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Reisebericht Namibia - Botswana - Südafrika 2010


“Grillen mit Löwen”

Fast um die gleiche Zeit vor genau 10 Jahren fand unsere erste Reise nach Namibia statt. Damals erprobten wir erstmals das Reisen in Eigenregie. Dies gefiel uns so gut, dass wir nie wieder anders reisen wollten. Wir änderten lediglich die Reiseart von PKW mit Lodgeübernachtung auf 4x4 mit Dachzelt. Dadurch erhöhte sich für uns das Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Diese Reise war nun unser 14. Besuch im südlichen Afrika und wir genossen ihn in vollen Zügen.
Da wir es diesmal nach gesundheitlichen Problemen und seelischen Belastungen einfach etwas ruhiger angehen lassen wollten, griffen wir auf die Reiseplanung unserer Frühjahrsreise von 2008 zurück. Ich änderte ein paar Camps und verlängerte den Aufenthalt in der Kalahari, um die Ruhe und Einsamkeit dieses außergewöhnlichen Nationalparks genießen zu können. Chris ließ mir freie Hand, staunte aber nicht schlecht, als er 6 Nächte Rooiputs beim DWNP (Department of Wildlife & National Parks) in Botswana beantragte. Aber auch Namibia kam nicht zu kurz und so planten wir im Sossusvlei und in Swakopmund längere Aufenthalte.
Einzig der isländische Vulkan Eyjafjallajökull machte uns mit seiner Aschewolke ganz schön Sorgen, aber zum Glück trieb der Wind sie rechtzeitig in eine andere Richtung und unsere geplante Abreise wurde greifbar.

Der Titel unseres Reiseberichtes ergab sich wie immer während unserer Reise. Genau richtig zum 10 jährigen wollten uns ein paar Löwen im Camp gratulieren. Aber auch die Leoparden ließen sich nicht lumpen und luden uns ein, an ihrem Familienleben teilzuhaben. Mit Geparden sollten wir das Essen teilen und selbst die Schakale und Hyänen gaben uns das eine oder andere Ständchen. Aber auch wettertechnisch war diese Reise höchst abwechslungsreich, denn diesmal war alles geboten. Von Regen und Gewittern über Nebel bis zu wolkenfreiem blauen Himmel war alles in den 4 Wochen enthalten. Wir hatten einfach eine tolle Zeit. Aber lest selbst:

Sonntag, 02. Mai 2010

1. Tag
Langsam kam ich zu mir und streckte müde meine Glieder. Die Sonne schien ins Schlafzimmerfenster und es versprach ein schöner Tag zu werden. Neben mir lag eingerollt unser Kater, der sich bei meiner ersten Regung freudig streckte und zum Schmusen kam. „Sonntag“, schoss es mir durch den Kopf, aber irgendwas war anders. Blitzartig fiel es mir wieder ein und ich sprang freudig aus dem Bett. „Heute geht es nach Afrika!“ Das Zimmer wurde gleich noch etwas heller und ein dickes Grinsen breitete sich in meinem Gesicht aus. Ich kraulte Pauli hinter den Ohren und schlurfte langsam in die Küche, aus der schon vertraute Geräusche und verlockende Düfte kamen. Chris hatte den Tisch gedeckt und Semmeln im Ofen aufgebacken. Da war er nun der lang ersehnte Abflugtag. Zu unserer Vorfreude mischten sich natürlich auch wieder Schuldgefühle den Katzen gegenüber, aber es geht leider nicht anders. Wir wissen ja, dass es den Beiden gut geht. Sie bleiben in unserer Wohnung und werden von Chris Mutter aufs allerfeinste verwöhnt. Trotzdem waren die Schuldgefühle da, aber die Vorfreude siegte. Schnell waren auch die letzten Kleinigkeiten verpackt und die Koffer gewogen. Alles passte. Ich weiß nicht, wie wir es immer wieder schaffen, aber das vorgegebene Gewicht von 70 kg reichte gerade so aus. Die Zeit verflog nur so und die Stunde des Abschieds rückte unausweichlich näher. Ich gehe immer als allerletzte aus der Wohnung, knuddle die Miezen noch einmal und verlasse mit dem Gefühl ihres samtweichen Fells auf meiner Haut die Wohnung. Die Tränen verdrückte ich mir wieder gewaltsam, denn am liebsten würde ich die zwei einpacken und mitnehmen. Doch schnell kam ich wieder auf andere Gedanken. Haben wir die Pässe, ist alles im Auto und haben wir auch wirklich nichts übersehen. Wir hatten alles. Das Wetter hatte sich im Laufe des Tages stark verschlechtert und so verabschiedeten wir uns aus Deutschland mit Regen. Am Flughafen stand eine lange Schlange vor dem Check-in-Schalter. Erst einmal reihten wir uns ein, bis Chris an der Info nachfragte wo der Drop-off Schalter wäre, da wir über den PC eingecheckt hatten und unsere E-Tickets ausgedruckt in den Händen hielten. So mussten wir eigentlich nur noch unser Gepäck abgeben. Die freundliche Dame an der Info wies uns an den nationalen Drop-off bzw. Businessschalter. So durften wir auch einmal über den roten Teppich gehen. Die Dame am Schalter war zwar etwas überfordert mit unserem Gepäck, aber dank Air Berlin Card und den vermerkten 30 kg pro Person auf unserem Ticket waren unsere 70 kg okay. Vorsichtig fragte ich, was denn so Toleranz sein. Ein Kilogramm sagte sie daraufhin. Das fanden wir ganz schön intolerant, denn wer kann daheim schon so genau wiegen. Egal, wir hatten das Maximalgewicht nicht überschritten und so bestand kein Grund zum ärgern, oder umpacken. Unser dickes Nutellaglas wäre sonst nämlich doch in Deutschland geblieben. Chris Mutti, die uns wie immer zum Flughafen gebracht hatte, wartete noch, bis alles passte, ehe sie sich wieder auf den Rückweg machte. Die Katzen mussten ja versorgt werden. Zum Glück interessierten unsere „klitzekleinen“ 12kg-Fotorucksäcke niemanden.
Wir bummelten noch etwas durch den Flughafen und futterten bei Mac Donalds einen Warp, der eigentlich ganz okay war. Dann gingen wir durch die Sicherheitskontrolle und sorgten wieder einmal für Betriebsamkeit, denn die Fotoausrüstung wurde auf Sprengstoffreste hin überprüft. Die Schlange hinter uns wurde langsam aber stetig länger. Die Zöllnerin war jedoch sehr nett, so scherzten wir etwas hin und her. Der Test war wie erwartet negativ. Wir schlossen die Fotorucksäcke, wuchteten sie wieder auf unsere Rücken und suchten uns einen Sitzplatz vor dem Gate. Noch etwas warten und ca. eine Stunde später durften wir an Bord gehen. Unsere Sitzreihe war kurz vor der Tragfläche und der Monitor war leider etwas weit weg. Da eh nur Schrott in der Holzhackerklasse kam, war das nicht weiter wild, denn die guten Filme liefen nur in der ersten Klasse. Mit einer halben Stunde Verspätung starteten wir endlich und unser Flieger durchbrach die dicken Regenwolken.
Nach ca. 1 Stunde begann der Service. Wir durften zwischen Nudeln und Fleischbällchen wählen. Das Essen war okay und schon bald darauf sanken wir in einen kurzen aber relativ erholsamen Schlaf.
Montag, 03. Mai 2010 2. Tag
Der Duft von Kaffee und die geschäftige Betriebsamkeit der Stewardessen weckten uns. Langsam brach die Dämmerung über Angola herein. Unser Ziel rückte unaufhaltsam näher. Doch zuerst gab es feuchte Tücher und danach ein Frühstück. Draußen konnte ich langsam etwas erkennen. Dichte Wolken lagen unter uns, aber immer wieder war die Wolkendecke durchbrochen und man konnte etwas vom Land erkennen.
Endlich nach 9.30 Stunden Flugzeit begann der Landeanflug auf den Windhoeker Flughafen. Die Einreiseformulare steckten ausgefüllt in unseren Pässen und wir brannten darauf, den Flughafen zu verlassen und uns endlich auf die Tour zu begeben.
Der Flieger schimmerte warm im ersten Tageslicht und spiegelte sich in einer großen Pfütze. Hier hatte es vor kurzem noch geregnet stellten wir erstaunt fest. Die Luft war noch angenehm kühl, aber man konnte die Wärme des Tages schon erahnen.
Wieder einmal waren wir mit die ersten, die durch die Passkontrolle gingen und auf die Koffer warteten. Es dauerte nicht lange dann kam auch schon unsere große Alukiste. Kurz darauf holte Chris auch noch den Rest vom Band und wir verließen ohne weitere Kontrollen den Ankunftsbereich. Draußen wartete schon jemand von Kalahari Car Hire (Hubert Hester) mit einem Schild in der Hand, auf dem unsere Namen standen. Da noch weitere Namen auf der Liste waren, tauschten wir in Ruhe Geld und warteten dann auf die weiteren Gäste.
Zu sechst standen wir dann vor einem Kleinbus und jeder von uns hatte einen Menge Gepäck dabei. Wie soll das denn gehen, fragten wir uns? Aber der Clou war, dass der Bus einen Anhänger hatte. Der sah zwar miniklein aus, stellte sich aber als sehr geräumig heraus. Nach ein paar Packversuchen, war dann alles drin und nun konnten wir ‚verpackt’ werden. Die Frauen drängten sich zu dritt auf den Notsitz, aber auch das ging recht gut. Dann kamen die zwei Männer und vorne saß Chris mit unserer Fotoausrüstung neben dem Fahrer. Nachdem wir wie die Hühner im Käfig eingepfercht waren, ging es los nach Windhoek.
Die Strecke zieht sich, aber dafür bekommt man schon einen Eindruck von der Landschaft und sieht mit etwas Glück die ersten Tiere. In unserem Fall waren es Kühe. *g*
Bei Hubert stand unser Auto zusammen mit etlichen anderen auf dem Hof. Wir erkannten es gleich an dem großen Dachzelt und dem Dachgepäckträger, der wie ein Hühnerstall aussah. An diesem Tag gingen mindestens 8 Autos auf die Reise und fast alle Gäste hatten sich schon eingefunden. Trotzdem verlief alles problemlos und auch unsere eingelagerten Kisten standen noch immer bei Hubert in der Garage. Wir verstauten schnell alles in unserem Auto, denn zum Auspacken fehlte uns leider die Zeit. So machte ich nur schnell den Koffer leer, denn den wollten wir bei Claudia in der Pension Casa Piccolo abgeben und schon ging die Fahrt durch Windhoek. Vorbei am Präsidentenpalast brausten wir zum Einkaufen nach Klein Windhoek. Doch zu unserem Bedauern hatte der Kalahari Meat und Biltong Markt geschlossen und ein großes Schild „gone hunting“ hing an der Tür. Mist! Wir hatten uns schon so auf das leckere Fleisch gefreut. So fuhren wir erst einmal zu Claudia, die uns aber gleich weiter helfen konnte und uns „Hartlief Shop und Bistro“ empfahl. In der Metzgerei fanden wir alles was unser Herz begehrte. So wanderten neben diversen Fleischpackungen auch Wiener, Salami und andere Wurstwaren in unseren Einkaufswagen.
Danach fuhren wir noch zum Woermann Brock und deckten uns dort mit den restlichen Lebensmitteln ein. Nur die Auswahl hatte leider stark nachgelassen. Da wir aber nicht noch mehr Zeit verlieren wollten musste es reichen. Beim nächsten Mal möchte ich aber noch in einen Fruit und Vegetable Laden, denn dort ist das Obst und Gemüse einfach besser und frischer. Danach wanderten noch etliche Getränke aus dem Bottle Store in unseren Pickup. Nun mussten wir nur noch tanken, aber an unserer Lieblingstankstelle bekamen wir keinen Diesel. Ups, wir sind in Afrika, schoss es uns durch den Kopf. An einer anderen Tankstelle bekamen wir aber das wertvolle Gesöff für unser Auto und endlich ließen wir um ca. 12 Uhr  Windhoek hinter uns.

Je weiter wir in Richtung Botswana kamen, desto mehr Wolken bildeten sich am Himmel. Es sah einfach klasse aus. Immer wieder hielten wir an und machten ein paar Bilder von der Straße und unserem Auto. Am Grenzübergang wurde gerade gebaut und so wurden wir auf die Einreiseseite geleitet. Von dort aus gingen wir quer durchs Gebäude zur Ausreiseseite. Alles kein Problem. Die afrikanischen Grenzen sind meistens wirklich locker und so waren wir schnell fertig. Auf der botswanischen Seite dauerte es etwas länger, denn wir mussten erst einreisen und dann auch noch die Straßennutzungsgebühr bezahlen. 180 N$ kostet die einmalige Einreise für einen 4x4. (ein Reentry ist billiger, muss aber gleich angegeben werden) Nachdem auch das erledigt war, durften wir weiter fahren, nicht ohne vorher die Uhren eine Stunde vor zu stellen. Dann ging es weiter vorbei an Dörfern, vielen Rindern und Ziegen in den afrikanischen Sonnenuntergang hinein. Das Licht war einfach traumhaft, doch die Zeit saß uns im Nacken und weiter ging die Fahrt.
Pünktlich zur Dämmerung kamen wir in Ghanzi an. Dort wollten wir erst einmal tanken, dann Geld abheben und im Supermarkt noch schnell Holz kaufen. Also sausten wir zuerst zur Tankstelle. Angehalten, Tankabdeckung geöffnet, als mit einem entschuldigendem Schulterzucken der Tankwart auf uns zueilte und bedauernd mitteilte, dass es keinen Diesel gibt. Uns blieb der Mund offen stehen. Ghanzi war bisher immer absolut zuverlässig, was die Treibstoffzufuhr anbelangte und morgen sollte es doch in die Zentralkalahari gehen. Wir waren wirklich fassungslos. „Vielleicht Morgen, aber erst am Nachmittag“, meinte der Tankwart. Das kann doch nicht wahr sein! Wir sahen schon unsere Urlaubsplanung durcheinander geraten und uns einige Tage in Ghanzi verbringen, denn mit dem restlichen Sprit würden wir zwar in die Kalahari kommen, aber nicht wieder zurück. Es half alles nichts und wir versuchten es mit afrikanischer Gelassenheit, die uns aber nach dem anstrengenden Tag nicht so recht gelingen wollte. Wir würden es halt morgen wieder versuchen.
Da wir in Windhoek kein Holz bekommen hatten, fuhren wir leicht geschockt zum Spar. Dort gab es natürlich auch kein Holz! Menno, ist denn alles gegen uns? Nein, der Bankautomat war uns wohl gesonnen und spuckte genug Geld aus. Ziemlich geschafft und frustriert fuhren wir zur Tautona Lodge, an der wir um ca. 19 Uhr ankamen. Diesmal war der Empfang nicht sehr freundlich, aber uns war auch schon alles egal. Grillen war gestrichen, denn wir hatten ja kein Holz und mit Kohle, die wir immer zur Sicherheit dabei haben, wollte Chris nicht mehr anfangen.
Auf dem Campingplatz waren wir die einzigen Gäste und hatten den ganzen Platz für uns alleine. Sogar einen Aufpasser bekamen wir, der aber nur solange auf uns aufpasste, bis wir im Zelt waren. Danach ward er nimmer gesehen.
Jedenfalls packten wir dank der guten Beleuchtung unser Auto neu und futterten eine Salamisemmel. Das war völlig ausreichend. Müde und voller Hoffnung auf den nächsten Morgen krochen wir in unser Dachzelt. Vor Erschöpfung schliefen wir auch sofort ein.

Übernachtung: Link Tautona Lodge Camping: 70 Pula

Tageskilometer: 540 km

Dienstag, 04. Mai 2010 3. Tag

Wir ließen uns von den ersten Sonnenstrahlen wecken, denn laut Tankwart sollte es ja frühestens am Nachmittag Sprit geben. Dementsprechend ruhig begannen wir den Tag, duschten erst einmal und frühstückten dann in aller Ruhe. Der Morgen war noch kühl und ein warmes Licht beleuchtete unsere Campsite.
Nach dem Frühstück wollten wir es noch einmal an der Tankstelle versuchen. Vielleicht war ja doch noch ein Tanklaster am Abend angekommen. So fuhren wir hoffnungsvoll zur Shell. Wieder nichts. Wir bekamen die gleiche Aussage, frühestens am Nachmittag sei mit Diesel zu rechnen. Die ganze Enttäuschung vom Vortag brach wieder über uns herein. Ich hatte mich doch so auf die Zentralkalahari gefreut und extra zwei Nächte Kori Pan gebucht. Nun ja, wenn der Sprit am Nachmittag kommt, fahren wir ganz früh am nächsten Morgen los, dann verlieren wir nicht so viel, beschlossen wir. Das ist halt Afrika, versuchten wir uns zu trösten. Trotzdem zogen wir lange Gesichter und wollten irgendwie nicht den ganzen Tag in Ghanzi verbringen. Wir fuhren noch einmal zum Choppies Supermarkt, vielleicht haben die ja wenigstens Holz, aber auch dort bekamen wir nichts. Am Supermarkt, der übrigens sehr gut bestückt und sortiert war, stand ein Polizeifahrzeug und Chris fragt mal vorsichtig nach, ob es bei der Polizei die Möglichkeit gäbe zu tanken. Bedauernd verneinte der Beamte seine Frage, aber er erzählte uns, dass wir in Tsootsha an der Tankstelle bestimmt Diesel bekommen. Chris überlegte, 130 km hin und dasselbe wieder zurück, soviel Sprit hatten wir noch und falls dort mittlerweile auch der Diesel aus ist, würden wir in Ghanzi warten können. Also fuhren wir zurück in Richtung Namibia.

Der Morgen war noch angenehm und die Fahrt sehr schön. Es ging vorbei an Kühen und Ziegen, die am Straßenrand friedlich grasten. Wenn wir das nur vorher gewusst hätten, dann hätten wir auf dem Hinweg gleich dort getankt und hätten am Morgen in die Kalahari fahren können. Nach ca. einer Stunde Fahrt kamen wir in Tsootsha an und fuhren gleich etwas außerhalb zur neu erbauten Shell Tankstelle. Unsere Augen wurden groß, die war ja gar nicht in Betrieb. Nagelneue Zapfsäulen funkelten uns in der Sonne an, aber niemand war zu sehen. Der Shop war noch nicht fertig und mit Band abgesperrt. Was nun? Wir erinnerten uns, dass wir in der Vergangenheit einmal mit Ralf in Tsootsha getankt hatten und die Tankstelle mitten im Ort war. Also fuhren wir wieder zurück zur Ortseinfahrt, wo uns zwei LKWs entgegen kamen. Bestimmt gibt es dort Diesel, grinsten wir uns an und fuhren in den Ort hinein. Die Tankstelle war mit einem Schild ausgewiesen. Hoffnungsvoll fuhren wir an die Zapfsäule. „Gibt es Diesel?“ „Natürlich“, war die Antwort. Wir hätten am liebsten auf der Stelle einen Freudentanz aufgeführt. Unser Auto wurde mit Sprit versorgt und Chris füllte endlich die Reserve Kanister auf. Jetzt hatten wir genug und unsere Reise konnte weiter gehen. Ich machte noch ein paar Bilder und fragte im Shop nach Holz, aber auch dort bekamen wir nichts. Egal, falls wir auf der Strecke wirklich nichts finden, grillen wir halt mit Kohle.
Gut gelaunt fuhren wir die 130 km zurück bis Ghanzi. Kronenkiebitze saßen immer wieder auf der Straße und flogen erst in letzter Sekunde laut schimpfend davon. Zwei Steinböckchen sahen uns mit großen Augen an, ehe sie im hohen, weiß schimmernden Gras verschwanden. Es war einfach schön. Unterwegs kamen wir an einem abgestorbenen Baum vorbei und so war auch unser Holzproblem schnell gelöst.
Mittags waren wir wieder in Ghanzi. Dort gab es immer noch keinen Sprit, aber das störte uns jetzt nicht mehr. Wir brausten weiter in Richtung Zentralkalahari. Kurz vor dem Kuke-Fence bogen wir nach rechts ab, nicht ohne einen Blick auf den mittlerweile imposanten Veterinär Kontrollposten zu werfen. Waren wir froh, dass wir da nicht durch mussten, denn unser Kühlschrank war gut bestückt und wir hätten unser Fleisch nur unter Zwang wieder her gegeben. So öffnete ich das Tor und unbehelligt fuhren wir auf die Zufahrtsstraße. Gleich als erstes mussten wir durch eine tiefe Kuhle, in der noch Wasser vom letzten Regen stand. Oh, na das sind ja schon mal gute Aussichten, stellten wir fest. Danach kamen noch ein paar weitere Wasserdurchfahrten, die wir jedoch umfahren konnten. Dann war aber wieder alles trocken und der Weg relativ angenehm. Stellenweise war er jedoch ganz schön ausgefahren und wir waren wieder einmal froh, kurz nach dem Regen unterwegs zu sein. Entlang am Zaun rollten wir dem Eingangsgate entgegen. Wir sahen Singhabichte, ein paar Oryx und Kudus entlang des Veterinärzauns und fragten uns  wie viele Tierleben dieser Zaun schon gekostet hat. Je näher wir dem New Tsau Gate kamen, desto niedriger wurde der Zaun. Nun ja…. .wenigstens konnten hier die Tiere relativ problemlos wandern.
Am New Tsau Gate, wurde unsere Buchung kontrolliert und wir bekamen noch die GPS Daten der neu entstandenen und neu beschrifteten Campsites mit. Dann waren wir auch schon wieder unterwegs.

Wieder führte der Weg zuerst am Zaun entlang. Wir sahen ein paar Kudus in den Büschen am Wegesrand stehen und sehnsüchtig über den Zaun schauen. Ein Sekretär spazierte am Straßenrand. Als wir auftauchten, wollte er abheben. Zum Glück hatte Chris fast angehalten, denn der Vogel lief nicht vor uns weg, sondern rannte voll auf uns zu, bis er kurz vor unserer Frontscheibe endlich abhob und nicht gerade grazil über unser Auto flog. Schmunzeln mussten wir trotzdem, denn es sah schon ulkig aus, wie der große schwere Vogel auf uns zugelaufen kam, wo die Tiere doch sonst eher in entgegen gesetzter Richtung davon laufen. Nach 20 weiteren Kilometern verließen wir endlich den Zaun und fuhren in die Kalahari hinein. Das Gras war hoch gewachsen und bog sich silbern glänzend im Wind. Mitten hindurch führte unsere Spur, es wirkte fast so als ob sie sich in der Unendlichkeit verliert. Über uns war der Himmel voller Schäfchenwolken und weit entfernt am Horizont konnten wir eine Gewitterfront erkennen. Endlich waren wir in der Weite der Kalahari angekommen.
An den kleineren Pans entlang des Weges trafen wir auf Gnus, Oryx und Springböcke. Auf einem Baum entdeckten wir ein Gauklerpaar, das nicht wie erwartet gleich abhob. Die zwei prächtigen Adler waren mit sich beschäftigt und nahmen uns nur am Rande wahr. So konnten wir sie eine Weile beobachten. Sie schnäbelten sogar miteinander. Irgendwann rissen wir uns los, denn der Weg zu unserer Campsite der Kori Pan 3 war noch weit.
Wir trafen noch auf zwei Fahrzeuge, die uns beide vor einer Schlammpassage warnten. Bei der Trockenheit der Wege konnten wir uns kaum vorstellen, dass es auf einmal eine heftige Schlammstelle geben soll, bis wir davor hielten. Es gab keine Möglichkeit zur Umfahrung. Sehr tiefe Spuren führten durch den Matsch, in denen sich dreckiges Wasser gesammelt hatte. Chris ging die Stelle erst einmal ab und suchte nach der besten Möglichkeit zur Durchfahrt. Ich stieg derweil unter dem Vorwand, Bilder machen zu wollen, aus und ging lieber zu Fuß. Dabei kam ich doch glatt ins rutschen und wäre um ein Haar im Dreck gelandet. Chris grinste nur. Dann war er dran. Mühelos glitt das Auto in die Spur und fuhr vorwärts, aber dann wollte Chris die Spur wechseln, was sich als Problem herausstellte, denn das Auto gehorchte ihm nicht mehr. Es glitt in der alten Spur immer weiter auf mich zu und stand dabei auch noch quer. Ich nahm die Beine in die Hand und versuchte mich nur noch in Sicherheit zu bringen. Bilder gab es dadurch keine. Doch wir schafften es beide, ohne auszurutschen oder stecken zu bleiben, am anderen Ende der Schlammpassage anzukommen. Hoffentlich regnet es nicht, denn sonst haben wir ein Problem wieder aus der Zentralkalahari raus zu kommen, meinte Chris zu mir, wobei er skeptisch die dicken grauen Wolken musterte, die über uns am Himmel hingen. Das passt schon, meinte ich mit einem prüfenden Blick nach oben. Die Wolkenfront sah zwar bedrohlich aus, aber dahinter lachte schon wieder die Sonne.
War der Weg zuerst noch abwechslungsreich, wurde er kurz vor dem Ziel sehr gerade und langweilig. Dichtes Gebüsch versperrte die Sicht und kein Tier war zu entdecken. Aber irgendwann war auch das letzte Stück geschafft und wir kamen pünktlich zum Sonnenuntergang an der Kori Pan an. Die Wolken leuchteten rotglühend, es sah wunderschön aus. Wir schafften es gerade noch so, einen passenden Baum zu finden und ein paar Bilder zu machen, dann war das Spektakel auch schon vorbei und wir suchten unsere Campsite.
Wie wir es uns eigentlich schon gedacht hatten, standen natürlich zwei Autos und ein riesengroßes Zelt auf unserer Site. Die Südafrikaner sahen uns an und sagten, sie standen am Vortag schon dort und hätten ins Deception Valley umziehen müssen. Dort hat es ihnen aber nicht gefallen und sie hofften, dass niemand kommt. Tja, nun standen wir aber da. In der Dämmerung wollten wir sie auch nicht abbauen lassen. Sie boten uns an, dass wir uns dazu stellen könnten, denn die Site sei doch riesig. Stimmt zwar, aber wer in die Kalahari fährt, möchte eigentlich seine Ruhe haben und nicht das Feuer und den Stellplatz teilen. Außerdem hatten sie sich schon den besten Platz mit Blick auf die Pan ausgesucht und für uns wären nur noch Stellen beim Gebüsch übrig geblieben. Nee danke.
Wir schauten uns noch die anderen Sites an, aber natürlich waren alle belegt. Beim Wegfahren hatte ich nah der Kori Pan 3 eine freie Stelle gesehen, die schon mehrmals als Campsite genutzt worden war, denn an einem Baum lehnte ein alter Reifen und ein Kühler hing in den Ästen eines abgestorbenen Baumes. Auch Spuren eines Lagerfeuers waren zu erkennen. Die Stelle lag direkt an der Pan und hatte ein tolle Aussicht. Wir richteten uns „häuslich“ ein und waren sehr zufrieden mit unserer Site. Der Abend wurde sehr lustig. Zuerst grillten wir gemütlich und genossen in vollen Zügen die Ruhe des Abends, bis unsere Nachbarn von Kori 3 lauthals zu singen und musizieren anfingen. Jetzt waren wir noch glücklicher eine eigene Site gefunden zu haben, denn aus der Entfernung klang es angenehm zu uns herüber.
Der Sternenhimmel war ein Genuss. Wir hatten unseren Tisch so gestellt, dass wir freien Blick zur Milchstraße und dem Kreuz des Südens hatten. Besonders freute es uns, als auch noch der Skorpion neben der Milchstraße aufging. Wir versuchten, ein paar Bilder zu machen, indem wir mit unseren Stirnlampen die Gräser und Sträucher der Umgebung anleuchteten. Dann machte Chris noch mit der Stirnlampe ein paar lustige Verrenkungen und dabei entstand doch tatsächlich – Afrika 2010. Wir hatten unseren Spaß.
Irgendwann wurde es doch etwas kalt und wir kletterten in unser Dachzelt. Nachts wurde ich auf einmal wach, denn einige Kronenkiebitze schimpften lautstark. Ich schaute angestrengt nach draußen und entdeckte eine braune Hyäne, die sich den alten Reifen schnappte. Schnell weckte ich Chris, aber da war sie schon auf und davon. Nur noch das Schimpfen der kleinen Vögel hallte durch die Nacht. Die Hyäne ließ sich ganz in der Nähe im hohen Gras nieder und immer wieder hörten wir Reiß- und Schmatzgeräusche, während die Kiebitze weiter krakeelten. Leider hatten wir mit keiner Silbe an so eine Situation gedacht, denn sonst hätten wir den ca. 15 kg Reifen irgendwie außer Reichweite für gefräßige Hyänen gebracht. So konnten wir nur hoffen, dass der Reifen kein Problem für das Tier war und verfluchten mal wieder solche nachlässigen und nicht mitdenkenden Touristen.

