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Reisebericht Südwesten der USA & Yellowstone 2009


“So weit die Füße tragen” - Teil 2

Donnerstag, 14. Mai 2009 28. Tag
Ich hatte das Gefühl, sehr weit weg zu sein, als eine Hand mich sanft rüttelnd in die Wirklichkeit zurückholte. Leise fragte Chris, ob ich aufstehen oder lieber weiter schlafen wolle. Da wir am Monument Valley schon einen Sonnenaufgang mitgemacht hatten, blieb ich liegen und ließ mich von den ersten Sonnenstrahlen, die über die Buttes kletterten, aus dem Schlaf kitzeln. Was für ein Ausblick!!!
Chris war in der Früh mit Alois zum Fotografieren gefahren und kam gerade erst wieder. Gemeinsam bauten wir unser Zelt zusammen. Nach dem Frühstück schauten wir uns noch die neue Lodge etwas näher an und stöberten ausgiebig im Souvenirladen. Dabei wanderte der eine oder andere Traumfänger in unsere Mitbringselkiste. Danach brachen wir gemeinsam mit Lisa und Alois auf und machten noch einmal am Highway 163 zum Valley Stopp, um ein paar Bilder von der Teerstraße mit den Buttes zu machen. Praktischerweise war dort auch gleich noch ein kleiner Indianer-Verkaufsstand, an dem wir gleich fündig wurden und so erstanden wir noch ein paar hübsche Ketten mit den typischen indianischen Türkisen.

In Mexican Hut trennten sich unsere Wege wieder. Alois und Lisa wollten in Richtung Natural Bridges und wir zu den Bisti Badlands. Erst einmal ließ Chris es sich nicht nehmen, zum “4-Ländereck” zu fahren und dort das wirklich “herausragende” Monument zu besichtigen. Für etwas Metall und Beton zahlte man gleich mal 3$ Eintritt p.P., aber wenigstens gab es dort Toiletten und die brauchte ich ganz dringend. Am Four-Corner-Monument treffen sich die Grenzen von Utah, New Mexiko, Colorado und Arizona. Sehr viele geschäftstüchtige Indianer haben dort ihre Stände aufgebaut. Man bekommt wirklich alles von billigen Modeschmuckartikeln bis zu sehr teuren Schmuckstücken mit riesigen Steinen, Traumfänger in allen Größen und vieles mehr.
In Farmington, einer riesigen Industriestadt, füllten wir unsere Vorräte im Wal Mart auf und verspeisten im Subway ein Sandwich. Dann ging es wieder hinaus in die Natur. In den Bisti Badlands fuhren wir zuerst die Nordunit an. Auf einer kleinen staubigen Fläche parkten wir unser Auto und schauten uns erst einmal um. Zum Glück hatten wir GPS Punkte dabei, denn sonst hätten wir nicht so genau gewusst, wohin wir wandern sollten. So hatten wir zumindest die grobe Richtung. Zuerst folgen wir einem Wash und bogen dann in die Hügellandschaft ab. Bald darauf entdeckten wir die ersten Hoodoos. Hier waren wir richtig und voller Eifer und Tatendrang erkundeten wir die Landschaft. Ein sehr zerklüftetes Gebiet mit vielen Seitentälern lag vor uns und immer wieder entdeckten wir neue interessante Gebilde aus Stein. Die Zeit verflog mal wieder und da die Sonne sich hinter Wolken zurückzog, beschlossen wir zur Südunit zu fahren und dort noch schnell vor Sonnenuntergang die Cracked Eggs zu besichtigen. Das sind große aufgebrochene Steine, die wirklich an aufgeschlagene Eier erinnern. Sie werden auch als Schildkröten oder Bienen bezeichnet und alles kommt irgendwie hin. Auf dem Parkplatz der Südunit standen schon zwei Autos, deren Besitzer wohl hier übernachten wollten und so entschlossen wir uns, auch dort zu campen. Natürlich war es mal wieder sehr spät, bis wir endlich loskamen, aber die Sonne blieb noch beharrlich hinter den dicken Wolken. So konnten wir flotten Schrittes zu den Steinen wandern. Gerade angekommen erbarmte sich auch die Sonne unser und warf ein letztes Licht auf die wirklich eindrucksvollen gemusterten Steine. Wir blieben bis zur Dämmerung und spurteten dann schnell zurück. Im Dunkeln kamen wir am Trailhead an. Einer von unseren netten Mitcampern machte uns sogar mit seinem Auto Licht an. So konnten wir die letzten Meter gut erkennen. Chris war noch so nett und gab mir unterwegs Anweisungen, auf Schlangen zu achten und wie wir uns einem Puma gegenüber verhalten müssten. Da kam doch tatsächlich der Spruch: „Der ist ja nicht viel größer als ein Luchs!“ Na Dankeschön, auf solch eine Begegnung in der Dämmerung konnte ich gut und gerne verzichten. Aber alles ging gut. Schnell war unser Zelt aufgestellt und da wir keine Lust auf Kochen hatten, gab es einen leckeren Salat mit Putenstreifen. Bald darauf kletterten wir in unser Zelt, denn es wurde mal wieder empfindlich kalt.

Übernachtung: Parkplatz der Südunit an den Bisti Badlands

Freitag, 15. Mai 2009 29. Tag
Wir schliefen gut und wurden sehr früh von unseren Mitcampern geweckt, die sich für ihre Wanderung fertig machten. Wir bauten unser Zelt ab und fuhren zu unserem Morgenziel, dem Ah-Shi-Sle-Pah Gebiet. Ein wirklich tolles, landschaftlich sehenswertes Gebiet mit farbigen Hügeln, fetzigen Hoodoos und vielfarbigen Holzversteinerungen. Die Wege waren zwar weit, aber es gab viel zu entdecken und immer wieder mussten wir staunend verweilen. Besonders hatten es uns die versteinerten Holzstücke angetan. Wir entdeckten sogar einen fast noch intakten Baumstamm mit Wurzeln. Als das Licht zu grell wurde, machten wir uns auf den Rückweg zum Auto und genossen dort auf der Motorhaube ein leckeres Frühstück.
Danach ging es zurück nach Farmington, wo wir noch einmal unsere Vorräte auffüllten und dann in Richtung Mesa Verde aufbrachen. Was hatten wir doch für ein Glück!! Als wir im Mesa Verde National Park ankamen, erkundigten wir uns gleich nach einer Campsite und wirklich genau an diesem Tag öffnete der Campingplatz. Wir konnten uns einen schönen Stellplatz aussuchen. Schnell war unser Zelt aufgebaut und alles im Inneren verstaut. Dann fuhren wir zum Visitor Center und buchten dort gleich zwei geführte Touren zu den Indianerruinen. Die Rangerin riet uns eine Tour am Nachmittag und ein Tour am frühen Morgen zu machen. So entschlossen wir uns, Cliff Palace um 17 Uhr zu besichtigen und das Balcony House um 9 Uhr am nächsten Morgen. Zufrieden erkundeten wir ein paar weitere Ruinen. Am Spruce Tree House beeindruckte uns eine rekonstruierte Kiva am meisten, zu der man über eine Leiter hinabsteigt. Es war schon gigantisch, von oben sah man gar nichts, aber unten in der Finsternis konnten wir durch das Licht von oben gut den kreisrunden Raum erkennen. Wir machten begeistert einige Aufnahmen. Irgendwann kletterte ich wieder nach oben, während Chris noch ein paar Bilder machen wollte. Eine Frau sah mich aus dem Loch in der Erde kommen und schwang sich begeistert nach unten. Einige Sekunden später ertönte aus dem Erdinneren ein greller Schrei, denn unten angekommen drehte die Frau sich um und stand Chris gegenüber. Mit so einem Anblick hatte sie wohl nicht gerechnet. Oben schauten mich ein paar Ranger fragend an, bis ich ihnen erklärte, dass mein Freund noch unten sei, und die Frau sich erschreckt hat. Da fielen sie in mein Grinsen ein. Am Square Tower House schauten wir nach einer kurzen Wanderung von oben auf ein paar sehr schöne Ruinen, als Chris auf einmal eine Frau nach der Uhrzeit fragte. Sie schaute auf ihre Uhr und meinte 16.50 Uhr. „Waaaaaaas?!“ Mist, wir hatten die falsche Zeit, denn bei uns war es noch 15:50 Uhr. Wie die Wilden liefen wir in neuer Rekordzeit zum Auto zurück und mit durchdrehenden Reifen rauschten wir vom Parkplatz. Etwas schneller als erlaubt jagten wir zum Treffpunkt am Cliff Palace. Zwei Minuten vor Führungsbeginn kamen wir dort an. Während Chris noch die Sachen zusammensuchte, flitzte ich schon zum Treffpunkt, wo der Ranger und ca.18 weitere Leute schon auf uns warteten. Die Führung war richtig gut. Der Ranger, ein Navajo, erzählte mit sehr viel Humor vom Leben der Indianer und führte uns zu den Ruinen. Unterwegs sahen wir sogar noch eine kleine Schlange, die ziemlich Angst vor uns hatte. Ein Mann half ihr in die Büsche, wo sie bestimmt erleichtert aufatmete.
Der Rückweg zum Campingplatz gehörte für uns zu einer der schönsten Fahrten während unserer Reise. Die Straße schlängelte sich in Serpentinen durch die Landschaft und die Sonne lachte im warmen Abendlicht vom Himmel. Wenn noch Murmeltiere da gewesen wären, hätten wir gedacht, dass wir am Großglockner unterwegs sind. Wir hatten die Fenster weit offen und genossen den Fahrtwind. Chris hatte einen Rocksender gefunden und lauthals schallte „Sweet Child“ von Guns N’Roses aus den Lautsprechern. Dazu waren wir allein auf der schönen kurvenreichen Straße unterwegs und fühlten uns so richtig gut. Auf dem Campingplatz gibt es am Café Duschen, die wir gleich nach unserer Ankunft ausgiebig nutzten.  Abends, wie sollte es auch anders sein, grillten wir natürlich mal wieder und saßen dick eingemummelt der Kälte trotzend noch eine Weile vor unserem Zelt am Feuer.

Übernachtung:  Mesa Verde Nationalpark

Samstag 16. Mai 2009 30. Tag
An diesem Morgen war Ausschlafen angesagt, denn unsere Führung startete ja erst um 9 Uhr. So ließen wir uns von der Sonne wecken und frühstückten im ersten Licht. Unsere Campsite war bestens gelegen, denn schon die ersten Sonnenstrahlen erreichten uns und wärmten ein wenig. Pünktlich kamen wir zum Parkplatz für die Balcony House Tour. Dort warteten schon ein paar Leute. Diesmal hatten wir eine Rangerin, die die Tour sehr nett gestaltete. Zuerst ging es über einen guten Pfad etwas hinab, dann über eine sehr hohe Leiter hinauf in die Felsen. Oben angekommen standen wir in einem Alkoven sehr hoch in der Canyonwand. Unglaublich, was die Indianer dort geleistet hatten. Zwei Kivas und einiges an Räumen hatten sie gekonnt in die Felsen eingebettet. Der Weg hinaus war noch besser, denn man musste auf allen Vieren durch einen kleinen engen Tunnel kriechen, sich durch einen Felsspalt zwängen und dann wieder eine lange Leiter hinauf klettern. Das war vielleicht ein Spaß!!! Am liebsten hätten wir die Tour gleich noch einmal gemacht.
Der Mesa Verde NP war eine tolle Erfahrung und wir wären gerne noch einen Tag länger geblieben, denn es gab noch so viel zu entdecken. Leider drängte mal wieder die Zeit und so verabschiedeten wir uns von diesem genialen Park und fuhren unserem nächsten Ziel Moab entgegen. Dort angekommen gab es erst einmal einen leckeren Burger. Im Visitor Center versorgten wir uns mit einigen Infos. Alle Campgrounds im Dead Horse Point State Park und Island in the Sky Nationalpark waren seit den frühen Morgenstunden ausgebucht und die Hoffnung auf einen dieser begehrten Plätze mussten wir somit begraben. Die gute Frau im VC hatte aber einen Tipp für eine schöne Ausweichcampsite. Wir machten uns sogleich auf den Weg. Mit viel Glück bekamen wir auf dem Horsethief Campground einen der letzten Plätze und nannten eine riesige Campsite unser Eigen. Wir konnten es kaum glauben, dass dieser tolle Platz noch frei war und schauten gleich zweimal auf das Schild. Aber kein Zettel hing daran und nichts wies auf einen Bewohner hin. Schnell war das Zelt aufgebaut und die anfallende Gebühr bezahlt. Schon waren wir wieder unterwegs zum Dead Horse Point State Park. Von dort hatten wir einen tollen Ausblick über die Steilwände der Schlucht auf den Colorado und eine Salzsaline. Weiter ging es zum Island in the Sky District, der nicht weit vom Dead Horse Point SP entfernt liegt. Auch dort gibt es ein paar schöne Ausblicke auf die tiefen Einschnitte des Colorado in die Felsen. Uns interessierte an diesem Nachmittag aber mehr die Wanderung zur False Kiva. Das ist eine nachgebaute Kiva aus losen Steinen, die in einer offenen halbkreisförmigen Felshöhle liegt und eine wahnsinnig schöne Aussicht bietet. Dank unserem GPS fanden wir schnell den richtigen Parkplatz. Dort schnürten wir unsere Wanderschuhe und waren schon wieder zu Fuß unterwegs.  Ein gut ausgetretener Pfad wies uns die Richtung und frohen Mutes folgten wir ihm und unserem GPS. Bald standen wir am Abgrund. Und nun? Kein Weg führte weiter und nirgendwo war ein Steinmännchen zu sehen. Weit unter uns sahen wir ein paar Wanderer. „Oh, die Armen müssen noch so weit hinauf“, witzelten wir. Wir hielten uns rechts und kletterten die Felsen hinauf, aber auch dort war die Kiva nicht zu entdecken. Nun war guter Rat teuer. Chris wanderte noch ein wenig höher an der Steilwand entlang, während ich es mir auf meiner Aussichtskanzel bequem machte. Nach einiger Zeit rief er mir zu, dass ich ca. 50 Meter über der Kiva sitze. Die Aussicht in die Weite der Landschaft war fantastisch. Aber nun mussten wir noch den richtigen Weg finden. Wieder folgten wir den Spuren und waren fast am Auto zurück, als Chris mich fragte, ob wir noch einen Versuch starten wollten. Da wir beide unbedingt die False Kiva sehen wollten, gingen wir noch einmal los. Diesmal war der richtige Weg schnell gefunden und auch die Steinmännchen begleiteten uns wieder. An einem steilen Abhang entlang wand sich der Weg und dort, wo wir vorher noch die Wanderer gesehen hatten, standen nun wir. Nach einiger Kraxelei erreichten wir endlich die Kiva und genossen die gleiche Aussicht, wie ich vorher schon, nur ca. 50 Meter tiefer. Nach einer ausgiebigen Fotosession ging es dann den beschwerlichen Weg wieder zurück zum Auto.
Die ganze Sucherei hatte uns leider zu viel Zeit gekostet und so verbrachten wir den ersten wirklich tollen Sonnenuntergang auf der Straße. Rot glühte der Himmel über uns und am Straßenrand grasten friedlich ein paar Mule Deers (Rehe). Diesmal gab es nur eine Kleinigkeit zum Essen und schon bald lagen wir erschöpft in unseren Schlafsäcken.

Übernachtung: Horsethief Campground, 12 US$

Sonntag, 17. Mai 2009 31. Tag
Sehr früh riss Chris mich aus dem Tiefschlaf, denn an diesem Morgen sollte es zur Mesa Arch gehen. Nach einer kurzen Autofahrt durch die Nacht, wanderten wir im Dunkeln ca. 10 Minuten bis zur Arch. Unglaublich aber wahr, wir waren nicht die ersten an diesem Morgen. Es war wirklich schon ein Fotograf vor uns da. Schnell kamen wir mit Jeff ins Gespräch und er zeigte uns gleich die besten Fotoplätze, die er am Vortag ausgekundschaftet hatte. Wir verteilten uns ein wenig und warteten auf die Dämmerung. Über der Arch leuchtete der Mond und eine Eule rief in der Dunkelheit. Spätestens da war die Müdigkeit wie weggeblasen und hellwach lauschten wir den Nachtgeräuschen. Die Eule flog sogar noch in der Dämmerung lautlos an uns vorbei. Das war wirklich toll.
Mit der Dämmerung kamen auch Massen an Leuten, wobei es gar nicht so viele Fotografen waren, sondern mehr „normale“ Urlauber. So standen mit dem ersten Licht mehr als 30 Menschen um die Arch herum und warteten auf das orange Leuchten. Jeff und ich hatten die besten Plätze, denn von unserem Standpunkt aus, konnten wir die Sonne sehen, die langsam über die Berge kam und die Mesa Arch in einem kräftigen Orange leuchten ließ. Chris stand weiter links und sah zuerst von der Sonne gar nichts. Dafür leuchtet sie ihm dann genau vom linken Archrand ins Bild und das sah wirklich spektakulär aus. Außerdem bekam er alles von den Menschen um ihn herum mit. Wir konnten uns gar nicht satt sehen und warteten sehr lange. Zum Glück gingen die meisten sehr zeitig zurück und schon bald waren wir wieder mit Jeff an der Arch alleine. Als das Glühen langsam nachließ, gingen wir nett plaudernd zurück zu unseren Autos.
Am Aussichtspunkt auf den Shafer Trail kochten wir Kaffee und frühstückten vor einer fantastischen Landschaft. Der Shafer Trail ist eine schmale Schotterpiste, die sich in vielen engen Serpentinen nach unten ins Tal windet und genau die fuhren wir als nächstes. Vom Shafer Trail ging es auf der Potash Road wieder zurück nach Moab. Von der Straße aus kamen wir an ein paar tollen Aussichtspunkten auf den Colorado River vorbei und schauten immer wieder staunend in die Tiefe. Besonders gut gefiel uns eine enge Schleife des Colorado tief unter uns, wo auch noch genau in dem Moment, als wir hinab blickten, ein blaues Boot vorbei fuhr.

