - irgendwann einmal, denn es gibt noch so viel zu sehen und erleben in diesem Land. Peru übte eine unglaubliche Faszination auf uns aus und im tiefsten Inneren gaben wir das Versprechen ab, wieder zu kommen. Mit Machu Pichu ging ein langgehegter Lebenstraum in Erfüllung und Peru lehrte uns, dass es noch viel mehr zu bieten hat, als „nur“ diese wunderschönen Inkaruinen.


„Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben – es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen“- Lucius Annaeus Seneca