Infos und Bilder zur Central Kalahri

Übernachtung: Kori Pan (wild gecampt)

Tageskilometer: 567 km

Mittwoch, 05. Mai 2010 4. Tag

Um 5.45 Uhr klingelte unser Wecker. Chris schlüpfte im Dunkeln als erster aus dem Zelt und bereitete unser Frühstück vor, während ich unser Dachzelt aufräumte, damit wir unser Zelt zusammenklappen können.
Wir frühstückten gemütlich und verstauten Tisch und Stühle in unserem Auto, da wir an diesem Morgen zur Piper Pan fahren wollten.
Rotglühend ging die Sonne über der Kori Pan auf. Wieder hatten wir uns einen schönen Foto-Baum gesucht und bewunderten die tollen Farben des Himmels.
Der Weg zur Piper Pan war seeeehr lang. Wir sahen jedoch immer wieder Herden mit Oryxantilopen und Springböcken, die sich durch die Kalahari zu futtern schienen. Sie hoben kaum einmal die Köpfe, so beschäftigt waren sie mit der Futteraufnahme. Auch ein paar Löffelhunde konnten wir in der Ferne beim Insektenfang beobachten. Die kleinen possierlichen Jäger mit den riesigen Ohren gefallen uns zu gut und so schauten wir ihnen eine Zeit lang zu. Immer wieder flogen laut schimpfend Gackeltrappen auf und erschreckten uns ein paar Mal. Besonders die männlichen Trappen waren äußerst erbost über unsere Dreistigkeit, so nah an ihnen vorüber zu fahren und schimpften uns noch lange nach. In Höhe der Letiahau Pan huschte irgendetwas gelbbraun Gefärbtes über den Weg und in derselben Sekunde erkannten wir eine Löwin, die wie ein Pfeil über den Weg schoss. Sofort hielten wir an, aber nichts war mehr von ihr zu sehen. Das Gras war einfach zu hoch und so schnell wie sie lief, war sie sicher schon über den nächsten Hügel auf und davon. Schade, zu gerne hätten wir sie etwas länger beobachtet.
An der Piper Pan sahen wir kaum Tiere. Umrunden konnten wir die Pan auch nicht, denn der Boden war vom letzten Regen noch viel zu aufgeweicht und in der Pfanne konnte man noch Wasser schimmern sehen. Als die Reifen immer mehr in dem aufgeweichten Boden versanken und wir nur noch zäh und schmatzend vorwärts kamen, brachen wir die Runde ab und kehrten um. Wir besuchten noch einmal unsere Lieblingscampsite an der Piper Pan und machten dort kurz Rast. Sehr gerne hätten wir hier übernachtet, aber leider hatte Bigfoot Tours nie auf unsere Mail geantwortet. Wir fuhren noch ein wenig an der Pan entlang und kehrten dann wieder zurück zur Kori Pan. Bis auf einige Oryx-, Springbock- und Gnuherden, die auf den Pfannen weideten, sahen wir nichts Aufregendes an diesem Vormittag.
Zurück auf Kori Pan 3 hatten unsere südafrikanischen Sänger die Campsite geräumt und so richteten wir uns dort häuslich ein. Dieser Stellplatz ist wirklich schön und sehr weitläufig. Chris freute sich schon den ganzen Morgen auf unser Mittagessen. Es sollte Wurstsalat geben. Dafür hatte er mir in Windhoek extra eine dicke Geflügelwurst in unsere Einkäufe gepackt. Ich bereitete alles vor, schnitt Gurken, Zwiebeln und Käse und wollte dann die Wurst dazu schneiden. Als ich sie jedoch aus ihrer Hülle befreite, kam mir eine homogene rötliche Masse entgegen. Außen war sie noch weicher als innen und das Ganze entpuppte sich als eine Art Streichwurst. Chris wollte trotzdem Wurstsalat und so schnitt ich die festeren Bestandteile in die anderen Zutaten, würzte kräftig und setzte Chris das Gemisch unter die Nase. Nach zwei Gabeln Gurke und Käse, war ich satt. Es ging einfach nicht und war dermaßen eklig, dass ich streikte. Chris mampfte dagegen tapfer die Masse in sich hinein. Doch irgendwann gab auch er auf. Den Rest warfen wir im gegenseitigen stillschweigenden Einverständnis in den Müll, denn keiner von uns beiden wollte dieses Zeug noch einmal essen. Dafür schmeckte unser Kaffe und Kuchen am Nachmittag umso besser.
Diesmal fuhren wir den Deception Valley Loop. Wir fanden einige sehr schöne Bäume und machten begeistert ein paar Bilder. Auch ein paar Geier saßen mit ausgebreiteten Flügeln im Gras, aber nur einer flog nicht davon und ließ sich von uns fotografieren. Den Deception Pan Loop wollten wir ebenfalls umrunden, doch dort war der Boden sehr aufgeweicht und unsere Reifen sanken immer tiefer ein. Ich fing schon an zu schwitzen und sah uns das Auto aus dem Schlamm buddeln, aber Chris konnte zum Glück noch wenden. Wie fuhren Schlamm spritzend und wie auf rohen Eiern wieder zurück. Ein weiteres Auto, das wir vorher gar nicht bemerkt hatten wendete auch und fuhr gleich ganz weg. Wir näherten uns der Pan noch von der anderen Seite und sahen glitzernd Wasser in der Mitte stehen. Wir machten noch ein paar Bilder und fuhren dann wieder zur Kori Pan zurück.
Den Sonnenuntergang verbrachten wir auf der freien Fläche der Pan. Ein paar Wolken leuchteten rotglühend im Abendlicht, Vögel zwitscherten und Oryx-Antilopen fraßen in aller Ruhe saftiges Gras. Es war so friedlich und schön. Genau danach hatte ich mich so lange gesehnt!
Als wir genüsslich unser Essen verspeisten brüllten auf einmal sehr nah Löwen. Das ist für mich der schönste Laut in ganz Afrika. Wir rückten etwas näher zum Auto und versuchten zu erahnen, wie weit die Löwen weg waren. Doch leider wurden im Laufe des Abends und der Nacht die Rufe leiser. Sie zogen weiter.

Übernachtung: Kori Pan = KOR 03

Tageskilometer: 238 km

Donnerstag, 06. Mai 2010 5. Tag

Kurz vor dem Weckerklingeln wurden wir durch ein sanftes beharrliches Klopfen auf unser Zeltdach geweckt. Es regnet! Das gibt es ja gar nicht. Doch und es wurde auch noch stärker. So blieben wir erst einmal liegen und lauschten dem Tropfen des Regens. Weit weg hörten wir „unsere“ Löwen brüllen. Nach ca. 30 Minuten ließ der Regen nach bis er schließlich ganz aufhörte. Wir kletterten aus unseren Schlafsäcken und Chris machte erst einmal in der Dämmerung Kaffee. In der Hoffnung auf einen schönen Sonnenaufgang brachen wir auf, denn die bedrohlichen tiefschwarzen Wolken hatten einen schmalen Streifen am Horizont freigelassen. Diesmal fuhren wir rechts um die Pfanne herum, da wir aus dieser Richtung die Löwen gehört hatten.
Bei einer Oryxherde hielten wir und machten ein paar Bilder im ersten Licht des Tages, bis die Sonne vorerst hinter den Wolken verschwand. Wir fuhren weiter bis zu einer Akazie, unter der Springböcke grasten und ein paar junge Böcke spielerisch miteinander rauften. Die Sonne brach immer wieder durch die Wolken und es herrschte eine schon fast märchenhafte Stimmung. Wir waren begeistert und überglücklich, so ein Wetter in der Kalahari erleben zu dürfen. Die Vögel zwitscherten und das leise Rufen der Springböcke belebte den friedlichen Morgen. Es gibt sie wirklich noch diese Plätze der Stille und Harmonie, wo man sich im Einklang mit der Natur fühlt und nirgends anders auf der Welt sein möchte.
Wir fuhren den Deception Valley Loop von gestern noch einmal. Dort sahen wir in weiter Ferne ein paar Antilopen grasen. An einer Baumgruppe waren wir wieder absolut begeistert, denn unzählige Sonnenstrahlen schummelten sich durch die Wolken und verzauberten die Landschaft.
Irgendwann war es dann aber nur noch grau und wir beschlossen zu unserer neuen Campsite an der Leopard Pan (Lengau Pan) zu fahren. Unterwegs trafen wir noch auf einen Schakal, der seinen Durst an einer Pfütze stillte und uns aus den Augenwinkeln heraus musterte, bis wir ihm zu unheimlich wurden und er in den Büschen verschwand. Auf dem weiteren Weg zur Leopard Pan kamen wir an sehr vielen abgestorbenen Bäumen und Büschen vorbei. Irgendwann hielt es Chris nicht mehr aus und stoppte das Auto. Er sprang aus der Tür mit seinem Beil bewaffnet und rückte einem Baum zu Leibe. Minuten später war unser „Hühnerstall“ voll und ein zufriedener Chris setzte den Weg zur Leopard Pan fort.
Die Campsite heißt jetzt SUN 01 und liegt alleine etwas oberhalb der Pfanne. Wir fühlten uns gleich wohl, auch wenn der Platz von Bäumen und Büschen umgeben war und man nur an einer Stelle ein wenig von der Pan erkennen konnte. Der Sandplatz war jedoch relativ groß mit einigen schönen Schatten spendenden Bäumen.
Zuerst schauten wir uns jedoch die Leopard Pan etwas genauer an und umrundeten sie. Viele Antilopen grasten mitten auf der freien, mit Gras bewachsenen Fläche und es war sehr idyllisch. Da es aber immer noch grau in grau war, stellten wir uns wieder auf unsere Campsite und frühstückten erst einmal herzhaft. Wiener mit Spiegeleiern brutzelten in der Pfanne und uns lief schon alleine beim Anblick das Wasser im Munde zusammen. Das war vielleicht lecker und nicht das kleinste Krümelchen blieb übrig. Mittags kam dann auch wieder die Sonne raus und es wurde richtig warm. Chris spannte unsere Hängematten auf und für die nächsten Stunden lagen wir faul im Schatten der Bäume und lasen in unseren Büchern.
Schmetterlinge tummelten sich auf unserer Campsite. Zitronenfalter und Monarchen flatterten an uns vorbei. Insekten summten, Vögel zwitscherten und ein warmer Wind wiegte sanft das hohe Gras. Irgendwann richtete ich mich auf und schlüpfte in meine Trekkingsandalen, als eine Biene sich auf meinen Fuß setzte. Bevor ich sie wegscheuchen konnte, verschwand sie in den Löchern meiner Sandale. Mir bleib fast das Herz stehen, denn nach dem letzten Bienenstich hatte ich fast zwei Wochen lang einen Klumpfuß und Aloe Propolis, eine tolle Salbe auf der Basis von Bienengift, vertrage ich überhaupt nicht. Das alles schoss mir sekundenschnell durch den Kopf. Ich hielt die Luft an und versuchte die Nerven zu bewahren, während das Bienchen munter über meine Zehen kletterte. Was tun? Sandale ausziehen? Ganz schlecht, denn dann quetsche ich die Biene und sie sticht. Also blieb mir nichts weiter übrig als stillzuhalten, zwischendurch Luft zu holen und darauf zu warten, dass die Biene endlich wieder aus meinem Schuh kommt. Chris war durch meine starre Haltung auch schon aufmerksam geworden und fragte was los sei. Ich konnte nicht reden und starrte nur auf meinen Fuß und murmelte so etwas wie ‚Biene’ vor mich hin. Aber auch er konnte nichts machen. Wir warteten und irgendwann, mir kam es endlos lange vor, kam das Bienchen wieder aus meinem Schuh heraus. Sogleich verscheuchte ich es und lief dann mit einem lauten Aufschrei wild hüpfend über die Campsite. So erleichtert war ich!
Zur Nervenberuhigung gab es einen leckeren Kaffee. Um ca. 15 Uhr begaben wir uns auf unsere Nachmittagsrunde und besuchten als erstes die Sunday Pan. Das ehemals ausgetrocknete Wasserloch war wieder frisch gefüllt und Massen an Vögeln saßen in den Bäumen. Ganz viele Kuhreiher flogen empört aus einem Baum auf und drehten ein paar Runden bevor sie sich wieder beruhigten. Auch unzählige Waffenkiebitze flogen kreischend an uns vorbei und tranken zwischendurch immer mal wieder.
Wir umrundeten die Pan. Auf der freien Fläche waren viele Tiere zu sehen. Wir entdeckten neben den Oryx- und Springbockherden auch Kuhantilopen. Zurück an der Leopard Pan konnten wir 4 Löffelhunde und einen Honigdachs beobachten, der leider viel zu schnell davon flitzte. Zum Sonnenuntergang präsentierte sich neben einer riesigen Oryxherde auch noch ein Steinböckchenpaar im schönsten Licht.

Abends grillten wir natürlich wieder. Da die Campsite ziemlich verbuscht ist, leuchteten wir bei jedem Geräusch alles ab, denn der Mond wechselte langsam zu Neumond und ließ uns so schändlich im Stich. Auf einmal klapperte irgendetwas auf der Toilette. Chris warf gleich den Strahler an. Nichts. Da, es klappert schon wieder. Auch diesmal sahen wir nichts. Das gibt es doch gar nicht, dachten wir uns und warteten. Als es wieder klapperte und wir erneut leuchteten, flog empört eine Eule davon. Erleichtert lachten wir und entspannten uns wieder. Um ca. 21.30 Uhr krochen wir müde in unsere Schlafsäcke.

Übernachtung: Lengau Pan = SUN 01

Tageskilometer: 78 km

Freitag, 07. Mai 2010 6. Tag

Wieder weckte uns ein Tröpfeln, doch diesmal fielen uns die Tropfen direkt in die Augen bzw. auf den Kopf. Was ist das denn? Da es nachts auf ca. 14°C abgekühlte, hatten sich innen an der Zeltplane dicke Kondenstropfen gebildet und fielen munter auf uns herab. War das vielleicht unangenehm. Die Kissen waren auch ganz klamm und sobald man irgendwie an die Zeltwand kam, fühlte man sich wie frisch geduscht. Da fiel das aufstehen nicht wirklich schwer. Dafür hatten wir prima geschlafen und sogar sehr weit entfernt Löwen gehört.
Den Sonnenaufgang verbrachten wir bei einer Oryxherde an ‚unserer’ Leopard Pan. Nur wenige Wolken waren am Himmel und die Sonne schien gleich mit voller Kraft. An der Sunday Pan beobachteten wir eine Springbockherde, in der einige junge Böcke wild miteinander kämpften. Sie ließen sich überhaupt nicht von den mittlerweile drei Autos stören, so sehr waren sie miteinander beschäftigt. Immer wieder hakten sie ihre Hörner ineinander und versuchten den „Gegner“ zu besiegen. Fasziniert schauten wir ihnen bei ihren Kampfspielen zu.
Wir fuhren noch einmal zur Kori Pan rüber und trafen auf dem Weg dorthin eine Gruppe Südafrikaner. Sie fragten uns nach Raubtieren, aber wir konnten ihnen nichts berichten. Dafür erzählten sie uns, dass es auf der Kori Pan nachts einen Riss gab. Sie hatten die Geräusche gehört, aber am nächsten Morgen nichts gefunden. Auf dem weiteren Weg rüber zur Pan sahen wir wenigstens einmal frische Löwenspuren, aber leider nirgends die Verursacher. Irgendwann verliefen sich die Spuren und wir fuhren weiter. Mit etwas Glück fanden wir den Riss der vergangenen Nacht, aber es waren nur noch ein paar Geier an den Überresten.
Am späten Vormittag machten wir uns langsam auf den Weg zur Phokoje Pan. Die Strecke erwies sich als sehr lang und sehr tierarm. Die Phokoje Pan ist einfach riesig und gefiel mir gleich sehr gut. Man konnte weit schauen und sie war mit frischem Gras bewachsen. Die Campsite gefiel uns dafür nicht ganz so gut. Der Platz war relativ klein und von sehr hohem Gras umgeben. Die Site liegt zwar auch etwas erhöht, aber man kann nicht auf die Pan schauen. Nur ein Baum spendete Schatten, die Toilette war gleich mit der Dusche kombiniert und der Eimer war kaputt. So, wie es aussah musste die Dusche irgendwann einmal abgebrannt sein, denn die Reste der Pfeiler waren verkohlt. In die Toilette hatten „nette“ Touristen ihren ganzen Müll geworfen und so tummelten sich dort unzählige Fliegen. Da konnten wir nur noch verständnislos den Kopf schütteln.
Wir legten unsere Solardusche in die Sonne, um später unter unserem Baum zu duschen. Mittags brutzelten mal wieder Würstchen in der Pfanne. Dazu gab es Chakalaka, das wir gar nicht so scharf in Erinnerung hatten. Es schmeckte jedenfalls feurig gut.
Ein leichter Wind strich sanft über das Gras. Trotz 30°C im Schatten war er immer noch sehr angenehm. In unserem Schattenbaum waren unzählige Webervogelnester und die kleinen quirligen Vögel tummelten sich um uns herum. Um die Mittagszeit türmten sich auch langsam wieder die Wolken auf. Leider war kein Platz für unsere Hängematten, so las Chris am Tisch in seinem Buch und ich schrieb die Erlebnisse der letzten Tage in mein Tagebuch. Später duschten wir unter unserem Baum. Nach unserem täglichen Kaffee brachen wir um ca. 14 Uhr zur Tau Pan auf.
Wir wollten uns die Pan und die Lodge mit eigenen Augen anschauen und hofften insgeheim auf unsere Löwen von 2008. Zu gerne hätten wir sie noch einmal getroffen und gesehen, dass es ihnen gut geht. Der Weg zur Tau Pan führte über die San Pan, die uns auch sehr gut gefiel. Überall auf den freien Flächen entdeckten wir Oryx- oder Gnuherden. Schöne Bäume standen am Wegesrand und dicke Schäfchenwolken verschönerten den Himmel. An der Tau Pan blutete uns das Herz. Die Campsite war so gut wie abgebaut und oberhalb der Pfanne standen 8 Bungalows mit ungetrübtem Blick über die Tau Pan. Durch die Bungalows fühlte man sich irgendwie beobachtet und unwillkommen. Insgeheim hatten wir schon überlegt, heimlich hier an unserer Lieblingssite zu übernachten, aber das war uns vergangen. Als dann auch noch das Geräusch eines landenden Fliegers erklang, hatten wir keine Lust mehr. Wir umrundeten die Pan, auf der massenhaft Tiere zu sehen waren, machten noch ein paar Bilder und begaben uns dann wieder auf den Rückweg. Da uns die Phokoje Campsite nicht ganz so gut gefallen hatte, schauten wir uns nach einer Alternative um. An der San Pan entdeckten wir zwar die Campsite, die sehr idyllisch an einem Hügel lag und durch die Holz-Toiletten bzw. -Duschen gut zu entdecken war, aber nirgends fanden wir einen Weg dorthin. Egel, dann nehmen wir halt unsere Campsite, beschlossen wir.
Zurück an der Phokoje Pan fuhren wir zuerst auf die Pfanne, denn die Sonne stand schon tief am Himmel. Gerade noch rechtzeitig schritten 5 Giraffen anmutig im Gegenlicht durch das Gras und beäugten uns neugierig. Das war ja mal ein toller Abschluss für diesen Tag, dachten wir uns und kehrten erst in der Dämmerung auf unsere Campsite zurück.
Schnell bauten wir unser Dachzelt auf. Dann machte Chris unser Lagerfeuer, während ich das Rumpsteak würzte. Mit einem After-Sundownerdrink wollten wir den Abend beginnen als hinter unserer Dusche ein komisches Brummen erklang. Vorsichtig beäugten wir das hohe Gras, aber es war überhaupt nichts zu sehen. Auch ein Leuchtversuch mit unserer Taschenlampe erbrachte nichts. „Das sind bestimmt Gnus, die hinter der Dusche grasen, oder Löwen“, meinte ich. Aber Chris wollte auf Nummer sicher gehen und ging etwas näher in Richtung Dusche. Als er zwischen Lagerfeuer und Dusche war, erklang ein markerschütterndes Brüllen. Löwen!!! Sekundenschnell saß ich im Auto, während Chris mir hinterher hechtete. In der Sicherheit des Autos atmeten wir erst einmal tief durch. Die sind ja sehr nah, stellten wir fest, denn wir konnten sogar das Atmen hören. Oh je, das Fleisch lag noch draußen. Chris schnappte sich den Spaten und rettete todesmutig unser Fleisch, das nun zwischen uns im Auto lag. Doch leider war es roh.
Dem Brüllen der Löwin antworteten auch noch aus zwei anderen Richtungen weitere Löwen. Sind die auf der Jagd? Haben die uns eingekesselt? Belauern die uns etwa? Solche und noch mehr Fragen schossen uns durch den Kopf, während wir abwartend unseren Drink tranken und uns schon einmal innerlich vom Abendessen verabschiedeten. Als wir so sinnierten, sah ich, wie das Feuer immer weiter runter brannte. „Ähm, das Feuer wird immer kleiner“, meinte ich zu Chris. „Okay, dann lege ich mal nach“, sagte er gerade, als ich über seine Schulter schaute und rechts hinter ihm an unserem Schattenbaum eine Löwin stehen sah. Etwas unschlüssig sah sie sich um und wanderte dann in aller Seelenruhe den Zufahrtsweg hinab. Wir warteten weiter, während das Feuer immer kleiner wurde. Als sie wieder rief antworteten die anderen Löwen, aber bei uns war alles still. Chris hielt es nicht mehr aus, „Ich habe Hunger“, grummelte er. „Willst Du es wirklich wagen, ich habe eigentlich gar nicht so großen Hunger“, antwortete ich. „Ich lasse mir doch von den Löwen nicht mein Steak verderben“, kam es schon entschlossener von Chris. „Holz nachlegen wollte ich sowieso!“ Also schnappte er sich wieder seinen Spaten, klemmte das Fleisch in unseren Rost ein, bereitete die Glut vor und legte es darauf.
Wieder im Auto meinte er:“ Du darfst aber nicht so anspruchsvoll sein, denn ich weiß nicht ob mir das Fleisch auch gut gelingt“ Als ob ich da noch Ansprüche stellen würde. Nach 4 Minuten, wendete er das Steak und nach weiteren 4 Minuten kam Chris stolz zum Auto zurück und legte jedem von uns ein Steak auf den Teller, dazu gab es diesmal nur Brot. Nachdem sich Chris fast den Fleischsaft über die Hose gekippt hatte, wurde es ihm zu doof und er kletterte wieder aus dem Auto und setzte sich an den Tisch, der mittlerweile direkt neben der Beifahrertür stand. Ich behielt den Platz auf der Fahrerseite, denn falls es schnell gehen muss, wäre ich ja schon mal im Auto. Nichts rührte sich. Das Essen war übrigens hervorragend. Unter Druck grillt Chris einfach am besten. *g*
Nach dem Essen setzte auch ich mich mutig wieder hinaus. Geschützt durch die offene Beifahrertür und das Auto im Rücken, fühlte ich mich wieder einigermaßen wohl. Chris holte uns noch einen Gin Tonic aus dem Kühlschrank, den wir mit Blick auf das neu entfachte Feuer und dem Auto im Rücken sogar genießen konnten. Aufs Abwaschen verzichteten wir an diesem Abend.
Bald darauf kletterten wir in unser Zelt, nicht ohne vorher noch mal alles abzuleuchten, aber es glitzerten uns keine Augen entgegen. Immer wieder hörten wir nachts die Löwen rufen und natürlich kam es wie es kommen musste. Ich wachte auf und konnte nicht mehr schlafen, denn ich musste ganz dringend. „Musst Du auch mal“, fragte ich vorsichtig in die Dunkelheit. Ein undefinierbares Brummen antwortete mir. Dann seufzte etwas neben mir und Chris rappelte sich aus seinem Schlafsack. Er leuchtete wieder alles ab und als die Luft rein war, kletterte ich schnell von der Leiter. Genauso schnell war ich wieder oben und schlief prima bis zum nächsten Morgen.

Übernachtung: Phokoje Pan = Tau 03

Tageskilometer: 180 km

Samstag, 08. Mai 2010 7. Tag

Trotz der Löwen oder gerade wegen der Löwen schliefen wir beide bis auf die kurze Unterbrechung ganz hervorragend. Mit der Dämmerung weckte mich auch mein ‚Wecker’ Chris. „Wollen wir nicht warten bis es heller ist?“, fragte ich ihn.“Ach, es ist ja schon hell genug“, war seine Antwort.
Nun gut, ich verstaute wieder alles, während Chris sich an die Leiter setzte und erst einmal die Umgebung ableuchtete. Er meinte zu mir:“Ich sehe nur die Augen einiger Schakale im Licht reflektieren, denn für Löwen ist der Augenabstand viel zu eng“. Neugierig schaute ich aus dem Zelteingang und Chris wollte mir die Schakale zeigen. „Schau genau neben unserer Dusche.“ Er beleuchtete die Stelle und in der Dämmerung erschien ein Kopf nach dem anderen; aber natürlich waren es keine Schakale, sondern Löwenjunge. Fünf kleine und ein großer Kopf erhoben sich neugierig aus dem Gras und betrachteten uns verschlafen. Die Bande hatte die ganze Nacht genau neben uns verbracht und keinen Mucks von sich gegeben. Jetzt war ich mir ziemlich sicher, dass die brüllende Löwin nur die Jungen schützen wollte, als Chris ihnen zu nah kam, aber das hat sie leider nicht in unserer Sprache erzählt, so dass wir sie nicht verstanden hatten.
Wir saßen nun also oben auf dem Autodach in unserem Zelteingang und beobachteten die Löwen, wie sie uns beobachteten. Irgendwann war die Neugier der Kleinen zu groß und sie kamen vorsichtig näher. Von mehreren Seiten kamen nun auch weitere Löwinnen, so dass gleich 9 Löwen unsere Campsite untersuchten. Die Kleinen beschnüffelten alles, spielten dabei immer wieder miteinander, wobei sie uns nicht aus den Augen ließen.
Ein Kleiner war besonders mutig und näherte sich Chris, der mittlerweile unten an der Leiter zu unserem Dachzelt stand und versuchte, mit hoher Iso ein paar Bilder zu machen. Ganz vorsichtig kam er näher an die Feuerstelle und war zum Schluss nur noch 2 Meter von Chris entfernt. Der hockte sich hin und zwinkerte dem Löwenjungen zu, während ich nach den Löwinnen Ausschau hielt, die hinter unserem Auto waren. Der junge Löwe kam sogar noch einen Schritt näher, aber dann wurde ihm der Mensch doch zu unheimlich und er lief fauchend davon.
Ich hatte schon überlegt, wie ich ihn in unsere Reisetasche bringe und mir Chris Muttis Gesicht vorgestellt, wenn wir ihr unseren neuen Mitbewohner vorstellen. Aber der Kleine wollte lieber bei seinen Geschwistern bleiben. Zurück bei den anderen hatte der kleine Löwe jetzt sicher was zu erzählen. Als die Neugier gestillt war, ging die Familie langsam auf dem Zufahrtsweg weg. Wir klappten schnell unser Zelt zusammen, schmissen den Tisch und die Stühle in unsere Transportkiste auf dem Dach und folgten ihnen.
Ständig fielen die Kleinen übereinander her und auch die Löwinnen mussten immer wieder herhalten. An dem Schild zu Campsite wurde noch einmal Pause gemacht und kräftig mit der Mama geschmust, dann gingen sie weiter in Richtung Phokoje Pan. Wir hofften, dass sie sich auf die Pfanne ins niedrige Gras begeben, aber leider bogen sie an einer Baumgruppe ab und ließen sich dort nieder. Das war einfach zu weit weg.
In der Zwischenzeit hatten wir noch unser Zelt richtig zusammengebaut und den Tisch nebst Stühlen ins Innere des Autos verfrachtet. Eine Salamisemmel gab es auch noch auf die Hand, während wir die Löwen beobachteten. Wir sahen sie noch trinken gehen, aber auch sehr weit weg. Dann zogen sie langsam immer weiter auf die Pan hinaus, so dass wir uns schweren Herzens trennten und auf den Weg in Richtung Ausgang machten.
Unterwegs kam uns ein Lodgefahrzeug entgegen und der Fahrer fragte uns, ob wir etwas gesehen hätten. ‚Löwen an der Phokoje Pan’, antworteten wir. Die hatten sie auch schon an der Tau Pan, erzählten er uns. Wir hatten uns schon gedacht, dass das Fahrzeug von dort kommt, aber der Weg zur Tau Pan war uns dann doch zu weit, zumal wir nicht wussten wie lange die Geschäfte am Samstag geöffnet hatten. Wir mussten unbedingt noch einkaufen, bevor es nach Mabuasehube und weiter in den Kgalagadi ging. Durch die ganze Spritgeschichte hatten wir nämlich vergessen, nach den Öffnungszeiten zu schauen.
Also tuckerten wir der San Pan entgegen. Gerade als Chris über eine Kuppe fuhr, sah ich etwas davon flitzen. Mein Gehirn registrierte, dass es eine kleine Raubkatze war. Ich wunderte mich, warum ein junger Löwe so wegläuft, als mir die weiße Schwanzspitze bewusst wurde. Das war kein Löwe, das war ein Leopard, schoss es mir durch den Kopf. Angestrengt suchte ich die Umgebung ab, wohin er entschwunden sein könnte, als mein Blick an der Mami hängen blieb. Ich traute meinen Augen kaum. Eine bildschöne Leopardin stand in den Büschen und schaute sich suchend um. Chris war derweil zum Stehen gekommen und reichte mir mit fahrigen Händen die Kamera. Welch ein Glück, mir gelangen sogar ein paar Bilder bevor sie sich leise rufend auf die Suche nach Ihrem Nachwuchs begab. Wir grinsten wie zwei Honigkuchenpferde und konnten unser Glück an diesem Morgen kaum fassen. Umso schwerer fiel uns mal wieder der Abschied aus der Kalahari, aber es lagen ja noch andere tolle Ziele vor uns.
Erst einmal mussten wir jedoch noch durch die Schlammpassage, vor der wir schon etwas Respekt hatten. Sie erwies sich trotz Regen als immer noch passierbar und so schlitterten wir diesmal etwas eleganter durch den Matsch. Chris fand bei seiner Vorabinspektion auch noch einen Schuh im Matsch, den wir an den Rand der Schlammpiste legten. Auf dem Weg zum Gate sahen wir wieder viele Kudus und Oryx entlang des Zauns.
Am New Tsau Gate wurde noch einmal unsere Buchung kontrolliert und sogar die Station Copy einbehalten, dann durften wir den Park wieder verlassen.
Die Pfützen existierten immer noch. Diesmal standen dort Pferde und Esel zum Saufen Schlange. Wir versuchten, so vorsichtig wie möglich durch bzw. um die Pfützen zu fahren, um die Tiere nicht zu stören. Um 11.45 Uhr waren wir schon auf der Teerstraße und fuhren nach Ghanzi. Diesmal gab es dort Diesel Am Supermarkt zog ich dann eine Schnute, denn die Geschäfte hatten jeden Tag bis 20 Uhr auf. Da hätten wir uns wirklich mehr Zeit lassen können, aber wer vorher nicht schaut, hat halt das Nachsehen. Vor dem Supermarkt erklang laute Musik und viele Menschen in bunter Kleidung tummelten sich davor.
Mittags verließen wir Ghanzi und kamen noch bei Tageslicht um ca. 16.30 Uhr in der Kalahari Rest Lodge in Kang an. Unsere altbekannte Campsite mit Namen ‚Impala’ war noch frei. Natürlich bezogen wir sie gleich. Jetzt verstauten wir erst einmal richtig unsere Einkäufe und dann ging ich duschen. Der Boiler war schon einige Zeit vom Feuer erhitzt und so hatte ich schönes warmes Wasser und konnte endlich meine Haare waschen. Ich möchte nicht wissen, wie das Wasser aussah, denn nach dem Staub der vergangenen Tage, war die Wäsche mehr als nötig.
Der Campingplatz füllte sich so nach und nach und schon bald waren alle Plätze belegt. Als die Sonne unterging knisterte schon unser Feuer. Dann erschall von einer Nachbarcampsite auch noch: „ein Prosit, ein Prosit auf die Gemütlichkeit“, da mussten wir ganz schön kichern und stießen mit unseren Savanna bzw. Windhoek Lager an. Bald darauf war unser Rinderfilet fertig. Dazu gab es einen frischen Salat und Knoblauchbrot. Ein langer ereignisreicher Tag ging zu Ende und wir waren mehr als glücklich über unsere Erlebnisse.