Zurück in Moab füllten wir unsere Vorräte auf und ich bekam einen leckeren Cappuccino von Starbucks. Danach fuhren wir entspannt in den Arches Nationalpark, denn wir hatten ja unsere Campsite reserviert und konnten nun in Ruhe mittags in den Park hinein fahren. Zuerst waren wir etwas enttäuscht von unserer Site, denn einige andere lagen direkt an den Felsen und unsere lag eher frei. Dafür die Campsite sehr groß und bot locker zwei Autos genug Platz, denn für den Abend waren wir ja wieder mit Lisa und Alois verabredet. Auf der Campsite gab es erst einmal Mittagessen. Die Sonne brannte gnadenlos und wir hatten keinerlei Schatten. Trotzdem ließen wir es uns schmecken und genossen in der Hitze eine eiskalte Cola aus unserer Kühlbox. Nach einer langen Pause wanderten wir zu den ersten Arches, die bequem von der Campsite aus zu erreichen waren. Am späteren Nachmittag erkundeten wir noch die Windows Section und zum Nachmittag wanderten wir zur Delicate Arch. War das vielleicht ein Weg! Fast die ganze Wanderung ging zum Teil steil über Felsen bergauf und schon bald waren wir außer Atem und nass geschwitzt. Das war vielleicht anstrengend! Dann ging es noch an einem Abgrund entlang und endlich, 2,4 Kilometer später kamen wir um die letzte Kurve und die Delicate Arch stand vor uns. Wieder blieb uns der Mund offen stehen, aber es lag nicht nur an der Arch, sondern auch an den Menschenmassen, die sich dort versammelt hatten. Erschöpft sanken wir in den Schatten und betrachteten den Trubel. Jeder, aber auch wirklich jeder Amerikaner musste alleine unter der Arch stehen und irgendwelche Verrenkungen oder Posen machen. Ab und zu konnten wir ein Bild machen, aber dann standen schon wieder Menschen unter der Arch. Besonders interessant war eine Großfamilie. Die Mutter stand in den Felsen über uns und gab laut schreiend Anweisungen. Wir nahmen es mit Humor und machten uns ein wenig lustig über das ganze Schauspiel. Mit uns waren auch ein paar Schweizer da, die wir am Morgen schon an der Mesa Arch getroffen hatten und so gab es wenige Bilder, aber viel zu lachen. Nach Sonnenuntergang ging es fast nur bergab zum Auto zurück. War das angenehm! Auf unserer Campsite brannte schon ein Feuer, da Alois und Lisa in der Zwischenzeit angekommen waren und schon eingeheizt hatten. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man erschöpft nach einem langen Tag nach Hause kommt und schon ein Feuer im Kamin knistert. So ähnlich empfanden wir es. Wir grillten natürlich und tauschten unsere Erlebnisse der letzten Tage bei einem Gläschen Rotwein am Lagerfeuer aus.

Übernachtung: Devils Garden Campground, Arches National Park, 20 US$

Montag, 18. Mai 2009 32. Tag
Nach einem guten Frühstück wanderten wir gemeinsam mit Lisa und Alois zur Landscape Arch, zu der man leider nicht mehr hingehen darf, da sie stark einsturzgefährdet ist. So mussten wir sie von weitem betrachten und uns mit einem Gesamtüberblick begnügen. Auf einem gut mit Steinmännchen markierten Weg ging es weiter bis zur Double-O-Arch. Gemütlich ging es auf einem Felsrücken dahin, rechts ragten beeindruckend die Fins vor uns auf. Das sind witzige lange dünne Felsen, die dicht auf dicht stehen und an Fischflossen erinnern. Nur einmal ratschten wir zuviel und verpassten den richtigen Abzweig zur Arch. Wo war nur der Weg? Nach ein paar Schritten zurück fanden wir Frauen jedoch den richtigen Weg, während die Männer waghalsig kletternd das Pferd von hinten aufzäumten. Chris hatte zumindest Glück und konnte noch eine Schlange entdecken, so hatte sich die Kletterei für ihn auch wieder gelohnt. Es war ein toller Weg, der uns über Felskuppen und Bergrücken vorbei an etlichen bizarren Felsen, Bäumen und Felsformen führte. Auf dem Rückweg gingen wir noch zur Navajo Arch, die uns besonders gut gefiel, denn sie lag im schönsten indirekten Licht und ein kleiner „Tannenbaum“ stand am Eingang. So fühlten wir uns trotz der Hitze ein wenig an Weihnachten erinnert. Auch die Partition Arch gefiel uns sehr gut, sie besteht aus einem großen Felsdurchbruch und einem kleineren Fenster im Felsen. Die Zeit verflog nur so und schon war es Mittag. Zurück am Auto suchten wir uns ein schattiges Plätzchen auf einem schönen Picknickplatz und ruhten uns ein wenig aus. Schon auf dem Picknickplatz konnten wir sehen, dass sich dicke Wolken über den La Sal Mountains gebildet hatten, die sich sehr gut hinter der Delicate Arch machen würden. Tja, so stand nach einer kurzen Besichtigung der Windows Section noch einmal zusammen mit Alois und Lisa eine Wanderung zur Delicate Arch an. Es war immer noch sehr heiß und drückend, aber komischerweise war der Weg nicht mehr so schlimm. Wir schwitzten zwar nicht weniger, aber das Wandern fiel uns irgendwie leichter. An der Delicate Arch waren viel weniger Menschen als gestern und so hatten wir sie oft für eine Bilderserie menschenleer. Die Wolken machten sich toll. Bis eine Busladung Japaner kam und mit der Ruhe war es vorbei. Trotzdem war es bei weitem nicht so schlimm wie am Vortag. Ein Fotograf mit Mittelformatkamera scheuchte immer wieder die Leute von der Arch weg. Die Dämmerung war sehr schön und wir konnten uns kaum losreißen.
Auf dem Rückweg lernten wir noch Axel kennen, der mit seinem Motorrad um die Welt fährt. 3,5 Jahre war er zu diesem Zeitpunkt schon unterwegs und der gesamte östliche Teil der Welt lag schon hinter ihm. Über Südamerika war er in den USA gelandet und will dann weiter nach Kanada. Viel Glück auf Deinem Weg, Axel!
Zurück auf der Campsite kochten wir noch und fielen bald darauf müde und zufrieden ins Bett.

Übernachtung: Devils Garden Campground, Arches National Park, 20 US$

Dienstag, 19. Mai 2009 33. Tag
Eigentlich wollten wir früh aufstehen und mit dem ersten Licht in der Windows Section fotografieren, aber schon in der Nacht hatte es angefangen zu stürmen und am Morgen waren dicke graue Wolken am Himmel. So frühstückten wir zuerst gemeinsam mit Alois und Lisa. An der Windows Section trennten sich dann wieder unsere Wege. Die Zwei wollten schon mal in den Yellowstone NP vorfahren und wir grübelten noch immer, was wir machen sollten. Am späten Vormittag schaffte es die Sonne endlich durch die Wolken und wir schauten am Visitor Center nach dem Wetter. Aber der Wetterbericht versprach keine Wetterbesserung, ganz im Gegenteil, es sollten noch Stürme und Gewitter kommen. Also fuhren wir erst einmal nach Moab. Dort ließen wir an unserem Auto einen Ölwechsel machen, da eine Service Lampe schon seit einiger Zeit aufleuchtete. Die Jungs von der Werkstatt waren unglaublich schnell. Kaum stand unser Auto, war das Öl auch schon gewechselt und  wir konnten wieder losfahren. Weil wir gerade dabei waren, bekam unser Auto endlich eine längst überfällige Wäsche und so konnten wir mal wieder die Originalfarbe erkennen. Da wir immer noch nicht so recht wussten, was wir machen sollten, fuhren wir zu den Fisher Towers und über die La Sal Mountain Road wieder zurück nach Moab. Rings um uns herum regnete es und wir bekamen auch ein paar Tropfen ab. Wir überlegten hin und her und entschlossen uns dann, Alois zu folgen. In Moab tankten wir noch schnell Kaffee bei Starbucks auf und beobachteten sogar noch eine Verhaftung im Supermarkt. Dort standen mit Blaulicht gleich zwei Autos und der Funk rauschte im Vorbeigehen. Die Polizistin saß zum Glück relativ gelangweilt im Auto, sodass wir uns nicht weiter sorgten. Als wir eingekauft hatten und zurück zu unserem Auto gingen, kam ein Polizist aus dem Markt und führte einen jungen Mann in Handschellen ab. Es war zwar nichts Besonderes, aber trotzdem aufregend. Wir verließen Moab am Nachmittag und fuhren in Richtung Vernal durch dunkle Wolken und heftige Regenschauer. Immer wieder schauten wir besorgt zum Himmel und dachten nicht im Traum daran, dass es an diesem Tag noch einmal besser werden könnte. Doch als Zuckerl gab es mitten auf der Straße kurz vor Sonnenuntergang noch einen letzten Sonnenstrahl und ein ganzer, ja sogar doppelter Regenbogen erschien am Himmel. Wir hatten zwar nur die Straße als Motiv, aber wir waren absolut begeistert. Ein warmes Licht schien auf die regennasse Straße, im Hintergrund die bedrohlich schwarze Wolkenwand und darüber ein schillernder Regenbogen. Das war schon fast kitschig schön!
Nördlich von Vernal suchten wir den Red Fleet State Park auf, um dort zu campen. Der Campingplatz war sehr idyllisch an einem See gelegen, auch wenn wir davon im Dunkeln nicht mehr viel sahen. Neben uns waren nur ein paar Wohnwägen auf dem Platz, ansonsten war es sehr ruhig.

Übernachtung: Campsite im Red Fleet State Park, 12 US$

Blick durch das North Windows auf die Turret Arch, Arches Nationalpark Landschaft im Arches Nationalpark Courthouse Tower, Arches Nationalpark Autowäsche in Moab
Fisher Towers, Moab Landschaft in der Nähe von Moab Das schlechte Wetter liegt hinter uns Regenbogen über dem Highway

Mittwoch, 20. Mai 2009 34. Tag
Eigentlich wollte Chris schon im Dunkeln aufbrechen, denn wir wollten so schnell wie möglich zum Yellowstone National Park kommen, aber er hatte Mitleid mit mir und ließ mich noch bis zur Dämmerung schlafen.
Kurz nach der Ausfahrt aus der Campsite passierte es dann. Ohne auch nur eine Sekunde für eine Reaktion zu haben, kollidierten wir mit einem Mule Deer (Maultierhirsch). Zum Glück waren wir angeschnallt und Chris riss das Lenkrad nicht herum, denn sonst hätte die ganze Geschichte auch für uns ein böses Ende nehmen können. Der Aufschlag war fürchterlich. Das Mule Deer prallte gegen unsere linke Front und dann noch gegen die Fahrertür. Mit zitternden Knien hielten wir etwas weiter weg an. Als Chris die Tür öffnen wollte, passierte erst einmal gar nichts. Mit Gewalt bekam er sie dann auf, dabei fielen sehr viele lose Haare des Mule Deers ins Auto. Chris schaute sich den Schaden am Auto an. Der Scheinwerfer war kaputt. Der Kotflügel und die Fahrertür waren stark verbeult. Das Mule Deer hatte keine Chance und dabei waren wir noch nicht einmal schnell gefahren. Zwei Truckfahrer hatten den Unfall beobachtet und schauten besorgt nach uns. Wir waren nur geschockt, aber ansonsten völlig okay.
Nach dieser Schrecksekunde fuhren wir zum Unfallort zurück. Dort zog Chris das tote Mule Deer von der Straße, während ich mit mir und meiner Fassung zu kämpfen hatte. In Vernal wollten wir zur Polizei, da wir den Vorgang für den Autovermieter und die Versicherung melden mussten. Ein Mann an der Tankstelle wies uns den Weg und so standen wir dann auch schnell in einem Raum mit mehreren Türen, einem Telefon und vergitterten Fenstern. Und nun? Da sprach auf einmal ein „schwarzes Fenster“ mit uns und fragte, was wir wollen. Chris erzählte von unserem Unfall und musste seinen Pass durch einen Schlitz schieben. Kurz darauf kam ein Zettel mit einer Telefonnummer zusammen mit dem Pass wieder heraus. Wir wunderten uns etwas, warum niemand aus dem Gebäude kam, um den Unfall aufzunehmen und warum wir noch extra telefonieren mussten. Aber egal, wir waren ja in Amerika und die wussten doch hoffentlich, was sie tun. Nach dem Telefonat mit der Polizei warteten wir eine Zeit lang, dann kam auch schon ein Streifenwagen angefahren. Der Polizist war sehr nett und nahm den Unfall mit Laptop im Polizeiwagen auf. Er meinte, dass dort immer wieder etwas passiert und wir sehr viel Glück hatten, dass wir unverletzt waren. Leider nützte das dem armen Mule Deer nichts mehr. Wir fühlten uns mies und schuldig, denn eigentlich wollten wir doch Tiere fotografieren und sie nicht umbringen. Als der Streifenwagen wieder weg war, ging Chris noch einmal in das Gebäude hinein, um mit der Autoversicherung zu telefonieren. Ich blieb derweil im Auto sitzen. Als ich aufschaute, traute ich meinen Augen kaum, denn Chris kam mit drei Sträflingen zusammen aus der Tür. Ich musste mich fast kneifen und schaute blinzelnd gleich mehrmals, aber das Bild blieb, wie es war. Langsam dämmerte es mir. Wir waren beim Gefängnis gelandet. Kein Wunder, dass der Streifenwagen von woanders kam. Die drei Häftlinge waren in grau weiß gestreiften „Schlafanzügen“ und wirklich unverkennbar. Einer hielt Chris die Tür auf und so kam mein sprachloser Freund wieder zum Auto zurück.
Nachdem Chris mit Alamo telefoniert und alles geregelt hatte, ging die Fahrt zuerst nach Salt Lake City, denn am Flughafen konnten wir unser Unfallauto in ein anderes umtauschen. Nach ca. 3 Stunden Fahrt waren wir am Flughafen und tauschten unser ramponiertes Auto gegen einen grauen neuen Toyota Highlander ein. Das fiel uns richtig schwer, denn in den vergangenen Wochen war uns unser roter 4Runner so richtig ans Herz gewachsen. Nach 45 Minuten umpacken im Akkord ging die Fahrt in dem sauberen Auto in Richtung Yellowstone weiter.
Pünktlich zum Nachmittag erreichten wir den Westeingang vom Yellowstone National Park und kauften dort noch ein wenig Lebensmittel und Getränke ein. Immer noch begleiteten uns dicke Wolken, aber ab und zu schaute schon einmal die Sonne heraus. Wir fuhren erst einmal nach Madison und reservierten uns dort eine Campsite. Danach ging es zum Old Faithful Geysir. Auf dem Weg dorthin hatten wir unsere erste Begegnung mit Bisons in freier Natur. Zwei gewaltige Bullen kamen aus dem Wald und gingen auf der Straße direkt an unserem Auto vorbei. Wir waren unglaublich aufgeregt. Die Tiere waren gigantisch und wirkten so friedlich. Auch wenn wir wussten, dass das Aussehen trügerisch ist, waren wir absolut hingerissen von diesen großen Fellbergen, aus denen uns warme leuchtende Augen anblickten. Lange Zeit begleiteten wir die zwei Bullen, die gemächlich am Straßenrand schlenderten. Als sie später die Straße verließen und in den Wald stapften, rissen wir uns von ihrem Anblick los und fuhren weiter. Am Old Faithful Geysir Becken bestaunten wir die Lodges und machten eine schöne Abendrunde auf den Stegen um die Geysire herum. Überall brodelte es, Rauchsäulen stiegen auf und eine Farbenvielfalt von weiß bis zu dunklem Rot und Blau erfreute unsere Augen. Das Wetter hatte sich merklich gebessert und die Sonne schien im schönsten Abendlicht. Der Old Faithful ärgerte uns ein wenig, denn um 19.21 Uhr brach er nur sehr mäßig aus und nach ca. 2 Minuten war der Spaß schon wieder vorbei, aber am Abend in der Dämmerung (ca. 90 Minuten später) entschädigte er uns dann. Während er fauchte und spuckte, schoss das Wasser etliche Meter hoch. Ein beeindruckendes Schauspiel vor dem blauen Himmel der Dämmerung.
Tagsüber hatten wir so zwischen 15-20°C, aber am Abend kühlte es empfindlich ab und schon bald schlotterten wir bei ca. 0°C auf der Campsite. Wir waren so durchgefroren, dass wir nur schnell Brotzeit machten und beschlossen, dass unser Fleisch bei den Temperaturen noch einen Tag hält.
Auf der Campsite hielt mir auf einmal jemand von hinten die Augen zu. Ich drehte mich um und Alois stand vor mir. Das war ja unglaublich, denn wir hatten uns nicht verabredet und waren ja einen Tag eher als erwartet im Yellowstone angekommen. Außerdem planten die beiden, in ein Hotel zu gehen, aber irgendwie wollte es der Zufall, dass wir uns dort wieder begegneten. Die zwei hatten die Campsite besichtigt und unser Zelt erkannt. Daraufhin hatten sie die Nachbarcampsite belegt. Leider war es viel zu kalt für lange Gespräche, die verschoben wir auf den nächsten Tag.