Übernachtung: Kalahri Rest Lodge, Kang

Tageskilometer: 549 km

Sonntag, 09. Mai 2010 8. Tag

Um 6.30 Uhr verließen wir die gemütliche Campsite der Kalahari Rest Lodge. In Kang tankten wir noch einmal an der BP nach, die übrigens 24 h geöffnet hat. (mit Kreditkarte konnte man wieder nicht zahlen, da angeblich der Automat kaputt sei)
Dort ging dann auch gerade die Sonne auf. Schäfchenwolken standen am Himmel. Zum Frühstück gab es afrikanische Krapfen mit Nutella, denn sie waren leider nicht gefüllt. Aber mit Nutella schmeckten sie besonders lecker. In Kang bogen wir nach rechts ab in Richtung Kgalagadi. Die Straße von Kang aus in Richtung Hukuntsi ist immer noch im Bau, aber auch die alte Strecke war sehr gut und wir kamen zügig voran.
In Hukuntsi hatten wir sogar Handynetz und riefen pünktlich zum Muttertag unsere Mütter an, um ihnen zu ihren ‚tollen’ Kindern zu gratulieren. Sie freuten sich vielleicht über diesen unerwarteten Anruf mitten aus dem Nichts. Dann ging es ab auf die Piste, die in einem sehr guten Zustand war. Das sah 2008 noch ganz anders aus, denn da hätten wir fast die Zufahrt nach Mabuasehube nicht gefunden, da wir sie für ein Flussbett hielten. Anfangs war die Piste sogar gekiest und wir waren schon etwas enttäuscht, denn über dem schönen roten Kalaharisand lag nun eine weiße Kiesdecke. Aber bald darauf endete die Strecke und der leuchtend rote Sandweg lag unverändert vor uns.
Für die insgesamt 250 km bis zum Gate brauchten wir ca. 5 Stunden mit einigen Fotostopps und Holzsammelaktionen. Wir kamen um 11.30 Uhr am Gate an. Kurz vor dem Eingang trafen wir auf zwei südafrikanische Autos, die im Schneckentempo vor uns herfuhren. Chris wollte schon vorbei fahren, aber da standen wir schon am Gate. Der Konvoi bestand auch noch aus einem dritten Auto. Der hatte den Papierkram am Gate schon erledigt und so fuhren die Autos weiter, als wir ankamen.
Die Rangerin am Gate war sehr professionell und kontrollierte gewissenhaft unsere Unterlagen. Am Gate gibt es für den Notfall auch ein Satellitentelefon und man hat den Service, dass jeden Morgen ein LKW nach Hukuntsi fährt und man dem Auto seine Reservekanister mitgeben kann. Die werden dann aufgefüllt und sind mittags wieder im Camp. Das ist doch ein toller Service, oder?!
Nach ca. 10 Minuten waren wir fertig und machten uns auf den Weg zur Lesholoago Pan unserer Übernachtung für den heutigen Tag. Am Campingplatz direkt am Eingang saß ein Paar auf ihren Campingstühlen. Sie hatten auch ein „Hubert Auto“. Wir wunderten uns ein wenig, warum sie gerade am Eingangscamp saßen, aber dachten uns nichts weiter dabei. Die Zwei trafen wir später an der Kidding Pan. Sie hatten eine Panne, die Kardanwelle war gerissen und sie warteten nun auf das Reparaturteam. Von den Beiden erfuhren wir auch von dem Sattelitentelefon, mit dem die Rangerin Hubert Hester informierte und dem Spritservice.
Mittlerweile waren die Wolken immer dichter geworden und es sah nach Regen aus. Auch in Mabuasehube war das Gras sehr hoch und die Vegetation sehr üppig. Nach der Fahrerei waren wir irgendwie geschafft und freuten uns schon auf die wohlverdiente Mittagspause auf unserer Campsite. Chris fuhr die erlaubten 50 km/h, aber schon nach der ersten Kurve musste er stark abbremsen. Vor uns fuhren mit gemütlichen 10 km/h die Südafrikaner. Sie hielten ständig an und beobachteten stecknadelkopfgroße Tiere. Das ist ja auch völlig okay, aber sie hätten uns doch wenigstens vorbei lassen können. Sie dachten jedoch nicht im Traum daran und tuckerten gemächlich vor uns her. So mussten wir bei jedem noch so weit entfernten Tier anhalten und schauen. Unsere Mägen hingen langsam durch und wir wollten eigentlich nur noch aus dem Auto raus. Aber keine Chance. Ich beruhigte Chris und meinte, dass weiter vorne eine Abzweigung zur Mpayathutlwa Pan kommt und die drei Autos bestimmt dorthin fahren. Wir ließen erst einmal Abstand und umrundeten die Monamodi Pan. Doch kurze Zeit späten hatten wir die Südafrikaner wieder eingeholt, trotz Pipi-Pause. Chris bekam schon weiße Knöchel und regte sich furchtbar über die Ignoranz auf. Aber es half alles nichts. In Gedanken sah ich schon etliche Bissspuren in seinem Lenkrad und musste vor mich hin grinsen.
Dann kamen uns zwei riesige Laster entgegen. Zuerst dachten wir an Overlander, aber es waren Deutsche, die vermutlich eine Afrikadurchquerung machten. Wir freuten uns schon und dachten, nun müssen sie ja Platz machen, aber da hatten wir uns gründlich getäuscht. Die Südafrikaner hielten an. Das kann doch nicht wahr sein, dachten wir uns, denn die kleinen 4x4 machten keinerlei Anstalten die Straße zu verlassen. Ganz im Gegenteil, der vordere Wagen hatte einen Trailer und sah es überhaupt nicht ein, etwas auf die Böschung zu fahren. Er gestikulierte und stieg dann aus, aber nicht um mit den LKW Fahrern nach einer Lösung zu suchen, sondern um mit dem Fahrer des hintern Autos zu sprechen und auf sein Recht zu beharren. Irgendwann schafften es die Fahrer die riesigen LKWs auf die Seite zu fahren und mit einem Schulterzucken stiegen die Südafrikaner wieder in ihre Autos und fuhren weiter. Auch an der Abzweigung dachten sie nicht daran, uns vorbei zu lassen, sonder tuckerten gemütlich weiter. Wir hofften auf die nächste Abzweigung, die in ca. 9 km kam, aber auch da wurden wir bitter enttäuscht. Mist, die fahren auch zur Lesholoago Pan, denn diese Abzweigung wäre zur Mabuasehube Pan gegangen. Also fuhren wir den Umweg, denn selbst ich hielt es hinter diesen Ignoranten nicht mehr aus. Außerdem hatte ich Bedenken, dass Chris beim nächsten unfreiwilligen Stopp aussteigt und den Fahrer des Autos vor uns beschimpft, so sauer war er mittlerweile.
Das Wetter hatte sich weiter verschlechtert und es fing auch noch an zu regnen, aber das war alles nicht schlimm, denn wir waren wieder alleine unterwegs und konnten so schnell fahren, wie wir wollten. Trotz des Umwegs kamen wir zur gleichen Zeit wie die Südafrikaner an der Lesholoago Pan an. Aber bis dahin hinter ihnen herzufahren, hätten wir wohl nicht überlebt. Dafür wussten wir nun, dass auf der Mabuasehube Pan zwei herrliche Seen waren und dort Gnus und Oryxantilopen grasten.
Die Campsite 1 gefiel uns auf Anhieb. Dort gab es zwar nur ein Plumpsklo, aber ein Duschbaum war schnell auserkoren und das Schattendach würde uns auch gegen Regen schützen. Die Campsite liegt etwas erhöht und der Blick über die Ebene der Pfanne ist frei. Wir richteten uns häuslich ein und kochten erst einmal unser Mittagessen. Es gab Bohnen mit Wurst und war nach der Fahrerei genau das richtige deftige Essen.
Der Regen hatte sich auch wieder verzogen, aber bedrohliche Wolken blieben weiter am Himmel. Nachmittags köchelte unser Kaffee und ein leckerer Kuchen stand bereit, als die Wolken wieder dichter wurden und ein Gewitter aufzog. Zum Glück blieb es warm und nach dem Regen kam wieder die Sonne raus.
Im schönsten Nachmittagslicht machten wir uns auf den Weg zur Mabuasehube Pan. Da auf der Campsite 1 niemand war, schauten wir uns den Platz etwas genauer an. Dort gibt es weder Dusche noch Toilette, denn die Campsite ist auf den Felsen gelegen. Dafür hat man eine wunderschöne Aussicht auf die wassergefüllte Pan.
Zwischen Campsite 2 und 3 hatten immer noch die Erdhörnchen ihren Bau. Dort hielten wir uns etwas länger auf. Lagen auf dem Boden rum und versuchten die menschengewöhnten Tiere mit 24 mm abzulichten. Das machte echt Spaß, denn die Kleinen waren so neugierig, dass sie fast in die Kamera krochen und immer wieder Männchen machten. Dummerweise durfte ich dirigieren, während Chris fotografierte und ein so vorwitziges Teil stieg mir auf den Schoß und biss herzhaft in meinen Finger, den ich nicht schnell genug aus seiner Reichweite bekam. Zur Verteidigung des kleinen Beißwütigen muss ich jedoch sagen, dass er nur sehr vorsichtig biss und sofort aufhörte als er merkte, dass ich nichts Fressbares in der Hand hielt. Chris grinste sich nur eins und machte unbeeindruckt weiter, während ich meinen Finger desinfizierte. Zum Glück war nichts weiter passiert und nur die Haut etwas eingerissen.

Wir machten noch eine Abendrunde zur Mpayathutlwa Pan, aber auch dort entdeckten wir keine Tiere. Zurück an der Mabuasehube Pan wurden die Wolken immer eindrucksvoller, so dass wir auf einen gigantischen Sonnenuntergang hofften. Wir suchten uns einen schöne Platz mit Blick auf den See vor einem abgestorbenen Baum und wirklich, die grauen Wolken begannen orange zu glühen. Weiter hinten regnete es schon und so entstand eine außergewöhnliche Lichtstimmung. Es sah fast so aus, wie durch einen Tabakfilter, aber es war alles Natur. Umso mehr waren wir begeistert und konnten uns kaum satt sehen. Bevor die Sonne den Horizont erreichte, fing es jedoch an zu regnen und es wurde immer schlimmer, so dass wir unsere Füße in die Hand nahmen und zum Auto sprinteten. Riesengroße Tropfen hämmerten auf unser Dach und gerade noch rechtzeitig konnten wir uns und die Kameras ins Trockene retten. So viel zum Sonnenuntergang, denn der war damit im wahrsten Sinne des Wortes gelaufen. Der anfängliche Regen entwickelte sich zum Gewitter, dem wir aber wenigstens für kurze Zeit durch die Fahrt zu unserer Campsite entgehen konnten. Gerade als wir an der Lesholoage Pan ankamen, fing es auch dort an zu regnen.
Wir bekamen das Gewitter aber nur am Rande mit, denn die Zugrichtung war eindeutig die Zentralkalahari. Zum Glück hörte der Regen bald wieder auf und so konnten wir in der Dämmerung grillen. Dabei sahen wir von allen Seiten Gewitter aufziehen. Es blitzte und donnerte, aber wir blieben trocken und konnten so das Naturschauspiel trocken genießen. Besonders intensive Blitze quittierten wir immer mit einem lauten „ah“ oder „oh“ und bedauerten die armen Menschen in der Zentralkalahari bzw. Kang aufs tiefste, denn dort musste es wirklich heftig gewittert haben. Bei uns jedoch roch es nach frischem Regen und es blieb angenehm warm.
Mitten in der Nacht wachten wir durch eigenartige Geräusche auf. Es hörte sich an wie ein Fiepen, dann wieder spielen und knurren. Wir hätten zu gerne gewusst, wer da draußen solchen Lärm macht, aber wir konnten uns nicht dazu aufraffen aus den warmen Schlafsäcken zu schlüpfen, denn durch die Bäume war leider nichts zu sehen. So hofften wir auf die Tierspuren am nächsten Tag. Das Fiepen erinnerte mich irgendwie an Wildhunde, aber in Mabuasehube habe ich noch nie von Sichtungen gehört, darum tippten wir auf Hyänen mit Jungen, oder auf Honigdachse. Wir lauschten noch eine ganze Zeit lang dem Gewusel und schliefen dann irgendwann wieder ein.

Infos und Bilder zu Mabuasehube Sektion - Kgalagadi Transfrontier Park

Übernachtung: Lesholoago Pan 1

Tageskilometer: 278 km

Montag, 10. Mai 2010 9. Tag

Wieder einmal wurden wir durch ein Tropfen geweckt und auch diesmal betraf es unsere Köpfe und Augen. Brrr, war das eklig! Schneller als sonst verließen wir unser Dachzelt, ganz vorsichtig, um ja nirgends an die Zeltwand zu kommen. Das löste nämlich nahezu Sturzbäche aus.
Da die Dämmerung schon eingesetzt hatte, erkannten wir, dass die ganze Pfanne mit Nebel bedeckt war. Das erklärte auch die Feuchtigkeit in unserem Zelt. Unsere Kissen waren so klamm, dass wir sie mit ins Auto nahmen und auf die Rücksitzbank zum Trocknen legten. Sofort schauten wir nach den Spuren der vergangenen Nacht. Wir entdeckten überall um unseren Platz herum hundeartige Fußabdrücke, die unterschiedlich groß waren, aber leider waren die Verursacher längst über alle Berge und so konnten wir dieses Rätsel nicht lösen. Auf alle Fälle waren Jungtiere dabei, von denen sicher auch die Fiepgeräusche kamen. Wissen werden wir es wohl nie, denn an den Spuren war leider kein Erläuterungsschildchen. Schade, eigentlich!
Je heller es wurde, desto toller sah die Nebellandschaft aus, doch leider gab es nirgends einen richtig schönen Baum zum Fotografieren. Wir versuchten das Beste draus zu machen. Es war einfach unglaublich, denn diesen Platz kannten wir nur total trocken und heiß. Als dann die Sonne aufging, löste sich auch langsam der Nebel auf und man konnte wieder die gesamte Pan überblicken. Tautropfen schimmerten wie tausend Sterne im Gegenlicht, überall roch man die Feuchtigkeit, es war einfach unbeschreiblich schön. Nach einer Fahrt um die Lesholoago Pan, bei der wir leider keine Tiere sahen, fuhren wir weiter zur Mabuasehube Pan.
Dort glitzerte der See im Morgenlicht und wieder einmal waren wir hingerissen von der Schönheit der Natur. Auf unserem Weg um die Pan entdeckten wir frische Löwenspuren, aber wir trafen leider wieder nicht auf den Verursacher. Wir fuhren weiter zur Mpayathutlwa Pan und umrundeten auch diese Fläche, ohne Tiererfolg. Auf dem gleichen Weg, den wir gekommen waren, fuhren wir wieder zurück zur Mabuasehube Pan. Dort wollten wir die Pan umrunden und weiter nach Tieren Ausschau halten.
Wieder trafen wir auf frische Löwenspuren und folgten ihnen. Als wir um eine Kurve kamen, kam uns ein Auto entgegen und genau in diesem Augenblick entdeckte Chris einen stattlichen Löwen, der kurz zu den Autos schaute und dann in den Büschen verschwand. Das war vielleicht ein Glück. Wir ratschten noch kurz mit den zwei Südafrikanern und sie erzählten uns, dass sie den Spuren schon eine zeitlang folgten und den Pascha auch gerade erst entdeckt hatten. Was für ein Glück, freuten wir uns. Die zwei fuhren weiter zur nächsten Pan. Doch wir warteten, denn Chris meinte, dass der Pascha bestimmt lieber auf dem Weg gehen möchte und wirklich nach einer Weile stand er wieder vor uns auf den Weg, aber er hatte absolut keine Lust auf Autos und so verschwand er gleich wieder in den Büschen. Vor lauter Aufregung gelang uns kein einziges vernünftiges Bild und trotzdem grinsten wir glücklich vor uns hin. Zufrieden setzten wir unsere Runde fort.
Wir fuhren noch den Kidding Pan Loop, denn auch dort entdeckten wir Löwenspuren, aber ansonsten sahen wir bis auf ein paar Steinböckchen und eine Oryxantilope keine Tiere. Erst an der Molatso Pan, wo auch der Mabuasehube Wilderness Trail beginnt, sahen wir viele Tiere. Springböcke, Kuhantilopen und Oryxantilopen standen gemeinsam auf der Ebene und ließen sich durch uns überhaupt nicht stören.
An der Kidding Pan bezogen wir unsere Campsite Nr. 2. Sie liegt etwas tiefer als die Nr. 1, aber auf beiden Plätzen kann man gut die Ebene überblicken. Man teilt sich die Dusche und jeder hat eine eigene Toilette. Wir legten wieder unsere Solardusche in die Sonne, um später an unserem riesigen Schattenbaum zu duschen. Mittags brutzelten Eier und Würstchen in unserer Pfanne. Dieses Gericht hatte sich irgendwie zu unserem Lieblingsmittagessen entwickelt und es schmeckte wieder lecker. Zufrieden genossen wir die Aussicht über die Ebene und Chris spannte unsere Hängematten im Schattendach auf.
Die 1.Campsite wurde auch belegt und unsere Nachbarn kamen auf ein Gespräch vorbei. Es waren die Zwei vom Eingangsgate, die auch mit einem Auto von Hubert unterwegs waren. Sie erzählten uns von ihren Pannen und wir waren sehr froh, dass unser Auto nur etwas langsam war und uns bisher nicht im Stich gelassen hatte. Die zwei hatten viel mehr Wetterkapriolen als wir, so fuhren sie in der Zentralkalahari durch Seen, da die Straße völlig unter Wasser stand und hatten auch ein paar heftige Gewitter. Wieder einmal waren wir froh, dass sich unser Urlaub um einen Monat nach hinten verschoben hatte, denn sonst wären wir zur gleichen Zeit in der Zentralkalahari gewesen.
Am Nachmittag fuhren wir wieder zur Mabuasehube Pan. Dort trafen wir die netten Südafrikaner vom Morgen wieder. Sie hatten die Campsite 4 mit Alleinlage und toller Aussicht auf die Pan mit dem See. Sie waren zu viert mit zwei Autos unterwegs. Wir kamen ins Gespräch und sie luden uns noch auf ein Glas Wein ein. Dabei erfuhren wir, dass der eine Südafrikaner Manager vom Weingut Spier ist. Dementsprechend gut waren die vier natürlich ausgestattet. Ich bekam einen eiskalten Rosé im Glas serviert, der oberlecker schmeckte, dazu durfte ich in einem superbequemen Campingstuhl sitzen. Jeder erzählte ein wenig über sich und schließlich luden sie uns noch ein, zusammen mit ihnen den Wilderness Trail zu fahren. Mist, so eine Gelegenheit bekommt man nicht alle Tage, aber wir waren schon verabredet. In Rooiputs, wo wir am nächsten Tag sein würden, hatten wir uns mit Kerstin und Uwe verabredet und darauf freuten wir uns auch schon mächtig. Also sagten wir den Südafrikanern ab und beschlossen, den Trail beim nächsten Mal, wenn wir wieder mit zwei Autos unterwegs sind zu buchen.
Wir umrundeten die Mabuasehube Pan und fuhren dann wieder zu unserer Kidding Pan zurück. Dort kamen wir gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang an, um noch ein paar Antilopen im letzten Licht beobachten zu können.
Zurück auf unserer Campsite knisterte bald das Feuer, die Dämmerung leuchtete in den schönsten Farben und wir saßen auf unseren Campingstühlen, schauten über die Ebene und tranken ein Savanna bzw. Windhoek Lager. Dazu bekamen wir ein Ständchen, denn Hyänen sangen lauthals ihre Lieder und Schakale stimmten mit ein. Das war vielleicht eine typisch afrikanische Geräuschkulisse. Dazu hätten jetzt nur noch ein paar Löwen brüllen müssen, aber das wäre vielleicht etwas zu viel des Guten gewesen. Nach dem Grillen genossen wir noch die sternenklare Nacht und sahen dem Orion Sternbild beim Verschwinden zu. Dafür kam langsam der Skorpion immer besser in unser Blickfeld und ‚wünschte’ uns eine gute Nacht. Bis zum nächsten Morgen würde er über uns wachen und erst mit der Dämmerung wieder verschwinden.

Übernachtung: Kidding Pan 2

Tageskilometer: 152 km

Dienstag, 11. Mai 2010 10. Tag

Nach einer kalten Nacht, in der es auf 4 °C abkühlte, wachten wir fröstelnd auf. Unsere Camp-Nachbarn hatten uns noch den super Tipp gegeben, eine Decke in das Zeltgestänge zu hängen, um die Kondenstropfen abzufangen. Dieser Tipp war Gold wert, denn diesmal wurden wir trotz nassem Zelt nicht von den herabfallenden Kondenstropfen geweckt. Eine alte LTU Decke war noch in einer unserer Afrika-Kisten und diente nun als Zwischendecke.
Im schönsten Morgenlicht, mit einem duftenden Kaffee bewaffnet, begaben wir uns wieder auf Spurensuche und fuhren noch einmal alle Pans auf dem Weg zur Bosobogolo Pan ab, aber leider ohne Erfolg. An der Bosobogolo Pan machten wir kurz Pause und schauten uns dort die Campsites an. Die Pan liegt zwar etwas abseits, aber sie ist wirklich toll. Besonders gefiel uns das Camp 1, aber auch Camp 2, das leider ohne Toiletten und Duschen ist, bot einen schönen Pfannenblick. Dann ging es auch schon weiter in Richtung Nossob. Auf dem Weg sahen wir ab und zu Steinböckchen und auch ein paar Oryx, Kuhantilopen und Springböcke. Das Gras stand hoch und die Landschaft war einfach toll. Gelbe und lila Blumen säumten den Weg. Irgendwann änderte sich das Landschaftsbild und wir fuhren durch die Dünen. Der rote Sand war ebenfalls stark bewachsen und bot den Tieren genug Nahrung. Das ständige Auf und Ab machte uns mächtig Spaß und wir hatten das Glück, dass uns auf der Dünenstrecke niemand entgegen kam, Vier Autos hatten wir schon vorher passiert und nun war der Weg frei. Mittags kamen wir in Nossob an. Nach dem saftigen Grün und den hohen Gras in Mabuasehube und der Zentralkalahari bekamen wir fast einen Schock: alles war kahl und abgefressen. Staubtrockene Erde mit vereinzelten Grasbüscheln sah wenig einladend aus. Hat es hier denn gar nicht geregnet, fragten wir uns.
In Nossob tankten wir auf und duschten erst einmal. Das Wasser war wie immer irgendwie schmierig, da es sehr weich war, aber es war richtig heiß und tat sehr gut, denn gerade an diesem Tag war der Wind sehr kühl. Selbst mittags auf der sonnigen Campsite liefen die Leute in langen Sachen rum.
Nach dem kurzen Stopp ging es flott weiter nach Rooiputs, denn wir waren ja verabredet und freuten uns schon diebisch auf unsere zwei Afrikafreunde, Kerstin und Uwe. Kurz vor 15 Uhr kamen wir in Rooiputs an. Die Straße von Twee Rivieren nach Nossob, war immer noch für den Normalverkehr gesperrt, nur die Rooiputs Camper durften passieren. Welch ein Glück, freuten wir uns und fuhren ganz alleine auf der Straße in Richtung Campsite. Wir sahen ein paar Springböcke und Oryx, aber sonst schienen die Tiere vom Erdboden verschluckt zu sein. Ich dachte schon etwas zweifelnd, ob es wirklich nötig war, hier 6 Nächte zu buchen. Aber wir wollten ja Ruhe, Einsamkeit und Erholung und wenn nicht hier wo sonst. Direkt an der Zufahrt zur Campsite war dann endgültig die Straße nach Twee Riveren gesperrt. Doch etwas weiter die Zufahrt hinauf führte noch ein unauffällige Piste in Richtung Two Rivers bzw. Twee Rivieren.
In Rooiputs staunten wir nicht schlecht, als wir am Eingang zur Campsite ein provisorisches Camp erblickten. Wir wunderten uns etwas darüber und dachten, dass sich dort ein Touroperator niedergelassen hätte, aber es war sozusagen der Campwart, den wir wegen seinem Hut und seinen schier unglaublichen Geschichten bald auf den Namen John Wayne getauft hatten. Später erfuhren wir, dass er der Bauingenieur der neuen Straße ist, aber er schaute auch aufs Camp und achtete auf die Einhaltung der Parkzeiten. Das war uns aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt und so fuhren wir erst einmal auf die Campsite.
Dort angekommen suchten wir vergeblich nach Kerstin und Uwe. Auf ihrer Campsite Nr. 4 standen zwar Tisch und Stühle, aber wir waren uns nicht sicher, ob es die Sachen von den Beiden waren. Wir überlegten kurz und machten uns dann wieder auf den Weg. Diesmal wählten wir die Piste neben dem nicht gesperrten Weg in Richtung Twee Riveren und wollten mal schauen, wie weit wir kommen. Der Weg gefiel uns außerordentlich gut. Klar war er etwas holpriger als die luxuriöse südafrikanische Straße, aber der Weg war viel natürlicher und schöner in die Landschaft integriert.
Nach ca. 12 Kilometern sahen wir vor uns ein Auto stehen. Das müssen Kerstin und Uwe (Link www.foto-passion.com) sein, dachten wir uns. Aber was schauen sie da an? Ich schaute etwas genauer und entdeckte viele Erdhörnchen und dicke Mäuse, als Chris meinte: „Da liegt ein Leopard im Schatten des Baums.“ Wir trauten unseren Augen kaum, denn da lag nicht nur eine bildhübsche Leopardin, sondern neben ihr waren auch noch zwei Junge. Die beiden liefen aber, als wir ankamen, in die Büsche. Wir dachten schon, dass wir die Kleinen verjagt hätten, aber die Mama blieb ganz entspannt liegen und Kerstin winkte uns immer noch freudig zu. Erleichtert fuhren wir näher. Etwas später waren auch die etwa 5 Monate alten Jungtiere wieder bei der entspannten Mama im Schatten.
Gebannt beobachteten wir eine ganze Zeit lang die Leoparden, bevor wir uns etwas weiter weg erst einmal begrüßten und die Erlebnisse der letzten Tage im Schnelldurchlauf besprachen. Kerstin fragte, ob wir ihre SMS nicht bekommen hätten, denn seit zwei Tagen hätten sie die Leopardin mit ihren zwei Jungen und hatten versucht, es uns mitzuteilen, damit wir vielleicht eher kommen können. Kaum gesagt, brummte unser Handy und die SMS trudelte ein. Mist! Aber wir hatten ja auch vorher eine tolle Zeit und die Leopardin hatte nicht vor, die Stelle zu verlassen, da sie im Baum einen Riss hatte, wie uns Kerstin erzählte.
Die Geschichte zum Riss erzählten uns die Beiden auch gleich. Die Leopardin schleppte nämlich im schönsten Morgenlicht einen erlegten Springbock in die Felsen, als eine braune Hyäne kam und ihr den Riss streitig machte. So hingen Leopard und Hyäne am Springbock und zerrten daran wie die Wilden. Die Hyäne gewann natürlich und fraß sich erst einmal satt, bis Uwe der Bohnensack herunter fiel und die Hyäne erschrocken Reißaus nahm. Dann konnte die Leopardin doch den halben Riss zurück erobern und schleppte ihn in den Baum, vor dem wir nun die Leoparden beobachteten. Das hätten wir auch zu gerne erlebt und so wir freuen uns schon auf Kerstins Reisebericht und die Bilder.
Zurück bei der Leopardin waren die Kleinen auch wieder aktiv. Das eine schmuste mit der Mama, während das andere sich etwas abseits aufhielt. Zuerst dachten wir, dass das eine etwas kleiner und magerer ist, aber später entdeckten wir, dass Mamas Liebling ein Kater war und das andere ein Mädel. Damit erklärte sich auch der Größenunterschied.
Wir verbrachten einen sehr schönen Nachmittag bei der Leopardenfamilie, doch leider mussten wir im schönsten Licht zurück zur Campsite fahren, denn dort gab es ja neuerdings einen Aufpasser und der hatte am Vortag schon Kerstin und Uwe abgeholt. Wir warteten wirklich bis zur letzten Sekunde, denn die Leopardin ging im schönsten Licht in die Felsen, aber dann mussten auch wir los. Unterwegs entdeckten Kerstin und Uwe noch eine Eule im Baum, die uns gelangweilt mit ihren großen Augen anschaute, aber leider weit weg war.
Unsere Campsite 5 war natürlich belegt, aber diesmal offiziell doppelt vergeben vom DWNP. Wir wollten uns ja sowieso zu Kerstin und Uwe stellen, es war also nicht so wild. Am nächsten Tag wollten die Südafrikaner eh weiter und wir konnten dann umziehen.
Am Abend verwöhnten Kerstin und Uwe uns mit Hähnchenspießen und Schweinesteak und Chris musste zum ersten Mal nicht grillen und durfte es sich auf seinem Campingstuhl bequem machen. Es war ein super leckeres Essen und ein richtig gemütlicher Abend. Ein kleiner Kapfuchs kam auch vorbei und schaute nach Essensresten.
Nach dem Essen saßen wir um das Lagerfeuer herum, jeder mit einer Schaufel Glut unter dem Stuhl und quatschten. Leider wurde es immer kälter und auch unsere Augen immer kleiner und so gingen wir bald darauf ins Bett. Diesmal war Chris total durchgefroren, aber mein Mitleid hielt sich in Grenzen, denn ich hatte ihn mehrmals am Abend aufgefordert, etwas Wärmeres anzuziehen, aber MANN friert ja nicht. Jedenfalls kühlte es wieder einmal auf 4°C ab, so dass wir im Zelt sogar die Planen unten ließen.