Übernachtung: Madison Campsite, Yellowstone Nationalpark

Donnerstag, 21. Mai 2009 35. Tag
Nach einer bitter kalten Nacht (-2 Grad) waren wir fast froh, endlich aufstehen zu können. Am Heizlüfter in den Toiletten (welch ein Luxus) wärmten wir uns etwas auf und fuhren dann erst einmal zum Old Faithful. An diesem Morgen belohnte er uns wieder mit einem tollen Ausbruch und es machte richtig Spaß, ihm dabei zuzuschauen. Danach gab es einen Kaffee in der Old Faithful Lodge, wo wir uns wieder etwas aufwärmten. Witzig war, dass im Innenraum, wo wir unseren Kaffee mit Blick auf den Old Faithful tranken, ein Eichhörnchen herumkletterte und überall nach Essensresten schaute. Immer wieder flitzte es die Holzbalken rauf und runter. Wir kamen aus dem Schmunzeln gar nicht mehr raus und mussten immer wieder an den Film: „Hilfe, es weihnachtet sehr“ mit Chevy Chase denken. Dort und im Old Faithful Inn liefen wir noch ein wenig durch die Geschäfte, bis wir wieder warm waren. Im Old Faithful Inn ist alleine schon die Architektur sehenswert. Die Hotellobby ist ein riesiges Holzblockhaus mit einer offenen Holzkonstruktion bis zum Dach hinauf, sodass man erst einmal staunend und schauend stehen bleibt und den Blick schweifen lässt. Leider war dort die Übernachtung sehr teuer und so blieben wir beim Campen. Außerdem stand ja das Memorial-Day-Wochenende vor der Tür und so waren fast alle Zimmer ausgebucht.
Auf einer weiteren Geysir-Runde hatten wir richtig viel Glück, denn zuerst kamen wir zu Fuß fast hautnah an eine Bisonherde heran, die auch noch frisch geborene Kälber bei sich führte. Danach gingen wir zum Castle Geysir, der zwei Mal am Tag ausbricht und nun seine Vorstellung gab. Es ist schon gewaltig, wenn man vorher aus dem Geysir nur eine dünne Rauchfahne sieht und dann spritzt das heiße Wasser bis zu ca. 7 Meter hoch. Solch ein Glückserlebnis hatten wir noch einmal am Riverside Geysir. Wir kamen hin und er blubberte schon etwas. Diese Vorwarnung kann bis zu zwei Stunden vorher losgehen. Aber nein, kaum standen wir und schauten, schon brodelte es stärker und die erste Fontäne schoss hoch. Es war klasse. Dazu lachte die Sonne vom Himmel und es wurde richtig warm. Eine Klamotten-Schicht nach der anderen konnten wir beim Zurückgehen ablegen und uns von der Sonne wärmen lassen.
Da wir dringend eine Dusche nötig hatten, verabredeten wir uns für später mit Lisa und Alois zum Mittagessen und gingen ins Old Faithful Inn, das den Campern für einen Kostenbeitrag von 3 $ Duschen ermöglicht. War das eine Wohltat! Danach fuhren wir in Richtung West Thumb, wo wir uns auf einem Picknickplatz mit Alois und Lisa treffen wollten. Aber was sahen wir, alle Picknickplätze auf unserem Weg lagen noch meterhoch unter dem Schnee. So näherten wir uns stetig dem West Thumb Geysirbecken, bis wir auf einen kleinen Stau stießen, den Ranger regelten. Dort gab es sicher einen Bären, mutmaßten wir und parkten gleich unser Auto am Seitenstreifen, um nach dem Rechten zu sehen. Hier trafen wir wieder auf Alois und Lisa, die schon eine Weile vor Ort verbracht hatten und uns von einem jungen Grizzly berichteten, der immer mal wieder über die Wiesen streifte. Angestrengt und aufgeregt suchten wir den Boden ab, bis wir hinter einem umgestürzten Baum hellbraunes Fell entdeckten. Unser erster Bär!!! Völlig begeistert warteten wir darauf, dass der Bär wieder aktiver wurde. Schließlich wurde unsere Geduld belohnt und der Bär rappelte sich auf. Er kam sogar etwas näher und wir konnten ihn relativ gut beobachten. Doch die Phase hielt nicht lange an und schon bald lag er wieder im Schatten der Bäume und schlief. Jetzt meldeten sich langsam unsere Mägen und wir beschlossen zum West Thumb zu fahren und dort zu Mittag zu essen. Dort angekommen sahen wir, dass die Picknicksite auch zum Teil noch unter dem Schnee vergraben lag, aber eine Site wurde von der Sonne beschienen und war schneefrei. Dorthin trugen wir unsere Vorräte und gönnten uns eine lange Pause in der wärmenden Sonne. Danach gingen wir am Yellowstone See das West Thumb Geysir Becken ab. Über Stege geht man dort seine Runde, vorbei an farbenfrohen Geysiren und fetzigen rauchspuckenden Erhebungen, die mitten aus dem See ragten. Mule Deers fraßen genüsslich das erste zarte Grün von den Wiesen um die Geysire herum. Es war richtig friedlich und idyllisch. Auf dem See schwammen teilweise noch dicke Eisschollen, die einen tollen Kontrast zum dampfenden Wasser der Geysire abgaben, die sich in den See ergossen. Nach dieser eindrucksvollen Runde entschlossen wir uns, wieder zum Grizzly zurückzufahren. Dort angekommen war die Menschentraube noch mehr angewachsen und wir stellten uns wieder dazu, um den Bären zu beobachten. Nach einer ganzen Zeit verabschiedeten sich Alois und Lisa von uns, da sie noch einige Geysire erkunden wollten. Wir hofften noch auf eine schönes Bild von dem Bären und harrten aus. Doch irgendetwas stimmte mit dem jungen Gesellen nicht. Seine Runden waren nur sehr kurz und immer wieder musste er verschnaufen. Andauernd fuhr er mit seinen Pfoten über sein Gesicht, als ob es schmerzte. Je länger wir ihn betrachteten, desto mehr kamen wir zu dem Schluss, dass er krank sein musste. Das wurde uns auch noch von einer anderen Fotografin bestätigt, die direkt neben uns stand. Sie meinte, dass er entweder einem Unfall mit einem Auto gehabt hätte oder mit einem anderen Bären. Die wahre Geschichte erfuhren wir jedoch erst später. Der Bär hatte sich mit einem Stachelschwein angelegt und dieses wehrhafte Tier hatte dicke spitze Stacheln in seinem Gesicht hinterlassen, die sich wohl bis in den Gesichtsinnenraum durchgebohrt hatten. So konnte der Arme weder fressen noch bekam er die Stacheln weg und musste jämmerlich verhungern. Der Todeskampf dauerte fast zwei Wochen. Als wir diese Geschichte hörten, waren wir sehr enttäuscht von den Rangern vor Ort. Es hieß zwar, sie mischten sich nicht in die Natur ein, doch bei jeder anderen Gelegenheit verscheuchten sie die Bären, lagerten gerissene Tiere um, die zu nah an der Straße lagen, oder nahmen sie den Wölfen sogar ganz weg. Da mischten sie sich ein, aber wenn ein Tier krank ist, wird es noch zur Schau gestellt, bis endlich der Tod eintritt. Aber davon wussten wir ja zu diesem Zeitpunkt noch nichts und so fuhren wir frohen Mutes mit Hoffnung auf eine Gesundung des Bären weiter.
Wir wollten noch einmal zum Old Faithful und von dort zum Grotto Geysir wandern, denn dieser zerklüftete Geysir hatte es uns besonders angetan und wir wollten ihn noch einmal im schönen warmen Licht fotografieren. Unser Geysir Glück war uns auch am späten Nachmittag hold, denn als wir zum Grotto kamen, dampfte und spuckte er gerade, was das Zeug hielt. Wir kamen uns wirklich ein wenig wie in einer Grotte vor und betrachteten vergnügt dieses besondere Schauspiel. Mit der Dämmerung wurde es auch wieder sehr kalt, so fuhren wir bald fröstelnd zur Campsite zurück. Lisa und Alois waren auch gerade erst angekommen und so ratschten wir noch ein wenig, bis uns die kühlen Temperaturen in die Zelte trieben.

Übernachtung: Madison Campsite, Yellowstone Nationalpark

Freitag, 22. Mai 2009 36. Tag
Wieder einmal standen wir sehr früh auf, denn an diesem Morgen wollten wir weiter in den Norden fahren und dort eine der begehrten Campsites in Mammoth ergattern. Da ja besagtes Memorial Day Wochenende jetzt unmittelbar bevorstand, mussten wir früh starten, denn die Campsites bekommt man auf diesem Platz nach dem „first come, first served“ System. Also wollten wir uns bemühen, so früh wie möglich vor Ort zu sein. Unterwegs dämmerte es gerade, die Geysire dampften gewaltig und überall lag Raureif auf den Wiesen. Es war unheimlich schön zu dieser frühen Morgenstunde mit voll aufgedrehter Heizung durch den Yellowstone NP zu fahren. Dann kam die Krönung, eine Herde Bisons mit frisch geborenen Kälbern stapfte über die nebligen Wiesen genau auf uns zu, das dicke Fell mit Raureif überzogen, aus den Nüstern dampfte die warme Atemluft. Die Kleinen waren obersüß. Sie spielten und liefen voller Übermut ihren souveränen Müttern hinterher. Was für ein Anblick! Als wir begeistert die Scheiben öffneten, kam eiskalte Luft in unser Auto, aber das merkten wir kaum, denn wir waren völlig in dem schon fast mystischen Anblick vertieft und schossen unzählige Bilder. Die Herde ging an uns vorbei und verschwand langsam auf der nächsten Wiese im Nebel, wo wir leider nur noch die gewaltigen Rücken bewundern konnten.
Wir fuhren am Norris Geysirbecken vorbei, weiter durch eine tolle Nebellandschaft und hätten unzählige Male begeistert halten können. Langsam kam auch die Sonne immer höher und ein schöner Tag begann. Beim Swan Lake war die Landschaft so schön, dass wir noch einmal kurz halten mussten, um die warmen Farben und den leichten Nebel zu genießen. Durch das viele Schmelzwasser von den Bergen stand der Yellowstone regelrecht unter Wasser und eine fast schon moorartige Landschaft berauschte/begeisterte uns (?). Weiter ging es durch einen Canyon und an einem Wasserfall vorbei, dann konnten wir schon die Sinter-Terrassen erkennen. Wir näherten uns Mammoth Hot Spring. Dort angekommen schauten wir gleich an die Anmeldung, aber vor 9 Uhr ist dort niemand. So fuhren wir über die Campsite und schauten nach einem freien Platz. Gleich am Eingang frühstückten ein paar Mädels, die schon angefangen hatten, ihr Zeug zusammenzupacken. Wir fragten, ob wir später ihre Campsite belegen dürften und sie luden uns ein, gleich da zu bleiben. So ratschten wir noch ein wenig und tauschten unsere Erlebnisse im Yellowstone aus. In dieser Gegend schien es viele Bären zu geben und auch Wölfe hatten die Mädels gesichtet. Wir bekamen gleich große Augen und wären am liebsten sofort wieder aufgebrochen. Wir wollten uns jedoch noch richtig anmelden und bauten erst einmal in Ruhe unsere Zelte auf. Dann richteten Lisa und ich das Frühstück her, denn wir hatten an dem Morgen noch nichts gegessen, während Alois zur Anmeldung vorging, um unser Schild an die Wand zu pinnen und zu bezahlen. Er kam und kam nicht wieder. Wir saßen schon längere Zeit am Tisch und überlegten, ob er jemanden zum Ratschen gefunden hätte, als ein etwas aufgebrachter Alois zu uns zurückkam. Er erzählte, dass er am Eingang fast gelyncht worden wäre, denn dort waren mittlerweile ca. 7 Autos angekommen und warteten auf eine Campsite. Sie hatten sogar demonstrativ Stühle aufgestellt und behaupteten, schon seit 5 Uhr dort zu sitzen. Komisch, dass wir niemanden gesehen hatten, als wir vor ca. 30 Minuten den gleichen Eingang passiert hatten. Es stand auch von dieser Vorgehensweise nichts am Eingang, sondern nur „first come, first served“. Wir hatten uns unserer Meinung nach nicht falsch verhalten, aber die Leute waren etwas angespannt, da ja die Campsites am Feiertagswochenende rar sind und jeder ein Plätzchen ergattern wollte. Zum Glück konnte sich Alois durchsetzen und wir behielten unsere Site. Komischerweise mischte sich auch der Campwart nicht ein, sondern hielt sich raus und war auch im Nachhinein sehr nett zu uns. Es bekam jeder seinen Platz und so waren hoffentlich auch alle wieder zufrieden.
Vom Lamar Valley hatten wir ja schon viel gehört und nun hielt uns nichts mehr, wir wollten die Gegend erkunden. Wir fuhren also in Richtung Lamar Valley, bis wir mal wieder auf einen Stau trafen. Fotografen und Spektivbesitzer belagerten den Straßenrand und eine Rangerin stand mit wachsamem Blick dabei. Auf unsere Frage, was es denn besonderes gäbe, antwortete sie: „Ein Wolf an einem Riss.“ Wirklich, ca. 500 m weiter vorne hinter einem kleinen Fluss konnten wir mit dem Fernglas einen hellen Felltupfer ausmachen, den man sogar als Wolf erkennen konnte. Krähen belagerten den Kadaver und der Wolf jagte sie immer wieder weg. Unser erster Wolf, doch leider sollte es auch die einzige Sichtung für uns bleiben. Nach einer Weile, als der Wolf den Bisonkadaver immer weiter in die Büsche zog, fuhren wir weiter.
Beim nächsten Stau hielten wir wieder an. Diesmal war es ein Schwarzbär. Aber der hatte sich gerade zum Schlafen hingelegt. Ein wenig Fell und eine dicke Pfote konnten wir noch erkennen. Etwas weiter vorne sollte noch ein Schwarzbär-Weibchen liegen, das wir jedoch nicht entdecken konnten. Weiter in Richtung Lamar Valley liegen die Tower Falls, die wir uns mittags anschauten. Am Aussichtspunkt gab es für uns Frauen einen Kaffee und für Chris ein dickes Eis. Die Sonne schien vom Himmel und es war richtig warm. Wir entschlossen uns, vor dem Lamar Valley noch den Dan Raven Pass anzuschauen. Dort oben soll man auch gut Bären beobachten können, zwar weit weg, aber man weiß ja nie. Je höher wir kamen, desto höher wurde auch der Schnee. An einer Parkbucht mussten wir einfach halten, denn der Schnee war knapp 2 Meter hoch und unser Auto sah richtig winzig aus. An einer anderen Stelle war der Schnee nur kniehoch. Alois und Chris mussten gleich mal barfuss mit kurzen Hosen ausprobieren, ob er auch echt war und holten sich mächtig kalte Füße. Das war vielleicht ein Spaß.
Übermütig und gut gelaunt ging es dann endlich ins Lamar Valley, wo wir zuerst auf eine kleine Herde Dickhornschafe stießen. Die Mädels waren eindeutig mutiger als ihr Bock, denn der versteckte sich immer hinter einem Baum und schaute nur vorsichtig mit einem Auge zu uns vor. Ein Stück weiter den Weg ins Valley hinein, kamen wir wieder zu vielen parkenden Autos am Wegesrand. Diesmal standen etliche Fotografen ein Stück abseits an der Straße und hatten groß aufgebaut. Chris fragte, was es zu sehen gäbe und sie sagten ihm, dass dort ein Dachsbau sei und sie schon den ganzen Tag auf die Kleinen warten. So eine Gelegenheit durften wir uns natürlich nicht entgehen lassen, denn wir hatten noch nie Dachse in freier Wildbahn gesehen. So bauten wir unsere Kamera auf und warteten zusammen mit den anderen Fotografen weiter am Bau. Nach kurzer Zeit sahen wir auf einmal ein paar Ohren, dann kam Mama aus dem Bau und ihr folgten vier kleine Dachse, die aufgeregt um den Bau herum wuselten. War das eine Show! Begeistert verfolgten wir das Spektakel, Chris mit der Kamera und ich mit dem Fernglas, so hatte ich fast das Gefühl, mit dabei zu sein. Leider war der Ausflug nur von kurzer Dauer und schon verschwanden die Kleinen wieder unter der Erde und die Dachsmutter ging auf die Jagd. Zufrieden packten wir unser Zeug zusammen und wollten gerade gehen, als die fleißige Mutter mit einem erbeuteten Erdhörnchen wieder zum Bau zurückkam. Sie warf es zu den Kleinen hinab, legte sich dann gemächlich an den Rand des Baues und ließ sich von der Abendsonne das Fell wärmen. Auch die jungen Dachse kamen noch einmal kurz hinaus, um sich dann endgültig zum Fressen in ihren Bau zurückzuziehen.
Für uns wurde es nun auch Zeit, zum Camp zurückzufahren und so machten wir uns auf den Weg und genossen die schöne Landschaft im Abendlicht. Auf einmal sahen wir vor uns wieder viele Autos am Wegesrand stehen und entdeckten einen jungen Schwarzbären im Schatten. Er war relativ nah an der Straße und Ranger regelten den Verkehr. Wir durften noch kurz einen Blick auf ihn werfen und wurden dann aufgefordert weiterzufahren, damit sie den Bären mit Tröten, Klatschen und raschelnden Bohnensäcken von der Straße vertreiben konnten. Dabei machte der junge Bär nicht einmal Anstalten auf die Straße zu kommen, sondern fraß gemütlich auf einer Wiese. Okay, wir fuhren also weiter bis zu einem Picknickplatz, wo wir einen Fuchs beobachteten, der die Tische nach Essensresten absuchte. Hier blieben wir noch eine Weile und überlegten uns, noch einmal zu dem Bären zurückzufahren, in der Hoffnung, vielleicht noch einen Blick auf ihn werfen zu können. Wir kamen gerade rechtzeitig an, um die Vertreibungsaktion mitzubekommen und sahen noch den Bären fliehen. Wieder wendeten wir das Auto und fuhren weiter. Bei unserem ersten Bären vom Vormittag standen auch noch ein paar Autos und es waren noch etliche Fotografen vor Ort. Wir entdeckten den Bären an seiner Schlafstelle und plötzlich hob er den Kopf und fing an sich zu bewegen. Chris baute schnell die Kamera auf, während ich ihn mit dem Fernglas betrachtete. Er kam immer weiter zum See hinab und spiegelte sich sehr schön im goldenen Wasser. Er trank auch noch ein wenig und setzte dann seinen Weg am See entlang fort. Wir warteten schon fast auf lärmende Ranger, aber diesmal ließ sich niemand blicken und so konnten wir den Bären so lange beobachten, bis er wieder hinter den Bäumen verschwand. Zufrieden fuhren wir zur Campsite, kochten dort noch Nudeln mit Thunfischsoße und ratschten, bis uns die Kälte der Nacht in unsere Zelte trieb.

Übernachtung: Mammoth Campsite, Yellowstone Nationalpark

Samstag, 23. Mai 2009 37. Tag
In der Hoffnung, das eine oder andere Tier zu entdecken, starteten wir auch an diesem Morgen wieder sehr früh. Aber weit kamen wir nicht, denn vor uns dampften die Sinter-Terrassen der Mammoth Hot Springs in der Dämmerung. Nach kurzem Überlegen entschlossen wir uns, hier den Sonnenaufgang zu verbringen. Also stellten wir unsere Autos ab und erkundeten die Terrassen. Wunderschön lagen sie vor uns im Dampf, einzelne abgestorbene Bäume standen mitten in den Terrassen, zu denen wir über ein Stegsystem gelangten. Als die Sonne über die Berge kam, zauberte sie ein goldenes Licht auf die Landschaft vor uns und sehr unwirklich schimmerten die Bäume durch den Nebel. Wir waren mal wieder hin und weg, gefangen in dem Zusammenspiel aus Nebel, Mystik, Farben und einer wunderschönen Landschaft. Wie eindrucksvoll muss es hier erst gewesen sein, als die Terrassen noch viel aktiver waren? Als dann die ersten Besucher kamen, setzten wir unseren Weg an diesem Morgen fort. Wir machten noch einen ausgiebigen Stopp am Swan Lake, der wunderschön eingerahmt von schneebedeckten Bergen liegt. Dort auf dem Parkplatz entdeckten wir auch etliche Erdhörnchen, die aber nicht sehr zutraulich waren und immer wenn wir sie aufgespürt hatten, auch schon wieder wegflitzten. Ranger haben ja im Nationalpark die gleiche Stellung wie Polizisten und sie nehmen auch die Geschwindigkeitskontrolle sehr ernst. So beobachteten wir, wie ein Wagen auf unseren Parkplatz fuhr und ein Streifenwagen mit blitzenden Lichtern hinterher. Im ersten Auto saßen zwei ältere Frauen, die sichtlich mit der Situation überfordert waren, denn die Fahrerin wollte immer wieder aussteigen und wurde sehr streng und vehement von dem Ranger aufgefordert sitzen zu bleiben. So saß die Frau wahrscheinlich mit zitternden Knien in ihrem Auto, die Hände auf dem Lenkrad wie eine Schwerverbrecherin und verstand bestimmt die Welt nicht mehr. Der Ranger kontrollierte die Papiere und schaute nach, ob schon was gegen die Fahrerin vorlag. Dem war wohl nicht so, denn die Frau kam mit einer Verwarnung und einem ordentlichen Schrecken davon. Wir warteten noch, bis alle wieder weiter fuhren und setzten dann auch unseren Weg fort. Wir wollten am Sheepeater Cliff frühstücken und hofften darauf, das eine oder andere Murmeltier in den Felsen beobachten zu können. Und wirklich, ein Murmeltier war wohl auf ein Häppchen von unserem Frühstück aus und kam über die Felsen auf uns zu gelaufen. In so netter Gesellschaft schmeckte es gleich noch viel besser. Chris und Alois machten gleich ein paar Bilder von dem netten Gesellen.

Weiter ging es vorbei an den „Roaring Mountains“, die am kühlen Morgen eindrucksvoll dampften. An diesem Tag wollten wir uns den Lower und den Upper Waterfall des „Grand Canyon of the Yellowstone“ mit ihren zahlreichen Aussichtspunkten einmal näher anschauen. So stoppten wir zuerst am Artist Point und genossen von dort die Aussicht in die „gelbe“ Schlucht, von der der Nationalpark seinen Namen hat. Hier hat sich der Yellowstone River tief in den Sandstein gefressen. In der Ferne schießt der Upper Fall in die Tiefe. Die Weite des Canyons wird einem so richtig bewusst und man merkt wieder einmal wie klein und unbedeutend man ist. Leider waren noch einige Wanderwege gesperrt, die einen hinab zu den Wasserfällen führen, da noch sehr viel Schnee lag. An einem offenen Weg versuchten wir trotzdem etwas näher an die Fälle heranzukommen, aber mussten dieses Vorhaben aufgeben, als wir knietief im Schnee steckten. So begnügten wir uns damit am North Rim Drive entlangzufahren und von dort die zugänglichen Aussichtspunkte zu besichtigen. Besonders beeindruckte uns der Blick von der Kante des Upper Falls, von der aus der Fluss viele Meter in die Tiefe stürzt. Leider war auch der Red Rock Point gesperrt, der eine besonders spektakuläre Sicht bieten soll. Naja, so haben wir einen weiteren Grund, noch einmal wieder zu kommen. Wir waren so begeistert von dieser eindrucksvollen Schlucht, dass wir überhaupt nicht vorwärts kamen und Lisa und Alois sich schon einmal vor uns auf den Weg machten. Zu den tollen Wasserfällen hatte es nämlich auch noch sehr fotogene Wolken, sodass wir uns einfach nicht losreißen konnten.

Im Besucherzentrum Canyon Village erkundigten wir uns, ob der gesperrte Grand Prismatic wieder offen sei. Wir hätten Glück, erzählte uns die Rangerin, denn seit heute sei er wieder offen. Er war wegen Bärenbesuch gesperrt und wir konnten nur jenseits der Absperrung den Dampf begutachten. Da so tolle Wolken am Himmel hingen, machten wir noch einen Abstecher ins Hayden Valley und freuten uns über die traumhafte Landschaft. Dort trafen wir auch wieder auf Lisa und Alois und so kam ich an diesem Tag noch zu einem sehr guten Kaffee, denn Lisa hatte an der Tankstelle in Canyon Village durch Zufall einen extra starken Kaffee entdeckt. Die Thermoskanne war sogar mit einem Männchen mit gesträubten Haaren versehen. So schlimm war es dann doch nicht, aber der Kaffee schmeckte stark und gut, sodass wir ihn zu unserem neuen Stammkaffee erklärten. Zusammen fuhren wir über den Dunraven Pass, der durch den vielen Schnee so richtig winterlich vor uns lag. Wir fuhren noch einmal durchs Lamar Valley und entdeckten an einer Stelle, an der man nicht einmal anhalten darf, eine Kojotenfamilie mit mindestens fünf quirligen Kleinen. Natürlich waren sie ca. 500 m entfernt, aber ich hatte ja das Fernglas dabei und konnte die Familie ganz gut beobachten. Chris machte auch ein paar Weitwinkelbilder mit dem 500er + Konverter. Auf unserem Rückweg querten wieder einmal Bisons die Straße. Immer wieder begeisterten uns diese riesigen Tiere mit ihrem langen Fell und den große Kulleraugen mit ihren lebhaften Kälbern, sodass wir ihnen immer wieder gerne zuschauten. Der Tag war viel zu schnell vergangen. Langsam wurde es für uns Zeit, auf unsere Campsite zu fahren. Unterwegs hatten wir keine außergewöhnlichen Tierbegegnungen mehr bis auf zwei Hirsche mit tollem Geweih und eine große Herde Wapitis (Elk) vor Mammoth. Auf der Campsite aßen wir Abendbrot und erzählten noch von unseren Erlebnissen vom Tag.

Übernachtung: Mammoth Campsite, Yellowstone Nationalpark

Sonntag, 24. Mai 2009 38. Tag
In der Nacht hatte es geregnet und dementsprechend war eine dicke Wolkendecke am Himmel, aber wenigstens meinte es der Morgen gut mit uns und es blieb trocken. Nach einem schnellen Frühstück fuhren wir ins Lamar Valley, aber weit und breit ließ sich bei dem relativ schlechten Wetter kein Tier sehen. Kurz entschlossen wendeten wir und fuhren über Madison zum Fire Hole Lake Drive. Dort betrachteten wir die Geysire bei Regenstimmung. Auch ein paar Bisons hatten es sich bei den dampfenden Geysiren gemütlich gemacht und es sah fast so aus, als ob sie sich im Dampf aufwärmen würden. Danach fuhren wir weiter zum Midway Geyser Basin, um endlich den Grand Prismatic zu bewundern. Leider hatten wir eine geschlossene Wolkendecke. Die Farben kamen prächtig und so schimmerte uns ein intensives Türkis aus dem Geysirinneren und unterschiedliche Rottöne von den Rändern entgegen. Wieder wanderten wir auf einem gut ausgebauten Stegsystem um die Geysire herum und erfreuten uns an der Farbenpracht. Später wollten Lisa und Alois einen kleinen Hügel besteigen und den Grand Prismatic von oben anschauen. Da wir noch mehr Zeit als die zwei im Yellowstone NP hatten, beschlossen wir, bei dem schlechten Wetter erst einmal im Old Faithful Inn Hotel duschen zu gehen und verschoben den Aufstieg auf besseres Wetter. Im Hotel sprangen wir also unter die Dusche und wärmten uns ähnlich wie die Bisons im dampfenden Wasser so richtig auf. Danach sahen wir noch eine eher mäßige Vorstellung vom Old Faithful Geysir und futterten dazu unsere wohl teuersten Sandwichs in diesem Urlaub. Tja, selber schuld, wenn man nicht vorher nach dem Preis fragt. Wenigstens war der Milchkaffee aus der Kaffeebar im 1. Stock einfach lecker und nicht so teuer.

Nach der Mittagspause fuhren wir zum Black Sand Basin, wo ein fleißiger kleiner Geysir im Iron Spring Creek immer wieder Wasser spuckte. Es gab tolle Wolken, aber leider setzte sich die Sonne nicht durch. Am Biscuit Basin drehten wir eine weitere Runde vorbei an den schönsten Geysiren wie dem Jewel Geysir und dem Sapphire Pool. Auch dort spuckte ein kleiner Geysir alle sieben Minuten Wasser und Dampf, sodass wir immer wieder eine neue Runde drehten, um noch einmal dieses Schauspiel anschauen zu können. Während dieser Zeit wurde es langsam heller und dann kam die Sonne heraus. Die Farben, die vorher schon toll waren, leuchteten plötzlich. Wir schauten uns an und hatten beide den gleichen Gedanken. Schnell sprangen wir ins Auto und fuhren zum Grand Prismatic, den wir nun doch schon an diesem Tag von oben betrachten wollten. Wer weiß, wie sich das Wetter in den nächsten Tagen entwickeln würde. Dort angekommen trafen wir auf Alois und Lisa, die einen zweiten Aufstieg machen wollten, als die Sonne durchkam. So gingen wir zusammen am See entlang. Dort lagen viele abgestorbene Bäume herum und bildeten einen tollen Kontrast zum wild dampfenden und türkis und rot schimmernden Grand Prismatic. Er sah schon von unten so einmalig aus, wie toll musste er erst von oben wirken. Wegen der vielen Motive am Wegesrand kamen wir nur langsam voran und als wir endlich auf dem Hügel waren, hingen wieder einige dicke Wolken vor der Sonne. Chris murrte natürlich, aber der Anblick dieses sonnenartigen Geysirs war trotzdem einmalig schön. Zum Glück kam auch die Sonne noch einmal heraus und so konnten wir noch ein paar sehr farbenfrohe, fast schon unwirkliche Bilder machen. Auf dem Rückweg fotografierten wir noch einmal diese Wahnsinnskulisse und kamen nicht wirklich voran. Dicke Regenwolken gaben einen tollen Kontrast zu den schönen Farben des Geysirs ab und immer wieder hielten wir an. An einer besonders sehenswerten Stelle stolperten wir fast über ein witziges Streifenhörnchen, das sehr fotogen war und keck in die Kamera schaute. Sehr zufrieden kamen wir wieder bei unseren Autos an und fuhren über den Dunraven Pass langsam zurück zu unserer Campsite. Die Wolken wurden auch immer dicker und manchmal tröpfelte es ein wenig. Wir beschlossen, dass wir zum Essen nach Gardiner fahren und dort den Abend gemütlich ausklingen lassen wollten. Der kleine Ort liegt außerhalb des Parks. Chris und ich fuhren schon einmal vor und machten noch einen kurzen Halt bei den Dickhornschafen, die mit ihren Jungen in einer Felswand in der Nähe des Parkausgangs leben. In Gardiner füllten wir im Supermarkt unsere Vorräte auf und suchten dann nach einer freien Internetleitung, denn wir hatten im Park keine Möglichkeit, unseren Blog zu füttern bzw. unsere Mails abzurufen. Aber dieses Unterfangen gestaltete sich schwieriger als gedacht und wir bekamen kein freies Netz. Irgendwann hatten wir genug und wollten endlich zu viert essen gehen. Wir stürmten eine Pizzeria und bekamen sogar noch einen Platz. Die nette Kellnerin gab Chris das Passwort zum Internet und so konnten wir endlich mal wieder unsere Mails abrufen. Auch von Peter und Eva, die wir im Yellowstone treffen wollten, war eine Mail dabei. Sie waren momentan auch in Gardiner, aber es war schon zu spät am Abend, sodass wir die Zwei nicht mehr stören wollten. So konnten wir wieder nichts ausmachen und mussten ein Zusammentreffen dem Zufall überlassen. Da der Yellowstone ca. die Größe von Bayern hat, würde es wohl kein Problem sein. Ein netter gemütlicher Abend mit einer leckeren Pizza in einem schönen warmen Restaurant neigte sich dem Ende zu und nach einer kurzen Nachtfahrt waren wir wieder in Mammoth bei unserem Zelt.

Übernachtung: Mammoth Campsite, Yellowstone Nationalpark

Montag, 25. Mai 2009 39. Tag
An diesem Morgen hingen die Wolken besonders tief und unser Zelt war pitschnass von der regnerischen Nacht. Chris kletterte zuerst hinaus und machte gleich ein paar Bilder, denn es war eine tolle Stimmung. Da Lisa und Alois heute abreisen mussten, räumten sie in Ruhe zusammen, während wir noch ein paar Bilder von einem verwachsenen Baum machten, der durch die grandiose Wolkenstimmung richtig gespenstisch wirkte. Die Wolken zogen sich immer weiter zurück und man konnte schon einen schönen Tag erahnen. Wir brachen schon mal zu den Sinter-Terrassen von Mammoth Hot Spring auf und fuhren den Mammoth Upper Drive, der an den Terrassen entlang führt. Immer wieder mussten wir anhalten und ein paar Bilder machen, denn durch die Wolken und den Dampf war die Morgenstimmung einfach genial. An ein paar abgestorbenen Bäumen an der Zufahrt ließ Chris mich zurück und fuhr noch einmal die Einbahnstraße, denn wir waren voraus gefahren und wollten ja zusammen mit Alois und Lisa weiter in Richtung Madison fahren. So wartete ich am Ende auf Lisa und Alois nebst Chris. Nach ca. 10 Minuten hatte ich die Stelle ausgiebig festgehalten und fror entsetzlich, denn es war sehr kalt an diesem Morgen. Ich entschloss mich, noch einmal zu den Terrassen zu gehen, denn das Licht war einfach klasse. Außerdem musste ich mich bewegen, sonst wäre ich festgefroren. Ich merke gar nicht wie schnell die Zeit verging, als auf einmal Chris neben mir stand und genauso begeistert von der Atmosphäre war wie ich. Auch Alois und Lisa mussten noch einmal ein paar Bilder von dieser Traumlocation machen, dann fuhren wir weiter in Richtung Madison. Am Swan Lake machten wir noch einmal Halt, denn das Licht war an diesem Morgen so schön, dass ich unbedingt noch ein paar Bilder machen wollte. In den überfluteten Wiesen spiegelten sich die schneebedeckten Berge, Vögel zwitscherten und das Wasser plätscherte leise.

Alois und Lisa fuhren schon voraus, denn sie wollten noch einmal bei den Murmeltieren am Sheepeater Cliff frühstücken, bevor sie sich auf den Weg nach Salt Lake City machten. Auf dem Parkplatz am Swan Lake wollte Chris nach den Erdhörnchen schauen. Kurz darauf kam ein weiteres Auto an und wie sich schnell herausstellte, waren es Eva und Peter. Wieder einmal staunten wir darüber, wie klein doch die Welt ist und wie groß doch Zufälle sein können. Nun gab es viel zu erzählen. Die Zwei hatten schon unglaublich viel Glück gehabt und wir hörten gerne die Park- und Fotografengeschichten. Von den beiden erfuhren wir auch die ganze Geschichte von dem jungen Grizzly, der nun tot war. Ich muss noch immer schlucken, wenn ich daran denke, wie lange der arme Kerl leiden musste und keiner half ihm bzw. erlöste ihn. Mit den beiden im Schlepptau kamen wir etwas verspätet bei Alois und Lisa und den Murmeltieren an. Lisa spendierte mir noch ihren letzten Cappuccino, denn Chris hatte mal wieder keine Zeit zum Frühstücken. Besser konnte der Tag eigentlich gar nicht werden. Ich hatte meinen Morgenkaffee und die Welt sah gleich noch schöner aus. Dann hieß es Abschied nehmen, denn Alois und Lisa hatten noch einen weiten Weg vor sich. Am liebsten hätten wir die Zwei gar nicht gehen lassen, denn die Zeit zusammen war so schön und es gab immer etwas zu lachen. Aber es half alles nichts, ihr Flieger war gebucht und wir hatten noch einige Zeit bis zu unserem Abflug. Wir erbten von den beiden noch einige sehr nützliche Dinge, wie einen tollen Wasserkanister, ein paar Konserven und noch ein paar weitere Sachen. Auch ein tolles Haarband, das Lisa mir geliehen hatte, ließ sie mir da. Noch einmal lieben Dank Euch beiden!!!

Gemeinsam mit Eva und Peter fuhren wir noch einmal zum Grand Prismatic und wanderten noch einmal auf den Hügel und dann noch ein Stück höher. Da es dort Bären gibt, fühlt man sich einfach zu viert viel besser und kann auch die Aussicht viel ruhiger genießen. Danach trennten sich unsere Wege wieder. Wir fuhren noch einmal zum Midway Geyser Basin, denn wir wollten den Grand Prismatic noch einmal von unten bewundern, da das Licht so toll war und die Farben leuchteten. Gemeinsam mit zwei Busladungen emsiger Japaner gingen wir über die Stege, überall schnatterte es aufgeregt. Wir waren fast froh, als wir wieder zurück am Auto waren und es wieder still um uns herum war. In Madison bekamen wir ohne Probleme eine Campsite im Sektor G direkt nur für Zelte. Die G 240 ist eine tolle Campsite, denn sie ist relativ groß und liegt sehr schön am Wald. Für das Zelt gab es sogar eine extra Fläche mit lockerem Kies. Hier auf diesem schönen Platz würden wir die nächsten zwei Nächte verbringen. *freu* Wir machten gemütlich Mittagspause und starteten dann noch einmal eine Nordrunde, denn wir wollten uns die „Roaring Mountains“ noch einmal im schönsten Licht anschauen. Tja, das Licht war perfekt, aber leider waren die Berge nur morgens aktiv und so lagen sie hübsch vor uns, aber nichts dampfte und brodelte. Da wir nun schon so weit gefahren waren, setzten wir die Runde bis zu den Sinter-Terrassen fort und fotografierten dort noch einmal. Danach fuhren wir noch zu den Dickhornschafen in den Felsen und beobachteten mehrere Schafe mit ihren Jungen. Ein stattlicher Bock war auch dabei, aber er war wieder einmal etwas scheuer und ließ sich nicht so recht fotografieren. Da uns Peter und Eva von einem Elch (Moose) am Petrified Tree erzählt hatten, machten wir noch einen kleinen Abstecher dorthin und hielten nach dem Elch Ausschau. Auf dem Rückweg entdeckten wir ihn wirklich im Schatten eines Abhangs. Wir konnten es fast nicht glauben und betrachteten verzückt unseren ersten Elch. Über den Dunraven Pass fuhren wir im schönsten Abendlicht langsam zurück zu unserer Campsite in Madison. Unterwegs liefen uns bei Norris noch zwei Stachelschweine über den Weg. Wir freuten uns riesig über die Zwei, auch wenn sie sehr schnell in den Büschen verschwanden. Dann hatten wir noch zwei Mal eine Wegsperre, denn zwei Bisonherden gingen gemächlich die Straße entlang und ließen keine Autos vorbei. Das Ganze dauerte ziemlich lange, sodass wir erst nach 21 Uhr zurück auf der Campsite waren. Wir zündeten trotzdem noch ein Lagerfeuer an und wärmten uns ein wenig auf, bevor wir ins Zelt verschwanden.