Infos und Bilder zu Kgalagadi Transfrontier Park

Übernachtung: Rooiputs Pan 4

Tageskilometer: 389 km

Mittwoch, 12. Mai 2010 11. Tag

Chris wurde die ganze Nacht nicht richtig warm und stand dementsprechend fröstelnd am nächsten Morgen auf. Diesmal zog er sich jedoch gleich wärmer an. Wir ‚Vier’ bauten schnell zusammen und kochten Kaffee. Nebenbei unterhielten sich die drei über die Löwen, die laut brüllend durchs Camp zogen und wohl über Campsite 5 und 6 gelaufen sein mussten. ‚Welche Löwen?’, schaute ich die drei verständnislos an. Keiner konnte glauben, dass ich nichts gehört hatte, aber ich musste wohl besonders fest geschlafen haben, denn ich hatte wirklich absolut nichts mitbekommen. Daraufhin musste Chris mir versprechen, dass er mich immer weckt, wenn er Löwen hört. Ich liebe diesen Sound einfach und mag keine Sekunde davon verschlafen.
Sehr früh fuhren wir zur Leopardenfamilie, aber sie ließ sich noch nicht blicken. Der Riss hing auf alle Fälle noch im Baum und so waren wir guter Dinge, dass die Leoparden noch vor Ort verweilten. In der Wartezeit beobachteten wir süße dicke Mäuse (Pfeifratten), die überhaupt keine Scheu vor unserem Auto hatten und intensiv ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Futtern nachgingen. Vorwitzig schlüpfte erst die Mama und später ein Kleines Mäuschen aus der Höhle heraus und knabberten am frischen Grün. Dabei setzten sie sich hin und schauten frech in unsere Kamera. Wir waren richtig verzückt.
Kurz nach 8 Uhr tauchten die Köpfe der Kleinen auf dem Felsgrat auf. Kerstin hatte sie als Erste entdeckt. Neugierig schauten sie auf uns hinab und kamen dann langsam mit ihrer Mutter die Felsen hinab. Sie gingen direkt zwischen unseren Autos durch und legten sich wieder in den Schatten des Baumes. Die Kleinen steckten voller Energie und liefen umher. Erdhörnchen belauern war sehr aufregend, aber auch die Mama ärgern und mit ihr raufen, war ein prima Spiel. Besonders der lange Schwanz der Leopardin musste immer wieder als Spielzeug herhalten. So wurde die Schwanzspitze belauert und erfolgreich gejagt. Es war einfach zu schön, den Kleinen und ihrer Mutter zuzuschauen. Die Leopardin wurde von einem französischen Tierfilmer, der sie schon ein Jahr lang begleitet, auf den Namen Masha getauft.
So richtig spannend wurde es, als eine riesige Springbockherde immer näher zu den Leoparden wanderte, nichts ahnend, welche Gefahr dort im Schatten des Baumes lag. Die Kleinen wurden wie auf ein unsichtbares Zeichen sofort still und duckten sich, während die Leopardin angespannt unter dem Baum lag und die Bockies nicht aus den Augen ließ. Bevor es zu spät war, entdeckte einer der Herdenwächter die tödliche Gefahr und schnaubte lauthals. Schon war die Herde alarmiert und sprintete über den Felsgrat davon. Die Situation entspannte sich wieder und wir uns auch. Wir hatten kaum geatmet und gehofft, die elegante Katze in Aktion erleben zu dürfen, aber auch so war die Spannung fast greifbar.
Immer wieder ärgerten lauthals schimpfende Schakale die Leopardenfamilie. Masha reagierte sehr aggressiv und fletschte die Zähne, während sich die Kleinen auffallend ruhig verhielten. Später erfuhren wir von den südafrikanischen Fotografen, die sich am Morgen mit uns am Baum eingefunden hatten, dass Mashas erstes Junges von einem Schakal getötet wurde, sie daraufhin den Schakal umbrachte und in einem Baum aufgehängt hat. So konnte man die gegenseitige Antipathie etwas besser verstehen. Um die Mittagszeit gingen sie in den Baum zum Fressen, aber leider hatte die Leopardin einen sehr dichten Baum gewählt, so dass man nur Fellstücke und ab und zu mal einen Kopf sehen konnte.
Als die Jungen sich wieder in die Felsen zurückzogen, fuhren wir zu unserer Campsite zurück. Eigentlich wollten wir an diesem Tag mit Kerstin und Uwe nach Polentswa fahren, denn die Beiden hatten dort für die nächsten zwei Tage eine Campsite reserviert. Chris hatte vorsorglich in Rooiputs reserviert, damit wir beide Möglichkeiten hatten. Natürlich beschlossen wir alle, noch eine Nacht in Rooiputs zu bleiben, denn wer kann schon mal so lange hautnah Leoparden beobachten. Auf der Campsite Nr. 4 packten wir unser Zeug zusammen und zogen auf die Nr. 5 um. Kerstin presste für uns alle frischen Orangensaft und wir bereiteten schon mal unser Abendessen vor, indem wir Oryx und Kudufleisch würzten und einlegten. Kaffee gab es auch noch, bevor wir uns wieder zu der Leopardenfamilie begaben.
In unserer Abwesenheit hatte sich nicht viel getan und irgendwann um 15 Uhr kamen die Leoparden aus den Felsen wieder zum Baum zurück. Auch diesmal gingen sie zwischen unseren Autos durch. Die Mama war der Vollprofi, aber auch die Kleinen waren schon recht mutig, duckten sich nur ganz wenig und versuchten genauso lässig wie ihre Mutter zwischen unseren Autos durchzulaufen.
Wieder wurde geschmust und gespielt, aber leider zog sich die Leopardin diesmal schon kurz nach 16 Uhr in die Felsen zurück. Die Kleinen verschwanden schnell hinter dem Felsgrat und man sah nur noch etwas Fell. Wir warteten noch eine zeitlang und beobachteten zur Abwechslung wieder einmal ein paar Mäuse. Kerstin und Uwe waren schon vorgefahren, da sie noch auf ein paar Löffelhunde hofften, die sie am Vortag entdeckt hatten. Als wir folgten, sahen wir noch eine Oryx und viele Tauben am Wasserloch von Rooiputs, die im schönsten gelben Gegenlicht Staub aufwirbelten, so dass die ganze Szenerie recht unwirklich aussah. Wir machten noch ein paar Bilder und fuhren dann auf die Campsite. In der Dämmerung knisterte schon unser Feuer und wieder einmal bekamen wir von unserem Kapfuchs Besuch. Diesmal musste er als Model herhalten. So robbten Kerstin und Chris durch den Sand, etwas näher auf den Kleinen zu, der die beiden interessiert beobachtete. Da aber nichts abfiel, ging er irgendwann weiter.
Am frühen Abend leuchtete Uwe mit dem Strahler die Umgebung ab und rief laut: „Springhase!“ Kerstin sprang sofort aus dem Stuhl auf und wir amüsierten uns köstlich, denn der Ausruf wirkte wie Kerstins Spitzname. Natürlich hatte Uwe im Leuchtkegel einen Afrikanischen Springhasen, der uns argwöhnisch betrachtete, bis er langsam mit witzigen Hoppelsprüngen aus unserem Licht verschwand.
Zur Feier des Tages öffneten wir unsere 2 l Weinbox. Dazu gab es das eingelegte Wild, das bis auf ein paar Stücke schön zart war. Das Essen war sehr lecker, aber leider auch der Wein, so dass ich mich relativ bald ins Zelt zurückzog und sehr schnell schlief.

Übernachtung: Rooiputs Pan 5

Tageskilometer: 60 km Gamedrive

Donnerstag, 13.05.2010 12. Tag

Der erste Gedanke an diesem Morgen galt wieder ‚unseren’ Leoparden. Hoffentlich sind sie noch da, wünschten wir uns und brachen sofort zu ihrem Fressbaum auf. Dort angekommen stand schon der französische Tierfilmer, aber etwas weiter den Weg hinunter. Dort entdeckten wir auch ‚unsere’ Leopardin. Elegant kam sie mit den zwei Jungen über den Felsgrat auf uns zu. Immer wieder schaute sie nach allen Seiten, ob Gefahr drohte und setzte dann ihren Weg fort. Sie ging noch einmal nach oben auf den Grat und hielt Ausschau, die Kleinen setzten sich neben sie und überblicken gemeinsam mit ihrer Mutter die Fläche das Nossob Flusstals. Dann kam sie wieder hinab und ging zwischen unseren Autos durch, die Kleinen folgten ihr mutig. Auf der freien Fläche zwischen der neuen und der alten Straße rauften die Kleinen miteinander und mit der Mutter. Es war ein einzigartiger Anblick. Irgendwann blickte die Leoprdin auf und ging gemächlich in Richtung der roten Sanddünen davon. Die Jungen folgten ihr spielend. Bald darauf waren sie verschwunden und wir schauten ihnen bedauernd hinterher. 
Auf einmal standen Kerstin und Uwe vor uns und verabschiedeten sich auch noch. Das war fast zu viel, zwei Abschiede auf einmal, aber die Zwei wollten weiter, denn am nächsten Tag ging es bei ihnen nach Mabuasehube und sie wollten noch eine Nacht auf der Polentswa Campsite verbringen.
Wir warteten noch eine Zeitlang und fuhren dann in Richtung Campsite. Unterwegs sahen wir noch auf dem Felsgrat einen großen kräftigen Leoparden, der ein paar Schrammen im Gesicht hatte. Vielleicht war das ja sogar der Vater von Mashas Jungen? Als es ihm zu warm wurde und er sich in den Schatten der Büsche zurückzog, fuhren wir auf unsere Campsite und machten ein paar Stunden Pause.
Am Nachmittag schauten wir wieder nach unseren Leoparden, aber sie blieben verschwunden. Das hatten wir uns schon gedacht, denn irgendwie hatte der Abschied endgültig gewirkt und so war es dann auch. Den ganzen Nachmittag suchten wir vergeblich nach Tieren und machten nicht ein einziges Bild. Zum Sonnenuntergang standen wir am Wasserloch von Rooiputs und trafen dort die südafrikanischen Fotografen. Auch sie hatten die Leoparden nicht mehr gesehen, aber sie erzählten uns von einem Löwenriss auf der anderen Flussseite. Wir beschlossen, am nächsten Morgen dorthin zu fahren.
Am Abend grillten wir gemütlich auf unserer Campsite, die uns an diesem Abend so leer und verlassen vorkam. Gerade als wir fertig waren, kam Bewegung ins Camp und die Strahler der Südafrikaner huschten hin und her und beleuchteten die Umgebung. Nebenbei wurden auch noch die Autos angelassen und ein Auto fuhr unten an den Campsites entlang, während ein anderes Auto nach oben zu uns gefahren kam. Im Auto saß einer der Fotografen und meinte, dass zwei Löwinnen durch die Campsite gehen. In diesem Augenblick sahen wir sie auch schon. Gemächlich schlenderten sie ein paar Meter neben unserer Campsite durch das Gras in Richtung Rooiputs Wasserloch. Sie würdigten uns keines Blickes und waren schon bald dem Licht unseres Strahlers entschwunden. Die Südafrikaner verfolgten sie noch ein wenig und begaben sich dann auch wieder auf ihre Campsite.
Irgendwie fühlten wir uns an diesem Abend nicht mehr ganz so wohl in unserem Schattendach, denn die Löwen wählten bestimmt den gleichen Weg in die Dünen zurück. Darum beschlossen wir, unseren Gin Tonic im Dachzelt zu trinken. Die Köpfe ließen wir aus dem offenen Zelt hängen und bewunderten einmal mehr den traumhaften afrikanischen Sternenhimmel.

Übernachtung: Rooiputs Pan 5

Tageskilometer: 160 km Gamedrive

Freitag, 14.05.2010 13. Tag

In der Nacht hatte es geregnet und der Morgen begrüßte uns mit einer dichten Wolkendecke.
Wir packten alles zusammen und fuhren mit einem dampfenden Kaffee in Richtung Twee Rivieren. Unterwegs ging gerade die Sonne auf und der bedeckte Himmel leuchtete in den schönsten Rot- und Lilatönen. Da kam uns ein Baum mit einer Webervogelkolonie gerade recht. Dank der dichten Regenwolken war das Licht noch schöner als sonst und als dann noch ein halber Regenbogen über den Dünen erschien, waren wir restlos begeistert.
Aufmerksam musterten wir die Felsen bei „unseren“ Leoparden, denn wir hofften immer noch auf eine Rückkehr von Masha mit ihren Jungen. Doch wir schauten vergebens. Sie waren wirklich weg.
Wir beschlossen, über Twee Rivieren zu fahren und eine Runde im Auob Flussbett nach Tieren Ausschau zu halten. In Twee Rivieren bzw. Two Rivers, die seit neuestem eine gemeinsame Grenzstation und Rezeption haben, wollten wir uns unsere Ausreisestempel für Botswana holen. Das riesige Gebäude ist etwas außerhalb der Camps an der Zufahrtsstraße. Innen ist es sehr modern mit großen Bildern und freundlichem Personal. Unsere Pässe wurden wieder um einen Stempel reicher und wir erkundigten uns danach, ob man wirklich zwei Nächte im Park bleiben muss, wenn man in Mata Mata ausreisen möchte. Das wurde uns bestätigt, aber es ist völlig egal, wo man übernachtet. Zwei Nächte auf einer botswanischen Campsite gelten genauso, wie zwei Nächte auf einer südafrikanischen Campsite.
Im Shop von Twee Rivieren deckten wir uns noch mit Brot, Semmeln, Würstchen, Eiern und Feuerholz ein, bevor es zurück zur Campsite ging.
Bei Kampfersboom sahen wir die zwei jungen Löwen, von denen uns die Südafrikaner berichtet hatten. Sie lagen faul im Schatten einiger Büsche. Eine zeitlang beobachteten wir sie, aber sie waren vollgefressen und bewegten sich kaum. Ich wollte eigentlich weiter fahren, aber Chris war ganz fasziniert von einem Zebra-LKW mit dem Namen Mabizi mit einem Münchner Nummernschild. So blieben wir noch eine Weile bei den schlafenden Löwen stehen und träumten von einem eigenen Auto und viel Zeit für eine Afrikadurchquerung. Irgendwann kam ein Südafrikaner angefahren und fragte mich, was wir dort sehen. „Da liegen Löwen im hohen Gras“, berichtete ich ihm. Die jungen Löwen waren sogar so nett, sich kurz aufzurichten, damit der Südafrikaner sie betrachten kann. Eine Weile später deutete der Südafrikaner zu mir hinüber und zeigte mit dem Finger hinter die Löwen. Neugierig reckten wir die Hälse in die angezeigte Richtung. Da lief doch tatsächlich eine braune Hyäne mit den kargen Überresten einer Oryxantilope langsam und gemächlich davon. Das sahen natürlich auch die beiden Löwen und standen auf. Viel zu langsam für unseren Geschmack nahmen sie die Verfolgung von zwei Seiten auf. Bei dem Tempo holen die zwei die Hyäne nie ein, ging es mir gerade durch den Kopf, als die Löwen an Tempo zulegten. Sie kamen immer näher an die Hyäne heran, die immer noch relativ gemächlich davon lief. Dann hatte der eine Löwe sie fast eingeholt. Die Hyäne lies ihre Beute fallen und es sah aus, als ob sie im gleichen Moment explodierte, denn sie stellte ihr gesamtes langes Fell auf und sah wie ein explodierter Handfeger aus. Das war so unwirklich, dass wir laut auflachten. Die Löwen verloren schnell das Interesse an dem ungleichen Gegner und ließen sich erschöpft neben den Überresten ihrer zurück eroberten Oryx fallen. Wir fuhren weiter und verbrachten noch einige Zeit bei einer riesigen Springbockherde und einigen Oryx, bevor wir uns zur Mittagspause über die Dünenstraße zu unserer Campsite begaben.
Dort gab es mal wieder Eier doch diesmal mit Speck. Danach nutzte ich die Mittagshitze und wusch ein paar Sachen durch, die dann flatternd im Wind unter unserem Schattendach trockneten.
Am Nachmittag drehten wir die Runde über die Dünenstraße (Lower Dune Road) nach Twee Rivieren und wieder zurück nach Rooiputs. Bis auf ein paar treue Antilopen sahen wir nicht viel. Nur eine Fuchsmanguste hatte ihren Spaß mit uns, denn immer wenn wir die Kamera auf sie richteten, verschwand sie in dem Eingang eines Erdhörnchenbaus, um kurz darauf aus einem anderen Gang wieder heraus zu kommen. Dieses Spiel spielten wir eine Zeitlang mit ihr, bis wir keine Lust mehr hatten und amüsiert über dieses freche Tier in Richtung Camp weiter fuhren. Der Himmel war Wolken verhangen und nur ab und zu kam ein wenig Sonne durch. Dafür war der Sonnenuntergang auch wieder besonders farbenfroh. Auf dem Rückweg zur Campsite begegneten wir dem Zebra-LKW wieder, der die Nacht auch auf Rooiputs verbrachte.
Nach dem Grillen saßen wir noch an der Glut und genossen den afrikanischen Sternenhimmel mit einem Gin Tonic in der Hand.
In der Nacht wurde sogar ich wach, denn direkt neben unserem Zelt stand ein Löwe, der lauthals seinen Revieranspruch deutlich machte. Leider konnten wir ihn nicht sehen, denn dafür war es einfach zu dunkel. Dafür antwortete in einiger Entfernung ein anderer Löwe. Wie immer freuten wir uns über die Aufwartung seiner Majestät und schliefen schon bald zufrieden weiter.

Übernachtung: Rooiputs Pan 5

Tageskilometer: 260 km Gamedrive

Samstag, 15. Mai 2010 14. Tag

In der Nacht hatte es immer wieder geregnet und der Morgen war grau und feucht. Frische Löwenspuren fanden wir wie vermutet direkt neben unserem Auto. Sie verliefen sich dann aber im Gras. Es war so kühl und feucht, dass wir im Auto frühstückten und nebenbei schon einmal losfuhren.
Natürlich wollten wir zuerst bei dem Leopardenplatz vorbeischauen, auch wenn wir uns keine allzu großen Hoffnungen mehr machten,  Masha und ihre beiden Jungen noch einmal zu sehen. Trotzdem zog es uns unweigerlich zu diesem Ort.
Als wir am Leeuwdril Wasserloch vorbei kamen, hielten wir erstaunt an. Dort lagen mindestens 5 Löwen mit einem Oryxriss. Leider war es viel zu bewölkt und die Löwen einfach zu weit weg, denn wir durften ja die neue Straße nach wie vor nicht benutzen, da noch die Verkehrsschilder fehlten und die Strafen waren hoch. (5000Rand) So schauten wir nur sehnsuchtsvoll zu den Löwen hinüber und fuhren dann weiter.
Kurz vor der Stelle, an der wir den männlichen Leoparden gesehen hatten, graste eine Springbockherde. Die Tiere waren sehr unruhig, schnaubten und sprinteten immer wieder kurze Strecken, ehe sie weiter grasten. Aufgeregt scannten wir die Umgebung ab. Spannung lag in der Luft. Immer wieder verweilten unsere Blicke im hohen Gras am Rande der freien Fläche, auf der die Bockies fraßen. Irgendwas muss da im hohen Gras sein! Doch leider entdeckten wir nichts. Die südafrikanischen Fotografen hatten sich auch zu uns gesellt und gemeinsam schauten wir uns die Augen aus. Mit Hilfe des Tierfilmers entdeckten wir schließlich einen frisch gerissenen Springbock im dichten Gestrüpp unter einem Baum, aber kein Leopard war zu sehen. Natürlich hofften wir gleich, dass Masha mit ihren Kleinen zurückgekommen seien und beschlossen zu warten.
Das Wetter wurde auch immer schlechter und schließlich fing es an zu regnen. Stunden vergingen. Die Springbockherde war längst weiter gewandert und nur ein paar Tauben leisteten uns Gesellschaft. Besonders eine schwarz weiße beringte Haustaube fiel uns auf. Immer wieder kam sie direkt ans Auto geflogen und klopfte sanft gegen unsere Frontscheibe. Bis auf ein paar Brotkrumen und den Schutz unseres Autos gegen einen frechen Falken konnten wir ihr leider nicht viel bieten. Woher war sie wohl und wie kam sie in der Freiheit zurecht? Am liebsten hätten wir sie eingefangen und aus der Wildnis gerettet, aber wer weiß, vielleicht gefiel ihr ja ihr neues Leben. Jedenfalls suchte sie uns Menschen und fühlte sich bei uns sichtlich wohl. Unseren südafrikanischen Fotografen ging es genauso, aber auch sie bekamen das Täubchen nicht eingefangen. Irgendwann fuhren die Fotografen weiter und wir warteten alleine.

Mittags holten wir uns eine Kleinigkeit zum Essen in Twee Rivieren, um gleich darauf wieder unsere Warteposition einzunehmen. War da etwas? Oben auf den Felsen sahen wir eine Bewegung und fast nicht zu erkennen, kam eine Leopardin auf uns zu. Masha war wieder da, freuten wir uns. Aber wo waren ihre Jungen? Vorsichtig näherte sie sich uns und dem Riss. Sie wusste genau, wo er lag. Gierig brach sie den Springbock auf und stillte ihren Hunger. Doch sie war enorm vorsichtig. Dann war sie wieder in den Felsen verschwunden. Jetzt holt sie sicher die Kleinen, hofften wir. Nach ein paar Minuten tauchte ihr Kopf wieder über den Felsen auf und ein Junges folgte ihr. Was war nur passiert? Der Kleine war oberängstlich und wir sahen auch nur ein Junges. Besorgt warteten wir. Trotzdem die Mutter immer wieder lockte, traute sich das Kleine nicht an den Riss, obwohl wir weit genug entfernt standen und nicht näher an den Baum heranfuhren.
Als wir in Twee Rivieren waren, sind nämlich ein paar besonders vorwitzige Fahrer, denen wir noch den Riss gezeigt hatten, bis direkt an den Baum gefahren um zu schauen. Zum Glück war da noch kein Leopard da, denn den hätten sie sicher verjagt. Wir verstehen zwar, dass man nah an das ‚Objekt der Begierde’ heran will, aber wir versuchen uns dabei an gewisse Regeln zu halten und einen Mindestabstand einzuhalten. Wir würden nie das Risiko eingehen, dass ein Tier wegen uns seine Beute verliert. Zu groß ist der Überlebenskampf auf beiden Seiten. Jedenfalls gingen frische Reifenspuren bis direkt zum Baum und sogar noch weiter bis zu den Felsen. Da konnten wir mal wieder nur den Kopf schütteln.
Irgendwann gesellten sich auch unsere südafrikanischen Fotofreunde wieder zu uns und wir erzählten ihnen von unserem Erlebnis mit der Leopardin. Gemeinsam harrten wir im Regen aus. Immer wieder kam sie zum Fressen, aber die Scheu blieb. Das Kleine bekamen wir nicht mehr zu sehen. Später kam dann der Tierfilmer dazu und schaute. Aufgeregt gestikulierte er mit seiner Beifahrerin und erzählte dann unseren südafrikanischen Fotografen, dass das nicht Masha sei, denn diese Leopardin hatte eine schwarze Nase, während Masha eine rosa Nase hätte und außerdem hat Masha drei Kerben im linken Ohr. Jetzt sahen wir es auch. Darum war sie so scheu und das Kleine hatte solche Angst vor uns Menschen. Wahrscheinlich waren wir die ersten Menschen, die der kleine Leo gesehen hatte. Jetzt erklärte sich so einiges. Leider blieb das Wetter bis zum Abend grau und kühl, so dass wir schon vor Sonneuntergang zur Campsite zurück fuhren.
Auf der Campsite regnete es zum Glück nicht mehr, aber dafür wehte ein kräftiger Wind. So kam es, dass unser Feuer ruckzuck abgebrannt war und wir auf der Glut unser Fleisch grillen konnten.
Gerade als wir unser Essen beendet hatten, hörten wir ein lautes Brüllen, gefolgt von einem markerschütternden Schrei. Sofort wurde die Campsite lebendig und unsere Nachbarn leuchteten mit ihren Strahlern alles ab. Wir kamen uns ein wenig wie in einer Disko vor. Da vorne muss irgendetwas sein. Als dann alle Südafrikaner in ihre Autos sprangen und sich gemeinsam auf Campsite Nr. 1 versammelten, war auch Chris nicht mehr zu halten. Schnell war unser Dachzelt zusammengeklappt und schon flogen wir über die Campsite voller Erwartung, was wir dort zu sehen bekämen.
Dank der Scheinwerfer der Südafrikaner konnten wir gar nicht daneben schauen. Ungefähr 100 Meter vor uns lag im hohen Gras ein Löwenrudel. Ein großer kräftiger Pascha hatte zusammen mit seinen vier Mädels eine Oryx gerissen und sie verschlangen die Beute nun gierig. Das war vielleicht eine Geräuschkulisse. Die Löwen waren so hungrig, dass es ziemlich ruppig zuging. Immer wieder fauchten sie sich an oder drängten einander weg, obwohl an einer Oryx ja eigentlich genug dran ist. Im Nullkommanichts war die Antilope so gut wie aufgefressen und der Hunger der Löwen aufs Erste gestillt. Chris machte noch ein paar ‚Hochisobilder’ zusammen mit den anderen, während ich das Schauspiel mit dem Fernglas beobachtete. Dann fuhren wir wieder auf unsere Campsite zurück. Wir freuten uns diebisch über unser Glück und witzelten von einem Nightdrive auf der Campsite. Unser Aufpasser ‚John Wayne‘ war gerade an diesem Wochenende nicht im Camp und verpasste so dieses Schauspiel.
Mittlerweile schauten auch ein paar vereinzelte Sterne aus den dichten Wolken hervor und die Hoffnung auf einen sonnigeren nächsten Tag ließ uns in einen tiefen Schlaf sinken. Nachts brüllten wieder sehr nah Löwen.

Übernachtung: Rooiputs Pan 5

Tageskilometer: 50 km Gamedrive

Sonntag, 16. Mai 2010 15. Tag

Was war denn das? Tröpfelte es schon wieder? Innen und außen war unser Zelt pitschnass und auch unsere Kissen waren klamm vor Feuchtigkeit.
Dichter Nebel hing über der Campsite und wir sahen kaum die Nachbarsites. Frische Löwenspuren führten direkt an unserem Auto vorbei. Irgendwie hatten wir das Gefühl, dass direkt durch unsere Campsite der „Löwenpfad“ ging.
Bei knapp 6°C frühstückten wir lieber im Auto, während wir zu den Leoparden fuhren. Die Landschaft war wirklich gigantisch. Selbst die nicht weit entfernten Dünen konnten wir nur schemenhaft durch den dichten Nebel erkennen, aber der Clou war die Leopardin mit ihrem Jungen. Hoch oben auf den Felsen ganz in der Nähe des Risses thronten sie über uns. Das Bild wäre wirklich toll gewesen, denn sie lagen dicht beieinander und man konnte schon den blauen Himmel erahnen, wenn da nicht der Nebel gewesen wäre. So erkannten wir gerade einmal ihre Silhouetten. Mir schoss immer wieder ‚Leoparden im Nebel’ durch den Kopf und ich schmunzelte vor mich hin. Natürlich mussten wir diese unwirkliche Situation festhalten, auch wenn die Bilder furchtbar ausschauen, spiegeln sie perfekt die Stimmung wieder. Wir waren einerseits total begeistert, aber der Fotograf in uns wünschte sich natürlich den Nebel weg und die kleine Familie im schönsten Licht. Später am Vormittag setzte sich dann die Sonne durch. Leider war der Riss über Nacht verschwunden und so hielt auch die Leoparden nichts mehr in dieser Gegend und sie verschwanden so still und heimlich, wie sie gekommen waren. Schade, die beiden hätten wir gerne noch etwas länger beobachtet, aber wir waren dankbar und überglücklich überhaupt so viele Leoparden gesehen zu haben.
Mittags setzten wir unseren Pizzateig an und diesmal gaben wir in das Selfraising Flower noch Trockenhefe dazu. Schon mittags konnten wir erahnen, dass der Teig klasse wird. Ich wusch noch ein paar Sachen, die wir auch wieder auf der Campsite hängen ließen. Zur Nachmittagspirsch ließen wir den Teig im Potjie unter unserem Tisch stehen und begaben uns über Twee Rivieren in das Auob Flusstal. Wir fuhren sehr weit ohne wirklich etwas zu sehen und der Tag neigte sich schon langsam seinem Ende entgegen. Ein paar Kilometer fahren wir noch entschied Chris, dann müssen wir zurück. Intuitiv hatte er sich richtig entschieden, denn kurz darauf trafen wir auf einige Autos an Straßenrand. Neugierig suchten wir die Umgebung ab und entdeckten unter einem Baum drei Geparden Brüder, die einen Springbock verzehrten. Sie hatten schon ganz dicke Bäuche und mussten immer wieder erschöpft Pause machen. Wir freuten uns, der Weg hatte sich wirklich gelohnt.
Dann wurde es für uns Zeit, wieder zurück zum Camp zu fahren. Unterwegs entdeckten wir noch einen Kampfadler, der auf einem Baum genüsslich eine Kapkobra verspeiste. Er ließ sich von uns überhaupt nicht stören, putzte sich nach dem Mahl noch den Schnabel an der Rinde ab und würdigte uns keines Blickes. Auch ein paar Löffelhunde wanderten auf der Suche nach Insekten mäanderförmig über die Savanne.
Als wir wieder auf unserer Campsite ankamen, schauten wir nicht schlecht, denn der Platz war mit weiteren frischen Löwenspuren übersät. Gebannt verfolgten wir die Spuren. Eine führte genau bis zu unserem Schattendach und auf der anderen Seite weiter in die Dünen. Unglaublich, wir suchen den ganzen Tag nach Tieren und die Löwen spazieren über unsere Campsite, während wir unterwegs sind. Zum Glück weckte unser Pizzateig im Potjie nicht ihr Interesse und auch die Wäsche hatten sie nicht angerührt. Obwohl mich der Gedanke an einen Löwen mit Chris Slip auf dem Kopf schon zum Lächeln brachte.
Der Pizzateig war super gegangen. Wir teilten ihn, da wir noch ein paar Zimtschnecken ausprobieren wollten. Aus ca. der Hälfte machten wir zwei Pizzas, eine mit Salami, Gemüse und Käse und die andere mit Thunfisch, Zwiebeln und Käse. Die Glut war perfekt und nach ca. 10 Minuten lag das erste Exemplar vor uns auf den Tellern. Im Potjie war die Pizza noch einmal aufgegangen und so war der Teig nun ca. 4 cm hoch. Es duftete fantastisch und nach all den Tagen grillen war dieses Essen einfach perfekt. Wir schafften natürlich nur eine Pizza und ließen die andere abkühlen. So hätten wir mittags noch einmal ein klasse Essen. Dann kam der Nachtisch an die Reihe. Ich arbeitete noch Zucker in den Teig ein und machte mit Butter und Zimt die Füllung. Chris rollte den Teig aus und wir bestrichen ihn mit der Masse. Dann rollten wir ihn zusammen und schnitten 4 gleich große Zimtrollen ab. Leider meinte es Chris mit der Glut etwas zu gut und ich nahm zu wenig Zucker, aber für den ersten Versuch waren wir zufrieden und ließen uns eine Zimtschnecke schmecken.

Übernachtung: Rooiputs Pan 5

Tageskilometer: 200 km Gamedrive

Montag, 17. Mai 2010 16. Tag

Am Morgen erwartete uns wieder starker Nebel. Da die Leoparden weg waren, nutzten wir dieses bizarre Schauspiel und machten ein paar Landschaftsaufnahmen. Als die Sonne den Nebel durchbrach, hüllte sie die ersten Bäume in ein warmes Licht, der Nebel senkte sich ein wenig und gab die Konturen der Dünen frei. Begeistert entdeckten wir immer wieder neue Motive und waren wieder einmal hin und weg von dieser einzigartigen Landschaft aus Bäumen und Dünen - umrandet von den Felsen des ehemaligen Nossob Flussbettes.