Übernachtung: Madison Campsite, Yellowstone Nationalpark

Dienstag, 26. Mai 2009 40. Tag
War das wieder eine kalte Nacht! Unser Zelt war angefroren und auch die Autoscheibe hatte eine Eisschicht drauf. Dadurch war der Nebel besonders heftig und wir konnten stellenweise fast nichts sehen, so stark dampfte es auf der Strecke. Am Biscuit Basin trafen wir auf eine Bisonherde, deren Fell auch mit einer Eisschicht überzogen war. Der Atem der Tiere dampfte in der Luft. Die Kleinen schienen die Kälte nicht zu spüren und liefen quietschvergnügt ihren Müttern hinterher. Zwischendurch tranken sie immer wieder bei der Mutter, um dann weiter mit den anderen „Kindern“ zu spielen. Als sie langsam aus unserer Sicht verschwanden, fuhren wir weiter zum Old Faithful Inn, wo wir uns einen leckeren Kaffee holten und uns erst einmal ein wenig aufwärmten. Diesmal machten wir eine Runde zum West Thumb, denn wir wollten unbedingt noch etwas mehr vom Yellowstone Lake sehen. Das Wetter war klasse. Die Sonne schien und ein paar Quellwolken bauten sich langsam am Himmel auf. Der Yellowstone Lake lag blau leuchtend vor uns und ein paar Eisschollen erinnerten noch an den Winter. Sehr engagierte Ranger gesellten sich sogar an einer Parkbucht auf einen Schwatz zu uns. Sie hatten anscheinend genauso viel Freude an dem klaren Wetter wie wir. Wir bestaunten noch ein paar dampfende Geysire am Wegesrand, die auch wieder wie am West Thumb in den See liefen und gönnten uns eine lange Mittagspause an einem der zahlreichen Picknicktische mit Blick auf den See. Die Wolken wurden immer dichter, aber noch bestand kein Grund zur Sorge. So verbrachten wir einen unheimlich schönen Tag am See. Bei Fishing Bridge nutzten wir mal wieder die Möglichkeit einer Bezahldusche. Sauber und frisch ging es dann weiter über das Hayden Valley. Wir machten noch einmal einen Abstecher zum Grand Canyon und zu den Yellowstone Falls und fuhren über den Dunraven Pass bis ins Lamar Valley. Dort begrüßte uns ein Kojote, der direkt an der Straße etwas zum Fressen gefunden hatte. Endlich sahen wir wenigstens einmal einen Kojoten aus nächster Nähe. Wir überlegten übrigens lange, ob es nicht doch ein Wolf hätte sein können, aber im Nachhinein war deutlich ein Kojote auf den Bildern zu erkennen. Auf einem Picknickplatz  blieben wir bei den süßen Zieseln hängen und sahen sogar auf dem Rückweg noch unseren zweiten Elch (Moose). Die Dame hatte es sich jedoch im Gebüsch nahe dem Wasser bequem gemacht und war nicht wirklich gut zu erkennen. Bei den Dachsen hatten die Ranger nun auch ein Betreten-Verboten-Schild hingestellt. So waren sie selbst zum Beobachten viel zu weit weg. Waren wir froh, dass wir schon ein paar Bilder von den kleinen niedlichen Gesellen machen konnten. In der Nähe des Swan Lake trafen wir noch einmal auf Eva und Peter. Bis dahin waren wir noch sehr zufrieden mit unserem schönen Urlaubstag. Tja, die zwei erzählten uns von einem frischen Wolfsriss, den sie hautnah fotografieren konnten und einem Grizzly, der direkt an ihnen vorbeilief. Wären wir an diesem Tag die Runde anders herum gefahren, wären wir zumindest zwangsläufig über die Wölfe gestolpert. So konnten wir nur der Geschichte lauschen. Aber was soll’s, wir werden sicher wieder in diesen einmalig schönen Nationalpark kommen. Vielleicht haben wir dann etwas mehr Glück mit den Raubtieren. Den Sonnenuntergang verbrachten wir am Firehole River mit Blick auf das Midway Geyser Basin. Diesmal waren wir eher auf der Campsite, grillten gemütlich und wärmten uns wieder am Lagerfeuer.

Übernachtung: Madison Campsite, Yellowstone Nationalpark

Mittwoch, 27. Mai 2009 41. Tag
Die Zeit im Yellowstone verging wie im Fluge und schon lag der letzte Tag vor uns. Etwas melancholisch packten wir unser Zelt zusammen, aber auch die schönste Zeit geht einmal vorbei und es lagen ja noch ein paar Tage vor uns. Auf den Grand Teton National Park freuten wir uns auch schon sehr, denn auch dort gibt es viele Tiere und eine traumhafte Landschaft, wie wir aus Reiseführern wussten.
Wir fuhren jedoch zuerst noch eine Nordrunde, denn Chris hoffte immer noch auf eine außergewöhnliche Tierbegegnung, aber bis auf ein paar Mountain Goats auf der Straße und ein paar grasende Bisons sahen wir nichts an Tieren. Wenigstens gab es an unserer Lieblingstankstelle noch einen guten starken Kaffee, sodass auch ich endlich die Augen aufbekam. Einen längeren Halt machten wir noch einmal am Black Sand Basin. Dann ging es in Richtung West Thumb und weiter zum Grand Teton National Park. Unterwegs wurde an der Straße gearbeitet und wir mussten eine längere Pause machen. Danach durften wir einem Pickup auf unbefestigter Straße hinterherfahren, der uns sicher durch die lange Baustelle leitete. Wir waren ziemlich am Anfang des Konvois, der mittlerweile ziemlich lang war. Wir trauten uns nach der Baustelle auch nicht mehr anzuhalten, da wir noch eine Campsite ergattern wollten. So nahmen wir die traumhafte Aussicht auf den Jackson Lake im Vorbeifahren mit und näherten uns direkt dem Jenny Lake. Dort schauten wir uns die vielgepriesene Campsite „Jenny Lake“ an. Aber so richtig gefiel es uns dort nicht. Irgendwie hatten wir uns die Plätze freier vorgestellt und eine Sicht auf den See erwartet, aber die Sites lagen im Wald und einige waren sehr klein. Irgendwo hatte ich gelesen, dass die Sites am Signal Hill sehr schön sein sollen und es dort auch Seeblick gibt. So fuhren wir dort hin zurück und begutachteten die Campingplätze. Natürlich waren die wenigen Plätze mit Seeblick schon belegt und die anderen waren denen am Jenny Lake ähnlich. Egal, nun hatten wir keine Lust mehr weiter herumzufahren und belegten die Site 1. Dort bauten wir unser Zelt auf. Sie war sehr groß und der Weg zu den Toiletten war nicht weit. Von dort aus konnte man sogar auf den See schauen. Wir machten erst einmal Mittag und ließen uns von der Sonne wärmen. Es roch so schön nach Wald, die Vögel zwitscherten und wir fühlten uns richtig wohl.
Nach einer langen Pause wollten wir den Park erkunden und fuhren erst einmal ein Stück den Weg zurück in Richtung Oxbow Bend. In der Nähe einer Straßenkreuzung sahen wir wieder einmal viele Autos am Wegesrand stehen. Dort ist bestimmt ein Bär, freuten wir uns und hielten gleich an. Mehrere Ranger waren schon vor Ort, sie regelten den Verkehr und passten auf die Menschenmassen auf. Ein gewaltiger Schwarzbär stand auf einer Wiese und fraß genüsslich Gras. Er ließ sich überhaupt nicht stören und so konnten wir ihn sehr lange und ausgiebig beobachten. Leider war er auch wieder sehr weit weg. Dann wendeten wir unser Auto und fuhren am See entlang zu einigen Aussichtspunkten. Unterwegs sahen wir noch an einem Biberbau einen Elch (Moose) im Wasser. Die Dame hatte sogar ein Kalb dabei, aber die zwei standen in den Büschen und wir konnten immer nur irgendeinen Körperteil von ihnen erkennen.
Am südlichen Ende verließen wir den Park und schauten uns die verlassenen Mormonenhäuser und Barns an. Sie lagen am Nachmittag zwar im Gegenlicht, aber stattdessen erfreuten wir uns an einer Zieselfamilie, die dort zwischen den verlassenen Häusern ihren Bau hatte. Sie flitzten im Gras umher und stellten sich immer wieder auf. Die Kleinen mögen wir schon von Afrika so gerne und so verbrachten wir einige Zeit bei ihnen.
An der Teton Range entlang fuhren wir langsam in Richtung Norden zurück. Einen Stopp machten wir noch bei Schwabacher Landing und erkundeten schon einmal die Umgebung für den nächsten Morgen, denn die Berge lagen im Gegenlicht. Wir spazierten am Flussufer entlang, wo fleißige Biber etliche Dämme gebaut hatten. Plötzlich blieb Chris stehen und deutete auf den Boden. Im Schlamm konnte ich über den Fußspuren anderer Wanderer einen riesigen Bärenfußabdruck erkennen. Der ist noch nicht so lange durch, schoss es mir durch den Kopf und wir schauten uns beide erst einmal intensiv um. Nirgends war ein Bär und auch angestrengtes Lauschen brachte nichts außer Vogelzwitschern. Erleichtert, aber immer noch etwas angespannt gingen wir weiter, aber ein Bär war nirgends zu entdecken. Dafür spiegelten sich die Berge wunderschön in den von den Bibern stillgelegten Flussabschnitten. Den Platz merkten wir uns für den nächsten Morgen vor und weiter ging die Erkundungstour entlang der Teton Range.
Überall sind noch Überbleibsel alter Holzzäune, die sehr schöne Fotomotive darstellen. Vor solchen Zäunen trafen wir auf eine riesige Bisonherde. Übermütige Jungbullen maßen ihre Kräfte und wirbelten mächtig Staub auf. Es war sehr beeindruckend, wie sie mit ihren gigantischen Schädeln aufeinander losgingen und die Hörner ineinander verhakten. So schoben sie sich hin und her. Oftmals ging ein anderes Tier dazwischen, als ob es den Streit schlichten wollte. Irgendwann hatten sie genug und verzogen sich zum Futtern wieder hinter den Zaun auf die Wiese.
Wir fuhren wieder in den Park zurück und wollten auf den Signal Hill zum Sonnenuntergang fahren, da wir uns von oben eine schöne Aussicht auf den See und die Berge erhofften. Unterwegs liefen uns immer wieder aufgeplusterte Hähne über den Weg. Sie waren in der Balz und boten einen imposanten Anblick. Dem konnten wir natürlich nicht widerstehen. Wir schnappten unsere Kameras und begaben uns auf Hühnerjagd. Darüber vergaßen wir fast den Sonnenuntergang, denn die Vögel waren wirklich klasse. Irgendwann rissen wir uns los und schauten nach einer guten Aussicht, aber es war alles so zugewachsen, sodass wir wieder hinunter an den Jackson Lake fuhren und dort die Dämmerung erlebten. Es war wunderschön, wie sich die Berge im See spiegelten und das letzte Rot der Dämmerung langsam in der Dunkelheit verschwand. Mit der Dämmerung kam auch wieder die Kälte und schon bald packten wir zitternd zusammen. Dank Heizung kamen wir einigermaßen warm auf unserer Campsite an. Wir machten noch ein schönes Feuer und ließen uns dazu ein Glas Rotwein schmecken.

Übernachtung: Signal Hill Campsite, Grand Teton Nationalpark

Donnerstag, 28. Mai 2009 42. Tag
Wie immer standen wir vor der Sonne auf und waren mit der Dämmerung am Jackson Lake. Dort hatten wir am Staudamm einen schönen Platz gefunden, von dem aus man einen guten Blick auf die Berge hat. Leider war es windig und nur einzelne Stellen im See spiegelten die Berge wider. Zum Sonnenaufgang waren wir dann am nahegelegenen Oxbow Bend, von dort hat man einen tollen Blick über den Fluss auf die Berge. Die Luft war eiskalt, Wasservögel schwammen auf dem Fluss und die Berggipfel bekamen das erste Leuchten durch die Sonne. Leider waren Wolken vor der Sonne und so konnten wir immer wieder nur kurz etwas Farbe auf den Bergen erkennen.
Chris wollte unbedingt noch einmal zum Staudamm und dort fotografieren, also nutzten wir die „Schattenpause“ und fuhren noch einmal zum Staudamm. Dort leuchteten die Berge dann recht schön und zogen uns voll in ihren Bann. Danach fuhren wir zum Aussichtspunkt Schwabacher Landing. Der Platz hatte uns ja am Vortag schon so gut gefallen und nun im rechten Licht lag er in seiner ganzen Schönheit vor uns. Am unruhigen Flussabschnitt konnten wir sogar noch kurz einen Biber im Fluss beobachten, der sich leider durch uns gestört fühlte und wegschwamm. Dafür waren die gestauten Flussabschnitte einfach traumhaft und ich wünschte mir, dass wir noch eine Nacht im Park bleiben und dort den Sonnenaufgang verbringen würden. Aber Chris hatte keine Ruhe mehr und wollte weiter.
Wir fuhren noch zu den Barns und machten dort viele Aufnahmen von den verlassenen Mormonenhäusern und -scheunen. Leider waren am frühen Morgen noch keine Wolken am Himmel, aber dafür war das Licht schön. Im Laufe des Vormittags bildeten sich jedoch viele Wolken, sodass wir später noch einmal zu den Barns fuhren und noch ein paar Bilder mit Wolken machten. Zwischenzeitig schauten wir uns noch einmal die fotogenen Zäune mit den Bergen im Hintergrund an, machten einen Stopp an der bekannten kleinen Kapelle – Chapel of the Transfiguration - und fuhren noch einmal im Park am See entlang. Wir sahen noch einen Elch und eine Pronghorn-Antilope (Gabelbock), die so nett war, sich von uns fotografieren zu lassen.
Bei einem kurzen Zwischenstopp auf der Campsite bauten wir unser Zelt ab, denn Chris wollte einfach nicht mehr bleiben. Schweren Herzens gab ich nach, nahm noch einmal die traumhafte Landschaft in mich auf und verabschiedete mich von dieser tollen Natur.

Schon bald waren wir wieder auf endlos langen Straßen unterwegs, brausten vorbei an Salt Lake City, wo die Sonne schon sehr tief am Himmel stand. Bis dahin wussten wir immer noch nicht, wohin wir fahren sollten. In Moab warteten die Needles auf uns und auch die Corona Arch wollten wir noch unbedingt sehen. Andererseits war die Strecke Landstraße und nach unserem Rehunfall hatten wir keine Lust, stundenlang im Dunkeln durch Wälder zu fahren. Auf der anderen Seite lag der Kanarra Creek, den wir leicht von der Autobahn aus erreichen konnten. Außerdem dachten wir uns, wir könnten noch einmal zum Bryce Canyon schauen, da dieser uns so gut gefallen hatte. Wir grübelten hin und her, bis wir uns schließlich nach einem Blick auf die Landkarte gegen Moab und für Cedar City entschieden, da dies auch schon sehr viel näher an unseren nächsten Zielen lag.
Mittlerweile hatten wir uns bei Taco Bell ein paar Burritos gekauft und die Sonne ging langsam unter. Dieser Sonnenuntergang auf der Autobahn war einer der schönsten, die wir in diesem Urlaub hatten. Glutrot leuchtete der Himmel und ein roter Ball ging langsam über den Feldern unter. Vor meinem inneren Auge sah ich die Berge der Teton Range in diesem Licht und wie sie sich im Wasser spiegelten und hätte heulen können. Aber auch der Moment verging und schon brach die Nacht herein. Weiter ging es auf der Autobahn in Richtung Kanarraville, wo wir um ca. 23.30 Uhr nach 1000 km Strecke endlich ankamen. Jetzt mussten wir nur noch den Campingplatz finden. Wir fuhren den Ort ab und entdeckten den RV Park Red Fleet. Zuerst war uns etwas komisch, da er zu allen Seiten offen war und mitten im Ort lag. Aber wir hatten einfach keine Lust mehr, weiter zu suchen und beschlossen, dass es für heute genug war und wir genau dort schlafen würden. Wir suchten uns einen netten Platz, flankiert von zwei Campern, sodass man unser Zelt nicht so gut von der Straße aus erkennen konnte. Chris drehte auf dem Platz noch eine Runde und schaute, ob er vielleicht noch den Besitzer erwischen würde. In einem Haus auf dem Platz lief der Fernseher und der Besitzer der Campsite war noch fleißig am Schauen. So hatte Chris keine Skrupel, ans Fenster zu klopfen und Steve zu stören. Er war so nett, uns gleich den Schlüssel für die Duschen zu geben und auch ein kleines Häuschen zum Preis der Campsite zum Übernachten anzubieten. Doch die Aussicht, in einer stickigen Hütte zu schlafen, konnte uns nicht locken. So bauten wir lieber unser Zelt auf der Wiese auf und schliefen mit viel Frischluft. Am meisten begeisterte uns jedoch die laue Nacht, denn zum ersten Mal seit Tagen mussten wir nicht frieren und konnten sogar noch nach dem Duschen in kurzer Hose draußen sitzen. Internet hatten wir auch. So schauten wir gleich nach dem Wetter und bekamen einen riesigen Schrecken, denn überall rings um uns herum regnete es und es sollte auch die nächsten Tage nicht besser werden. Na, das waren ja Aussichten!

Übernachtung: Campsite Kanarraville, Cedar City

Freitag, 29. Mai 2009 43. Tag
Eigentlich wollten wir ausschlafen, aber irgendwie klappte das nicht mehr, denn wir waren schon um 6.30 Uhr wach. Schnell war das Zelt abgebaut und wir frühstückten erst einmal. Von der Campsite aus starteten wir dann unsere Wanderung zum Kanarra Creek Wasserfall, der in einem kurzen engen Slot Canyon liegt.
Steven, der Campbesitzer, riet uns noch, Wanderstöcke mitzunehmen, denn in dem Canyon leben viele Klapperschlangen, die wir zur Not so abwehren könnten. Also wanderten wir mit unseren Wander-Sandalen und Stöcken bewaffnet los. Der Weg war anfangs sehr schön und breit. Leider durfte man ihn nicht mehr mit dem Auto befahren, denn ein großes Tor machte eine Durchfahrt unmöglich. Direkt am Creek wurde der Weg dann zu einem Pfad, der sich am Wasser entlang schlängelte. Mit unseren Stöcken wurschtelten wir lautstark durch die Büsche, sodass wir sicherlich sämtliche Schlangen im Umkreis einiger Kilometer verscheuchten. Immer wieder mussten wir den Fluss queren und langsam wurden uns die Füße kalt. Dann ging es durch einen Spalt in der Wand in den Slotcanyon hinein. Hier kamen wir dem Wasser gar nicht mehr aus und unsere Füße wurden immer kälter. Nach einer letzten Kurve standen wir vor dem schönen Wasserfall, an dessen rechter Seite ein Baumstamm lehnte, den man erklimmen konnte. Chris musste sogleich mal hinauf und schaute sich den Canyon noch von oben an. Der Wasserfall war klasse und jede Sekunde taube Füße wert. Das Licht war zwar anfangs dank einiger Schleierwolken nur diffus, aber die Canyonwand oberhalb des Wasserfalls leuchtete trotzdem leicht. Als Belohnung für das Frieren und die fast schon gefühllosen Füße kam dann sogar noch die Sonne heraus und eine Canyonwand leuchtete in einem kräftigen Orange Ton. Das sah absolut klasse aus und wir konnten uns kaum satt sehen. Leider dauerte das Schauspiel nicht lange und schon bald verdunkelten wieder Wolken die Sonne. Das war genau der richtige Zeitpunkt, um den Rückweg anzutreten.
Auf der Campsite duschten wir erst einmal ausgiebig und heiß nach der Anstrengung des Vormittags. Wir überlegten, was wir nun machen sollten. Da uns der Bryce Canyon so gut gefallen hatte, wollten wir dort gerne noch einmal übernachten und nebenbei noch das Cedar Breaks National Monument besichtigen, das auf dem Weg lag. Aber je näher wir dem Bryce Canyon kamen, desto dichter wurden die Wolken und schließlich fing es an zu regnen. Bei einer Passüberquerung auf knapp 3000 Höhenmetern wurde aus dem Regen dann Graupel und die Temperaturen sanken empfindlich. Wir ließen daraufhin das Cedar Breaks National Monument links liegen und fuhren gleich weiter zum Bryce Canyon. Im Visitor Center schauten wir auf die aktuelle Wettervorhersage an und stellten mit Bedauern fest, dass es die nächsten Tage heftige Gewitter geben sollte. Mist!!! Nun war guter Rat teuer. Wir überlegten mal wieder hin und her, doch das meiste lag einfach zu weit weg und es wäre eine sinnlose Fahrerei geworden. Also entschlossen wir uns in Richtung Las Vegas zu fahren, denn dorthin mussten wir ja sowieso und auch das Wetter sah in dieser Richtung einfach am besten aus. Chris ließ sich von Frau Garmin auf den kürzesten Weg leiten und auf einmal standen wir vor dem Eingang zum Zion National Park. Was sollte das denn????? Chris meinte, so wären wir noch 10 Minuten schneller, aber er hatte leider nicht den Wolkenbruch und die vorsichtigen Autofahrer im Zion einberechnet. So krochen wir mit 15 Mph in einer kleinen Autokolonne durch den Park. Der Regen klatschte unaufhörlich an die Scheibe, über die Felsen liefen Wasserfälle. Aus trockenen Flussbetten wurden wieder Flüsse, sodass wir fast das Gefühl hatten, dass der Zion im Wasser versinken wollte. Chris’ letzte Hoffnung auf eine Wiederholung der Subway schwand dahin und ich atmete innerlich auf.
Mit dem Zion Nationalpark ließen wir auch den heftigen Regen hinter uns, aber es hellte auch bis zum Valley of Fire nicht mehr auf. Es war Freitagabend 20 Uhr und Chris war zuversichtlich, dass wir dort einen Campingplatz bekämen. Ich schüttelte innerlich nur den Kopf über soviel Optimismus. Den Campground Atlatl Rock ließ er erst einmal links liegen und steuerte unseren Lieblingscampground Arch Rock an. Als wir auf den Campingplatz fuhren, machte ich große Augen, denn der ganze vordere Teil war nicht belegt. Freudestrahlend suchten wir uns eine schöne Site aus und bauten unser Zelt auf. Danach grillten wir gemütlich und genossen den warmen Abend in Shorts und ohne Gänsehaut. Nur ein laues Lüftchen wehte, sodass wir nicht einmal unser Überzelt aufspannten. Leider waren wir viel zu müde, um lange aufzubleiben und schliefen mit offenen Schlafsäcken und ohne zu frieren. Das Valley of Fire hatten wir ja in das Valley of Storm umbenannt, aber das revidierten wir hiermit wieder, denn es zeigte sich uns diesmal von seiner schönsten Seite.

Übernachtung: Arch Rock Campsite, Valley of Fire SP, 14 US$ inklusive Parkeintritt

Samstag, 30. Mai 2009 44. Tag
Zur Dämmerung schauten wir vorsichtig aus dem Zelt nach dem Wetter und siehe da, die ganzen Wolken waren über Nacht verschwunden. Ein wolkenloser Morgen begrüßte uns. Wohlig drehten wir uns noch einmal um und schliefen aus. Mit Sonnenaufgang frühstückten wir gemütlich auf der Campsite.
Zum Abschied warfen wir noch einen kurzen Blick auf ein paar Arches und besuchten noch einmal die Windstone Arch. Am Elephant Rock machten wir diesmal ein paar Aufnahmen bei schönem Wetter, obwohl uns die Regenfront vor den roten Felsen im Nachhinein fast besser gefallen hat.
Dann brausten wir Las Vegas entgegen und wollten endlich einmal in einem Outlet Store vorbei schauen. Langsam tauchte die Skyline der Stadt vor uns auf und wieder waren dicke Wolken am Himmel, aber das störte uns an diesem Morgen nur wenig. Dummerweise öffneten die Outlet Stores erst relativ spät, so standen wir vor verschlossenen Türen. Zwar trudelten langsam die ersten Mitarbeiter ein, aber wir hätten mindestens noch eine Stunde warten müssen. Das war uns einfach zu lang. Also fuhren wir morgens am Strip entlang und staunten, wie weit wir an unserem Las Vegas Marathonabend gelaufen waren. Die Hotels lagen ruhig im Morgenlicht, die ganze Stadt schien noch zu schlafen und sich vom Vorabend zu erholen. Langsam tuckerten wir zum Outlet Store am anderen Ende der Stadt. Bei so viel Gemütlichkeit war die Stunde schnell rum und wir konnten uns als die ersten Kaufwilligen in den Einkaufswahn stürzen. Waren das viele Geschäfte. Nach den endlosen Tagen der Einsamkeit, kamen wir uns etwas deplatziert vor und schlenderten anfangs mit großen Augen durch die Geschäfte. Die waren voll mit Klamotten und ein Angebot versuchte das andere zu übertrumpfen. Etwas hilflos versuchten wir uns mit den Konfektionsgrößen vertraut zu machen, was uns mit einiger Mühe auch gelang. Irgendwann bekamen wir langsam den Durchblick. Auf einmal machte das Shoppen Spaß und wir wurden sogar fündig. So vergingen die Stunden und plötzlich war es Nachmittag. Ich hatte fast das Gefühl, dass Chris mit Fleiß so bummelte, denn er wollte zu gerne noch eine Nacht in Las Vegas verbringen. Immer noch spukten die Plakate der Blue Man Group durch seinen Kopf, zu deren Konzert er unbedingt wollte. Aber wir hatten ein Problem, es war Samstag und die Preise der Hotels hatten sich schnell mal verdreifacht. Ich murrte, doch Chris gab nicht auf und fuhr zur Travel Lodge. Auch dort wollten sie knapp 90 US$ von uns, doch nach Vorlage der ADAC Karte, sank der Preis auf 80 US$. Erwartungsvoll schaute Chris mich an und nickte dabei leicht mit dem Kopf. Na, wer kann da schon NEIN sagen?! Zum Glück hielt er nicht noch den Kopf schief und riss die Augen auf, sonst wäre ich sicher prustend zusammengebrochen. Also fuhren wir auf den Hotelparkplatz und schleppten das Gepäck in unser Zimmer. Da es sehr warm war, sprangen wir in unsere Badesachen und kühlten uns im Pool ab. Danach flitzte Chris auf den Strip, um nach Karten für die Blue Man Group zu schauen, während ich ein paar Mails schrieb und mittendrin auf dem bequemen riesigen Bett einschlief. Wach wurde ich, als mir etwas vor den Nase herumwedelte. Ich schreckte benommen hoch. Wo war ich, wer bin ich…. Dann wurde mein Blick langsam klar und ein freudestrahlender Chris zeigte mir Karten für die Blue Man Group. Oh je, auch das noch, seufzte ich innerlich und stellte mich schon wieder seelisch und moralisch auf eine sehr lange Nacht ein.
Um die Karten zu ergattern, musste Chris ziemlich viel laufen. So sprintete er erstmal zum Venetian Hotel, da dort die Gruppe auftreten sollte. Die Preise vor Ort waren aber viel zu teuer, also wanderte er fast die gesamte Strecke wieder zurück. An einem Shop am Eingang eines Casinos gab es die Karten zum halben Preis. Dafür musste er aber danach wieder zurück zum Venetian Hotel, um sich dort die Karten mit der Sitzplatzreservierung abzuholen. Aber was tut MANN nicht alles, um das zu bekommen, was er will.
Wir machten uns ausgehfertig und sprangen ins Getümmel. Am Venetian herrschte schon reger Andrang, sodass wir gleich hineingingen und unsere Plätze aufsuchten. Chris erwartete einen musikreichen Abend, denn die Blue Man Group ist bekannt für ihre außergewöhnlichen Instrumente. Dazu nehmen sie Abflußrohre und andere obskure Dinge her, um Musik darauf zu spielen. In den ersten Reihen wurden sogar Regencapes ausgeteilt, da sie mit Farbe und Wasser experimentieren. Zum Glück saßen wir außen und relativ weit oben, sodass wir nicht in „Gefahr“ waren, nass zu werden. Ich war ja eh schon skeptisch, aber leider wurden selbst meine Erwartungen noch übertroffen, denn die Hälfte der Show war mit Publikumsbeteiligung und die Musik kam viel zu kurz. So im Nachhinein war es zwar ganz witzig, aber nicht wirklich unser Ding. Wir dachten uns dann, dass sie halt für die Amerikaner so eine Show abziehen, aber die gleiche Show findet auch so in Deutschland statt. Das Finale war dafür super. So drehten sich farbig angestrahlte Rohre von der Decke mit dem Takt der Musik und riesige Mengen an Papier fielen auf uns herab. Das dann bis nach vorne auf die Bühne durchgereicht wurde. Das war wieder klasse und versöhnte uns.
Nach der Show hatte ich ganz schön Hunger, aber wir mussten uns beeilen, denn die Sirenen der Karibik würden gleich am Treasure Island starten. Auch das noch, stöhnte ich. Also schnell dorthin gelaufen und mit knurrendem Magen in die Menschenmassen gestürzt. Auch dieses Spektakel fanden wir okay, aber nicht sonderlich toll. Wir kamen jedoch nicht vorzeitig aus den Massen und mussten bis zum Ende ausharren. Danach hatte ich aber wirklich richtig Hunger und wurde langsam mürrisch. Also hin zum McDonald’s, der war jedoch so voll, dass die Leute schon fast aus der Tür quollen. Es war halt Samstag und alles war unterwegs. Enttäuscht und hungrig gingen wir weiter. Immer wieder landeten wir in Hotelhallen oder Einkaufspassagen, aber nirgends fanden wir etwas zu essen. Dafür entdeckten wir zwei absolut sehenswerte Galerien von zwei sehr guten Fotografen. Der eine Fotograf Peter Lik war sogar vor Ort und eröffnete gerade eine neue Galerie. Seine Bilder waren wirklich beeindruckend und wurden in Panoramagröße von bis zu zwei Metern präsentiert. Der Fotograf Thomas D. Mangelsen präsentiert in seiner Galerie außergewöhnliche Tieraufnahmen aus aller Welt.
Um Mitternacht fanden wir dann endlich einen kleinen Sandwichladen und bestellen uns dort etwas zum Essen. Menno, waren wir ausgehungert und halb verdurstet. Das Sandwich schmeckte dementsprechend köstlich. Dazu gab es Getränke, so viel wir wollten. Mit einer randvollen Cola bewaffnet taperten wir dann schlaftrunken in unser Hotel und fühlten uns wie nach einem Marathon.

Übernachtung, Travel Lodge, Las Vegas, 80 US$ + Tax

Sonntag, 31. Mai 2009 45. Tag
An diesem Morgen weckte uns das Tageslicht im Zimmer. Man merkte deutlich, dass die Luft bei uns irgendwie raus war und so gönnten wir uns immer öfter etwas mehr Schlaf, den wir auch dringend nötig hatten. Das Wetter war okay, die Sonne schien durch einen dicken Schleier und die Wolken nahmen auch schon wieder zu. Wir schlenderten noch einmal durch die Stadt und holten uns bei Starbucks einen leckeren Kaffee. Vorbei an Spieltischen und Automaten ging es wieder zurück in die Travel Lodge. Dort packten wir zusammen und machten uns auf den Weg ins Death Valley.
Diesmal fuhren wir über den Titus Canyon, den man ja nur als Einbahnstraße ins Death Valley hineinfahren darf. Die Strecke war landschaftlich sehr schön. Sie führte uns über eine felsige Landschaft in die Berge hinauf und über Serpentinen wieder hinab. So ging es über einige Berge und durch Täler hindurch. Blumen blühten und es wurde immer wärmer. Dann näherten wir uns dem Canyon. Die Felswände schossen links und rechts von uns hoch und die Straße wurde immer enger, bis nur noch ein Auto hindurchpasste. So schlängelte sich der Weg durch den Canyon dahin. Mittendrin kamen uns dann ein paar Wanderer ohne Gepäck und Wasser entgegen.  Mittlerweile war es glutheiß und wir fragten uns, wieso man sich so eine Wanderung in der Mittagshitze antun muss, denn wir schalteten sogar die Klimaanlage ein. Vom Titus Canyon aus fuhren wir zum Ubehebe Crater, den wir staunend betrachteten. Er ist ein trichterförmiger Vulkan mit ca. 1 km Durchmesser, der 230 Meter tief und 6000-7000 Jahre alt ist. Er leuchtet in den schönsten Erdtönen. Von dort aus wagten wir uns auf die Strecke zu den Racetracks. Wir hatten zwar nur einen Reservereifen (offiziell empfohlen werden zwei Reservereifen), aber wir wollten unbedingt die wandernden Steine sehen, die ihre „Spur“ auf der freien lehmigen ebenerdigen Fläche hinterlassen. Doch die Wolken wurden immer dichter. Besorgt schauten wir zum Himmel und immer wieder zu den Reifen, denn die Strecke ist bekannt für ihre spitzen Steine, die schon viele Reifen zerstört haben. Vorbei an Yoshua Trees ging unsere Fahrt an den Bergen entlang. Mit den Wolken kam auch Regen, der an den Berghängen abregnete. Immer skeptischer beäugten wir den Himmel. Bei Regen oder nassem Boden darf man nicht zu den Racetracks gehen, denn man hinterlässt tiefe Spuren in der lehmigen Erde, die vielleicht nie wieder weg gehen. Das wollten wir ganz sicher nicht. Da die dicksten Regenwolken genau über unserem Ziel zu hängen schienen, berieten wir uns kurz und brachen die Fahrt dann ab, denn es hatte einfach keinen Sinn. Wenn die Reifen hielten, war sicherlich die Erde nass und wenn wir einen Platten hätten, würden wir eh abbrechen und zurückfahren. So änderten wir mal wieder auf die Schnelle unsere Pläne und fuhren zum Krater zurück. Dort trafen wir auf ein paar Deutsche, die auch gerade zu den Racetracks aufbrechen wollten. Wir schilderten ihnen unsere Bedenken und sie brachen auch ihr Vorhaben ab. Es gab ja noch genug anderes zu sehen. Also fuhren wir in Richtung Stovenpipe Wells, begleitet von immer dichter werdenden Regenwolken.

Wir verließen das Death Valley über das Panamint Valley und fuhren zu den Alabama Hills. Meine Hoffnung auf eine weitere Nacht zwischen den Felsen war schnell zerstört, denn dort regnete es richtig. Der Himmel war pechschwarz und es sah nicht so aus, als ob in absehbarer Zeit eine Wetterbesserung eintreten sollte. Schade, ich hätte zu gerne eine zweite Übernachtung in den Alabama Hills gehabt, denn die Landschaft dort hatte mir so gut gefallen, dass ich die Umgebung dort gerne noch weiter erforscht hätte. So entschlossen wir uns, gleich weiter zum Mono Lake zu fahren, der ja sowieso für den nächsten Tag geplant war. Wir  hofften, dass wir so das schlimmste Wetter hinter uns lassen könnten. Als kleinen Trost kauften wir uns in Bishop bei der Erick Schat’s Bakkery superleckere Backwaren ein. Das Angebot ist einfach riesig. Man findet von verschiedenen Brotsorten über die vielfältigsten Backwaren bis zu Pralinen alles, was das Herz begehrt. Dazu gab es den besten Milchkaffee überhaupt. Nur das Wetter machte uns immer noch Sorgen. Es hatte zwar aufgehört zu regnen, aber es sah auch nicht gerade vielversprechend aus.
Ein kurzer Blick auf das GPS sagte uns, dass wir es noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang schaffen könnten, wenn alles gut liefe. Einige Baustellen und viel Verkehr verzögerten jedoch das Weiterkommen. Auf den freien Strecken ging es dann dafür wieder schneller, als die Polizei erlaubt. Ca. 45 Minuten vor Sonnenuntergang erreichten wir die South Tufas am Mono Lake, gerade rechtzeitig, denn plötzlich durchbrach die Sonne die Wolken und ein wunderschönes warmes Abendlicht beleuchtete die Berge. Fast schon im Dauerlauf schnappten wir die Fotoausrüstung und spurteten den Weg bis zum See hinab. Wir konnten noch ein paar Bilder von den Tufas machen, dann war die Sonne hinter den Bergen verschwunden. Schon bald begannen die Wolken in unterschiedlichen Rot- und Rosatönen zu leuchten. So wurden wir noch ein wenig für die viele Fahrerei durch unsere Flucht vor dem Regen entschädigt. Am See lernten wir Mike kennen, der hier schon seit drei Tagen fotografierte. Er wartete extra auf schlechtes Wetter und hoffte auf tolle Stimmungen.
Eine Campsite haben wir nicht mehr groß gesucht und unser Zelt am Rand des Parkplatzes aufgestellt. Abends besuchte uns Mike und zeigte uns eine kleine Diashow seiner Bilder der letzten Tage vom Mono Lake. Er hatte wirklich viel Glück gehabt und konnte die schönsten Schlechtwetterstimmungen festhalten, die man sich nur vorstellen kann. Bald darauf zogen wir uns klamm und frierend in unser Zelt zurück, denn am See war die Luftfeuchtigkeit sehr hoch und unangenehm.