An diesem Morgen heiß es Abschied nehmen von unserer Lieblingscampsite Rooiputs. Der schöne Schattenhut, die tolle Aussicht von unserer Campsite, der nächtliche Kapfuchsbesuch, die Löwen, die jeden zweiten Abend durch das Camp zogen und vieles mehr war ein wichtiger Teil unseres Urlaubs geworden und würde uns mächtig fehlen. Selbst unseren „Aufpasser“, den Straßenbauingenieur ‚John Wayne’ würden wir vermissen, mit seinem typischen Hut und seinem 4x4, mit dem er wie auf einem Pferd angaloppiert kam. Der Abschied fiel uns wirklich schwer, auch wenn erst die Hälfte unseres Urlaubs um war und noch einige sehr schöne Ziele auf uns warteten. Natürlich hatte ich versucht, Chris eine Nacht länger auf Rooiputs zu halten und dafür die Nacht in Mata Mata zu opfern, denn auf Horden südafrikanischer Rentner mit ihren perfekt ausgestatteten Wohnparks und der Gefangenschaft hinter dem hohen sicheren Zaun hatten ich überhaupt keine Lust. Aber Chris hatte natürlich die besseren Argumente, denn wenn wir auf Rooiputs blieben, wäre der Weg nach Mata Mata viel zu weit und wir würden erst am Abend bei den Wildpferden in Aus ankommen und das wäre viel zu kurz, da wir nur eine Nacht im Eagles Nest gebucht hatten. Grummelnd fügte ich mich in mein Schicksal.
Wir fuhren in Richtung Dünenstraße. Auf dem Weg begegneten wir noch einem mächtigen Löwenpascha, der gemächlich an der Straße entlang in die Dünen lief und leider verschwunden blieb. Da wir ihm in der Nähe vom Melkvlei Wasserloch sahen, hofften wir, dass er zum Trinken käme, aber leider hatte er Wichtigeres vor und lies sich nicht blicken.
Wir begegneten noch einmal den südafrikanischen Fotografen, die ihren ‚Wohnsitz’ auf Polentswa verlagerten und verabschiedeten uns von ihnen.
Die obere Dünenstraße (Upper Dune Road) war der Hammer. Hier hatte es noch viel mehr geregnet und in jeder Senke stand Wasser, zum Teil fast knietief. Das war wirklich unglaublich. Da wir unser Auto bzw. die Lichtmaschine schonen wollten, umfuhren wir die meisten Wasserflächen brav, nur manchmal wenn es keine andere Möglichkeit gab, ließ Chris unserem Gefährt freien Lauf und Wasserfontänen spritzten auf. Einmal verschätzte er sich und brauste lässig den Arm aus dem Fenster hängen lassend durch eine tiefe Lake und war von oben bis unten in eine milchkaffeefarbene Wasserbrühe getaucht. ‚Selbst Schuld’, grinste ich, denn ich hatte vorsichtshalber schnell mein Fenster hochgekurbelt und war trocken geblieben. Jedenfalls machte die Dünenüberquerung mächtig Spaß und wir waren fast schon enttäuscht, als wir im Auob Flusstal ankamen. Wie auch in der Zentralkalahari saßen hier unzählige Gackeltrappen am Rand des Weges und flogen laut schimpfend auf, als wir an ihnen vorbei brausten.
Langsam näherten wir uns immer weiter Mata Mata. Dort, wo wir am Vortag die drei Gepardenbrüder gesehen hatten, war es nun öde und leer. Kurz vor unserem Ziel sahen wir eine hoch aufgestellte Kapkobra mitten auf der Straße. Wütend drehte sie sich nach allen Seiten und wir freuten uns über unser Glück, endlich einmal eine Schlage vor die Linse zu bekommen. Doch je länger wir sie beobachteten, desto mehr sahen wir, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Chris meinte gerade: „Sie kann die Zunge nicht einziehen.“ Da sah ich es auch. Vor uns musste sie ein Auto erwischt haben und wir fotografierten gerade ihren Todeskampf. Mir schossen die Tränen in die Augen. So hatte ich mir meine erste längere Schlangenbegegnung nicht vorgestellt und nun musste ich auch noch dieses arme Tier sterben sehen. Ein letztes Mal drehte sie sich und suchte den unsichtbaren Angreifer, dann rollte sie sich zusammen und bewegte sich nicht mehr. Uns war alles vergangen. Still setzten wir unseren Weg fort. Wenn früher jemand zu mir gesagt hätte, dass ich mal wegen einer Schlange weine, dann hätte ich ihn ungläubig angeschaut, aber das Schicksal und dieser unnötige Tod gingen mir sehr nahe. Ich hoffte nur, dass es keine Absicht war. Aus eigener schmerzlicher Erfahrung in unserem Amerikaurlaub weiß ich ja auch, dass man manchmal nicht die Möglichkeit zum Ausweichen hat.
Unterwegs sahen wir noch einige Antilopenherden. Je näher wir Mata Mata kamen, desto grüner wurde die Landschaft. Hier hatte es auch viel mehr Gras und es sah nicht so vertrocknet aus.
Kurz vor dem Camp stand ein Auto am Wegesrand. Wir hielten und entdeckten weit entfernt einen einzelnen Gepard mit einem erbeuteten Springbock. Er fraß im Schatten eines Baumes. Immer wieder suchte er die Umgebung auf der Suche nach Fressfeinden ab, aber er blieb ungestört. Wir beobachteten ihn eine Weile, aber er war einfach zu weit weg, also fuhren wir ins Camp.
Die Campsite bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen, eine Wagenburg nach der anderen und eine luxuriöser als die andere. Ich hätte am liebsten auf der Stelle kehrt gemacht und wäre geflohen. Das war fast zu viel des Guten und meine Laune näherte sich ihrem ersten Tiefpunkt auf dieser Reise.
Sehr nette Südafrikaner sahen uns suchen und boten uns ihren Grillplatz am Zaun an, da sie einen eigenen Grill dabei hatten. Den Platz nahmen wir gerne an. So konnten wir wenigstens durch den Zaun in die Freiheit schauen und die vorbeiziehenden Tiere beneiden.
Das Camp hatte sich auch vergrößert. So sind einige neue Bungalows entstanden und man fährt nun an den Wohnungen der Angestellten vorbei. Es war etwas verwirrend, aber Chris blickte zum Glück gleich durch und lotste uns nach der Mittagspause wieder in den Park hinaus.
Der Gepard war immer noch am Fressen. Wir schauten kurz und fuhren dann weiter bis zur Dünenstraße. Es war so gut wie nichts an Tieren unterwegs. Irgendwann entdeckten wir einen Singhabicht, der mit einem Jungvogel unterwegs war. Gemeinsam suchten sie nach Fressbarem auf dem Boden. Chris fotografierte gerade den jungen Singhabicht, während ich den Altvogel durch mein Fernglas beobachtete. Er lief langsam und suchend am Boden entlang, mit den Augen die kleinste Bewegung sofort wahrnehmend, als er auf einmal erschrocken aufflog. Direkt neben ihm hatte sich eine Kapkobra aufgestellt und zischte ihn an. Beide hatten sich furchtbar erschrocken, aber danach beruhigten sie sich sofort wieder und binnen Sekunden sah man keine Schlange mehr und auch der Singhabicht setzte seine Futtersuche fort. Chris hatte von dem Schauspiel leider nichts mitbekommen, aber mir hat sich dieser Moment fest eingeprägt. Schade nur, dass wir kein Bild von dieser Szene hatten.
Zum Abschluss unserer Abendrunde beobachteten wir noch vier Löffelhunde, die geschäftig die Grasflächen abliefen und mit ihren großen Ohren den Boden nach Insekten abscannten.
Zurück im Camp grillten wir Rinderfilet. Dazu gab es leckeren, in Alufolie verpackten, Schafskäse und Folienkartoffeln. Bei den Nachbarn gab es auch allerhand leckere Sachen im Potjie, so nah waren sie. Sie feierten ausgiebig, aber das war bei dem Lärmpegel auf dieser Campsite auch schon egal. Unsere anderen Nachbarn gingen früh ins Bett und der von Gegenüber schaute ewig lange seine Bilder auf dem Laptop an. Am nächsten Morgen erfuhren wir, dass er den Gepard beim Jagen beobachten konnte, als er den Springbock direkt an der Straße erlegte und er der glückliche Fotograf war, der dabei war.
Auch der Generator, der bis 23 Uhr lief, trug zur Unterhaltung bei. Wie man schon liest, fühlten wir uns so richtig wohl und wünschten uns wieder zurück nach Rooiputs. – Okay, ich noch etwas mehr als Chris, der sich erstaunlich schnell an eine neue Situation anpassen kann. Alles Jammern half nichts, der Abend verging und irgendwann lagen wir in unseren Schlafsäcken und bekamen von dem Gewusel draußen eh nichts mehr mit.

Übernachtung: Mata Mata - Campsite

Tageskilometer: 355 km Gamedrive

Dienstag, 18. Mai 2010 17. Tag

Am Morgen herrschte gleich auf der gesamten Campsite rege Geschäftigkeit. Trotzdem waren wir das zweite Auto am Gate. Vor uns stand der Fotograf, der Chris von seinem Hammer-Gepardenerlebnis berichtete, als sie gemeinsam an der Rezeption auf die Permits warteten.
Pünktlich wurde das Tor geöffnet und wir durften los, raus in die Wildnis. Aus allen Richtungen, in denen Lodges lagen, kamen nun langsam die Autos angefahren und schon bald fuhren wir im Konvoi. Aber an diesem Morgen hatte niemand so recht Glück. Erst am zweiten Loop blieben die Autos abrupt stehen; da war doch irgendwas. Je näher wir kamen, desto deutlicher konnten wir eine müde Löwin erkennen, die im Schatten einiger Bäume lag und das Wasserloch beobachtete. Die Autos hinter uns wurden immer mehr, so dass wir beschlossen, erst einmal weiter zu fahren, denn nach dem dritten Loop mussten wir umkehren, da wir spätestens um 9 Uhr den Park verlassen wollten. Bis auf ein paar Gnus, die aber weit entfernt waren, gab es nichts Aufregendes mehr zu sehen. Wir fuhren noch einmal an der Löwin vorbei und nahmen dann den direkten Weg ins Camp.
Dort angekommen blieben wir noch für ein paar Minuten bei einem Erdhörnchenbau stehen und machten ein paar Bilder. Danach ging es zur Grenze. Ohne Schwierigkeiten oder Kontrollen durften wir passieren. Die Grenzer waren alle sehr nett und quatschten mit uns über die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft. Schnell hatten wir unseren Namibia-Einreisestempel und um 9.13 Uhr waren wir schon in Namibia unterwegs.

Die Dünenüberquerung machte uns wie immer großen Spaß. Es ging bergauf und bergab über eine blendend weiße Gravelroad nach Koes. Die Dünen waren vom letzten Regen stark bewachsen und schimmerten uns grün gelb entgegen. Irgendwann änderte sich das Landschaftsbild und die Dünen verschwanden, dafür sahen wir steinige Berge, die mit unzähligen Köcherbäumen bewachsen waren. 
Als wir dann auf die Teerstraße nach Aus einbogen, begleiteten uns sanfte Hügel, Gras bewachsene Weideflächen sowie die unverkennbare Bahnverbindung nach Lüderitz. Die Schäfchenwolken, die anfangs noch klein und fluffig waren, wuchsen mit jedem Kilometer und sahen schon bald wie eine eng gedrängte Schafherde aus.
Dank der Zeitverschiebung zwischen Namibia und Südafrika, die eine Stunde ausmacht, kamen wir schon um 14 Uhr in Klein Aus Vista an. Wir checkten gleich ein und waren schon gespannt, welcher der knuffigen Bungalows uns gehören würde. Der Piet, einer der Besitzer der Lodge, erinnerte sich noch an unseren letzten Besuch und erzählte uns, dass er nun in den Bungalows Solarstrom hätte. Die Dame an der Rezeption überreichte uns den Schlüssel für Boulder Süd. Wir bestellten noch das Grillpaket und fuhren sogleich zu unserem Bungalow.
Dort angekommen standen wir vor einer riesigen Steinvilla aus Natursteinen. Ein  mittiger Eingang führte uns in einen Gemeinschaftsraum mit Küche, Essbereich und Kamin. Von dort aus gingen jeweils zwei Schlafräume mit separaten Bädern ab. War das vielleicht ein Luxus! In unseren Schlafraum ragte ein riesiger Felsen, der sich über den Aufenthaltsraum bis in den anderen Schlafraum erstreckte. Wir waren mächtig beeindruckt. Das wird wohl nicht alles uns gehören, dachten wir. Chris schaute etwas dumm, denn der Grill war genau vor dem anderen Schlafraum. Sogleich versuchte er ihn umzustellen, aber er war viel zu schwer. Okay, dann fragen wir noch mal an der Rezeption nach.
Als wir zu den Wildpferden fahren wollten, stoppten wir noch einmal vor der Rezeption und trafen sogleich Piet. Chris fragt nach einem weiteren Grill, falls noch andere Gäste kommen. Piet sah ihn erstaunt an, lächelte dann und meinte: „Das ist alles Euer Reich.“ Strahlend kam Chris zum Auto zurück, übereichte mir den Schlüssel von Boulder Nord und erzählte mir die Neuigkeiten. Wahnsinn, nach zwei Wochen Dachzelt, hatten wir nun Luxus pur.
Aber erst einmal fuhren wir nach Garub und hofften auf ein paar Wildpferde. Die Weideflächen waren leider sehr karg und staubig. Hier hatte es wohl kaum geregnet. An der Tränke trafen wir auf Regina und Markus, die schon länger auf die Pferde warteten. Witzigerweise standen an der Tränke einige Oryx und auch ein paar Strauße kamen vorsichtig näher. So nach und nach ließen sich auch einige Pferde blicken.
Leider ging ein heftiger Wind und auch das Wetter sah zunehmend besorgniserregend aus. Die Wolken wurden immer dichter und dunkler. Es fing sogar ein wenig an zu regnen, aber wir standen ja im Unterstand, der von den Pferden seit unserem letzten Besuch sehr verschönert wurde. So führte eine Tür in den Unterstand und auf einem Holzgerüst war immer noch ein Dach. Aber die ganze Holzumrandung war verschwunden. Die Pferde hatten wirklich ganze Arbeit geleistet und wir amüsierten uns prächtig.
Nach den paar Regentropfen kam dann auch gleich wieder die Sonne raus und es entstand ein schöner kräftig leuchtender halber Regenbogen, der uns sofort aus dem Verschlag lockte und zu ein paar Landschaftsbildern reizte. Regen war hier dringend nötig, denn die wenigen Pferde an der Tränke sahen sehr mager aus.
Auf dem Rückweg wurde es immer dunkler von dem nahenden Regen. Links auf einer eingezäunten Fläche kamen uns aufgeregt ein paar Farmpferde entgegen galoppiert. Sie spürten wohl den kommenden Regen, denn sie hatten die Nüstern aufgebläht und liefen mit erhobenen Schweifen übermütig über das Weideland. Gerne wäre ich dort etwas geblieben, aber Chris hoffte noch auf einen schönen Sonnenuntergang auf dem Gelände von Klein Aus Vista und so brauste er weiter.
An der Rezeption holten wir noch schnell unser Grillpaket ab und fragten uns schon, ob das wohl eine so gute Idee war, denn es regnete leicht. Aber auf dem Weg zu unserem Häuschen lugte wirklich noch einmal die Sonne durch die Wolken und verzauberte die Landschaft in unglaublich schöne warme Rot-Töne. Ein perfekter doppelter Regenbogen schimmerte im letzten Licht und ich wäre fast verzweifelt, denn wir mussten erst um die Felsen herum fahren, um ein Bild davon machen zu können. In allerletzter Sekunde konnte ich noch schnell Freihand ein paar Bilder machen, dann war der Regenbogen samt Sonne auch schon wieder verschwunden. Mittlerweile regnete und stürmte es sogar richtig.
An unserem Bungalow angekommen, schauten wir erst einmal vorsichtig in unser Grillpaket und waren begeistert von den Köstlichkeiten. Leckerer Salat mit Schafskäse und extra Dressing, Sandwiches mit Käse und Tomaten, gefüllte Folienkartoffeln, saftig eingelegte Oryxfilets und als Nachtisch dicke Tortenstücke schauten uns verführerisch entgegen. Uns lief sofort das Wasser im Munde zusammen und wir merkten jetzt erst, wie hungrig wir waren.
Zum Glück hatte sich das Wetter wieder etwas beruhigt und Chris konnte den Grill einheizen. Dank dem Sturm hatten wir schnell eine super Glut und schon bald brutzelte das Essen auf unserem Grill.
Zwischendurch versuchten wir noch verzweifelt Handynetz zu bekommen, denn heute hatte Eberhard Geburtstag und ich wollte unbedingt daheim anrufen. So fuhren wir schnell noch ca. zwei Kilometer in Richtung Rezeption und ich konnte telefonieren.
An diesem Abend gönnten wir uns eine gute Flasche südafrikanischen Rotwein, der aus richtigen Gläsern einfach noch viel besser schmeckt, als aus unseren Metallbechern. Das köstliche Essen ließen wir uns noch draußen unter unserem Verandadach schmecken, aber später wurde es ziemlich kühl, so dass wir uns an den Kamin setzten, den Chris vorsorglich eingeheizt hatte. Wir stellten unsere Stühle dicht ans Feuer, lauschten schöner leiser Musik aus unserem Laptop und tranken gemütlich den leckeren Wein vor unserem knisternden Feuer. Was will man mehr?
Wir genossen den Luxus in vollen Zügen, doch irgendwann fielen uns nach dem langen anstrengenden Tag die Augen zu und wir verschwanden in unsere Betten.
Wir hätten eigentlich in unseren riesigen Betten so schön schlafen können, aber leider ärgerten uns die ganze Zeit ein paar Mücken. Sie surrten über unseren Köpfen und nutzten jede Reglosigkeit unsererseits, um ihren Durst zu stillen. In dem Raum aus Holz und Felsen hatten wir natürlich keine Chance, diese Biester zu erwischen. Irgendwann hatte Chris die beste Idee aller Zeiten und schaltete den Ventilator ein. Ab diesem Zeitpunkt hatten wir Ruhe und konnten unter dem sanften Lufthauch super schlafen, während es draußen weiter stürmte und regnete.

Infos und Bilder zu Wildpferde Aus - Klein Aus Vista

Übernachtung: Klein Aus Vista, Eagles Nest - Boulder

Tageskilometer: 70 km Gamedrive - 550 km

Mittwoch, 19. Mai 2010 18. Tag

Leider, oder sollte ich schreiben glücklicher Weise, hatten sich die Wolken auch über Nacht nicht verzogen und so blieben wir etwas länger liegen. Gerade als sich langsam die Sonne durch die Wolken quälte, standen wir auf. Chris schaute gleich einmal vor die Tür nach dem Wetter. Aufgeregt kam er wieder. „Komm mal mit, ich zeige Dir etwas, was Du den ganzen Urlaub noch nicht zu sehen bekommen hast.“ Meine Gedanken liefen auf Hochtouren, was konnte denn das sein? Langsam folgte ich ihm und spähte durch die offene Tür.
Keine 5 Meter vor uns auf unserem ‚Hausfelsen’ hatte sich in einer Vertiefung der Regen der vergangenen Nacht gesammelt und ein Klippspringerpaar schaute uns mit großen Augen an. Eigentlich sind diese grazilen Antilopen sehr scheu, aber nun standen sie direkt vor uns und tranken aus der kleinen Naturtränke. Auch zwei Webervögel hatten sich eingefunden. Was für ein Anblick. Im Hintergrund wurde die Savannen- und Felslandschaft durch das frühe Licht gerade in orange Töne getaucht und so entstand ein beinahe unwirkliches Bild von den kleinen Kletterern.
Chris fotografierte fleißig und ich schnappte mir die andere Kamera und begab mich auf der anderen Seite hinaus, um ein paar Bilder von der wunderschönen Landschaft im ersten Licht zu machen. Die Wolken waren nach wie vor dicht und es hatte sich wieder ein Regenbogen gebildet, die Graslandschaft schimmerte rotgolden. Es war einfach unbeschreiblich schön.
Irgendwann rissen wir uns los und machten uns auf den Weg zu den Wildpferden, denn wir hofften immer noch auf ein ultimatives Erlebnis, so wie wir es beim letzten Besuch 2008 hatten.
Je weiter wir in Richtung Garub fuhren, desto dichter wurden die Wolken. Die Straße schimmerte tiefschwarz und dahinter stand dunkel die Regenfront. Wow, das sah wirklich toll aus. Dann gewannen leider die Wolken und die Sonne war verschwunden. An der Tränke sahen wir so nach und nach ca. 30 Pferde, aber die Gruppen waren sehr klein. Die Tiere hatten es eilig, sie tranken nur schnell und verschwanden genauso schnell wieder. Viel zu kahl war die Landschaft. Einige Pferde waren erschreckend dünn. Es war kein Vergleich zu unserem Besuch 2008. Trotzdem war es schön, so viele Pferde sehen zu dürfen, auch wenn wir sie am liebsten in die Kalahari geschickt hätten. Dort stand das Gras ja meterhoch und die Tiere hätten genug zum Fressen gehabt, wenn man einmal von den Raubtieren absieht.
Um ca. 9 Uhr waren wir zurück und frühstückten ausgiebig in der Lodge. Hier trafen wir auch wieder auf Regina und Markus, die den gestrigen schönen Regenbogen wenigstens auf der Straße in voller Pracht fotografieren konnten.
Nach dem leckeren Frühstück fuhren wir erst einmal zur Geisterschlucht, um das zerschossene verrostete alte Autowrack zu fotografieren. Der Besitzer hatte wohl nur Pech mit diesem Auto und als es ihn wieder einmal am Eingang zur Geisterschlucht im Stich ließ, soll er wutentbrannt ausgestiegen sein und das widerspenstige Auto erschossen haben. Immer wenn er dort vorbei kam, soll er es wieder und wieder erschossen haben. Als Motiv eignet es sich auf alle Fälle prima.
Nach diesem Kurzausflug fuhren wir zu unserem Häuschen und packten dort alles zusammen. Am liebsten wären wir noch geblieben, wie immer an diesem außergewöhnlich schönem Fleckchen Erde, aber wir mussten weiter.
Unser Weg führte uns entlang der 707 bis zum Sossusvlei. Die Wolken hatten sich fast verzogen und die Sonne begleitete uns. Unterwegs trafen wir wieder auf Regina und Markus, die sich schon am Anfang der 707 nicht von der schönen Landschaft losreißen konnten und erst am späten Nachmittag auf Kanaan ankamen. Bis dahin waren wir im Sossusvlei und sahen erstaunt die vielen Neuerungen. Zuerst einmal war vor dem Eingang eine riesige Tankstelle entstanden und auch ein neuer Campingplatz bot den vielen Gästen außerhalb pro Site ein Schattendach mit eigenen Duschen und Toiletten.
Im Park stand eine neue Rezeption. So war ein riesiges mehrteiliges Gebäude mit Bar, Restaurant, Shop und Rezeption entstanden. Dort erfuhren wir auch, da wir drei Nächte gebucht hatten, dass eine vierte Nacht gratis ist. Leider waren wir schon verplant und konnten die Nacht nicht nutzen. Schade, wenn wir das vorher gewusst hätten… .
Wir bekamen Campsite Nr. 20 zugewiesen und ich war mehr als enttäuscht. Die Campsite lag sozusagen mittendrin und direkt neben der Toilette. Der Platz an sich war ja nicht schlecht, er war etwas tiefsandig, aber das war okay. Ein großer Baum spendete Schatten, aber die Lage war einfach nur bescheiden. Leider war nichts mehr frei und so konnten wir nicht umziehen. Die freundliche Dame an der Rezeption meinte, dass wir am nächsten Tag kommen sollen, dann kann sie vielleicht was machen. Tja, da wollten wir den ganzen Tag in den Dünen sein, das ging also nicht. Chris tröstete mich und meinte, dass wir ja nur zum Abend dort sind. Trotzdem fühlte ich mich so richtig eingekesselt und war sehr unglücklich mit dieser Campsite. Jetzt war ich wieder froh „nur“ drei Nächte dort zu sein und nicht noch eine vierte.
Wir richteten uns ein, ließen Tisch und Stühle stehen und machten uns dann noch einmal auf den Weg in die Dünen.
Am späten Nachmittag fuhren wir durch das Gate und näherten uns den ersten Dünen. Wunderschöne Foto-Wolken hatten sich gebildet, so dass wir immer wieder anhalten mussten, um ein paar Bilder zu machen. Weiter weg am Rande der Dünen sahen wir Springböcke, Oryxantilopen und Strauße. Die der Sonne abgewandte Seite der Dünen lag schon tief im Schatten und es war ein wunderschöner Kontrast zu sehen.
An der Düne 45 verbrachten wir den Sonnenuntergang und ließen uns als Sundowner einen Bellini schmecken. Dankbar dachten wir an Kerstin und Uwe, die uns dieses leckere Getränk empfohlen hatten und fragten uns, was die zwei wohl gerade anstellen.
Um 17 Uhr war die Sonne dann endgültig hinter den Dünen verschwunden. Da wir aber bis 19 Uhr Zeit hatten, das Tor zu passieren, ließen wir den Rückweg gemütlich angehen. Links und rechts der Straße sahen wir Springböcke friedlich grasen. Ein Schakal sprang aufgeregt zur Seite, als wir uns ihm nähern und beäugte misstrauisch unser weißes Gefährt. Es war so richtig schön, Zeit für diese Strecke zu haben, die wir sonst immer nur im Dunkeln fahren.
Auf unserer Campsite fühlten wir uns immer noch nicht wohler. Egal, es ist ja fast dunkel, versuchte ich mich zu trösten; außerdem ist der Weg zu den Duschen nicht weit. Trotzdem schaute ich immer wieder neidvoll zu den schönen weitläufigen Außencampsites.
Unser Abendessen schmeckte hervorragend und schon sehr früh lagen wir in unseren Schlafsäcken. Wieder ärgerten uns blutgierige Mücken, die irgendwie ins Zelt gekommen waren.