Übernachtung: Parkplatz Mono Lake, kostenlos

Montag, 01. Juni 2009 46. Tag
Pünktlich zur Dämmerung quälten wir uns aus unserem feuchten Zelt und gingen zusammen mit Mike zum See. Bei einem besonders schönen Tufa bauten wir unsere Kameras auf und warteten auf den Sonnenaufgang. Leider waren anfangs nur wenige Wolken am Himmel, aber wir waren trotzdem begeistert. Auf dem Tufa nistete ein Fischadlerpaar, das ziemlich genau zum Sonnenaufgang angeflogen kam. Das war absolut klasse. Der Himmel und die Spiegelung im Wasser leuchteten gelborange und die Adler landeten als Scherenschnitt auf dem Tufa. Da hatte sich das frühe Aufstehen doch schon gelohnt. Leider wurden die Wolken immer dichter und das Licht kam nur noch gefiltert bei uns an. Die Kulisse mit den Tufas und Bergen im Hintergrund des Sees war jedoch auch mit gedämpftem Licht traumhaft und wir überlegten, ob wir noch eine Nacht bleiben sollten. Aber irgendwie zog es uns weiter. So verabschiedeten wir uns von Mike, der uns noch ein Bistro mit dem besten Kaffee in Lee Vining empfohlen hatte und fuhren erst einmal in den Ort. Dort ließen wir uns den leckeren Kaffee schmecken und berieten, was wir machen sollten. Chris wollte eigentlich gleich über den Tioga Pass in den Yosemite National Park fahren, aber ich entschied, dass wir uns vorher noch die Geisterstadt Bodie anschauen sollten. Bodie war eine Goldgräberstadt, die um 1880 ihre Blütezeit hatte und eine der wildesten und gesetzlosesten Städte gewesen sein soll. Außerdem war Bodie für ein schlimmes Klima bekannt. Im Laufe der Jahre warf die Goldgrube immer weniger Profit ab, sodass die Stadt 1930 ganz verlassen wurde. Die Straßen sind heute friedlich und nur wenig zeugt von dem ehemals ruchlosen Leben. Zusammen mit ein paar weiteren Touristen erkundeten wir die Häuser. Das Klima war uns wohl gesonnen und so schaute sogar die Sonne zwischen den dicken Schäfchenwolken hervor. Es machte uns unheimlich viel Spaß durch die Straßen zu streifen und immer wieder irgendwelche Dinge vergangener Tage zu entdecken. Chris hatten es besonders die alten Autos angetan, während ich immer wieder versuchte, einen Blick ins Innere der Häuser zu werfen. Dieser Ausflug hatte sich auf alle Fälle für uns gelohnt und wir waren froh, uns auch ein wenig amerikanische Geschichte angeschaut zu haben.
Gegen Mittag brachen wir von Lee Vining aus in Richtung Tioga Pass auf. Die Pass-Straße hatte dieses Jahr zum Glück schon relativ früh geöffnet, sodass wir auf direktem Wege über die südlichste Pass-Straße der Sierra Nevada in den Yosemite National Park fahren konnten. Durch dichte Wolken ging es die Berge hinauf bis zum Eingang in den Nationalpark. Dort hatten wir jedoch ein kleines Problem, denn unser Annual Pass war unauffindbar. Da standen wir nun vor dem Eingang und suchten mit fahrigen Händen nach dem Pass. Der musste doch da sein! Das war doch nicht möglich! Chris beriet sich kurz mit dem netten Ranger und wir durften auf einen Parkplatz kurz hinter dem Parkeingang fahren und dort in Ruhe nach dem Pass suchen. Keine Ahnung, wohin der Pass entschwunden war, aber anscheinend überlegte er es sich anders und kehrte in Chris’ Geldbeutel zurück, sodass er ihn auf einmal in der Hand hielt. Sogleich sprintete er zum Eingang und legte ihn dem Ranger vor. Jetzt waren wir offiziell im Park, bekamen die Parkkarte nebst Zeitung ausgehändigt und die Fahrt konnte weitergehen.
Die Strecke war landschaftlich sehr schön, sie führte uns vorbei an klaren Bergseen, schönen Aussichtspunkten, weiten Wiesen, dichten Wäldern und hohen Felswänden. Sie verbindet den nördlichen Teil des Yosemite Nationalparks und die Tuolumne Meadows. Unterwegs hatten wir noch ein kleines Fotoshooting mit einem vorwitzigen Murmeltier, das am Parkplatz zu einem Aussichtspunkt auf Touristen wartete. Wir hofften ja, unterwegs einen offenen Campingplatz zu finden, aber alle Campingplätze auf der Strecke waren noch gesperrt, da sie zum Teil noch unter Schnee lagen bzw. matschig waren. Auf unsere Anfrage in der Rangerstation bei Hodgdon Meadow nach einer freien Campsite bekamen wir nur ein mitleidiges Lächeln und den Tipp, es außerhalb zu versuchen. Natürlich waren auf der ersten parknahen Campsite schon alle Plätze belegt, aber ca. 16 km westlich fanden wir eine freie Site für unser Zelt auf dem Sweet Water Campground. Die Campsite liegt im Wald und ist wirklich toll. Man hat genug Platz zum Nachbarn, sodass man sich nicht gestört fühlt und weiß trotzdem andere Leute in der Nähe, falls man doch einmal Besuch von einem Bären bekommt.
Nach einer kurzen Rast fuhren wir wieder in den Park, denn wir wollten uns dort natürlich umschauen. An einer Kreuzung tummelten sich zahlreiche Autos und auch Ranger konnten wir schon erkennen. Dort war bestimmt ein Bär, so hofften wir. Wir stellten unser Auto ab und gingen zum Ranger vor. Auf einer Wiese konnten wir schon ein kleines braunes Fellbündel erkennen, dass sich frisches saftiges Gras schmecken ließ und sich auch von den Menschen nur wenig beeindruckt zeigte. Wo war nur die Mutter des jungen Schwarzbären, fragte ich mich. Ich fragte den Ranger und war tief betroffen über die Antwort, dass sie überfahren wurde. Der Kleine war auch schon mit Sendehalsband und einer gelben Ohrmarke mit der Nummer 3607 versehen, was belegte, dass er schon einmal auf einem Campingplatz „gefasst“ wurde. Er war noch so jung und tat uns unendlich leid. Der Ranger wollte ihn vertreiben und lief laut gestikulierend auf ihn zu. Was machte der Kleine, er rettete sich vor dem Ungeheuer auf einen Baum, was zu allgemeinem Gelächter führte. Der Ranger trug es mit Fassung und zog sich erst mal zurück. Als der Kleine sich wieder beruhigt hatte, kam er vom Baum und fraß weiter. Auch ein zweiter Vertreibungsversuch des Rangers brachte den Kleinen wieder auf einen Baum, von dem er voller Panik herabschaute. Wir hatten genug gesehen und fuhren weiter über die Big Oak Flat Road in Richtung Yosemite Valley. Aus der Parkzeitung wussten wir, dass überall, wo rote Schilder mit einem Bären und der Aufschrift Speed kills Bear darauf zu sehen sind, ein Bär überfahren wurde. Im Laufe unseres Aufenthalts im Park sahen wir etliche dieser Schilder und waren echt erschüttert.
Unser erster Halt im Valley war beim Bridalveil Fall, über dem sich Regenwolken türmten. Vom Parkplatz aus hatten wir einen schönen Blick auf den Fall. Wir gingen ca. 200 m und erreichten dann den Bridalveil Creek, einen Wildwasserbach, der sich ungestüm seinen Weg über die glatt geschliffenen Felsen sucht. Je näher man dem Wasserfall kommt, desto lauter und tosender nimmt man ihn wahr. Die Gischt sprühte nur so, sodass ich relativ schnell aufgab und am Fluss auf Chris wartete. Er ging noch etwas näher an den Wasserfall heran und kam leicht durchgeweicht wieder zurück. Dafür konnte er einen schönen Regenbogen vor dem Wasserfall fotografieren. An einer kleinen Brücke über den Fluss hat man eine der schönsten Aussichten auf den rauschenden Wildwasserbach. Dort blieben wir noch eine Weile und genossen den Blick auf das Wassers.
Wir fuhren weiter durch das Valley und bestaunten die Yosemite Falls, die leider im Gegenlicht lagen. Einen kurzen Stopp machten wir am Visitor Center, wo wir uns nach Wanderungen und einer schönen Aussicht für den Sonnenuntergang erkundigten. Wir erhielten eine Karte, auf der uns die Rangerin die schönsten Kurzwanderungen markierte. Zum Sonnenuntergang empfahl uns die Frau den Glacier Point oder den Tunnel View Point. Dorthin begaben wir uns. Die Strecke zog sich ewig hin und es war schon 19 Uhr, als wir am Tunnel View Point ankamen. Die Aussicht dort war traumhaft und führte den Blick weit ins Yosemite Valley hinein. Man erblickt den Bridalveil Fall in seiner ganzen Schönheit, links den El Capitan und in der Ferne sieht man den hochaufragenden Half Dom. Es war so schön, dass ich mich fragte, warum Chris unbedingt noch weiter zum Glacier Point musste. Aber er war mal wieder nicht zu halten und weiter ging die Fahrt. Auch diese Strecke zog sich noch einmal und in Serpentinen ging es langsam zum Aussichtspunkt hinauf. Vor uns fuhr auch noch gemütlich ein Cabriolet, sodass ich nach einiger Zeit vorsichtig zu Chris hinüberlinste, der schon fast verzweifelt in sein Lenkrad biss. Irgendwann hatte der Fahrer ein Einsehen und ließ uns vorbei, sodass wir endlich um 19.30 Uhr auf dem Parkplatz standen. Vor lauter Hektik und Sonnenuntergang vergaßen wir das Stativ, sodass ich auf halben Weg noch einmal zum Auto zurücklief und Chris schon zum Aussichtspunkt vorging. Als ich etwas später angehechelt kam, war natürlich die Sonne schon weg, aber die Wolkenstimmung war so gigantisch, dass ich erst einmal tief durchatmen musste. Vor mir lag der Half Dom und links daneben das Yosemite Valley mit dem Mirror Lake. Rechts neben dem Half  Dom konnte ich den Nevada Fall und unterhalb davon den Vernal Fall die Felsen hinabstürzen sehen. Die Weite mit den rauen Bergen und den donnernden Wasserfällen kam mir unendlich vor und die leicht rosa leuchtenden Wolken vervollständigten das herrliche Bild vor meinen Augen. Der Weg hatte sich wirklich gelohnt, auch wenn die Sonne schon fast weg war, als wir ankamen. Als das Leuchten der Wolken abnahm, gingen wir zurück zum Parkplatz, wo wir mittlerweile fast alleine standen.
Eine endlos lange serpentinenreiche Fahrt war noch zu bewältigen, bis wir endlich um ca. 21.30 Uhr auf unserer Campsite im Dunkeln ankamen. Die ganze Zeit über saß ich wie auf Kohlen und schaute gebannt rechts und links der Straße in die Büsche. Ich war in Panik, einen Bären zu übersehen, denn ich wollte auf gar keinen Fall schuld an einem mutterlosen Bärenkind sein. Zum Glück ging alles gut und kein Tier überquerte die Straße. Auf der Campsite machten wir uns noch schnell ein Brot und dachten noch einmal an diesen langen erlebnisreichen Tag zurück.

Übernachtung: Sweet Water Campground, 12 US$

Dienstag, 02. Juni 2009 47. Tag
Der Wecker holte uns aus dem Tiefschlaf und noch im Dunkeln packten wir unser Zelt zusammen. Es tat uns fast leid, dass wir nicht mehr Zeit auf diesem schönen Campingplatz verbringen konnten, aber wir hatten ja für die nächsten zwei Nächte den Parkcampingplatz Hodgdon Meadow bekommen.
Sehr früh waren wir schon im Park unterwegs. An diesem Morgen wollten wir noch einmal die Pass-Straße in Richtung Lee Vining fahren, denn am Vortag hatten wir dichte Wolken und an diesem Morgen schien erst einmal die Sonne. Kurz nach der Abzweigung zum Tioga Pass sah ich etwas in der Wiese laufen. Bei genauerer Betrachtung erkannten wir einen sehr großen Schwarzbären, der im ersten Licht des Morgens über eine taunasse Wiese schlenderte. Leider war er sehr weit weg und dachte nicht im Geringsten daran, in unsere Richtung zu kommen.
Weiter ging die Fahrt bis zu einem kleinen See, in dem sich klar und deutlich die Bäume spiegelten. Hier war es so friedlich und still, ein paar Vögel zwitscherten und kaum ein anderer Tourist war schon unterwegs.

 In der Nähe von Tuolumne Meadows machten wir eine kurze Pause und Chris „wusch“ sich schnell einmal die Haare mit eiskaltem Bergwasser. Wie konnte er nur? Ich zitterte alleine schon bei dem Anblick, auch wenn die Sonne strahlte und wir unsere Jacken ausziehen konnten. Weiter in Richtung Pass wurden die Wolken leider wieder dichter und wir stellten uns schon seelisch und moralisch auf einen regnerischen Tag ein. Trotzdem begeisterte uns die Landschaft immer wieder aufs Neue.
Nach unserem Pass-Ausflug fuhren wir zur Campsite, denn wir wollten unser Zelt aufstellen und weiter im Park umherstreifen. Da wir schon wussten, dass wir den Sonnenuntergang wieder am Glacier Point verbringen wollten, war es uns wichtig, das Zelt schon vorab aufzustellen. So brausten wir gedankenverloren unserem Ziel Hodgdon Meadow entgegen. Auf einmal sprang kurz vor unserem Auto ein junger Bär über die Straße. Wir machten eine Vollbremsung und schauten uns sprachlos an. So schnell konnte es gehen und wir hätten wahrscheinlich keine Chance gehabt. Der junge Bär war auch wieder ohne Mutter unterwegs, aber er sah besser genährt aus als unser kleiner Freund vom ersten Treffen. Er gönnte uns noch ein paar Sekunden, bis er im Wald verschwand.
Noch immer beeindruckt von dieser Spontanbegegnung kamen wir auf der Campsite an. An dem kleinen Häuschen am Eingang war jedoch nur ein Schild mit der Aufschrift: „Ich bin gleich wieder da“. So warteten und warteten wir, aber niemand kam. Langsam wurde Chris unruhig und wir schauten uns auf der Campsite um. Was wir sahen, gefiel uns überhaupt nicht. Dicht an dicht standen die Zelte, dazwischen waren ein paar größere Plätze für Wohnmobile. So schlecht hatten wir während des ganzen Urlaubs nicht gecampt. Am liebsten wäre ich wieder zu unserem Platz vom Vortag gefahren, aber wir hatten ja schon für die zwei Tage reserviert und der Platz lag einfach einige Kilometer näher an unseren Zielen. Es gab natürlich auch keine Duschen und wir konnten nur eine Toilette für den ganzen vollen Platz ausmachen. Mitten auf dem Platz entdeckten wir dann den Camphost. Chris bequatschte ihn und bat ihn um eine schöne Site nah am Auto, damit wir nicht so weit gehen müssten. Naja, so richtig kam er wohl nicht an, denn der Platz war zwar nah am Auto, aber gleich nebenan waren noch viele andere Zelte. Auf der relativ unebenen Fläche suchten wir uns noch die beste Möglichkeit und bauten dort unser Zelt auf. Jetzt hatten wir aber Hunger und kochten uns Spaghetti, die so richtig gut gelangen. Doch mitten während des Essens fing es an zu regnen. Natürlich gab es keinerlei Möglichkeit, sich unterzustellen. Wir deckten schnell unsere Teller ab und harrten wie ein paar Vögel im Baum mit eingezogenen Köpfen auf das Ende des Regens. Zum Glück standen viele Bäume um uns herum, die den Großteil des Schauers abfingen und so konnten wir bald in Ruhe zu Ende essen. Ein paar freche Eichhörnchen leisteten uns Gesellschaft und holten sich ein paar Walnüsse ab.
Danach fuhren wir wieder ins Valley. Wir wollten heute unbedingt eine kleine Wanderung zum Vernal Fall machen, denn von einer Brücke über den Merced River sollte man die schönste Sicht auf den Wasserfall haben. Dazu mussten wir erst einmal einen Parkplatz finden, denn den Rest des Weges bis zu unserem Ausgangspunkt der Wanderung musste man den Shuttlebus benutzen. Die Parkplätze waren alle belegt, aber nach kurzer Suche bekamen wir noch einen relativ guten Platz am Straßenrand, von wo aus wir bis zur Bushaltestelle wanderten. Sofort kam ein Bus angefahren und bestätigte uns die gewünschte Fahrtrichtung. An der Haltestelle „Happy Isles“ auf 1230 m Höhe spuckte er uns wieder aus. Zusammen mit Unmengen anderer Wanderwilliger begannen wir den John Muir Trail zu bewandern. Nach ungefähr einem Kilometer, den es ständig bergauf ging, was relativ anstrengend war, erreichten wir die Brücke über den Merced River. Hmmm, tolle Aussicht, aber nicht so richtig das, was wir uns vorgestellt hatten. Der Wasserfall war sehr weit weg und wir wollten einfach näher ran. Es half alles nichts, wir wanderten weiter den Mist Trail entlang in Richtung Wasserfall. Wieder ging es steil bergauf, aber die Flusslandschaft war so schön und abwechslungsreich, dass wir gut vorankamen. Nach ca. einem halben Kilometer sahen wir dann das obere Drittel des Wasserfalls auf 1538 m Höhe. Es donnerte gewaltig, denn riesige Wassermassen rauschten von der Abbruchkante ungebremst zu uns hinab. Was für ein gewaltiger Anblick. Dann kamen wir zu einer ewig langen, in den Fels gehauenen Treppe, die uns langsam bis hinauf zur Abbruchkante brachte. Natürlich stand der Wind „günstig“ und so bekamen wir die volle Gischtdusche ab. Dazu wehte ein kühler Wind. So langsam waren wir bis auf die Haut durchnässt, aber es machte auch irgendwie unheimlichen Spaß, den Wasserfall zu bezwingen. Ungefähr auf halber Höhe der Treppe bekamen wir den Wasserfall in seiner ganzen Schönheit zu sehen. Wenn es doch nur etwas weniger nass gewesen wäre. Chris machte trotzdem ein paar Bilder. Wobei er nach jedem Bild zurück in den Windschatten einiger Bäume kam und die Linse von Spritzern säuberte.
Weiter ging es über nasse Steine durch einen Wald bis zu einer sehr steilen, nassen und rutschigen Felsentreppe, an der wir uns regelrecht emporzogen. Oben angekommen setzten wir uns erst einmal zum Trocknen in die Sonne, dann gingen wir zur Abbruchkante vor und genossen den Blick hinab ins Tal. Das Wasser fiel direkt neben uns in die Tiefe, es donnerte und rauschte - es war einfach toll. Gerne wären wir noch weiter bis zum Nevada Fall gegangen, aber leider reichte die Zeit nicht aus, denn wir wollten ja noch zum Glacier Point zum Sonnenuntergang. Also gingen wir den gleichen Weg steil bergab zurück und wurden wieder bis auf die Haut nass. Tja, so waren wir gleich frisch geduscht. Vielleicht hätten wir noch etwas Shampoo und Duschbad mitnehmen sollen, aber es galt schon, fanden wir.
Tropfnass kamen wir wieder auf der Brücke über den Merced River an. Dort war eine unheimlich schöne Lichtstimmung durch eine Regenfront über dem Wasserfall. Das Grün leuchtete sehr intensiv und der Wasserfall lag im schönsten Licht. Den Rest ging es zügig steil bergab, wo wir auch noch ein paar Tropfen Regen abbekamen. Ein Shuttlebus brachte uns schnell und trocken zu unserem Auto zurück, wo wir erst einmal eine kalte Cola tranken.
Weiter ging die Fahrt zu den Yosemite Falls, wo es leicht zu regnen begann. Chris wollte unbedingt etwas näher heran, aber ich streikte, denn ich war auf einmal so müde, dass ich mich nicht dazu aufraffen konnte, im Regen zu den Wasserfällen zu laufen. Also wartete ich im Auto und machte es mir bequem. Kaum hatte ich mich zurückgelehnt, war ich auch schon eingeschlafen und wurde erst wach, als Chris wieder am Auto war.
Der Regen hatte sich auch wieder verzogen und wir fuhren weiter in Richtung Tunnel View Point. Dort hatten sich schon wieder etliche Touristen und Fotografen versammelt, um den Sonnenuntergang zu genießen. Wir machten wieder nur einen Zwischenstopp und betrachteten begeistert das Licht- und Schattenspiel. Nach einer Weile rissen wir uns los und fuhren weiter die Serpentinen bis zum Glacier Point hinauf. Diesmal waren wir eher dran und es waren weit weniger Menschen als am Vortag da. Wir stellten uns nach vorne und bauten unsere Kameras auf. Diesmal hatten wir freien Blick auf die Fälle und konnten den Sonnenuntergang bis zum Ende so richtig genießen. Leider waren die Wolken nicht ganz so spektakulär wie am Vortag und sie glühten auch nicht so intensiv. So brachen wir etwas eher als am Vortag ab und gingen zurück zum Parkplatz.
Dort wollten wir gerade ins Auto steigen, als wir beobachteten, wie sich einige Menschen versammelten und Blitze aus Kompaktkameras aufleuchteten. War da vielleicht ein Bär? Wir gingen zu der Stelle und wirklich, etwas weiter den Hang hinab lief ein junger Schwarzbär – wieder ohne Mutter. Der Kleine kam sogar noch zu uns hinauf und lief über den Parkplatz. Ein beherzter Tourist machte ordentlich Krach, damit er Angst vor den Menschen bekam, aber der Kleine zeigte sich erst mal unbeeindruckt. Irgendwann wurde es ihm dann doch zu viel und er legte einen kleinen Sprint ein und rettete sich in den Wald, die Menschenmassen hinter ihm her. Jeder wollte ein Bild von dem kleinen Bären, dabei war es schon viel zu dunkel. Es war schon faszinierend zu beobachten, wie die Menschen alle Scheu verloren und sich wie die Geier auf den Bären stürzten. Auch wenn er noch jung war, sollte man nicht vergessen, dass es ein Wildtier ist, das mit einem einzigen Prankenhieb einen Menschen töten kann. Naja, so bekam er hoffentlich ordentlich Angst und hält sich in Zukunft von den Menschen fern. Jetzt kam wieder die anstrengende Fahrt im Dunkeln bis zur Campsite, diesmal zum Glück etwas kürzer, aber wir waren trotzdem wieder angespannt und konnten erst aufatmen, als wir heil auf unserer Campsite ankamen.

Übernachtung: Hodgdon Meadow Campsite, Yosemite Nationalpark, 20 US$

Mittwoch, 03. Juni 2009 48. Tag
Frühmorgens schauten wir aus dem Zelt, doch eine geschlossene Wolkendecke überzeugte uns, schnell wieder in unseren Schlafsäcken zu verschwinden. Warm eingekuschelt überlegten wir, was wir machen sollten. Ich hatte absolut keine Lust, bei schlechtem Wetter zu packen, außerdem gefiel es uns auf der Campsite überhaupt nicht. Wir hatten seit Tagen nicht geduscht und sehnten uns nach Wasser und Seife. Also entschlossen wir uns, einen Tag eher als geplant nach San Francisco aufzubrechen und uns dort ein Hotel zu suchen. Gesagt, getan. Erst einmal frühstückten wir jedoch gemütlich und bemühten uns so viele Reste wie möglich zu beseitigen. Danach packten wir unser Zeug zusammen und misteten unsere Campingutensilien aus. Wir hatten noch unglaublich viele Vorräte. Dosen, Spaghetti, Reis, Gewürze, Schüsseln und vieles mehr waren einfach zu schade zum Wegwerfen. Was tun? Unsere unmittelbaren Nachbarn schliefen noch. Ich schaute mich weiter um und entdeckte einen Camper. Ein deutsches Paar hatte etwas Probleme beim Starten, wir sinnierten, dass sie frisch angekommen sein müssten. Also ging ich hinüber und sprach sie an, ob sie Interesse an einigen Konserven hätten. Ich erntete ein erfreutes Lächeln und die Frau kam gleich mal mit zum Schauen.  Sie waren wirklich gerade erst angekommen und wollten mit ihrem Sohn, der in Amerika studiert, eine Rundreise machen. So hatten wir alle Glück. Uns war geholfen und den Leuten auch. Die restlichen Sachen wie einen Gaskocher mit Gasflaschen und ein paar andere nützliche Dinge ließen wir in der Bärenbox, da sie uns viel zu schade zum Wegwerfen waren. Wir hofften, dass sie neue Besitzer bekommen würden, die sie genauso zu schätzen wussten wie wir. Um etliche Kilo leichter starteten wir an diesem Morgen.
Beim Camphost gaben wir noch kurz Bescheid, dass er unsere Site neu vergeben könnte. Im Yosemite Nationalpark kommt so etwas wohl nicht all zu häufig vor, schlossen wir aus dem erstaunten Gesicht und der Frage: „Why?“ Wir erzählten ihm, dass wir morgen heimfliegen müssten und lieber schon einen Tag eher in San Francisco sein wollten. Das konnte er dann wohl nachvollziehen.
Auf guten Straßen ging es in Richtung San Francisco. Unterwegs kamen wir wieder an zahlreichen Feldern vorbei, wo an Straßenständen Erdbeeren und Kirschen angeboten wurden. Leider hatten wir selbst noch genug zum Essen, sodass wir bedauernd daran vorbeifuhren.
In einem Vorort von San Francisco buchten wir schnell über Expedia das Nob Hill Motor Inn Motel, das relativ nah an der Fisherman‘s Wharf liegt. Als wir ca. eine Stunde später dort ankamen, war alles gebucht und wir konnten unser Zimmer beziehen. Wir waren begeistert, dass es so unkompliziert und sagenhaft schnell ging. Das Motel war prima, unser Zimmer groß und geräumig mit einem riesigen Bett und das Management so nett, dass sie uns sogar eine Waage für unser Gepäck zur Verfügung stellten. Jetzt konnte das Packen beginnen. War ich froh, dass wir in einem Hotel waren und nicht auf einem Campingplatz, denn zuerst sah es so aus, als ob ich nie wieder alles in unsere Taschen bringen könnte. Überall im Zimmer lagen Sachen und Ausrüstung verstreut. Aber so nach und nach lichtete sich das Chaos, alles fand seinen Platz und dank der Waage war keines unserer Gepäckstücke schwerer als 23 kg. Geschafft! Nun konnte der „gemütliche“ Teil des Tages beginnen.
Zu Fuß machten wir uns auf den Weg zur Fisherman’s Warf, die wir nach ca. 30 min Fußmarsch erreichten. Dort schlenderten wir wieder am Hafen entlang und holten uns an den Krabbenständen etwas Leckeres zum Essen. Zurück ging es über die Lombard Street, die wir uns noch einmal anschauen mussten.
Am Nachmittag fuhren wir auf den  Hawk Hill, denn wir wollten unbedingt noch einmal die Golden Gate Bridge im schönsten Nachmittagslicht betrachten. Wir blieben gleich mal wieder am ersten Aussichtspunkt hängen und trotzten den fast schon sturmartigen Windböen. Zum Glück wussten wir schon, wie zugig es dort oben ist und waren dementsprechend warm angezogen. Wieder beobachteten wir das Kommen und Gehen der Leute. Besonders interessant war eine Gruppe buddhistischer Mönche, die in ihren typischen gelborangen Gewändern sehr originell zur Brücke passten. Sie hatten richtig Spaß an dem Ausflug, aber der kalte Wind setzte ihnen sichtlich zu. Langsam verschwand das Licht und die Dämmerung setzte ein. Die Farben wurden immer intensiver, aber leider legte sich der Wind nicht, sodass wir das Stativ mit unseren Körpern schützten und auf ein paar scharfe Bilder trotz Langzeitbelichtung hofften. Je dunkler es wurde, desto weniger Leute kamen. Irgendwann waren wir ganz alleine, nur der Wind pfiff uns um die Ohren. Langsam wurde es mir zu unheimlich, denn gerade an diesem Aussichtspunkt muss man an einer Bunkeranlage mit vielen offenen Räumen vorbei. Zum Glück reichte es Chris auch und so machten wir uns auf den Rückweg zum Auto. Unterwegs standen dann plötzlich zwei Menschen vor uns, die wir durch die Dunkelheit nicht gesehen und wegen des Windes nicht gehört hatten. Mein Herz raste, aber die Zwei wollten zum Glück nichts von uns, sondern nur die Einsamkeit der Brücke genießen. Na, viel Spaß bei dem eiskalten Wind, dachten wir uns und zogen uns fröstelnd ins Auto zurück. Diesmal war der Weg bis ins Hotel nicht weit und eine Viertelstunde später standen wir unter der wärmenden Dusche.

Übernachtung: Nob Hill Motor Inn Motel, San Francisco, 40.- €

Donnerstag, 04. Juni 2009 49. Tag
Der Tag der Abreise war da. Lange hatten wir uns die Gedanken an unsere Katzen und die liebgewonnenen Menschen daheim versagt, aber heute erwachten wir mit einer riesigen Vorfreude im Bauch. Aber erst einmal wollten wir noch unseren Abreisetag sinnvoll nutzen, denn unser Flieger ging erst um 21.15 Uhr. Also hieß es wieder früh aufzustehen, an der erstbesten Tankstelle einen Kaffee zu holen und zur Dämmerung an der Golden Gate Bridge zu sein. Doch diesmal machte uns das Wetter so richtig einen Strich durch die Rechnung, denn eine dicke Wolkendecke hing über der Stadt. So wurde es sang- und klanglos hell und wir zogen enttäuscht wieder ab.
Aber wir ließen uns nicht ärgern, fuhren ins Hotel zurück, lagen um 7 Uhr wieder in unserem Bett und schliefen einfach wieder ein. Chris holte uns später ein Frühstück an der Hotelrezeption. Naja, man konnte es essen, nur der Kaffee war absolut nicht trinkbar. Da ich aber schon einen Kaffee am frühen Morgen hatte, störte mich das diesmal wenig und ich kippte das Instantgebräu ins Waschbecken.
Wir überlegten, was wir machen sollten und beschlossen, nach Chelsea zu den Gilroy Premium Outlets zu fahren. Es war zwar ein relativ weiter Weg (ca. 120 km), aber für 145 Outlet Stores kann man ja schon mal ein paar Kilometer fahren. Da wir genug Zeit hatten, schlenderten wir gemütlich durch die Geschäfte, probierten immer wieder irgendwelche Klamotten an und wurden noch einmal fündig. Mehr durfte es dann aber nicht mehr werden, denn unser Gepäcklimit war ausgeschöpft. Zum Abschluss gab es noch einmal einen leckeren Cappuccino bei Starbucks und zufrieden machten wir uns auf den Rückweg.
Irgendwie hatten wir nur die Rushhour unterschätzt und so standen wir schon bald im Stau. Mist, schaffen wir es noch rechtzeitig zum Abflug? Wir hatten keine Ausweichmöglichkeit, aber da entdeckte Chris eine besondere Spur ganz links. Da hieß es, dass man sie als Fahrgemeinschaft (also mindestens 2 Personen) benutzen kann. Dort war kein Stau und wir fuhren zügig an drei Stauspuren vorbei. Kurz vor dem Flughafen war dann leider diese Spur zu Ende und es wurde wieder zähfließender, aber es ging doch noch relativ zügig voran. Wir waren froh die Autobahn noch vor San Francisco verlassen zu können und unser Navi lotste uns richtig zum Flughafen. Die Autorückgabe war gut ausgeschildert und schon bald standen wir in der Schlange vor der Alamo-Rückgabe. Alles ging reibungslos und Chris bekam auch das Geld für unseren Ölwechsel wieder, jedoch erst nach Nachfrage.
Dann kam wieder der heikle Teil, denn unser Fotogepäck wog sicher mehr, als die Lufthansa erlaubte. Je näher wir dem Schalter kamen, desto lauter klopfte mein Herz. Kurz vor uns sahen wir, wie ein Mann sein Handgepäck wiegen musste und der Lufthansa-Angestellte vehement auf die 8 kg verwies und dem Mann sagte, dass er entweder umpacken müsste oder die Tasche als Gepäck aufgeben müsste. Mein Herz rutschte immer weiter in die Hose, denn unser Handgepäck war viel größer. Wir kamen zu einer Dame am Schalter, die sehr akribisch unser Gepäck wog, aber zu unserer Erleichterung relativ großzügig war und alle Kilos zusammenrechnete. Damit kamen wir gut hin und das Gepäck durfte passieren. Dann fiel ihr Blick auf meine Fototasche und ich hielt die Luft an. Chris sagte schnell, dass da unsere Kamera drin wäre und komischerweise akzeptierte es die Frau und ließ uns gehen. Ich denke, die Steinlawine, die mir vom Herzen fiel, konnte man bis München hören, aber niemand rief uns zurück.
Nun waren noch ein paar Stunden bis zum Abflug totzuschlagen und so schauten wir uns etwas intensiver den Duty-Free-Bereich an und schlenderten durch die Geschäfte. Im Wartebereich der Star Allianz waren wir die Ersten und Chris, unruhig wie er ist, wanderte immer wieder herum. Irgendwann kam er mit einem Cappuccino wieder, den wir uns noch kurz vor dem Abflug schmecken ließen. Bald darauf war Boarding und mit nur wenig Verspätung starteten wir.
Der Flug war ruhig und die Bordunterhaltung lenkte uns von der Müdigkeit ab, sodass wir kaum schliefen. Das Essen war relativ gut und die Zeit verging flott. Zum Sonnenuntergang landeten wir in München. Unser Gepäck ließ mal wieder etwas auf sich warten. Wir waren schon gespannt, ob der Zoll uns herausfischen würde, aber wir hatten nichts zu befürchten und wurden auch nicht aufgehalten, als wir den Zoll passierten. Am Ausgang wartete schon Chris’ Mutter auf uns, die uns begrüßte, als ob wir jahrelang nicht daheim gewesen wären. Dabei waren es doch „nur“ sieben Wochen. Aber sie erzählte uns gleich, warum sie so glücklich war: kurz vor unserer Landung war ein Flieger abgestürzt und sie hatte unseren Flieger nicht mehr auf der Anzeige entdecken können. Wir waren nämlich etwas eher gelandet und sie hatte von mir die falsche Zeit bekommen. Auf alle Fälle waren wir gesund wieder daheim angekommen und wurden aufs Herzlichste begrüßt. Auch unsere Miezen waren überhaupt nicht sauer und freuten sich über die vielen fremden Gerüche, die wir ihnen in unserem Gepäck mitgebracht hatten.

Sieben erlebnisreiche Wochen, die völlig anders als unsere Afrikareisen waren, lagen nun hinter uns. Wir sahen unglaubliche Landschaften, die wir uns zum Teil hart erwandern mussten, sahen Farben der Natur, von denen wir nicht einmal zu träumen wagten, fühlten uns klein im Angesicht des mächtigsten Canyons der Welt. Wir spazierten 86 Meter unter dem Meeresspiegel, durchliefen Armeen von Gnomen und quetschten uns durch enge Felsspalten. Wir fanden unsere eigenen kleinen Paradiese und trotzten Wind, Wetter und Regen. Wir besuchten den ältesten Nationalpark der Welt mit seiner einzigartigen Natur sowie junge Landschaften, die unbedingt geschützt werden sollten, räumten mit unseren eigenen Vorurteilen auf und schüttelten des öfteren den Kopf über Regeln und Vorschriften in Amerika. Völlig unverständlich war für uns, dass es in einem hochentwickelten Land wie Amerika keine Duschen auf den meisten staatlichen Campingplätzen gibt. Ausgenommen sind einige kleinere State Parks, die oftmals einen viel gepflegteren Eindruck machten als die sanitären Einrichtungen der Nationalparks. Trotz dieses Mankos kann man sagen, wir fühlten uns rundherum wohl und werden sicher wieder in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten reisen. Unsere nächste Reise wird uns jedoch wieder zurück nach Afrika führen, denn ohne „meine“ Löwen, den Staub und den Sternenhimmel Afrikas halte ich es nicht lange aus. Die Planung der Reise hatte ich schon im Kopf und daheim konnte ich Chris auch von meinem Vorhaben überzeugen.

Bedanken möchten wir uns bei allen lieben Freunden, Familienmitgliedern und Besuchern, die uns während unserer Amerikazeit im Blog begleitet haben, bei Alois und Lisa, die uns viele Traumplätze des Südwestens zeigten und ein wenig Ruhe in unsere Tour brachten. Unser besonderer Dank geht wie immer an Martina, die sich die Zeit nahm und den Reisebericht für uns korrigiert hat. DANKE!!!

Wir hoffen, es hat Euch gefallen und unser Bericht kann dem einen oder anderen bei der Planung seiner eigenen Tour durch Amerika ein wenig helfen.