Infos und Bilder zu Namib - Sossusvlei & Deadvlei

Übernachtung: Campsite 20, Sesriem Campsite

Tageskilometer: 500 km (mit Fahrt zur Düne 45)

Donnerstag, 20. Mai 2010 19. Tag

Als um 4.30 Uhr der Wecker klingelte, waren wir fast schon froh, aufstehen zu dürfen, denn die Mücken ließen uns die ganze Nacht nicht in Ruhe. Irgendwo hatten sie ein Schlupfloch und wenn wir endlich mal eine erwischt hatten, war schon ein neuer hungriger Plagegeist da.
Schnell kochte Chris einen Kaffee, während ich schlaftrunken in die Waschräume torkelte und dann fuhren wir auch schon zum Gate vor. Irgendwie hatte Chris sich etwas in der Zeit verschätzt, denn wir standen schon um 5 Uhr am verschlossenen Gate, das aber erst um 5.30 Uhr öffnete. Naja, so ordneten wir etwas unser Gepäck und knabberten ein paar Kekse zum Kaffee, der langsam meine Lebensgeister weckte. Leise Musik ertönte dazu aus dem MP3. So verging die Zeit schneller, als wir dachten.
Ein ebenso müder Ranger öffnete uns dick eingemummelt das Gate, nachdem er ordnungsgemäß unsere Autonummer vermerkt und das Permit kontrolliert hatte.
Dann durften wir passieren. Es war stockdunkel draußen. Wir konnten weder die Dünen noch den Himmel erkennen. Als wir eine Weile unterwegs waren, setzte langsam die Dämmerung ein. Endlich konnten wir schemenhaft etwas sehen. Immer wieder grasten sehr nah Oryx und Springböcke, so dass wir relativ langsam fuhren. Zum Glück reagierten die Tiere meist richtig und sprangen von der Straße weg, als wir uns ihnen näherten. So liefen ein Schakal und ein Hase relativ nah vor unserem Auto über die Straße in die Dämmerung davon. Nur ein sehr junger Oryx, der alleine unterwegs war, reagierte völlig anders als erwartet. Er stand auf einmal direkt neben unserem Auto und zielte schon auf die Motorhaube. Chris ging voll in die Eisen und schlingernd kamen wir kurz vor dem Kleinen zum stehen. Das war noch einmal gut gegangen, atmeten wir erleichtert auf. Nachdem wir uns von dem ersten Schreck erholt hatten, erklärte ich dem Kleinen, dass das so nicht geht, wenn er groß werden will. Doch er schaute mich nur verständnislos an und sprintete ein Stück davon.
Der Parkplatz vor der Tiefsandstrecke war noch menschenleer. So machten wir uns an die 5 km und waren schon gespannt, was uns erwartete. Wie immer im Frühjahr, war der Sand relativ fest und gut befahrbar, so dass wir die Strecke ohne Allrad hinter uns bringen konnten. Es gab genauso viele Spuren wie immer, wenn nicht noch mehr, aber alle Wege führen ja bekannter Weise ans Ziel. Wir hielten uns so weit links wie möglich, da wir ja den Parkplatz vom Deadvlei ansteuern wollten.
Wir waren zwar das erste Auto frühmorgens am Gate, aber natürlich waren wir nicht die ersten auf dem Parkplatz, denn die Besucher der Dune Lodge dürfen noch eher los und so standen schon ein paar Autos dort. Viele halten neuerdings schon etwas weiter vorne und gehen von dort aus zum Deadvlei. Das ist sicher etwas kürzer, aber wir wollten unser Auto in den Schatten stellen und blieben beim offiziellen Deadvlei Parkplatz stehen.
Zuerst kletterten wir wieder auf unsere Lieblingsdüne, denn etwas Nostalgie muss sein. Aber leider wehte an diesem Morgen ein sehr heftiger Wind, so dass ich nicht bis auf den Dünenkamm ging. Chris kam auch gleich wieder zurück, aber vorher flog noch sein Käppi an mir vorbei. Er hechtete ihm todesmutig hinterher, ehe es die Düne hinab kullern konnte und ergatterte es zurück. Oranger Staub flog uns um die Ohren und schon bald knirschte es zwischen unseren Zähnen. Wir beschlossen, die Düne zu verlassen und ins Deadvlei zu gehen.
Dort angekommen schauten wir nicht schlecht, als wir eine große Gruppe Fotografen sahen. Da fand wohl ein Fotoworkshop statt. Jeder gute Baum war umlagert und wir hatten gleich gar keine Lust mehr. Aber irgendwie ging es doch. Wir versuchten alle, einigermaßen Rücksicht zu nehmen, außerdem tummelten sich die meisten Fotografen um den Workshopleiter. Das Licht war schön und die Schatten wichen langsam aus dem Vlei. Leider hatten sich keine Fotowolken gebildet, dafür wehte ein starker Wind, der uns jedoch im Vlei nicht weiter störte.
Um ca. 9 Uhr machten wir uns auf den Rückweg. Menschenmassen kamen uns entgegen. Es war schon sehr heiß, aber die Massen bewegten sich konvoimäßig auf die toten Bäume zu. Erstaunt und erfreut waren wir, dass auch so viele ältere Leute sich das tote Vlei anschauen wollten und sogar in Begleitung und mit Stöcken langsam der Lehmsenke entgegen strebten. Wer den Weg einmal gegangen ist, weiß auch, wie anstrengend er sein kann, besonders wenn die Sonne schon fast ihre volle Kraft entwickelt hat und gnadenlos vom Himmel brennt.
Am Deadvlei Parkplatz tummelten sich all jene, die nicht ins Vlei wollten und auf die Rückkehr ihrer Reisegruppe warteten. Das war uns dann etwas zu viel des Guten. Wir verstauten unsere Sachen und fuhren auf den Parkplatz vom Sossusvlei. Dort suchten wir uns einen großen Schattenbaum mit Tisch und Bänken und bereiteten unser Frühstück zu. Massen an Webvervögeln fielen bei uns ein und beobachteten jeden unserer Schritte. Sofort holte ich eine unserer Aluschüsseln raus und füllte sie mit Wasser. War das ein Andrang. Ein Vogel nach dem anderen kam zum Trinken und ich kam fast nicht mehr mit dem Nachfüllen hinterher, so einen großen Durst hatten sie. Als der schlimmste Durst gestillt war, kam das Gefieder an die Reihe. Es spritzte und platschte. Schnell war das saubere Wasser eine rotbraune Brühe und lauter kleine pitschnasse Vögel saßen in den Bäumen und trockneten ihr Gefieder. War das ein netter Anblick!
Für uns gab es mal wieder Eier - diesmal mit Speck. Danach baute Chris unsere Hängematten auf und wir verbrachten die heißen Mittagstunden liegend zwischen den Bäumen und lasen in unseren Büchern. Der Wind war dabei recht angenehm. Irgendwann kam auch ein Schakal vorbei. Ich zeigte ihm das Wasser und entfernte mich etwas weiter. Schnell hatte der Kleine kapiert, was da in der Schüssel war und stillte seinen Durst.
Viel zu schnell verflog die Zeit und wir machten uns wieder auf den Weg in die Dünen rund ums Deadvlei. Es ist schon faszinierend, denn kaum geht man ein paar Schritte abseits der Touristenpfade, schon ist man alleine und hat die ganze unberührte Dünenlandschaft für sich. Die Sonne knallte gnadenlos vom Himmel und wir waren froh genug Wasser mitgenommen zu haben.
Begeistert fanden wir immer neue Motive und langsam kamen auch die ersehnten Schatten. Die Kontraste wurden immer schöner und es hatten sich sogar ein paar Fotowolken gebildet. Über das zerstörte Vlei kamen wir schließlich wieder ins Deadvlei und staunten nicht schlecht, als schon wieder der Fotograf mit ein paar seiner Kursteilnehmer vor Ort war. Mit seinem GPS ging er jeden Baum ab und suchte nach der besten Stelle, dann blockierte er ihn, bis er das richtige Licht hatte. Wahrscheinlich hatte er auf dem GPS noch die perfekte Uhrzeit für sein Bild drauf. Naja, wir kamen wieder irgendwie klar und machten halt unsere Bilder, wenn er von dem entsprechenden Baum abließ.
Langsam wurde das Licht im Vlei immer besser. Chris hatte sich einen der hinteren kleinen Bäume ausgesucht und auf einmal schlenderte der Fotograf mit seinem GPS um Chris herum. Der ließ sich aber nicht stören. Jetzt wartete er auf das richtige Licht! Irgendwann kam der Fotograf sehr freundlich an und meinte, ob wir von der Campsite sind. Dann müssten wir doch langsam gehen, denn die Zeiten müssen doch eingehalten werden. Genauso freundlich lächelnd sagten wir ihm, dass wir erst um 19 Uhr am Gate sein müssen und noch viel Zeit hätten. Da schaute er etwas sauertöpfisch drein und ging.
Der Mai ist wirklich ein toller Monat für die Dünen, denn da darf man sehr lange draußen sein. Normalerweise muss man eine Stunde nach Sonnenuntergang zurück am Gate sein. Doch die Sonne verschwand schon um 17 Uhr hinter den Dünen und wir mussten erst um 19 Uhr hinaus. So kann wirklich jeder den Sonnenuntergang noch in den Dünen verbringen und sich genug Zeit für den Rückweg lassen.
Zurück auf der Campsite war ich dann völlig genervt. Ein Paar Südafrikaner hatten sich genau ans andere Ende unserer Mauer gestellt. Er saß den ganzen Abend draußen und schaute, was wir so machen. War ja kein Problem für ihn, da er uns genau auf das Feuer und den Tisch schauen konnte. Links neben uns hatte sich auch noch ein Auto gestellt, auch direkt an die Mauer. Jetzt kamen wir uns noch eingekesselter vor. Dabei hat es auf der anderen Seite in Richtung Sesriem einige Reservesites, so dass wir fast selbst ins Überlegen kamen, dahin umzuziehen. Hinzu kam noch ein feierfreudiger Overlander-Trupp auf der Campsite rechts neben uns. Die Jugendlichen liefen den ganzen Abend wie aufgescheuchte Hühner hin und her und laute Musik dröhnte bis spät nachts in unseren Ohren.
Zum Abendessen machten wir uns neben dem obligatorischen Steak einen Kartoffelauflauf, der so lecker wurde, dass wir ihn bis auf den letzten Happen wegatmeten. Das Rezept schreibe ich noch zu unseren Potjie Rezepten, denn es geht super leicht und schmeckt wirklich gut.
Zum Glück war ich wieder so geschafft von dem langen Tag, dass ich kaum, dass mein Kopf das Kissen berührte, auch schon schlief. Da störte mich kein lautes Gejohle der Overlander mehr und auch nicht deren Musik. Mücken hatte es dank dem starken Wind auch keine in dieser Nacht.

Übernachtung: Campsite 20, Sesriem Campsite

Tageskilometer: 146 km

Freitag, 21. Mai 2010 20. Tag

Gegenüber dem Vortag schliefen wir fast aus, denn Chris hatte den Wecker doch glatt 15 Minuten später eingestellt. Diesmal waren wir nur knapp das erste Auto am Gate, aber wir behaupteten erfolgreich unsere Poleposition.
An diesem Morgen wollten wir einen lang vorgehabten und immer wieder verschobenen Plan in die Wirklichkeit umsetzten und endlich einmal ins Hiddenvlei wandern. So endete unsere Fahrt vorerst auf dem Hauptparkplatz vor der Tiefsandstrecke. Zum Glück dämmerte es schon, aber nirgends war ein Wegweiser zu sehen. Aber Chris hatte ja die Daten im GPS. Gerade als wir uns wie die Pfadfinder auf den Weg machen wollten, rollte ein Reisebus auf den Parkplatz und mindestens 20 Franzosen sprangen in Wanderkleidung voller Enthusiasmus auf den staubigen Boden. Sie schauten sich kurz um und stiefelten auch schon los. Jetzt mussten wir Beide erst einmal wieder unsere Münder schließen, so gebannt hatten wir das Geschehen verfolgt. Hatten wir denn nur Pech? Egal, nun wussten wir wenigstens den richtigen Weg. Ein Franzose sonderte sich von der Gruppe ab und ging zielstrebig nach links. Diesem einzelnen Herrn folgten wir langsam, während sich die Menge relativ geradeaus bewegte. Bald waren die Massen hinter einer Düne verschwunden und wir waren wieder alleine.
Als die Sonne hinter den ersten Dünen auftauchte, sahen wir zwei Heißluftballone am Himmel. Fasziniert schauten wir ihnen zu. Was für ein Licht am frühen Morgen. Rotorange leuchteten die Dünen und sahen mit ihren langen Schatten besonders reizvoll aus. Der Sand war noch kühl am frühen Morgen. Immer wieder hielten uns irgendwelche Sträucher oder Tierspuren auf und wir kamen nur sehr langsam voran. Wir hörten Oryxantilopen schnauben und sahen ihre sehr frischen Spuren, aber leider ließ sich keiner dieser Überlebenskünstler von uns entdecken.
Auf einer hohen Düne tauchte dann mal wieder der Franzose auf und bot einen tollen Größenvergleich. Immer weiter folgten wir seinen Spuren. Es war einfach klasse.
Irgendwann trafen wir dann auch den ‚richtigen’ Weg ins Hiddenvlei, und kamen auf der Düne davor an. Leider hatte der Wind über Nacht nicht nachgelassen, sondern wehte mit voller Kraft den Sand von den Dünen.
Das Hiddenvlei war riesig und eine tolle Düne lag vor uns. Schade, auf dem Boden im Vlei waren zwei hässliche Autospuren für immer in den Lehm gedrückt, so dass es leider nicht mehr unberührt und ursprünglich aussah. Ein paar tote Bäume waren auch dort unten und einer war sogar wieder mit einem Vogelnest bestückt, in dem zwei kleine Vögel saßen. Chris fand den Unterkieferknochen eines Schakals und machte noch ein paar Bilder. Da die Sonne mittlerweile schon hoch am Himmel stand, machten wir uns bald darauf auf den Rückweg. Wir folgten diesmal den Stäben, die den Weg markierten und die wir erst jetzt so richtig wahr nahmen. Unterwegs fanden wir dann auf einen Stecken den Oberkieferknochen des Schakals. Irgendjemand hatte ihn mitgenommen und als Wegweiser benutzt.
Der Parkplatz war einfach nur voll, so dass wir uns sehr schnell auf den Weg zum Sossusvlei Parkplatz machten und uns wieder einen Schattenbaum suchten.
Hier frühstückten wir erst einmal so richtig herzhaft und bauten nebenbei wieder unsere Vogeltränke auf. Sofort kamen von überall die kleinen Webervögel angeflogen und tranken nach Herzenslust. Als wir alle satt und zufrieden waren, fielen wir wieder in unsere Hängematten und ließen es und gut gehen. Wir schaukelten sanft im Wind und Schwups war ich auch schon eingeschlafen.
Am Nachmittag besuchten wir das Narravlei, das uns schon bei unserem ersten Besuch 2008 so gut gefallen hatte.  Wieder waren wir alleine unterwegs und nur ein Singhabicht landete vor uns auf einer Düne und beäugte uns etwas schief. Immer weiter gingen wir in die Dünen, mal auf mal ab und es war wieder ein traumhaft schöner Spaziergang. Mit dem letzten Licht kamen wir sehr zufrieden bei unserem Auto an und fuhren gemütlich mit einem Sundownerdrink in der Hand zu unserer Campsite zurück.
An diesem Abend war es sehr ruhig. Die Overlander waren abgereist und auch unsere anderen Belagerer hatten entweder eigene Campsites bekommen oder waren auch abgereist. Wir saßen noch lange am Lagerfeuer und schauten in die Nacht. Unser treuer Urlaubsbegleiter der Skorpion war gerade aufgegangen und der Orion verschwand am Horizont. Die Nacht war relativ mild und wir fühlten uns zum ersten Mal so richtig wohl auf unserer Campsite.

Übernachtung: Campsite 20, Sesriem Campsite

Tageskilometer: 144 km

Samstag, 22. Mai 2010 21. Tag

Wieder schmiss uns der Wecker zu einer fast schon unmenschlichen Zeit um 4.45 Uhr aus dem Schlafsack. Wer macht eigentlich so etwas freiwillig in seinem Urlaub? Das sind entweder total Verrückte oder Fotografen, schoss es mir zu dieser frühen Stunde durch den Kopf. Noch total schlaftrunken ging ich mich waschen. Ich war froh, dass ich mir mit der Zahnbürste nicht die Haare kämmte und auch so einigermaßen heile wieder am Auto ankam. Zur Belohnung gab es dann einen Kaffee, den ich auch dringend brauchte.
An diesem Morgen waren nur wenig Autos unterwegs und so fuhren wir fast alleine bis zum Parkplatz zum Deadvlei. Dort standen schon wieder ein paar Autos der Lodgebewohner, die noch früher unterwegs waren als wir.
Eigentlich wollten wir den Sonnenaufgang auf unserer Düne verbringen, aber diesmal waren wir etwas später dran und außerdem wehte ein noch stärkerer Wind als an den Vortagen. So beschlossen wir, gleich ins Deadvlei zu gehen.
Oben auf der Düne saßen ein paar Leute und wir meinten, Regina und Markus erkennen zu können, denn laut unseren Gesprächen müssten sie an diesem Morgen im Deadvlei sein.
Diesmal waren wir alleine und hatten alle Bäume erst einmal für uns, dann sahen wir zwei bekannte Gesichter auf uns zukommen. Wir hatten uns nicht getäuscht und die beiden bestätigten noch einmal unsere Vermutung, dass die Dune Lodge Gäste zu den Dünen fahren können, wann immer sie wollen. Sie sollen es nur nicht übertreiben, wurde ihnen vom Management gesagt. Wir verbrachten den Morgen bei den Bäumen zusammen mit den Beiden.
Eine Frühstückspause legten wir wieder auf dem Sossusvlei Parkplatz ein, denn unsere Vögel und auch der Schakal wollten mit Wasser versorgt werden. So hat man auch im Urlaub seine Verpflichtungen.
Danach fuhren wir zurück zur Sesriem Campsite. Unterwegs auf der Teerstraße entwickelte sich der starke Wind zu einem Sandsturm. Die Dünenlandschaft mit den abgestorbenen Bäumen sah fast wie im Nebel aus, so sehr wurde der Sand aufgewirbelt.
Wir besuchten noch kurz den Sesriem Canyon, in dem noch eine kleine Pfütze mit Wasser stand. Aber wir gingen nicht viel weiter in den Canyon hinein, denn wir hatten ja noch einen weiten Weg bis nach Swakopmund vor uns. Eigentlich wollten wir eh nur nach dem Wasserstand schauen und er war so, wie wir es vermutet hatten. Wir hatten ja dort schon jeden möglichen Stand, von absoluter Trockenheit, bis zu Chris Schwimmspaß und so ist es fast ein Ritual, einmal während unseres Aufenthalts dort vorbei zu schauen.
Dann hieß es Abschied nehmen und schon bald tuckerten wir Swakop entgegen. Unser Auto war irgendwie noch lahmer geworden und an jedem Hügel hatten wir das Gefühl, dass wir unsere Füße ausstrecken müssen, um mitzulaufen.
In Solitaire mussten wir natürlich anhalten um aufzutanken und nach Kuchen zu schauen. Die alten Autos an der Einfahrt hatten sich vermehrt, aber wo war denn die Bäckerei mit dem urigen Bäcker? Im Shop gab es zwar immer noch irgendwie alles, aber der Kaffee und die Backwaren fehlten ganz. Etwas enttäuscht wollten wir gerade wieder in unser Auto steigen, als uns der Bäcker entgegenkam und wir dadurch auch das riesige Bäckereischild samt der Bäckerei sahen, das nun rechts von der Tankstelle war. Jetzt gab es also eine eigenständige Bäckerei mit kleiner Gartenanlage zum Sitzen. Begeistert schauten wir hinein. Die Auswahl war noch besser als beim letzten Mal und Chris konnte nicht wiederstehen und kaufte viel zu viel Kuchen. Dazu füllten wir unsere Kaffeebecher auf und weiter ging die Fahrt. Die Teilchen waren so richtig lecker und genau das, was wir für die lange Fahrt brauchten.
Bis zum Kuisib Canyon war die Strecke abwechslungsreich und kurzweilig. Danach ging es eben und öde durch die Namib. Trotzdem mögen wir die Strecke gerne und sahen während der Fahrt sogar ein paar Springböcke und Strauße über die grasbewachsenen Flächen wandern. Danach wurde es immer sandiger und nur noch kleine Büsche wuchsen auf der Ebene. Die Temperaturen stiegen auf knapp 36°C.
Ca. 30 km vor Walvis Bay glitzerte uns doch tatsächlich das Meer am Horizont einladend entgegen. Keine einzige Wolke war am Himmel und auch kein Küstennebel waberte über dem Meer. Was für ein selten schöner Anblick für uns! Bisher hatten wir immer Küstennebel, wenn wir zum Meer kamen.
Bis kurz vor Walvis Bay wand sich unsere Straße durch die Öde, wie eine nicht enden wollende Schlange.
Leider fuhren wir die ausgeschilderte Straße nach Swakopmund, die nicht am Meer entlang führte. Dafür erfreuten wir uns an den schönen hellen Küstendünen.
In Swakop fuhren wir direkt zu Meike‘s Guest House und bezogen dort das Zimmer Nr. 1. Meike und Klaus waren noch nicht daheim, aber wurden würdig durch eine sehr nette Dame vertreten. Unser Zimmer war hell und groß und befand sich zusammen mit 3 weiteren Zimmern in einem kleinen gemütlichen Garten.
Schnell packten wir unser Zeug aus, füllten den Kühlschrank und waren schon wieder unterwegs zur Jetty. Hier wollten wir den Sonnenuntergang verbringen und waren später noch im ‚The Tug‘ mit Uta und Harald verabredet, die gerade erst aus Deutschland eingetroffen waren.
Aber erst einmal wanderten wir zum Strand. Die Sonne senkte sich gerade langsam auf das Meer hinab und wir konnten noch schnell ein paar Bilder machen, bevor sie in den Wellen versank. Die neue, immer noch geschlossene Bar auf der Jetty schillerte in den schönsten Gelbtönen und bot sich als Motiv geradezu an.
Im ‚Tug‘ warteten Uta und Harald schon auf uns. Die beiden waren etwas müde, da sie ja erst an diesem Morgen in Windhoek gelandet sind. Wir bekamen einen schönen Tisch in einer Nische am Fenster mit Blick auf das Meer und wurden von unserem Kellner bestens umsorgt. Wir aßen beide Fischgerichte. Das Essen war lecker, aber irgendwie etwas lieblos. Es war ein sehr netter ungezwungener Abend, der viel zu schnell zu Ende ging. Während die Beiden noch voller Vorfreude, waren wir schon etwas traurig, da der Urlaub sich langsam aber sicher seinem Ende entgegen neigte. Aber bis dahin hatten wir ja noch ein paar Tage.
Zurück in unserem Zimmer, tranken wir noch einen Gin Tonic vor der Tür unseres Zimmers und genossen die Wärme der Nacht. Trotz Ostwind war das Wetter super und sehr warm. 
In unseren großen Betten schliefen wir prima.

Infos und Bilder zum Sesriem Canyon

Infos und Bilder rund um Swakopmund

Übernachtung: Meike’s Guest House, Zimmer 1

Tageskilometer: 497 km

Sonntag, 23. Mai 2010 22. Tag

Nach einem leckeren Frühstück wurden wir um 8 Uhr von Chris Nel, dem Eigentümer von Living Desert Adventures abgeholt. Die Sonne lachte schon wieder vom Himmel. Alle anderen fünf Teilnehmer der Wüstentour saßen schon im Auto. Wir waren gespannt, was uns erwartet und auch ein wenig aufgeregt.
Chris fuhr unser Auto. Er ist ein cooler Typ, der jeden mit seinem Vornamen anredet und viele Späße macht. Wir kamen aus dem Grinsen und Lachen gar nicht mehr raus und es versprach eine entspannte Tour mit viel Spaß zu werden. Uta und Harald hatten die erste Nacht auf dem Campingplatz gut verbracht und saßen schon hinten im Auto.
Chris fuhr mit uns zu den Dünen und erklärte uns deren Aufbau, von was die Tiere dort leben und wie sie überleben. Er zeigte uns die verschiedenen Tierspuren und erklärte uns die Nahrungskette. Es war so interessant, dass wir nach der Tour die Wüste mit ganz anderen Augen betrachteten.
Richtig wütend wurde er, als er uns von den Quad-Bikern erzählte, die die Landschaft zerstören, so dass man ihre Spuren sogar aus dem All noch sehen kann. Dazu zeigte er uns viele aussagekräftige Satellitenbilder. Wir mussten ihm recht geben. Er fährt natürlich auch in den Dünen rum, aber er versucht auf dem Sand zu bleiben, so dass der Wind die Spuren wieder verwischen kann.
Das erste Tier, das er uns zeigte, war ein Skink (Fitzsimmon’s Burrowing Skink/ Typhlacontias brevipes). Die kleine Echse lebt unter der Oberfläche des Gleithangs der Dünen. Sie ist blind, hat keine Füße und bewegt sich wellenförmig wie eine Schlange, ist aber keine. Dieses Exemplar war schwarz gelb gestreift und hatte einen blauen Schimmer.
Als nächstes wartet auf uns schon ein besonderer Leckerbissen, denn Chris Begleiter hatte die Spur einer Sidewinder (Peringuey-Otter  / Bitis Peringueyi) entdeckt. Nahe einem Strauch sahen wir sie dann, wenn wir ganz nah hingingen, ihre Augen aus dem Sand schauen. So hält sie nach Beute Ausschau. Selbst hätten wir die Schlange nie und nimmer entdeckt. Diese Schlange ist sehr klein und giftig. Das Gift ist eine Kombination aus Nerven- und Gewebegift. Im Sand bewegt sie sich seitwärts, so kann sie sich über den weichen heißen Sand am Gleithang bewegen, ohne zu überhitzen. Nach ein paar Augenmakros pustete Chris uns die Schlange frei, damit wir auch ihren Körper sehen konnten. Das fand sie aber nicht so toll und war schon bald mit typischen Seitenbewegungen in den Büschen verschwunden.
Das nächste interessante Tier, das Chris aus dem Wüstensand zutage förderte, war eine Radschlagende Weisspinne (Carparachne aureoflava), die auch ‚tanzende weiße Dame‘ genannt wird. Diese große Wüstenspinne baut ihren Bau aus Seide am Gleithang der Dünen und verschließt ihn mit einer Falltür aus Seide. Sie ist nachtaktiv und jagt Insekten, meistens auf den Gleithängen der Dünen. Wenn sie sich bedroht fühlt, stürzt sie sich vom Gleithang der Düne und rollt sich wie ein Rad zusammen. Dabei kugelt sie mit 44 Umdrehungen pro Sekunde die Düne hinunter. So ist sie für ihre Fressfeinde zu schnell. Falls unten dann auch noch ein Feind lauert, streckt sie vier Beine in die Luft und springt drohend herum. Sie hat große Giftzähne und kann damit schmerzhaft beißen, jedoch mit mildem Gift. Chris wollte uns die rollende Spinne zeigen, aber ihr war viel zu heiß und so klappte es nur halbherzig. Da wir das Tier nicht überfordern wollten, ließen wir sie bald darauf in Ruhe.
Dann ging die Fahrt weiter, bis Chris auf einmal seinen Hut aus dem Autofenster warf und ehe wir uns versahen hinterher sprang. Er hatte eine Anchietas-Wüsteneidechse (Meroles anchietae) entdeckt und erfolgreich eingefangen. Diese kleinen witzigen Eidechsen sehen wie ein Minikrokodil aus. Sie können problemlos in den Sand abtauchen, sobald sie sich bedroht fühlen. Dieses Phänomen demonstrierte uns der kleine Kerl mehrmals. Diese Eidechsen sind sehr schnell. Wenn ihnen der Sand zu heiß wird, heben sie abwechselnd je zwei Füße hoch und werden von daher auch als „Thermisch Tanzende Eidechse“ bezeichnet. Diese kleine Eidechse gefiel uns besonders gut, aber sie machte sich auch super als Fingerverlängerung an Chris Hand, wo sie sich standhaft festbiss. Nach ein paar Bildern auf der Düne, hatte sie keine Lust mehr auf Leute und verschwand blitzschnell im weichen Wüstensand.
Als nächstes hielt Chris Ausschau nach einer kleinen Erhebung auf der gefestigten Windseite der Dünen. Als er eine Stelle gefunden hatte, fing er an zu buddeln und förderte einen Wüstengecko ans Tageslicht. Diese bildhübschen nachtaktiven Tiere haben riesige Augen ohne Lider, die sie mit ihrer Zunge sauber halten. Ihre Füße sind mit Zehenflossen ausgestattet, die wie Schneeschuhe funktionieren. Sie kommen in unterschiedlichsten Farben und Mustern vor und haben eine fast durchsichtige Haut, unter der man die Blutgefäße sehen kann. Unser kleiner Gecko war noch ein Baby. Da wir ihn nicht überstrapazieren wollten, setzten wir ihn schon bald an einer festen Stelle des Wüstensandes ab, von der aus er sich sofort wieder einbuddelte.
Chris grub uns noch ein ausgewachsenes Geckoweibchen aus, das wir aber auch sofort wieder in die Freiheit entließen, denn es war eine trächtige Geckodame. Durch ihre Feine Haut konnten wir nämlich die Eier schimmern sehen.
Zum Abschluss wollte Chris uns noch ein Wüsten-Chamäleon (Chamaeleo namaquensis) präsentieren, aber die Suche nach einem Exemplar erwies sich schwieriger als gedacht. Irgendwann sprangen wir alle aus dem Auto und halfen mit. Keiner entdeckte ein Chamäleon, bis Uta auf einmal fast neben dem Auto eines fand. Sie nahm es auf die Hand und sofort wurde das Tier schwarz. Die Chamäleons können je nach Laune die Farbe wechseln und Utas Hand hatte dieser Dame ganz offensichtlich nicht gefallen. Kaum war sie auf dem Boden, schon entspannte sie sich wieder und wir konnten zuschauen, wie sie wieder die Farbe wechselte und immer heller wurde. Wüsten-Chamäleons haben einen großen Körper und eine kurzen Schwanz und können sich gegen andere Chamäleon Arten sehr schnell bewegen. Sie können gleichzeitig in zwei Richtungen schauen und ihre Augen um 180° drehen. All das zeigt uns die Dame sehr gelassen und verspeiste auch noch einen mitgebrachten Käfer. Eine Riesenheuschrecke hatte Glück und kam mit dem Schrecken davon.
Nach all den Tieren zeigte uns Chris noch die Schönheit der Wüsste und fuhr mit uns mitten in die Dünen hinein. Die Dünen haben so viele unterschiedliche Farben je nach Beschaffenheit. So schimmerten manche tiefschwarz und Chris zog mit einem Magneten ca. 1 kg Eisen aus dem Sand. Damit schrieb er zu unsere Begeisterung ‚I love Namibia‘ in den hellen Sand.
Auf der einen Seite Dünen soweit das Auge reicht und auf der anderen das Meer, dazu ein toller wolkenfreier Tag, viel Spaß mit netten Leuten und auch noch eine Menge an Informationen. Das mussten wir erst einmal alles verarbeiten. Sehr zufrieden saßen wir im Auto und fuhren die Meerstraße entlang nach Swakopmund zurück.
Am Campingplatz verabschiedeten wir uns von Uta und Harald, die noch an diesem Tag ins Sossusvlei weiter wollten.
Chris brachte uns bis an die Tür und bekam als „Belohnung“ von Meike einen Kuchen in die Hand gedrückt.
Wir schlenderten noch etwas durch Swakopmund und aßen eine Kleinigkeit in einem Bistro. Am Sonntag hatte natürlich kein Geschäft auf und auch eine Kleinigkeiten zu essen musste man richtig suchen.
Gestärkt machten wir uns am Spätnachmittag auf den Weg zu den Welwitschias. Überall links und rechts des Weges waren Sperrschilder und Minenzeichen aufgestellt. Da hatte wohl ein neues Projekt begonnen. Von Meike erfuhren wir später, dass in der Namib eine neue Uranmine aufmachen wird (Trekkopje-Uranmine des französischen Nuklear- und Energiekonzerns Areva) und überall Probebohrungen gemacht werden.
Der Nachmittag war klasse. Ganz alleine fuhren wir durch die Landschaft der Namib. Am Himmel waren viele Wolken, die zwar einen Wetterumschwung verkündeten, aber an diesem Nachmittag genau richtig kamen. Zuerst besuchten wir die Riesenwelwitschia, die hinter Gittern eine enorme Größe erreicht hatte. Sie war wider unseren Befürchtungen sehr gesund und noch viel größer als wir sie in Erinnerung hatten.
Auf dem Rückweg hielten wir immer wieder an und machten uns mit den Kameras bewaffnet auf den Weg zu den kleineren Exemplaren. Wenn uns einer gesehen hätte, wie wir auf Knien über den sandig steinigen Boden robbten, um die Welwitschias abzulichten. Derjenige hätte sicher einen Lachkrampf bekommen oder ungläubig den Kopf geschüttelt über die verrückten Fotografen.
Leider verschwand das Licht viel zu schnell und wir ärgerten uns schon, noch eine Mittagspause gemacht zu haben, statt gleich los in die Namib zu fahren. Aber nun war es zu spät und wir fuhren langsam zurück. Die Sonne stand schon sehr flach am Himmel und schien uns genau in die Windschutzscheibe. Wir sahen gar nichts mehr und bewegten uns sehr langsam vorwärts. Chris lehnte sich immer wieder aus dem Fenster, da er so nicht mit der spiegelnden Scheibe zu kämpfen hatte, während ich innen an der Frontscheibe hing und versuchte, den Weg zu erkennen. Wieder boten wir sicher ein komisches Bild.
An der Mondlandschaft hielten wir noch einmal an und betrachteten diese schöne bizarre Landschaft im letzten Licht. Dann kämpften wir noch etwas mit der Sonne, bis sie endlich hinter dem Horizont verschwand und wir wieder etwas sehen konnten.
Zurück in Swakop duschten wir und schon ging es wieder los zum Essen. Heute hatten wir einen Tisch im Kückis reserviert, denn sonntags haben auch am Abend nicht allzu viele Gaststätten auf. Auch Kückis war sehr voll und als wir unsere Reservierung angaben wurden wir mit großen Augen angeschaut. Irgendetwas war schief gegangen und so war kein Tisch für uns reserviert. Was nun? Das Personal war super nett und gab uns einen anderen Tisch, obwohl wirklich nichts mehr frei war in dem ganzen Lokal bis auf unseren kleinen Tisch. Hier gefiel es uns auf Anhieb. Es war urig und erinnerte einen ein wenig an ein bayrisches Lokal. Wir wurden bestens versorgt und das Essen war oberlecker. Nach super Vorspeisen aß Chris Strauß und ich ließ mir den super gewürzten Kingklip schmecken. Vollgefuttert schlenderten wir wieder zurück in unser Zimmer und legten uns bald schlafen.

Living Desert Adventures von Chris Nel

Übernachtung: Meike’s Guest House, Zimmer 1

Tageskilometer: 144 km

Montag, 24. Mai 2010 23. Tag

An diesem Morgen war er wieder da, der altbekannte und berüchtigte Küstennebel. Die Sonne kam zwar stellenweise noch durch, aber es war merklich kühler.
Nach dem Frühstück fuhren wir sogleich in Richtung Walvis Bay. Für den heutigen Tag stand nämlich die Katamaran Tour auf unserem Programm. Leider wurde der Nebel immer dichter, je näher wir dem Hafen kamen.
Meike hatte uns den Weg super beschrieben und so fanden wir schnell den richtigen Parkplatz hinten bei den Bootsanlegern und den Containern am Walvis Bay Yacht Club.
Meike hatte für uns bei Catamaran Charters gebucht. Unser Anbieter, einer von mehreren Anbietern, war der letzte in der Reihe. Hier checkten wir pünktlich um 8.30 Uhr ein und bezahlten unsere Tour. Das Wetter hatte sich wieder etwas gebessert und der Nebel zog sich aufs Meer zurück.
Menschenmassen liefen auf dem Gelände umher und wir hatten schon arge Bedenken, dass unser Boot zu voll sein könnte um gute Bilder zu machen. Aber diese Gedanken waren zum Glück völlig überflüssig. Immer mehr der Massen wurden aufgerufen und gingen auf die unterschiedlichsten Boote. Von kleinen 10 Mann-Booten bis zu unserem riesigen Katamaran war alles geboten. Dann wurde „Silbersand“ aufgerufen und die meisten der großen Reisegruppen verschwanden auf dem Boot. Auf unseren Katamaran gingen dann noch ca. 20 Leute drauf. Alles Individualreisende, wie wir im Laufe der Fahrt feststellten. Wir suchten uns Plätze vorne auf dem Boot und lernten Marko und die Crew kennen. Marko ist der Eigentümer von Catamaran Charters und begleitete uns auf dieser Tour.
Zuerst kam eine Robbe oder auch Südafrikanischer Seebär (Arctocephalus pusillus) an Bord und lies sich frische Fische schmecken. Der erste Besucher, natürlich ein Junge, spuckte unfein sein Essen umher und musste daraufhin wieder das Boot verlassen. Danach kam ein Mädchen an Bord. Sie hieß Sally, war schon älter und hatte viel bessere Manieren – wie sollte es auch anders sein? Dafür wurde sie mit reichlich Fischen verwöhnt. Natürlich durften auch wir Touristen sie füttern und Marko drückte mir einen Fisch in die Hand. Ganz vorsichtig nahm sie mir den Fisch aus der Hand und schaute mich dabei ganz lieb an. So hatte sie sofort einen Platz in meinem Herzen gefunden.
Danach waren die Pelikane dran, Marko stieß einen Pfiff aus und schon kamen sie angeflogen. Näher und näher bis sie schließlich Marko die Fische aus der Hand nahmen.
Trotz Sonne war es sehr kühl und wir waren froh, unsere dicken Fleecejacken dabei zu haben.
Weiter ging es zu den Austernbänken, Möwen begleiteten uns. Auf einmal lag Spannung in der Luft: „Silberwind“ hatte einen jungen Buckelwal (Megaptera novaeangliae) entdeckt, der ohne seine Mutter die Austernbänke abschwamm.  Leider machte der Kleine keine Anstalten, uns mehr als die Rückenflosse zu zeigen, aber es war richtig toll, einen Wal aus der Nähe zu sehen und seinen „Fußspuren“ im Meer zu folgen. Denn wenn der Wal abtaucht, hinterlässt er große Kreise auf dem Wasser, womit man seine ungefähre Auftauchposition feststellen kann. Auch Delphine (Tursiops truncatus) begleiteten uns immer wieder. Es war eine Freude, ihnen zuzuschauen, wie sie nah ans Boot kamen und immer wieder auf und abtauchten. Sie hatten sichtlich ihren Spaß und wir auch an diesen tollen Tieren.
Weiter ging es zusammen mit dem Wal zum Pelican Point, wo sich unzählige Robben im Meer und am Strand tummelten. Der Nebel hatte sich hinter den Pelikan Point Leuchtturm zurückgezogen. Hier war unser Wendepunkt, wir setzten Segel und fuhren volle Fahrt dem Hafen entgegen.
Jetzt wurden wir alle in die „Bordküche“ gerufen. Es gab Sekt und Austern, die wir frisch mit Tabasco und Zitrone kosteten und die uns ganz hervorragend schmeckten. Aber auch mit Käse überbackene Austern und allerlei andere Fischspezialitäten hatte die Mannschaft für uns zubereitet. Danach gab es noch eine Fleischplatte und leckere Nachspeisen. Wir waren völlig überfuttert von den Köstlichkeiten.
Kurz vor dem Hafen fütterte Marko noch einmal die Pelikane und Robben nebst den Möwen mit den restlichen Fischen. Dann waren wir leider schon wieder zurück und eine wunderbare Tour ging zu Ende.
Das Wetter war okay, auch wenn der Nebel langsam wieder gen Festland zog. Wir fuhren noch zu den Salzgewinnungsbecken und machten ein paar Bilder von den Flamingos. Sie waren schon wieder zahlreich aus der Etosha mit ihren Jungtieren zurück und siebten das Wasser nach Krill durch.
Zurück  in Swakop kauften wir im Woermann Brock ein und schlenderten noch etwas durch die Stadt. Chris musste intensiv im Cymot schauen, wir hätten ja sooooo viel gebrauchen können, aber nicht am Ende der Reise. Andy von Bush Bird besuchten wir auch noch kurz und quatschten ein wenig. Leider hatten wir mal wieder keine Zeit, denn schon seit wir in Swakop angekommen waren, hat Chris mit Hubert wegen unserem Auto telefoniert und es sollte ständig jemand vorbei kommen, der nach dem Auto schaut. Tja, nun war das Wochenende dazwischen und bis zu diesem Tag hatte sich noch keiner das Auto angeschaut.
Wir hatten zwar bei Meike den Schlüssel hinterlegt, aber trotzdem keine Ruhe und so wurde aus unserer geplanten Shoppingtour mal wieder nichts.
Als wir vom Einkaufen zurück kamen, wollte das Monteurteam gerade wieder fahren. Sie erklärten Chris, dass wohl der Turbo hin sein und wenn er nicht repariert wird, kann es sein, dass das Auto irgendwo mit Motorschaden stehen bleibt. Ich stand der Diagnose etwas skeptisch gegenüber, aber einfach weiter fahren wollten wir dann doch nicht. Chris telefonierte wieder mit Hubert und schon war ein neuer Turbo auf dem Weg nach Swakop. Er sollte am nächsten Tag vormittags ankommen und sofort eingebaut werden. Mittags sollten wir unser Auto wieder bekommen und wollten dann losbrausen. Ich blieb weiter skeptisch, zumal am nächsten Tag auch noch Feiertag war. Tja, so war unser eingeplanter Reparaturtag wirklich zu einem solchen geworden und unsere Pläne nach Ojitotongwe zu fahren, begruben wir gleich einmal.
Vor unserer Reise hatten wir ausgemacht, wenn wir in Swakop sind, uns mit Chrigu und Mirella (Link www.big5.ch) zu treffen, aber durch die ganzen Ausflüge und das Hin und her mit dem Auto sind wir einfach nicht dazu gekommen. So griff Chris jetzt am Nachmittag zum Telefon und rief die beiden an. Wir hatten abends im ‚Grapewine‘ einen Tisch reserviert und die Beiden waren so spontan, dass sie sich mit uns später am Abend dort treffen wollten.
Das Grapewine war eine Klasse für sich und für uns das beste Restaurant, das wir bei unserem Aufenthalt in Swakopmund besucht haben. Es gibt verschiedene Räume, in denen man speist, so ist alles etwas kleiner und individueller.
An der Bar verkosteten wir verschiedene Rotweine und entschieden uns für einen Hartenberg Shiraz. Nach einer sehr leckeren Vorspeise gab es dann für jeden von uns Fisch, der toll angerichtet war und auch genauso schmeckte.
Im Eingangsbereich brannte ein Kamin. Dorthin setzten wir uns mit Chrigu und Mirella. Endlich hatten wir es geschafft, uns kennenzulernen. Es gab viel zu erzählen und der Abend verflog nur so. Irgendwann waren wir die letzten Gäste und das Personal scharrte schon mit den Füßen. Dann wurde es langsam Zeit für uns zu gehen. Die beiden fuhren uns noch zu Meike. Ein langer ereignisreicher Tag ging zu Ende. Sehr zufrieden lagen wir schon bald in unseren Betten.

Catamaran Charters, Wavis Bay

Übernachtung: Meike’s Guest House, Zimmer 1

Tageskilometer: 136 km

Dienstag, 25. Mai 2010 24. Tag

Grau und kühl begrüßte uns der Morgen. Dichter Küstennebel lag über Swakop und eigentlich wäre es der richtige Zeitpunkt zum Abreisen gewesen. Doch leider sah der Plan für diesen Tag etwas anders aus. Chris fuhr als erstes das Auto zur Werkstatt, während ich alles soweit im Zimmer zusammen packte.
Danach frühstückten wir zusammen mit unseren Zimmernachbarn, zwei sehr netten Namibianeulingen, von denen wir uns auch gleich verabschiedeten, da für sie die Reise weiter ging.
Da wir ab heute kein Zimmer mehr hatten, mussten wir noch einmal Meikes und Klaus Gastfreundschaft strapazieren und stellten unseren ganzen Kram in ihrem Wohnzimmer ab. Lieben Dank noch einmal für alles.
Was nun? Da alle Geschäfte am Feiertag geschlossen hatten, entschieden wir uns dafür, den Schlangenpark am Otavi Bahnhof in der Sam Nujoma Avenue zu besuchen. Er war geöffnet und wir durften uns umschauen. Naja, wenn man viel Zeit hat, sich für Reptilien interessiert, kann man sich durchaus dort umschauen. Viel Platz ist nicht, aber die Schlangen sind sauber gehalten und man bekommt sie auch zu sehen.
Danach schlenderten wir durch Swakop. Der Küstennebel hatte sich etwas gelichtet und so kam auch die Sonne heraus. Es war aber kühl und irgendwie feucht. Wir gingen bis zum Meer, spazierten dort herum und machten ein paar Bilder. Um 1 Uhr sollten wir unser Auto zurück bekommen, doch bis dahin war noch viel Zeit. So beschlossen wir, ins Museum zu gehen. Das hatte uns auch Meike empfohlen und es erwies sich als die beste Entscheidung überhaupt.
Das Museum wurde 1951 von dem Zahnarzt Alfons Weber gegründet und ist Namibias größtes Privatmuseum. Es ist mit vielen Details liebevoll angelegt und alle Tafeln sind auch in Deutsch. Man lernt etwas über die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, die Entstehung Swakopmunds, die Tier- und Pflanzenwelt des südlichen Afrikas. Dem Museum ist ein kleiner Vorführraum angeschlossen, wo ein sehr interessanter Film über die Geschichte Namibias lief. So saßen wir über eine Stunde gebannt im Kino und schauten uns den Film an. Die Zeitreise führte uns von der Entdeckung Afrikas, über die ersten Siedler und den blutigen Kämpfen zwischen Ovambos und den weißen Eroberern durch die Geschichte bis fast in die heutige Zeit.
Zurück bei Meike’s Guest House erfuhren wir von Klaus, dass die Reparatur doch noch etwas länger dauern wird. Das hatten wir uns ja gleich gedacht. Jetzt hieß es, das Auto wird um 14.30 Uhr fertig.
Noch einmal in die Stadt wollten wir nicht, also setzten wir uns eingemummelt in unsere Fleecejacken in den Garten und lasen in unseren Büchern. Der Nebel hatte das Land zurück erobert. Es war feucht und empfindlich kalt. Irgendwann war ich so richtig durchgefroren und hatte überhaupt keine Lust mehr zum Lesen. Da fiel mir das nette Cafe ein, an dem wir auf unseren Weg in und aus der Stadt immer wieder vorbei gekommen sind. Also gingen wir dorthin und aßen leckeren Quarkkuchen und tranken Cappuccino dazu. Das tat richtig gut und auch ich wurde wieder warm.
Irgendwann um 16.30 Uhr kam dann endlich unser Auto. Natürlich würden wir an diesem Tag nicht mehr weit kommen. Wir beschlossen, ins Sophia Dale Baseamp zu fahren und dort zu übernachten. Vorher schauten wir noch einmal zur Jetty und machten ein paar letzte Nebel-Sonnenbilder von dem Steg.
Die kurze Strecke bis zum Camp achteten wir kritisch auf unser Auto. Ist es nun schneller, oder nicht? Irgendwie hatte sich rein gar nichts verändert. Das Auto tuckerte genauso den sanften Hügel hinauf wie vorher. Vielleicht war es einen Tick besser geworden, aber auch nur mit viel gutem Willen. Mist, dafür hatten wir nun einen Tag verloren, aber andererseits hatten wir so etwas mehr Zeit.
Das Sophia Dale hat nun neue Besitzer und wir lernten Michaela beim Einchecken kennen. Manfred sahen wir leider nicht, aber dafür kauften wir gleich Massen an Springbock-Biltong und anderen Leckereien, die er hergestellt hatte. Michaela wies uns einen fetzigen Unterstand zu, worin wir sogar unser Dachzelt aufbauen konnten und trotzdem geschützt vor eventuellem Küstennebel oder Regen sein würden.
Chrigu und Mirella hatten uns angeboten, dass wir sie gerne besuchen kommen können. Wir baten Michaela kurz bei den Beiden anzurufen und zu fragen, ob es ihnen wirklich passte. Dann waren wir auch schon wieder auf dem Weg zum Gut Richthofen. Die Zwei begrüßten uns vor ihrer tollen Wohnung zusammen mit ihren drei sehr verschmusten Pflegehunden. Wir saßen noch bei einem Savanna und Windhoek Lager draußen und quatschten, als auf einmal ein Kleinbus mit einer Reisegruppe in den Hof fuhr. Die Beiden schauten sich nur grinsend an und sagten etwas von „Hummeldumm“, woraufhin wir uns sehr dümmlich anschauten. „Kennt Ihr etwa das Hörbuch von Link Tommy Jaud - "Hummeldumm" nicht?“ – „Ähm, nein, muss man das kennen?“ Die Beiden fanden ‚JA‘ und schon landete das Hörbuch auf unserem MP3. Wir waren gespannt.
Wir verbrachten einen sehr netten Abend zusammen und kamen in den Genuss von Chrigus Kochkünsten. Sogar ein hübscher roter Kater schaute vorbei und ließ sich etwas kraulen.
Als wir am späten Abend zurück zum Camp wollten, lag dichter Küstennebel wie eine feuchte Glocke über uns. Man konnte nicht einmal mehr 50 m weit schauen und wir waren froh, dass es nur 8 km bis zu unserer Campsite waren.
Jetzt kam das Schutzdach voll zum Einsatz und wir waren sehr froh darüber, denn sonst wäre wieder alles nass gewesen.

Museum: 25N$ p.P.

Übernachtung: Sophia Dale Basecamp Link

Tageskilometer: 30 km
Mittwoch, 26. Mai 2010 25. Tag

Sehr früh standen wir auf, denn wir wollten so schnell wie möglich in den Etosha Nationalpark fahren. Das Strohdach über der Campsite war wirklich goldwert, denn das Zelt war trocken. Selbst unsere Kopfkissen waren nicht allzu klamm, obwohl der Küstennebel immer noch sehr dicht war. Mit einem dampfenden Frühmorgenkaffee machten wir uns mit dem Sonnenaufgang auf den Weg. Der Nebel begleitete uns noch ca. 15 Kilometer ins Landesinnere, dann wurde er immer lichter und die Sonne kam langsam durch. Das sah richtig gespenstisch gut aus, besonders wenn einem die riesigen Laster entgegen kamen.
Kurz darauf waren wir durch den Nebel durch und nur im Rückspiegel sahen wir noch die graue Wand. Hier war keine Wolke am Himmel, die Sonne strahlte und wärmte uns sogleich. Die Fahrt durch den Nebel kam einem hier fast wie ein Traum vor, denn nun wurde es sehr schnell warm, um nicht zu sagen heiß.
Die Strecke führte uns über Karibib, Omaruru weiter nach Outjo. Wir bekamen jedoch irgendwie nichts davon mit, denn wir waren voll vertieft in unser Hörbuch. War das gut!!!!!!! Tommy Jaud hatte uns voll in seinen Bann gezogen und wir lebten die Geschichte mit. Es ist klasse, wenn man die einzelnen Abschnitte der Rundreise kennt, auch die Charaktere und die unterschiedlichen Dialekte brachte er perfekt rüber. Natürlich war alles gnadenlos überzogen, aber gerade das war köstlich und verkürzte uns die Fahrt. Immer wieder lachten wir lauthals los und mussten manche Passagen gleich zwei Mal hören. Die Zeit verflog nur so.
In Outjo machten wir schon fast unwillig Halt, versorgten unser Auto mit Diesel und uns mit leckeren Teilchen aus der Bäckerei. Dann ging es weiter mit „Hummeldumm“ der Etosha entgegen. Witziger Weise war auch die Reisegruppe gerade in der Etosha, als wir dort ankamen und wieder lauschten wir gebannt.
Als wir durchs Tor fuhren, machten wir jedoch eine Hummeldumm Zwangspause, denn sonst würden wir wohl kein Tier mitbekommen.
Wir wetteten wie immer auf die erste Tiersichtung. Chris war wieder schneller und nahm Zebras, ich wollte Giraffen. Letztendlich gewannen die Springböcke und es stand unentschieden.
In Okaukuejo checkten wir ein und bekamen Stellplatz 23. Wir fuhren wie gewohnt durchs Camp und standen dann auf dem Weg zum Campingplatz vor einer Schranke. Die war jedoch verschweißt und mit Ketten versehen, so dass es unmöglich war zu passieren. Etwas dümmlich schauend standen wir davor, als uns ein Camper zu Hilfe eilte und sagte, dass wir ganz außen rum müssen. Wir fuhren wieder aus dem Eingangstor hinaus und bogen dann gleich durch ein neues Tor nach rechts ab. Das hatten wir doch glatt bei unserer Einfahrt ins Camp übersehen. An den kleinen Reihenbungalows vorbei, kamen wir nun auf den Campingplatz.
Unser Stellplatz war prima, zwar auch wieder nicht am Rand, aber dafür relativ groß und mit dem Webervogelnest, das im Laufe der Jahre riesige Ausmaße angenommen hat und nun durch einen Pfahl gestützt wird. Die Toiletten und Küchen waren sehr  nah, aber wir hatten trotzdem nur einen Nachbarn. Hier fühlten wir uns gleich wohl und richteten uns häuslich ein.
Natürlich schauten wir sofort zum Wasserloch, aber es war nichts los. Die Herden waren gerade abgezogen und nur noch kurz vor den Büschen zu erahnen. Es war so richtig idyllisch und wir hatten wieder einmal das Gefühl angekommen zu sein. Natürlich mussten wir auch noch den Pool besichtigen und kühlten uns in dem kühlen Nass ab.
Später gab es noch Kaffee und Kuchen, dann zog es uns hinaus und wir fuhren in Richtung Okondeka Wasserloch. In den letzten Tagen hatte es hier reichlich Löwensichtungen gegeben und so mussten wir einfach hinauf fahren.
Leider war am Okondeka Wasserloch weit und breit kein Löwe zu entdecken. Dafür tummelten sich dort viele Tiere. Zahlreiche Gnus wanderten über die Pfanne, Springböcke kamen zum Trinken und auch ein paar Giraffen ließen sich blicken. Sehr scheu und vorsichtig näherten sie sich dem Wasserloch. Immer wieder sprangen sie zurück und musterten die Umgebung. Endlich, lange Zeit später, stillten sie ihren Durst und verschwanden schnell wieder im Nichts.
Die Zeit verging einfach viel zu schnell. Am Okondeka Wasserloch hörten wir uns das Ende von ‚Hummeldumm‘ an und saßen wieder glucksend im Auto. Dann fuhren wir langsam zurück. Wir beobachteten noch zwei Schakale, von denen einer eine große Ohrmarke hatte. Sie liefen scheinbar ziellos über die Ebene und schauten uns immer wieder musternd an.
Etwas später hielten wir bei einer Gruppe Zebras, die im Sonnenuntergang über die Grasflächen wanderten und sich das saftige junge Gras schmecken ließen. Sie strahlten so eine friedliche Idylle aus, dass wir gerne noch etwas verweilt hätten, aber leider war die Zeit gegen uns.
Zurück im Camp gingen die Duschen nicht und so grillten wir erst einmal. Zum Glück kam auch das Wasser wieder und wir konnten uns etwas später den Staub und den Schweiß herunter spülen. Meine Haare hatten einen grauweißen Schimmer und fühlten sich an wie Stroh. Sie blieben von selbst stehen, egal wie ich sie hindrückte. Der feine Etosha-Staub hatte wieder ganze Arbeit geleistet.
Den Rest des Abends verbrachten wir am Wasserloch. Als wir ankamen, war gerade ein Elefant am Wasser. Wir waren richtig aufgeregt, unser erster Eli in diesem Urlaub, doch leider ging er gleich weiter. Dann kamen noch ein paar Nashörner, betrachteten kurzsichtig die Umgebung und schnauften heftig, wenn ihnen ein anderes Nashorn zu nah kam. Als die Nashörner mit Trinken fertig waren, gingen auch wir zurück zu unserem Auto. Hier gab es noch einen Gin Tonic und schon bald lagen wir in unseren Schlafsäcken.

Infos und Bilder zum Etosha Nationalpark

Übernachtung: Okaukuejo, Campsite

Tageskilometer: 469 km + 125 km Gamedrive
Donnerstag, 27. Mai 2010 26. Tag

Sehr früh weckten uns eilige ‚Toilettengeher‘, unter deren Füßen der Sand dermaßen laut knirschte, dass wir nicht mehr einschlafen konnten. Also schälten wir uns müde aus unseren Schlafsäcken und kochten erst einmal Kaffee.
Bald darauf fuhren wir zum Gate und stellten uns wartend hin. Draußen liefen Parkangestellte frei herum und wir kamen uns ein wenig wie hinter Gittern vor.
Unser Gate wurde zum Glück als erstes geöffnet und das sogar ein paar Minuten vor der Zeit. Schnell brausten wir in Richtung Okondeka, denn auf dem halben Weg lag ja unser Sonnenaufgangsbaum. Der erste Baum ist leider vor ca. einem Jahr zusammen gebrochen, aber ein paar Kilometer weiter steht noch eine schöne Akazie. Sie ist zwar etwas weiter vom Weg entfernt, aber auch sehr fotogen.
Gerade noch rechtzeitig kamen wir an dem Baum an und schauten der Sonne zu, wie sie durch die Äste glitt. Gelbgleißend war der Himmel und das Gras schimmerte wunderschön im Gegenlicht.
In Okondeka war nichts los und so fuhren wir zurück ins Camp. Dort setzten wir uns für eine Zeit ans Wasserloch und sahen den Zebras beim Trinken zu. Eine Herde nach der anderen kam zum Trinken. Die Tiere waren sehr nervös und wenn einem Zebra die Nerven durchgingen, sprinteten gleich alle wieder aus dem Wasser. Zu guter Letzt hatte jedoch jedes Tier seinen Durst gestillt und war zufrieden. Die Familien wanderten wieder davon und wir verließen das Camp.
Jetzt fuhren wir den Weg über Gemsbokvlakte, wo viele Zebras und Springböcke ihren Durst stillten, weiter nach Olifantsbad. Dort lagen faul zwei Löwenpaschas sehr weit weg und hielten Siesta. Ein Löwe war weiter vorne am Wasser und der andere lag gut getarnt in den Büschen. Wir blieben erst einmal stehen und beobachteten die zwei. Als sich jedoch der vordere Pascha zu seinem Kumpel in den Schatten legte, machten wir uns auf den Weg nach Aus. Die Strecke ist sehr kurvig und auch für Nashorn- und Elefantenbegegnungen bekannt. Dementsprechend langsam fuhren wir.
Als wir gerade um eine Kurve kamen, trat Chris wie wild auf die Bremse, denn vor uns ging ein kräftiger Leopard auf der Straße. Er markierte unablässig die verschiedensten Büsche, aber irgendwie schienen wir ihn zu irritieren und so ging er von der Straße runter. Wir fuhren ein Stück den Weg vor und warteten gebannt. Kurz darauf kam er auf die Straße zurück, doch leider wieder vor uns im Gegenlicht. Als er uns sah, ging er wieder in die Büsche und diesmal fuhren wir etwas weiter und warteten. Ein Stück von uns entfernt und diesmal im richtigen Licht, kam er noch einmal auf die Piste. Wir freuten uns riesig, machten die Fotoapparate klar und wollten gerade abdrücken, als mit quietschenden Reifen ein hummeldummer Kleinbus mit einer Reisegruppe genau neben dem Leoparden zum Stehen kam. Der nahm natürlich seine Beine in die Hand und war verschwunden. Das konnte doch nicht wahr sein. Wütend blickten wir zu dem Bus hinüber, aber der fuhr schon wieder zügig weiter. Zurück blieben wir - kopfschüttelnd. Natürlich ließ sich jetzt der Leopard nicht mehr blicken. Den hatten diese Trottel so richtig verjagt.
In Aus waren keine Tiere am Wasserloch. Wir hofften, dass der Leopard auf dem Weg zum Wasserloch ist und warteten. Dann fuhren wir noch einmal zurück, aber leider blieb der Leo verschwunden. Wer konnte es ihm auch verdenken? Er hatte sicher einen riesigen Schreck bekommen und wartete nun, bis die Luft wieder rein war, ehe er seinen Weg fortsetzte.
Unser nächstes Ziel an diesem Vormittag, waren die drei Wasserlöcher Sueda, Charitsaub und Salvadora. Dort angekommen musste etwas los sein, denn es waren viele Autos zu sehen. Zuerst bogen wir zum Wasserloch Salvadora ab, aber dort konnten wir nichts entdecken. Wir sahen nur einige Autos am Wasserloch Charitsaub und weiter davor auf dem Weg. Nun waren wir richtig neugierig, aber wir tippten schon mal auf Löwen. Genau am Abzweig zu dem Wasserloch kamen uns dann drei Löwinnen entgegen. Immer wieder schauten sie zum Wasserloch, an dem viele Zebras und Springböcke standen. Aber die eine Löwin ging zielstrebig weiter, ohne die Herden zu beachten. Die anderen beiden blieben immer weiter zurück und konnten den Blick nicht von den Tieren wenden. Sie wirkten irgendwie unentschlossen, aber hungrig. Als sie auch weiter in Richtung Salvadora Wasserloch wanderten, drehten wir um und stellten uns dort hin. Nach einiger Zeit sahen wir sie langsam über die Fläche kommen. Da es dort hohes Gras hatte und auf und ab ging, war das gar nicht so einfach. Aber mit dem Fernglas konnten wir sie einigermaßen im Auge behalten. Von links kam eine Herde Springböcke auf unser Auto zu. Die Tiere hatten zwar die drohende Gefahr noch nicht entdeckt, aber sie waren sehr vorsichtig, schauten unablässig nach allen Seiten und sprangen immer wieder ein paar Schritte zurück. Ihr Ziel war das Salvadora Wasserloch.
Durch unser Fernglas sahen wir einen hellen Schatten. Was ist das denn, wunderten wir uns. Chris machte ein Bild und wir vergrößerten es auf dem Display. Da lag doch tatsächlich ein riesiger Löwenpascha geduckt im hohen Gras und beobachtete die Springböcke. Jetzt, wo wir seine Position kannten, sahen wir, wie er sich langsam vorwärts bewegte und immer näher an die Springböcke herangepirscht kam. Auch die erste Löwin; war mittlerweile beim Pascha. Nun konnten wir sie ohne Fernglas gut erkennen. Spannung lag in der Luft, aber der Löwe war immer noch zu weit entfernt, um erfolgreich auf die Jagd zu gehen. Langsam näherten sich die Springböcke dem Wasser und die ersten Tiere tranken gierig. Die Löwen warteten ab, tief geduckt im hohen Gras.
Was dann passierte, konnten wir nicht so recht nachvollziehen. Wie auf ein geheimes Kommando hin; verließ der Pascha seinen Schutz und präsentierte sich den Springböcken. Sie schnaubten aufgeregt und ließen den gelben Kater nicht aus den Augen, aber der hatte völlig das Interesse verloren und verschwand in dem hügligen Gebiet. Die Springböcke gingen langsam und aufmerksam weiter.
Die Löwin wanderte zurück zu den anderen Mädels und legte sich dazu. Alle Löwen lagen gut sichtbar rum und machten nun anscheinend Pause. Insgesamt waren es 5 Löwinnen und der eine Pascha.
Wir fuhren weiter nach Rietfontain und malten uns aus, was gewesen wäre, wenn sie gejagt hätten.
Am Wasserloch war sehr viel los. Unzählige Zebras, Springböcke und Kuhantilopen kamen zum Trinken. Staub lag in der Luft, die vor Hitze schon flimmerte. Das Wiehern der Zebras hallte rund um das Wasserloch. Immer wieder stoben ängstliche Tiere davon, um gleich danach wieder zum Trinken zu kommen. Unbeeindruckt kam ein mächtiger Kudubulle aus den Büschen und näherte sich langsam dem Wasser. Wir wussten gar nicht, wohin wir zuerst schauen sollten. So standen wir eine Zeit lang einfach nur da und ließen das Gewusel auf uns wirken. Als die Hitze zu groß und der Hunger immer stärker wurde, machten wir uns auf den Rückweg nach Okaukuejo. Natürlich schauten wir noch einmal bei den Löwen vorbei, aber dort hatte sich nichts getan. Sie lagen faul in der Sonne und schliefen.
Also fuhren wir zurück ins Camp, wo wir erst einmal Mittag aßen. Später gingen wir noch zum Pool und spülten den Staub von unserer Haut. Das Wasser war eiskalt, aber wenn man sich einmal überwunden hatte, war es einfach nur erfrischend. Chris musste sich natürlich noch ein Eis holen, denn Etosha ohne Magnum Mandel geht ja gar nicht.
Die Abendpirsch war nicht sehr ergiebig, aber es machte uns Spaß, durch die Landschaft zu fahren und nach Tieren Ausschau zu halten, auch wenn man nicht immer Erfolg hat.
Abends grillten wir gemütlich. Auf unserer Campsite war es ungewöhnlich hell, bis wir den Grund dafür entdeckten. Der Vollmond stand über uns und erhellte alles. Selbst mit bloßen Augen konnte man schon ein paar Monddetails erkennen. Chris musste natürlich gleich noch ein paar Bilder machen. Er stellte sich mit dem Stativ hinter unseren Baum. Immer wieder glucksten leise die Webervögel, während er den Mond belichtete.
Später gingen wir dann wieder ans Wasserloch vor. Auf die Nashörner war einfach Verlass. Es schien fast so, als ob sie sich beim Trinken abwechseln, damit den Zuschauern nicht langweilig wird. An diesem Abend kam auch eine Giraffe ans Wasserloch. Sie sind ja genauso vorsichtig und schreckhaft wie die Zebras und es dauerte unendlich lange, bis sie endlich ihren Durst gestillt hatte.
Abends kühlte es wieder empfindlich ab, so dass wir bald darauf zum Auto zurück gingen.

Übernachtung: Okaukuejo, Campsite

Tageskilometer:  350 km

Freitag, 28. Mai 2010 27. Tag

An diesem Morgen packten wir alles zusammen, denn wir zogen ja nach Halali um. Wieder einmal waren dichte Wolken am Himmel und es sah nach einem spektakulären Sonnenaufgang aus. Also gab Chris Gas, nachdem wir nicht ganz so zeitig wie am Vortag aus dem Gate gelassen wurden, dafür aber wieder als Erste. Wir landeten natürlich an der Akazie. Leider war die Sonne schon aufgegangen, aber wir konnten sie gerade noch so in den Ästen der Akazie erwischen. Der Wolkenschleier machte das morgendliche Farbenspiel zu etwas ganz Besonderem und alles leuchtete in den bekannten afrikanischen Rottönen. Hinter der Akazie sah man die Weite der Etoshapfanne. Jetzt hätten nur noch ein paar Zebras gefehlt, aber auch die Stille der Ebene war überaus reizvoll.
Am Wasserloch war leider gar nichts los. Wir suchten angestrengt die Umgebung ab, aber leider erfolglos. So fuhren wir zurück nach Okaukuejo. Von dort aus ging es auf der Hauptstraße weiter bis nach Nebrownii, wo zwei Gamedrive-Autos vollbeladen mit Leuten standen. Da war sicher etwas los. Wir fuhren langsam zum Wasserloch. Dort tranken gerade drei Löwen, eine Löwin und ihre zwei halbstarken Jungen. Doch leider waren sie in diesem Augenblick auch schon fertig und gingen in Richtung Straße vor. Wir fuhren sofort zurück und wirklich, die drei kamen direkt auf uns zu. Die anderen Autos kamen uns natürlich hinterher und immer mehr Autos fanden sich ein. Schon bald war die Straße mit Autos verstopft und die Löwen gingen etwas unsicher auf der rechten Straßenseite herum und trauten sich nicht zwischen den Autos durch. Sie warteten noch etwas und die zwei jungen Löwen köpfelten kurz, dann schüttelte sich der eine und das sah einfach köstlich aus. Wir lachten herzhaft, als Chris mir das Bild zeigte, auf dem er den Buben erwischt hatte. Große Augen und ein dümmlicher Blick, dass hätte durchaus unser Kater sein können, fanden wir.
Die Löwin führte ihre beiden Jungs an uns vorbei und dann liefen sie vor allen Autos über die Straße. Auf der anderen Straßenseite schauten sie sich noch einmal um und entschwanden bald unseren Blicken im hohen Gras.
Wir verließen die Hauptpiste und fuhren mal wieder über Gemsbokvlakte, wo diesmal nur wenige Tiere standen, nach Olifants. Dort waren überhaupt keine Tiere zu entdecken und so setzten wir den Weg in Richtung Aus fort. Natürlich hofften wir noch einmal auf unseren Leoparden und fuhren dementsprechend langsam. Fast genau an der gleichen Stelle; wo wir den Leoparden gesichtet hatten, kam uns nun ein riesiger Löwenpascha entgegen. Das ist ja unglaublich, dachten wir uns und waren überglücklich. Er markierte die gleichen Stellen, wie der Leopard und schenkte uns keinerlei Beachtung. Der prächtige Löwe ging nur genau in die andere Richtung, also auf uns zu und wieder im Gegenlicht. Wir wendeten und begleiteten den Burschen eine ganze Zeit. Doch als sich ein anderes Auto dazu gesellte, ließen wir ihn ziehen und fuhren vor zum Wasserloch.
An diesem Tag war uns das Löwenglück hold und so sahen wir bei Salvadora noch einmal die Löwen von gestern, faul in einer Senke in der Mittagshitze liegen. Jetzt waren es sogar neun Löwen. Leider lagen sie viel zu weit weg, so dass wir selbst mit dem Fernglas Mühe hatten, sie zu erkennen. Hinzu kam das Flimmern der Mittagshitze. Das war genau das Zeichen für uns, weiter in Richtung Halali zu fahren.
Dort angekommen schauten wir uns nach einer geeigneten Campsite um. Nah am Pool lief der Generator und die Plätze lagen dicht an dicht. Also fuhren wir noch eine Runde und entdeckten einen Stellplatz ganz am Rand. Der gefiel uns so gut, dass wir ihn gleich bezogen und unser Zeug rausstellten. Erst einmal gab es Mittag, denn unsere Mägen hingen schon durch und danach gab es ein kühles Bad im Pool. Chris holte uns noch ein leckeres Eis und wir faulenzten unter unserem Schirm am Pool in der Mittagshitze.
Am Nachmittag ging es wieder auf Tour. Wir fuhren die Wasserlöcher um Halali herum ab, aber leider ohne Tiersichtungserfolg. Erst als wir wieder an der Hauptstraße waren, konnten wir ein paar Trappen und dann einen Sekretär beim Jagen beobachten. Als wir weiter fuhren, sahen wir vor uns ein Auto ziemlich schnell fahren und dann war etwas auf der Straße. Als wir näher kamen erkannten wir eine Zebraschlange oder Gestreifte Speikobra (Naja nigricollis nigricincta), die sich wütend aufgestellt hatte und das Auto anzischte, das gerade an ihr vorbei gefahren war. Diese Schlange war zum Glück unversehrt und so konnten wir sie in ihrer ganzen Pracht bewundern. Kurze Zeit später hatte sie sich beruhigt und verschwand schnell in den Büschen.
Bei Salvadora waren nun keine Löwen mehr zu sehen, dafür saß ein Falke mit einer erbeuteten Maus in den Fängen in einem Busch. Seine roten Augen leuchteten toll in der Sonne. Leider fühlte er sich durch uns gestört und flog mit seiner Beute weiter weg in einen Baum, wo er dann genüsslich die Maus verspeiste.
In der Nähe vom Wasserloch Salvadora gibt es einen Weg 9 km entlang der Pfanne und den suchten wir uns für unsere Abendpirsch aus. Die Wahl erwies sich als perfekt, denn hier weideten riesige Zebraherden. Auch etliche Kuhantilopen sahen wir. Wir hatten uns schon gefragt, wo die großen Herden sind und hier standen sie vor uns. Langsam senkte sich die Sonne herab und wir standen genau in inmitten einer großen Zebraherde. Die Tiere waren mit Fressen beschäftigt, aber die Kleinen waren voller Übermut und hüpften neben ihren Müttern her. Einige Zebras waren auch noch sehr, sehr trächtig, so dass wir fast schon erwarteten, dass gleich ein Zebrababy zur Welt kommt. Einige Jungtiere balgten sich etwas und ließen ihre Zähne spielerisch blitzen. Wir blieben solange wir konnten, doch leider gab es ja die festen Gatezeiten und Halali gilt als sehr streng. Also rissen wir uns schweren Herzens von dieser Idylle los und fuhren zurück zur Campsite.
Eine Torseite war bereits geschlossen, aber wir kamen noch pünktlich mit einigen anderen Autos im Staubkonvoi an.
Der Campingplatz von Halali ist selten voll und so waren wir auch diesmal fast die einzigen Gäste. Etwas weiter entfernt hatte sich ein Camper mit zwei Deutschen gestellt, aber mehr Menschen sahen wir schon nicht von unserer Randcampsite aus.
Nach dem Essen wanderten wir noch zum beleuchteten Wasserloch, aber leider war gar nichts los. Wir warten eine Weile und genossen die Geräusche der Nacht, aber als sich weiterhin kein Tier blicken ließ, gingen wir zurück zu unserem Auto.
Müde verschwanden wir in unserem Dachzelt, als wir auf einmal durch ein Klirren und Krachen geweckt wurden. Wer hatte sich denn da auf unseren Campingplatz geschlichen und machte solchen Lärm? Neugierig schauten wir aus dem Zelt. Als sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sahen wir zwei Schatten, die vor sich hin randalierten und dabei auch noch frech schmatzten. Noch einmal gezwinkert, dann konnten wir die Täter erkennen, die uns mitten in der Nacht überfallen hatten. Es waren Honigdachse. Diese frechen Gesellen hingen um und in unserer Mülltonne und machten sich über die Essensreste her. Dabei war die Mülltonne eigentlich gesichert, aber gegen die Fresssucht der Dachse hatte sie keine Chance. Am witzigsten war der eine freche Kerl, den wir zuerst für einen schwarzen Müllsack hielten. Er hing kopfüber in der Tonne, hielt sich am Rand mit seinen Hinterfüßen fest und nur sein Schwanz schaute heraus. Dabei wühlte er in unseren Resten, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Es waren also sogar drei Honigdachse, die uns überfallen hatten. Wir schauten dem Treiben noch lange zu, aber dann wurden uns die Augen schwer und wir schlossen unser Fliegengitter.

Übernachtung: Halali, Campsite

Tageskilometer:  245 km

Samstag, 29. Mai 2010 28. Tag

Am Morgen räumten wir erst einmal den Müll zusammen, den die frechen Dachse über unsere Campsite verteilt hatten. Dann das gleiche Spiel wie jeden Morgen, Zelt zusammenräumen, dann zusammen packen, die Waschräume aufsuchen, während nebenbei der Kaffee kochte und schon konnte es losgehen. Aber diesmal verquatschte Chris sich auf der Toilette mit dem deutschen Camper. So kam es, wie es kommen musste, wir waren nicht das erste Auto am Gate. Witzelnd saßen wir hinter dem Corolla, in dem zwei junge Burschen saßen und dachten uns so Sätze aus wie: ‚checkt mal Eure Reifen an der Tankstelle, ich glaube da geht Luft raus’, oder ‚Jungs, entweder lasst Ihr uns freiwillig vor, oder es wird schmerzhaft für Euch.’ Wir saßen jedenfalls gackernd und gut gelaunt im Auto, während die zwei vor uns natürlich nichts davon mitbekamen.
Kurze Zeit später standen die deutschen Camper hinter uns. Es waren auch Münchner, die mit ihrem eigenen Auto unterwegs waren und viel Zeit hatten. *seufz*
Als das Gate öffnete, fuhr der Corolla nach rechts und wir fuhren nach links. Wir wollten noch einmal nach Salvadora schauen und dann den tollen 9 km langen Dertour fahren. Wir besuchten zuerst Rietfontein. Dort war nicht wirklich etwas los und am Vormittag liegt das Wasserloch eh im Gegenlicht, also fuhren wir weiter. Auch in Salvadora erwarteten uns keine Löwen oder Antilopen. Also drehten wir um und fuhren zu dem Dertour. Dort trauten wir unseren Augen kaum. Waren es gestern viele Zebras, so waren es heute mindestens doppelt so viele. Das wussten wohl auch die Lodgeautos, denn hier trafen wir mindestens auf vier weitere Autos vollgeladen mit begeisterten Touristen. Uns ging es genauso. Ein wenig so stellen wir uns die Tierwanderungen in Kenia vor. Hier waren es zwar „nur“ Hunderte von Tieren, aber das Gefühl, so viele Zebras auf einem Fleck zu sehen war schier unbeschreiblich. Weite Savanne, soweit das Auge reicht und goldgelb schimmerndes Gras, das sich im Wind bewegte. Mittendrinn die vielen Tiere und immer wieder hörten wir das Wiehern der Zebras. Mütter mit ganz kleinen und auch größeren Jungen wanderten an uns vorbei. Dabei fiel mir eine Zebrastute besonders auf. Sie verteidigte ihr Kleines gegen fremde Zebras und sobald ihr ein anderes Tier zu nahe kam, zeigte sie ihre Zähne und drohte mächtig. Drehte das aufgeforderte Zebra nicht ab, schnappte sie wütend nach ihm.
Da wir an diesem Tag noch bis nach Namutoni wollten, rissen wir uns irgendwann von diesem überwältigenden Anblick los und machten uns auf den Weg.
Wir fuhren noch einmal die Wasserlöcher rund um Halali herum ab. Kurz vor dem Wasserloch Goas sprang ein Stück vor unserem Auto ein Steinböckchen auf die Straße. Das Kleine war so erschrocken über uns, dass es versuchte, mitten auf der Straße umzudrehen und fiel natürlich dabei hin. Zum Glück passierte der kleinen Antilope nichts und sie verschwand mit einem Schrecken in den Knochen im Gebüsch.
Unterwegs sahen wir dann endlich einmal einen Elefanten durch das hohe Gras wandern. Doch er war sehr weit weg und machte keinerlei Anstalten, näher zu kommen. Gemächlichen Schrittes durchwanderte er eine Herde Gnus und wir hofften schon, dass er vor zum Trinken kommt, denn wir standen bei Springbokfontein. Aber nichts. Er setzte zielstrebig seinen Weg fort, ohne uns auch nur einen Meter näher zu kommen. Geduldig warteten wir, denn wir wollten zu gerne den grauen Riesen aus der Nähe sehen, aber er blieb weit weg und bewegte sich weiter am Rand der Pfanne. Irgendwann gaben wir auf und setzten unseren Weg fort.
In Chudop erwartete uns wieder eine riesige Tieransammlung, denn dort hatten sich neben Zebras, Springböcken, Oryx, Kudus und Warzenschweinen auch viele Giraffen versammelt. Sie hatten einige Junge dabei und noch ein richtig kleines Giraffenbaby, das die älteren Giraffen nie aus den Augen ließen. Immer wieder tranken ein paar Giraffen, während andere die Umgebung musterten. Natürlich waren sie sehr schreckhaft und sprinteten immer wieder ein Stück vom Wasserloch weg. Dann kamen sie wieder zurück und tranken weiter. Gebannt verfolgten wir sehr lange das Gewusel an diesem Wasserloch. Chudop gehört eh zu unseren Lieblingswasserlöchern, denn hier kann man oft riesige Giraffengruppen und auch in den späten Nachmittags- und frühen Morgenstunden oft Hyänen antreffen. Jetzt am Mittag war eindeutig Giraffenzeit.
Als die Giraffen weiter zogen, machten auch wir uns auf den Weg nach Namutoni, denn es war schon sehr heiß und wir wollten noch einen schönen Campingplatz ergattern. Die darf man sich nämlich in Halali und Namutoni noch selber aussuchen, während man seinen Stellplatz in Okaukuejo zugewiesen bekommt.
Kurz vor dem Camp fragte Chris mich, was das denn für ein komisches Tier sei, oder ob es hier Hunde gäbe. Verwirrt schaute ich in die von ihm gezeigte Richtung und wirklich, dort lief ein eigenartiges Tier rum, das gerade aus dem Camp kam. Bei genauerer Betrachtung sah es aus, wie ein räudiger Schakal und bei noch genauerer Betrachtung erkannten wir einen saudreckigen Schakal, der sich in einem Schlammloch gesuhlt haben musste. Aber letzteres erkannten wir erst abends am PC, denn zur Tierbestimmung musste Chris sogleich ein Foto machen. War also wieder nichts mit der Entdeckung einer neuen Tierart. Dafür stellten wir fest, dass auch Schakale den Genuss von Schlammpackungen durchaus zu schätzen wissen. Jedenfalls hatte der Bursche bis zum Abend unser vollstes Mitgefühl, da wir von Räude ausgingen und ihm somit keine Überlebenschancen mehr einräumten.
Der Empfang an der Rezeption von Namutoni war sehr nett. Unsere Unterlagen wurden kurz geprüft und wir trugen uns mal wieder in ein Buch ein, dann durften wir auch schon auf die Campsite fahren. Zum Glück war noch sehr viel frei, so dass wir einen schönen sehr großen Stellplatz am Rand in Besitz nahmen, weit weg von den Toiletten und somit auch von eventuellen Overlandern.
Kurz nachdem wir unser Mittagessen verspeist hatten, hörten wir bekannte Geräusche. Es wuselte und fiepte um uns herum und unsere Freunde die Zebramangusten fielen wieder einmal über die Campsite her. Überall suchten sie nach Fressbarem. Unser Auto wurde unter die Lupe genommen, der Müll inspiziert und selbst wir wurden genauestens untersucht.
Am Pool waren wir die einzigen Gäste. Kaum lagen wir, hatten uns auch unsere Freunde, die Mangusten, gefunden und wuselten um den Pool herum.
Am Nachmittag fuhren wir zuerst um die Fisher‘s Pan, die anfangs ausgetrocknet vor uns lag. Kein Tier war zu sehen, aber die Landschaft begeisterte uns mächtig. Grüne Sträucher inmitten der trockenen aufgeplatzten weißschimmernden Erde, dazu wunderschöne Schäfchenwolken. Da schlug das Fotografenherz höher und die Wehmut setzte langsam ein. Jetzt wurde mir schlagartig bewusst, dass die letzte Nacht vor uns lag und wir dieses Naturparadies so bald nicht wieder sehen würden.
Zum Glück lenkte mich kurz darauf eine große Springbockherde von diesen trüben Gedanken ab. Die Tiere lagen zum Teil auf der freien Fläche und andere futterten sich durch das dichte Gras.
Etwas weiter vor zur Hauptstraße hatte es dann doch noch etwas Wasser auf den ebenen Flächen. Dort wanderten 5 Giraffen auf uns zu und überquerten kurz vor unserem Auto die Straße.
In Tsumcor hofften wir vergeblich auf Elefanten. Wir sahen nur einen tief in den Büschen direkt an der Hauptstraße. Wir fuhren an Stinkwater vorbei bis zum Parkplatz, aber Tiere sahen wir keine.
Am Abend mussten wir noch unbedingt in Klein Namutoni vorbei schauen. Auch dort waren wieder Giraffen beim Trinken und etwas weiter weg an der Zufahrt zum Dikdik Drive lag ein Löwenpaar in den Büschen im Gras. Sie waren  voll und ganz mit der Nachwuchsplanung beschäftigt und bis auf einen müden Blick vom König, bekamen wir nichts zu sehen. Zu erschöpft waren die Beiden.
Zum Sonnenuntergang fuhren wir noch einmal nach Chudop. Dort war allerdings das Gewusel vom Mittag vorbei und kein Tier war zu sehen. Auf dem Rückweg kamen uns dann noch einige Giraffen im Gegenlicht entgegen. Die Sonne schien bis zuletzt über der freien Fläche und wir blieben solange wir durften. Dann brausten wir zurück ins Camp.
Auf unserer Campsite war Resteessen angesagt. Extra dafür hatten wir uns noch ein Filet, Kartoffeln und eine Butternut aufgehoben. Das Essen wurde ein Gedicht. Kartoffel-Butternutauflauf und dazu außen knusprig und innen saftiges Rinderfilet mit Knoblauchbutter - was für ein Gaumenschmaus! Als Nachtisch hatten wir den dicken Körper der Butternut ausgehöhlt, gewürzt und mit Schafskäse gefüllt. Das Ganze kam in Alu direkt in die Glut, wo es Chris nach ca. 50 Minuten wieder herausholte. Eigentlich waren wir schon satt vom Auflauf und dem Filet, aber die Butternut war die Krönung und kein Stückchen blieb über.
Leicht überfuttert genossen wir den letzten Abend unter Afrikas Sternenhimmel, wobei mir immer wieder ein Seufzen über die Lippen flüchtete. Chris sah alles mal wieder praktischer und meinte: ‚na einen Tag haben wir ja noch‘. Dass der Tag aber in Windhoek mit dem Packen unserer Sachen endete, übersah er praktischerweise.
Jedenfalls saßen wir noch lange am Feuer und genossen den Abend. Etwas weiter weg, gleich neben den Toiletten, hatten sich ein paar junge Leute zusammen gefunden und grillten gemeinsam. Sie redeten so laut, als ob sie alleine auf der Welt wären und jeder, wirklich jeder hörte die Gespräche mit. Leute, die sich schon in ihre Zelte zurückgezogen hatten, kamen wieder heraus, um zu schauen, woher dieser Krach kam. So viel an Bewegung habe ich noch nie an einem Abend auf einer Campsite erlebt. Immer wieder gingen Leute scheinbar fassungslos an den Krachmachern vorbei, aber keiner sagte ein Wort. Wir kamen uns wie auf einer Theatervorführung vor. Da sie deutsch sprachen, konnten wir auch noch jedes Wort verstehen. Wir amüsierten uns prächtig, waren aber auch froh ca. 100 Meter von ihnen entfernt zu sein. So war ich jedenfalls von meinen trüben Gedanken abgelenkt und musste Chris fast gewaltsam davon abhalten, ein drittes Mal an deren Feuer vorbei zu latschen. Die 5 hätten fast Eintritt verlangen können.
Da bei denen kein Ende abzusehen war gingen wir doch irgendwann zu Bett. Aber es war wie immer: kaum lag mein Kopf auf dem Kissen, schon war ich weit weg und bekam um mich herum nichts mehr mit.

Übernachtung: Namutoni, Campsite

Tageskilometer:  290 km

Sonntag, 30. Mai 2010 29. Tag

Da war er nun, unser allerletzter ganzer Tag in Afrika. Am liebsten wäre ich gar nicht erst aufgestanden, aber leider hatten wir so doofe Tickets im Gepäck, die uns ganz sicher wieder nach Deutschland zurück bringen würden. Und dann war da ja auch noch Chris, der mich mit unseren Katzen lockte.
Diesmal räumte ich das Zelt ganz aus und unsere Rücksitzbank war bald völlig zugebaut mit Kissen, Schlafsäcken, Decken und dem üblichen Kleinkram, aber irgendwie ging es.
Das Gate öffnete sehr pünktlich und witzigerweise eher; als die anderen beiden Camps. Das war uns nur recht. Wir fuhren erst einmal nach Klein Namutoni, aber leider waren die Löwen über Nacht abgewandert, oder tiefer in die Büsche gelaufen. Wir sahen jedenfalls keine.
In Chudop stand schon ein Auto, als wir uns näherten. Gespannt schauten wir hinab zum Wasserloch und entdeckten zwei Hyänen, die gerade trinken wollten. Die eine Hyäne rechts von uns ließ sich überhaupt nicht stören und trank gierig. Als sie ihren Durst gestillt hatte, lief sie zu der anderen Hyäne, die etwas weiter weg auf sie wartete und zusammen trollten sie sich in die Büsche.
Weiter ging die Fahrt. Unser nächster Stopp war Kalkheuwel. Schon auf dem Weg dorthin begegneten uns etliche Perlhühner, aber am Wasserloch war die Hölle los. Man hatte fast das Gefühl, dass sich dort sämtliche Perlhühner der Etosha zum Morgentratsch verabredet hätten. Es wuselte nur so. Staub flog und immer wieder liefen sie aufgescheuchte wie Hühner umher. Es war eine richtige Show.
Wieder zurück auf der Straße machte Chris auf einmal einen Schlenker und bremste dann das Auto ab. Was war denn nun schon wieder, wunderte ich mich, denn ich hatte kein Tier gesehen. Chris wendete und wir fuhren langsam zurück. Mitten auf der Straße stand ein Chamäleon. Das war vielleicht sauer. Pechschwarz fauchte es uns an. Als Chris es zwischen seine Reifen nehmen musste, war es noch grün. Es hatte also einen mächtigen Schrecken bekommen. Wir waren froh, dass dem kleinen Giftzwerg nichts passiert war und setzten unsere Fahrt nach Okaukuejo fort.
Um Halali herum bewunderten wir wieder große Tierherden, die sich durch das Gras der Etosha fraßen. Natürlich bogen wir bei Salvadora ab, denn wir hofften noch einmal auf unsere Löwen. Doch zuerst sahen wir zwei dunkle Schatten, die sich als Honigdachse herausstellten. Sie wuselten aufgeregt umher und gaben uns leider keine Chance, sie zu fotografieren. Kurz mal umgedreht und Zähne gezeigt, schon waren sie verschwunden. Bei Sueda sahen wir schon etliche Autos stehen. Dort sind sicher die Löwen, mutmaßten wir. Weit entfernt im Gras konnten wir dann den Pascha mit seiner Herzensdame entdecken. Die Beiden waren ebenfalls mit der Vergrößerung des Rudels beschäftigt und schon sehr ausgelaugt. Leider hatten wir keine Zeit, denn wir mussten ja noch nach Windhoek weiter, also setzten wir die Fahrt fort.
Chris wollte eigentlich nicht mehr über Aus fahren, aber ich quengelte so lange, bis er nachgab und von der Hauptstrecke abbog. In Aus entdeckten wir eine Kudufamilie, die gerade zum Trinken ging und in Olifantsbad stand eine Giraffe am Wasser. Leider hatten wir diesmal auf der Zwischenstrecke kein Glück, obwohl der Leopard unserer Meinung nach wieder dran war. Aber der hielt sich einfach nicht an unsere Regeln.
In Gemsbokvlakte standen wieder Massen an Gnus, Springböcken und Zebras, aber auch hier hielten wir uns nicht lange auf. Zu weit war der Weg und Chris wollte unbedingt noch nach Düsternbrook; also drängelte er dementsprechend.
In Okaukuejo gingen wir obligatorisch ein letztes Mal ans Wasserloch und wurden auch von Zebras, Gnus und Springböcken verabschiedet. Ich sog die Szenen richtig in mich auf, denn es wird lange dauern, bis ich wieder einmal hier an diesem Wasserloch stehen werde. Melancholisch schlurfte ich zum Auto zurück und hatte das Gefühl, eine schwere Last mit mir rumzuschleppen. Es war so warm, die Luft voller typischer Gerüche, Webervögel zwitscherten um uns herum und ich fand es überhaupt nicht lustig, dass der Urlaub nun zu Ende war.
Kurz vor dem Gate standen etliche Springböcke und Zebras und winkten uns zum Abschied zu. Klar kommen wir wieder!
Unterwegs telefonierte Chris mit Düsternbrook und meldete uns zur Fütterung an. Ich hatte weder Lust auf eingesperrte Tiere, noch auf eine späte Anreise in Windhoek, da wir ja noch packen mussten, aber kein Argument half. Wir landeten etliche Farmtore später auf dem Parkplatz von Düsternbrook. Gerade noch rechtzeitig, denn kaum waren wir da, ging es los.
Zuerst fuhren wir zu den Geparden, die uns schon hungrig erwarteten. Sie bettelten in den höchsten Tönen und versuchten immer wieder die Aufmerksamkeit des Fahrers auf sie zu ziehen, um so viel wie möglich von den Hühnchenteilen abzubekommen.
Danach ging es weiter zu einem der beiden Leoparden. Der Leopard im anderen Gehege lief aufgeregt am Zaun entlang, aber unserer ließ sich nicht blicken. Der Fahrer befestigte das Fleisch auf dem Baum und plötzlich, wie aus dem Nichts, war der Leopard da. Brav ging er nach oben und machte sich über den Fleischknochen her. Als er den Knochen abgerissen hatte kam er mit ihm nach unten und erhielt dort auch noch ein paar Fleischbrocken.
Ich hätte das Ganze nicht gebraucht, aber Chris war glücklich, noch einmal einen Leoparden aus der Nähe anschauen zu können.
Im schönsten Licht fuhren wir Windhoek entgegen. Leider hatte Claudia nichts mehr frei und hatte uns in der Pension Bougenvilla einquartiert.

Sie war sehr schön angelegt und auch die Zimmer gefielen uns sehr gut. Wir vermissten jedoch die persönliche Note. Aber wir wollten ja eh nur noch packen und so entluden wir das Auto und trugen alles nach drinnen. Dort machte ich mich ans Packen, während Chris unsere Afrika-Kisten zusammen packte. Eigentlich hätten wir uns noch mit Carsten Möhle treffen wollen, aber die Zeit war gegen uns. So sagte Chris ab und ich packte weiter. Es wurde richtig spät und wir aßen nur noch unsere Reste. Dann fielen wir ins Bett und wachten erst wieder mit dem Weckerklingeln auf.
Mit unserem Auto fuhren wir noch zum Flughafen, wo Chris den Schlüssel an der Info für Hubert abgab. Vorher hatten wir schon unsere Koffer abgegeben und warteten nun im Bistro auf unser Frühstück. Neidvoll sahen wir den Flieger landen und etliche gutgelaunte Touristen in Namibia einfallen. Aber unser Frühstück schmeckte trotzdem und der Cappuccino war richtig gut - fast so wie daheim. Damit ich nicht so traurig bin, bekam ich sogar noch einen zweiten Becher, den ich genüsslich wegschlürfte.
Der Rückflug verlief ohne Probleme. Wir lasen in unseren Büchern, informierten uns über die Neuigkeiten in Deutschland, wie den Rücktritt Köhlers und schauten ein paar Filme an.
Am Flughafen wartete Chris Mutti schon freudig auf uns. Es gab viel zu erzählen und schon bald standen wir vor unserer Wohnungstür.
Naja, irgendwie war es schon schön, nach 4 Wochen wieder nach Hause zu kommen. Aber am meisten freuten wir uns über unsere Katzen, die uns sofort begrüßten.

Kilometer: 665 km (mit Gamedrive und Düsternbrook)

Wie immer schaue ich voller Wehmut und Fernweh auf unsere Abenteuer der letzten Wochen zurück. Wie immer reichte die Zeit hinten und vorne nicht aus. Wie immer wartete ich vergeblich auf den Zeitpunkt, an dem ich sage, jetzt ist gut, ich mag nach Hause. …Und wie immer sitze ich jetzt, nachdem der Reisebericht fertig ist, da und fühle eine Leere in mir, die nur Afrika hinterlässt.
Wir hatten so viele einmalig schöne Tiererlebnisse, wofür wir sehr dankbar sind. Wir genossen die Zeit, die wir in unserem Traumland verbringen durften in vollen Zügen und tankten unsere Batterien wieder voll auf. Immer noch rieche ich den Staub, höre die Vögel zwitschern und habe den fantastischen Sternenhimmel vor Augen.
Ich muss zum Glück diesmal nur bis zum September 2011 warten, dann geht es wieder heim nach Afrika. Zusammen mit unserem Freund Ralf wollen wir dann nach Zimbabwe und endlich einmal wieder in die Nationalparks Botswanas, denn nächstes Jahr hat Ralf sein 10 jähriges und da können wir ihn ja nicht alleine fahren lassen.

Vielen lieben Dank meinen fleißigen Korrekturlesern und allen, die mit uns mitgereist sind.